Dr. 43.1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sonabend, 20. februar.

Eine Strandwäschergeschichte.")

Von Anders J. Eriksholm.

Es war eines Abends im Spätsommer. Die Sonne war eben untergegangen. Von der See herüber blies ein fühles Lüftchen, und die schnell am Himmel dahinjagenden Wolken ließen auf einen Ilm­schlag der Witterung schließen.

Wir lagen auf einer fleinen, eiförmigen Insel draußen im Fjord. Wirdas heißt einige Damen, der Kapitän und ich hatten uns in das lange Strandgras geworfen, das noch nie von eines Tieres Zahn oder einer Sense berührt worden war, und wir lagen da und saben hinüber auf die roten Ziegeldächer der Stadt, die mehr und mehr in der Dämmerung des Abends verschwanden. Die Jolle, in der uns der Kapitän herübergerudert hatte, lag auf dem Üfersande, und nachdem wir unseren mitgebrachten Staffee getrunken, sollte jemand aus der Gesellschaft eine Geschichte erzählen. " Glauben Sie, Herr Kapitän, daß wir die Nacht Sturm be= fommen werden:?" fragte eine der Damen und sah nach der vollen Mondscheibe, welche zwischen den treibenden Wolken Versteckens ſpielte.

" Kann sein," antwortete der Kapitän. Sehen Sie nur den Mond! Wenn er beginnt sich auf den Rücken zu legen, muß der Seemann   auf der Hut sein." Er begann nun von dem Leben des Seemanns   in stürmischen Nächten zu erzählen, und wir lauschten gespannt, während die schwachen Wellen unablässig gegen den Strand und wieder zurück plätscherten.

Eine der Damen hatte sich erhoben, um nach Vogeleiern zu fuchen. Sic fam jedoch bald wieder zurüd und erzählte, daß im Graie auf der anderen Seite der Insel etwas liege, das einen ab­scheulichen Gestank verbreite.

"

Es ist vielleicht ein Strandwäscher", sagte der Kapitän. D6a," sagte die Dame schaudernd.

Wollen wir eine Erpedition ausrüsten, um die Sache näher zu unterfuchen?" fragte die mutigste der jungen Damen.

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Es herrschte aber feine Stimmung für eine solche Expedition. Wir lagen so hübsch im Grafe und wir blieben liegen. " Haben Sie schon einen Strandwäscher gesehen, Herr Kapitan  ?" fragte das Fräulein eine Weile ſpäter. " Ja, Fräulein, mehr als einen; und es ist kein schöner Anblick. Der letzte, den ich gefehen habe, war am schauerlichsten. Wir be­fanden uns auf Langfahrt. Eines Tages rief ein Matrose: Was treibt denn dort? Das sieht ja aus wie ein Mensch, der auf dem Kopf steht und die Beine in die Höhe strect." Und er nimmt einen langen Hafen und zieht die Beine aus dem Wasser. Aber er wäre beinahe hintenüber gefallen, als er fab, was er aufgefifcht hatte. Es war ein Strandwäicher, aber nur die Beine und etwas von dem Oberkörper waren noch übrig geblieben, Kopf und Arme waren weg

"

Hören Sie auf, Kapitän!" sagten die Damen schaudernd. Ja, es war ein unheimlicher Anblid. Man kann schlimm zu­gerichtet werden, wenn man dem Gutbefinden des Meeres und der Haifische preisgegeben ist. Aber das erste Wial, da ich es mit einem Strandwäscher zu tun hatte, war es nicht so schlimm es ist übrigens eine kleine Geschichte, und sogar eine, die ein ganz hübsches Nachspiel hatte."

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,, Erzählen Sie bitte, Herr Kapitän!" baten wir. Und er erzählte:

Sehen Sie, es war in einem der Fischerdörfer drunten bei Friedrichswert. Dort stand meine Wiege, und ich war damals noch ein junger Bursche, so um die Zwanzig herum. Ich hatte im Augen­blic feine Heuer, und eines Tages fagte man mir: Segele hinaus und sieh nach, da draußen liegt sicher ein toter Mensch, etwas links vom Dorf, nur ein paar hundert Meter vom Strande!"

Ich fette mich in die Jolle und ruderte hinaus. Und ganz richtig ich erblickte etwas, das draußen im Waffer bald auf eine Sandbank, bald wieder ins Wasser zurückgerollt wurde und einem Menschen gleichen konnte. Ich hatte ein Seil mitgenommen und es gelang mir, Stefes um die Leiche zu schlingen, so daß ich sie ans Ilfer schleppen tonnte. Der Strandwäscher war im Gegensatz zu dem, von welchem ich vorhin erzählte, noch vollständig in Form, aber er roch nicht gut, weshalb ich ihn nicht in meiner Jolle barg; *) Strandwäscher ist im Dänischen die Bezeichnung für eine an die Küste angeichwemmte Reiche.

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Ueberfluß.

Bon Martin Andersen   Nero.

18.

An dem Tage, als er frank zu Bett lag, maß Karl Bauder dem Umstand, daß Else ihn gefüßt hatte, feine Be­deutung bei. Auch auf ihre Freundlichkeit legte er feinen Wert oder auf die Aufmerksamkeit, mit der sie ihm folgte und seine Wünsche und Bedürfnisse erriet. Er hatte Angst, sich auf etwas einzulassen, das ihm hernach eine Enttäuschung bereiten konnte.

Und doch war er fröher als zuvor. Was er sich selbst nicht eingestehen wollte, daran glaubte er ganz im Innern, und ein Rebel heimlicher Freude entstieg der Tiefe seines Wesens und legte sich verschleiernd über alles.

Ani diese Unklarheit flammerte er sich. Mehr als einmal, wenn er an Else vorüberging, fühlte er sich getrieben, den Arm um sie zu legen und sie an sich zu ziehen; aber er hatte nicht den Mut. Angenommen, es würde eine Niederlage werden, sie wiese ihn ab, machte sich nichts aus ihm!

Doch eines Morgens, als er in sein Wohnzimmer fam, fah er, daß der Strauß, der ihm am Tage vorher gebracht worden, weder geordnet war noch frisches Wasser bekommen hatte; und er wußte, daß Else an diesem Tage in seinem Zimmer reingemacht hatte.

ich wollte den Gestant nun doch nicht gleich unter meiner Nase haben.

Als ich nun nach dem Ufer zurüdrudere, begegnet mir Sören Bengen, ein junger Fischer aus dem Dorfe, und als er sah, welche Last ich nachschleppte, rief er:

"

Laß ihn nur schwimmen! Was fümmert Dich der Strand­wäscher?" Was sagst Du, Sören?" erwiderte ich. Sollten wir die Leiche gerade vor unseren Augen als Fischfutter liegen lassen?" " Sie muß dann doch begraben werden," sagte Sören und schielte mich von der Seite an.

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" Natürlich muß sie begraben werden!"

"

Und die Kosten willst Du vielleicht tragen?" ,, Nein, das ist Sache der Gemeinde."

" Sache der Gemeinde? Hat sich was mit der Gemeinde! Da Du auf dem Holzwege! Der Gemeindevorsteher sagt, daß der­jenige, der einen Strandwäscher findet, ihn auch begraben lassen muß, wenn er nicht direkt an die Küste angetrieben ist."

" Du hast ihn also gefragt?" Aber Sören antwortete nicht. Und so ruderte ich dem Strande zu, Sören segelte hinaus. Er war ein aparter Bursche, dieser Sören, aber ich dachte nicht weiter über die Sache nach. Im übrigen war Sören ein strebsamer und braver Mensch, der sich etwas Geld gefpart hatte und gerade dabei war, ein hübsches, steinernes Haus mit Ziegelbach   für sich und feine alte Muttr zu bauen. Aber als ich nach Hause fam, erwähnte ich mein Gespräch mit Sören, und mein Vater sagte:" Ihr sollt sehen, Sören hat den Strandwäscher schon früher gesehen, war aber bange vor den Begräbniskosten und hat ihn daher liegen lassen." und als ich an den einfältigen Blick dachte, den Sören mir zu­geworfen hatte, als er sagte: Er muß dann doch begraben werden," leuchtete es mir auch ein, daß mein Vater nicht so ganz unrecht haben könnte.

Ja, der Strandwäscher sollte als ein Christenmensch begraben werden. In früheren Zeiten kam man billiger davon. Da grub man einfach ein Loch in den Sand, wo der Strandwäscher ange trieben war, und legte ihn ohne viele Umstände hinein. Wenn es hoch tam, steckte man ein einfaches Holzkreuz in den Sand, das so lange stand, bis es eines Tages von der See weggespült wurde und dann sah man feine Spur mehr von einem Grabe.

Aber nun wieder zu unserem Strandwäscher! Ich erstattete der Obrigkeit Meldung von meinem Funde, und sie besorgte dann das Begräbnis. Allein ob es nun der Gemeindevorsteher oder Sören selbst es war, der über die Sache plauderte- genug: es stellte sich heraus, daß Sören den Strandwäscher zuerst entdeckt und sich auch mit ihm zu schaffen gemacht, ihn aber dann wieder hatte schwimmen lassen. Sören wurde vor Gericht geladen, und gleich zeitig mußte auch ich erscheinen, um meine Erklärungen abzugeben. Sören leugnete nicht, aber als ihm der Untersuchungsrichter das Unrichtige seiner Handlungsweise vorhielt, plagte er heraus: Jch bane in diesem Jahr ich habe kein Geld, um auch noch Begräbnisse herzurichten!" Der Richter und die anderen lächelten bei diesem Argument. Und da fein Zweifel bestand, daß Sören in gutem Glauben ge= handelt hatte, fam er mit einem Verweis davon und es wurde ihm ausdrücklich gesagt, daß er nicht zu befürchten hätte, Begräbniskosten in solchen Fällen zahlen zu müssen. So lief die Sache für Sören glücklich ab, aber nun kommt das Nachspiel.

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Sie war an der Türe stehen geblieben, und Sören schielte nach ihr hin und nickte es tvar etivas an diesem hübschen, fremden, schwarzgekleideten Frauenzimmer, das Sören gar gut gefiel. Seine Mutter lub sie ein mitzueffen, und Dore ließ sich nicht lange nötigen. Sörens Mutter verhörte sie nun, in welchem Verhältnis die Fremde zu dem Toten gestanden, während sie Teller und Gabeln hervor­nahm.

Und Dore erzählte, daß Erich Andersen und sie gute Freunde gewesen, und nun wollte sie ihm diesen Kranz auf sein Grab legen. Dabei wischte sie sich eine Träne aus den Augen.

Ja, das wäre so verständlich, meinte sowohl Sören als auch seine Mutter.

"

Du lieber Gott, ja," seufzte Dore, es ist eine Fügung bes Himmels, aber sie ist schwer. Erich Andersen war die Gutheit selbst, und er war ein schöner Mann an Leib und Seele."

Das fonnte man ihm nun nicht ansehen", sagte Sören trocken und dachte daran, wie er ausiah, als er ihn gefunden hatte.

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Er wurde schön begraben", sagte Sörens Mutter tröstend. Fast das ganze Dorf ging mit".

Und ich war es, der ihn zuerst fand!" bemerkte Sören und sah Dore Byrum an.

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Und Dore Byrum sah ihn wieder an es war etwas Weiches in ihren Augen, etwas Warmes, Schönes, das Sören an Stief­mütterchen und Weilchen denken ließ. trotzdem er sonst gar nicht poetisch veranlagt war. Dore cr

Sie plauderten noch eine Weile von dem Toten. fundigte sich nach dem Weg zum Kirchhofe und ging dann mit ihrem Kranz zu Erich Andersens Grab.

Ais fie fort war, fagte Sörens Mutter: Sie ist gewiß ein rechtschaffenes Frauenzimmer."

"

Rann sein", stimmte Sören zu.

Und ich werde nun alt und kann nicht mehr so arbeiten wie früher." Nein, das fannst Du wohl nicht mehr."

A

Die Mutter schwieg eine Weile. Dann begann fie wieder: Jch dente, Du solltest Dich nun endlich verheiraten, Sören." " Ja- a!"

Und dann wurde nicht mehr über diese Sache gesprochen. Sören ging an seine Arbeit; er hatte es eilig, mit der Fischerei sowohl als auch mit dem Hausbau. Gegen Abend, als Sören gerade in die Stube getreten war, ging die Haustüre auf und Dore Byrum trat wieder über die Schweйe. Sie nichte und lächelte nun, als ob sie eine alte Bekannte des Hauses Benzen gewesen wäre. " Ich komme, um Adjeu zu sagen, ehe ich wieder heimreise." Das ist sehr schön von Ihnen", sagte die alte Frau. Bollen Sie sich nicht feßen?" Dore setzte sich und mußte dann Abendbrot miteffen. Und sie erzählte von ihrer Heimat, von ihren alten Eltern und von einer ganzen Kiste voll Kleider, die sie zu Hause stehen hätte. Aber Erich Andersen erwähnte sie nicht mehr. Sic lachte sogar manchmal über das, was sie erzählte und Sören sah ihre weißen, fräftigen Zähne hinter den roten Lippen und lachte mit.

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Als die Zeit herangekommen war, da sie zu Bette gehen wollten, machte die Alte das Nachtlager für ihren Gast in Ordnung. Und Sören sah zu seiner Verwunderung, daß sie aus der Truhe die neuen, selbstverfertigten Bettücher herausnahm, die, wie sie einmal gesagt hatte, für sein Hochzeitsbett bestimmt waren.

Und Sörens Mutter schien es auch so.

Sören aber fah stillverwundert auf Dore. Sie verstand zu arbeiten, das merite cr, und schön war sie auch. Ihre blauen Augen hatten einen so weichen Glanz und er mußte wieder an die Stiefmütterchen und Veilchen denken.

Die Leiche des toten Seemannes war schon in Verivesung über- Dore half ihr dabei. Es ist im Grunde ganz sonderbar," gegangen und mußte schleunigst begraben werden. Aber unter seiner fagte sie, ich bin ganz fremd hier, und doch ist es mir, als ob wir Hemdenbrust fand man mit rotem Wollfaden die Buchstaben uns schon viele Jahre gekannt hätten." A. Läsö" eingenäht. Es wurde also nach Läsö   geschrieben, und nach einiger Zeit fam die Antwort, daß es der Seemann Erich Anderſen fein müsse, der mit dem Schoner Marie" gefegelt und bei dessen Untergang umgekommen war. Und so glaubten wir, daß das mit die Angelegenheit erledigt wäre, was sie ja eigentlich auch war. Aber eines Tages tommt ein junges fremdes Frauenzimmer ins Dorf und es fällt gerade in das Haus von Sören Bengen, als dieser gekochten Schellfisch mit Butterkartoffeln zu Mittag az. Das fremde Frauenzimmer war ganz schwarz gelleidet und trug einen Kranz in der Hand. Sören erzählte später, daß er so­wohl als auch seine Mutter beim Anblick der fchwarzen Geftalt ge­dacht hätten: Ob es sich hier nicht wieder um den Strandwäscher breht?" Und sie hatten richtig gedacht: schon die ersten Worte des fremden Weibes bestätigten es. Sie war von Läsö  , und ihr Name war Dore Byrum. Und sie fam, weil der Seemann Erich Andersen auf dem Kirchhof dieses Fischerdorfes begraben lag.

gehen zu lassen.- Höchst wahrscheinlich will mich irgend- 1 jemand zum Narren halten," fügte er hinzu, um seinen auf fälligen Stimmungswechsel zu erklären.

Else blickte ihn in entzückter Verwirrung an, und ihre Augen blinzelten unaufhörlich.

Als die drei beim Mittagessen saßen, bemerkten sie draußen auf dem Wege einen Mann mit einem Backen von Plakaten überm Arm und einen großen Kleistertopf in der Hand; er flebte ein riesiges rotes Plakat an den Telegraphen­pfahl vor dem Gartenpförtchen und ging weiter. Else lief hinaus, um das Plakat zu lesen; ganz außer Atem fam fic wieder ins Haus:

Dent Dir, Mutter, der feinste Zirkus der Welt ist in der Stadt angekommen und spielt heute abend drüben auf dem Platz!" " Spielt?" fragte Bauder lachend.

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" Ja, spielt natürlich Zirkus," warf sie zu ihm hin und wendete sich wieder der Mutter zu. Und sie haben über zwanzig Pferde und einen Mann, der sich vor den Augen der Zuschauer selber ganz aufißt."

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" Haben Sie noch nie einen Zirkus gesehen, Else?" fragte Karl, dem ihr Eifer Spaß bereitete.

Doch, solche, die in ihrem eigenen Haus auf der Land­straße gefahren kommen; aber wenn es drauf ankam, dann war's nichts als Brahlerei, und sie hatten keine Pferde."

Sollen wir nicht alle drei heut abend in den Zirkus gehen?" fragte Start. Ich forge natürlich für die Billetts." Ich werd keine Zeit haben, ich muß bis morgen be­ſtimuit zwei Ballkleider fertig plätten. Aber Else hat ja Zeit mitzugehen."

Hell durchfuhr es ihn: war es Bergeßlichkeit, oder war Else eifersüchtig auf diese Unbekannte, die ihm die Blumen schickte? Und dort, bescheiden in einer Eefe versteckt, stand ein anderes Bukett, aus prachtvoll gefärbten Zweigen: Eberesche, Buche und wilder Wein in goldenen, nußbraunen und blutroten Farben, die ganze Herrlichkeit des Herbstes. zahlen will." Das mußte Else sein, niemand anders hatte diese un­berührte Naturfreude, diesen reinen Schönheitssinn. Er nahm Frau Sörensens Blumen, öffnete das Fenster und warf fie weit auff den Weg hin, setzte dann Elfes   Bukett auf seinen Tisch und betrachtete es lange. Berauscht versenkte sich sein aus Blick in diese wunderschönen Farben, von denen jede ihr, ihr Bild war.

sie

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Am nächsten Tage mußte Dore das neue steinerne Haus mit dem roten Biegeldach sehen, und sie lobte alles in den höchsten Tönen. Auch diesen Tag blieb sie und den folgenden, und dann dachte niemand mehr daran, daß sie nach Hause reisen wollte.

Aber sie legte sich nicht auf die faule Seite, sondern faßte über­all fräftig mit an. Und sie fonnte arbeiten. Sörens Mutter brauchte nichts mehr zu tun; sie ging nur umher und nickte be­deutungsvoll mit ihrem Stopfe.

Sören erzählte mir alles. Er war in dieser Zeit recht redselig geworden. Und ich neckte ihn ein bißchen, aber nicht cher, als bis ich alles aus ihm herausgepumpt hatte.

NB. Das Publikum wird gebeten, für keine der Kämpfen­den Partei zu ergreifen."

"

Siehst Du, Mutter, Du kannst Dich auch prügeln," sagte Else. Es war ihr unmöglich stillzustehen; unruhig trippelte sic umher.

" Ich will aber trotzdem nicht mit," erklärte die Mutter bestimmt. Am Abend gingen Karl Bauder und Else dann in den Birkus.

Er war auf einem großen grasbewachsenen Plak westlich vom Hafen errichtet und schob sich wie ein Keil von dem eigentlichen Hafenterrain zwischen die Häuser und dem Fiord. Vor dem Zelte waren Gruppen von Seeleuten, Handwerkern und Knechten versammelt. Jeder Stand hielt sich für sich, während Dienstmädchen und Näherinnen in Trupps oder einzeln zwischen ihnen umherschlenderten und auf eine Ein­ladung warteten. Rings um das Belt schlichen Lehrlinge und Laufburschen herum und lauerten auf eine Gelegenheit, unter der Leinwand hineinzuschlüpfen.

Das Zelt war recht geräumig. Der Manege zunädyst lagen vier Reihen von Sitzplätzen, die von den Stehplägen dahinter durch eine Schnur getrennt waren. Ganz außen lief eine Bank herum, auf der man stehen konnte.

Das einfache Publikum, das sich allmählich zahlreich ein­fand, hielt sich ausschließlich an die Stehpläbe, von den besseren Bürgern, auf die die teureren Sitzpläße berechnet waren, waren nur solche erschienen, die in irgendeiner Eigen­fchaft freien Zutritt hatten. Karl und Else saßen darunt ganz allein, und Karl empfand mit Unbehagen, daß alle Blicke auf sie gerichtet waren. Er war ja der feine Herr aus der Haupt­stadt und sie die Tochter der Plättmadam! Hätte Else einen Seemann oder Handwerker neben sich gehabt, so würde nie­mand etwas darin gefunden haben, aber dies war ein Ein­griff, und er meinte, in den Augen der Männer Feindschaft und Spott, in denen der Frauen Neid und Schadenfreude zu lesen. Die Folge davon war, daß die Situation ihm pein­lich wurde und er Else nicht unterhalten konnte, sondern die ganze Zeit darüber nachsinnen mußte, ob man nicht den Platz verlassen und sich unter die Stehenden mischen sollte.

,, Ach, Mutter, dann plätten wir, wenn wir zurück sind. Geh doch mit! Es ist auch ein starker Wann da, der dem­jenigen, der mehr heben kann als er, zweihundert Kronen be­" Ich habe wirklich nicht vor, mir das Geld zu verdienen wäre es wenigstens ein starkes Weib gewesen." Aber das ist auch da- jawohl! Und sie will dem, der werfen kann, etwas geben. Komm mit!" Sie lief vor­zu dem Plakat, und die beiden anderen folgten. Da stand richtig, ganz unten auf dem Programm: Else dagegen fühlte sich gar nicht bedrückt, sie fossierte Die Glanznummer des Abends! Einzig alle diese Blicke als etwas Selbstverständliches ein, das ihr Vielen Dank für den Strauß," sagte er, als er hinunter- da stehend! Großartig! mit Recht zufam; und da saß sie neben ihm und sprach mit fam und sie traf, er ist hübsch. Aber hören Sie mal, Dortea Die Frau des Direktors, die Königin der Welt im Ring- ihm, mit einer Unbefangenheit und Ruhe, um die er sie be­Sansen"( seitdem seine Wirtin ihm ihre Geschichte erzählt kampf, liefert ihren mit kostbaren Strondiamanten befekten neiden mußte. Während er muklos darunter lift, dorüber hatte, nannte er sie immer mit ihren beiden Namen), wenn Meisterschaftsgürtel, den sie in dem großen Stampfe um die arübeln zu müssen, was für Gedanken ein jeder von diesen noch mehr von diesen- diesen buntscheckigen Sträußen Weltmeisterschaft auf den zweitausendjährigen Ruinen von Menschen sich wohl über ihn und sie machte, und sich nicht zu fonmmen sollten, so sind Sie wohl so gut, die Annahme zu ver- Sarthago gewonnen hat, derjenigen von den anwesenden bewegen wagte, aus Furcht, mit einem neuen Blid bedacht weigern. Ich beabsichtige wirklich nicht, das so weiter hin- Frauen aus, die sie im Laufe von zehn Minuten werfen kann! zu werden, zog sie ungeniert ihren Mantel aus und legte ihn