Nr. 20.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

In japanischer Gefangenschaft.

Ein junger Deutscher aus Jbbenbüren i. W. ist beim Falle von Tsingtau   in japanische Gefangenschaft geraten und schreibt

ſeinen Angehörigen folgenden Brief, den die Köln  . Volkszeitung

Sonntag, 24. Januar.

geht? Wenn doch der Krieg bald ein gutes Ende für uns( Ein unsauberer Krankenpfleger ist wie ein Soldat, der zum Feinde nähme, denn dann geht's zur Heimat wieder, die mir selbst der überläuft). schönste Ort kaum ersehen könnte. Hier ist alles von einem glüdlichen Kriegsausgang für uns fest überzeugt.

Die Wiederverwendung von Altpapier. oberen stod finden wir die Elektrotherapie. Deutſche   und Franzosen  

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Nur etta

10 Prozent

In dem Saale für Mechanotherapie," erzählt die Dame, sahen wir die ersten Deutschen  . Einige drehen Räder, andere treten fest­stehende Fahrräder oder ziehen in einent fort an elastischen Bändern, um ihren eingeschrumpften Muskeln wieder Kraft zu geben. Im Stock sind auf Liegestühlen ausgestreckt und lassen den elektrischen Strom Himeji  ( Japan  ), 29. November 1914. Die fortwährend steigenden Holzpreise zwingen die Papier  - durch ihre Glieder gehen. Als ein entseßlich verstümmelter Franzose Tsingtau   ist gefallen, das werden Dir die Tageszeitungen zu industrie zur Suche nach anderen für die Papierfabrikation sich eine unangebrachte Bemerkung über die gute Behandlung der Deinem größten Schrecken und Erstaunen in großen Lettern ver= fündet haben. Kriegsgefangen hat man die überlebende Besayung geeigneten Faserstoffen, ohne daß es indessen bisher gelungen Deutschen   erlaubt, verbietet ihm der Wärter den Mund mit den nach Japan   gebracht, und ich selbst jie nebst 100 meiner Kame- wäre, einen oder einige Faserstoffe zu finden, die in größtem Worten:" Im Spital gibt es keine Feinde." Professor Bergouié sagte werden und zu uns:" Wir machen keinen Unterschied zwischen den Verivundeten raden in Himeji  , das nach den Aussagen unseres Dolmetschers Maßstabe zur Papierfabrikation herangezogen das schönste Klima Japans   haben soll. Aus meinen nachstehenden deren Holzbedarf in nennenswertem Maße berringern könnten. Der beiden Nationen. Nur einmal waren wir zu einer Ausnahme ge= zwungen. Als wir von der Verwaltung Kleider für die Deutschen   ver­Tagebuchauszügen mache Dir ein kleines Bild über mein Leben Unter diesen Umständen muß es so lesen wir im Prometheus"- und Treiben nach dem Kriege, auf der Reise nach Japan   und in auf den ersten Blick auffallend erscheinen, daß das Altpapier, das langten, schickte man uns rote Hosen. Wir waren gezwungen, sie doch einen idealen Papierrohstoff darstellen müßte, bisher schwarz umfärben zu lassen; sonst wäre eine Revolution ausgebrochen, Japan   selbst. in nur recht geringem Maßstabe zur Fabrikation von denn die roten Hosen sind das Vorrecht unseres pioupiou" Einige Tage nach der Uebergabe Tsingtaus wurden wir für n Die Pflegerin, der das Gartenhaus zugeteilt ist, ist Schweizerin; einige Zeit, vier Tage waren es, in dem Scheinidorfe Taitungtschen Papier   wieder verwendet wird. Papiererzeugung finden den Weg den Weg zurück zur obwohl sie aus der französischen   Schweiz   stammt, beherrscht sie das cinquartiert. Am 10. November 1914, nachmittags, zogen wir in der gesamten Ihre vierzig Pfleglinge verehren sie. Uns diefes Dorf ein, eine jämmerliche Fanse diente uns als Wohnung. Papierfabrik, 90 Broz. aber es ist wirklich beschämend, wie wir Deutsche   vollkommen. wirtschaften Ein Holzfeuer sorgte für die nötige Wärme, Madeira   und Kognak, gehen vollständig zugrunde. Neben der Gleichgültig- bitten sie um Nachrichten aus ihrem Lande, da sie keine Zeitungen den ich noch von Tsingtau   mitschleppen konnte, für den nötigen feit der großen Masse der Papierverbraucher ist für diese Vernichtung haben. Wir erzählen ihnen von den bei der Gröffnung des Reichs­Humor. Der Tabat schmeckt vorzüglich ein echter Denter- wertvollen Stoffes in der Hauptsache auch die Papierfabrikation tags gehaltenen Reden und von einer Unterredung mit Hindenburg  , tabak  - an die Scheinizigaretten muß man sich so peu à peu selbst verantwortlich zu machen, die bisher die Wiederverarbeitung die wir in einem Berliner   Blatt gelesen hatten. Sie interessieren sich gewöhnen. Wie sieht's in dem Dorfe aus! Kein Haus ist von von Altpapier mit Einrichtungen und nach Verfahren betrieb, die sehr für alles und möchten noch mehr wissen. Wir gratulieren einem Auf einem Tisch Granaten und Schrapnells verschont geblieben. Ein wüstes Choas die Verwendung der daraus gewonnenen Papiermasse nur zur Her- Tapferen, der stolz das Eiserne Kreuz   trägt überall. In einigen Wohnungen liegen noch Menschenleichen. Die stellung minderwertiger Papiere ermöglichte. Neuerdings aber sehe ich eine Nummer einer illustrierten Berliner   Wochenschrift: der protestantische Pfarrer von Bordeaux  , der von Zeit zu Zeit das Spital Zeit verging mit Kartenspiel und Spazierengehen. Unser Essen werden von Hermann Wangner in Reutlingen   Einrichtungen protestantische Pfarrer von Bordeaux  , der von Zeit zu Zeit das Spital besucht, hat sie, wie auch andere deutsche Drucksachen, bergebracht. Die und Trinken war semper idem: Reis, Hartbrot und Tee. Weit auf den Markt gebracht, die besonders für die Verarbeitung von Pflegerin zeigt mir Briefe, die sie von geheilten deutschen   Patienten den sechs Giern, die wir einem Chinesenkaufmann für unsere Altpapier zu neuem Papier gleicher Qualität gebaut sind und erhalten hat, und auf die sie stolz ist. Wir zeigen den Patienten eine Testen 40 Cents abfauften, sind wir ganz eklich hereingefallen, fie deshalb den Papierfabriken die Wiederverarbeitung von Altmaterial Nummer einer deutschen   Zeitschrift, worin sich ein Brief französischer waren alle faul. Nur ein Pfui Deibel glitt beim Zerklopfen der viel verlockender ersch inen lassen dürften als sie bisher war. Gefangener, die in Paderborn   gepflegt wurden, befindet: sie danken Die Hauptsächlichsten Kennzeichen des Wangnerschen Verfahrens darin für die ihnen zuteil gewordene gute Pflege... Zuletzt steigen selben von sämtlichen Lippen. Am 14. November war der Tag der Einschiffung nach Japan  . zur Verarbeitung von Altpapier sind die Zerfaserung des Altpapiers wir zu den Offizieren hinauf. Ein deutscher und ein französischer Schon um 4 Uhr morgens ging es mit Sad und Pad gen ohne jede Veränderung der ursprünglichen Faserbeschaffenheit und Leutnant haben ihre Zimmer einander gegenüber. Der Deutſche   iſt Schaty ho u zu, das wir nach östündigem, sehr mühseligen Marsche Stoffqualität und das gründliche Auswaschen der dem Altpapier an- in der Schlacht an der Marne   verwundet und dann nach Blahe geschickt erreichten. Die Einschiffung mittels chinesischer Dschunken ging haftenden Farbstoffe, Tinte, Druckerschwärze usw., so daß ein Papier worden, wo man ihm aber nicht die besondere Pflege, die feine schwere Die trockenen, fortierten Verlegung erheischt, angedeihen lassen konnte. Daher fam er nach rasch vonstatten und hald saß alles an Bord der Europa   Maru bon heller Farbe erzeugt werden kann. 2. Kobe  ." klar zur Abfahrt. Noch einen Blick zum geliebeten Altpapiere werden in Zwischenräumen von 10-15 Minuten der um Bordeaux  . Da er allein ist, langweilt er sich, und man will ihm pon Riautschou und ganz allein schaufelte unser Schiff auf den ruhigen ihre wagerechte Achie sich drehenden Einweichtrommel zugeführt, die jetzt ab hin und wieder einen deutschen   Unteroffizier schicken, damit Wellen dahin. Wie lachte die liebe Sonne, es war, als führe man das Papier vorzerkleinert und mit einer Lauge- wenn auf die helle er sich unterhalte und Karten spiele... in den Frühling, den Sommer hinein. Das tägliche Konzert Farbe des neuen Papiers kein Gewicht gelegt wird, auch mit Waffer unserer Bordkapelle sorgte für die nötige Zerstreuung. Am 17. No= einweicht. Bei jeder Umdrehung wirft die Trommel eine gleich­vember endlich erreichten wir die Bucht und alles eilte an Ded, bleibende Menge des so vorbereiteten Materials in die Laugen­um die wunderbaren Reize dieses Sonnenlandes, die schon die auspreßmaschine, die dann das vom größten Teile der so für Buchteinfahrt bot, zu bewundern. Dschunken, Dampf- und Kriegs- weitere Verwendung wiedergewonnenen Lauge befreite Material in foll feinen alten Namen Komische Oper" wieder erhalten. schiffe belebten den Hafen, und an den grünen Ufern zogen sich den Berfaserer wirft. In diesem wird die Aufschließung des Alt Die Erstaufführung des Singspiels, Gold gab ich für Eisen" reizende Dörfer, die Häuser sämtlich in zierlichem japanischen papiers vollendet, so daß der Stoff den Zerfaferer büttenfertig ver-( Die schöne Marlene). Text von Viktor Leon  , Mufit von Emmerich Baustil, den steilen Berg hinan. Am 18., morgens, lagen wir im läßt. Bei dieser Verarbeitung berieift sich die Druckerschwärze voll- Kalman, findet am Sonntagabend Buntt 8 Uhr statt. Hafen von Heroshima vor Anker und an dem rechten Ufer ständig und wird dann aus dem mit Wasser start verdünnten Theaterchronit. Im Theater des Westen s staute sich eine mehrtausendköpfige, neugierige Menschenmenge. Stoff über einem endlosen Sieb durch Ueberbrausen mit Wasser voll- findet am Sonntag, den 24. Januar, nachmittags, eine Aufführung Auch von hier aus hatten wir eine sehr schöne Aussicht auf das ständig ausgewaschen. Die Kosten dieses Aufbereitungsverfahrens von Schillers Jungfrau von Orleans statt. echt japanische Hafen- und Landschaftsbild. Nach einer mörderlich find, da die Einrichtung wenig Bedienung erfordert, verhältnismäßig Vorträge. Den Krieg und die Erhaltung der langen Bahnfahrt erreichten wir dann unser Endziel: Himeji  . gering, und der Verlust an Stoff durch Abgang von Kaolin, Holz Kunstdenkmäler in Belgien   und Frankreich   wird In Itojati begrüßten wir die japanische Sonne, zauberisch stoff, Druderschwärze und anderen Verunreinigungen usw. beträgt Sonntag, abends 81% Uhr, Brofeffor Paul Clemen  , der Provinzial­schön war der Aufgang, sie ist ja auch des Japaners Stolz. mit etwa 21 Broz. nicht viel mehr als bei der bisher gebräuchlichen tonservator der Rheinlande, in einem Vortrage im Hauptfizungssaal Berg- und Seepartien von unbeschreiblicher Schönheit wechselten Verarbeitung von Altpapier, die aber ein wesentlich minderwertiges des Reichstags erörtern. Ueber die Woltsernährung während der Reise. Die Tempel und Torbögen in Onomieti trugen Fabrikat lieferte. während des Krieges spricht ebendort am Montag, deir funstvolle Holzschnitzereien. Mandarinenbäume hingen voller Es wäre zweifellos von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung, 25. Januar, Prof. Rubner. Im Institut für Meeres Frucht. Auch die anderen Städte, Fukuyama, Kasaoka, Mitsuishi wenn es mit Hilfe des Wangnerschen Verfahrens gelingen sollte, er- tunde spricht Dienstag, den 26. Januar, Dr. R. Engelhardt über und Kamigori strohten von naturalischen Reizen. Hier dehnten heblich größere Mengen von Altpapier als bisher der Wiederverar- Englands Kohlenhandel, Freitag, den 29. Januar, Prof. fich üppige Reisfelder aus, es war gerade Erntezeit, dort zogen beitung zuzuführen und damit die Steigerung des Holzbedarfes F. W. Schulze über die wichtigsten Kanalhäfen und fich heilige Bambushaine am Bahndamm dahin. Durch Tunnel herabzudrücken. ihre Bedeutung für den Krieg. und über Flüsse ging's, und oft war ich im Zweifel, ob tohl die Rheingegend oder diese schöner sei. Ich glaube die letztere ift's. Nach 13 Stunden Bahnfahrt war Himeji   erreicht, wo uns ein Tempel als Behausung dient. Eine wahre Augenweide bot uns das Innere und Aeußere desselben. Die eleganten Formen, Holzschnitzereien der antiken japanischen Baukunst sind in diesen Bauten verkörpert. Vom Tore an, bis zum Brunnen und den Tempeln selbst strozt alles von dieser einzig schönen Architektonit. In einem Briefe an ihre Angehörigen erzählt eine in Bordeaux  Die phantastisch geschnitten Giebel erregten die größte Bewunde- lebende Schweizerin von einem Besuch im dortigen Grand Lebruns rung. Gediegen sieht es aus, wenn die Japanerinnen auf ihren Lazarett, das unter der Leitung des Professors Bergouié steht. Das eigentümlichen Holzschühchen, ein Kind auf dem Rücken und beide Grand Lebrun ist sonst eine Privatschule; als mobilisiert wurde, im bunten schans, dahintrippeln. Es sind wirklich liebliche, fleine wandelte man es in ein Spital um. Das Hauptgebäude ist für fran­Dingerchen" Du siehst, liebe Mama, daß unser Gefangendasein zösische Kranke bestimmt; die deutschen Verwundeten liegen in einem hier im Japsenlande gar nicht so übel ist. Der Gartenpavillon, und es wurde für sie auch ein Teil des Gartens Japaner selbst ist sehr freundlich und zuvor reserviert. An den Wänden der Säle und Gänge hängen Plakate mit tommend, wir werden in jeder Beziehung tadel- Aufschriften wie:" La patrie a besoin de vous; dépêchez- vous de Tos behandelt, ich wenigstens bin damit vollauf zufrieden. guérir"( Das Vaterland bedarf eurer; beeilt euch, zu genesen) oder Muß ich Dir noch sagen, daß es mir ganz vorzüglich" Un infirmier sale est comme un soldat qui passe à l'ennemi  "

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Ueberfluß.

Von Martin Andersen Nerö.

Kleines Feuilleton.

Bei deutschen   Verwundeten in einem französischen   Lazarett.

sagte Rask. Der Mann sigt in irgendeiner Kneipe und pichelt, und die Frau geht mit den Kindern zur Versammlung der Abstinenzler... eine hübsche Art, die ehelichen Bürden zu verteilen. Sie finden sich zu allen unseren Agitationsver­fammlungen ein; wenn aber der Mann eines schönen Tages wirklich aufhören würde zu trinken, würden sie glauben, er wäre frank, und höchst unglücklich werden."

rollend:

Dann schloß sich der Wald jäh um die Aussicht, und der Wagen rollte einen Waldweg hinab. Die jungen Buchen wölbten sich dicht über den Köpfen der Fahrenden und tätschel­ten mit dem feinen Laube ihre Gesichter; hier war es fühl wie in einer Grotte, mit gedämpftem grünlichen Oberlicht und Aage machte ein Reichen zu schweigen. Der Gesang war fleinen Durchblicken auf weichen Waldboden, von wo gewaltige zu Ende, und Herr Sörensen stand voll Würde und mit ent­fleinen Durchblicken auf weichen Waldboden, von wo gewaltige blößtem Stopf auf der Rednertribüne und begann, breit und Säulen emporstiegen, die hoch oben goldgrüne Kuppeln trugen, mit dem reinsten Blau verwoben. Dann folgte auf der einen Seite strenger, ernster Tannenwald; und Karl fing im Vorbeifahren den Eindruck eines überaus langen, geraden Pfades auf, der fern in einem leuchtenden Pünktchen endete. Pfades auf, der fern in einem leuchtenden Pünktchen endete. Der Festplag lag auf einer kleinen, grasbekleideten Lich tung mit einer blumengeschmückten Rednertribüne an dem einen Ende. Zwischen den Bäumen wurde ausgespannt, und im Schatten einer Buche, der Tribüne gegenüber, ließ man sich

nieder.

Herr Sörensen hatte sich gleich bei der Ankunft entfernt. Und jetzt tauchte seine rundliche Gestalt auf der Stanzel auf; er hatte den Staubmantel abgelegt und war in Frad und weißer Binde. Mit lauter Stimme schlug er ein Lied vor und trat dann etwas zurück; grübelnd stand er da, die eine Hand unter der Wange und die Seite nach dem Publikum hin. Am Beginn jeder Strophe sandte er ein paar fräftige Töne über die Versammlung weg und versant dann in Grübeln, während die Strophe zu Ende gesungen wurde. Er hatte diese Saltung und das Ganze kürzlich einem umherreisenden Volkshochschul­redner abgesehen.

Dein Alter sieht heute gut aus! Worüber wird er wohl reden?" fragte Rast. Wohl über seine wunderbare Errettung," antwortete Aage lachend. Karl blickte über die Versammlung hin. Es waren gut zweihundert Menschen beisammen, meist arme, ausgemergelte Frauen mit ihren Kindern. Dann waren da einige junge Männer und Frauen, und hier und da sah man eine Manns­person, die unverkennbar einmal an Trunksucht gelitten hatte. Sind das Vereinsmitglieder?" fragte Karl und zeigte auf ein armes Weib, an dessen magerem Halse die Sehnen außen zu liegen schienen. Sie war von einer Kinderschar um­geben; alles in allem waren es zehn Stück, von denen das älteste noch nicht konfirmiert sein konnte.

Nein, das sind Vertreter der zerstörten Heimstätten,"

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Notizen.

Das Theater an der Weidendammer Brüde

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Sverdrup unterwegs. Frau Sverdrup erhielt, wie " Aftenposten" meldet, folgendes Telegramm aus Petersburg  : Sver­drup telegraphiert über Jugorstraße, er überwintere im Meerbusen 92 Grad öftlicher Länge von Greenwich  . Alles sei wohl.

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Ueber die Künstlerversorgung im Kriege bringt die Kunstchronit" eine Zusammenstellung. In Berlin   ist die akademische Kriegshilfskaffe tätig; in München   bat der Künstler­Unterstügungsverein, dessen Vermögen über 2 Millionen Mart be­trägt, vorläufig die Summe von 100 000 m. gegeben. Dazu kommen die Beträge, die andere Verbände und Kunstfreunde aufwandten, so daß wohl eine Viertel Million zur Verfügung steht. In Dresden  hat man Verkaufsausstellungen veranstaltet. für die der stunstverein und die großen Kunstsalons zur Verfügung stehen; in dem einen wurde mehrere Wochen lang alles überhaupt Angebotene ausgestellt. Im Kunstverein faufte der Rat zu Dresden   eine Reihe von Bildern, Beichnungen und plastischen Werken für das Stadtmuseum an. In Karlsruhe   beabsichtigt der westdeutsche wirtschaftliche Verband bildender Künstler, eine Hilfestelle für badische Künstler zu errichten.

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Um so mehr Grund haben wir, energisch zuzugreifen! Wie ein Mann müssen wir hingehen und, ein jeder in feinent Kreise, das Wort ertönen laffen wir alle, die selber per­sönlich im Dienste des Königs Alkohol geftanden haben, und hr alle, die Ihr die unschuldigen Opfer feiner Missetaten feid. Was wir wollen, ist ja so klar, daß auf die Dauer feiner darum herumkommt. Seht die Vögel des Himmels an und die Bäume des Waldes und die Blumen des Feldes! Sie trinken nur Wasser, und troßdem gedeihen und blühen sie und sind gesund. Warum sollen die Menschen, die die trefflichsten Geschöpfe sein müßten, sich allein im Alkohol wälzen?

,, Liebe Freunde! sammelt war, habe ich prophezeit, die nächste Zukunft werde nicht mit den Bäumen und Tieren vergleichen. Der Mensch Als ich das leẞtemal an dieser Stelle mit Euch ver- Nun will ich die vorzüglichsten Wefen der Schöpfung in ihrem Schoße die Lösung von vielen für unsere Sache ist ein höheres Wesen, eingerichtet für den Genuß Genußer fann wichtigen Lebensfragen tragen. Die Reit hat mir recht ge- fich nicht mit Wasser begnügen. Wir sehen das am besten geben, wenn auch nicht in so ausgedehntem Maße, wie wir daran, daß wir uns des Waffers zur Strafe bedienen; wenn alle es wünschen möchten. ein Mensch ein grobes Bergehen begangen hat, bekommt er Wasser und Brot. Wir wollen nicht auf gleicher Stufe mit den Verbrechern stehen. Aber haben wir nicht viele wunder­schöne Getränke, die nicht mit Alkohol behaftet find?

Ich will nicht auf die große Arbeit zu sprechen kommen, die im Dienste der Sache geleistet worden ist, und an der wir nach geringem Vermögen teilgenommen haben. sch will bloß daran erinnern, daß hierzulande ießt ein doppelt so Ein Gelehrter hat ausgerechnet, daß die alkoholischen großes Quantum alkoholfreier Getränke fabriziert wird als Getränke, die auf der Erde genossen worden find, seitdem vor zwei Jahren; und wenn auch die Fähigkeit zu koniu- Noah den Alkohol erfand, ein Meer ausfüllen könnten, so mieren mit der wachsenden Entwickelung und der beständigen groß wie die Ostsee  . Denkt daran, hr, die Ihr hier zugegen Verbesserung der Verkehrsmittel zunimmt, so bedeutet diese feid und Euch noch nicht zu uns bekannt habt! Denkt daran, Verdoppelung der Produktion doch, daß der Alkohol welch große Aufgabe es für uns ist, das Meer trockenzu­zurückgeht. Tegen!

Auch die Geschichte zeigt, daß ein Fortschritt vorhanden Es ist ein endloses Meer, und es find Flüsse hineinge­ist. Mein Großvater weichte sein Brot in Branntwein auf, laufen von allen den Tränen, die die unschuldigen Opfer des um es hinunterzukriegen. Er starb im Alter von sechsund- Alkohols vergoffen haben. Auch sie wollen wir trodnen. achzig Jahren; und das letzte, was er sagte, war: ein Schnaps, ein Schnaps! Auch mein Vater liebte den Schnaps, aber an dem Tage, als er sein sechzigstes Lebensjahr vollendete, 18 er es fagte er: Nun mag es genug sein! Und seit dieser Zeit hat er feinen Alkohol mehr angerührt. Ich selber war erst fünf­unddreißig, als ich aufhörte. Und sehen wir auf das heran­wachsende Geschlecht, so bemerken wir, daß die Jugend unsere Reihen füllt, und daß wir eine Kinderabteilung von mehr als zweihundert Mitgliedern haben. Also: wir und unsere Sache gehen lichten Zeiten entgegen!

Nur dürfen wir nicht die Hände in den Schoß legen. Noch sind die Untertanen des Königs Alkohol hier bei uns in der Mehrzahl, und in ihren Händen liegt das Wohl und Wehe unferes armen Vaterlandes.

Dieser oder jener wird vielleicht denken, das sei Lüge und Uebertreibung: aber rechnet es Euch selber aus, was da herauskommt, wenn ein einzelner Mann Jahr um Jahr bloß einen halben Liter am Tage trinkt. Und ich sehe wenigstens einen unter Euch, dem es schrer fällt, mit dem halben Liter zu reichen.( Hier sah Sörensen eine bestimmte Person an, die in die Erde zu kriechen versuchte unter den starrenden Blicken der Versammlung.)

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Aber Du und die anderen Trinker, Ihr seid nicht die ärgsten Feinde unserer Sache die Temperengler find es! Die Trinker lassen sich bekehren, jene aber nicht. Sie sind die Mutter des Lasters, aus ihrer Schar rekrutieren sich die Säufer. ( Forts. folgt.)