Nr. 176.- 1914.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sonntag, 6. September.
Aus dem Kriegsbuch eines Hirnwesens.
Alfred Kerr gibt im Septemberheft der Neuen Rundschau" Gedanken zum Kriege. Wir teilen einige mit.
Ein großes Gefühl"... Auch ein Schiffbruch gibt ein großes Gefühl. Der Weltuntergang erst recht.
Zweck der hiesigen Dinge scheint mir nicht Schiffbruch noch Weltuntergang.
Wir sollen unser Auge nicht hindern auf das Wesen teuerster ... Später kommit Verstimmendes. Der Zar( dies arme Nichts) Werte zu achten. Eines borläufigen Zustandes bewußt zu bleiben. Eines erzwungenen Mißgeschicks. wird geschmäht, weil die Regierung es erlaubt... Ich würde das jetzt nicht tun, wenn ich es vorher nicht gewagt hätte. Nachher: werden: das Zuzerstreutsein für Menschenarbeit. Unter den furchtbarsten Schrecken ist jenes innere Fortgelenkt in die Ecke, Besen, Besen, seids gewesen. Das Blut soll in Size fommen. Falsche Nachrichten; vergiftetes Wasser; gesprengte Tunnel alles nicht wahr. Ein unhörbares„ B 16!"
In einem Kaffeehaus der letzte Spiegel zertöpfert, angeblich wegen der Russenhymne. Darum alles Eigentum des( schuldlosen) Wirts in Scherben. Mancher freut sich, viehisch sein zu dürfen.
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gewisse Grleichterung bedeuten könne. Allerdings sei diese Sicherung durch den Wachtdienst der Luftfahrzeuge nur eine relative, da das Funktionieren dieses für die Schonung der Streitkräfte wichtigen Dienstes ja von Wind und Wetter abhängig sei, außerdem auch in der Zahl der für den Beobachtungsdienst vor. handenen Luftfahrzeuge seine Grenze finde. Für eine Begeg nungsschlacht dagegen, für den Zusammenstoß gegnerischer Armeekorps könne das neue Aufklärungsmittel wohl nur selten mit Nutzen verwendet werden, da hier alles auf rasche Ent. scheidung ankomme und der hierzu erforderliche Nachrichtendienst durch Luftfahrzeuge noch zu langsam und unzuverlässig funtWir sind, noch im Schmerz, Wissende. Wohltuend sticht es ab, tioniere. Denn die Möglichkeit, sich genau über die Stärke und wenn ein Regierender heute sagt:" Was unsere Väter erworben die Manöver der in der Schlacht angesetzten feindlichen Streitkräfte haben...", während er sonst sagen würde: Was Meine erlauchten au informieren und diese Informationen mit der gebotenen BeAhnen erworben haben"; es ist schön, daß er jetzt anders spricht. Aber dazu brauchte man keinen Krieg; keine Apokalypse: das schleunigung an die leitenden Heeresstellen weiterzugeben, sei zurmüßte ja in währender Friedensdauer so sein. Es ist ja der ge- zeit noch eine allzu geringe. Das wichtigste über den Vergebene Zustand. Kinder, Kinder! lauf und die taktischen Gebote der Schlacht erfahre man nach wie vor durch die Schlacht selbst.
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Ich selbst fühle manchmal so: Mit einem Schlag erwuchs eine große Gemeinsamkeit..." Nicht wahr? man hört es allenthalben: Die Standesunterschiede werden weggewischt".
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Vor Jofty. Etwas Furchtbares trägt sich zu, das ich sehe. Spionenjagd. In dem Bierhaus gegenüber sitt ein preußischer Landwehrmajor, mit einer Dame. Etwas an den Treffen stimmt angeblich nicht. Er wird geholt, gelangt Er wird geholt, gelangt mit einem einzigen Schrei, der über den Potsdamer Plazz schwillt. Wollen ihn ohne Ich freue mich dessen auch, doch bei schärferem Zusehen scheint Prüfung in Stücke reißen, wie ein Tier blutet der grauhaarige es mir seltsam, daß nur bei Furcht und gemeinsamer Schrednis Mann; von Schußleuten in ein Automobil geworfen, ein Leutnant der Höhere zum Untengehaltenen sagt:" Lieber, ein Bruderpaar zieht blant, springt hinauf, der Schuhmann tniet auf dem Ge- find wir, fomm..." feffelten, die Frau blutig geschlagen, man ruft ihr zu: 8ide! Schwein! Schneppe!", das Auto fährt im Schritt, dann rascher, die Menge hinten schlägt auf den Halbbewußtlosen ein, der wie ein grauer Knäuel daliegt und abgeschlossen hat.
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Wird nachher als unschuldig entlassen wie vierundsechzig noch. In alledem ist Besorgnis um das Land aber auch das Glück, Roheit zu tätigen.
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Der Kriegswert der Luftflotte.
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Immerhin glaubt Hauptmann Blaise, daß das Fuftfahrzeug für den Artilleriekampf eine entscheidende Rolle spielen fönne. Der„ Artillerieflieger" vermöge mit unbedingter Sicherheit die Feuerwirkung gegen die feindliche Artillerie festzustellen, hinter welche Ansicht das Militär- Wochenblatt" allerdings ein Fragezeichen seht. Bisher war man nach Hauptmann Blaise den berhängnisvollsten Täuschungen über die Wirkung des gegen feindliche Artillerie gerichteten Artilleriefèuers ausgesetzt, da das Schweigen der gegnerischen Artillerie, das man auf erfolgreiche Niederkämpfung zurückführte, sich manchmal nur als tatti. ich es Manöver entpuppte. Das habe dann bei der Durchführung des Angriffs zu den verdrießlichsten Ueberraschungen führen können.
Sehr wertvoll könne die Beobachtung durch Luftfahrzeuge
Es ist das erstemal, daß in einem großen Kriege zwischen den ersten Kriegsmächten der Welt die Luftflotte in größerem Maßstabe in Tätigkeit tritt. Kein Wunder, daß alle Welt gespannt Viele werden bemerkbar, ohne daß man auf den Grund ihrer darauf ist, welche Erfolge und Lehren der Luftkrieg" in diesem Seelen klettern darf. Noch im Orfan braucht eines Menschen gigantischen Ringen bringen wird. Denn die Benutzung von lentBlick über Menschliches nicht hinwegzusehen. Ein lateinischer baren Luftschiffen und Flugmaschinen während des Tripolisfeld- auch für die auf den Flügeln fechtenden Armeekorps sein. Das Mime, der mal einen Empfang beim Papst( aus Religiosität) er- zuges und des Balkantrieges geschah nur in so winzigem Maß- sei besonders wichtig gegenüber taktischen Manövern nach dem Type reicht hat, benutzt einen Weltkrieg( aus Patriotismus), dem Kron- ftabe, daß sich daraus allgemeinere und endgültige Schlüsse für allemande, den von der deutschen Strategie beliebten Umfasprinzen zu telegraphieren. Auch sowas gehört in die Sintflut Der Publizist( mit mehr unechten Tönen, als es gibt) hat andren es ambers, denn gerade die Militärstaaten, die sich in dem zurzeit Referent die Anmerkung macht, daß es doch auch darauf ankomme, Wert oder Unwert der Luftflotte nicht ziehen ließen. Diesmal ist ungs manövern. Auf diese könne man sich dank den Beobachtungen der Luftflotte einrichten. Wozu wiederum der deutſche Kriegsschürern nachgetan, geht jetzt nicht mit ins Feld und tobenden Weltkriege gegenüberstehen, haben in den letzten Jahren ob der von der Umfassung Bedrohte die als notwendig erkannten macht wöchentlich zur Sebung des Blatts an den Litfaßsäulen ſeit Kriegsbeginn Spesen. Beppelin, welchem der Herr( fach- ungeheure Summen für die Schaffung einer Luftflotte ausgegeben ob der von der Umfassung Bedrohte die als notwendig erkannten männisch- sicher) den Wert absprach, hat den Harsten Erfolg des und in zahlreichen Manövern und Felddienstübungen die Ver Abwehrmaßregeln treffen könne. Die Möglichkeit der Um Striegs bis jetzt geschafft: dies Novum, daß ein start befestigter wendbarkeit dieser neuesten Striegswaffe zu erproben versucht. fassungsmanöver gibt denn auch Blaise zu, soweit sie mit ent Blah ohne Belagerung zu nehmen ist... und angemessener Wenn trotzdem nur äußerst wenig über die Tätigkeit der verschie- prechender Schnelligkeit denen Luftgeschwader an die Oeffentlichkeit gedrungen ist so ist das Stärke ausgeführt würden. Auf ein wichtiges Moment aber weist Blaise vor allem hin. wohl in der Hauptsache dem überall mit eiserner Konsequenz durchgeführten System der Geheimhaltung aller triegerischen Opera- Die vorbereitende Aufklärungsarbeit der Luftflotte gestatte nuntionen zuzuschreiben, von deren Bekanntwerden man auch nur im mehr dem höchsten Schlachtenleiter wieder die großzügige und weitentferntesten eine schädigende Enthüllung seiner strategischen Ab- ausholende Durchführung der Schlacht. Der Oberbefehlshaber fichten und Aussichten befürchten zu können glaubt. könne nun wieder nach einem allgemeinen Operationsplan vor= Erst in einem späteren Stadium des Krieges oder vielleicht gehen, vorausgesetzt, daß er rasch und energisch zu disponieren bererst nach dessen Beendigung werden wir Genaueres über die stehe. Vielleicht liefert gerade der gegenwärtige Krieg eine Beinoffizieller Quelle, aus den Berichten ausländischer KorresponLeistungen der Luftflotte erfahren. Bislang hörten wir nur aus stätigung dieser Theorie! Gingehend behandelt Hauptmann Blaise dann die natürlichen, denten oder aus den Meldungen österreichischer Kriegsbericht- hauptsächlich in den atmosphärischen Verhältnissen liegenden Schwieerstatter, daß Luftschiffe und Flugzeuge bei dem Erkundungsdienst rigkeiten der Erkundung aus der Luft. Der schlimmste Feind der wesentliche Dienste geleistet hätten. So schrieb der Korrespondent Aufklärung vom Lenkballon und der Flugmaschine aus seien under" Times", daß die deutschen Armeen in Belgien und Nord- sichtiges Wetter, niedrig hängende Wolken und Nebel. Allerdings frankreich durch ihre Luftschiffe und Flieger ausgezeichnet über die Bewegung der feindlichen Truppenteile informiert worden seien, und die Berichte aus dem österreichischen Hauptlager rühmen nicht minder den ausgezeichneten Erkundungsdienst der Luftschiffe und Flugmaschinen.
Ausfchlag. Fragen. Der Zar ist ein Trottel; die Kriegspartei gab den Wo steden( in Rußland ) die Segnungen der Monarchie? Oder: Staatsfunst. War es Weisheit, immer mit Rußland knüppeldick befreundet zu sein: damit es uns schließlich überfällt? Staatskunst der zugelassenen Kaste!( Dummtöpfig, wenn einer Bismard verhimmelt, ist es, den Kaiser zu tadeln. Bismarck schuf diese Verfassung; der Kaiser überschritt nie sein Recht.)
Staatsfunft einer Rafte hat aller Wölfer Wut wiber uns gewandt. Wer aber hat Frankreich von der Niederlage( die, nach meiner Kenntnis, für sein Schwert im Schicksalsbuch verzeichnet ift) zu retten getrachtet? Wer hat es vielleicht gefonnt? Der hohe, fernblickende Jaurès . den ein Tier abschoß. Jaurès , ich jaß in feinem Haus; habe seine Sand gebrüdt; seine Reinheit und seine Erkenntnismacht( beides gehört zusammen) einmal gespürt. Er war ein Vorläufermensch: in dieser Welt von Ausläufern. Sein Bildnis in die Walhalla der Einſtigen.
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Furchtbare Schäden des Inneren. Es hört jeder Versuch zur Gerechtigkeit auf.
Wodurch allerdings etwa sechstausendjähriges Mühen, ia Milionenjähriges Mühen feit Entwickelung des Beutelbachfes zu Gruppe Moses , Christus, Mary niedergetiert werden soll.
fönne ein erkundender Flieger sich dem zu erkundenden Feind unter" Umständen auch in geringer Höhe nähern, um sich dann vor der Beschießung in die deckenden Dunstschichten zu retten. Aber das erschwere auch seine Beobachtung. Ueberdies erschwerten Wolfen und Nebel auch die Orientierung überhaupt, die bei flarem Wetter Angesichts der Schweigsamkeit der amtlichen Stellen über die für den geübten Flieger keineswegs schwierig sei, da Wälder, Eisenbisherige Striegstätigkeit der Luftflotte ist es deshalb interessant, bahnlinien und namentlich Flüsse die Orientierung nach der Karte auf die Urteile zurückzugreifen, die in der militärischen Presse kurz ungemein erleichterten. Als erschwerendes Moment für die Luftvor Ausbruch des Krieges über die Verwendbarkeit der Luftschiffe erkundung komme vor allen Dingen auch das von weitem alar= und Flugzeuge abgegeben worden sind. Von besonderem Intereffe mierende Geräusch des Motors in Frage. Befike man erst einmal erscheinen uns die Ansichten, die das Militär- Wochenblatt" im Flugmotoren von der annähernden Geräuschlosigkeit der AutomobilMai und Juni d. J. über die vermutlichen Kriegsleistungen der motoren, so werde das eine ungemeine Erleichterung der Erkun= Nicht nur Muskelwesen: auch wir Hirnwesen sind, es ist wahr, Luftfahrzeuge veröffentlicht hat. Sie beschränken sich zwar im dung aus der Luft bedeuten. in den tiefen furchtbaren Glanz dieser menschlichen Gipfelung wesentlichen auf die Inhaltsangabe eines Artikels des französischen ( biefer unmenschlichen Gipfelung) hineingezogen. Hauptmanns Blaise in dem Journal des sciences militaires", Hurra und patriotische Banalitäten haben wir gehaßt aber laffen aber durch furze Randbemerkungien auch die Auffassungen des was hat diese Zusammendrängung des Innersten damit zu tun? Etwas Riefenmäßiges ergreift Besik von uns; an tobender Kraft referierenden deutschen Offiziers erkennen. allem verwandt, was mit letzten Dingen zusammenhängt; mit Leben Welche falsche Hochachtung davor!...
und Sterben.
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NOV SDI Mutter Warnken.
Von Pan.
Mutter Barnten tommt im Sommer täglich in unseren Drt. Mit zwei Störben voll Gemüse, die sie an einem Riemen über der linten Achsel trägt. In der Rechten hält sie noch ein besonderes störbchen; darin find Blaubeeren, Bilze, Waldhimbeeren oder sonst eine Frucht, die man im Forst erntet.
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der Luft für die Sicherung einer Armee im 3 u stan de Hauptmann Blaise glaubt zunächst, daß die Aufklärung aus
der Ruhe wie auf dem Marsche unter Umständen eine
ihren Söhnen erzählt sie, deren einer ein Maurer ist, während der andere sich auf einer eigenen fleinen Scholle abplagt.
Was mein Frizing is, de will ja nu endlich frigen( heiraten)," erzählte sie anfangs dieses Sommers und meinte den Maurer. He hat sich jümmers noch besunnen, he wull ja woll ganz was Beionneres hewwen." Sie lachte verschmitt dabei. Gs is'n foriches Mädchen, he ja. Un Senaten( Knochen) het se, da bün ich ja woll ' n reines Kind gegen. Die hebt mir auf wie' ne Puppe. Die Körbe hier, über und über voll, sind gar nig für sie." Dann ist dies wohl der letzte Sommer, daß Sie mit den Körben fommen?"
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Der Erlös aus diesem Körbchen verursacht Mutter Warnten immer eine besondere Freude. Dat is funnen," sagt sie ge funden. Ihre eigentliche Arbeit steckt in dem Gemüse, das sie in Mutter Warnfen nicht glückselig. Das macht ja denn meine ihrem dörflichen Garten baut. Die Pilze und Beeren nimmt sie so Schwiegertochter. Nich, daß ich feiern will. J Gott bewohr'! Ich beiläufig aus dem Balde mit, wenn sie sich auf ihrem langen Wege arbeit zu Haus rum und tu die Kinder betreuen, wenn welche tommen. Gewig tommen welche. Und ich freu mir drauf." Sie lacht und wischt sich die Augen. Ganz bannig freu ich mir!"
ausruht.
Das Mehrste muß verfulen," behauptet sie.„ Es fummt ja fein Mensch nich da lang. Jammer und schad'!"
Und sie schüttelt ihren dürren Vogelkopf mit dem grauen, dünn strähnigen Haar und bedauert, nicht noch mehr tragen zu können. " Zwei Handen hab' ich man bloß."
Diese Hände bestehen aus Knochen, Sehnen und faltiger Haut, auf der dicke Adern hervortreten; sie sind so trocken, so dürr, wie das ganze Weibchen.
Zunächst aber lud Mutter Warnten sich noch mehr als vorher
auf, pflückte noch eifriger im Walde.
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De Winter is lang", sagte sie. Nu in'n Harwst is Hochtied. Da willn wi uns of nich lumpen laten!"
Nun aber war der große Krieg gekommen.
Ueber Nacht.
Ganz plöglich wie ein jäher, schwerer Hagelschauer.
Es donnerte an die Türen der brausenden, lebendigen Stadt flopfte an die Tore der einsamsten, schläfrigsten Dörfer. In jedes Haus drang seine rauhe Stimme, in jede Kammer, in Werkstatt, Scheune und Stall.
Mutter Warnten ist sechsundsiebzig Jahre alt; seit mehr als dreißig Jahren kommt sie mit ihren Körben in unseren Ort. Mit dieſen Körben ist sie so zu sagen verwachsen. Rüden und Achsel und haben sich unter ihrer Last trumm und schief gezogen, der Körper hat sich einen neuen Gleichgewichtspunkt suchen müssen, und so steht das Gesicht in beinahe horizontaler Linie über dem Erdboden.
Morgens um sieben Uhr ist Mutter Warnfen mit ihren störben zur Stelle. Dann hat sie einen Weg von gut zwei Stunden hinter sich, den Ruheaufenthalt und die Zeit des Beerenpflückens nicht mitgerechnet. Zuweilen darf sie auf einem Wagen mit auffißen, der zufällig denselben Weg fährt. Aber meistens tragen sie nur ihre Füße hierher und tragen sie am Nachmittag wieder nach Hause.
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Denn feul( fühle) ich das aberst auch und schlap' warraftig manchmal auf'n Stuhl in."
Und alles horchte auf, legte das Handwerksgerät hin, lehnte Forte und Harte in die Ecke und griff zu vernichtenden Waffen. Auch Mutter Warnfens Söhne.
um fich.
Der Bauer nahm die Lanze zur Hand, der Maurer die Flinte. Sogar Vater Warnfen wachte in seinem Lehnstuhl auf und blickte seit Jahren wieder einmal mit großen, erstaunten Augen Mutter Warnien feufzte, drückte ihren Söhnen mit zitternden Fingern die Hände und buckelte sich ihre Körbe auf. Nach wie vor. Tag für Tag,
Mutter Warnten erzählt gern; es ist nicht leicht zu berstehen. Sie fängt mit einer Art Hochdeutsch an, gerät dann ins Platt und Wat helph't?" Sie blickte die Kunden mit ihren alten, glanz spricht schließlich so breit, daß man die Hälfte erraten muß. lofen Augen ratlos an. Dat is kommandeert. Und wat tommanVon ihrem Manne erzählt sie, der achtzig Jahre alt is. He is deert is, muß ja woll sien."
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Wenig hält Hauptmann Blaise von den künstlichen Verheimlichungsmitteln gegenüber der Lufterkundung durch Hinlegen, Marsch durch die Straßengräben usw. Handele es sich für den Flieger doch nicht um die Ermittelung fleiner Truppenförper wie berbergenden Bewegungen von Divifionen und Armeekorps. Wichvon Bataillonen und Regimentern, sondern um die nicht leicht zu tiger schon sei, so große Anmarschlinien durch die Wahl gedeckten
Hier war der Vater ins Feld, dort die Söhne. Und in mancher Familie gab es überhaupt keine männlichen Esser mehr. Die Frauen zudten bebauernd die Achsel:„ Man muß sich einrichten, Frau Warnken!"
Jo, jo. Sie begriff es. und schleppte die Last weiter. ind schleppte die Last weiter,
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Sah am Nachmittage noch ein, zwei Stunden zu. Und nahm doch noch einen Teil des Mitgebrachten mit nach Hause.
Nun war Mutter Barnfen einige Tage ausgeblieben. Man wunderte sich. Etwa so, wie wenn eine Uhr, die jahrein, jahraus ihren regelrechten Gang geht, ohne erkennbare Ursache aussetzt. Gestern war sie wieder da.
Wie immer mit den zwei Körben am Riemen und dem kleinen Körbchen in der rechten Hand.
Nur etwas frummer noch als sonst und still, ganz still.
Mi wör nich recht", sagte sie nur und bückte sich, um einen Kohlkopf herauszunehmen. Und drehte sich um und wischte sich mit dem Schürzenzipfel die Augen.
st etwas passiert, Frau Warnken?"
Sie nicht: Mein Frizing", schluchzt.
"
„ Gefallen? Tot?"
" Ja." Zwei trübe, nasse Augen bliden ratlos und verzweifelt “ auf. Ueber das alte, dürre Rumpelqeficht läuft das helle Wasser.
" He wull doch friegen in Hartoft."
Ja
ja.
Un id wull to Hus bliewen..."
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Ja. ja
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ja..
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Wull leiwe tinnertens üm mi hewwen..."
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„ Ja Sie schüttelt den Kopf mit dem grauen, dünnsträhnigen Haar, schüttelt ihn immer wieder und trocknet sich mit dem Schürzenzipfel die Augen. Greift dann nach Riemen und Körben und lacht kurz und trocken auf:„ üh, du ol Perd ! Jümmer hüh! De Winter is lang und Vadding will eten un slapen! De jung fünd un frisch, de möten starwen, de aberst all halwdot op düsse Erd' herümkrupen ( herumkriechen), de bliewen leben. Idk verstah dat nich. Ick verstah bat nich."
Der alte graue Stopf wackelt.
Steif und frumm setzt sie sich in Gang. Und wendet sich im Geben noch einmal: Jd tam wedder.. nächsten Sommer un öbernächsten un wat wet id!.
goden Kirl, aberst die Augen kann he nich aufhalten." Er sizt Aber warum fauften die Kunden nun so wenig? Sie ließ den im Lehnstuhl und schläft. Von ihren Töchtern gibt sie Kunde, die vor Riemen mit den Körben vor allen Türen von der frummen Achsel langen Jahren schon in Dienst gegangen find, fich in der grembe gleiten, wie bisher. Sie bot ihre gute Ware an, wie bisher. Aber wat helpt dat allns!" Mit einem tiefen Seufzer: Wat helpt berheiratet haben und nun nichts mehr von sich hören lassen. Bon öfter und öfter mußte sie die Laft unvermindert aufnehmen.
dat allns!"