Mr. 198.- 1914.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Donerstag, 8. Oktober.

Wie Antwerpen   vor 329 Jahren fiel. Schiller hat in seiner zuerst in den Horen  " veröffentlichten großartigen Darstellung Belagerung von Antwerpen   durch den Prinzen von Barma in den Jahren 1584 und 1585" ein Muster flarer und lebendiger Geschichtsschreibung geboten. Mit dem Auge und der Phantasie des Dramatikers ist dies Trauerspiel eines heldenhaften Ringens aufgebaut und erreicht seinen Höhepunkt in der Schilderung der letzten Kämpfe um die inneren Verschanzungen der Stadt und ihres Falles, die heute unser besonderes Interesse finden wird. Am 16. Mai 1585 unternahmen die Belagerten einen verzweifelten Ausfall, um durch einen Hauptsturm sowohl auf dem Damm als auf der Brücke die Feinde zurückzuwerfen. Es gelang ihnen auch, mit unterſtüßung der Flotte der Antwerpener, den von den Belagerern errichteten Damm zu ersteigen, so daß sich die Feinde nach tapferer Gegenwehr in ihre Schanzen zurückziehen mußten. Dieser Anblick erfüllte die geängstigte Stadt auf einmal mit den frohesten Hoffnungen, und als wäre der Sieg schon er­fochten, überließ man sich einer tobenden Fröhlichkeit. Man läutete alle Glocken, man brannte alle Kanonen ab, und die außer sich ge­jekten Einwohner rannten ungeduldig nach dem Oosterweeler Tore, um die Proviantschiffe, welche unterwegs sein sollten, in Empfang zu nehmen." Aber diese günstige Wendung sollte nicht lange dauern. Der Herzog von Parma  , der unterdessen die Scheldebrücke von Ant­ werpen   mit neuen Maschinen berannt hatte, eilte in eigener Person herbei, den Damm zu entseßen.

Von beiden

Von zweihundert spanischen Bitenieren begleitet, flog er an den Ort des Angriffes und erschien noch gerade zu rechter Zeit auf dem Kampfplas, um die völlige Niederlage der Seinigen zu verhindern. Eiligit warf er einige Kanonen, die er mitgebracht hatte, in die zwei nächsten Redouten und ließ von da aus nach­drücklich auf die feindlichen Schiffe feuern. Er selbst stellte sich an die Spitze seiner Soldaten und, in der einen Hand den Degen, den Schild in der andern, führte er sie gegen den Feind. Das Gerücht seiner Ankunft, welches sich schnell von einem Ende des Dammes bis zum andern verbreitete, erfrischte den gesunkenen Mut seiner Truppen, und mit neuer Heftigkeit entzündete sich der Streit, den das Lokal des Schlachtfeldes noch mörderischer machte. Auf dem schmalen Rücken des Dammes, der an manchen Stellen nicht über neun Schritte breit war, fochten gegen fünftausend Streiter; auf einem so engen Raume drängte sich die Kraft beider Teile zu­sammen, beruhte der ganze Erfolg der Belagerung. Den Ant­werpern galt es die letzte Bormauer ihrer Stadt, den Spaniern das ganze Glück ihres Unternehmens; beide Parteien fochten mit einem äußersten Enden des Dammes wälzie sich der Kriegsstrom der Mitte zu, wo die Seeländer und Antwerper den Meister spielten und ihre ganze Stärke versammelt war. Von Stabroek her drangen die Italiener   und Spanier heran, welche an diesem Tage ein edler Wettstreit der Tapferkeit erhitzte; von der Schelde her die Wallonen und Spanier, den Feldherrn an ihrer Spise. Indem jene die Pfahlschanze zu befreien juchten, welche der Feind zu Wasser und zu Lande heftig bedrängte, drangen diese mit alles niederwerfendem Ungeſtüm auf die Brustwehr los, welche der Feind zwischen St. Georg und der Pfahlschanze aufgetürmt hatte." Um diesen wohlbefestigten Wall, die letzte Verschanzung Antwerpens, wogte nun der Kampf, und beide Heere leisteten das Aeußerste an Tapferkeit. Die Niederländer überirafen in diesem entscheidenden Augen­blick ſich ſelbſt; nie im ganzen Laufe des Krieges hatten sie mit dieser Standhaftigkeit gefochten. Besonders aber waren es die Schotten und Engländer, welche durch ihre tapfere Gegenwehr die Versuche des Feindes vereitelten. Weil da, wo die Schotten fochten, niemand mehr angreifen wollte, so warf sich der Herzog ſelbſt, einen Wurfspieß in der Hand, bis an die Brust ins Wasser, um den Seinigen den Weg zu zeigen. Endlich nach einem lang­wierigen Gefechte gelang es den Mansfeldischen, mit Hilfe ihrer Hellebarden und Biken eine Presche in die Brustwehr zu machen und, indem sich der eine auf die Schultern des andern schwang, die Höhe bes Walls zu ersteigen. Bartolomeo Toralva, ein spanischer

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Die Erstürmung der Mühle.

Von Emile Zola  .

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Hauptmann, war der erste, der sich oben sehen ließ, und fast zu Küche wertvolle Gemüse an Biegen, Kaninchen und an das Ge­gleicher Zeit mit demselben zeigte sich der Italiener Capizucchi aur flügel berfüttert, Gemüſe, die man dann späterhin im Winter dem Rande der Brustwehr; und so wurde denn, gleich rühmlich und Frühling teuer bezahlen muß. Aber nicht nur der Lauben­folonist, auch die Gemüsegärtner, sowie die Klein- und Großgrund­für beide Nationen, der Wettkampf der Tapferkeit entschieden." Nach der Einnahme der letzten Brustwehr war der Sieg bald befizer verschleudern oft im Herbst die reichen Ernten, anstatt sie errungen. Der letzte Versuch der Antwerpener, sich aus der eisernen sachgemäß einzuwintern. In dieser Beziehung sind uns die Holländer Umflammerung zu retten, war fehlgeschlagen. Von dieser Zeit an im allgemeinen weit voraus. Die dortigen Gemüsezüchter haben sank den Belagerten der Mut, und der Magistrat der Stadt bemühte sich organisiert; ihre Züchtervereinigungen regeln den Verkauf und sich vergebens, das gemeine Volk, welches den Druck der Gegenwart haben auf gemeinsame Koſten zweckmäßige, großzügige Ueber­empfand, mit entfernten Hoffnungen zu vertrösten. Bis jetzt hatte winterungsräume gebaut, sogenannte Kohlscheunen, in denen der man das Brot noch in einem leiblichen Preis erhalten, obgleich die Ueberfluß an nicht winterharten Gemüsen überwintert und in Beschaffenheit immer schlechter wurde; nach und nach aber schwand tadelloser Verfassung bis zum Spätwinter und Frühling, d. h. der Getreidevorrat so sehr, daß eine Sungersnot nahe bevor- bis zum Beginn neuer Ernten, erhalten wird und dann weit stand.... Endlich fiel auch noch die benachbarte und bundesver- borteilhafter als im Herbst verkauft werden kann. Für die Lauben­wandte Stadt Mecheln in des Feindes Gewalt, und mit ihr ver- kolonisten kommen leider derartige Ueberwinterungseinrichtungen schwand die letzte Hoffnung, Zufuhr aus Brabant   zu erhalten. Da nicht in Frage; es muß vielmehr jeder von ihnen die Einwinte­man also keine Möglichkeit mehr sah, den Proviant zu vermehren, so rung seiner Ernten so gut wie möglich selbst durchzuführen suchen. blieb nichts anderes übrig, als die Verzehrer zu vermindern. Alles Dazu sei nachfolgend einige Anleitung gegeben. unnüge Bolt, alle Fremden, ja selbst die Weiber und Kinder sollten allen Spielarten absolut winterhart, auch der Rosenkohl kann als Von Kohlgewächsen ist der Grün- oder Blätterkohl in allzusehr mit der Menschlichkeit, als daß er hätte durchgehen sollen. in schneelosen Wintern bei ungewöhnlich strenger Stälte einmal aus der Stadt hinweggeschafft werden; aber dieser Vorschlag stritt winterhart bezeichnet werden, wenn er auch in Mitteldeutschland  Ein anderer Vorschlag, die katholischen Einwohner zu verjagen, Schaden nehmen kann. Diese beiden Gemüsearten einzuwintern erbitterte diese so sehr, daß es beinahe zu einem Aufruhr gekommen wäre töricht, zumal sie auch durch Einwirkung des Froſtes an wäre. Und so sah sich denn St. Aldegonde genötigt, der stürmischen Schmackhaftigkeit und Bekömmlichkeit gewinnen. Ungeduld des Volkes nachzugeben und am 17. August 1585 mit dem bereitet die Ueberwinterung auf der Parzelle nur da, wo sich nach Herzog von Parma   wegen Uebergabe der Stadt zu traktieren." Schneefall Fasanen, Feldhasen und wilde Kaninchen einstellen. Erstere sind seltene Gäste in den Laubengärten, gegen letztere schützt man sich, indem man die Einfriedigung vor Eintritt des Winters gegen diese Nager instand setzt. Absolut winterhart ist Gemüsearten holt man sich während des Winters immer nach weiterhin der Spinat und der holländische Feldsalat. Diese vier Bedarf von der Barzelle.

Der Laubenkolonist.

Enttäuschung

Die Gemüseaufbewahrung und überwinterung in Ariegszeiten. Die Bedeutung der Groß- Berliner Zaubenkolonien wurde Von unseren Wurzelgemüsen ist nur die Schwarzwurzel dieser Tage einmal weiteren Kreisen durch eine bescheidene Lokal notiz in der Tagespresse vor Augen geführt. Man hat da fest- winterhart; sie wird leider bei uns noch viel zu wenig angebaut. gestellt, daß sich in Groß- Berlin rund 45 000 Laubenkolonisten be- In gewisser Hinsicht kann sie für den Laubenkolonisten ein Ersatz tätigen, die eine Fläche von 1400 Hektar, das sind 5600 preußische für Spargel sein, den man auf gepachteten Parzellen schon deshalb Morgen, betvirtſchaften. Aus dieser zusammengelegten Fläche nicht anbauen sollte, weil er erst im dritten Jahre nach der Pflan­fönnte man 3 bis 4 stattliche Rittergüter machen. Bekannt dürfte zung den ersten bescheidenen Ertrag gibt. Schwarzwurzeln wurden sein, daß die 45 000 GroBerliner Laubenkolonisten, die vor- früher zweijährig fultiviert; man säte sie im Frühling und erntete wiegend Ded- und Brachland, meist Spekulationsgeländen, Erträge im Herbst und Winter des nächsten Jahres. Jetzt zieht man die abringen, bei ihrer zwar harten, aber andererseits auch anregen- sogenannte verbesserte russische Riesenschwarzwurzel vor, die, im den und das törperliche Wohlbefinden fördernden Bodenarbeit feine Februar gefät, schon vom Herbst des gleichen Jahres ab geerntet Seide ſpinnen. Der materielle Extrag der Laubengärten ist für den werden kann. Der Samen wird bei uns in Deutschland   angebaut, einzelnen Kolonisten nur ein sehr bescheidener, einmal, weil bei wie fast alle anderen Gemüsesamen, die halb Europa   und fast alle uns immer noch das System der Generalpächter vorherrscht, das überseeischen Ländern zum Gemüseanbau bedürfen. Die Schwarz­gleichbedeutend mit der Ausbeutung der Kolonisten ist; dann aber wurzel hält dem ſtrengsten Froſt ſtand. Nimmt man sie jetzt aus, auch, weil die einzelnen Laubenparzellen nur von bescheidenstem um sie für den Wintergebrauch im Steller in etwas feuchten Sand Umfange find. Eine wirklich nugbringende Arbeit ist, niedrigster einzuschichten, so muß das so vorsichtig geschehen, daß die Wurzeln Bachtzins vorausgesetzt, nur auf Parzellen möglich, die je 200 bis weber brechen noch sonst verlegt werden; auch muß man dann 250 Quadratmeter Fläche bebeden. Parzellen von dieser Größe die Blätterschöpfe so abschneiden, daß die Wurzel nicht mitange­sind die meisten der jetzt schon von vielen Provinzstädten und von schnitten wird. Aus jeder Wurzeliunde fließt der weiße Milchsaft einigen einsichtsvollen Großindustriellen ins Leben gerufenen Ar- reichlich aus, dadurch welkt die Wurzel und wird fade im Geschmack. beitergärten, die auch für Groß- Berlin eine zeitgemäße Ablösung Man lasse also Schwarzwurzeln im Freien, aber man decke, nach­der Laubenparzellen bilden sollten. Gärten der angegebenen Größe dem das Kraut abgefroren ist, so reichlich mit Laub oder strohigen fönnen von jedem arbeitsfähigen Bächter unter Sinzuziehung der Mist, daß der Frost nicht eindringen kann. Nur in diesem Falle Familienangehörigen in der freien Zeit sachgemäß bewirtschaftet ist man in der Lage, während des Winters nach Belieben Wurzeln werden, und genügen, wenn man vom Kartoffelbau absieht, eine au sofortigem Küchengebrauch ausnehmen zu können. Auch Meer­nicht zu zahlreiche Familie während des ganzen Jahres ausreichend rettich ist winterbart; man gräbt ihn aber jebt für den Winter­

mit Gemüsen jeder Art zu versorgen.

Der immer noch in den Laubenkolonien gehandhabte Kartoffel­anbau ist für kleinste Verhältnisse unlohnend, zumal der Zentner guter Winterfartoffel fast überall für 2 bis 2,50 Mt., häufig noch billiger, erhältlich ist. Will man durchaus auch einige Kartoffeln selbst anbauen, so beschränke man sich auf allerfrüheste Sorten, wenn möglich auf die sogenannten Sechswochenkartoffeln, die schon im Juni reif sind, worauf dann das abgeerntete Land noch mit spätem Stohl, vorzugsweise mit Grün- und Rojenkohl, angebaut werden kann.

Ich habe schon früher einmal darauf hingewiesen, daß zur Zeit der Erntefeste, also im Herbst und bis in den Oktober, No­ventber hinein, auch bei den Laubenkolonisten ein gewisser lleber­fluß an Gemüsen herrscht. In dieser Zeit werden oft für die Morelle, wenn er im Grase lag und so tat, als ob er schliefe.| Françoise konnte ihn aus ihrer Kammer sehen. Die Sache war flar: jie nuußten einander liebgewonnen haben, während sie sich über das Mühlenrad angeschaut hatten.

Unterdessen verstrichen acht weitere Tage. Françoise wurde mit jedem Tage ernster. Vater Merlier sagte noch immer kein Wort. Da brachte er eines Abends stillschweigend Dominique felbst in die Mühle. Françoise bereitete gerade den Eßtisch. Sie tat gar nicht verivundert. sondern begnügte sich, ein Gedeck mehr aufzulegen; bloß die Grübchen in ihren Wangen höhlten sich im Nu wieder, und ihr Mund zeigte das alte Lächeln. Vater Merlier hatte am Morgen Dominique in seinem Häuschen an der Waldesgrenze aufgesucht. Dort hatten die beiden Männer bei verschlossenen Türen und Fenstern drei Stunden mitein­ander gesprochen. Niemals hat ein Mensch erfahren, was der Gegenstand ihrer Unterredung hätte sein können. Das eine aber ist sicher, daß Vater Merlier, als er das Säuschen verließ, Dominique schon als seinen Sohn behandelte. Der alte Mann hatte jedenfalls den Burschen, welchen er suchte, einen maderen Burschen, in diesem Faulpelz gefunden, welcher im Grase herumlag, um den Dirnen die Kur zu machen.

Natürlicherweise machte ihr die ganze Umgegend den Hof und zwar mehr ihrer Taler als ihrer Niedlichkeit wegen. Und sie hatte schließlich eine Wahl getroffen, welche die ganze Gegend in Entrüstung setzte. Auf dem jenseitigen Ufer der Morelle hauste ein großer langer Wicht, den man den Dominique Banquer nannte. Er stammte nicht aus Rocreuse. Zehn Jahre früher war er aus Belgien   nach dem Dorfe gekommen, um einen Oheim zu beerben, der dicht am Saume des Gagnyer Waldes, gerade gegenüber von der Mühle und ein paar Büchsenschüsse von ihr entfernt, ein kleines Gut besessen hatte. Er fäme nur, so sagte er, um dieses Gut zu verkaufen, und wollte dann wieder nach seiner Heimat zurückreifen. Aber das Land gefiel ihm, wie es schien, denn er rührte sich nicht mehr vom Flecke. Man jah, daß er sein Stückchen Land bebaute, einiges Gemüse pflanzte, soviel er zum Lebensunterhalt bedurfte. Er fischte, er jagte; es fehlte manchmal wenig, so hätten die Flurschüßen ihn er­Ganz Rocreuse räfonnierte. Die Weiber fanden kein Ende griffen und den Behörden angezeigt. Dieses freie Leben, bei in der Erörterung des tollen Streiches, welchen Bater Merlier welchem die Bauern nicht wußten, woher das Geld dazu käme, dadurch beging, daß er einen Müßiggänger auf solche Weise in hatte ihn schließlich in einen üblen Leumund gebracht. Man fein Haus nahm. Er ließ die Leute reden. Vielleicht hatte er sprach von ihm unverblümt als von einem Wilddiebe. Daß er an seine eigene Verheiratung gedacht. Er hatte ja auch feinen faul war, stand freilich feit, denn man fand ihn oft zu Stunden, roten Seller beseffen, als er die Madeleine und ihre Mühle ge­wo er hätte arbeiten müssen, im Grafe schlummernd. Das heiratet hatte; das war aber kein Hindernis für ihn gewesen, Hänschen, welches er am Waldrande bewohnte, machte auch gar ein maderer Ehemann zu werden. Uebrigens unterband nicht den Eindruck der Wohnung eines ehrbaren Junggesellen. Dominique allem Klatsch sofort dadurch die Ader, daß er sich so Es würde die alten Weiber des Dorfes durchaus nicht überrascht tüchtig an die Arbeit machte, daß die ganze Gegend darüber in haben, wenn er mit den Wölfen der Gagnver Schloßruinen im Erstaunen geriet. Der Mühlknecht war just zur Armee aus Bafte gestanden wäre. Die jungen Dirnen indeffen wagten bis- gehoben worden und Dominique litt unter feiner Bedingung, weifen, ihn zu verteidigen; denn dieser Eindringling war ein daß ein neuer Knecht gedingt würde. Er schleppte die Säcke, gar stattlicher Bursch, schlank und hoch wie eine Bappel, seine fuhr den Wagen, placte fich mit dem alten Rade ab, wenn es sich Saut war blendend weiß, Bart und Haare waren blond und schön bitten ließ, seinen Kreislauf zu beginnen, und tot dies alles leuchteten wie Gold in der Sonne. An einem Morgen nun hatte mit einem so munteren Eifer, daß es eine Freude war, ihm zuan Françoise ihrem Vater rundweg erklärt, daß sie den Dominique sehen. Bater Merlier schmunzelte still vor sich hin. Er tat sich liebe und nie drein willigen werde, einen anderen Burschen zu viel zugute darauf, daß er diesen Burschen richtig beurteilt hatte. Rein ander Dina als die Liebe leiht dem jungen Volk Herzens­Iuft und Arbeitsfreude.

heiraten.

war.

Man denke, welch einen Keulenschlag Vater Merlier an jenem Tage erbielt! Er fagte nichts, wie's feine Gewohnheit Inmitten all dieses Schaffens und Arbeitens vergötterten Sein Geficht zeigte den alten finnenden Bug, aber die sich Françoise und Dominique. Sie machten nicht eben viel Herzensfröblichkeit war aus den Augen geschwunden. Acht Tage Worte, aber fie schauten sich an mit funkelnden Blicken. Bis zur lang maulten Vater und Tochter. Auch Françoise war sehr ernst Stunde hatte Bater Merlier noch kein Wort über die Hochzeit geworden. Was den Bater Merlier beunruhigte, war die Neu- gesagt, und beide achteten dieses Schweigen und warteten die gierde, zu erfahren, wie dieser Spitzbube von Wilddieb" fein Entscheidung des Alten ab. Endlich um Mitte Juli hatte er Rind batte bestriden fönnen. Noch niemals hatte Dominique drei Tische in den Hof unter die große Ulme schaffen lassen und fich in der Mühle ſehen laffen. Der Müller legte sich auf die feine Bekannten und Freunde gebeten, einen Schoppen bei ihm Bauer und gewahrte den Galan auf der anderen Seite der zu trinken. Als der Hof voll war von Leuten und jedermann

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Die unten

bedarf aus und schlägt ihn im Keller in Sand cin. an der Stange sigenden starken Seitentourzeln, die sogenannten Reger", werden von der Hauptwurzel abgeschnitten und draußen auf der Parzelle für die nächste Frühjahrspflanzung eingeschlagen. fast winterhart ist Breitlauch( Porree). Wir lassen ihn ruhig bis gegen Ende November auf den Beeten, nehmen ihn dann aus, schlagen die Wurzeln in einer Gartenece zusammen ein und be­decken sie dann reichlich mit Laub, um sie während des Winters nach Bedarf ausnehmen zu können. Auch Sellerie verträgt eine gute Portion Frost. Zur Ueberwinterung werden die Knollen vor­sichtig ausgegraben, die Erde wird aus dem Wurzelwerk heraus­geschütelt, alle Wurzeln werden dann zurückgeschnitten und darauf legt man die Knollen in zwei Reihen so nebeneinander, daß die Blattschöpfe beiderseits nach außen gerichtet sind, darauf bedeckt das Glas in der Hand hielt, hob Water Merlier das seinige auf und sprach:

,, Es freut mich, Nachbarn, Euch sagen zu können, daß mein Mädel heute über vier Wochen, am Tage des heiligen Ludwig, den wackeren Burschen da in die Ehe nehmen wird." Ein fröhliches Gläserklingen erfolgte. Alles lachte. Aber Bater Merlier fuhr fort mit gehobener Stimme:

,, Dominique, umarme Dein Mädel! Das gehört sich so!" Und sie umarmten sich, errötend ob des Lachens der an­wesenden Bauern. Es war ein richtiges Freudenfest. Ein äßchen wurde ausgestochen. Und als nur die engeren Be­fannten noch zugegen waren, ward eine rubige Unterhaltung ge­führt. Die Nacht war bereingebrochen, eine helle, reine Sternen­nacht. Dominique und Françoise faßen nebeneinander auf einer Bank, sprachen aber nicht zusammen. Ein alter Bauer brachte die Rede auf den Krieg, welchen der Kaiser an Preußen erklärt hatte. Alle Burschen aus dem Dorfe wären schon zur Armee abgerückt. Amt lekten Abend wären noch Truppen durch­marschiert. Ein harter Kampf stände in der Umgegend zu er­warten.

..Bah!" meinte Bater Merlier mit dem Selbstgefühl eines glücklichen Menschen; Dominique ist Ausländer; da braucht er nicht zuni Heere. Und wenn die Preußen herankommen sollten, so wird er schon wissen, sein Weib zu verteidigen."

Der Gedanke, daß die Preußen fommen fönnten, wurde als ein famoser Scherz aufgenommen. Man würde ihnen eine tüch­tige Brügelfuppe reichen und zum Kochen derselben sicherlich feine lange Reit gebrauchen.

sch habe sie schon gefehen, ich habe sie schon gesehen," wiederholte der Bauer mit einer dumpfen Stimme.

Ein Stillschweigen trat ein. Dann stieß man noch einmal an. Françoise und Dominique batten nichts gehört; sie hatten fich auf der Bank hinten, ohne daß man sie sehen konnte, die Sände gereicht, und das tat ihnen so wohl, daß sie fizen blieben, verloren in das Dunkel der Nacht schauend.

Welch eine lane, herrliche Nacht!. Das Dörfchen lag zu beiden Seiten der weißen Landstraße im friedlichen Kindes­schlummer. Kein Laut war zu hören, als aus weiter Ferne das Strähen eines zu zeitig vom Schlafe erwachten Hahnes. Aus dem nahen Sochwald stiegen lange Atemzüge hernieder und alitten wie Liebkosungen über die Dächer. Die Wiesen mit ihren Schatten nahmen eine geheimnisvolle, erhabene Majestät an, während alle die Quellen, alle die im Schatten forudelnden Wäfferlein der frische, rhythmische Atem der entschlummerten Landschaft zu sein schienen. Das alte verschlafene Mühlrod ichien zeitweise zu träumen wie die alten Wächterhunde, welche im Schnarchen bellen; es knarrte und hielt mit sich selbst Zwie­forach, eingelullt durch den Wassersturz der Morelle, deren Beden den melodischen anhaltenden Ton einer Orgelpfeife her­borbrachte. Nie hatte ein tieferer Frieden sich über einen glück­licheren Naturwinkel gesenkt.

( Forts. folgt.)