Nr. 85.- 1915.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts instag, 13. april.
Ein französischer Brief.
Aus Sinsheim stammt folgender Brief aus Feindesland und Feindesmund, der sich mit dem Tode des gefallenen Kriegers Anton Schmidt, Schloſſermeister, befaßt. Die Briefschreiberin ist eine französische Dame, bei der Vizefeldwebel Schmidt im Quartier log. Der herrliche Beileidsbrief ist an die Mutter des Gefallenen gerichtet, in franzöſiſcher Sprache geschrieben und lautet in deutscher
Uebersetzung:
Geehrte Frau!
drückende Geheimnis auch vor der Gattin zu bewahren. Erst mit dem Streit der beiden Frauen lenkt er diese nach dieser für ihn felber so charakteristischen Abweichung in die vorgezeichneten Bahnen wieder ein.
ungeheure Wachtum der Teilhaberzahl zu danken ist und der jährlich 8000 Mart dafür bezog) um höheres Gehalt für seinen 3irfus zu mieten. Mit diesem Direktor trat man selbstverständlich in Verbindung... Viertens, daß eine Besserungsbühne, ein Vorbild, ein reflamefreier Zukunftsbund innerlich verpflichtet war juft eine Frau Tilla Durieug gab als Ehrengast die Kriemhild . Im Stimmungsmachefabrik zu wählen. Der Ausschuß, worin auch Herr zweiten Teil des Dramas, wo sie das kalt verschlagene, von un Neft sitzt, handelte wie einer, der radfahren lernt: er fuhr immer ersättlich sich erneuender Nachgier verzehrte Weib, das die Mörder ihres Gatten und deren Mannen zu sicherem llntergang an Ezels auf den Ziegel zu, dem er ausweichen sollte. Man hatte die Möglichkeit, einen Bürgschaftsbetrag aufzu- of gelodt hat, spielen wird, stehen ihr Aufgaben bevor, zu denen bringen; nicht ganz kampflos beizudrehen; etwas, etwas, etwas fie im Stile ihrer eigenartigen Stunft, wie wenige, berufen scheint. ivenigstens zu versuchen oder die Flinte glatt ins Korn zu wer- Nicht so in dieser ersten Hälfte. Organ und Erscheinung entsprechen fen. Und warf. in zu geringem Maß der Vorstellung, die man von der blondjungen Sie haben ohne Zweifel die Nachricht von dem großen Unglück, Sehende Männer des Vorstands von dornigerem Zuschnitt miß- Königstochter, der Eroberin von Siegfrieds Herzen. hegt. Ettvas das Sie soeben betroffen hat, schon enthalten. Gestatten Sie uns, billigten den Gang der Dinge. Hier sei Albert Weidner genannt, Spiges, Schrilles befremdete, und bei dem Streit mit BrunIhnen unter diesen peinlichen Umständen unsere lebhaftesten Bei- der öffentlich Herrn Reinhardts Retternimbus zurückwies. Andre bild, in dem der Zorn Kriemhilden das tödlich beleidigende GeTeidsbezeugungen und unser schmerzvolles Mitfühlen auszusprechen könnten genannt werden. Auch den sozialdemokratischen Ordnern heimnis entreißt. überwog der Eindruck boshaft- tückischer iregen des grausamen Verlustes Ihres geliebten Sohnes Anton ging die Entwickelung wider den Strich. Herr Neft aber, der nicht Malice. Das Publikum ging mit der Künstlerin nicht mit. Ein Seit einem Monat war er zu wiederholten Malen bei uns gegen die Annäherung an Reinhardt war, und Herr Springer, Teil desselben demonstrierte, als sie auf den Applaus, entgegen der im der erste Vorsitzende( ein bisher um das Werk hochverdienter Mann, Schauspielbaus herrschenden Sitte, vor dem Vorhang erschien, durch im Quartier. Schon gleich als er das erste Mal ankam, hat er der jedoch ängstlich wurde) besorgten kampflos, kampflos die Aus- Rufe nach Fräulein Schönfeld, die leider ohne alle Verlebendi uns für sich eingenommen durch sein freundliches und rücksichtslieferung. Sie schrieben nun sogar, als Ball und Huelsenbeck ein- gung der dämonischen Hintergründe die Brunhilde deklamierte. volles Wesen. Er war für uns nicht ein Feind, sondern schon ein griffen, den Blättern: man möge diesen Spornruf( den Way Lieber- Herr Kraußned ist aus früheren Vorstellungen als wuchtig einFreund trok der Verschiedenheit unserer Nationalität. Er inter - mann, Dessoir, Th. Wolff, Corinth, ich unterzeichnet hatten) nicht drucksvoller Hagen bekannt. Mühlhofer, der zum ersten Wale als effierte sich sehr für meine Kinder, hauptsächlich für den Aeltesten, etwa veröffentlichen. Hier war im Ausschuß also doch Energie: um Siegfried erschien, wirfte im ganzen sehr sympathisch. nur hätte man der wirklich unter der Fahne dient und bedauerte es, da wir schon Energie zu hindern. Er nahm den Anlauf zu einer Tat, um keine dem Reden etwas recenhaftere Arme und ein gebräunteres Antlig feit fünf Monaten ohne Nachricht wären von den Unsrigen. zu dulden. Wie erschöpft muß ihn die außerordentliche Wucht und wünschen mögen. Mein Jüngster, noch ein Knabe, hat sehr geweint, als er seinen der Schneid haben, die er auf das Werfen der Flinte ins Kori ver( Schmidts) Tod erfuhr. wendet hat.
Schmidt.
Wir haben alles getan, was in unserer Wacht stand, um ihn bei uns neu zu stärken. Wie war er so glücklich, wenn er von Ihnen und seiner Heimat sprechen konnte! Er vergaß dann ein penig das Traurige dieses schrecklichen Krieges.
Am Dienstag mußte er uns verlassen, um in den Kampf zu gehen. Bei seinem eiligen Adieu ahnten wir, daß wir ihn nicht wiedersehen würden, und wirklich! anderen Tages fiel er an seinem Posten in der Schlacht. Wir haben seinen Tod am Donnerstag von einem neben ihm verwundeten Unteroffizier erfahren, der seinen letzten Seufzer hörte. Am Sonntag war er noch so glücklich gewesen, von seiner Tante einen Kuchen zu erhalten und dazu einen Lorbeerstrauß, der mit einem Band in den Nationalfarben zusammengeheftet war. Letzteres ist das einzige Andenken, das wir von ihm befizen.
Ich kann Ihnen versichern, er hat mit diesem Kuchen sehr vielen Kindern große Freude bereitet. In der ganzen Straße war er darum auch wohl bekannt, und jedermann bedauerte es, als cr fiel.
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Endlich, geehrte Frau, bleibt uns nur ein Trost in diesem 1nglüd, nämlich für die Seelenruhe Ihres Ib. Sohnes zu Gott zu beten und Gott zu bitten, daß er Ihnen die Kraft gebe, diese Ja, er war wirklich ein große Prüfung geduldig zu ertragen. ganzer Satholif! Er war zulegt noch mit mir in Cendres in der Messe. Wir dürfen hoffen, daß dieser brave Soldat am Throne Gottes nicht vergessen wird, für alle die zu bitten, die um ihn in Trauer sind. Empfangen Sie, geehrte Frau, nochmals den Ausdrud unseres aufrichtigsten Beileids. gez. J. Erfelbon, 4 Rue St. Francois, Lens , Pas de Calais France.
Epilog zur Volksbühne.
Der Volksbühne widmet Alfred Kerr in seinem Ban" einige Betrachtungen. Wir heben folgendes heraus: Edle Voltsbühne. Berufene wie Unberufene gaben sich mit ihrem Schicksal ab. Die Unberufenen, also der Vorstand, sahen sich gegenüber einem anderen Teil des Vorstandes: mit Berufenen. Da zu stieß der freie dankenswerte Hilfsversuch zweier jungen Schrift steller( Hugo Ball und Richard Huelsenbeck ). Der Schluß war das vom Vorstand Gefürchtete, somit Herbeigeführte. Dies Wert, in die Welt gesezt ein wirtschaftliches Ethos zu prägen wider häufendes Unternehmertum, packte dem Inhaber zweier Bühnen die dritte folgejtart auf....
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Man sehe zu, was dafür sprach, dies Werk Herrn Reinhardt auszuliefern. Erstens, daß die Mitglieder( nach maßgebender Versicherung) die Künste Reinhardts zuvor immer abgelehnt hatten. Zweitens, daß eben die gehäufteste Trustbildung im Programm der Anstalt lag. Drittens, daß Herr Reinhardt versucht hatte, den Hauptverwalter und Emporbringer der Volksbühne, Herrn Neft ( cinen früheren Spänglergehilfen, dessen volksheller Tüchtigkeit das
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Ueberfluß.
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Ein Platt, die Vossische, folgte zwar dem Wunsch von Ball und Huelsenbeck, doch in einer überlegen abweisenden Aufmachung.....
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Theater.
Kleines Feuilleton.
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dt.
Wie haben sich die Blätter zu diesent sozial tollen Begebnis gestellt; zu dem Zusammenbruch eines einmaligen Wunders? Der Der Begründer der wissenschaftlichen Luftfahrt. Tod eines Gedankens war Nebenpunkt. Hauptpunkt: Reinhardt gerührt zu bewünschen wegen des unberufen dritten Theaters. Der In Prof. Richard Amann feiert am 13. April der Begründer Schmerz über eine Schlappe menschlichen Aufstiegs war Null - vor der modernen Aerologie feinen 70. Geburtstag. Richard Aßmann dieser Einsegnungsfeier. war zuerst als Arzt tätig gewesen, erst in reiferen Jahren wandte er sich der Wissenschaft vom Wetter zu; vom Jahre 1880-85 war er Vorsteher der Wetterwarte" der Magdeburgischen Zeitung", dic er selbst begründet hat. Dann folgte cr einem Ruf als Privatdozent nach Halle und vertauschte diese Stellung preußischen späterhin mit der eines Oberbeamten aut Igl. Meteorologischen Institut in Berlin , Von diesem Zeitpunkt an beginnt der außerordentliche Aufschwung der wissenschaftlichen LuftKönigl. Schauspielhaus:„ Die Nibelungen ". fahrt. Im Jahre 1887 erfand nämlich Aßmann das Aspirations Teil I. Der gehörnte Siegfried" und, Siegfrieds thermometer, das unter Ausschließung des Einflusses der Sonnens Tod"; Trauerspiel von Friedrich Hebbel. strahlen siets die wahre Temperatur der Luft anzeigt. Er organisierte Die Größe Hebbels leuchtet auch aus seinem Nibelungenwerk die wissenschaftlichen Ballonfahrten des damaligen Deutschen Vereines hervor, wo sein persönlichster Hang zu grübelnder Problematik für Luftfchiffahrt", des jezigen Berliner Bereins für Luftfahrt". hinter dem Ringen, im engsten Anschluß an die leberlieferung des Er interessierte die wissenschaftlichen Kreise ebenso sehr, Kreisc und alten Volksepos die Grundzüge desselben dramatisch nachzubilden, wie er die sportlichen Interessenten die beteiligten völlig zurücktritt. Die Art, wie er die dort über viele Jahre ver- militärischen Behörden für die Fahrten heranzuziehen wußte. Durch streuten Vorgänge zusammenrüdt, die Anschauung vermittelst einer diese Fahrten und mit Hilfe des erwähnten neuen Instruments haben Fülle dem Sinn und Geist des Ganzen organisch eingegliederten unsere Vorstellungen über Temperaturverteilung in der Atmo dic Details erhöht, das Heldische der Siegfriedgestalt durch das Hinein- sphäre eine vollständig neue Grundlage erhalten und berweben von zarieren Empfindungen vermenschlicht, die das Wiederaufnahme der Erforschung der Atmosphäre, die heute tragische Geschick, zum Teil wenigstens, auch um ein tragisches Ver- auf der ganzen Welt mit verschiedenen Methoden betrieben schulden knüpfen: das alles und der Glanz der bildhaft beschwingten wird, eigentlich erst veranlaßt. Aßmann ist daher als der Sprache trägt das Gepräge hoher Meisterschaft. Siegfrieds Versprechen, geistige Urheber der modernen Merologie anzusprechen, also Brunhilde die wunderstarke, nordische Heldenjungfrau, die ihm selber derjenigen Wissenschaft, die sich mit der meteorologischen als dem stärksten aller Männer zugedacht war, für König Gunther Forschung der hohen Luftschichten befaßt. In den nach ihm bezu gewinnen, fann nur durch Zauberlist verwirklicht werden. In nannten Gummiballons, die bis zu sehr großen Höhen einwand feiner unsichtbar machenden Tarnkappe steht er im Wettkampf freie Temperaturmessungen gestatten, hat er der Wissenschaft ein Gunthers mit Brunhilde, der zeigen soll, ob diefer neue Freier neues Forichungswerkzeug gegeben. Mittels ihrer entdeckte er gleich Kraft hat, sie zu zwingen, ihm mitkämpfend zur Seite. Und der zeitig mit Teifferno de Bort in Paris im Jahre 1902 die„ obere Betrug führt zu noch schlimmerem Betruge, aus dem, als er ent- Inversion" der Atmosphäre, eine zwischen 800 und 1300 Meter Höhe deckt wird, das Verhängnis wilder Sache keimt. Ihr Gelübde, dem liegende Luftschicht, in der die Temperatur nicht mehr wesentlich Sieger als Gatten zu folgen, hält Brunhilde nur vor der Welt; abnimmt. Diese obere Inversion( Umkehr der Temperatur) doch im Geheimen trogt jie, versagt sich Gunthers Umarmungen, fonnte auf der ganzen Erde vorgefunden werden und folange er nicht vermöge, fie mit Gewalt an sich zu reißen. Und gilt als eine der der wichtigsten Entdeckungen der Aerologic. wiederum soll Siegfried in der Tarnkappe helfen. Bei Hebbel Im Jahre 1899 ging Aßmann daran, nach amerikanischem warnt den Helden, der im Epos, robust brutal, auch zu diesem Vorbild die Drachen zur Erforschung der Atmosphäre zu verwenden Abenteuer gern bereit ist, eine innere Stimme; fein Gefühl empört und begründete bei Reinickendorf das erite äronautische Observatoriumt sich. Ohne Zweifel, die Tat, die ihm hier angesonnen wird, muß der Welt, das er, da sich das dortige Gelände als nicht zweckmäßig weibliche Ehre hundertmal schlimmer fränken als die, die Rhodope in erwies, 1904 nach Lindenberg( Kreis Beeskow) verlegte. Bis Hebbels Gyges- Tragödie an dem Gemahl, der mit ihrer nadten zum 1. April vergangenen Jahres war er der Leiter dieser Anstalt. Schönheit vor dem Freunde prahlen wollte, zu rächen hat. Schwer Diefes äronautische Obfervatorium in Lindenberg ist zurzeit das widerstrebend, unter dem Druck der Zwangslage, in welche ihn sein größte aller derartigen Institute. Seit einer Reihe von Jahren ist früheres Handeln brachte, gedrängt durch Vorwürfe, die ihn undank- es dem Observatorium gelungen, täglich ohne eine Lüde wenigstens bar schelten, gibt er endlich nach. Und wenn er im Urtegt der einen erfolgreichen Aufstieg von Drachen oder Fesselballons zubringen, Kriemhilde den abgestreiften Gürtel Brunhilds als Geschenk heim- stande zu die selbst registrierende Apparate bringt, tut er im Drama alles freilich vergebens-, - das große Höhen emporheben. Diese tnappe Uebersicht über die Arbeiten
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sie auf der Straße waren. Es ist mir ganz unmöglich, fest- wohl hier?" flüsterte er Karl zu. Denn ich habe eine kleine zustellen, was ihm fehlt. Vieles deutet darauf hin, daß es Besorgung zu machen." Und still schlich er zur Stube hinaus. Meningitis ist, die ich übrigens nur aus Beschreibungen fenne; aber verschiedenes könnte auch auf einen richtigen bösartigen Typhus hinweisen. Unheimlich sieht die Sache jedenfalls aus, und es wäre wünschenswert, daß die Krankheit bald eine bestimmte Stichtung nähme."
Von Martin Andersen Nex ö. Am nächsten Morgen ging Karl fofort hinein, um nach dem Freunde zu sehen. Schon auf der Treppe hörte er ihn zu seiner Freude laut und lebhaft sprechen; doch als er die Karl aß im Hotel und schlenderte dann am Hafen und Tür öffnete, erschraf er. Aage war allein, lag auf dem Rücken diord umher. Aber er hatte keine Stuhe, und nach Verlauf mit erhobenem Kopf, sprach und gestikulierte in die Luft: er von zwei Stunden kehrte er wieder zur Fischerhütte zurück. fuhr im Hundeschlitten und schwang die imaginäre Peitsche Aages Vater war da; als Karl eintrat, faß er über den Sohn über dem Fußende des Bettes. Hau! Hopla!" rief er und gebeugt und weinte, während dieser vergebens versuchte, sich schielte nach dem Kopfkissen hin, das auf dem Fußboden seinen Liebkosungen zu entziehen. Karl sah sofort, daß zwischen Stuhl und Tisch lag und einen Eisbären vorstellte. Sörensen berauscht war, und daß der Sohn unter seinem Doch plötzlich beruhigte er sich. Das war hübsch von Atemt litt. Dir, daß Du so schnell gekommen bist," sagte er und sah Karl Er ging hin, ergriff ihn behutsamt beim Aermel und zärtlich an. Somm und setz Dich! Reich mir mein Stopf- führte ihn auf die andere Seite des Zimmers. Segen Sie fissen, ich liege schlecht. Gott weiß, was es da draußen auf sich hierher," flüsterte er ,,, und seien Sie doch ruhig! Glauben dem Fußboden soll? Wie geht es Euch drüben, alter Junge? Sic, es wäre gut für den Kranken, daß Sie weinen?" Ich sehe, Du hast heute Deinen Kopf rückwärts ange-„ Nein, aber er war so stark," schluchzte Sörensen und schraubt." Er betrachtete Starls Kopf scharf und nickte bei- versuchte vergebens, die Stimme zu dämpfen. Er konnte fällig zu der Veränderung. mich mit steifen Armen in die Höhe heben, seinen eigenen Bater hob er wie nichts, und ich war doch ein erwachsener Mann, als er nicht größer als ein Laib Brot war. Wie nichts hob er seinen eigenen Vater, und jetzt liegt er da und muß sterben."
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Starl zudte zusammen, aber Aage fuhr ruhig fort:„ Es ist schade, daß ich nicht nach Hause zu den Alten kommen und da liegen darf, aber der Arzt sagt, ich könne den Umzug nicht vertragen. Ich bin lahm vom Bauch aus nach unten eine buglahme Mähre.- Den Umzug nicht vertragen," wiederholte er leise und lächelte bitter.
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Kurz darauf begann er wieder zu phantasieren. Bald war er in eine Wuhne gefallen und schlug mit den Armen um fich, um an der Oberfläche zu bleiben, bald war das Schiff vereist und mußte freigehauen werden. Oder er jaß oben auf dem Mast und hielt Ausgud; dann beugte er sich plötzlich über den Bettrand, hielt die Hand wie ein Sprachrohr vor den Mund und rief hinunter: Nordpol in Sicht!"
Um die Mittagszeit kam der Arzt in Begleitung von Frau Sörensen, die Karl begrüßte, als ob nichts zwischen ihnen vorgefallen wäre. Der Arzt fragte ins Unendliche, untersuchte den Körper des Kranken, sette sich hin und beobachtete sein Verhalten; Karls geflüsterte Fragen, was Aage fehle, beantwortete er jedoch nicht. Endlich erhob er sich, erteilte Frau Sörensen einige Anweisungen wegen der Entleerungen des Kranken und ging. Rarl begleitete ihn.
Ja, Ihnen fann ich es ja gestehen," sagte der Arzt, als
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,, Sterben?" tönte es flanglos von Aage herüber, der, ohne sich zu regen, dalag, das Gesicht nach der Wand hin. Er sagt, ich müsse sterben! Aber er ist ja betrunken."
Sörensen fuhr auf.„ Das solltest Du nicht sagen vom Abstinenzlerw- i... von Deinem eigenen Vater!" rief er mit einem Anlauf zu väterlicher Autorität. Dann fant er wieder auf den Stuhl hinab und fing an, still zu weinen.
Mage begann, im Schlaf zu stöhnen und den Kopf hin und her zu werfen. Plötzlich öffnete er die Augen und starrte entsetzt an sich hinab. Sein Blick schien zu verraten, daß ihm fein eigener Störper fremd vorkam und daß er sich von ihm zurüdziehen wollte, aber nicht konnte. Da fiel sein Auge auf Sarl, und hastig richtete er sich in die Höhe. Auf," sagte er, auf! Wir müssen fliehen! Aber schnell, schnell!" Er nahm Sarl bei der Hand und steckte die Beine zum Bett hinaus, die Lähmung war gewichen. Er richtete sich vollständig auf, taumelte aber und fiel wieder zurück.
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Karl lief hinunter und bat die Leute, den Arzt zu holen. Als er wieder hinauffam, lag Aage auf dem Rücken und kämpfte; das Laken hatte er ganz zerfetzt, und der eine Fuß hatte den Bettüberzug durchbohrt, so daß die Federn ihn in einer Wolfe umflogen; er lag da, stieß mit den geballten Fäusten und den Knien in die Luft und rief bei jedem Stoß: „ Stä, kä!" Plötzlich packte er mit beiden Händen zu; es sah aus, als nähme er einen großen Körper und schlüge damit gegen die Wand. Seine Snöchel stießen gegen den Stalf, so daß blutige Flecke und Hautfeßen zurückblieben. Da! Da!" rief er und fuhr fort, feinen Feind gegen die Wand zu hämmern, und zuletzt schleuderte er ihn über sich weg auf den Fußboden.
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Dann lag er wieder still da, der Schaum trat ihm aus dem Munde, und seine Glieder bebten. Und wieder raffte er sich auf, ergriff den Tisch mit beiden Händen, zerbrach die Tischbeine und schleuderte ihn nach dem Ofen hin. Karl war in eine Ecke geflohen; von dort beobachtete er entsetzt den Freund, der jetzt mit gespanntem Ausdruck dalag, als Tauere er auf den rechten Augenblick, um einen Ausfall zu unternehmen. Darauf wanderte sein Blick grübelnd in die Runde, traf auf denjenigen Karls, ohne daran haften zu bleiben, und Eine Seitlang vermeilte bei dem Kopfteil des Bettes. tnirschte er mit den Zähnen und betrachtete es mit zurüdgelehnten Kopf: dann umfaßte er hastig die beiden Pfosten und zerrte, trachend löste sich der Stopfteil vom Bett, und dieses fiel mit dem einen Ende auf den Fußboden.
Aage lag immer noch mit dem Gesicht nach der Wand, ohne sich zu regen; allmählich begann er, vernehmbar zu atmen, als ob er schliefe. Karl faß auf den Stuhl an seinem Lager und starrte mit finsterer Miene vor sich hin; und drüben am Fenster saß Sörensen und ließ den Kopf hängen. Er schwankte ganz schwach hin und her, preßte von Zeit zu Wieder lag er eine Weile mit seinem zufriedenen AusBeit die Augen zusammen und legte den Kopf mit einem Rud hintenüber, um eine strane Haltung anzunehmen. druck still da; doch dann begann er, von neuem zu arbeiten, Auf diese Weise verliefen zwei Stunden, dann fing Sörensen offenbar in der Absicht. das Bett ganz unter sich zu zerbrechen. an, sich leise zu räuspern, er schluckte einige Wale mühsam, Er suchte nach einem Stützpunkt für die Hände und bemühte blidte unruhig um sich und stand endlich auf. Sie bleiben sich, das Fußteil durch Stöße, Tritte und schaukelnde Be
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