Nr. 11.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Donnerstag, 14. Januar.

Das Weltwunder.

Von Kurt Küchler  .

Ein breiter Strom floß zwischen hohen Ufern.

Ein Eisenbahnsirang follte den Fluß kreuzen und eine gewaltige Brüde aus Stein und Eisen sollte die Ufer verbinden. Fünfund­vierzig Millionen Mart, glaubte man, würde die Brücke kosten. Es gab, durch viele Tage, higige Debatten unter den Finanz­verantwortlichen des Reichs. Sachverständige wurden vernommen, Räte und Dezernenten rechneten und prüften und kalkulierten und hielten dem Minister Vorträge, und am Ende warf man die fünf­undvierzig Millionen aus.

Ein Preisausschreiben wurde erlassen und ein Kollegium von Preisrichtern berufen, die trugen alle einen großen Namen. Die tüchtigsten Brückenbauer der Welt stürzten sich auf das dankbare Broblem, gewaltige Stonstruktionspläne entsprangen rastlos arbeitenden Hirnen. Wochenlang, schwer um den Entschluß ringend, saßen die flugen Preisrichter über den Entwürfen, von den wägenden Stirnen und den kahlen Köpfen troff der Schweiß. Endlich wurde, nach langem Streit, ein Entwurf gewählt, ein Wunderwerk konstruktiver Gedanken, ein Phänomen technischer Kühnheit. Der Plan kam in die Oeffentlichkeit und die Zeitungen und tausend Kritiker und Sach­verständige und Neider fielen darüber her. In Strömen regnete Lob und Tabel, Entzüden und Hohn. Dann kam der Bau. Tausende von Händen rührten sich, Bau­meister, Bauführer, Zeichner und Arbeiter. Hämmer dröhnten auf glühende Nieten, Eisen bog und streckte sich in der Glut der Effen, Meißel formten den Granit für die mächtigen Pfeiler im Strom Ingenieure aller Länder kamen, um die Arbeit zu sehen. Ein Jahr ging hin, die Brücke war fertig. Der König fant mit Gefolge und Soldaten und Fürsten  , um die Brüde feierlich einzuweihen. Dichter sangen der sieghaften Technik rauschende Hymnen. Gewaltig flangen die Jubelchöre, die Neden. Fünfhundert Orden flogen, und alle Zeitungen und Zeitschriften der Welt sprachen acht Tage lang in Bild und Wort von dem neuen Weltwunder, das ebenso zur ewigen Berühmtheit bestimmt sei wie die Cheops­pyramide, wie der Eiffelturm, wie St. Peters Kathedrale in

Rom  ...

Da fam Krieg über das Land. Ein Boot legte in stockdunkler Nacht, wenige Stunden nach der Kriegserklärung, an dem gigantischen mittleren Strompfeiler der Brücke an. Ein Funke glühte auf, und ein Mann schwamm eilig Gine halbe Stunde ging hin... der Funke schlich seinen Weg. Dann barst die Hölle, und ein ungeheurer Donner tobte zum schwarzen Himmel.

davon.

Durch die Straßen der Städte brüllten die Ertrablätter. Ein Mann, im Wirrwarr der Kriegsnot, fagte eilig:

"

Hörten Sie schon? Der Feind hat die große Brücke Sprengi!" Was Sie fagen!"

zer

Eine Stunde lang brodelte die Erregung durchs Land. Dann tobten neue Extrablätter durch die Straßen. neue Striegstaten. Niemand sprach mehr von der Brücke, von dem Weltwunder von gestern.

Die halbe Krotoschiner Zeitung.

Der Eisenbahnzug hielt auf dem Krotoschiner Bahnhof, bereit zur Abfahrt des Bataillons mit unbestimmtem Fahrtziel. Nach dem Westen muntelte man; wie es denn auch kam. Unsere Familien­angehörigen und Bekannten waren auf dem Bahnsteig zum Ab­schied. Das Herz wurde uns schwer, aber Rührung durften wir doch nicht aufkommen lassen. Es ging ja in den heiligen Krieg fürs deutsche Vaterland! Ein Händedruck, ein Gott befohlen und auf Biedersehen! Kurz bevor sich der Zug in Bewegung setzte, und uns allen die Sprache etwas beflommen wurde, sagte ich zu meiner Frau, um sie abzulenken:" In der Krotoschiner Zeitung ist ein spannender Kriminalroman, schicke mir den doch nach!" Ich ver­gesse das erstaunte Gesicht nicht, in einem so ernsten Augenblick an eine Geschichte in der Krotoschiner Zeitung zu denken! Etwas

11]

iprach.

Ueberfluß.

zweifelhaft folgte die Zusage. Dann aber fant das Verständnis, und während die Lokomotive anzog, sagte Muttchen mit tränendem Auge:" Verlaß Dich drauf, ich schicke Dir die Geschichte."

wurde ich von den anderen Verwundeten beobachtet, Deutschen   und Franzosen  , die mich sicher als eine Art von Broß ansahen!

gerichtet war.

In unserem Lazarettzimmer wurde es Abend. Die alte, wür dige Oberin, brachte mit zitternder Hand eine Lampe, die sie auf krante nicht zu blenden. Aber das erzeugte einen so abscheulichen den eisernen Ofen stellte, und dann herunterschraubte, um uns Petroleumgeruch, daß wir von einem Krankenwärter die Flamme wieder heller machen ließen. Um nun das Blenden zu verhüten, besonders für den armen sterbenden Kameraden, mußte die halbe Krotoschiner Zeitung neue Dienste leisten. Mit ungeübter Männer­faust spaltete der Krankenträger das Papier der Länge nach und formte nach mehrfachen vergeblichen Versuchen, die das größte schirm, der Beifall fand und nun ein gedämpftes Licht spendete. Interesse aller Zimmerbewohner erregten, daraus einen Lampen­Gegen 9 Uhr hatten wir alle unsere wohltätige Sprise" erhalten, und jeder bereitete sich mit dem gebrechlichen Körper auf die Nacht Wie spät es war, ich weiß es nicht. Ich erwachte und mein

Nachdem ich nun alles gründlich gelejen hatte, gab ich das halbe Fort ging es, quer durchs schöne deutsche Vaterland über Oder, Schlejier natürlich die Krotoschiner Nachbarschaft berührte. Dann Blatt meinem Nachbarn, einem Hirschberger Jäger, den als Elbe, Rhein  , unaufhaltsam bis ans Endziel. Märsche kamen durch wanderte die Zeitung zu einem Meyer 67er, der noch niemals dem Kanonendonner, und dann ging es endlich in die blutige wurde. Ueber einen Danziger Herrn fam fie an eine Reihe Fran­Rheinprovinz, Lothringen  , Luxemburg  . Immer näher rückten wir etwas von unserer lieben Stadt hörte, nun aber dafür interessiert Schlacht. Die herabsinkende Nacht deckte mitleidig schwere Ver- zosen, die mit Bedauern und schweren Herzens das Blatt ungelesen luste zu. Brennende Dörfer leuchteten den Verwundeten die Wege weitergeben mußten, schließlich aber an einen 37er Unteroffizier von zu den Verbandpläßen. Es war nach Mitternacht  , als ich mit einem den Strotoschiner Steinmez- Füsilieren. Da war es nun in den Dubend anderen verbunden auf dem Fußboden einer Klosterschule rechten Händen. Er verschlang alle Nachrichten und wohl dreima! in einem noch brennenden französischen   Dorfe lag. Gott   sei Dank, las er alles durch. So ging die brave halbe Zeitung weiter und unter Dach und Fach in guter ärztlicher Behandlung und gepflegt lag dann zum Schluß auf der Decke eines armen blassen Burschen, durch mitleidige, hilfreiche französische barmherzige Schwestern!- deten, um nach Möglichkeit bald weiter nach Deutschland   und ins auf seiner Stirn zu lesen. Mit verlangendem Auge blickte er auf Das Feldlazarett war überfüllt; dicht an dicht lagen die Verwunschmere Verwundungen, die Weihe des Todes fürs Vaterland, war dem mit besonderer Freigebigkeit Morphium verabfolgt war. Drei Innere des Reiches befördert zu werden. In unserem Zimmer das Blatt, aber die Hand war zu schmach, es noch aufheben zu lagen Deutsche   und Franzosen  , Offiziere und Mannschaften durch- können. Als Bindeglied mit dem draußen pulsierenden Leben lag einander, aber nur Schwerverwundete. Die Aerzte waren barm­herzig, und wer von uns eine Morphiumsprike gegen seine Schmer- hier die Zeitung vor dem Braven, dessen Blick schon ins Jenseits 3en haben wollte, bekam sie, besonders zur Nacht. Eine dankens­werte Errungenschaft der neuen Zeit. Anfangs lagen wir nur auf alle mehr oder weniger noch in Felduniformen, wenn sie uns nicht Matraßen, zum Teil mit Decken oder unseren Mänteln zugedeckt, abgezogen oder abgeschnitten werden mußten. Im Laufe der ersten beiden Tage wurden dann die Matraßen und meist auch unsere Decken mit weißen Bettüchern überdeckt, die allerdings bei manchen Verwundeten dann oft noch in erheblicher Weise die rote Spur des Krieges zeigten. Manche Matraße wurde im Laufe des Tages leer, und die Krankenträger trugen einen stillen Mann hinaus. Wir alle der armen Kerls in besonders entgegenkommender Weise, Sprißen" fühlten dies schon im voraus, wenn Aerzte und Sanitäter einem ukommen ließen. Am zweiten Tage hatten die geplagten, aber immer geduldigen Schwestern etwas mehr Zeit, so daß mich meine Pflegerin von dem blutgetränkten Hemd befreien und mir ein Mannschaftshemd aus den Kriegsbeständen des Feldlazareits an- bor  , jo gut es gehen wollte. ziehen konnte. Eine große Wohltat. Beim Umkleiden knisterte es Blic fiel auf die Krotoschiner nun ganz- halbe" Zeitung, die uns in meiner Rocktasche, und als ich mühsam mit der Hand hinein- so viel Freude und Abwechselung und zuletzt Hilfe gebracht hatte, tastete, 30g ich eine dünne Kreuzbandsendung, eine Zeitung, her- und dann glitt das Auge weiter über die Krantenlager und blieb hatte. Es war das erste Lebenszeichen, das ich nach 15 langen geworden und geisterhaft blaß, die Hände lagen wachsgelb auf der aus, die mir die Feldpost in der Nacht vom 21. zum 22. gebracht an dem Schwerverletzten haften. Sein Gesicht war ganz schmal Kriegstagen durch die Feldvost erhielt, trotzdem ich wußte, daß täg- Decke. Das brechende Auge suchte nach Licht und ruhte auf der lich liebe Hände mir schriftliche Grüße gesandt haben mußten. Ich Sampe und unserem Zeitungsblatt. Als ich und mehrere andere bekam diese denn auch zum Teil später nach zehn Wochen bangen Verwundete dann am anderen Tage zum Weitertransport aus dem Wartens, Ende September und Anfang Oktober. Also der erste Zimmer getragen wurden, und ich diesem und den zurückbleibenden Gruß aus der Heimat, ein dünnes, halbes Zeitungsblatt lag in Stameraden Lebewohl zuwinkte, fiel mein Blick auch auf unseren meiner Hand. Auf den lieben Schriftzügen der Adresse ruhte mein rotoschiner- Zeitungs- Lampenschirm, der uns so gute Dienste ge­viel davon vorhanden waren, weilten in der Heimat, und ich ge- den und unseren Nachfolgern tun. Wer weiß, ob diese nicht die Auge mit Dank und Sehnsucht eines Kranken. Die Gedanken, so leistet hatte; dieselben wird er gewiß am Abend den Zurückbleiben­dachte all der Liebe und Fürsorge, die ich dort so oft genossen hatte. beiden Zeitungshälften wieder zusammenhalten, um den Inhalt mit Es tam mir so vor, als ob aus der vertrauten Handschrift dieser gleichem Eifer und gleicher Sehnsucht nach unserer lieben deutschen einen Bostsendung ein Gebet für mich zum Himmel aufstieg. Ich heimat zu lesen, wie wir es taten. faltete das Blatt mit erheblicher Mühe auseinander. Es war eine halbe Krotoschiner Zeitung mit dem Kriminalroman. Wer kennt Krotoschin   und die Krotoschiner Zeitung! Fern an der Ostgrenze, besser als sein Stuf, der eigentlich nur durch Kuplets und gewohn­aber dicht beim schönen Schlesien   gelegen, ist rotoschin erheblich heitsmäßige Zeitungsrufe als außer dem Bereich aller Möglichkeiten dargestellt wird. Eine Großstadt ist nun allerdings Krotoschin   nicht, und wer glaubt, daß man dort etwa billig lebt, der irrt sich schwer, Denn die Stadt lebt zumeist von der Garnison  . Die Krotoschiner Beitung erscheint auch nur dreimal in der Woche, und zwar nicht gerade in sehr umfang und inhaltreicher Form. Dafür jedoch bringt sie in harmonischer Vereinigung mit dem Kreisblatt alle drei Tage all das, was das Herz und Gemüt eines rotoschiners er­freut und bewegt und den Kriminalroman. Es soll Menschen geben, die oft nur diesen lesen, aber das sind keine rechten Pa­

trioten!

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Nun lag im fernen Feldlazarett in Frankreich   die halbe Kroto­schiner Zeitung vor mir, und ich las den Romanzipfel mehr mit Augen und Herz, als mit Verständnis, dazu langten die Kräfte nicht. Natürlich spielte in ihm, nach Muster von Sherlock Holmes  , ein Amateur- Detektiv eine unmögliche Rolle, in welcher er Europa  und Umgegend und sämtliche Nihilisten meistert. Außerdem aber stand auf dem halben Blatt noch allerlei von Interesse. Ein Auf­jazz über das heimtückische Japan   und seine Kriegserklärung, mehrere kleine Artikel aus dem Reich über Kriegsvorbereitungen und Stimmung, alles für mich von Intereſſe. Dann kamen An­seigen und dann noch kirchliche Nachrichten.

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Mit einer gewissen Andacht las ich dies alles, und andächtig wieder auf die Beine kommen kann, wenn's überhaupt je geschieht." Das ist also nicht Ihre Frau, die ich drüben auf der anderen Seite des Haustors am Fenster sigen jah?"

,, Doch, das ist sie," erwiderte der Wirt verlegen. Sie braucht nicht im Bett zu liegen, aber sie verläßt nicht ihren Stuhl. Es ist eine Art Lähmung der Beine."

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"

H. D.  

Aus der Geschichte des Brotes.

nukung während der Kriegszeit für Deutschland   ein dringendes Unser tägliches Brot, dessen sparsame und rationelle Aus­Gebot ist, blickt auf eine vieltausendjährige Geschichte zurüd. Es hat im Laufe dieser langen Zeitspanne seine Gestalt mannigfach verändert. Die Verarbeitung der Getreidekörner zur menschlichen Nahrung ist ein uralter Brauch, der bis in die fernste historische Vergangenheit zurückgeht. Das Verfahren, durch das man in grauer Vorzeit die Getreideförner in Mehl verwandelte, war na­türlich sehr primitiv. Die Körner wurden mur zwischen Steinen zermahlen; darauf lassen die Funde schließen, die man in den Gräbern der Steinzeit, in den Pfahlbauten und an der sagen­umwobenen Kulturstätte gemacht hat, wo sich einst das heißum­ftrittene Troja erhob. An allen diesen Ausgrabungsstätten hat man hier und da Brotreite gefunden, und man hat besonders in den schweizerischen Pfahlbauten halbe und ganze Körner von Wei­zen und Hirse erkennen fönnen. An manchen dieser Reste zeigte sich ganz deutlich eine Verkohlung der Rinde, was darauf schließen läßt, daß dieses Brot" entweder in glühender Asche oder auf heißen Steinen gebacken wurde. In der größeren Hälfte des Altertums hatte das Brot, das aus Teig geformt und dann ge­backen wurde, eine scheibenförmige Gestalt. So muß auch das bei Homer   erwähnte altgriechische Brot ausgesehen haben; spricht. doch der Dichter in der Aeneas- Sage   von solchem Badwert, das

,, Hören Sie, was ist mit Sörensens Frau los?" fragte Bauder, ohne sich um die abweisende Haltung des anderen zu kümmern. Zuerst erzählt er mir, sie liege au Bett; dann, sie sei schwach auf den Beinen und fönne nicht vom Stuhl aufstehen, und nun sehe ich sie heut abend über den Hof schleichen, ohne daß ihr etwas fehlt. Warum zeigt sie sich nie?"

aber ihr Mann leidet wohl mehr unter der Krankheit als Es fehlt ihr allerdings etwas," erwiderte der Kandidat, fie selbit sie ist nämlich im höchsten Grade hysterisch. Daß fie nicht gehen kann, das ist so eine fire Idee, verstehen Sie. te felbitjie ist nämlich im höchsten Grade hysterisch. Daß

nehme meinen Hut vor so einem Manne ab. Na adieu!"

Von Martin Andersen Negö. Aage dagegen war ihm sympathisch. Er bewunderte Der Wirt tat Karl aufrichtig leid. Es war klar, daß die Gesundheit und Körperkraft des jungen Mannes und seinen völligen Mangel an allgemeinen Erwägungen. Hier die verwirrten Verhältnisse im Hause auf das Fehlen der war nichts zu finden von jenem geschmacklofen allesumfassen- Hausfrau zurückzuführen waren, und der Wirt litt sicherlich den Geiste, der nicht das Hemd wechseln konnte, ohne es um am meisten darunter, darum nahm er so eifrig teil an aller Sie kann recht gut, wenn sie will. Will sie aber nicht, so gibt der ganzen Menschheit willen" zu tun dagegen unmittel- Frauenarbeit. Daß er nicht immer damit zurechtkam, war es keine Macht der Erde, die sie dazu bringen kann. bare, gesunde Eigenliebe und ein sicherer Sinn für die wirk- wieder eine andere Sache. Jekt verstand Karl auch besser hat einen geduldigen, liebevollen Mann; sonst ginge es auf es feine Macht der Erde, die sie dazu bringen kann. Sie lichen Güter des Lebens. Dieser Mensch ist glücklich, er das anscheinend Fafelhafte und Weichliche im Wesen des die Dauer nicht; fie tut selber nicht das geringite und ver überlegt mit dem Körper,"" Dachte Starl, wenn er mit ihm Wirtes. So mußte fich ein Mann, der hausfrauliche Ob- urteilt alles, was er unternimmt. Man begreift nicht, wie liegenheiten hatte, unumgänglich in den Augen eines Frem­Doch fühlte er sich mit jedem Tage, der verstrich, immer den ausnehmen, und gerade das Fremdartige in der Arbeit er das aushalten kann. Aber es ist groß von ihm. Ich weniger wohl in dem Abstinenzlerheim. Troß seinen wieder war geeignet, einem Manne das Gepräge des Tastens und Er grüßte nachlässig und bog in eine Haustür ein. holten Beschwerden wurde es mit der Reinlichkeit in seinem der Unsicherheit zu geben. Es lag etwas Sübsches und zu­Zimmer nicht besser, und überall im Hause herrichte die gräß- gleich Rührendes in der Art, wie er die Arbeit der lahmen lichste Unordnung. Am Tage nach seiner Ankunft hatte er Hausfrau verrichtete und ihr den Tort ersparte, mit anzu­unten in der Küche etwas zu holen gehabt, und da hatte er sehen, daß eine Fremde das Haus in Besiz nahm, ausgestattet gesehen, wie unsauber der Wirt und das blödsinnige Dienst- mit ihrer Macht und Autorität; und Karl beschloß, wohnen mädchen bei der Zubereitung des Essens zu Werke gingen; zu bleiben und sich so weit wie möglich in die Verhältnisse au und seitdem war es ihm nicht möglich, an irgendeiner Wahl- schicken. zeit teilzunehmen. Er gab vor, der Arzt habe ihm strenge Aber er wurde start schwankend in seinem Entschlusse, Tiät auferlegt, und beschränkte sich darauf, Milch und Weiß- als er in sein Zimmer kam und sich in dessen Schmus aurecht abfielen, bis sie an eine Straße stießen: zwei einsame Reihen Auf der anderen Seite lagen Wiesen, die gleichmäßig brot in seinem Zimmer zu genießen. setzte, um einen mehrfach begonnenen Brief an den Vater zu Es fiel ihm auf, daß die Hausfrau sich nie der geringsten vollenden. Sobald er sich niedergelassen hatte, spürte er mit von niedrigen Häusern, die wie ein roter Darm aus der Stadt Sleinigkeit annahm und daß man nie auf fie rechnete. Sie steigendem Efel, wie die Flöhe vom Fußboden seine Beine heraushingen. Dahinter lagen wieder flache grüne Auen, ließ sich weder in der Küche noch bei Tische sehen; aber so zu ersteigen begannen. Auch heute wurde nichts aus dem und der Fjord schob sich hier wie ein Wald von Schilf ins oft er ausging oder nach Hause kam, sah er eine Dame, die er Brief, und er stand auf, um auszugehen. Als er vom Fenster Land hinein. Eine Biertelmeile weit, auf der entgegen­für sie hielt, an einem Fenster in dem Teil der Wohnung aus einen Blick auf den Hof hinabwarf der bereits in tiefer gesetzten Seite des Fiords, hob sich das Land abermals, mit figen, der auf der anderen Seite des Torwegs lag. Dämmerung ruhte, sah er zu seinem Erstaunen die Frau des Wäldchen und Gehöften; und weit landeinwärts, wo die Wirtes im Schatten der Mauern so rasch und rüftig wie beiden Uferhänge sich trafen und einen Steil bildeten, ragte ein irgendein anderer über den Hof schleichen, und nun stieß er großer, blauender Heideknollen mit einem Seezeichen auf. feinen Entschluß zu bleiben völlig um. Bor ihm in dem seichten Fiordioasser plätscherten bar­

Starl glaubte zu bemerken, daß der Wirt, der sonst so offenherzig war, scheu wurde, wenn die Rede auf seine Frau fam. Eines Tages äußerte er offen sein Erstaunen darüber, daß er sie nie zu sehen bekomme, und fragte den irt, ob sie frank sei. Dieser antwortete mit einem bestätigenden Niden und einem tiefen Seufzer.

Es ist gewiß nicht leicht, die Hausfrau entbehren zu müssen," sagte Karl, der eine gewisse Müdigkeit aus dem Seufzer herausgehört hatte. Hoffentlich ist die Krankheit nicht ernster Natur?"

,, Fürs erste besteht leider keine Aussicht, daß meine Frau

Bauder verfolgte aufs Geratewohl die Straße zum Städtchen hinaus und kam an einen Weg, der oben an dem alten Fiordufer dahinlief. Rechts lagen hübsche Arbeiter­häuschen mit glänzenden Fensterscheiben und Gärten davor: hier waren kleine Küchengärten mit Kohl und anderen Ge­im Rücken hatten sie den dauernd ansteigenden Abhang, und müſen angelegt.

Is er am nächsten Tage seinen gewöhnlichen Spazier- füßige Anaben, etwas einwärts trat der Boden aus dem gang machte, begegnete er Rast, der in tiefen Gedanken die Wasser hervor: heller, eingetrockneter Schlamm, der in der Straße entlangichlotterte. Alle Gliedmaßen des Kandidaten Sonne unzählige Risse bekommen hatte. Und dort, noch schlenferten beim Gehen hin und her; er war so beweglich weiter landeinwärts, waren gewaltige Wiesen, flach wie ein wie ein Hampelmann, und der ungewöhnlich hohe, schmale Wasserspiegel und mit einem Bach in der Witte, der anfangs Stopf nickte vorüber nach den Seiten bei jeder Bewegung, gerade und breit dalag wie ein Kanal und Anlegestellen für die er machte. Karl ging über die Straße zu ihm und grüßte, Boote hatte, weiter oberhalb schmal und gewunden war und der Kandidat dankte kühl. voll schwimmender Pflanzen und sich neigenden Röhrichts.