Nr. 188.- 1914.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sontag, 20. September,

Deutsche   Gelehrte und englische Würden.

neigung gegen den Krieg offenen Ausdruck gegeben. Ehre und von ihrer Seite befiben, recht baran tun, wenn sie ihnen diese Aus­Dant diesen mutigen Männern! Aber diese sechs Männer, so bezeichnungen zu Füße werfen, so handeln wir nicht nur in gerechtem lehrtenwelt, sie vertreten nicht die englischen Universitäten. Daß größten Kulturnation der Welt gebührt." sie nur eine Ausnahme bilden, zeigt mit voller Deutlichkeit die Uns amüsiert an diesen Pamphleten besonders Immer wieder Mit einem Protest von Geheimrat Wilhelm Förster   fing Tatsache, daß im englischen Parlament, unter dessen 670 Mitglieder Eifer, mit den man von den ausländischen Gelehrten eine un­es an. Er schrieb am 22. Auguft im B. T.": Unter der Ueberschrift Der Wille zum Siege aus heiligem dern fich sicherlich eine Anzahl von Gelehrten befindet, nicht ein patriotische Haltung verlangt, eine Haltung, die man bei einem Born" wird im Zag" vom 7. August durch Herrn Generalmajor einziger Gelehrter für den Frieden eingetreten ist, sondern daß Deutschen   als hochberräterisch bezeichnen würde. Nichts kenn­Reim mit erhebenden Worten die gegenwärtige friegerische Ein- dies einem Führer der Arbeiterpartei vorbehalten blieb. Es ist zeichnet beffer die Blindheit des Chauvinismus, als daß er jenseits auch unwahrscheinlich genug, daß die englischen Universitäten, ber Grengpfähle die sittlichen Begriffe schlankerhand umwertet­mütigkeit Deutschlands   gefeiert. Soll aber diese. Einmütigkeit bis zu dem Endziel eines die welche weit mehr nationale Bildungsstätten als wissenschaftliche und obendrein glaubt, das geschehe aus fittlichen Motiven, statt Kultur des Erbenlebens wahrhaft fördernden Siegeserfolges er- Anstalten sind, die im besonderen die Pflanzschulen der Staats  - eben aus primitiven nationalistischen Instinkten heraus, wenn nicht halten bleiben, so wird es jedenfalls erforderlich sein, auch unserm männer bilden, sich von ihrem Wolf trennen. Kurz, wir haben gar fimple Streberei dahinter stedt, was zwar von Guden oder Zorn den„ heiligen" Charakter, das heißt den Charakter jener nicht den mindesten Anlaß, das Ganze der englischen Gelehrtenwelt Stohler nicht anzunehmen ist, um so mehr aber von manchem Pflänz­chen, das noch im Berborgenen blüht. Seelengröße zu wahren, die wir so gern und mit soviel Recht als als deutschfreundlich zu betrachten. Ferner aber ist es die eigentümliche Art des gegenwärtigen Uebrigens wendet sich jetzt auch Mag Berwarn gegen die wahrhaft deutsche Kultur rühmen. Der Schreiber dieser Zeilen würde selber gegen die von Krieges, aus der wir unser Verfahren begründen. Wäre es ein Chauvinisten. Er schreibt int. T.": „ Der Aufruf einer Anzahl deutscher   Profefforen zum öffenf Deutschland   ersehnte politische Weisheit fündigen, wenn er in gewöhnlicher Strieg, eine Verfeindung über einzelne strittige diesem Augenblid auf die von ihm( bisher auch an mehreren Fragen, ein ritterlicher Waffengang, der die gegenseitige Achtung lichen Solleftibverzicht auf die bon englischen Uni Stellen im„ Tag") vertretenen Mahnungen gegen Berhebungen nicht mindert, so hätte die Mahnung an die Gelehrten, fich nichtversitäten und gelehrten Gesellschaften verliehenen Ehren hat, der Bölfer generell zurüdtäme.„ Der Mensch denkt und Gott zu sehr zu erhiben und die innere Gemeinschaft der Arbeit zu wie ich weiß, bei vielen Forschern lebhaftes Bebauern erwedt. Auch Tentt" ist ein Spruch tieffter Resignation, aber zugleich ein Appell wahren, gewiß ein gutes Recht. Aber der heutige Krieg ist wesent ich habe mir, als mir der Aufruf noch vor seinem Grscheinen zur lich anderer Art. England hat mit höchst bedenklichen Mitteln Unterschrift vorgelegt wurde, redlich Mühe gegeben, fein Zustande­an die reinsten Höhen menschlicher Zuversicht. Diese Zuversicht aber verträgt sich nicht mit irgend die halbe Welt gegen uns in den Krieg gebebt auch Rußland   kommen im Interesse der Objektivität und Vornehmheit deutscher einem Ausdrucke tödlichen Hassens, auch im friegerischen Kampfe. hätte, wie wir jest ſehen, ohne England vielleicht nicht den Krieg Wissenschaft zu verhindern. Das ist mir leider nicht gelungen. und in diesem Kriege will es nicht nur unseren Für eine gegnerische Nation das Bitat, sie sei ein Gemisch von begonnen Affe und Tiger, als zutreffend anzuerkennen, ist doch höchst be- Handel und Wohlstand vernichten, es will uns unsere gesamte weit bedauerlicher aber als diese Erklärung einiger Pro­dauerlich. Ebenso ist der Ausspruch des vorgenannten Herrn politische Stellung, unsere nationale Selbständigkeit rauben; es ist fessorer selbst muß für jeden Deutschen  , der die große Beit seines Generalmajors, daß sich unser Zorn gegen England in vollkommen beute, wie oft ausgesprochen ward, für uns ein Kampf um Sein Vaterlandes mit warmem Herzen durchlebt und zugleich den hohen gerechtfertigten ewigen Haß umwandeln werde, gewiß nicht mehr oder Nichtsein! Und daß in einem solchen Kampfe der Gelehrte Geist seiner Wissenschaft verehrt, die Tatsache sein, daß sich an diese als heiliger Zorn zu bezeichnen. Solche Gewalttaten in Worten, beiseite stehen und Würden eines Wolfes weitertrage, das darauf Erklärung eine Diskussion über ihre Berechtigung wie fie auch in den letzten Jahren mehrfach die raffinierteste Ver- ausgeht, uns zu vernichten, das dünkt vielen deutschen   Gelehrten oder Nichtberechtigung in der breiten Ceffentlichkeit au fnüpfen hebung gegen Deutschland in den Nachbarländern hervorgerufen schlechterbings unerträglich. Friedfertigkeit und Sanftmut sind beginnt. Sieht man denn nicht und fühlt man es nicht, einen wie haben, follten doch jetzt unterlassen werden, wo unser ganzes herrliche Dinge, aber nur an der rechten Stelle; heute, wo alles kleinlichen und den Geist deutscher Wissenschaft schädigenden Ein­Volt sich des Rechtes und der Würde gemeinsamer Erfüllung der für uns Deutsche   auf dem Spiele steht, sind andere Gesinnungen druck es machen muß, wenn in einer Beit, in der das ganze Denken Notwehrpflicht bewußt, aber doch auch von tiefem Mitgefühl gegen nötig, heute haben wir uns zum Worte Platos zu bekennen, daß und Fühlen und Wünschen jedes Deutschen   durch gewaltige Gr­fich ohne einen edlen Zwed nichts Großes verrichten läßt. Denn eignisse in atemloser Spannung gehalten wird, deutsche   Gelehrte die einzelnen Menschen der gegnerischen Völker erfüllt ist." Geschmack daran finden, sich über so fleine, fast möchte man fagen Dann tamen, trokalledem, die berüchtigten Verzichte" auf wahrlich haben wir heute Großes und Schweres zu verrichten." englische und sonstige Auszeichnungen", die jekt plöblich als die große und wirkliche Neuigkeit verkündete, daß die deutschen  Gleichzeitig wandte sich Professor Kohler gegen Foerster, der findliche Probleme öffentlich zu ereifern? Schande empfunden wurden. Wieder schrieb Förster, am 11. Sep- Gelehrten stets verlangt hätten, sie müßten gegen alle und jeben ftets für ihre Ueberzeugung cinstehen:

deutend jeder einzelne von ihnen iſt, ſind nicht die englische   Ge- Zorn, sondern auch in jenem Stola, welcher bent Gelehrten der

tember:

"

Es würde sicherlich nicht schwer sein, eine Anzahl von Unter­Schriften zu sammeln für eine Erklärung, in der ein anderer Standpunkt vertreten würde als in den durch Herrn Professor J. Schwalbe veröffentlichten Verzichtleistungen. Da der Unter­zeichnete aber nicht in der Lage ist, sich der Sammlung von Unter­schriften für eine solche Entgegnung zu widmen, so möchte er wenigstens für seine Person, als Ehrendoktor der Universität Orford, sich lebhaft gegen jenes Vorgehen verwahren, in der Hoff­nung, daß gerade in so furchtbar bewegter Zeit mitunter auch eine eingelne Stimme sänftigende Wirkungen hervorrufen kann. Es handelt sich doch um den Anteil, welchen die Gelehrtenwelt eines Staates auch an der sozialen und politischen Lentung seiner Ge­schide beanspruchen darf und soll. Nun wird in der vorliegenden Berzichterklärung betont, wir seien uns wohl bewußt, daß hoch bedeutende englische   Gelehrte, mit denen die deutsche Wissenschaft in fruchtbarer Arbeit jahrelang verbunden war, gegen diesen frebelhaft begonnenen Krieg gesinnt sind und gegen ihn gesprochen haben. Und das sind doch im wesentlichen die Männer, von denen diejenigen Ehrenerweisungen für die deutschen   Gelehrten aus gegangen sind, die wir ihnen jebt vor die Füße werfen wollen. Die deutsche Gelehrtenwelt ist zurzeit in der beglückenden

Die Aeußerung des Kollegen Foerster möchte ich nicht ohne eine gründliche Erwiderung lassen, um den Schein zu vermeiden, als ob es sich hier um eine bloße unbedeutende Ansichtssache Handele, über die wir als Ansichtssache einfach hinweggehen könnten.

Er macht geltend, daß englische Gelehrte wohl mit der Politik ihrer Regierung nicht einverstanden seien, und es klingt aus seiner Darstellung heraus, als ob hier eine Art von Tragik jener englischen Männer vorliege, für welche wir ein Verständnis haben sollten.

Allein wir deutschen Gelehrten haben stets verlangt, daß der Gelehrte nicht nur Denter und Schöpfer ist, sondern daß er auch gegen alle und jeden stets mannhaft für seine Ueberzeugung ein stehen müsse. Das ist unser freudiger Stolz. Wenn daher jene englischen Gelehrten die Schmach ihrer Regierung nicht billi­gen, wenn sie in ihrem Innern erkennen, wie faul ihre Politit und wie ungeheuerlich das Gebaren gegen Deutschland   ist, warum rühren sie sich nicht? Vor dem Krieg hat eine fleine Anzahl und nicht eben der bedeutendsten Gelehrten sich ausgesprochen; warum ist ihr Mund seither verstummt?

Ich möchte an die deutschen   Professoren die ebenso dringende wie herzliche Bitte richten, doch die Erörterungen über diese Frage int Hinblick auf das Ansehen unserer Wissenschaft fallen zu lasser oder wenigstens zu verschieben, bis sie nicht mehr in einen gar so schreienden Gegensat treten zu den gewaltigen Problemen und Gefühlen des Tages."

Wir haben diese Dokumente hier mitgeteilt, Hamit zu ge gebener Beit darauf aurüdgegriffen werden fann. Unser Standpunkt ist bekannt. Er it links von Foerster und Verworn.

منسية

Die Entwicklung der Seeminen.

Die Mine spielt im modernen Seefriege eine große Rolle. Wenngleich auch schon früher benutt, erregte ihre Anwendung das meiste Aufsehen im russisch  - japanischen Kriege, in dem eine fajt ebenso große Anzahl von Schiffen durch Seeminen zerstört wurden wie durch Torpedos und Artilleriefeuer. Es zeigte sich, daß sich burch Seeminen mit verhältnismäßig geringen Mitteln Berstörun­gen herbeiführen lassen, die den Wirkungen der Kampfmittel auf die Minen gleich gut zum Angriff wie zur Verteidigung ver­Dabei lassen sich Sen Riesenschlachtschiffen in nichts nachstehen. wenden. Die Fortschritte der modernen Sprengstofftechnit, die an mit ihrer ungeheuren Stoßtraft jeste, leitete die hohe Entwickelung

Und nachdem die große deutsche Nation, aus der die gewaltig denkt und wirkt. Die englische Gelehrtenwelt ist offenbar nicht in det worden ist, hat sich da auch nur einer dieser Gelehrten, ge­in betreff des Strieges und der nächsten Zukunft völlig einmütig englischen Preßorganen in der niederträchtigsten Weise verleum. derselben Lage in betreff der Politik ihres Vaterlandes. Ist es rührt, um für das Deutschland   einzutreten, dem er doch das Beste nun nicht durchaus unweise, dieser uns so nahe verwandten und seiner Bildung zu verdanten hat? Nein. Man mußte schon zu so sympathischen Gelehrtenwelt jest auf Grund der wirklich bösen den Irländern in Amerita gehen, um Verständnis dafür zu finden, Politit ihres Landes, an der sie aber feine entscheidende Schuld daß man eine Nation, die an der Spike der Geisteskultur steht, trägt, eine scharfe Trennung auszusprechen, anstatt den englischen Freunden einen fräftigen Appell zu einer wirksameren Treue der nicht verläſtern darf. Gemeinschaft in die Seele zu rufen? Es ist doch wohl ein Geset der Menschennatur, daß fie durch einen solchen Appell viel macht­boller und nachhaltiger in ihren Entschließungen bestimmt wird, als durch die Augenblidswirtungen einer übermäßig verallge­meinerten Erbitterung. Möchten doch die Freunde da drüben sich über die Erhebung Deutschlands   nicht täuschen lassen, und möchten fie doch endlich ihrem Volte zu einer wirklichen Kulturpolitik ver­Helfen an Stelle der noch immer überwiegenden schnöden Interessen­politif."

Rage, daß sie mit den anderen Lebenstreifen unseres Vaterlandes jten Denker und erhabensten Künstler hervorgegangen sind, von den die Stelle des alten Schmarapulbers die brisanten Sprengstoffe

tember u. a.:

Darauf sprang einer der Hauptmacher in chauvinistischer Be geisterung auf den Plan, Rudolf Euden. Er schrieb am 14. Sep­Uns stellt sich zunächst der Tatbestand wesentlich anders bar. Einige englische Gelehrte meines Wissens sind es sechs haben ihrer Hochschätzung der deutschen Kultur und ihrer Ab­

Rekrutierung in Belgien  .

Stizze von Cyriel Buysse  . Autorisierte Uebertragung von G. Gärtner. ( Schluß.)

Unter abscheulichem Gebrüll stürmen die beiden Banden aufeinander los. Arm an Arm nebeneinander forteilend, füllen sie die ganze Straße. Dicht vor dem Gemeindehaus stoßen sie brüllend zusammen, und für einen Augenblick erhebt sich ein Mordsspektakel von donnerndem Fußgetrappel und rafendem Wutgeschrei.

des Minenkrieges zur See ein. Bushwell. Er baute in den Jahren 1771-1775 ein Unterfee­Der eigentliche Erfinder der Seeminen ist der Amerikaner boot, mit dem er es versuchen wollte, Minen an feindlichen Schiffen au befestigen, um diese in die Luft zu sprengen. Im Jahre 1776 griff er auf diese Weise das englische   Striegsschiff Sagle" an, feftigt werden sollte, an dem Kupferbeschlag des Schiffsbodens ab boch glitt der Bohrer, mit dem die Mine am Schiffsrumpf be­und so explodierte die abgetriebene Mine später in ungefährlicher Entfernung vom Schiffe. Die Engländer waren damals über die Anwendung dieser neuen heimtüdischen Waffe überaus entrüftet, scheuten sich aber nicht, in her folgenden Beit selber davon Ge brauch zu machen.

Sodann scheint Foerster vollkommen zu übersehen, daß die englischen Universitäten auch bedeutsam an der Politit beteiligt find. Die englischen Universitäten wählen Mitglieder in das Barlament. Haben diese Mitglieder gegen den Krieg gestimmt? Nein. Der Krieg wurde mit allen gegen eine Stimme beschlossen. Haben ihre Auftraggeber, die Universitäten, nachträglich dagegen Protest erhoben und erklärt, daß diese fluch­Zwanzig Jahre später nahm Sulfan  , ber Erbauer des würdige Abstimmung gegen ihre Intention sei? Antwort: Nein. ersten Dampfbootes, diefe Pläne wieder auf. Es gelang ihm, Die englischen Universitäten und damit die englische   Gelehrten- Napoleon I. dafür zu interessieren, der in der Mine ein Mittel welt tragen deswegen einen Teil der Schuld des Krieges mit. gefunden zu haben glaubte, um der überlegenen englischen Flotte auf solche Weise sich nicht gescheut haben, die Gehilfen einer Re- unglücklich verlaufenen Seeschlacht von Trafalgar ließ er aber Wenn wir daher erklären, daß wir mit Persönlichkeiten, die erfolgreich entgegentreten zu können. Nach der für die Franzosen gierung zu sein, welche sich zum Henter deutscher Geisteskultur diefen Gebanten wieder fallen, Bekanntlich wollte er ja auch von erniedrigen wollte, keinen Berkehr haben wollen, und wenn wir er- der praktischen Verwendbarkeit bes Dampfbootes nichts wiffen, und lären, daß diejenigen unter uns, welche Auszeichnungen gab so die beiden Waffen, die Fulton ihm bot und die ihm gegen Plump und ungeschickt, mit glühendem Gesicht, die grell ist. Die gewöhnlichen natürlichen Neußerungen der Freude­geschmückte Mütze zwischen den Fingern, tritt der Rekrut vor. und Schmerzgefühle sind durcheinander geschüttelt, umgekehrt Er sagt noch einmal seinen Namen, während der Feldwächter und entartet; der Unglückliche lacht schallend auf und der durch eine Krücke die Trommel zum Drehen bringt, so daß Glückliche weint, oder beide lachen oder weinen abwechselnd die Lose wie Nüsse durcheinanderflappern. Ein kleines Türchen durcheinander, wie in immer wiederholten, immer unheimlicher wird geöffnet, durch das der Rekrut seine Hand in die werdenden Wahnsinnsanfällen. Trommel steckt. Er zieht eine kleine Hülfe aus Holz heraus, die er dem Kommissär überreicht. In dieser Hülse steckt, zu sammengerollt, sein Los, sein Lebenslos. Langsam und ruhig nimmt der Kommissär mit einem dünnen Stäbchen das Los aus der Hülse, entfaltet es, ruft mit lauter Stimme eine Nummer und übergibt das Papierchen dem Rekruten.

Nur die Wildheit bleibt, ble graufame Wilbhelt, Das aufgepeitschte entfesselte Menschentier fordert seine Rechte. Lauwegem gegen Baebel!" Lauwaegem gegen Baebell Die Auslosung ist vorüber, und ringsum erschallt nun der Kampfruf, während die Leute Die traditionellen wieder erschrect ihre Türen schließen. In dem weiten, dichtgefüllten Saal herrscht fortgefeht das Feinde wollen fechten; sie schämen sich ihrer flüchtigen Schwäche Doch nein, diesmal raufen sie nicht. Wie es kommt, dumpfe Geräusch tiefster Bewegung. Der halb geistes- von vorhin. Es geht nicht an, daß die diesjährigen Rekruten wissen sie selber nicht, aber si rd nur flüchtig durcheinander abwesende Rekrut begreift anfänglich nicht. ft er raus?" feiger sein sollen, wie die der vorausgegangenen Jahre, gewirbelt, und gleich darauf sind die Parteien wieder getrennt st er„ drin?" Plötzlich begreift er und beginnt hände- Und plöglich ist alles ein entsetzliches Chaos, über den be­und schreien unter Füßestampfen und wildem Jauchzen ihr ringend zu schluchzen oder in ausgelassener Freude zu poltern. blumten Müzen funkeln wie fahle Blige die geschwungenen Oez armes! Oez armes!" hinaus. Wenn er eine gute Nummer gezogen hat, rennt er hinab, Messer. In einiger Entfernung schauen sie sich nach einander um, schwingt jauchzend und schreiend seine beblumte Müke, fällt Feldwächter und Gendarmen eilen herbet, fuchen bie herausfordernd die Knüttel schwingend, und dann taumeln sie draußen Eltern und Freunde in die Arme, die in ängstlicher Streitenden zu trennen. Aber es nügt nichts, die wilden Tiere wieder weiter, jede Bande nach einer anderen Richtung. Er- Aufregung auf den Ausgang gewartet haben. Er läßt sie ringen und brüllen, die Messer bligen, die Knüttel faufen nieder, staunt erscheinen die Dörfler wieder auf ihren Schwellen und von den Blumenweibern von oben bis unten schmücken, gibt die Füße scharren, bis endlich einer nieberplumpft und wie schauen den brüllend abziehenden Rekruten nach, von denen ihnen alles, was sie verlangen, wirft Hände voll Münzen tot liegen bleibt. fie nicht begreifen können, warum sie diesmal nicht gerauft unter die Menge, läuft mit Verwandten und Freunden wie haben. närrisch durchs Dorf, schreit seine Nummer aus, lachend, schluchzend, jubelnd: Raus! Raus! Ich bin' raus!"

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Es ist einer von Baebel Es ist ber bide Rotkopf mit den weißen Haaren, der die beiden Weiber mißhandelt hat. Seine Kameraden stellen den Kampf ein und heben den Blutenden auf. Es ist eine Niederlage für Baebel und ein Sieg für Lauwegem. Drohend und rasend ballen die Baebeler in Haß und Rachsucht die Fäuste gegen die Rauwegemer, die höhnisch triumphierend abziehen

Zehn Uhr. Das ganze Dorf ist in lebhafter Bewegung. Aus allen umliegenden Gemeinden sind nun die Refruten an­gekommen. Sie stehen dicht zusammengedrängt oben in dem Alle zwei oder drei Minuten kommt so ein Rekrut her­großen Saale des Gemeindehauses, wo der im Wagen aus unter. Die einen sehen leichenblaß aus und halten sich am Der Stadt gekommene Bezirkskommissär die Lofung leitet. Er Treppengeländer fest; andere stampfen mit den Füßen, figt in der Mitte an dem großen grünen Tisch, um den sich knirschen mit den Zähnen, ballen fluchend und rasend die Ihr Jubelgebrüll donnert durch die lange Straße, die sonst die Mitglieder der Gemeindeverwaltung bersammeln. Fäuste. Manche sind bereit, mit allem, was um sie herum- geschmückten Hüte und Mügen wirbeln in ben geschwungenen Ein Mann von schon vorgeschrittenem Alter, mit einem ruhigen, steht, eine wüste Balgerei anzufangen, andere stehen mitten Händen wie ein wimmelnder Flug buntgefiederter Bögel über feierlichen Gesicht, schönem langen Graubart und ernsten Augen. unter dem Volk auf der Straße, heulend wie kleine Kinder. Den wild hin und her geworfenen Köpfen, und wie Mörder­Rechts von ihm sizt der Polizeikommissär, der die Namen der Die einen muß man mit Gewalt fortschleppen, um ein Ungeheul dröhnt ihr Gesang zu den geschlossenen Häusern Refruten aufruft! Lints waltet der Schreiber seines Amtes. glück zu verhüten, andere stürmen wie wahnsinnig daher und empor: Mitten auf dem Tisch steht die von dem Dorffeldwächter be- fchreien, indem sie die heulenden Frauen und Kinder, die sich wachte Trommel mit den Losen. Zwei Gendarmen in Gala, flehend an sie angeklammert haben, wütend von sich ab­mit langen Stulpstiefeln und hohen Bärenmützen halten die zuschütteln suchen, daß sie sich ertränken wollen. Zuweilen Drdnung aufrecht. list es gar nicht zu unterscheiden, wer draus" und wer drin"

, Oez armes! Oez armes!

Wij zijn al van Leopoldepoldepol! Oez armes! Qez armes! Wij zijn van Leopold!"