Nr. 9. 1915.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Dienstag, 12. Januar.
Ein Gespräch mit einem Feldgrauen. Ich traf dieser Tage einen Bekannten, in Feldgrau, den Arm in der Binde. Sofort stürzte ich auf ihn los, padte ihn bei seinem gesunden Arm und sagte zu ihm: „ Sie sind verwundet, lieber Freund? Wo war das? Noch Schmerzen? Waren Sie lange im Lazarett? Wann müssen Sie wieder zur Front zurüc?" Der Feldgraue fah mich an als wenn er mich gar nicht sähe. Er schien abgespannt zu sein, weshalb ich ihn einlud, ein Glas Bier mit mir zu trinfen. Ein Glas Bier?" meinte er darauf. Wirklich nur eins?" Was meinen Sie mit Ihrer Frage, lieber Freund?" " Das wäre heute dann das Fünfundachtzigste, das ich trinken müßte!" " Sie haben viele Bekannte?"
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weiter:
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" Ach wo. Aber ein jeder glaubt das Recht zu haben, einen heimgekehrten Verwundeten zum Trunk einladen zu dürfen. Wie nun, wenn er so schwach ist und jeder Einladung folgt? Dann ſieht man abends einen betrunkenen Soldaten durch die Straßen torteln. Und alle Welt schreit dann:" Wie würdelos!" Schämt Ihr Euch denn gar nicht, Jhr Daheimgebliebenen?" Ich lächelte vor mich hin. Striegsnervosität, fagte ich mir im Stillen. Ich lenkte aber ein, ging neben ihm her und plauderte Sie werden schwere Tage durchgemacht haben. Unsereiner hat davon ja keine Ahnung. Sie werden gewiß vieles erzählen tönnen." Der Feldgraue blickte mich flehend an. " Seien Sie so gut und fragen Sie mich nicht aus. Dieses fortwährende Ausfragen ist entseßlich. Glauben Sie uns doch das eine: Wir sind ermüdet von den Strapazen, verwundet, und wir wollen uns, wir sollen uns von allem Ungemach erholen. Ich habe in der ersten Zeit alle Fragen geduldig beantwortet. Nun aber ist meine Geduld zu Ende. Ich erzähle grundsätzlich nichts mehr vom Kriege!" Das ist gewiß zu verstehen," bemerkte ich begütigend, immer hin ist es doch reine Vaterlandsliebe, die aus unseren Fragen
spricht."
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Der Feldgraue lächelte auf, etwas schmerzlich, wie mir schien. " Ihr Daheimgebliebenen seid komische Käuze," entgegnete er, Ihr macht jetzt förmlich in Vaterlandsliebe. Ihr singt Striegslieder mit greulichen Texten, Ihr dichtet, daß den Zeitungsleuten die Augen tränen vom vielen Lesen. Ihr gebt vaterländische Abendunterhaltungen, Ihr sizt am Biertisch und redet mit lauter Stimme von der Vaterlandsliebe! Wird Euch das nicht selbst zuwider? Uns Heimtehrenden ist es das schon längst!"
Ich war natürlich zu zartfühlend, um dem Feldgrauen au zeigen, daß seine Aeußerungen mich arg verschnupft hatten. Berschnupft war ich etwas, das muß ich gestehen. Wenn er auch draußen im Felde gewesen war, so hatte er deshalb doch kein Recht, hier so aufzu. trumpfen, um so weniger, als er nicht einmal..
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Ja, richtig! Das war's! Damit fonnte ich ihn paden! " Sagen Sie, lieber Freund," redete ich den Feldgrauen fo'n bißchen von oben herab an, warum haben Sie denn nicht das Eiserne Kreuz ?" " Auf diese Frage habe ich gewartet", antwortete der Feldgraue, , aber auch diese Frage will ich Ihnen so beantworten, daß Sie sie ganz gewiß nicht wieder stellen. Wir alle tun unsere Pflicht. Aber nicht allen ist der Augenblick beschieden, sich durch Mut und Geistes gegenwart besonders auszeichnen zu können, obwohl die Kraft und das Wollen dazu in jedem deutschen Soldaten steckt. Ihr Dfenhoder tönnt das allerdings am wenigsten beurteilen. Um so weniger aber habt Ihr das Recht au folchen törichten Fragen, die dazu so sehr nach Herzlosigkeit schmecken!"
Ich hatte plöglich feine Lust mehr, das Gespräch mit dem Feld grauen fortzusegen und verabschiedete mich von ihm. Es schien mir, als wenn der Feldgraue erleichtert aufatmete.
Nur wenige Schritte erst sind wir von einander entfernt, da höre ich, wie der Feldgraue schon wieder von einem Bekannten geredet wird. Ich höre meine eigenen Worte:
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Im Grunde genommen ist es nicht die Kälte, die unseren Or- falte Füße zu schützen. Wir in der gemäßigten Zone find infolge ganismus ungünstig beeinflußt, als vielmehr die Näffe, weil sie unserer verfeinerten Stultur meist schußlos. Dies ist höchſt bedauerunserem Körper, infolge der Verdunstung einen großen Teil Wärme lich, wenn wir die Folgen der nassen falten Füße betrachten. entzieht. Um diese verlorengegangene Wärme dem Körper wieder Leider ist es meistens nur die Unkenntnis und Nachlässigkeit, der zu erfeben, tragen wir wärmere Kleidung. Aber nicht die Ober- wir unsere falten Füße zu verdanken haben. Aber auch unsere kleider sind es, die hier in Betracht kommen, sondern die Fuß-" Fußbekleidungstünstler" und die leidige Nachahmesucht kommen bekleidung; was gewiß ein jeder schon erfahren hat, wenn infolge in Betracht. Wenn wir bei der Wahl unserer Fußbekleidung naffen Schuhwerks und kalter Füße ein Frösteln sich einstellte. weniger von der Mode als vom praktischen Verständnis geleitet Bettenkofer, der über die Funktion der Kleider eingehende Unter- würden, so würde es um die Gesundheit soweit sie von warmen suchungen angestellt hat, sagt über den Nachteil nasser Füße: Wenn Füßen abhängt besser bestellt sein. wir uns im Freien najse Füße zugezogen haben, so beginnt, sobald wir in ein warmes Zimmer mit trockener Luft kommen, eine be= deutende Verdunstung. Wenn man an der Fußbekleidung nur
sein.
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Theater und Musik.
50 Gramm Wolle durchnäßt hat, so erfordert das Wasser darin so viel Wärme zu seiner Verdunstung, daß man damit ½ Pfund Wasser von Null Grad zum Sieden oder mehr als Pfund Eis Lessing Theater: Königskinder. Was Ernst schmelzen könnte. überhaupt feuchte Kleider sobald als möglich, selbstverständlich auch Gänselisel und ihrem lieben Wanderknaben, die da leibhaftige KönigsMan wechsele also ja naffe Strümpfe, sowie Rosmer( Else Bernstein) mit der Umwandlung des Märchens vont die nassen Stiefel. Die Kleidung ist auch die Fußbekleidung finder wären und nach mancherlei Schicksalen selber auf den Thron weil sie die Eigenwärme und die Ausdünstungen unseres Körpers gelangen, in eine gar traurig endende Geschichte bezweckte, wird nicht in heißen wie in falten Klimaten bei nasser und trockener Witte- recht ersichtlich. Philosophisch angetränkelte Reflexionsdichterei verrung in Ordnung zu halten vermag, ein wichtiges Hilfsmittel, durch trägt sich schlecht mit echtester Volkspoesie. Und so wurde denn alles, das der Mensch jedem Himmelsstrich und jeder Temperatur zu was natürlich war, ins gerade Gegenteil verkehrt. Den Widerspruch troben vermag. Diese Kleidung muß aber dem Temperatur- und zwischen dem ursprünglichen Stoff und der Kunstform, in die dieser Feuchtigkeitsgrade des Klimas und der Jahreszeit richtig angepakt unter Aufwendung reichlicher Sentimentalität geknetet wurde, vermochte auch selbst Engelbert Humperdind nicht auszugleichen so emfig er Wenn uns im Sommer bei heißer Witterung Sandalen bestrebt war, feine Wufit auf Märchenstimmung zu setzen. Gewiß, genügen oder gar das Barfußgehen am Blake ist, so gebrauchen diese Musik flingt schön und offenbart den ganzen Zauber Humperwir im Winter, namentlich bei naffer Witterung, wasserdichte dinckicher, an Wagner herangebildeter Instrumentierungskunst. Aber doch immerhin der Schuß des Fußes im Sommer gegen die Hike, Stimmenflang begleiten mußte. Daher fam es wohl, daß der schier Lederschuhe oder stiefel; denn der Zweck der Fußbekleidung ist sie wirkt schließlich doch monoton, weil der Komponist, statt zu charakterisieren, nur immer den gesprochenen Text durch melodischen im Herbst und Winter gegen Kälte und Nässe. Unsere moderne endlose Schlußaft trotz einer wunderfeinen winterlandschaftlichen dußbekleidung ist, zumal bei falter und naffer Witterung, meistens Dekoration- einschläferte. Während der Musit durch das von Friedrich die enge Schuhe und Stiefel mit sich bringen, bestehen nicht nur zuteil wurde, ließ die Darstellung mancherlei zu wünschen übrig. viel zu leicht und vor allen Dingen viel zu eng. Die Nachteile, Bermann geleitete Orchester eine ziemlich sorgfame Wiedergabe darin, daß fie durch Pressen und Drücken schaden, sondern daß sie Die Here sowohl als die Gestalten aus dem Volle überschritten das Vorhandensein einer im Sommer fühlenden, im Winter er nicht das Maß überlieferter Theatertypen. Zum Schluß wurde der wärmenden Luftschicht über der Haut verhindern und dadurch eine anwesende Tondichter mehrmals vor die Rampe gerufen. ek. Regulierung der Temperatur nicht zulassen. Solange eine enge Fußbekleidung troden ist, mag es noch gehen; sobald sie aber naß Theater in der Königgräger Straße:„ Herodes wird, leitet sie als guter Stälteleiter die Außentemperatur und Mariamne", Tragödie von Hebbel . Der Konflikt, dent fofort auf die Haut über, oder umgekehrt, die Hautwärme auf die Sebbel hier gestaltet, hat mancherlei Analogien mit dem von ihm Außentemperatur. Die Weite oder Enge der Fußbekleidung ist in Gnges Ring" Behandelten. Wariamne wie Rhodope hängen in darum für unser Wohlsein durchaus nicht ohne Wichtigkeit, und hingebend bewundernder Liebe an ihrem Manne, um dann, n viele Erkrankungen können auf mangelhaftes Schuhwerk zurück- der Entdeckung, daß fie in ihrem Weiß- und Menschenwerte von dem geführt werden. Geliebten freventlich verlegt sind, für die ihnen und dem ganzen weiblichen Geschlechte angetane Schmach das Werk der Nache zit vollziehen.
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Man hat nun zum Schuh gegen nasse und zugleich falte Füße auf Gummischuhe hingewiesen. Allerdings bieten diese einen gewissen Schuß und sind bei Kälte und Nässe empfehlenswert. Nur aus der schnöden Kränkung weiblichen Empfindens wachsen, in beiden Die Energie, mit welcher Hebbel Konflikt und Vergeltung, die dürfen sie nicht zu lange auf dem Fuße bleiben, ebenso müssen sie Stücken bis zu legten Konsequenzen, zu schwindelnd höchster Spize im warmen Zimmer sofort ausgezogen werden, und vor allem forttreibt, hat etwas Imponierendes, erweckt Bewunderung, doch müssen die Strümpfe öfters gewechselt werden. Es ist nämlich auch abkühlendes Befremden. Das Schicksal, das er aufrollt, trägt von großer Bedeutung, daß stets eine poröse Schicht zwischen Fuß mehr das Gepräge verstandesmäßig auf gewisse Thesen eingestellter und äußerer Fußbekleidung fich befindet; mit Schweiß durchträntte Demonstration, als eines überzeugenden, die Herzen zwingenden Strümpfe find aber nicht mehr porös, da ja die Boren mit Feuchtig- Erlebnisses. In der Art ihres Bergeltungswertes erscheinen diese keit gefüllt sind. Jedermann wird an sich schon die Erfahrung Frauen eher als Besessene der Jdee, denn als lebende, der Wirklichgemacht haben, daß es bei kalten Füßen, sobald man von außen feit verflochtene Menschenwesen. in die warme Stube tritt, tein besseres Mittel gibt, als trockene, reine, wollene Strümpfe anzuziehen, und je gröber diese gestrickt glänzende Mariamne bekannt. Die scheu in sich verschlossene Liebe, Frene Triesch ist schon aus früheren Aufführungen als eine sind, um so wärmer wird der Fuß. Auch Haarfohlen, Filzsohlen der Stolz, das heiße wilde Blut der Matfabäertochter, alle vont und dergleichen haben nur dann eine wärmende Gigenschaft, wenn Dichter angeschlagenen Töne flingen in ihrem Spiel zu voller Sinsie troden und recht porös find, je gröber, desto besser. zum Dichten der Stiefel gegen eindringende Nässe ist schließerobes in der Darstellung Hartaus, dem die schwere Aufgabe fonie zusammen. Sehr echt und rassig fam auch der bluttriefende lich ein gutes Del nicht zu bergessen.( Für die Stiefelfohlen nimmt aufiel, Wegner zu vertreten, heraus. Nur die Beſegung der weib zu empfehlen ist.) man am besten ungekochtes Leinöl, das aber für Oberleder nicht lichen Nebenrollen störte in etwas die Geschlossenheit des Eindrucks.
" Sie sind verwundet, lieber Freund? o war das? Noch fell mit nach innen gekehrtem Haar, Socken von Häuten der GiderSchmerzen? Waren Sie lange
Haltet die Füße warm!
F. A.
Der Winter hat seinen Einzug gehalten und alle die Erscheinungen, die durch eine veränderte Witterung hervorgerufen werden, machen sich an unserem Körper bemerkbar.
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Ueberfluß.
4.
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Kleines Feuilleton.
Gotthard Kuehl.
dt.
Daß man selbst bei großer Kälte die Füße warmhalten fann durch eine passende Fußbekleidung, das beweisen uns die Bewohner 40 Grad und mehr, aber ihre Füße sind dementsprechend bekleidet. der Polarländer. Die Estimos z. B. Hantieren im Freien bei Die Wintertracht der Eskimos ist: lange Strümpfe von Renntiergänse, mit Federn auf beiden Seiten, Socken von Seehundsfell, Die Haare nach außen, Stiefel von Renntierfell und Sohlen von Vierundsechzig Jahre alt ist der Dresdener Maler Gotthard Kuehl Seehundsfell. Aehnlich ist die Fußbekleidung der Isländer, nur gestorben. Er stammie aus Lübeck . Das unverwundet erhaltene daß sie zumeist Lammfell benutzen. Auf den Shetlandinseln werden Stadtbild der damals noch mittelalterlichen Stadt wird den Jüngling die Strümpfe für die Fischer aus der gröbsten Wolle der dortigen zur Malerei verführt haben. Die gotisch träumenden Backsteinkirchen, halbwilden Schafe gefertigt; dasselbe ist auf den Faröerinseln der die pausbackigen Barockhäuser der Patrizier, die tiefmäuligen EinFall. Ueberall wissen sich die Naturvölker in den Polarländern gegen fahrten der Kaufhöfe mit ihren Wolken von Gerüchen aus Nelfen Kleine farblose Augen und eine Stumpfnase. die Haut war| Schweine. So, so, Stine fonnte Sie nicht verstehen? Na weiß und gefleckt wie ein Goldbuttenbauch, um die Nase und ja, zu den Allerklügsten gehört sie ja nicht. Aber wir haben unter den Augen dicht mit Sommersprossen gesprenkelt; und sie nut mal ins Haus gekriegt und bringen's nicht übers im Ausdruck jagte ihm etwas, daß sie entweder taub oder Herz, sie wegzujagen, denn wohin soll so ein armes Frauenblödsinnig sei. zimmer? Sie kann ja auch das Allergröbste im Hause tun, wenn man sie sich selbst überläßt. Und außerdem haben wir ja etwas davon, daß wir sie behalten; also geht es schon, alles in allem."
Hat man geschlafen?" fragte sie und gaffte ihm vertraulich ins Gesicht, während sie ihm mit dem einen Knöchel gegen den Oberarm stieß. Erstaunt maß er sie mit den Augen, aber sie lächelte bloß mit offenem Munde, und dieses Lächeln, das nur die niedrigste Art von Neugier verriet, erschien ihm so tierisch, daß er ihr den Rücken kehrte, ohne etwas zu sagen, und in seinem Koffer zu wühlen begann.
Als er aufschaute, stand sie vorgebeugt hinter ihm auf den Besen gestübt und starrte über seine Schulter in den offer hinab. Sie war sehr bei der Sache und verfolgte
Sorgt die Stadt für sie?" fragte Karl.
,, Nein, sie hat ganz wohlhabende Verwandte, die bezahlen für sie. Wir bekommen zweihundert Kronen im Jahr, und das ist auch nicht viel dafür, Irrenwärter zu sein." ,, Sat sie Anfälle?"
Nein, nein, durchaus nicht," lachte der Wirt und schlug sich auf die Schenkel. Sä hä hä! Das war gut gefagt ia, wir verstehen." Er kniff das eine Auge zufammen und betrachtete Karl verschmitt.
Ein bleierner Druck, der überall dicht anschloß, außen und innen, und Glieder, Gedanken und Sprache in Versteinerung eingekapselt hielt; ein graues Staunen, das von allen Seiten herbeisickerte, sich festsette wie Schlamm und erstarrte. Mehr und mehr schlug sich nieder; es wurde ein ganzer Ball, der von allen Seiten her preßte mit zermalmender Wucht. Aber der Druck schenkte herum und kam von innen, unsichtJa, Lachanfälle. Sie macht überhaupt alles mit Gebare Teilchen wirbelten in wimmelnder Unruhe, dehnten sich mütlichkeit ab. Ist das nicht erstaunlich? Je weniger Grüße mit unmäßiger Eile aus und erzeugten eine Spannung mit einer Drehung des Kopfes jede seiner Handbewegungen, die Leute im Kopfe haben," er klopfte sich dabei mit dem wie eine Explosion im Ausbruch. Dann ein schtraches Bersten wie eine mechanische Buppe; bei dem Anblick eines hellroten Mittelfinger auf den Kopf- ,, desto zufriedener sind sie. Na, und eine leise Bewegung, stärker und stärker zum Falle Flanellhemdes stieß sie einen leichten Schrei der Ueber- ich will im übrigen nicht klagen." steigend. Blauschwarzes Dunkel raste vorüber in schwindeln- raschung aus, legte sich neben ihm auf die Knie und gurgelte ,, Weder nach der einen noch anderen Richtung vielleicht?" der Hast - Wolfen von brandgelbem Qualm, graue Massen einige unverständliche Laute hervor das Geficht ganz im fragte Karl mit leichtem Lächeln. wälzten sich wie Eingeweide hervor, Lichter flackerten auf Stoffer drin. und verschwanden. Und die Bewegung wurde gesteigert, Es wurde ihm unheimlich zumut, und er warf den Deckel wurde zu Lauten; gurgeind, brausend und kochend fuhren die hart zu; da richtete sie fich auf und fing an zu fegen, wobei Massen vorbei; es siedete, pfiff und verlor sich nach oben, und sie leise mit sich selbst redete. Ihr Leibchen stand auf dem aus der Tiefe stieg ein fernes, zartes Jammern wie von Rücken offen und bildete eine senkrechte, linsenförmige Spalte, Milliarden Neugeborener. Dann tönte eine menschliche die ein ungebleichtes Hemd mit braunen Flecken von FlohStimme herauf, der Hufschlag eines Pferdes, die Vorstel- stichen sehen ließ; und bei jeder Bewegung, die sie machte, lung von etwas Festemt, von Erde . Die Fahrt wurde auf- ging von ihr jener scharfe tierische Geruch aus, den er bei gehalten durch einen gewaltigen Stoß, ein Ruck der Angst seinem Aufwachen bemerkt hatte. Sie hatte den Fußboden und ein unleidlicher Ekel folgte, wie der ihn verspürt, der nicht angefeuchtet, und der Staub wirbelte um sie auf. wieder zum Leben zurückkehrt. So öffnen Sie doch ein Fenster, wenn Sie fegen, Karl Bauder öffnete die Augen und erblickte den Menschensfind!" schrie er erbittert. schmuzigen Fußboden und zwei dicke Beine in roten Strümp - Sie tat es- also konnte sie doch nicht völlig idiotisch fen und ausgetretenen Hausschuhen. Darüber zeigte sich der sein. Rand eines rotwollenen Unterrocks und ein nasser, schmutzi- Er eilte aus dem Zimmer.„ Das Bett muß auch frisch ger Rock, der sich bis weit hinauf fortzusehen schien. Ein bezogen werden," sagte er in befehlendem Lon. scharfer Geruch figelte seine Nase, und sein Kopf schmerzte da, mo er den Fußboden berührte. Bei diesen beiden klaren Sinneswahrnehmungen durchschoß ihn ein heftiger Blutstrom, begleitet von einer warmen, innigen Freude darüber, daß er lebte.
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" Der andere hatte ja nur zwei Nächte drin gelegen," sagte sie und hielt gaffend zwei Finger in die Luft.
,, Das mag schon sein, aber ich verlange es nun mal," erwiderte er schroff und ging.
Auf dem Wege hinaus trat er ins Billardzimmer zum Wirt: Sie sorgen wohl dafür, daß mein Bett frisch bezogen wird! Ich glaube nicht, daß es mir gelungen ist, es dem Mädchen begreiflich zu machen."
Verwirrt erhob er sich und stand Aug in Aug vor der Hotelmagd, einem entieklich schmierigen Weibe anfangs der Dreißig. Ihr Gesicht war breit und fleischig, aber ganz flach und umgeben von dünnen blonden Haarzotteln; sie hatte ,, Natürlich, natürlich! Wir sind doch auch keine
Draußen auf dem Hof ertönten Stimmen, und zwei Männer traten ein, ein ungewöhnlich starkgebauter junger Mann und ein etwas älterer, groß und schlottrig. Der jüngere, der voranging, grüßte Karl wiedererkennend. Das ist mein Sohn, Aage," sagte der Wirt. Ich sah Sie vorhin, als sie auf dem Dampfer vorbeifamen," sagte Aage ein wenig verlegen. ,, Ach, dann waren Sie das wohl, der da weit draußen im Fiord schwamm," rief Karl mit einem Anflug von Bcwunderung in der Stimme.
Schwamm?... Ja, der verflirte Bursche ist bei allent dabei, wo's auf Kräfte ankommt. Aber er ist auch danach gebaut, was? Er ist übrigens damit geboren, denn er hat gut acht Kilo gewogen, als er zur Welt kam. Das war eine schwere Nacht. Ich weiß noch, ich lief..."
,, Das ist so lange her, Vater," unterbrach ihn Aage. ,, Gewiß, gewiß! Aber sonderbar ist es nichtsdestoweniger. Er wiegt fast ebensoviel wie meine Frau und ich aufammen, und er kann den Stuhl mit mir in den steifen Armen halten. Beig doch mal Herrn Bauder Deine Kräfte!" ( Forts. folgt.)
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