Nr. 78.1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Neue Berliner Bauten.

werden.

Freitag, 2. April.

durch gewandt angebrachte Einzelheiten gefällige Raumeindrücke hat sich merkwürdigerweise die Wirkung des großen Mazes ent zu schaffen, bewähren. Er hat sich, was sich recht viele Architekten gehen lassen; er hat durch fast übermäßig betonte Gliederung das zum Muster nehmen sollten, tüchtiger Helfer bedient, eines wirk- langgereckte Dach aufgeteilt und hat es so nicht nur verkleinert, lich modernen, von der blöden Allegorie völlig freien und dekorativ sondern auch beunruhigt. Der große Atem fehlt. Statt dessen Wenn es sich darum handelt, die Leistungsfähigkeit der phantasievollen Malers, des Muzenbechers, eines( besonders für die wurden einige dekorative Vorbauten und sehr unzulänglicher Deutschen während dieses Krieges zu kennzeichnen, wird man die Beleuchtungskörper) recht gewandten Bildhauers und des besten plastischer Schmuck hinzugefügt; ohne daß man einsehen kann, bedeutsame Tatsache, daß rings im Lande neue Bauten dauernd Bronzetechnikers von Berlin , des Richard L. F. Schulz. Wenn man warum das geschehen mußte. Es ist zu hoffen, daß das halbe Ge­gerichtet werden, nicht übersehen dürfen. So selbstverständlich es aus dem obersten Geschoß hinausblickt, sieht man( dies Erlebnis lingen dieser Halle für die Errichtung der geplanten Berliner auch ist, daß die private Bautätigkeit sehr erheblich zurückging, so soll nicht verschwiegen werden) ein Bauwerk, dessen Verwandtschaft Markthalle, der größten des Kontinents, eine Lehre sein ist doch festzustellen, daß sowohl das Privatkapital wie auch die mit dem Geist dieses Kontorhauses und dessen sieghafte Feindschaft wird. Für den Plan dieser Halle ist bereits ein Wettbewerb aus­Gemeinden und der Staat trotz der Unruhe der Zeit sehr große gegen das neue Rathaus offenbar ist: den gigantischen Gasbehälter, geschrieben gewesen; es sind fünf Parteien aufgefordert worden, Bauaufgaben erfüllten. Dies gilt besonders für die Reichshaupt- den die Schöneberger als Störenfried ihres Stadtbildes noch fürz- sich an dem Millionenobjekt zu erproben; darunter der junge stadt. Von deren neuen Tiefbauten, wie sie für die Untergrund- lich beseitigen wollten, der aber in der eisernen Energie seiner Walter Koeppen , von dem man noch keine eigentliche Leistung ge­bahn, an der Weidendammer Brücke und am Westhafen in ge- Vernunft bedingungslos das schönste Bauwerk Schönebergs genannt sehen hat, Hermann Jansen , den man bisher nur als führenden waltigen Abmessungen geschehen, hat der Vorivärts" fürzlich be- werden muß. Städtebauer tannte, und seltsamerweise auch Cremer u. Wolffen­richtet; heute soll einiges von neuen Hochbauten erzählt werden. Auch eine andere Groß- Berliner Gemeinde, Neukölln , hat stein, deren akademische Langweiligkeiten uns noch immer ge­Die Schöneberger haben ihr Rathaus fertiggestellt. in der allerletzten Zeit große Bauten fertiggestellt. Die Bade- ärgert haben. Wenn wir uns auch( wie es oben geschah) den Nach­Der Plan des Baues ist durch einen Wettbewerb gewonnen worden; anstalt ist noch von dem viel zu früh verstorbenen Stiehl geplant teilen der allgemeinen Wettbewerbe nicht verschließen, so läßt sich das Haus leidet unter den Untugenden, die solche wetteifernden worden; man sieht an vielen Stellen des Baus die gewandte Hand doch nicht verschweigen, daß diese Nachteile bei dem hier geübten Entwürfe zuweilen aufzuweisen haben. Sie wollen durch eine dieses begabten Messelschülers. Leider machen sich daneben die Verfahren fast in das Unerträgliche gesteigert worden sind. Es flotte und scheinbar phantasievolle Architektur die Laien verführen. Fehler seines Nachfolgers hier und da bemerkbar. So ist es zum hätten notwendig die erfolgreichen Erbauer großer Hallen, Peter Das gilt besonders dann, wenn es sich bei solchem Rennen um Beispiel lächerlich, dieselben Figuren, die am Rathaus von Kiehl Behrens, der Breslauer Stadtbaumeister Berg und vor allem der eine Firma handelt, die sozusagen Spezialität in erſten und mit gutem Gefühl für die Mitwirkung des Hintergrunds und der gleichfalls in Breslau wohnende Poelzig, aufgefordert werden zweiten Preisen ist: mit Notwendigkeit kommt ein Bau zustande, Schatten aufgestellt worden sind, an der Badeanstalt als dünne, müssen. Ein freier Wettbewerb wäre trotz aller bekannten Ein­der zwar ganz repräsentabel ausschaut, der aber doch des gebotenen von der Luft verzehrte Striche in den leeren Raum sich verlieren wände hier das gegebene gewesen. Wir werden jetzt sehr aufzu Ernstes und der begründeten Sachlichkeit entbehrt. So demo- zu sehen. Die fensterlose, lange Wand, auf der diese Figuren passen haben, daß die neue Markthalle den guten Eindruck, den die kratisch es auch zunächst anmutet, die Gesamtheit der Architekten stehen, ist übrigens auch nicht gerade glücklich geraten. Im übrigen städtischen Hochbauten Ludwig Hoffmanns dem gegenwärtigen sich um einen bedeutenden Bau bewerben zu lassen, so bedauerlich aber kann Neukölln auf seine Badeanstalt nur stolz sein. Die An- Berlin sichern, nicht stören werde. Hoffmann braucht nicht zu ist es, daß solcher Wettbewerb( schon durch die dazu benötigten lage verdient als soziale und technische Organisation höchsten Ruhm. fürchten, daß die bedeutsame Leistung, die er uns bisher zuwies, Geldmittel der Bewerber) längst zu einem System für Bauunter- 500 Personen können gleichzeitig die Anstalt benußen; während durch eine architektonisch befriedigende Lösung der Markthalle be­Wir hoffen auf einen guten Ausgang nehmer geworden ist. Dadurch bekommen gerade unsere größten eines Tages kann an 8-10 000 Menschen ein Bad verabreicht einflußt werden könnte. Bauten wiederum etwas Klischeehaftes; sie geraten zu oft in die Alle technischen Einrichtungen sind vollkommen; die dieser Affäre. Dazu kann uns ein städtebaulicher Erfolg, wie ihn Hände derselben Routiniers Es ist gewiß schwer zu sagen, wie Schwimmhallen gehören zu den größten Deutschlands , die Vor- Ludwig Hoffmann eben erst wieder einbrachte, gewiß berechtigen. räume, die Einrichtungen für Dampfväder und medizinische Bäder Durch Hoffmann beeinflußt, ist die neue Hedemannstraße, sich solch Uebelstand beseitigen ließe, ohne die an sich gesunde Idee aller Art zeigen einen sehr berechtigten, aber dennoch überraschen zwischen Wilhelmstraße und Friedrichstraße, in einheitlicher Block= des freien Wettbewerbes zu gefährden; es wäre aber kursichtig, den Komfort. Es wurde nirgends an Material gespart, und es ist front unter Verwendung einer einzigen, sehr vernünftigen, gut die angedeuteten Schäden, die sich nun auch an dem Schöneberger überall darauf geachtet worden, daß das Notwendige gefällig sei. Durchgearbeiteten Haustype ausgebaut worden. Ein vortreffliches Rathaus deutlich zeigen, zu übersehen. Der Bau, wie er so da- Man braucht deshalb mit den architektonischen Nebenabsichten, so Beiſpiel, das selbst dem Halbblinden zeigt, welche Straft dem ſteht, ist ohne Zweifel ein erfreuliches Anzeichen für einen ge- etwa mit den Gäulenstellungen in den Schwimmhallen und beson- Stadtbild erworben werden könnte, wenn die Individualität der wiſſen Wohlstand der Stadt; er ist weder ärmlich noch prozig, er ders mit der überkuppelten Halbnische in der für Männer nicht daſſaden durch eine städtische Bauregel endgültig beseitigt werden meidet die historische Maskerade und versucht, gegenwärtig zu unbedingt einverstanden zu sein, man kann sich auch die römischen sein. Aber er ist doch blutleer und geistlos. Es ist gezeichnet und Anklänge, so etwa in den Beleuchtungskörpern, gut fortdenken; nicht gebaut. Er entbehrt der gepflegten Qualität, die sich in der aber man wird unter allen Umständen die Gesamtanlage dieses sorgfältigen Abwägung der Einzelteile und in der Klarheit des Voltshauses mit großem Respekt anerkennen müssen. Ganzen bewährt. Einen Grundfehler hat allerdings von vorn aus der Volksbibliothek, zu dem man durch den Tor­herein die Bauaufgabe bedingt. Es ist merkwürdig, daß die Städte eingang der Badeanstalt, über einen gefälligen Hof hinweg, ge­fich noch immer für verpflichtet halten, das Rathaus als eine Art langen kann, ist gut geraten; man möchte sagen: beste Hoffmann­Stadtfeste auszugestalten. Da aber heute das Rathaus nichts schule. anderes ist als ein Zusammenfassen von Bureaus und Sälen, so ist die Anlage eines Turms, von dem aus man anrückende Feinde in Einen anderen sehr beachtenswerten Bau haben die Neuköllner Ich will versuchen, Euch ein richtiges Bild von unserem ge­Haus Die Baugewerkschule fertig erſpähen kann, einigermaßen überflüssig. Diese vielgeliebten gestellt. Die Außenarchitektur, die über einem Sodel aus Tuff wöhnlichen Tagewerk zu geben. Wie stehen um Uhr morgens Türme bringen in das Kontorhaus eine völlig falsche Monu- Badsteine in einem horizontal betonten Syſtem zu einem archi- auf und trinken eine Tasse Kakao. Um 5 Uhr entfernen wir uns, mentalität. Der Turm muß notwendig alle Maße verzerren; tektonisch sehr überzeugenden und freundlichen Bilde ordnet, wurde um die in Tätigkeit befindlichen Geſchüße zu besichtigen; wir unter­er wird außerdem, da er jeder materiellen und geistigen Basis von dem Hachbauamt besorgt; die Möblierung der sehr hellen und suchen auch die Fernſprechapparate und sehen, ob alles richtig funk entbehrt, immer nur ein Notgebilde und ein Epigone sein können. außerordentlich übersichtlich disponierten Räume beſtimmte der tioniert. Um Uhr gehen wir zurück zum Frühſtüket, das wirklich Der Turm des Schöneberger Rathauses beweist die Richtigkeit Direktor Peters mit flugem Geschmack. An der Vorderfront gut ist: Hafergrüße, Speck und Eier, Schinken und Eingemachtes solcher Architekturpsychologie in sehr ergiebigem Maße. - was will man mehr? Wenn wir mit dem Frühstück fertig sind, des Hauses stören die vertikal in die Pfeiler eingestellten Terra­Alle Mängel des neuen Gemeindehauses werden um so fühl- fotten; sie unterbrechen überflüssig den Horizontaleindruck des ist es schon so hell, daß wir mit dem Schießen beginnen können; barer, als ihm gegenüber ein Kontorhaus von mustergültiger Hausblocks; die Hoffassade zeigt deutlich, wie erfolgreich dieser der Hauptmann, der Adjutant und ich begeben uns nacheinander Sachlichkeit und wahrhaft bürgerlicher Gestalt steht: das neue Haus Terrakottenschmuck hätte fortbleiben können. Es ist gern zuzu- nach der Beobachtungsstation, um einen Ausblick auf die Stellungen Der Versicherungsgesellschaft Nordstern". Man geben, daß das Haus der Neuköllner Baugewerkschule in seiner zu gewinnen. In den Telephondrähten summt es wie in einem braucht nicht einmal der Meinung zu sein, daß der Architekt dieses Gesamtheit ein Lehrmittel zur Erziehung tüchtiger und empfind- Wespennest: Berichte kommen und gehen zum und vom General, bedeutsamen Blockes ein genialer Erfinder ist, und man wird famer Bauleute sein kann; das aber ist ungefähr das beste, was zu und von den Batterien. Ungefähr um 11 Uhr läßt der Feind dennoch zugeben müssen, daß er seine Aufgabe mit großem An- folch ein Schulhaus zu leisten vermag. zum Zwecke der Beobachtung einen von einem Fesselballon beglei­stand und mit erzogenem Gefühl vollbracht hat. Durch die Aus- Die Neuköllner übrigens scheinen unersättlich zu sein. Sie teten Drachen steigen. Das bedeutet immer den Ausbruch eines rundung der Stienseite und auch sonst durch den Rhythmus der arbeiten mit Hochdruck an dem neuen Körnerpart. Auch diese heftigen Feuers, und pfeifende Willis" fliegen über unsere Köpfe. Fenster und der starken horizontalen Etagenbänder weckt der Bau Anlage ist noch von Kiehl in ihren Grundzügen festgelegt worden. Gewöhnlich werden dann die Drähte unserer Fernſprechapparate leise Erinnerung an das Kolosseum und andere Großbauten der Wenn man sie als einen Notbehelf, als ein Mittel, irgendwie eine zerrissen. Darauf begeben wir uns zum Mittagessen- eine Unter­römischen Zeit. Doch ist solch Erinnern frei von aller Peinlichkeit gefräßige Kiesgrube zu nußen, betrachtet, kann man halbwegs brechung von 12% bis Uhr, die von beiden Seiten genau ein­des Historizismus; der Bau, wie ihn Mebes hinstellte, gehört zufrieden sein; trotzdem läßt sich nicht leugnen, daß solch ein Stadt- gehalten wird. Ungefähr um Uhr werden von neuem Berichte durchaus zu unserer Zeit, schon darum, weil er( was vielleicht eine park für eine mit Kindern überreich gesegnete Gemeinde nicht not- gegeben, worauf unsererseits eine Tätigkeit bis zur Teestunde ein­Schwäche ist) deutlich das Streben nach der Erfüllung einer ge- wendig nach dem Vorbild repräsentativer Könige gärten mit feßt. Für den Tee bewilligt man uns nur eine kurze Pause, und klärten Theorie, einer reinen Gesinnung und eines abgeklärten Terrassen und Wasserspielen hätte angelegt werden müssen. Ein darauf sagen uns die über uns dahinsausenden Willis" durch drei Darauf begeben wir Geschmacks zeigt. Ohne Turm und frei von allem abfichtlichen großer Rasenplatz und eine grüne Wandelhalle wären vielleicht Stanonenfalven rasch noch" Gute Nacht!" Aufwand wirkt dies Haus, das seine Eigenschaft als ein Nebenein- richtiger gewesen. Die Wiederholung des Berliner Märchen- uns nach dem Dorfe, um uns mit Speise und Trank zu versorgen. ander von Schreibstuben und Aktenkammern, von Zahlstellen und brunnens kann solchen Irrtum gewiß auch nicht beseitigen. Wir nehmen ein fräftiges Nachtessen ein und gehen schlafen. Ab­Sigungssälen klar zum Ausdrud bringt, wesentlich repräsentativer, Aus dem westlichen Berlin ist die Fertigstellung der großen gesehen von dem verkürzten Schlaf geht es uns ganz gut..." als das überflüssig lärmende Rathaus ihm gegenüber. Auch der Automobilhalle in der Nähe der Heerstraße zu notieren. Aus dem Brief eines Offiziers einer au bienbatterie: innere Ausbau des Nordsternhauses ist durchaus vorbildlich, sach- Der in seinen Abmessungen ganz ungewöhnliche Körper erfüllt Was die Größe der Gefahr, der wir ausgesetzt sind, betrifft, so lich und würdig. Mebes konnte hierbei seine besondere Begabung, nicht den Eindruck, den er unbedingt leisten müßte. Der Architekt halte ich dafür, daß von allen kämpfenden Truppen der Kanonier

78]

Ueberfluß.

dem

würde.

Robert Breuer.

Briefe englischer Offiziere.

Genève " ein paar allgemein interessierende Auszüge mitgeteilt. Aus Briefen englischer Offiziere werden im" Journal de Ein Offizier der britischen Feldartillerie schreibt an seine Angehörigen:

neuem: Oder, um ein anderes Beispiel zu nehmen, wollen| tenden Schnee ab; aber als sie oben gegen den Himmel zu wir sagen, ich sähe einen Betrunkenen an der Erde liegen, stehen kamen, erkannte er sie: es waren Aage Sörensen und der in Gefahr wäre, zu erfrieren. Wollen Sie vielleicht Else. Sie zogen einen Schlitten hinter sich her und spielten, auch verlangen

Doch der Arzt hielt sich die Ohren zu. Brr, hören Sie doch auf, ich ergebe mich!" schrie er und stampfte auf den Boden. Er sah Bauder vielsagend an und schüttelte den Kopf.

"

versuchten, einander den Strick zu entreißen, und waren wie zwei Kinder. Als sie ganz oben angelangt waren, segte Aage sich rücklings auf den Schlitten, die Absätze in der Luft; Else nahm auf seinem Schoß Plaz, und sie sauſten hinab. Sie verschmolzen, verschmolzen ganz, wie zwei, die eine Einheit bildeten, und tief unten bog der Schlitten zur Seite und fiel um. Im Halbdunkel kletterten sie da unten umher wie plumpe Schatten gegen den weißen Schnee, wie Bären, die auf allen vieren herumtollten und einander umwarfen und sich einen Augenblick auf zwei Beinen aufrichteten, um sofort wieder hinzufallen. Schließlich standen sie wieder, und er hörte sie ins Haus gehen, schwabend und lachend.

Von Martin Andersen Nerö. Na," sagte der Arzt und erhob sich, wir müssen wohl nach Hause, Sörensen! Aha, ein neues Buch- Doktor Pascal. Ein gutes Buch übrigens, namentlich das eine, daß der Arzt nicht heilen, sondern nur Schmerzen stillen will, Ich gebe Sörensen vollständig recht," sagte dieser mit um nicht störend in die Natur einzugreifen. Wissen Sie unerschütterlichem Ernst. was, das ist wahrhaftig genial; man kann es wohl den Höhe- ,, Da sieht man's! Der arme Zola muß froh sein, daß punkt der Lebensauffassung nennen, bis zu dem Grade in er nicht hier ist. Aber was ich sagen wollte, vorgestern der Allnatur aufzugehn, daß man nicht die großen Lebens- hatten Sie das Buch noch gar nicht, und jetzt haben Sie es gefeße durchqueren will, selbst wenn vielleicht dadurch ein ungefähr schon aus, das geht wahrhaftig nicht. Sie ver­Mensch gerettet werden könnte. Ich bin übrigens in meinen schlingen so ein Buch ja an einem Tage tut er das nicht, jungen Tagen selbst zu einem ähnlichen Resultat gelangt Dortea Hansen?" Immer noch starrte er hinaus, rein mechanisch, und damals, als man sich damit abgab, über die Dinge nachzu- Gewiß, ungefähr. Ich schelte deswegen auch jeden seine Gedanken beschäftigten sich mit falter Bolemit. Sich denken. Aber Theorie und Praxis ist natürlich zweierlei." Tag mit ihm." gegen die Natur vergehen, durch tätiges Eingreifen! Schien Verflucht nochmal, man darf also die Leute nicht mehr ,, Glauben Sie, daß es gut für einen ist, der zu Kräften denn nicht die Sonne auf die Erde, fraßen die Tiere nicht furieren?" fragte Sörensen erstaunt. Sagen wir, es käme kommen soll, vom Morgen bis zum Abend Gehirn und einander und zeugten neue, betätigte sich nicht selbst der ein Schiff, auf dem Bocken oder Cholera herrichten, hier in Augen anzustrengen? Sie lesen ja geradezu leidenschaftlich, kleinste Bazillus und griff umbildend ein? Das andre den Hafen sollen wir dann nicht einmal die Besatzung Mann!" hieß ja schlechtweg Tod auf der Erde predigen! Dumm, absperren dürfen? Sie soll wohl zwischen uns herumgehn ,, Herrgott, eine Leidenschaft muß man doch haben," dumm, dumm diese Menschen, die sich immer von der und uns allesamt anstecken? Und dann sollen wir ſtill ſagte Karl und lachte jämmerlich. übrigen Welt trennen und eine Sonderstellung einnehmen liegen und es drauf ankommen lassen, ob die wie hieß" Ja, das ist wahr," meinte Sörensen. Und mit Be- wollten! Bedeutungsloses Gewürm, das bedeutungsloseste das doh? die Allnatur uns gestattet, zu trepieren oder zug auf Herrn Bauder, der weder trinkt noch raucht, noch von allem in der Welt und dann voller Angst, das Ganze nicht? Ja, das ist wirklich eine allerliebste Moral für einen sich etwas aus Liebeleien macht, finde ich-" zu stören! Eine Laus, die Furcht hatte, sich zu regen, weil Arzt!" Nun schweigen Sie mal hübsch still, er ist schon unter fie eine Dreschmaschine anhalten könnte fröhlicher Wahn­,, Aber Sie sind ja komplett unmöglich, Mensch! Sie Ihrem verderblichen Einfluß," meinte der Arzt halb scher- sinn! Und unter dem Vorwande, sich mit der Natur eins zu fassen die Frage zu plump an," sagte der Arzt und zuckte zend. Und bedenken Sie," wandte er sich ernst an den fühlen! Als ob das nicht gerade bedeuten mußte, in allen ungeduldig mit der einen Achsel. Karl lachte Sörensen bei- Patienten, daß es sich um ein Mindestmaß von Kräften Punkten einzugreifen, sich einzumischen mit Haß und Miß­fällig zu, die Sache ergößte ihn. gunst, Brunst und Heiligkeit, Freidenkerfanatismus und fleinlicher Spießbürgerlichkeit. Alles mußte mitwirken: das Schlechte und seine Bekämpfung, das Gute und seine Be­fämpfung, Krankheit und Tod- sowie der Kampf gegen sic! Alles war gleich wertvoll für die Gesamtheit; derjenige, der etwas davon ausschloß, er übte Gewalt!

-

-

-

-

--

-

handelt; vorläufig haben Sie nichts zu verschwenden. Ich kann auch feiner zufassen," erwiderte Sörensen, Später fönnen Sie ja trinken, rauchen und Liebeleien mit­durch den Beifall übermütig gemacht. Denn glauben Sie machen, wenn es Ihnen gefällt. Und nun gehen wir, Sie bielleicht, ich als alter Bauer wüßte nicht, daß die Tiere cuch auch, Dortea Hansen, damit der Patient sich nach all dem Schmerz empfinden, wenn zum Beispiel ein Pferd sich an Gerede ein bißchen Ruhe gönnen kann." einem Stacheldrahtzaun den Schenkel halb durchschneidet? Als fie fort waren, saß Karl aufgerichtet im Bett und Also Schmerz gehört wohl mit zur Natur. Der Sohn des schaute über das Land hin. Die Sonne war soeben unter- Karl fühlte bligartig, daß dies der Gipfel einer Lebens­Apothekers, dem ein Apfelsinenfern in den Blinddarm ge- gegangen, und auf den Höhen leuchtete der Schnee mit anschauung war, höher hinauf konnte kein Mensch gelangen, drungen war, wäre gewiß frepiert, wenn er nicht hinüber- schwachem Rosenglanz, unten in den Niederungen war er und nicht einmal da oben konnte einer sich lange halten. gefahren wäre und sich hätte operieren lassen.. Aber es ge- blau von dem tiefen Himmel. Die Knaben waren nach Dann verlor er selbst den Gesichtspunkt und glitt in einen hört vielleicht auch mit zur Natur, Apfelsinenkerne im Blind- Hause gegangen, und es war jest draußen auf der Schlitten- halbschlafähnlichen Zustand hinüber, in dem er alles hörte, darm zu haben?" Er blickte sich fragend um. bahn ganz still. Er wollte sich hinlegen, als er zwei Ge- was im Hause vorging, aber sich nicht klar über irgendetwas Bauder und seine Wirtin hatten hell aufgelacht, der Arzt, stalten erblickte, die sich die Schneefläche hinanbewegten; es wurde. So lag er da, als es leicht an die Tür klopfte und sah zuerst verdrießlich aus, stimmte dann aber mit ein. sah aus, als hätten sie einander bei der Hand gefaßt. Sie Else mit der Lampe eintrat.

Sörensen selber lachte, daß es in ihm kochte, und begann von hoben sich sonderbar groß in der Dämmerung von dem leuch- l Sie trug ein weißes Kleid mit Lilabesak, ihre Wangen