Nr. 175.- 1914.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Saunabend, 5. September.
leitet hatten, ihn jo reichlich mit Getränken versorgt fanden, waren Als die Franzosen , die den Inhaber dieses Quartiers dorthin gefie fofort bemüht, ihn auch mit eßbaren Dingen zu versehen und die Getränke sich anzueignen. ,, Bis gegen Mitternacht," jo erzählt
Französische Einwohner von Einville, arme Tagelöhner, halfen Töpfen mit zierlich darauf geschriebener Inhaltsangabe. Aber die mir, den Toten unter der grausigen Ernte aufzusuchen. Sie haben Neugier meiner bäuerlichen Eskorte war damit noch nicht befriedigt. im Schweiße ihres Angesichts bei dem traurigen Werke geschafft, Sie entdeckten in der Küchenwand eine Tür zur Kellertreppe, stiegen Von einem Saarbrücker Geistlichen, der Luneville am Tage doch als ich sie entlohnen will, lehnen sie einmütig ab. O, dieser hinab, und bald verkündete ihr Ruf eine wichtige Entdeckung; ein junge tapfere Offizier!" rufen sie aus, o, sein tragisches Geschick, großartiges Lager gefüllter Flaschen Chablis, nicht moussierenden des Einzuges der Deutschen besuchte, um die Leiche eines gefalle- feine arme junge Frau! Nein, wir sind Christen, wir nehmen Champagners, Rotweine, und dazu noch zwei ganze Fässer unabnen Saarbrüder Offiziers zur Bestattung in seiner Heimat auf nichts!" Es ist mir unmöglich, sie für ihre Dienste zu bezahlen. gezogenen Weines. Ich bin überzeugt, Madame Marcelot hat ihn zusuchen, erhält die" Köln . 3tg." eine Schilderung dieser Fahrt, Ich reiche ihnen allen die Hand und danke ihnen tieferschüttert. nie getrunken, sondern nur gehalten, weil das hier zu einer vollder wir einiges entnehmen. Die Dorfstraße kommt ein trauriger Zug herauf. Voran der katho- ständigen Wirtschaft gehört." Am Sonntag, den 23. Aucast, nachmittags um 2 Uhr, zogen lische Pfarrer des Ortes, ein ehrwürdiges Haupt in grauem Haar, die deutschen Truppen mit klingendem Spiel in die Stadt Lune- neben ihm der Kaplan. Hinter ihnen sechs Wagen mit Pferden bille ein, die am Tage zuvor dem Ansturm unserer Truppen er bespannt und von Bauern geführt. In Haufen liegen die Toten legen war. Wir trafen noch an demselben Abend im Automobil in darauf, das Massengrab an der Friedhofsmauer nimmt sie auf zur Luneville ein. Daß wir auf dem Wege dahin das noch frische ewigen Ruhe! Bietich, als ich mich längst, so gut es gehen wollte, in meiner un Schlachtfeld passiert hatten, war mir infolge der Dunkelheit nicht Meim Weg geht wieder Heimwärts mit dem stillen Toten. Noch verschließbaren Eremitage verbarrikadiert und mit Strohjack, Stuhlzum Bewußtsein gekommen. Wohl lagen auf der Landstraße, die einmal halten wir vor einem Lazarett, in dem die Leiche eines teisten und Zimmerteppich mein originelles Lager in der guten mitten durch das Kampfgebiet führt und selbst ein Stück des heute früh seinen schweren Verlegungen erlegenen Obersten liegt. Witwe leerer Bettstelle bereitet hatte. hörte das Anpochen und Schlachtfeldes war, unzählige verendete Pferde, zum Teil noch in Tief erschüttert treten wir an das Totenlager. Auf der Erde ge- Bitten draußen nicht auf:„ Monsieur, encore une boutelle! c'est vollem Sattelzeug, daß aber außer den toten Pferden Hunderte bettet, mit dem Mantel bedeckt. Helm und Degen auf der Brust, pour vos camarades, pour vos pauvres soldats; ils n'ont rien von Leichen gefallener Kämpfer in den Straßengräben und recht daz Lager von dem treuen Burschen mit Blumen geschmückt, so à boire !"(„ Noch eine Flasche, Herr! Für Ihre Kameraden, für und links auf den Feldern lagen, diese graufige Erkenntnis liegt er da, trotz der schweren Wunden das Antlig voll tiefsten Ihre armen Soldaten, die nichts zu trinfen haben!") Diese Spitzsollte sich erst am anderen Morgen uns enthüllen, an dem mir ar Friedens. Ein Notsarg ist schnell hergerichtet, und ich nehme auch buben- ich möchte wissen, wieviel sie im Steller gelassen haben wurde, warum am Abend vorher fortgesetzt die weite Hochflöche diesen Toten auf dem mir zur Verfügung stehenden Lastauto mit werden, nachdem ich meinem Königreich vor neunzehn Stunden den ein Bild schauriger Schönheit von unzähligen Feuerbränden in die Heimat. Rücken gefehrt." erhellt war. Wir hatten den Todernden Lichtschein als von LagerWehe denen, die vor der Zeitgeschichte und vor der Weltfeuern herrührend angenommen; in Wirklichkeit waren es Feuer- geschichte die fürchterliche Verantwortung tragen für diesen entbrände gewesen, bei deren gespenstischem Flackern Soldaten das jeglichen Krieg, für den Jammer des blutigen Völferringens, den Schlachtfeld absuchten, schwer Verwundete und Tote zu suchen fein Menschenwort und keine Feder zu schildern vermag!... und zu bergen.
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Von den Türmen Lunevilles, deren scharfe Silhouetten sich bom sternbesäten Nachthimmel abhuben, schlug es 9 Uhr, als wir in die Stadt einfuhren.
Quartier in Feindesland.
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und seiner Einquartierung Freundschaft geschlossen. Dit genug wurde in Feindesland zwischen den Quartiergebern Co berichtete der badische Oberst Bey in seinen Kriegserinnerungen, wie er in
Coreelles les monts bei einem biederen reichen Landwirt ein quartiert war, der allabendlich sich gemütlich zu seiner Ginquartierung setzte und sich erzählen ließ, was es wiederum Neues gäbe. Jedem anderen gegenüber wäre es vielleicht tattlos gewesen, immer wieder von den Siegen der Deutschen zu sprechen; jener gute Alte aber bat Die Nacht verbrachten wir im Automobil, und die Müdigkeit fowie die naturgemäße Abspannung nach all den Eindrücken des Auch in Feindesland kann man behaglich leben. Ich kannte im ausdrücklich, man möchte ihn nicht schonen und ihm die Wahrheit bergangenen Tages verhalfen uns zu einem wenn auch nur un- Anfang der neunziger Jahre in Dresden einen penfionierten sagen, und dann rief er bei jedem Siege aus:" Pauvre France, ( Armes Frankreich , was soll ruhigen Schlaf. Wir fuhren am anderen Morgen in der Frühe( Magistratsbeamten. Den traf ich einmal auf einem Ausfluge nach que voulez- vous que je fasse;" ich tun?") Hören wollte er aber doch immer alles, und aus Luneville hinaus und hatten im nächsten Augenblick vor uns Moritzburg , dem in der Nähe Dresdens befindlichen Schlosse Auguſts dabei trant er gemütlich das Glas Bier und rauchte das gewaltige Schlachtfeld, über das wir am vergangenen Abead des Starfen. Als wir nun eine größere Anzahl Personen die Zigarre, die sich Oberit Vez hatte kommen lassen in der Dunkelheit gefahren waren. Wer vermag den entseblichen uns die Gemächer dieses nur selten bewohnten königlichen Schloſſes und mit denen er seinen Quartiergeber regalierte. Eines Tages Anblick des Leichenfeldes zu beschreiben. Da lagen die toten Feinde ansahen und der eine und der andere Ausrufe der Bewunderung aber, als plößlich Marschorder fam und die Badenſer weiter zogen, mit zerschossenen Leibern in den Straßengräben, an den Abhängen ausstieg, da meinte jener einfache Magistratsbeamte:„ Ja, und Böschungen, auf freiem Felde, unter und neben ihren Pferden, das ist gar nichts; mein Schloß, in dem ich einmal fechs war er sehr bewegt, nicht nur weil die unfreiwilligen Gäste ihn verließen, sondern weil er daraus auch sab, daß wieder etwas gegen furchtbare Bilder! Die Arme in abwehrender Haltung erste rrt, Wochen lang gewohnt, war weit prächtiger!" Alle Hörer ſeine" pauvre France" unternommen werde; er wünschte aber doch die Hände im Todeskampf zusammengetrampft, die Angesichter lachten und mancher glaubte wohl, der gute Mann ſei beim Abschied den Abziehenden Erhaltung von Leben und Gesundvon Blut und Staub bedeckt, von Kriegswut und Todesschrecken übergeschnappt. Aber nein, er bestätigte feine für Scherz berzerrt! Verlassene Munitionswagen, zum Teil umgestürzt, die gehaltene Mitteilung: 1870 war es geweien, als er in Frankreich in beit. Indessen kamen die Einquartierten wider Erwarten, da die Marschorder auf Mißverständnis beruhte, schon am andern Morgen Räder zerbrochen. Zerfetzte und beschmuzte Uniformstücke, saffen solchem Schlosse einquartiert war. Es war zwar nur ein gräfliches, aller Art zu Bergen getürmt. Furchtbar hat die Kriegsfurie hier aber doch viel prächtigeres Schloß noch gewefen als jenes fönigliche wieber zurück. Da war des Franzosen Freude fichtlich aufrichtig und gewütet; der Tod hat seine Ernte gehalten. Der entfehliche Blut- in Sachien, und er, der Erzähler, bewohnte es nur als Bursche eines lie wurde noch größer. als man ihm erzählte, daß es sich nur um geruch, der auf viele Stunden weit die ganze Gegend erfüllte Offiziers, der mit einigen anderen Offizieren und deren Burschen eine promenade militaire"( militärischen Spaziergang) gehandelt hier hat er sich mit Schweiß- und Verwesungsdünsten gemischt zu dort einquartiert war. Aber die Herren Burschen hatten dort ebenso babe und der pauvre France nichts geschehen sei. einem erstickenden Atem. Aber nicht einen einzigen Leichnam prächtige Gemächer zur Verfügung wie ihre Herren Offiziere, und Die Bevölkerung in Feindesland ist zu der Einquartierung, wenn eines deutschen Soldaten sahen wir. Große frische Erdhügel, sorg fie brauchten nicht einmal diese sonderlich zu bedienen, denn die gräf diese nichts Ungebührliches verlangt und nicht selbst sich den friedfältig geebnet und abgegrenzt, mit Holzfreuzen versehen, zeigten lichen Befizer des Schlosses hatten ihre gesamte Dienerschaft, Stödhe, lichen Leuten gegenüber feindlich zeigt, besser als in allgemeinen die Massengräber an, in denen die Kameradentreue unsere ge- Stallburschen und weibliche Dienstboten zurückgelassen, die die geglaubt wird. Wenigstens war das 1870 in Frankreich so der Fall, fallenen Helden bereits zur letzten Ruhe gebettet hatte. Sier wie deutschen Gäste mit den unerschöpflichen Vorräten von Küche und wo die Preußen als finderfressende, alles mordende Barbaren bei überall hatten unsere Soldaten zunächst für die Bething unserer Keller regalierten. den Franzosen verschrien warent, welche nun aber sahen, daß die Gefallenen gesorgt. Natürlich zieht nicht jedermann solch Glücklos, aber selbst be- Deutschen auch menschlich fühlten, die Angst, die sie vor der Einträchtlich bescheidenere Quartiere sind oft noch recht hübsch. Daß sie quartierung hatten, bekämpften und ihren unfreiwilligen Gästen das in Ställen, Scheunen, Eisenbahnwaggons, ja oft genug auf freiem Beste boten, das sie hatten. Vielfach wird erzählt, daß die QuartierFelde lagern müssen, das bringt der Krieg natürlich mit sich. Wo geber ordentlich überraicht waren, so menschlich fühlende Feinde vor aber Quartier gemacht wird, da suchen die Truppenquartiermeister sich zu sehen. Beim Abziehen wurden die guten Menschen dann oft selbstverständlich ihre Mannschaften so gut wie möglich unter- bebauert, daß sie gegen so grimmige Gegner ausrücken mußten, aubringen, und in Quartieren bei Belagerungen, wo man sich auf wie es die Franzosen sind. O, vous êtes perdus! Vous et tous Vous ne connaissez pas la längere Beit einrichten muß, fann man es fich oftmals recht behag- les autres, ces braves garçons. France et Paris et notre armée invicnible. Vous êtes perdus, lich machen. tous, tous!"(" D, Ihr seid verloren! Ihr und alle anderen, die armen Jungen! Ihr fennt Frankreich nicht und Paris und unser unbesiegbares Heer. Ihr seid alle verloren, alle!") So rief gerührt eine Französin der Einquartierung nach.
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Unser Weg führt uns nach Einville zum Feldla zarett Nr. 7. Welch eine Stätte namenlosen Jammers! Ich habe zwei Abende hier verlebt; ihr Grauen wird mir unvergeßlich sein. Da liegen die Sterbenden, vielleicht schon Toten, die Schwerve timundeten in der großen Villa, die einem französischen Notar gehört hat, Mann neben Mann. Und sie liegen unter dem freien Himmel, noch unverbunden, auf dem Rasen des großen Gartens vor dem Hause, Tag und Nacht. Die Aerzte arbeiten mit einer Hingebung, die ihresgleichen sucht, aber sie können die Riesenaufgabe nicht be- Ein reizendes Idyll zum Beispiel schildert Ludwig Pietic wältigen. Wir sehen, in der Dunkelheit tastend, Fuß vor Fuß, in seinen Kriegsbildern Von Berlin bis Paris ". Er hatte in die Verwundeten nicht zu verlegen, die Toten nicht zu treten; wir St. Germain einen Quartierzettel erhalten:„ Veuve( Witwe) steigen über sie hinweg. Ueber die dunkle Wiese Tausche ich hin: Marcelot." Und er fand ein fleines Häuschen mit Gärtchen, Ganz besonders erfreute es die Leute, wenn die kinderfressenden weg, wo sie gebettet liegen Kopf an Kopf. Eine scheuerliche Stille! das von seinen Besizern längst verlassen war. Die Tür war vom Nur hin und wieder ein leises Stöhnen. Dann wieder Grabes- Furier längst herausgeschlagen, und die alte Dame Marcelot hatte Barbaren" fich freundlich gegen die Kinder ertvieien. Felix Dahn , stille. Sind sie tot? Liegen sie im Sterben? Wir wissen es auf ihrer Flucht mitgenommen, was sie vermochte; die große Bett- der als Samariter in den Strieg gezogen war, erzählt: zumal daß nicht. Mir hat der Jammer und die Not der Schwerverletzten, stelle war des Himmels und sämtlicher Bettstücke beraubt. Aber ich, wie mich das Herz trieb, mit den netten Kindern eifrig spielte, die Tag und Nacht ohne jede Hilfe unter dem Himmel lagen, tief die Möbel," so erzählt Pietsch, stehen noch, als ob sie gegenwärtig gefiel den guten Leuten: sie hätten mich frant gefüttert, wehrte ich ins Herz geschnitten. Nie werde ich das Bild von Einville am wäre; jede Base, jedes der hundert Kästchen, Körbchen und nicht ab. die Frau schleppte ihr eigenes Kopftiffen auf mein ohneRhein- Marne- Kanal vergessen und den beklemmenden Blutatem Schächtelchen an feiner Stelle auf dem Kaminsims, Kommode, bin treffliches Bett." und später heißt es dann in seinem Bericht: dieser furchtbaren Stätte. Tischchen; jedes Bild an seinem Wandplay, den es sicher dort seit Als ich die Treppe hinabstieg, war alles still und leer: die Hausder nahen Kirche, die einquartierten SolUnd ich habe dann den Toten, den ich suchen und seiner 50 Jahren einnahm. Darunter merkwürdige Dinge, z. B. eingerahmte lente waren in Da drang aus der offenen Tür eines trauernden Witwe zuführen sollte, damit er in der Heimat die Bleistiftzeichnungen von Bouchers Hand, Figürchen junger Schäferinnen baten abmarschiert. Tette Ruhestätte bei seinen Lieben fände, gefunden, einen jungen von entzückender, foketter Grazie." Und Pietsch schildert all die Herr Gemaches im Erdgeschoß; die Stimme eines Kindes: es flang so Offizier, der wenige Tage nach der Mobilmachung mit seiner lichkeiten dieses Heimes einer alten kunstsinnig en Dame und erzählt eigen, so feierlich; ich trat leise, unbemerkt näher. In seinem Draußen in der kleinen Küche ein Wandschrank und Bettchen fuiete das Kind der Hausleute, ein bildschöner jungen Frau vor mir am Altar stand, daß ich den Bund fürs dann: Leben segne. Und heute schon, wenige Tage nach der Nottrauung, Fach für Fach besetzt mit Gingemachtem von jeder Fruchtsorte Knabe von etwa fünf Jahren, auf sein Hemdchen rieselte das blonde liegt er als einer der gefallenen Helden in seinem Blute vor mir! in fest zugebundenen Flaschen, Steingut- und Porzellanbüchsen und Haar: andächtig bob er die gefalteten Händchen zu dem Mutterwuchs so, daß gleich die Weibsbilder mitgetan haben, und es kracht Da sind wir auch zu den gefangenen Pferden hingegangen. überall, und von oben kommten die Kugeln, und von unten kommen Es war ein großer Platz mit Stangen eingemacht und die Pferde sie aus dem Keller. Sechsmal sind wir hinein und wieder heraus, gehen hin und her, und was für schöne waren dabei! und es brennt überall und hat eine Hize, daß man es nicht aus= halten kann, und die Balken fallen herunter, und die Verwundeten schreien, und es sind auch viele verbrannt.
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Ein bayrischer Soldat.
Erlebnisse des Xaver Glas im Jahre 1870. Von Ludwig Thoma . ( Schluß.)
Ich sprang herbei, aber er kennt mich nicht mehr, und hat seine Augen verdreht, und habe ihn nicht mehr gesehen, weil wir vor rücken müssen, und zum Feuern anfangen.
Die Kugeln fuhren über uns, und wir haben bloß einen Mann berloren, und um acht Uhr war es vorbei.
Leider wir haben den ganzen Tag nichts zu essen bekommen, und werden aufgestellt und verlesen, und ein jeder schreit hier, und fehlt bloß der Georg Scheffler.
Es wurde verlesen, wer auf Wacht kommt, und mein Namen war der erste. Ich muß auf Vorposten von neun Uhr bis elf Uhr. Die anderen holen Fleisch und Holz und Waffer, aber mich führt der Unteroffizier auf den Posten. Wir waren links, und der Feind bar redre, und in der Mitte lauft ein großes Wasser, und heißt
Beim Feind war ein großes Biwakfeuer, und die Musik spielte so schön und laut, daß mit kein Schlaf kam und der Hunger ein
wenig verging.
Ich spaziere die Straße auf und ab, und da kamen Soldaten.
Ich lasse sie auf dreißig Schritte her und schrie:„ Halt! Wer da?" Einer raft:„ Patrulle." Ich verlange das Feldgeschrei, aber bloß einen Mann lasse ich bis fünfzehn Schritt vorgehen, und er gab es richtig zur Antwort.
Dann tam auch gleich die Ablösung, und ich ging an das Biwakfeuer, um was zu essen, aber es hat keiner auf mich gedacht.
Am andern Tag war der erste September. In der Früh um halb vier Uhr kam der Befehl an, wir müssen über die Eisenbahnbrüde gehen. Wie wir drüben waren, sah ich einen bayrischen Jäger liegen, der hatte keinen Kopf mehr. Nach zwanzig Schritten waren wir in dem Dorfe Bazeilles. Die Straße war mit zwei Starren gesperrt, daß wir nicht so leicht durchkommen sollen. Da ist es auch schon angegangen mit lauter Feuern. Die Franzosen schießen aus den Häusern auf uns und auch die Einwohner haben sich beteiligt, daß wir zurüd müssen.
Die Franzosen fechten mit Standhaftigkeit, und der Kampf
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Wir sind wieder vorgedrungen bis zu der Kirche, da heißt es: stillgestanden. Sechs Stunden waren wir bereits im Kampfe, und da kam der Befehl, wir müssen noch eine halbe Stunde aushalten, weil Unterstützung kommt. Es kann zwischen elf Uhr und halb zwölf Uhr gewesen sein, daß diese Unterstübung gekommen ist und in das furchtbare Dorf hinein. Wir wurden abgelöst. Sunger und Durst hat ein jeder, wie ein Wolf, denn wenn man vom 31. Auguſt bis zum 1. September um ein Uhr mittag nichts zu essen bekommt, kann man es sich leicht vorstellen. Jezt befamen wir ein wenig schwarzen Kaffee, und von Hunger stillen war keine Rede. Das beste war, daß auf dem Bahnhof ein Wagen voll Zuckerhüte gestanden ist, und da hat sich jeder ein Trumm geholt. Auf einmal heißt es angetreten, die Gewehre zu Pyramiden! Und die Lagerzelte wurden aufgeſtedt. Bielleicht um halb drei Nhr kam der General Stephan daher und sagte zu uns: Ihr lieben Brüder, bis in vier zehn Tagen sind wir alle zu Hause." Die Musik fing zu spielen an, und wir tanzen, daß der Staub auffliegt, aber o weh, es ist später Eine Ordonnanz ritt zum General Stephan ihn. Die Mujit hört auf und das Tanzen auch. Es heißt: Tornister auf! Grgreift das Gewehr! Denn man sagt, der Feind will durchbrechen. Wiz müssen im Laufschritt durch Bazeilles, aber wie wir beinahe draußen waren, kommt die Nachricht, daß sich die Franzosen er geben. Der Sieg war gewonnen und der Napoleon will seinen
anders gegangen.
Degen abgeben.
Um fünf Uhr famen wir in unser Biwak zurück, und es wurde vorgelesen, wer auf Wachtposten muß. Gottlob hat es mich nicht getroffen, und ich bin mit einem Kameraden über das Schlachtfeld, bin aber bald zurück, denn es ist mir beim Anschauen Hunger und Durst vergangen.
Ich ging in mein Zelt und richtete mein Nachtlager. Der Tornister war das Kopftiffen, und mit dem Mantel deckte ich mich zu und schlief wie ein Rak bis zum 2. September. In der Frühe bin ich mit mehreren Kameraden in die Festung gegangen, und wir haben alles angeschaut,
Ich dachte, wenn ich bloß zwei davon mit heim nehmen könnte. Es waren Posten aufgestellt, und ein französischer Bauer ging zu den Pferden hinein, und da sagte ich zu meinem Kemeraden: Wenn der hinein fommt, schaue ich auch näher zu," und ich tat es.
Da kam aber der Posten und führte den Bauern beim Arm heraus, und mich schimpfte er.
In diesem Augenblick friege ich einen Schlag auf meinen rechten Fuß, daß ich einen Schrei ausstoße und hinfalle, und ich konnte nicht mehr aufstehen.
Es hat ein Gaul hinter mir ausgeschlagen, und vielleicht hat er
bloß gescherzt, aber mir war der Fuß unterm Knie abgeschlagen. bunden worden. Vier Wochen bin ich gelegen und habe immer nachgedacht, wie man aus dieser blutigen Schlacht glücklich entrinnen kann, und aus Dummheit wird man hinterher verwundet.
Man hat mich ins Lazarett geschafft, und dort bin ich ver
Mein Fuß ist nicht mehr zum Marschieren tauglich gewesen, und ich bin zuerst ganz traurig gewesen, denn der Mensch weiß nicht, was sein Glück ist.
Hinterher habe ich es wohl erfahren, daß der zerbrochene Fuß wahrscheinlich mein Leben gerettet hat, denn von meiner Kompagnie sind keine zwanzig Mann heimgekommen von denen, die von Anfang an dabei waren. Sie lagen auf den Schlachtfeldern herum oder sind in den Spitälern gestorben, weil das ergste erst nach der Schlacht bei Sedan gekommen ist.
Ich bin am 16. Oftober in München entlassen worden, und am 17. Oktober bin ich heimgekommen. Die Eltern weinten vor lauter Freude, daß sie mich wieder gesehen haben und die Kreszenz war in ihrem Herzen froh, daß ihr Kind jetzt einen Vater hatte.
Ein Jahr darauf haben wir geheiratet, und ich habe geglaubt, es ist nun alles schön und recht. So täuscht sich der Mensch, denn es ist viel Verdruß und Kummer über mich gekommen, und ich mußte immer der Beste bei der Arbeit sein, und sorgen, daß wir
die Heimat behalten können.
leben.