Nr. 168.- 1914.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Anständige Gegner.
Jm„ Berl. Tgbl" fchreibt ein Deutscher, der mit vielen anderen in Frankreich gefangen war, u. a. folgendes:
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Bei der Ankunft um 7 Uhr abends in Alençon blieben Männer und Frauen weiter getrennt, und von aufgepflanzten Bajonetten begleitet, ging es in unsere Quartiere. Es ar Sonntag. Um 9 Uhr erhielten die Männer die Erlaubnis, ihre Frauen aufzusuchen. Der Oberst erschien und entschuldigte sich, sagte:„ Meine Kinder, Ihr habt es nicht gut, aber wir waren nicht vorbereitet, morgen wird es besser sein." Mittag war herangekommen, wir sollten in einer Kaserne Essen erhalten. Leider war bei unserer Ankunft nichts mehr vorhanden. Als das Mannschaften und Offiziere, die im Hof aßen, hörten, standen sie auf, reinigten ihre Eßgeräte und gaben uns von ihrem Brot und Fleisch, Wer Geld hatte, erhielt die Erlaubnis, fich für die Nacht privatim ein Zimmer zu mieten. Unsere drei Frauen erhielten ein einfaches Unterkommen für 3 Frank. Abends erhielten wir Brot und Fleisch und Obstwein: 1 Liter zu 25 Centimes. Am Montag, den 10. Auguft erfolgte unsere genaue Messung auf der Präfektur in Alençon und unsere Bässe wurden uns übergeben, mit dem Bemerken, daß gerüchtweise verlaute, die Schweiz mobilifiere, und daß man uns an die italienische Grenze bringen müsse. Mittags befamen wir in der Kaserne warmes Effen auf neuem Geschirr.. Ein Soldat, der unsere Pässe nachsah, fagte zu meiner zitternden, weinenden Frau:„ Weinen Sie nicht, Madame, ich bin fein Preuße, ich töte Sie nicht gleich." Am Sonntag, den 16. August, früh 6 Uhr, wurden wir zur Bahn gerufen und von dort mit anderen Männern und Frauen, unter dem Verdacht der Spionage von bewaffneten Beamten nach Bourg transportiert. Dort empfing uns ein liebenswürdiger General auf dem Generalfommando. Er fand unsere Papiere in Ordnung, telephonierte nach der Bahn, ein Spezialkommissar erschien, versah unsere Pässe mit seiner Unterschrift und seinem Stempel und sagte, daß wir zur Abreise nach Genf entlassen wären."
Freitag, 28. Auguft.
„ Ach wo, deutscher Soldat steht blau und rot aus. Nun tommen fanterie im Ballantriege bei den Gebirgsmärschen Strecken von Sie mit, gehen Sie nach Proftten und bringen Sie mir Nachricht, 15 Kilometer in 5 Tagen zurück! Die Geschwindigkeit des Marsches ob dort Militär steht. Ich werde Sie schwer dafür bezahlen... allein ist fein Maßstab für seine Güte: es tommt darauf an, daß sehr schwer werde ich Sie bezahlen." die Truppen zahlenmäßig nicht zu sehr geschwächt und die Ge
„ Der Sieg liegt in den Beinen der Soldaten!"
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Kleines Feuilleton.
Am
Eine Philippika gegen die deutschen Damen. ( Aus einem Artikel der bekannten Schriftstellerin Gabriele Reuter im„ Tag" vom 26. Auguſt.)
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Der Inspektor weigert sich, der Ruffe droht. Als er damit fechtstüchtigkeit nicht durch Ermüdung herabgedrückt wird. Ohne nichts erreicht, wendet er sich an einen törperlich und geistig zurüd- Marschverluste geht es bei den Märschen fast niemals ab. Die gebliebenen Jungen von 18 Jahren mit dem gleichen Vorschlag und Engländer marschierten im südafrikanischen Kriege von Bloemnimmt ihn mit. Im Abreiten sagt er ganz höflich:" Ich danke fontein nach Pretoria . Ihre Marschgeschwindigkeit war gut, Ihnen und bitte um Entschuldigung. Sie können weiterarbeiten." denn sie legten in 19 Tagen 480 Kilometer zurück, durchAllein sie verloren daschnittlich am Tage 26 Kilometer. Bei an Marschkranken 3-5 Broz. Wohl das furchtbarste Beispiel für große Marschverluste ist der Marsch der großen Armee Napoleons , die erstaunlich schnell vorwärts tam, aber Riesenmengen ihrer Kämpfer unterwegs verlor. Am 24. Juni 1812 Am 28. Juli bei Witebsk am Njemen zählte sie 293 000 Mann. waren nur noch 193 000 Mann vorhanden, so hatte die tropische Der Marschall St. Chr mußte " Der Sieg liegt in den Beinen der Soldaten!" dieses alte Size den Truppen mitgespielt. Wort des Marschalls Moriz von Sachsen gilt heute noch genau so melden, daß täglich an Fußkranten und Nachzüglern ein volles gut wie einst. Eine Armee, die am 5. November bei Noßbach, am Bataillon zurückbleibe". Die Verluste in Gefechten waren verhältnis. 5. Dezember bei Leuthen schlagen konnte, zählt für zwei" diefer mäßig sehr gering; bis zur Mitte des August ettva 10 000 Mann. Ausspruch Molttes enthält seine Begründung. Seit langem legt am 20. August nahmen am Uebergang über den Dniepr nur noch 156 000 man bei uns außerordentlich hohen Wert auf die Marschtüchtigkeit Mann teil; am 7. September waren bei Borodino noch 142 000 und die Fußbekleidung der Truppen; Märsche sind und bleiben die Mann übrig, und am 15. September, nachdem man also in 83 Tagen Grundlage der Kriegstätigkeit; wer schneller und besser marschiert, 1000 Kilometer marschiert war, tamen in Moskau 105 000 Mann, schlägt den Gegner, und die Kriegsgeschichte fennt viele Beispiele, also etwas über ein Drittel des anfänglichen Bestandes, an. wo ein guter Marsch zum Siege, ein schlechter zur Niederlage 18. Oftober brachen 106 000 Mann von Moskau auf, am 9. November geführt hat. Gut und schlecht bedeutet aber nicht nur schnell oder waren bei Smolenst noch 50 000 Mann vorhanden, und am langsam und mit geringen oder großen Verlusten an Fuß- oder 28. November war die große Armee auf 32 000 Mann zusammenMarschkranten, sondern es spielen auch viele andere Einzel- geschmolzen. heiten eine große Rolle. Es sei an den trefflichen Marsch der japanischen Garde- Reserve- Brigade erinnert, die während der Schlacht am Schaho in 22 Tagen vom rechten nach dem linken Flügel marschierte und sich dabei um 80 Kilometer verschob, sowie andererseits an den Marich Mac Mahons im August 1870, der den französischen Führer gerade an dem Tage zur Schlacht führte, den er als Ruhetag angesetzt hatte. Gute und schlechte Marschleistungen Und im Lol.- Anz." erzählt Friz Slowronnel 3. B. neben hängen neben der Üebung und der Fußbekleidung von vielen Dingen Auch waren diefe vierundbierzig Friedensjahre bes Wohlallerlei unverbürgten Schauergeschichten: die Russen„ benahmen sich ab, so von der Art und der Beschaffenheit der Wege, vom Wetter, lebens, der satten Behaglichkeit keineswegs geeignet, große heroische ganz anständig, nur die Obstbäume im Garten wurden geplündert, von verzögernden Hindernissen wie etwa Flußläufen oder Brücken, Gefühle in uns zu erwecken, uns zu frohen Kämpferinnen zu er und der Besizer mußte alle seine Bigarren und Spirituosen aus- fchließlich aber auch von piychologischen Einflüssen. So ist eine sichere ziehen. Ich fürchte, es gibt unter uns einige, die weniger um die liefern." Erfahrung, daß der ferne Kanonendonner die Marschleistung einer zur Ehre des Waterlandes als um die eigene Gestenz bangen, die sich Interessant ist auch folgende Episode aus dem Kreise Johannis- Schlacht heranziehenden Truppenabteilung erhöht, so deß auch Mann- erbittern lassen, weil ihrer Selbstfucht plöglich Opfer zugemutet werden, schaften aufs Schlachtfeld kommen, die es ohne den Kanonendonner vieldie sie niemals gedacht haben... Während des Mähens ritten die Russen hin und her, leicht nicht rechtzeitig erreicht hätten. Unter einer guten DurchUeber Europa waltet die Zuchtrute Gottes! Furchtbar kümmerten sich aber nicht um die arbeitenden Deutschen . Am schnittsleistung versteht man gegenwärtig bei Fußtruppen 20 bis 25 und schauerlich hat er sich aufgerichtet, der Weltgeist, und mit grauSonnabend wurde die Arbeit fortgefeßt und bis Vesper beendigt. Kilometer Marsch am Tage; 25 bis 30 Kilometer sind schon be- famer Gewalt hineingegriffen in den trägen Fluß des Geschehens. Als die Arbeiter sich niederließen, um ihr Brot zu verzehren, deutend beffer als Durchschnitt, und wenn Gewaltmärsche nötig sind, Er wird sie durcheinanderwirbeln, die in hochmütigem Nationalismus sprengten plöglich 15 Russen heran und umzingelten fie mit ein werden 60 Kilometer oder mehr innerhalb von 24 Stunden be- sich abschlossen von ihren Menschenbrüdern, und die sich nicht kennen gelegten Lanzen. Ihr Anführer, ein Leutnant, hielt eine Browning- wältigt. Es gibt aber auch gute Durchschnittsleistungen, die weit lernen wollten in der Liebe die werden sich nun kennen lernen pistole in der Hand. hinter diesen Zahlen zurückbleiben. Beim Balkantriege 1877/78 im Haß wie nie zubor. im Haß wie nie zubor. Mit scharfgeschliffenem Messer wird er das fonnte Gurko im Sommer täglich nur 15 Kilometer zurücklegen, freffende Geschwür der unermeßlichen Geldgier und des wilden und im Winter sant die Marschleistung wegen des außerordentlich Neides, das uns gleich unseren Feinden zu vergiften drohte, herausschwierigen Geländes auf eine Tagesstrecke von 5 Stilometer, wie sie schneiden aus dem fetten Fleische dieses Geschlechtes! bei guten Wegen und gutem Wetter Infanterie sonst in einer Stunde Berpeitschen wird er die wüsten und die feinen Genießer, bis hinter fich bringen fann. Napoleons Truppen haben, so weit es sich ihren bebenden Nerven die Sucht nach neuen Sensationen vergeht um die Marschgeschwindigkeit handelt, immer gute Durchschnitte gehabt; und sie ohnmächtig im Staube mur noch um Stille flehen. Hinwegselbst auf dem Rückzuge marschierten sie von Moskau bis Kowno , also eine Strede von 1200 Kilometer in 58 Tagen mit einer Durchfegen wird er mit dem Sturmwind sausender Geschosse, in den schnittsgeschwindigkeit von 21 Kilometer. Einzelne Marschierer fönnen Feuern berstender Granaten die Werke dieser Afterkultur, bie sich zudie Heeresleistungen gewaltig übertreffen. Bei Gepäcivettmärschen sammenfeste aus Prozentum und Geilheit. Heraus aus dem Schlemmerleben, heraus aus dem mit feldmarschmäßiger Ausrüstung haben es die Rekordleute sogar mammonsdienst! Waren wir denn glücklich in diesem Aufschwung auf 10 Kilometer in der Stunde gebracht, also etwa doppelt so viel der Industrie, mit diesen verfeinerten Bedürfnissen, mit all den wie eine gut marschierende Truppe leistet. Im Kriege find solche Triumphen der Technit, mit dieser hochgesteigerten Bivilisation, Leistungen selbst bei den schlimmsten Gewaltmärschen auch nicht an die uns die Welt erschloß?. Nach Japan und ans Nordnähernd erzielt worden. Auffällig ist die Erscheinung, daß sich ge- tap reisten wir, aber wie viele fanden dort große Eindrücke? Sie schlagene Truppen auf dem Marsche ganz vorzüglich halten. Bon erlebten nur überall ihr feines, armseliges Jch! Waren unsere Wörth ist Mac Mahon in 12 Stunden nach Zabern marschiert, so daß Ehen friedevoll waren unsere Kinder von Herzen froh?.. in dieser Zeit 51 Kilometer zurückgelegt worden sind. Teile der Brigade Wieviel fönnen wir von den Frauen des Volkes lernen im Abbatucci legten jogar in 38 Stunden 120 Kilometer zurück! schweigenden Ertragen von Schicksalshärten, im flugen Einteilen und Liegen die Marschverhältnisse sehr ungünstig, fo rücken die Truppen Maßhalten mit wenigem. nur im Schneckenschritt vor. Als die Russen im Februar 1831 in ... Laßt uns nicht schreien in überheblichem Hochmut: Am Bolen einmarschierten, machte die Schneeschmelze das Mariachieren so deutschen Wesen soll die Welt genesen! schwierig, daß nur 2 Kilometer in der Stunde zurückgelegt wurden. Nein laßt uns in Demut arbeiten und ringen, auf daß wir Am 26. Dezember 1806 follte die Division Legrand von Ciechanow dieses deutsche Wesen, das verschüttet und zernichtet wurde von nach Bugurzyn marschieren. Die 15 Kilometer in dem aufgeweichten Prahlerei und Ehrgeiz, von Kleidertand und Frivolität, von allem, Boden erforderten volle 12 Stunden. Noch langsamer kam der Gegner vorwärts: Fürst Galizyn brach am 25. Dezember von was ihm gegensätzlich war, erst einmal in unferem eigenen Kreise zurückerobern..." Golymin auf, um im Nachtmarsche nach Slubowo zu gelangen. Die zehn Kilometer lange Strecke wurde in dreizehn Stunden zurückgelegt. Kommen der schlechten Beschaffenheit des ชน Weges noch so Geländeschwierigkeiten hinzu, finten die Dem Lokal- Anzeiger" schreibt ein Landsturmmann, der dicht Werte, fönnen dabei aber vor der Einberufung zu unserer siegreichen Armee steht, folgende Leistungen noch unter diese immer noch gute Marschleistungen bleiben. 1877 legte russische In- Zeilen:
Guten Tag, Leute, was tut Ihr hier?" fragte er auf russisch . Dann zeigte er auf die Mähmaschine und fragte deutsch : Was ist das für ein Apparat?" Als er teine Antwort erhielt, fragte er weiter: Habt Ihr Revolver?" Die Deutschen schwiegen wieder. Sie hatten alle die Ueberzeugung, daß sie im nächsten Augenblid niedergemezelt werden würden. Nun stiegen einige Ruffen ab und untersuchten jeden, ob er eine Waffe bei sich hätte. Nachdem dies geschehen war, winkte der Leutnant den Inspektor näher an sich heran und fragte ihn, ob er ein Russe, Pole oder Deutscher wäre. „ Ein deutscher Masur."
Fürchten Sie nichts, ich tue Ihnen nichts. Ich werde jezt einige Fragen an Sie richten, die Sie mir nach bestem Wissen be antworten müssen. Wo steht deutsches Militär?"
" Ich weiß nicht, Herr Leutnant." " Steht in Prosiken deutsches Militär? Stehen irgendwo in der Nähe größere Truppenmassen?"
"
aus dem Gut heraus."
Das weiß ich auch nicht, Herr Leutnant, ich komme ja nicht „ Gestern sind zwei Züge nach Prostfen gekommen. Haben fie Militär gebracht?"
" Ich weiß das wirklich nicht."
〃
Sagen Sie die Wahrheit, es wird Ihnen nichts geschehen. Wer will bei Ihnen den Krieg? Wollen die Bewohner Krieg?" „ Nein, Herr Leutnant. Wir sind friedliebend."
"
Ah, Eure Soldaten wollen den Krieg haben?"
„ Nein, auch nicht."
"
Aha, Euer Kaiser wollte den Krieg."
" Nein, Herr Leutnant, wir sind durch den Dreibund verpflichtet, Desterreich zu Hilfe zu kommen, wenn es von Rußland angegriffen wird."
" Weshalb schießt deutscher Landsturm auf unser Militär?" " Das ist fein Landsturm, das sind unsere Soldaten in grauer Uniform."
58]
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Jus und Recht.
Roman von Fred B. Hardt.
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Jämmerliche Feigheit wäre es gewesen, sagte sich Frank Werner, da er empfand, wie nahe er daran gewesen war, sich selbst auszulöschen als ob ich mich für schuldig, noch nachträglich für schuldig bekennen wollte!
Er schrieb mit klarer fester Hand auf einen Bogen, daß er auf die eingelegte Revision verzichte, und die über ihn verhängte Strafe sofort antrete.
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Männerstolz hinter Kaiferautos.
Und dann, dann würde ihm fast nichts mehr bleiben. Er war arm geworden, bitterlich arm.
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Vor dem Armsein, vor der Dürftigkeit hatte er immer ein Grauen empfunden. Er war auf der Sonnenseite geboren, es fröstelte ihn, wenn er nach der Schattenseite hinübersah. Das Bedürfnis nach einer heiteren Umgebung, die Sehnsucht nach Schönem und künstlerisch Wertvollem, seine Bücher Aber seine Ueberlegung reichte nur für das Nächste. Wie und Teppiche, die Freude, da und dort helfend eingreifen er die Kraft finden würde, auch die weiteren Schritte zu gehen, zu können, das köstliche Gefühl der Unabhängigkeit alles das wußte er noch nicht. Er war wie einer, der einen steilen das, worin sein Wohlbefinden wurzelte, sein Wesen Frische Abhang hinabklettert, von Felsen zu Felsen springend, und und Schaffensfreude schöpfte, fußte auf einem geregelten bei jedem weiteren Sprung einen neuen Abgrund vor sich Wohlstand. Wenn er erst ängstlich hätte nachrechnen müſſen, auftauchen sieht und noch nicht weiß, wie er die neue Gefahr so wären die Wünsche schon verblaßt, die Freude hätte ihren überwinden wird. Den ersten Schritt hatte er getan, und er Duft verloren. Sein Gutsein, seine Lebensbejahung war auf war entschlossen, hinabzusteigen. Er war mit beiden Füßen gesegnetem Boden erblüht und hatte leuchtende, stark duftende abgesprungen, doch was auf dem Boden des Abgrundes lag, Blüten hervorgebracht, nicht blasse duftloſe Blümchen der Beerkannte er noch nicht. Erst nach und nach sah er die Scherben scheidung, der Askese. Und dieser Garten war jämmerlich zerstampft. und er fühlte ihre zerbrochene Schönheit und bitterlich weh Doktor Renker zudte die Achseln. Offen gestanden, ich tat er sich an den Dornen, die da unten wucherten.
Das ist ungeheuerlich! Und dagegen ist nichts zu machen?" ,, Gar nichts. Diese wahnwißige Konstruktion ist eine Folge der Beweiswürdigung, in deren Rahmen der Richter ganz unkontrollierbar ist es auch sein muß, füge ich aus drücklich hinzu. Es wäre dasselbe, wenn die Kammer den Aussagen der Zeugin Blinker geglaubt und die phantastische Beschuldigung der Erpressung für wahr angesehen hätte, und infolgedessen zu einer Berurteilung wegen Erpressung gekommen wäre. Wie gesagt, das ist eine Beweiswürdigungsfrage, die der Nachprüfung in der Revision nicht unterliegt." frage, die der Nachprüfung in der Revision nicht unterliegt." ,, Also Revision an sich wäre möglich?" ,, Selbstverständlich.
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,, und hat denn die Revision keine Chancen?"
glaube nicht."
Diese Befürchtung bestätigte sich.
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Bei diesem Gedanken tauchte das Bild des Vaters auf: Sie saßen bei Tisch, etwas er konnte sich nicht erinnern, Es war ja nichts heil gebliben bei dem Erdrutsch, der ihn was es gewesen war- mißfiel ihm, er wollte etwas Schönere, erfaßt hatte. Wohl selten war ein Mensch so unverhofft Leuchtenderes haben, und im Unverftande seiner siebzehn Als das Urteil einige Tage später Frank Werner zu niedergeschlagen, so unbarmherzig herausgestoßen worden aus Jahre murrte er. Da meinte der Vater nachsichtig und liebegestellt wurde und er es geprüft hatte, mußte er sich über- einem gesegneten Wirken, aus tausend Hoffnungen und voll:„ Wenn es Dir, mein Sohn, bis an Dein Lebensende so zeugen, daß eine Revision gar keine Aussicht auf Erfolg haben Plänen, die wie reife köstliche Trauben um das Haus sich gut geht, wie bisher, und Du es immer so behaglich um Dich fönnte. Das Urteil war sorgsam ausgearbeitet und in der rankten und der Ernte warteten. Es war ihm nichts geblieben. haft, wie in Deinem Elternhause, dann kannst Du wohl recht Auch darüber wurde sich Frank Werner klar, daß diese zufrieden sein." Er hatte nie mehr an diese Worte des Begründung folgerichtig. Auch während der Situng waren feine Verstöße gegen irgendwelche prozessuale Bestimmungen Berurteilung und die erzwungene Aufgabe seines Berufes Vaters gedacht, doch jetzt, nach langen Jahren des Wohlseins, vorgekommen. Und nur dieses Formale hätte das Reichs- seinen pekuniären Zusammenbruch herbeiführen mußte. Um da seine beiden treuen Gefährten von ihm gegangen waren, gericht nachzuprüfen. Es war feine, aber auch gar keine Hoff. allen Verpflichtungen gerecht zu werden, war er gezwungen, und der väterliche Tisch zerschlagen lag, tauchten diese Worte nung mehr vorhanden, daß das Urteil umgestoßen werden auch das Erbteil anzugreifen, auf das er nach dem Tode seines des Vaters aus irgendeinem fernen Winkel seines Erinnerns Vaters zugunsten seiner Mutter verzichtet hatte. Allein das wieder auf, bekamen lebendigen Wert und ließen ihm um so In der Nacht nach der Verurteilung, in dieser unsäglich Auflösen des Haushaltes der Mutter in Leipzig , seiner Kanzlei, trostloser seinen Busammenbruch empfinden. Und in der Eingraufigen Nacht, da die Verzweiflung ihn würgte und sein das Lösen.des Mietvertrages der Villa auf dem Weißen Hirsch, famkeit der Gefängniszelle fehlte jedes versöhnende Licht, das Körper noch geschwächt war von den Ohnmachten, die Nerven würde große Summen verschlingen. Er konnte sich auch nicht die Härte hätte glätten oder da und dort noch einen Schein feinem Wollen noch nicht wieder gehorchten, war ihm wohl der entschließen, diejenigen, die ihm treu beigestanden hatten in von Hoffnung aufleuchten lassen können. Gedanke gekommen, sich selbst zu erlösen, aus freiem Ent- den vielen Monaten, von heute zu morgen zu entlassen. Er Wohl kamen Briefe von seinen Freunden, die in herzlichen schluß aus dem Kreise des Lebens zu treten. Hätte er in wollte nicht, daß sie aus dem zusammenbrechenden Hause Worten zu ihm sprachen. Daß seine Freunde trok dieser dieser jammerreichen Nacht eine Waffe bei fich gehabt oder ein flüchteten, und suchte ihnen wenigstens aus den Trümmern Schmach nicht an ihm irre werden würden, dessen war er sicher Freund ihm Gift gereicht, wäre er in Groll und Verzweiflung noch eine Hütte zu bauen, in denen fie Schuß finden konnten, gewesen und es hätte gar nicht dieser Briefe bedurft, um ihn fortgegangen. Aber heute, fünf Tage nach dieser Nacht des wenn er dazu auch Blanken und Bretter verwenden mußte, baran zu erinnern. Aber sie alle konnten nicht den Schmerz Entsezens und der Schwäche, hatten sich in ihm die lebendigen aus denen er für sich vielleicht noch ein Floß hätte zimmern lindern und ihm von außen einen Trost geben. Forts. folgt.) Kräfte der Bejahung wieder geregt.
fonnte.
fönnen.