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Nr. 172. 1914.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Mittwoch, 2. September.
Die Glocke Roelandt.
Zu Gent im alten Rathausturm die Glocke Roelandt
Sechshundert Jahr über Stadt und Sturm Klang ihr Gesang herab vom Turm' sechshundert Jahre.
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Viel tausend lasen den Glockenspruch: Mein Name ist Roelandt.
Klag' ich dumpf, so schüßt euch vor dem Brand! Schlag' ich hell, so zieht der Sieg ins Land." Oft schlug sie dumpf.
Und als neunzehnhundertvierzehn der
o Glocke Roelandt,
Tag und Nacht war herrlich erhellt,
Ernte segnete Feld um Feld
da schlug es dumpf.
[ Sommer tam,
Nacht war's, tein Volk vernahm den Schlag, Glocke Roelandt,
mitten aber im klagenden Schrei
jäh sprang dein guter Guß entzwei
erstorb'nes Geläute.
Anderen Tags auflodert ein Brand, tote Glocke,
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vor dem kein Turmschlag schüßen kann, Verschlingen wird er Kind, Weib und Mann in tausend, tausend Landen.
Verstummen werden viel Herzen wie du, Glocke Roelandt,
Saat wird verheert, Tat wird zerstört, bis wieder Volk um Volk Glockenton hört. Glocke der Welt, kling' bald!
Josef Luitpolb.
" Wohl mag den Blid ein Trauerflor umfangen..." Das Gedicht mit dieser Anfangszeile, das in den ersten Tagen der Trauer um Laffalle entstand, galt bis in die neunziger Jahre unangefochten als eine Gabe Georg Herweghs. Rudolf Lavants revolutionäre Gedichtsammlung Vorwärts", die in der zweiten Hälfte der ausnahmegesetzlichen Aera trop Verbots eine gute Verbreitung im deutschen Proletariat fand, hatte dem Gedicht Herweghs Namen bei gefeßt und damit ausgesprochen, was in sozialdemokratischen Kreisen festeingewurzelte Ansicht war. Auch der Vorwärts" fegte, als er am Montag einige Strophen aus dem Gedicht abdruckte, der UeberTieferung folgend, Herweghs Namen als den des Verfassers. Aber schon in den neunziger Jahren hatte sich Widerspruch gegen Herweghs Autorschaft erhoben, zumal Emma Herwegh , des Dichters Gattin, trat in heftiger Abwehr jener Ansicht entgegen. Wir müssen in der Tat den Glauben an Herweghs Autorschaft aufgeben.
Wer Herweghs Stil in jenen sechziger Jahren fennt, weiß, daß die Diktion des Nachrufs sich um ein weites Stüd von der
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Ein bayrischer Soldat.
Mein Vater war der Korbinian Glas, und er hat das Kreilleranwesen in der Gemeinde Gaimersheim gehabt. Wir waren drei Geschwister.
Der Aeltefte, mit Namen Joseph, dann ich und eine Schwester, die Anna Marie. Der Joseph ist um vier Jahre älter gewesen als ich. Mich hat die Mutter im Jahre 1846 zur Welt gebracht, und die Anna Merie ist spät gekommen, wo man es schon nicht mehr dachte; erst fünf Jahre nach meiner.
Das Anwesen meines Baters war nicht groß und auch nicht gar zu klein. Es sind zweiundzwanzig Tagwerk gewesen; über sechzehn Tagiert Aderland, vier Tagwerk Wiesen und nicht ganz zwei Tagwerf Holz.
In der besten Zeit hat mein Vater vier Rühe gehabt, auch zwei Ochsen, und er hat sich nicht leicht gehaust, weil er beim Uebernehmen givei Schwestern hat hinauszahlen müssen.
Wie ich aus der Schule gekommen bin und bei der Arbeit geholfen habe, ist es leichter gegangen, denn der Joseph war fleißig dabei und er hat schon viel versehen.
Da ist aber gleich wieder das Unglück dagewesen, weil beim Solzfahren der Wagen umgeschmissen hat, wodurch dem Joseph der rechte Fuß abgeschlagen worden ist.
Das ist gewesen im Winter 1864.
Die Doktorkosten haben den Vater zurückgeworfen, daß er im felbigen Jahre die Hypothekenginfen hat schuldig bleiben müssen, und sie sind ihm bloß gefristet worden, weil man ihn als fleißigen
Mann erkannte.
haben wir ihn eingegraben. Jetzt war ich der einzige Sohn, und Der Joseph ist frank geblieben, und nach anderthalb Jahren das Anwesen ist mir zugestanden. Selbiges Mal habe ich wenig dabei gedacht, und ich habe erst viel später erfahren, was das heißt, wenn man um ein Anwesen forgen muß.
Ein junger Mensch weiß das nicht und lebt bloß luftig dahin. Ich habe bei der Arbeit frisch zugreifen müssen, wie der Joseph nicht mehr da war, und ich habe meiner Sache gut vorgeftanden. Da bin ich aber im Jahre 1867 zum Militär gekommen. Den Vater hat es hart getroffen, denn er ist schon im fiebenundfünfzigsten Jahr gewesen, und er hat einen Knecht einstellen müssen.
Aber man kann nichts machen, und so bin ich zum zweiten Infanterieregiment Kronprinz eingerüdt, und ich habe meine Dienstzeit zwei Jahre ohne Strafe hinter mich gebracht.
Im Herbst 1869 habe ich herausdürfen, weil sich auch unser Lehrer Hofmann für meinen Vater verwendet hat, indem er eine Eingabe machte. Daheim habe ich das Anwesen regieren müffen; der Vater war den ganzen Winter nicht recht gesund, und er hat Ichon daran gedacht, daß ich bald übernehmen und heiraten soll,
tnappen, schhell zuschlagenden Festigkeit, die dem Dichter eigen war, entfernt. Der Abstand ist groß genug, um schon damit die besagte Nichtautorschaft zu begründen. Das Pathos des Gedichtes ist echt, doch es ist nicht Herweghs Pathos. Aber es gibt noch andere Mög lichkeiten, die Sache zu klären. Wahrscheinlich ist der Irr tum durch eine redaktionelle Unbeholfenheit mitverursacht worden. Man schlage den Nordstern" vom 24. Sep
tember 1864 auf.
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Der moderne Kreuzerkrieg.
Ursprünglich waren die Kreuzer nur Aufklärungsschiffe, deren Aufgabe es war, die feindliche Schlachtflotte aufzusuchen, ihre Stärke und ihre Bewegungen auszufundschaften. So sind die Streuzer gewissermaßen der Kavallerie zu vergleichen, der im Felde ähnliche Aufgaben in erster Linie zufallen. Gleich der Reiterei Der von K. Bruhn redigierte Nordstern", der in Hamburg haben die Kreuzer im Seekriege auch den Vorpostendienst zu überHerausfam, hatte sich den von Lassalle propagierten Anschauungen nehmen, um die eigene Schlachtflotte vor überraschenden Angriffen angeschlossen. In jener September Nummer widmete er die erste zu bewahren. Solche Angriffe erfolgen natürlich nicht durch Seite schwarzumrändert dichterischen Nachrufen an Lassalle . Er setzt den Namen des Toten mit Geburts- und Sterbedatum an den Kopf, gegnerische Schlachtschiffe; deren Annäherung und Angriff bleibt begreiflicherweise nicht unbemerkt. Es sind die gefährlichen fügt die Zeile hinzu:" Er starb, wie er lebte, im Kampf" und Flottillen der Torpedoboote und der modernsten Waffe zur See, schließt zwei nebeneinander angebrachte Vierzeiler an. Der links- der Unterseeboote, deren unbemerkte Annäherung es zu verhindern stehende ist ohne Unterschrift, der rechtsstehende ist von Sophie von gilt. Wie gefährlich diese Torpedoangriffe der Schlachtflotte wer Hazfeldt unterzeichnet, so daß man beim ersten hinschauen meint, ben können, das hat zu Beginn des russisch- japanischen Krieges der beide Bierzeiler gehörten zusammen. Aber das ist nach dem Inhalt und Stil ausgeschlossen, und was nun quer unter die beiden Grab- verblüffende Ueberfall der Japaner auf die russischen Schlachtsprüche gesezt ist, fann nur auf den links stehenden Spruch Bezug wertvolle Gefechtseinheiten der russischen Flotte kampfunfähig schiffe vor Port Arthur gezeigt, durch den von vornherein drei haben. Diese Unterschrift lautet:
heit die Leiche entführt hatte."
gemacht worden sind. Um ihre Aufgaben auf diesem Gebiet er „ Die vorstehenden inhaltsschweren Worte aus der Feder füllen zu können, ist es erforderlich, daß die Kreuzer nicht nur die nnseres Dichters Georg Gerwegs waren als Inschriften für Schlachtschiffe un Geschwindigkeit, sondern auch an Aktionsradius drei Schilder bestimmt, die in Berlin an dem Sarg Laffalles bes erheblich übertreffen. Gleichzeitig bedürfen sie einer starken Arfestigt werden sollten. Es mußte dieses unterbleiben, weil die mierung und eines ausreichenden Panzerschutzes für den Kampf Bolizei des Staates der Intelligenz in ihrer unwiderstehlichen Weis- mit den Aufklärungsschiffen des Feindes. Zum Kampf gegen die Torpedo- und Unterseeboote tragen sie eine große Anzahl sehr Grst nach diesen Worten ist unterschriftlos das Gedicht„ Am leistungsfähiger Schnellfeuergeschütze; denn nur mit deren Hilfe Grabe Ferdinand Lassalles"( Wohl mag den Blick usw.) als Abschluß ist es möglich, einem Massenangriff der flinken und überaus beder Seite abgedruckt. Nichts deutet in diesem zweifellos ersten weglichen Torpedoboote erfolgreich zu begegnen. Zeitungsabdrud auf die bisher angenommene Verfasserschaft Herweghs hin. Es gibt jedoch einen Nachruf von Herwegh und dieser, jener links angeordnete Grabspruch, heißt:
Ex ossibus ultor.
Dein Wert, es soll nicht untergehen, Es soll ein Rächer Dir erstehen, Er soll erstehen aus diesen Gebeinen,
So schwuren, so schwören Dir die Deinen.
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Die großen Marinen verfügen im allgemeinen über zwei Kreuzer auf jedes Schlachtschiff. Befindet sich die Hochseeflotte auf dem Marsche, so laufen diese Kreuzer den Panzergeschwadern weit voraus, um sowohl die Flanken wie den Rücken der Schlachtflotte gegen Torpedoangriffe, die vorwiegend unter dem Schutz der Dunkelheit versucht werden, zu decken. Eine der größten Schwierigteiten im Seefriege bildet die Angriffsmöglichkeit von allen Seiten, namentlich dann, wenn sich der Schauplaß nicht in der Nähe der Küste, sondern auf hohem Meere befindet. Infolgedessen bedarf Daß dieser Spruch in Vergessenheit geriet, rührt vor allem da- die Hochfeepangerflotte stets einer ganzen Kette von Aufklärungs. her, weil der Herausgeber der Neuen Gedichte" Herweghe, die 1877 freuzern, die über große Geschwindigkeiten verfügen. Je größer nach des Dichters Tode in Zürich bei Schabeliz erschienen, ihn nicht die Schnelligkeit der Kreuzer ist, um so eher sind sie imstande, die abgedruckt hat. Aus einer Anhangsnotiz, in der die Quellen der Torpedoboots fottillen zu verfolgen und wirksam zu bekämpfen. Neuen Gedichte" genannt sind, geht hervor, daß der„ Nordstern" Unabhängig von diesem Aufklärungsdienst bei der Schlachtfür die Sammelarbeit außer acht geblieben ist. Was auch daran au flotte ist die Verwendung dieser Schiffsklasse im eigentlichen merken ist, daß ein anderes, von Herwegh mit einer fräftigen Kreuzerfrieg. Der Zweck des Kreuzerkrieges liegt denn auch vorProsa- Einleitung bersebenes, von ihm aus einem römischen Land- wiegend in der fortwährenden Beunruhigung der feindlichen Häfen arbeiterflugblatt überfektes Gedicht nicht berücksichtigt und des- und Küsten sowie in der Zerstörung des feindlichen Seehandels. halb ebenfalls dem Proletariat von heute aus dem Gesichtskreis Der Schuß des eigenen Handelsschiffsverkehrs geht damit Hand in entschwunden ist. Es steht im„ Nordstern" vom 25. März 1865 und Hand. Schon daraus folgt, daß ein moderner, leistungsfähiger hat die Ueberschrift:" Die Soziale." Kreuzer soweit wie nur eben möglich von eigenen Stüßpunkten, Das bei dieser Gelegenheit. Aber wer hat nun den fälschlich d. h. Docks und Kohlenstationen, unabhängig sein muß. Er soll lange Herwegh zugeschriebenen Nachruf auf Lassalle verfaßt? Man wird Beit„ kreuzen", also hin und her fahren können, ohne die hohe fich mit einer Vermutung begnügen müssen. In den Anmerkungen See zur Aufnahme von Kohlen, Munition und Lebensmitteln verzur Anthologie„ Von unten auf" wird erwähnt, daß einer der von lassen zu müssen. Es ist das der Grund, weshalb gerade die Laffalle ernannten Bevollmächtigten zum Allgemeinen Deutschen Ar- Streuzer während der neuesten Beit in ihrem Deplacement außerGleichzeitig sind aber auch beiterverein, der Schneider Gustav Dedwig in Bremen , vor Jahren ordentlich gesteigert worden sind. mündlich äußerte, die Gräfin Hazfeldt habe ihm auf Befragen hin Panzerschutz und Armierung entsprechend verstärkt worden, so daß mitgeteilt, das schöne Gedicht auf Lassalles Tod sei von Eduard die großen Panzerkreuzer heute den Schlachtschiffen sehr ähnlich Willms. Der aus Solingen stammende Schwertarbeiter Willms sind. Mit dem Bau dieser Schiffe sind die Engländer und Ameriwar seit Anfang 1864, als Nachfolger Julius Vahlteichs, Sekretär des faner vorangegangen; aber auch die Flotten der übrigen Länder Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins , und Lassalle schägte ihn be- haben damit Schritt gehalten. So haben unsere großen Kreuzer fonders hoch. Franz Mehring hat gelegentlich privatim gesagt, daß der Moltke- Klasse, der z. B. der Banzerkreuzer Goeben" angehört, die Annahme der Autorschaft Willme' durch mancherlei ihm zu ein Deplacement von 23 000 Tonnen und eine Geschwindigkeit getragene Mitteilungen gestüßt werde. Trifft die Vermutung das von 28 bis 30 Snoten. Die Besatzung dieser großen Panzerfreuzer Richtige, so ließe uns nun das Gedicht nachempfinden, wie nah beträgt tausend Mann. Auch die Bestückung steht nicht wesentlich Lassalle sein nächster Mitarbeiter stand, und wir hätten an dem Ge- hinter der der modernen Dreadnoughts zurück. Noch vor wenigen dicht ein wertvolles Stück Pinchologie des zum Klaffenkampf er Jahren überschritten die Panzerfreuzer aller großen Marinen nicht wachenden deutschen Proletariats der Lassalle - Zeit. wesentlich das Deplacement von 14 000 Tonnen. Für den Naperfrieg würden erheblich fleinere Kreuzer von großer Geschwindig
frd.
Ich war vermeint, dem Sedlbauern von Edelshausen seine Tochter zu heiraten, weil sie dreitausend Gulden hatte, und auch hatte ich mit ihr schon eine Bekanntschaft.
Wir waren übereins, daß wir nach der Ernte protokollieren, und alles war in Ordnung. Da ist es im Juli 1870 gewesen. Das Heu war herein, und weil es bis zur Ernte noch Zeit war, habe ich für den Zimmermeister Maier Holz aus dem Forst gefahren.
Eines Tages, da waren wir jungen Burschen im Wirtshaus Feisammen. Da kam der Dienstbube vom Joseph Osterauer herein und sagte zu dem Jakob Knerrer, daß er muß hinauskommen; es ist ein Golbat draußen. Wir erschraten alle, weil der Postbote schon gesagt hatte, daß es im bayerischen Kurier steht, es gibt Krieg mit dem Napoleon .
Unteroffizier dagewesen. Alle jungen Burschen gingen hinaus, und wirklich ist ein
er
Der Jakob Knerrer fragte ihn, was er wolle, und er sagte, daß einen Einrufzettel habe.
Ich fragte ihn, ob er für mich auch einen habe.
Da sagte er, wir sollen zum Bürgermeister kommen; dort werden wir es sehen.
Als wir beim Bürgermeister in der Stube standen, zog der Unteroffizier seine Brieftasche heraus und nahm die Zettel in die Sans und las sie vor.
Er sagte: Jakob Knerrer, und gab ihm den Zettel. Er nahm den zweiten und sagte: Joseph Sturm.
Der war beim Stegmaier als erster Knecht im Dienst, und als er den Zettel nahm, sprangen ihm die Tränen über die Wangen herab, denn er sagte, er wisse schon, wie es im Kriege zugeht, weil er Anno 66 dabei war.
Der dritte Zettel war ich, und als den vierten rief er auf ben Georg Scheffler, und dann war er fertig.
Der Unteroffizier sagte, den anderen Tag müßten wir nach Lebewohl, er geht noch bis Siegmertshausen. München , wie es auf dem Bettel stehe, und dann sagte er uns
Wir Burschen sind noch mal in das Wirtshaus hinüber und haben lange miteinander geredet, denn für uns war kein Schlaf mehr vorhanden.
"
Jetzt habe ich mein Feiertagsgewand angezogen und habe ihnen noch einmal Lebewohl gesagt und reichte ihnen zum letztenmal die Hand, und auch der Anna Marie. Wie ich dreißig Schritte von unserem Hause weg war, habe ich umgeschaut, und ich habe mir gedacht, ich sehe Vater und Mutter nicht mehr.
Da habe ich auf ein neues weinen müssen. Ich ging schnell bis Edelshausen. Es war aber ein Sonntag und noch sehr früh bei Tag.
Als ich an das Haus beim Sedlbauer tam, war die Kreszenz noch nicht aufgestanden.
Ich nahm eine lange Stange und flopfte an ihr Fenster. Sie öffnete und fragte herunter, was es gibt. Ich sagte: reszenz, komm herunter, ich bin es und muß Abschied nehmen von Dir."
Sie erschrat und kam schnell. Da habe ich ihr erzählt, daß es Krieg gibt und daß ich einrücken muß.
Sie sagte mit Weinen:" Was fange ich an? Ich bin das fünfte Monat in der Hoffnung, und wenn das Kind kommt, hat es keinen Bater nicht mehr."
Ich sagte:" In Gottes Namen, ich werde doch nicht gleich erschossen werden, und wenn es aber der Falle wäre, so bete einen Waterunser für mich, denn Du weißt es schon, daß wir zwei ein. ander hätten geheiratet." Ich nahm sie um den Hals, und sie weinte bitterlich. Ich sagte:„ Lebewohl, es hilft nichts mehr, und ich habe nicht länger Zeit, denn in Jndersdorf muß ich beim Vetter auch noch Abschied nehmen."
Das war der Schuhmacher Berling, der eine Schwester von meiner Mutter hatte.
Ich ging bis Indersdorf , wo ich den Vetter besuchte. Er tat seinen Geldbeutel heraus und gab mir fünf Gulden. Ich sagte ihm Vergeltsgott und nahm ihn bei der Hand, und die Base auch. Dann ging ich weiter.
Beim Klosterbräu traf ich den Joseph Sturm; mit dem mar
schierte ich bis Röhrnoos, wo wir die Einrufzettel vorzeigten und in den Zug stiegen.
Alle Wägen waren voll Reservisten, die haben einrüden müssen. Ein paar haben gesungen und Spektakel gemacht, aber die mehreren sind still gewesen, denn es war uns nicht luftig zu mut. Einer war dabei von Hohenkammer , der hatte erst vor acht Der Vater und die Mutter waren schon im Bett, wie ich heim- Tagen Hochzeit gehabt und das Anwesen übernommen. Jezt hat er alles hint laffen müssen. gegangen bin; da habe ich sie nicht geweckt.
Den andern Tag in aller Frühe bin ich zum Kleeholen hinaus, und dann habe ich es den Eltern gesagt, daß ich fort muß in den Krieg.
Die Mutter hat es hergestoßen vor Weinen, und auch dem Vater und mir sind die Tränen heruntergelaufen.
Ich habe sie um den Segen gebeten und habe meine zwei Hände aufgehoben. Da haben fie mir das Kreuz gemacht und haben mich mit Weihwasser besprengt.
Dann fragte mich der Vater, ob ich ein Geld auch habe, und ich sagte, nicht recht viel.
Er ist in seine Kammer hinein und hat mir sechs Gulden gebracht. Aber die Mutter hat noch vier Gulden dazu getan.
So einen trifft es gleich noch härter.
In München habe ich mich in der Kaserne vom zweiten Regiment gestellt, wo wir unsere Ausrüstung faßten. Dann kamen wir ins Marsfeld. Ich bin in der neunten Kompagnie eingestellt
worden.
Da habe ich viele alle Kameraden getroffen, und wir haben uns begrüßt und aufgemuntert.
Der Georg Scheffler war jetzt auch in meiner Kompagnie, was mich sehr gefreut hat, weil wir von daheim reden konnten; in der elften Kompagnie standen einige von unserer Gegend; der Michael Hechtl und der Kaspar Pfündl, der Knecht beim Gitel in Habbach gewefen ist. ( Forts. folgt.)