Nr. 8.- 1915.

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Unterhaltungsblatt des Vorwärts 10.

Sonntag, Januar.

und nicht

Ich möchte noch einiges über das Seelenleben diefer Bevölfe- Grey". Die englische Quelle erwähnte the Scots Greys, Die St. Mihiel   im Kriegsschrecken. rung berichten, die seit drei Monaten unter Granaten und Schrap- schottischen Grauen". Der Ueberseber hatte offenbar niemals cr= nells lebt. Die Zahl der dortgebliebenen Einwohner hat sich zu fahren, daß dies die volkstümliche Bezeichnung eines ursprünglich Armand Feheri, der Kriegsberichterstatter der Neuen Freien nächst verringert, da gar mancher von ihnen durch die einstürzen- nordbritischen Dragonerregiments ist, welches diese Benennung Presse" im Westen, schreibt: den Mauern seines Hauses begraben wurde. Aber auch die Todes- dem Umstände verdankt, daß ihm für hervorragende Leistungen in fälle natürlicher Art haben sich vermehrt. Vor allem konnten alte Flandern   von seinem König Wilhelm III.( 1689-1702) Apfel­Großes Hauptquartier, 29. Dezember. Die unruhige Nacht war vorüber; es tamen und gingen die sich Zeute und Kinder nicht die erschwerten Lebens- und Nahrungs- schimmel( grey horses) als Auszeichnung verliehen worden waren. ablösenden Bataillone. Die sterbende Stadt richtete sich auf; die bedingungen ertragen, wie sie der Krieg mit sich brachte. Es kam Der Uebersetzer hat sich demnach nicht gescheut, dem Wortlaut Ge­Einwohner, alt und jung, ziehen nach der Feldküche, um sich dort hier zu Depressionen seelischer Natur, die durch das dauernde walt anzutun; denn da für ihn Scots Greys feinen Sinn ergab, Angstgefühl, von der nächsten einschlagenden Granate getroffen zu hat er einfach die Wortstellung geändert und ist so zu Grey's ihr Frühstück zu holen. Die ganze Bevölkerung wird von den werden, hervorgerufen wurden. So sah ich in den drei Tagen, die Scots, d. i. Greys Schotten" gelangt, auf diese Weise dem das Deutschen   ernährt. Frühmorgens, mittags und abends kommen fie mit ihren Gefäßen; diejenigen, die noch über einen Haushalt ich in der Stadt zubrachte, auffallend viel irrfinnig gewordene alte durch sicherlich nicht wenig überraschten englischen Minister cin Leute und blöde Kinder. Auch die Lebensgewohnheiten der Men- Leibregiment verleihend. verfügen, bekommen Lebensmittel, um sich ihr Essen selbst zuzuschen haben sich geändert. So gehen sie nicht mehr mitten auf der Uebrigens haben die Apfelschimmelreiter, wie damals unter bereiten. Wer aber keine dauernde Heimstätte mehr bejizt, der Straße, sondern schleichen an den Häusern entlang, um dort Wilhelm III  .. auch im spanischen Erbfolgekrieg( 1702-1713) und bringt ein Töpfchen mit, um sein Essen, fertiggekocht an der Feld- einigermaßen Schutz vor dem Schrapnellfeuer zu haben oder beim später bei Waterloo sich ganz besonders ausgezeichnet im Stampfe küche in Empfang zu nehmen. Die tägliche Verpflegung besteht näherkommen einer Granate schnell in den Keller des nächsten gegen ihre derzeitigen Waffenbrüder, die Franzosen aus: Morgens schwarzem Kaffee mit ein wenig Milch, ein Brötchen Hauses schlüpfen zu können. Auch ihr Nervensystem ist vollkommen minder im Krimkrieg bei Balaclava gegen ihre östlichen Ver­dazu; mittags Suppe oder Gemüse mit Fleisch; abends wiederum schwarzer Kaffee mit Milch. Es wird nicht gefragt, ob jemand zerrüttet, und das Fallen eines Steinchens genügt, um sie zu verbündeten, die Russen, welch letzteres sie aber nicht gehindert hat, wirklich bedürftig ist oder nicht: wer sich selbst meldet, dem wird anlassen, sich zu bücken, als wollten sie einem Geschoß ausweichen. späterhin ein Väterchen Zar zu ihrem Ehrenobersten( Honorary Die spielenden Kinder sind von der Straße verschwunden. Im Colonel  ) zu ernennen. gegeben. Und ich kann es mit ruhigem Gewissen behaupten, daß Anfang liefen sie ohne Bewußtsein der Gefahren, die sie umgaben, Es braucht nicht gesagt zu werden, daß auch in Friedenszeiten der franzöſiſche   Stadteinwohner nicht weniger bekommt als der lustig auf der Straße unther. Viele Kinder hat der Tod in Geſtalt Mißgriffe und Mißverständnisse der geschilderten Art nicht allzu deutsche Krieger. Ein kleiner Rundgang durch die Stadt belehrt mich, was die eines Schrapnells beim Spiel vor den Augen ihrer eigenen Väter selten sich nachweisen lassen und daß in Krieg und Frieden im Franzojen hier alles angerichtet haben. St. Mihiel   ist eine alte und Brüder hinweggerafft. Nun haben die Deutschen   die Oeffnung Ausland ebenso sehr gesündigt wird wie im Inland. französische Militärstadt, eine der größten unbefestigten Garni- der Schulen angeordnet, um die Kinder zu verhindern, auf den Gassen herumzulaufen. sonen an der französischen   Ostgrenge. Es lagen hier und im gegen­Das wirtschaftliche Leben hat ganz aufgehört und ist einem über befindlichen Chauvencourt bis fünf Regimenter Infanterie, dumpfen Dahindämmern gewichen. Niemand arbeitet, es ist kein Jäger und Artillerie, beide Orte sind mit Kasernen vollgestopft. Sandel, feine Industrie, keine Landwirtschaft. Niemand denkt an Nur die militärischen Gebäude find modern, alles andere sind alte den gestrigen Tag und an den morgigen, nur die Sorge um das Häuser, welche in ihrer Bauart vielfach italienischen, schon ganz Heute und das fümmerliche bißchen Leben hält alle gefangen. Der Hausfronten, die Gebäude mit Innenhöfen ausgestattet, auf Tag erscheint ihnen ohne Ende, er hat keinen Zweck für sie, keiner welche die Fenster hinauslaufen. Die Häuser sind innen manch- weiß, was er mit feiner Zeit anfangen soll, ohne Ziel begetieren mal mit Säulengängen ausgestattet, bei den besseren in der Mitte sie in absoluter Stumpfheit dahin wie einer, der in dieser Welt nichts auszurichten hat. ein Springbrumen. Fast alle Häuser sind aus Naturstein gebaut, man sieht fast keine aus Ziegeln. Eisen hat beinahe nirgends zum Hausbau Verwendung gefunden. Man kann diese Studien über Innenarchitektur sehr bequem machen, da eine große Anzahl der Häuser durch die französischen   Granaten zerschossen ist und man von außen in sie hineinsehen kann. Ein wüster Anblick. Durch die geborstenen Decken sind die Möbel der obersten Stockwerke heruntergestürzt und bilden nun ein wirres Durcheinander, viel­

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Kleines Feuilleton.

Die Pest  " und Greys Schotten".

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Die finnländischen Regimenter.

finnländische tegimenter, die auf russischer Seite gegen Deutschland  Die Kriegsberichte vom östlichen Kriegsschauplatz erwähnen auch kämpfen. Hierdurch könnte die Meinung entstehen, daß an dem Kriege gegen Deutschland   auch die Finuländer teilnehmen, was aber durchaus nicht den Tatsachen entspricht. Diese finnländischen Ne­gimenter. die sich noch 1878 im russisch  - türkischen Kriege, ganz besonders vor Plewna, so hervorragend als beste Schüßen Rußlands  durch Mut und Ausdauer auszeichneten und die damals tatsächlich aus Finnländern bestanden, enthalten, wie den Münch. N. Nachr." geschrieben wird, schon seit längerer Zeit gar keine Finnländer mehr. Sie haben somit nur ihren alten Namen behalten; sie stehen sonst mit Finnland   in gar feiner Verbindung mehr.

Die Finnländer wollten auch 1878 am ruffisch- türkischen Krieg nicht teilnehmen. Damals meuterte das auf Wassili Ostrow in

Notizen.

Gerechtigkeit gegen den Feind ist eine der Forderungen, die Petersburg   stehende finnländische Regiment. Zur Strafe tam es in fach halb verbrannt oder angekohlt. Wertvolle Möbelstücke liegen seit Beginn des Krieges in der proletarischen Presse ihren stärksten das allerschärfste Treffen, wobei es besonders vor Plewna so lange vermengt mit billigen Kram, teure Vorhänge zwischen gewöhn- Ausdruck gefunden haben. Gerechtigkeit auch gegen die Sprache zum Sturm vorgedrängt wurde, bis es so gut wie aufgerieben war. lichen Küchengardinen. Alles, was eine Familie jahrzehntelang des Feindes, will sagen: richtige, finngemäße Wiedergabe feindlicher Burzeit läßt sich über die Finnländer als Soldaten nichts sagen, gefummelt und beisammengehalten hat, was sie von ihren Vor- Auslassungen ist eire selbstverständliche Erweiterung obigen Ge- denn sie sind seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr militärpflichtig. fahren ererbt hat, liegt hier vernichtet unter Trümmern. In diesen botes. Aber nicht selten wird dagegen gefehlt. Mangelhafte Kennt- Finnland   zahlt jetzt an die russische Regierung jährlich eine Summe Ruinen liegt ein großer Teil des franzöfifchen Nationalvermögens, nis der Sprache und der Einrichtungen des feindlichen Auslandes bon 10 Millionen Rubel für Befreiung der Finnländer vom da gerade Frankreichs   beste und zahlungsfähigste Klasse die große nicht weniger als die begreiffiche Gile, mit der behufs schneller Militärdienst. Majse der kleinen Eigentümer bildet, die außer ihrem Besitztum Berichterstattung die Aeußerungen feindlicher oder neutraler Organe und dessen Ausstattung gerade so viel Vermögen ihr eigen nennen, übertragen werden, trägt die Schuld an den mancherlei Irrtümern, daß sie bescheiden davon leben und etwaige Ueberschüsse des Jahres- welche gerade jezt auf dem in Rede stehenden Gebiet begegnen Vorträge. Im Institut für Meereskunde fpridit Dienstag, einkommens in Staatspapieren anlegen können. Waren schon in und wohl geeignet sind, falsche Auffassungen und Urteile bei den den 12. Jan., Dr. Th. Schuchart über den Außenhandel der Ver­ den   Jahren vor dem Kriege die Bedingungen für die Gründung Lesern herbeizuführen. Zwei Beispiele mögen genügen. eines eigenen Haushaltes und Eheschließung für die Franzosen  Die empfindlichen Verluste, welche der englischen Flotte durch einigten Staaten; Freitag, den 15. Jan., Dr. G. Irmer über den Stillen Ozean und den Weltkrieg. Am Freitag, den 15. Jan., nicht besonders günstig, was ja auch zu einer allmählichen Ab- unsere Unterseeboote bereitet wurden, veranlaßten die englische wird Karl Hauptmann   auf Einladung der Berliner Freien nahme der Bevölkerung geführt hat, so bot der vorhandene Fa Bresse, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie man der drohenden Studentenschaft im Höriaal 4( Dorotheenstr. 6) über Das alte milienhausbejiz mit feiner ererbten Einrichtung eine gewisse Gefahr entgegentreten fönne. Dabei wurden unsere Untersee  - Sphingrätsel und der Mensch sprechen. Der Berliner   Zone fichere Unterlage für einen solchen Schritt. Wie aber werden fich boote  - nach der Wiedergabe des Zeitungsartikels durch die deutsche fünstler- Werein diese Verhältniffe in der Zukunft gestalten, wo der größte Teil des Preise als diese Best" bezeichnet, einen Ausbrud, der feines- instler Berein beginnt am 15. Jan. in der Hochschule für Grirages mühevoller Arbeit und Ersparnisse ganzer Generationen wegs charakteristisch ist und andererseits geradezu läppisch und Musik seine diesjährigen Veranstaltungen mit einem Vortrag des Generalmusildirektors Philipp Wolfrum   aus Heidelberg   über durch den Krieg verloren gegangen sind? heuchlerisch erscheint, da doch auch England über eine erhebliche ,, Die Reform des Konzertsaals". Die Stadt Mihiel, die heute im Sterben liegt, war vor dem Anzahl von Unterseebooten verfügt und sie auch gebraucht. Ohne Kriege eine lustige Militärstadt. Sie bejaß einen Theatersaal, eine Zweifel lautete der englische   Ausbruck these pests in der Mehr= - Vorlesungen der Freien Hochschule. Am Mitt­Anzahl Tingel- Tangel und Kaffeehäuser, elegantere Lotale, wo zahl, nicht pest in der Einzahl, und bedeutet in diesem Zu- woch, den 13. Januar, abends 8 Uhr, beginnt Felig Linke die Offiziere und ihre Familien verkehrten. Der Brüdenstadtteil sammenhang sowohl wie im gewöhnlichen Sprachgebrauch Dinge,( Dorotheenstr. 12) eine Reihe von fünf Vorlesungen: Was jeder­war der vornehmste. In ihm befanden sich die besseren Häuser, welche schädlich oder zerstörend wirken"( anything destructive), mann von der Himmelstunde wissen muß". am Brückenplay das Offizierskajino, ein schönes einstöckiges Ge- war also etwa durch Zerstörungsmittel", aber nicht durch das esser- Steglis beginnt am 13. Januar in der Fortbildungsschule bäude. Vor dem Kasino, am Brüdeneingang, ein Denkmal für die finnlose diese Pest" wiederzugeben. Die Seuche selbst wird auch Berlin  , Friedrichstr. 126, mit einer Vortragsreihe über den Obst­in Feldzug 1870 gefallenen Franzosen. Ein marmorner Sockel, häufiger mit plague als mit pest bezeichnet. bau im Hausgarten" abends 81 Uhr. darauf eine Figur, die einen sterbenden französischen   Soldaten dar­stellt. Das französische   Offizierskajino ist jezt durch französische  Granaten vernichtet, der ganze Brückenstadtteil zerschossen und der trübe Blick des sterbenden französischen   Soldaten kann auch diesem Bilde der Verwüstung gelten.

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Konnte in diesem Falle Gile und das Uebersehen der winzigen Mehrzahlendung" s" in etwas den Irrtum entschuldigen, jo er­scheint die Sachlage bei dem nächsten Beispiel weit bedenklicher. Nach Berichten der deutschen   Presse war an den Kämpfen im Westen beteiligt das schottische Regiment des Ministers

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Gartendirektor

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- Die Vesalius Ausstellung, die im Kaiser­Friedrich- Haus für das ärztliche Fortbildungswesen zu Ehren des 400. Geburtstages des berühmten Schöpfers der Anatomie veran staltet ist, hat sich eines derart starken Interesses zu erfreuen gehabt, daß eine Verlängerung bis zum 15. Januar stattfindet.

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Ueberfluß.

Von Martin Andersen Nerö. Starl konnte sich kaum aufrechthalten und taumelte zum Bett hin. Es durchzuckte seinen Hinterkopf, als ob alle Nerven sich strafften und plötzlich wieder schlaff wurden; das Zimmer begann, sich in langsamem Rollen auf und nieder zu bewegen, bald nach den Seiten, bald nach vorn und hinten. Die See­bald nach den Seiten, bald nach vorn und hinten. Die See­frankheit in ihrem zweiten Stadium war's; jezt saß sie in den Nerben und verließ ihn für die ersten Tage nicht.

Welt erblickte, als jämmerlicher Strippel geboren zu werden| wenn er an gleichgültige Dinge dachte oder sich mit jemandem und das Leben in unverschuldetem Elend zu verbringen. Im unterhielt, paďte zu und preßte, während das Entsezen vor Vergleich dazu war der unheilbare Syphilitifer oder Alfo- feinem umebelten Biid bebte. Das Herz häminerte in holiker als König zu betrachten. panischem Schreck, und vor seinem Auge vertiefte sich der große, gähnende Abgrund, in den er hinabalitt.

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Nach und nach nahm die Furcht vor der Leere ab, und

ehrenhaft war einst ein Staat gewesen, daß er die miß­Man hätte ihn umbringen sollen, als er flein   war. So glückten Individuen vor der Pein bewahrte, sich durchs Leben das Leiden wurde wieder der alles beherrschende Todfeind. durchzuquälen, und es würde wieder einmal dahin kommen, Große und starke Männer sprachen vom Leiden als dem be­davon war er überzeugt. Aber warum tat er nicht selber deutendsten Faktor des Daseins schufen ganz einfach Leben Daseins- schufen diesen Schritt, jetzt, wo er volljährig war? Dann wäre doch daraus. Doch er unterlag der Unendlichkeit des Leidens, für wenigstens ein zerbrochenes Gefäß weniger in der Welt. ihn wurde es ein widerwärtiges Grau in Grau. Ja, warum hatte er's nicht getan? Es gab ja so viele, die zu stolz dazu waren, sich als Wrack herumzuschleppen, und es vorzogen, selber ein Ende zu machen. Und es war einst so selbstverständlich gewesen, von eigener Hand zu sterben, daß

Und wie frank er auch sonst war! Schmerzen und lebel befinden überall: im Herzen, in den Zungen und im Magen. Von dort aus sicherten die Lebenssäfte, vergiftet und mit An­steckungskeimen behaftet, und wurden durch den ganzen selbst Frauen es verachteten, einen natürlichen Tod zu finden. fühlte noch litt, sondern nur ein Teilchen in der obligate: gesprizt.

faure Flüssigkeit von den aufgehäuften Erkrementen im Doch jene hatten alle gelebt und gefühlt, wie das Leben Bauche, deren Ausscheidung sein Verdauungsapparat ver- als Sturm durch ihre Adern brauste; darum war in ihnen weigerte. Träge war seine Verdauung immer gewesen; und nicht die Gier nach seinen fargen Ueberresten. feit er alle Hoffnung aufgab und sich schlaff gehen ließ, stockte fis fast ganz und ließ sich nur noch schwer von irgend etwas Das Bett war nicht frisch bezogen- die Zaken waren zerknüllt und schmutzig vom Gebrauch von einer oder zwei Nächten. Die Chaiselongue, die an der anderen Wand stand, war am Kopfende mit einer schwärzlich- blauen Fettfrufte bedeckt.

beeinflussen.

Tode.

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Für ihn gab es kein Jenseits und auch kein Diesseits; wohin er blickte, war das nichts, das Nichts.- Der Henker hole das Jenseits! Ob er Lobgefänge im Chore der Seligen fang, als ein unpersönliches Etwas, das weder selbständig Freude rar, oder ob er ganz ausgelöscht wurde und ver­schwand, das war gleichgültig, lächerlich gleichgültig. Aber hier unten loderten die Flammen, hier war er übervorteilt worden. Und über dieses jämmerliche, unbestimmbare Etwas, Er dagegen hatte es nie vermocht, des Lebens Fleisch das man ihm unter dem Namen des Lebens zugeworfen, hatte und Blut mit den Zähnen zu packen. Er war der Schakal er sich wie ein Wahnsinniger gestürzt; er hatte es geliebt und unter den Zieren, dem nur das Aas und der Abfall der an- wie ein Geizhals bewacht, hatte sich mit geschloffenen Augen deren zugänglich war, und doch war er der feigste von allen: darein festgebissen wie ein Schakal, den man von seinem Was der das Leben am meisten liebte. fortprügeln will. Noch eins hatte ihn feig gemacht die Furcht vor dem Er empfand unendlichen Efel vor sich selbst, varf sich auf die Chaiselongue und bohrte feine Knöchel gegen die Denn dasselbe Leben, das, vor ihm entfliehend, feinen Schläfen, richtete sich auf und stieß mit dem Hinterkopf gegen Er sant auf einen Stuhl, griff nach dem Tisch und schloß Willen genommen hatte, mit dem er Widerstand leisten sollte, die Wand. Mechanisch tastend glitten die Finger über seine die Augen, wenn das Gefühl des Schlingerns zu heftig wurde. den letzten Rest von Apppetit und die Fähigkeit. ordentlich stehle hin, während er aufrecht dasaß und gereizt vor sich hin­Die Rede des Wirts brauste ihm noch in den Ohren, wurde Atem zu holen und sein Blut zu reinigen, es hatte ihm auch starrte, ohne etwas zu sehen. Er fab fast aus wie auf ihn geworfen wie eine Welle, zog sich zurück und ließ ein den legten festen Grund unter den Füßen fortgeschlagen: den Schlafender, wie er da so hin und her schwankend saß, wäh­einzelnes Wort liegen, kam wieder angerollt, nahm es mit Glauben an ein Jenseits. Als er sich erst der Ausdehnung rend er sein seidenes Tuch abnahm, in loser Schlinge um sich, wenn es sich seiner kaum bemächtigt hatte, und ließ ein feiner Krankheit bewußt wurde, hatte er sich in der Angst den Sals legte und zu309. anderes an seiner Stelle zurück. vor dem Tode unbarmherzig immer wieder die Frage por- Blitzschnell begann sich das Zinuner vor seinem Blick hin Das Wort Frauen beleidigte ihn. Konnte dieser Bursche gelegt. Da gab es fein Ausweichen, die Sache mußte klar- und her zu bewegenn, wie in einem Spiegel gesehen, der sich denn nicht denken, daß man frank war, ohne selbst schuld gestellt werden; es kam ja darauf an, etwas zu haben, wenn sich ein wenig drehte. Dumpf brauste es vor seinen Ohren, daran zu sein? Dieser Mann konnte sich wohl überhaupt dies versagte es wurde zur Rebensfrage in zweiter Auf- er fühlte unerträglichen Efel und merkte, wie das Bewußt­feinen Menschen vorstellen, der nicht irgendeinem Baster er- lage. Und je kränker er wurde, desto klarer trat die rage fein ihn verließ, während er das Tuch immer fester zuzog. geben war. Das liegt sozusagen in der menschlichen Natur," hervor: schwarze Leere, Leere ohne Körper, ohne Licht und Damn Huschte das Zimmer schräg nach der einen Seite hinauf hörte Karl ihn gedehnt sagen. Und die Selbstgefälligkeit, ohne Baut! Und die Selbstgefälligkeit, ohne Baut! Nicht einmal Uebelfeit, Unwohlsein irgend- und verschwand, es wurde finster um ihn und ihn ergriff mit der er eingestand, daß er ein Trinker gewesen war! welcher Art, nur das Nichts, das Nichts!

Ja, wäre es nur selbstverschuldet gewesen gleichgültig, Lange Zeit war dies am ärgsten von allem gewesen. Es auf welche elende Weise! Die gemeinste, erbärmlichste aller erfaßte sein Herz, wenn er starrte und starrte, packte es, Daseinsformen aber war es, durch das Laster anderer zu drückte es, drückte schmerzhaft zu und sprigte das franke Blut grunde gerichtet zu werden, bevor man noch das Licht der als Angst in seinen Körper. Es schmirte ihm die Kehle zu,

namenlose Angst, daß er nicht wieder zum Leben erwachen werde. Seine Finger bewegten sich nach dem Knoten hin, doch in demselben Augenblick verfor er den letzten Rest von Bewußtsein und fiel von der Chaiselongue auf den Fußboden hinunter. ( Forti, folgt.)