Nr. 64.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts, 17.

Rußeneinfall ins Berchtesgadener Land .

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Der Rottenpinager", ein hoher Sechziger, Besizer und Allein­Bewohner des Scheffauer Häusis" an der Straße Berchtesgaden­Hallein auf der Recensberghöhe, machte auf der Ofenbank eben sein Mittagsschläfchen. Als er erwachte, sah er zu seinem Gr­staunen drei hochgewachsene Soldaten in graubraunen Mänteln vor sich, die eine fremde Sprache redeten und, da er sie deshalb nicht verstand, mit den Fingern auf den weitgeöffneten Mund

mit seiner Bign" zur Stelle, und es war ihm ein leichtes, die brei nordischen Söhne zu verhaften.

Im Lazarettdienst.

In der Sanitätswarte", der Beilage gum Organ des Bera bandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter, lesen wir: Aus Ingolstadt schreibt uns Kollege Holte- Nürnberg unterm 18. Februar 1915:

März.

Aber mit der Zeit habe ich mich an alles gewöhnt. Einmal traf cs zufällig zusammen, daß während meiner Jour drei gestorben sind: Gutwillig, zeitweise unter sich scherzend und lachend, folgten givei Franzosen und ein Bayer. Da ist es cine harte Pflicht, wenn sie ihm durch Nacht und Gestoder im tiefen Schnee. Unt 6 Uhr man sie ins Totenhaus schafft und man weiß, daß Frau und morgens langte die fleine Gesellschaft im Wirtshaus Sintered an, Sinder trauern, und bei den Franzosen trifft die Todesnachricht E. 2. G. schreibt der Münchener Bost": Es war fein schlechter Einfall", den drei Söhne des heiligen wo die Ausreißer urit Staffce und Butterbrot reichlich bedacht wur- erst nach Wochen oder vielleicht gar nicht ein. Sie werden alle Russischen Reiches, ein Unteroffizier und zwei Soldaten, hatten, ben, was ihren Suntor och sichtlich erhöhte. Einer fah dort ein mit militärischen Ghren bestattet, Freund und Feind. Aber eins als sie vor kurzem, an einem Sonntag vormittag, von Hallein aus dreijähriges Kind, nahm es auf seinen Arin und füßte es lebhaft, wundert mich, und das ist gut so: fast alle Verwundungen, dem Zandt " einen abenteuerlichen Besuch abstatteten. Die unosto- wobei ihm Tränen in den Augen glänzten. Aus feinen Geffifu- und wenn sie noch so schwer waren, heilen wieder. witischen Schlaumeter, begünstigt von Wetter und Glück, hatten lationen konnte man entnehmen, daß er Familienvater sci und zu und nicht nur heilen sie, sondern die Verwundeten werden meistens cs meisterhaft verstanden, die beiderseits scharf betvachte bayerisch Hause ein ähnliches Kleinod befize. Ihre wiederholten Ausrufe: wieder vollständig gefund und haben ihre geraden Glieder. Es österreichische Grenze bei Zill ohne Zegitimation und Photographie Rumanie! lassen darauf schließen, daß sie nach Rumänien ent- muß natürlich berücksichtigt werden, daß von den allerschwersten Berivundeten wenig in das Innere des Landes kommen, weil zu überschreiten, völlig mittellos sich 20 Stunden auf dem Berchtes - fliehen wollten. Balb erschienen zivei Gendarmen und lieferten die drei Glück- diefe höchstens die Lazarettzüge befördern können. Hier hat ein gadener Boden zu bewegen und sich viermal gründlich satt zu effen, ohne einen Pfennig zu bezahlen und dabei noch achtungsvoll be- lichen" in jenes villenartige Gebäude an der Berchtesgadener Mari Arst einmal einen Vortrag gehalten; da waren von unseren 28 Pa­handelt zu werden. Das war entschieden ein Kunststück gegenüber miliansstraße ein, wo zwar nicht vermietet wird, Besucher aber tienten, die Gehirnverlegungen hatten, nur 4 gestorben, und nur bei einzelnen find Lähmungen zurückgeblieben. Leute mit Ge­der armen Bevölkerung, die fie heimsuchten, und die als Grenz- trndent Freiquartier und ausreichende Verpflegung erhalten. wehrschüssen durchs Gehirn find als diensttauglich wieder entlassen Bewohner unter dem Druck der gegentvärtigen harten Zeit besonders worden. Ebenso ist es bei Oberschenkelschüssen mit Knochenzer­leidet. trümmerungen. Mehrere Patienten sind diensttauglich entlassen worden, ohne daß der Fuß fürzer wurde. Ebenso ist es bei anderen Verwundungen. Mit Hilfe der großartigen Röntgenapparate wird die Art der Knochenverlegung und die Lage der Kugeln und Ghanatsplitter leicht genau festgestellt und die Behandlung danach eingerichtet. Durch die Verpadungen der neuen Aufnahmeplatten ist für einen geschidten Arzt eine Röntgenphotographie schneller 2. G. Jekt sind es bereits sechs Monate, daß ich von meiner hergestellt als irgendeine gewöhnliche andere Aufnahme. So Tätigkeit weg mußte und hier in J. in einem großen Reserve- wurden an einem Tage in einem Berbandzimmer allein 27 Kugeln lazarett Dienst als Sanitätsunteroffizier tue. Das Lazarett ist ohne Narkose entfernt, nur mit örtlicher Betäubung. Es werden eine Eisenbahnzentrativerkstätte. Wir haben 1700 Betten für fogar Kopfoperationen vorgenommen mit nur örtlicher Betäubung. Patienten. Das Lazarett ist in 10 Stationen geteilt; davon ist Bei einer Blinddarmoperation bei einem Franzofen war der eine mit 180 Betten. Den Gaal für Schwerverivundete habe ich Fremdförper nicht im Blinddarm, sondern außerhalb desselben. Es mit vier wärtern übernommen. Der erste Monat war für das war eine Schrapnellfugel, von deren Anwesenheit der Patient und Bazarett und das Personal ein schwerer, aber nach und nach ist der Arzt nichts wußten. Bei einem anderen Franzosen, der einen in alles, auch in unseren Dienst, Ordnung gekommen. Das Pflege- Bauchschuß hatte, ist die Gewehrkugel mit dem Stuhl fortgegangen. perfonal ijt jest langsam auf 95 Unteroffiziere, Gefreite und Ein paar schwere Verbrennungen waren auch hier. Bei brei ärter gestiegen, so daß wir auch bei vollbelegten Betten gut aus- Artilleristen waren Stopf, Hände und Rüden teilweise fast ver­kommen allerdings machen davon etwa 40 feinen Strantenpflege- tolt. Die Leute sind aber geheilt und werden dienstfähig; nur dienst, sondern werden zu anderen Zwecken gebraucht, als Bade- ist die junge Haut noch etwas rofbraun. Bei diefen drei waren im wärter, Polizeiaufsicht, zur Reinigung, in Verbandräumen, in der unterstande durch Erschlagen einer Granate Geschosse explodiert. Süche, ats Ordonnangen, im Operationsjaal, zur Sterilisation, in Bei den Patienten, die von Starrkrampf befallen tvaren, haben wie der Wäsche, Verwaltung usw. Die erste teilen sich in drei- fehr gute Erfolge erzielt. Von 11 Erkrankten sind 9 geheilt und teilungen, die jede alle rten Verivundete oder Strante hat. Jeber nur givei gestorben. Abteilung steht ein Stabsarzt vor; der eine ist Spezialist für Stopf­operationen und Berwindungen, der andere für innere Medizin, der dritte für immere Operationen: Blinddarm, Blafe, Nieren usw. Der Chefarzt ist ein Berliner. Jede Abteilung hat noch drei Unter- oder Assistenzärzte.

deuteten.

Der bestürzte Alte wies auf den Rest seines Mittagessens, der in Gestalt von einem halben Dußend Knödeln schiperen Stalibers auf dem Tische stand. Die drei offenbar ganz ausgehungerten Ge­felfen stürzten gierig auf das einfache Gericht los und verzehrten cs schleunigst aus freier Hand". Der gemütliche Bauer merkte alsbald, daß die Knödel von den Eindringlingen nur als Bocessen" betrachtet wurden, erhob sich von seinem Lager und holte aus der Kammer einen Raib Brot und fein Souriags- Abendbier, einen Liter Berchtesgadener Sofbräu". Das jepte er ihnen als Nachtisch" vor und betrachtete mit Staunen, wie alles nach und nach in den untergründlichen Mägen der selt­samen Befucher verschwand. Militärisch grüßend und die Magen­gegend behaglich streichend, verließen sie mit freundlichem Grinsen die armselige Hütte. Trotz der Nähe der beiden Grenzhäuser hatten fic nahezu eine Stunde darin veriveilt. Nach mehrständigen Umherirren in den Wäldern trafen fie um 4 Uhr nachmittags in abseits gelegenen Steinhauslehen in der unteren Au ein. Die dortigen Kleinhäuslersleute stärkten fie givar reichlich mit Milch und Brot, faßten aber Verdacht und schieten ihre beiden ältesten Kinder, ein adjts und ein zehnjähriges Mädchen, zu der in der oberen n gelegenen Wirtschaft mit dem Ersuchen, an die Berchtesgadener Gendarmerie zu telephonieren, daß Ruffen in ihrem Häust angefommen seien. Die Wirtin jedoch hielt die Mitteilung für einen verspäteten Faschingsscherz, und die Meldung unterblieb. So entgingen die Flüchtlinge vorerst ihrent Schicksal und setzten um 5% Uhr abends neugestärkt ihre verivegene Wan­berung bergaufiväris fort Wie die drei Glüdspilze bei den denkbar schlimmsten Weg- und Bitterungsverhältnissen des Sonntagabends bis zum letzten Lehen der über 1000 Meter hoch gelegenen Gnotschaft Reften" am Göll bordringen fonnten, war selbst für die Einheimischen ein Nahl". Allerhand Gefahren bedrohten sic; allen entgingen sie unbeschadet. Im fleinen Wagnerlehen, bem höchsten der Nesten", war das alte Chepaar Kroiß nachts 11 Uhr durch Lärm im Stall geredt worden. Die Frau fah nach. Als sie in den Hausgang zurüdfehrte, wäre ihr vor Entfehen beinahe die Laterne entfallen; denn da ftanden im Dunkeln drei schiach große Löder mit fautoatschlnaffn Gwandin" und deuteten cifrig auf ihre großen Mäuler".

Die gute Alte verstand sofort den Wink mit dem Baumpfahl, rief ihren Mann herbei und beide taten trok der späten Stunde alles, um die ganz ertrigen Mandlu" zu befriedigen. Der Mann heizte cin, um die Kleider und Mäntel der armen Teifin zu trodnen; die Frau labie sie mit Butterbrot und Milch. So war es 1 hr nachts geworden. Die Russen machten feine Miene, zu gehen. In dem fleinen Hänschen aber tonnte man ihnen fein Nachtlager gewähren; zudem schöpften die Leute allmählich Berdacht. Die Frau schlich sich zu einem Nachbarn, der über eine Biru" verfügte und bat ihn, mit dieser zu kommen, weil drei fremde Soldaten, wahrscheinlich Russen, bei ihnen scien, mit denen fie fich nicht mehr länger zusammen zu sein getranten. Diefer, der inegen eines im Stalle zu erwartenden freudigen Ereignisses tricht abfommen konnte, traf unter diesen Umständen das Richtige und fchidte feinen 17jährigen Sohn mit besagter Weldung zum Förster nach Vordered hinunter. Um 3 Uhr schon war der wadere Mann

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Ueberfluß.

Bon Martin Andersen Nero.

Aber er tauchte nicht auf, und jetzt waren auf der ganzen Strede bis zur Wassermühle keine Hecken mehr, so weit konnte er nicht gehen. Sie blieb stehen und blickte mit dem Ausdruck stummer Kelage um sich, dann ging fie etwas weiter und bog in den Weg ein, der übers Feld nach dem kleinen Eichengebüsch führte.

Ein Raum ist zu einer großen Küche hergerichtet, wo für sämtliche Battenten und das Personal gebucht wird. Vier großze, gewaltige Steffel zum Suppen- und Staffeekochen, vier kleinere zum Kochen von Kartoffeln und Schaffung von heißem Waffer find den ganzen Tag in Betrieb. Daneben aber noch ein großer Kochherd, wie er in den großen Hotelfüchen üblich ist, für die besondere Schwerkrankenkost. Es mutet einem manchesmal sonderbar an, wenn man Vergleiche zwischen seiner Küche zu Hause und hier macht. Acht Zentner Sindfleisch werden an einem Tage gefocht, oft brei gentner Grbfen oder andere Hülsenfrüchte. Auch wurde einmal ein Verfuch urit Schellfisch gemacht; ba sind für die eine Mahlzeit für 520 m. tfche gefocht worden. Solveit die Patienten es wegen ihrer Stromtheti ober Berwundung vertragen, erhalten fie täglich Liter Bier. Die Kost ist reichlich und gut, nur find nicht alle zufrieden, weil verschiebene Gegenden auch verschiedene Stoft haben. Zum Beispiel wollen die Franzosen fein Kraut, wäh­rend unseren Bayern Straut mit Schweinefleisch recht gut schmeckt. Dabei haben wir schon zu gleicher Zeit hier gehabt: Franzosen, Ungarn , Elfos- Lothringer, Ostpreußen , Süddeutsche, Hamburger und so weiter.

Die Heizung ist Dampfheizung, die nur provisorisch cin­gerichtet wurde. Zwei ausgediente Lokomotiven sind die Heiz­teffel für das ganze Lazarett; 6 Heizer( Soldaten) bedienen sie in adftstündiger Wechselschicht. Die Abortanlagen find in einer großen Holzhalle untergebracht: Wasserklosetts mit Latrinen. Außerdem werden die Abortanlagen, die in der Werkstatt schon mit eingebaut waren, mit benutzt. Ein großes Brausebad mit 6 Wannen steht schon vom Bau her zur Verfügung, da unüffen die Patienten aber über den Hof, und da hat man für die, die das nicht können sechs weitere Wannen im Lazarett felber eingerichtet.

Auch einen Vertrauensmann unseres Verbandes habe ich lange in meinem Saal gehabt, von Jemaning. Er hat beim Sturm als Pionier einen Schuß seitlich durch den rechten Fußbnöchel erhalten, und zwar so, daß man hindurchsehen konnte. Ich habe ihm immer die Gewerkschaft" gebracht; auch das letzte Protofoll hat er hier gelesen. Jest ist er in einem Verbandslagarett seiner Heimat; bas Fußgelenk wird wohl steif Bleiben. In den Verbandräumen und im Operationssaal, teilweise auch auf den Stationen helfen Ordensschwestern mit. Außerdem helfen auch freiwillige Pflege­rimmen vom Roten Kreuz bei der Pflege der Verwundeten in den Stationen. Alle haben ja den guten Willen, unseren Kameraden zu helfen und ihnen ihr Bus zu erleichtern. Sie sind auch schon Monate hier, müssen vieles enfbehren und arbeiten ohne jede Ents schädigung. Leider miten auch so viele unserer Kollegen in diesem Striege ihr Leben lassen und mancher wird nicht mehr voll arbeits­kräftig sein. Das muß aber für uns um so mehr ein Anfporn fein, alles aufzubieten, die Schäden des Krieges von der Organis jation möglichst fernzuhalten und nach dem Kriege mit doppelter Straft nicht nur das Alte wiederherzustellen, sondern Neues zu schaffen, zum 28ohle unserer Kollegen. Gringe mir die Kollegen alle freundlichst und sei Du bestens gegrüßt von Deinem బి..

Kleines Feuilleton.

Der Lebensretter.

Die Köln . Boltszig." erzählt aus dem Feldpostbrief eines 24 Jahre alten Goldaten, der seit drei Monaten wegen Typhus verdachts im Lazarett liegt, sich aber auf dem Wege der Besserung Gestern tamen viele befindet und an seine Eltern schreibt: Verwundete hier. Leicht- und Schwerverleßte. Giner hatte einen Schuß in das Bein bekommen und hatte soviel Blut verloren, daß er mur durch Blutübertragung erhalten werden konnte. Als der Der erste Anblick der vielen gräßlichen Verwundungen Oberargt fragte, wer sich freiwillig dazu melden wolle, habe ich war auch für mich fürchterlich, und noch heute haben wir Bärter, mich gemeldet. Zuerst wurde ich untersucht und für völlig gesund die keinen Schiverfranken, Sterbenden oder Toten anfassen können. befunden. Dann schritt er mir in die Pulsader und steckte ein

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Aber es gehört ja Dir- alles," sagte fie mit glänzen-| dern, erloschen; dann fiel sie vorüber, mit der Stirn auf dem Blid. Nimm es doch! Auch wenn es Dir nichts feine Knie. nüßen kann, follst Du es nehmen, um zu sehen, wie lieb Genau so muß der sich verhalten, den eine Kugel ins ich Dich habe. Denn ich bin Deinnur Dein!" Große Serz getroffen hat," dachte Kart und starrte sie entfekt an. Tränen traten ihr in die Angen. Dann legte er feine Hand auf ihren Rücken und begann, Was soll ich mit Deinem Leben?" fragte er höhnisch. ruhig, fast weich zu sprechen: er sei brutal in feinem Hohn Du fannst es mir nicht einmal geben, sondern es höchstens gewesen, doch in der Sache selbst habe er recht. Sie solle ihn für Dich zerstören. Nientand kann dem andern etwas geben," aus threm Dafein fortschieben, wie der gesunde Körper einen fuhr er, sie übertönend fort, als er sah, daß sie den Mund Franken Bestandteil ausscheide; denn er fei zum Tode ver­öffnete. Man kann nur nehmen, und nur wenn man der urteilt, ein Unglücklicher, der nur Mitleid erregen könne, Stärkere ist. Der Starke beraubt den Schwachen stets. aber feine gesunden Gefühle. Und das Mitleid habe kein Der Pfad erstreďte sich in einen tiefen Graben hinab, Du beraubst mich, ohne es zu wollen," fügte er milder Recht zu beanspruchen im Verhältnis zwischen Mann und der mit gefrornem Schnee gefüllt war, und von da über einen hinzu, Du bringst mich dazu, daß ich leide, mich schäme und Weib; es sei erlernt und gehöre zur Religion der Schwäch hohen Deich und ins Gehölz hinein; der Stamm einer alten mir gemein vorkomme, weil ich Beschlag auf Dich lege und linge; sobald sie sich selber erst gefunden habe, werde es so­Eiche lag horizontal über dem Eingang, so daß man fich tief Deine Jugend stehle, ohne Dir etwas dafür zu geben." wieso damit aus sein. Sie solle ihn abschütteln und sich bücken oder darüber wegklettern mußte. Drinnen gab es Du legst nicht Beschlag auf mich," sagte sie ernst; ich, dahin wenden, wo das Leben gelebt werde und ihm viel­nadte, knorrige Eichen und offne Rodungen, wo kleine ich hänge an Dir, weil ich Dich nicht entbehren kann. Denn leicht einen kleinen freundlichen Platz in ihrer Erinnerung Tannen und Buchen wuchsen. anweisen. Du kannst ja Deinen Erstgeborenen nach mir benennen, dann wird mir reichlich zuteil, was mir zukommt," Karl faß zusammengefauert hinter einem großen Stavel ich vermag ja nicht ohne Dich zu leben!" Doch, Du kannst, das Gegenteil wäre unnatürlich," sagte fagte er lächelnd. Doch da begann sie zu schluchzen. Brennholz; als er Else erblidte, stand er auf und lief davon. Aber sie verfolgte ihn, die allerzärtlichsten Namen rufend, die er mit eisiger Ruhe. Du kannst mich entbehren und zugleich Deinen Nuzen aus mir ziehen. Sieh die beiden Bäumchen ihr einfielen, und endlich warf er sich ächzend auf einen Fled bort an- Du findest, sie stehen so schön aneinandergeschmiegt su spüren, die noch auf ihrem Rücken lag. Diese Tränen von steifgefrornem Waldgras hin." Geh Deiner Wege!" zischte er und starrte feindselig auf ihr gesundes, rotwangiges Du! Das schwächere mus absterben, es hat schon angefangen, sollte sich ausweinen, und dann wollte er selbst aus ihrem zischte er und starrte feindselig auf ihr gesundes, rotwangiges wie zwei, die sich recht lieb haben! Aber sie führen Krieg, galten hauptsächlich ihm und gewährten ihm Linderung. Sie Gesicht. Doch fie schritt auf ihn zu und ließ sich neben ihm auf und dann wird es dem andern als Dünger dienen. Du kannst Dasein scheiden und hoffte, möglichst wenige und geringe den Boden fallen. Ich muß doch da sein, wo Du bist," sagte Erinnerung für Dich sein an zu nahe Berührung mit dem widmen, wenn sie erst am Tische des Lebens säße? Wieviel mich nicht nur entbehren, sondern ich werde eine unheimliche Spuren zu hinterlassen. Würde sie seinem Andenken überhaupt einen Gedanken fie und lächelte ihm unsicher zu. Und plößlich schlang sie die fahlen Knochenmann- und werde Deine Lebensgenüsse Arme heftig um ihn: Ich bin ja Dein, nicht wahr?" würzen. Der Starfe kann alles gebrauchen, selbst den Tod." von ihm würde in ihr lebendig bleiben, der einzigen, in der Mit schmerzlichem Zucken machte er sich frei. Ach, Du Lieber, hat es weh getan?" Aengstlich starrte Seine Stimme flang, als bereitete feine Logik ihm Genuß. er überhaupt eine Spur zu hinterlassen hoffen konnte? Und Sie schüttelte den Kopf, die Tränen hingen wie Berlen was würde aus dieser Spur wohl werden? Vielleicht ein fie ihn an bittrer Zug mitten in einem üppigen Lächeln? an ihren gesenkten Wimpern: Ich werde keine Verwendung für Erinnerungen haben."

Er öffnete den Mund an der einen Seite- boshaft, schloß ihn aber wieder.

" Tut es da drinnen sehr weh?" fragte fie und ließ ihre Hand über seinen Rücken gleiten. Ach, verschon mich doch mit Deinem Mitleid," sagte er hart. ..Stein ich hasse Dich." Nein

Mit vorwurfsvollem Bächeln sah sie ihn an: ,, Aber mein lieber Junge, wie kannst Du das übers Herz bringen?"

nicht? ist auf meinem Grabe berhungern wie die treuen Er lachte höhnisch: Du willst wieder mit mir sterben, Sunde in den Lefebüchern? Oder Dich über meiner Leiche erdolchen, so daß die beiden Liebenden in schwarzer Erde bei fammen ruben fönnen, während der Mond die triste Racht erhellt. Vergiß nur nicht, Ernst daraus zu machen!"

Sie sah ihn an und fuhr fort zu starren, weiß, mit einem Blick, der alles gerinnen ließ; es war, als gefröre ihr ganzes Ja, ich hasse alles Gesunde! Gern föge ich Dir das Innere in diesem Blick zu einem Nichts. Ohne zu zuden, faß Blut und auch das Leben aus, wenn das mir selber helfen| fie so da, nur die Bindehaut des Auges wurde immer trodner könnte, mehr mach ich mir nicht aus Dir." und glanzloser, als ob alle Lichter in Elfe, eins nach dem an­

Es tat ihm wohl, die kleinen Stöße durch seine Hand

Einen Augenblick durchfuhr es ihn klagend, daß er dieses junge Weib nicht besessen hatte in den wenigen Tagen, als von ihm mit fid) ins Leben binbergenommen ein Kind das Leben ihn zulächelte. Dann hätte sie vielleicht etwas sich mit seinen Zügen und einem Teil seines Wesens, wenn auch nur seinen Üntugenden. Das hälte ihm die Seere erträglicher gemacht; ein Tropfen der Ewigkeit, schien ihm, wäre es ge­wefen.

Aber dann war er wieder froh darüber, daß es nicht so war um ihretivillen.

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Dent daran, daß es nur dieses einzige, einzige Leben gibt," sagte er langsamt, das wird Dir helfen, es so gut wie möglich zu ertragen." ( Forts, folgt.)