bahmeilt, bereit etwaige Krümmung in Jahrzehnten noch nicht bat erkannt werden können, so daß sie wie gerode ausschaut. Unter solchen Umständen vermöchten auch fernst gesetzte Gestirne und Systeme einmal zusammentreffen, zumal die Zahl der Gestirne und Systeme sehr grotz ist, wohl an zehntausend Millionen heranwächst. Wir kennen am Himmelszelt ganze Driften von Gestirnen, und nach jetziaen Annahmen sind z. B. insbesondere zwei solche Driften vor- banden, die sich fast ineinander nach entgegengesetzten Richtungen der größten Ausdehnung der Milchstraße bewegen. Zu einer dieser Triften gehört sogar unser Sonnensystem. Zweifellos können und werden darum im liaufe der Zeit Weltzusammenstöße, Welt- latastrophen vorfallen, mögen solche auch durch Jahrmillionen ge- schieden sein. Allein unsere Zeit hat nicht übel Lust. Katastrophen auch in ganz kurzen Zwischenräumen anzunehmen und die.neuen Sterne" -ii den unglücklichen zu zählen, die solchen Katastrophen verfallen waren. Die erste Beobachtung eines.neuen Sternes" geschah 1572 m der Kassiopeio. der bis über die Helligkeit des glänzendsten lrirsternS. Sirius, anwucvs und schon zwei Jahre später fast in Tunkelheit verschwand. In unserer Zeit ist die Nova Persei ein solcher Wunderstern, der am 21. Februar 1901 erschien, rasch an Helligkeit anwuchs, wieder ein wenig verfiel, aber nach zwei Tagen alle Sterne überstrahlte, plötzlich abermals abnahm und dann allmählich sank, so daß er jetzt zu den lichtschwächsten Sternen(12. Größe) gehört. Noch jünger, vom 1l. März 1912, ist die Nova Ge- minorum, die freilich nur bis ö. Größe anwuchs. Diese Sterne, zu denen sich schon aus den wenigen Jahrhunderten genauerer Kom trolle des Himmels noch viele andere gesellen, sind sicher vor ihrer Erscheinung vorhanden gewesen, aber so schwach leuchtend, oder vielleicht ganz dunkel, daß sie der Beobachtung entgingen. Wenn sie nun plötzlich so grell aufleuchteten, muß irgend Furchtbares an ihnen vorgefallen sein. Die einfachste Annahme ist ein Zu- lammenstoß mit einem anderen Ungetüm, der beide in Hochglut ver- setzte. Hierfür scheint zu sprechen, daß an der Nova Persei Nebel beobachtet wurden, die den Stern spiralig umwanden und sich von lfrni anscheinend mit der ungeheuren Geschwindigkeit von mehr als 90 000 Kilometer in der Sekunde(man findet solche Geschwindig- lcuen nur bei den sogenannten Z-Strahlen des Radiums, die aus Elektronen bestehen) in den Raum zerstreuten. Selbst wenn diese Nebel, wie manche Astronomen meinen, nicht dem Stern selbst an- gebort haben, sondern der Umgebung, und nur im Widerschein deS mächtigen Lichtes de? Sterns sichtbar geworden sein sollten, deutet doch alles auf eine Katastrophe, der der Stern verfallen war. Ar- rheniuS hat bekanntlich solche Katastrophen benutzt, um die Eni- stehung neuer Systeme aus alten abzuleiten. Seeliger meint, daß die Katastrophe nicht durch Zusammenstoß mit einem Stern, sondern dadurch herbeigeführt sei, daß der Stern auf seinem Wege in einen Weltnebel geraten sei und sich, wie Meteore in unserer Luft, -u Glut erhitzt habe. Dieser Hypothese widerspricht die Plötzlichkeit des Aufleuchtens und die Raschheit des AbleuchtenS. Letztere ist steilich überhaupt schwer mit der Annahme einer gewaltigen Durch- glühung zu vereinigen. Sonst leuchten Himmelskörper Millionen und Millionen von' Jahren in fast unverändertem Glanz, schon infolge ihrer Kolossalilät. ganz abgesehen von der ständigen Wärmezuinhr durch Zusammenziehung,. Aufnahme von Meteoren, Strahlung von Radium und ähnlichen Stoffen usf., welche bei der Nova Persei gefehlt haben kann. ES ist also manches noch recht unklar. Das betrifft jedoch nur die Frage, ob dieneuen Sterne" eine Katastrophe an sich kundtun, nicht, ob Katastrophen der genannten Art vorfallen können. Letzteres müssen wir durchaus bejahen, auch wenn dieneuen Sterne" infolge von nicht katastrophalen Vorgängen aufleuchten sollten, die wir noch nicht kennen. Auch wenn Körper nur nahe aneinander vorübergehen, kann e? für einen von ihnen oder für beide zu verhängnisvoller Folge führen. So haben viele Kometen dadurch, daß sie Jupiter zu nahe kamen, eine ganz neue Bahn um die Sonne erhalten, manche sind über- baupt dadurch erst unserem Sonnensystem einverleibt worden, wäh- rend sie vorher wer weiß welchem Systeme angehörten und nur infolge ihrer übermäßig gestreckten Balm in unser System hinein- gerieten. In unseren Tagen haben wir den Durchgang(oder nur Vorbeigang?) der Erde durch den Schweif des Halleyschen Kometen erlebt. Man hat sich über die Furcht vieler lustig gemacht und gesagt, die Erde ginge durch diesen Schweif so hindurch wie ein Elefant durch ein Spinnwebnetz. Gewiß, das Spinnwebnetz ist sogar noch viel zu derb gewählt. Aber die Kometen enthalten auch giftige Gase, und wenn diese in dem Schweife des Halleyschen Kometen in einer Menge vorhanden ge- wesen wären, hätte da? bei der immerhin nicht kurzen Dauer dieses Durchganges den lebenden Wesen der Erde doch verhängnisvoll werden können. Das ist keine Katastrophe durch groben Stoß oder durch Reibung, sondern durch chemische Einwirkung, aber für die lebende Welt eine Katastrophe wie nur irgendeine. Endlich? Erst wurde das Fenster geöffnet, dann die Tür. Gasparc sah, wie die Iran sich bückte, das Paket auf- machte, staunte, uniherschaute, um eine Aufklärung zu suchen. und sich frierend wieder zurückzog. Dann horchte er. Aber der Lärm der Straße hinderte ihn daran, den Freudenschrei Nellas zu vernehmen. Er wartet lange vergeblich, und da er an diesem Tag keine Arbeit hatte, entschloß er sich, in die Stadt zu gehen. Er öffnete die Tür. Im Haus gegenüber faß im Korridor Nella auf ihrer Mutter Schoß, und diese probierte ihr die neuen Schuhe an. Gospore, der zwanzig Jahre seines Lebens für ein Lächeln gegeben bätte, ging schnell vorüber, wie ein verhaßtes, widerliches Tier an der Mauer entlangschleichend.. Ten ganzen Morgen ging er durch die Straffen und hielt sich bei jeder Kleinigkeit auf. Seine Gedanken kehrten jedoch immer wieder zu Nella zurück, und er malte es sich aus, wie froh und glücklich sie war. Dann bemerkte er, daß der Himmel sich verfinsterte und fand es ratsamer, nach Hause zu geben. Es regnete. Er beschleunigte seine Schritte. In kurzer Zeit verwandelte sich die staubige Straße in einen schlammi- gen Graben. Als er sich seinem Hause näherte, sah er die beiden neuen Sckrnbe, den einen da, den andern dort, vom Regen durchweicht, im Morast liegen. Im ersten Augenblick begriff er nicht und hob die Schübe auch nicht auf. Er sah nach dem Haus von Nella. Alles ver- schlössen, Fenster und Türe. Ein Mann erstsiien unter der Tür. Unter seiner Tür? Gaspare riß sich aus seinen Gedanken und hob die müden Augen. Gaspare �oumaffa?" Das bin ich." Der Mann hielt ihm ein Papier hin, er wollte nicht ein- treten. Ich habe verstanden," murmelte der Sohn des Henkers, morgen werde ich gehen." Lest doch wenigstens." Morgen!" und in dem bartlosen Gesicht des Alten blitzte es drohend ans. Der Mann zog sich zurück. Mit der Hand�bedeutete er den neugierigen Gesichtern, die an Türen und Fenstern ans- tanchten, daß der Alte morgen abziehen würde. Tic Gesichter lächelten voll Genugtuung. Die Sanne brannte jetzt aus den Schmutz der Straße, aber die Schuhe hatten keinen Glanz mehr. Sie lagen auf der Zefte. zur Hälfte im Schlamm versunken, wie kleine ge- Eetfr.i'' Schiffe. Joga schlief unter einem Torbogen. ___(Schluß folgt.) LeranstrcrlUch-r Redakteur: Alkrey WstlepP, N-ulölla. Lux fcsa Nationale Wiffenschaft� Auf einen Artikel von Dr. R i p p o l d t in derUmschau", der für eine nationale Absonderung der Wissenschaft eintrat, sind jetzt in derselben Zeitschrift zwei erfreuliche Entgegnungen erschienen. In der einen sagt Professor Dr. Rudolf Martin u. a.: ...Alle Wissenschaft i st ihrem Wesen nach international. Ich möchte diejenige Wissenschaft seben, die sich auf die literarische Produktion des eigenen Landes beschränken könnte: sie würde damit aufhören, Wiffenfehaft zu sein. Wobl gibt es auch bier Gradunterschiede.... Aver wie sollte der Philologe, der Kunsthistoriker, der Naturwiffenschaftler. der Anatom, der Anthropologe, der Mediziner usw. die Leistungen anderer Nationen vernachlässigen können, ohne sich selbst und seiner Wissenschast zu schaden? Gerade durch diese? Verarbeiten des gesamten Materials aber, gleichgültig, von welcher Nation es geliefert wurde, und durch den daraus entstehenden ununterbrochenen geistigen Austausch bat alle Wissenschaft notwendigerweise einen internationalen Cha- rakter. Dadurch auch unterscheidet sie sich von der Kunst, die in ganz anderem Maße wie die Wisiensckait bodenständig und der Aus- druck eines bestimmten Volks- und Zeitgeistes ist, obwohl auch hier fremde Einflüsse häufig die fruchtbarsten Weiterentwickelungen ge­zeitigt babem Lehne ich damit die Möglichkeit einer nationalen Wissenschaft durchaus ab, so muß ich eine andere Fragestellung zulassen: Gibt es eine nationale Methode der wissenschaftlichen Forschung? Hierauf antwortet Dr. Nippoldt mit einem bün­digen Ja; er bespricht die Arbeitsmethode der Franzosen , Engländer und Russen, und kommt zum Schluß, daß»wie wir in unserem ganzen Denken und Tun besser sind als unsere Feinde, so ist auch die deutsche Wissenschast besser als ihre". Ten ersten Teil dieses Schlußsatzes, der wohl in einer ruhigeren Zeit nicht geschrieben worden wäre, brauche ich nicht erst zu widerlegen; aber auch der zweite scheint mir in dieser allgemeinen Form nicht einwandfrei. Wertschätzungen haben immer etwas Mißliches, besonders dann, wenn man selbst eine der zu beurteilenden Größen, ist. Die charakteristischen Merkmale der französischen und englischen Wissenschast, die Dr. Nippoldt auizählt, sind allgemeine Errungen- schaften des nationalen Geistes, die in Erziehung und Umwelt ihre Quelle haben. Es ist gewiß nickt zu leugnen, daß schon das Wesen des Mittelschulunlerrichtes in Teutschland und Frankreich ein per- schicdeneS ist. Wäbrcnd bei uns vorwiegend aus sachliches Wissen gesehen wird, erstrebt der französische Lebrer mebr eine Entwicke- lung des geistigen Erfassens des Lehrstosses. Man muß nur er- fahren hoben, wie gebildete Franzosen ihre Klassiker kennen und für ihre Weltanschauung gestaltend verwerten, und damit die Be- Handlung der deutschen Klassiker in deutschen Mittelschulen ver- gleichen. Diese Schulung macht sich dann natürlich auch bei Akade- mikern geltend, und man hat in Frankreich in den letzten Jahren aus philologischen und literarhistorischen Kreisen heraus wiederholt Protest erhoben gegen die Einführung dieserdeutschen ForichungS- Methode" an der Sorvonnc. Jntcressanterweise gerade in einer Zeit, in der man bei uns neben der philologischenKleinavbeit immer mehr die gedankliche Durchdringung des Stoffes schätzen gelernt hat und zu üben pflegt. Aber wenn Ausländer unsere Vorlesungen, Seminarien und Laboratorien besuchen, so assimilieren sie mühelos die bei uns geübten Methoden und sie arbeiten sich so rasch in unsere Denkweise ein, daß man zur Ucberzeugung gelangt, daß es sich nur um Unterschiede der Schulung handelt, die leicht ausgeglichen werden können. Dieser Ausgleich hat besonders in den letzten zwei Jahrzehnten erfreuliche Fortschritte gemacht, und es wäre ein bedauerlicher Ver- lust, wenn er durch den Krieg gehemmt und aufgehalten würde. Ich wüßte aus meinem speziellen ArveitSgebiete, der Anthropo­logie die Unterschiede zwischen deutscher, französischer und englischer Wissenschaft, die Tr, Nippoldt aufzählt, nicht nachzuweisen und ver- mag auch meinen französischen Kollegen die Fähigkeit zuaus- dauernder Energie, langwierigen rechnerischen Vorarbeiten" nicht abzusprechen. Natürlich finden sich individuelle Unterschiede hüben wie drüben, auch bei uns gibt es Leute, die zu geistvollen Hvpo- thesen neigen, wie es über den Vogesen Männer gibt, die trockene Schädelbeschretoungen für wissenschaftliche Arbeit halten.... ... Unsere Wissenschaft aber bleibe internatio- n a l, wie sie es notwendigerweise sein muß, wenn sie die achtung- gebietende und allgemein geachtete Rolle, dte sie im Geistesleben der Völker spielte, behaupten will. Jede nationale Tendenz würde eine Einschränkung bedeuten und sie von ihrer Höhe herunter- ziehen...." Ter Verfasser des anderen Aufsatzes wird in derUmschau" nicht genannt, die Redaktion bemerkt:Es sei nur angedeutet, daß er eine exponierte Stellung einnimmt, die ihm Einblick in inter - nationale Beziehungen gestattet, wie sie(? erl Red. d.V.") nur wenigen vergönnt ist". In dem Aufsatze dieses Unbekannten heißt eZ u. a.: ..... ES ist nicht zu verkennen, daß bei Angehörigen verschiedener Völker Vererbung. Erziehung und Umgebung den individuellen Eigenschaften gewisse Schattierungen geben, die sich in unterschied- sicher Veranlagung und Leistungsfähigkeit bei der Forschung äußern können. Man büte sich aber vor«Schlagworten und unbegründeter Verallgemeinerung. Hat doch z. B. dieser Krieg bei den Franzosen gerade Eigenschaften, wie ausdauernde Energie und Geduld cr- wiesen, die man sonst bei ihnen in diesem Maße nicht zu erwarten pflegte, woraus ich lediglich folgere, daß nationale Eigenart noch immer ein recht schwankender Begriff ist. Bei der wissenschaftlichen Forschung wird lediglich gefordert werden müssen: gib deine besten individuellen Fähigkeiten her, sei dir selber gegenüber treu und wahr. Die Mahnung an die deutschen Forscher:Sorgt, daß eure Wissenschaft deutsch bicidt!" entspricht daher dem Sinne nach hin- sichtlich der Art der Forschung durchaus einer Mahnung an die Franzosen französisch, an die Russen russisch zu bleiben usw., wo- nach es zulässig erscheinen muß. daß jeder Forscher seinen indivi- duellen Weg beschreite und der Ort seiner Geburt nicht anders in Betracht komme, Denn darüber hinaus fällt es schon schwer für die Wissenschaft selbst als Art der Forschung, nationalen Charakter zu fordern. Je mehr Kenntnisse, Mittel und Methoden zur Verfügung stehen, um so besser wird er vorwärts kommen. Ter Fortschritt nimmt erst aus der totusc des über­haupt Erreichten seinen Ansang, und es hieße sonst, die Methode über den Zweck stellen. Jeder nicht griechische Mathematiker müßte zuerst den pythagoräischen Lehrsatz nach eigener Art neu finden, und wir würden, je nach den nationalen Eigenschaften, zu Virtuosen der Form, Kritikern und Verbesserern gelangen, aber nicht zu eigent- lichen Wissenschaftlern, denen es auf den Inhalt, aus daS Wesent­liche ankommt.... ... Es gibt nicht«in« deutsche und eine davon verschiedene französische Wahrheit! Daher mag die Wissenschaft der Form nach einigermaßen national sein, dem Wesen nach kann sie jedenfalls nur international gedacht werden... ," kleines Feuilleton. von lebenüiggebärenüen Insekten. Es gibt auch in der freien Natur solche, die es stetsanders" machen wollen. Die Infekten sind eierlegende Tiere: die Keimes- anlage wird mit einem reichen Reservematerial an Nahrung, mit Dotter" ousgeftaitet und als Ei nach außen abgesetzt. Im Ei ent- wickelt sich das Junge, die Nachkommenschaft. Nach HehmonS gibt es nun, wie derKoSmoS" tnitteilt, auf den Muriden im äguatorialen Afrika ein Infekt, HemimeruS mit Namen, da- lebende Jungen zur Welt bringt. Ein Unikum unter den Infekten! Die Eier von HemimeruS verbleiben im Mutterleibe bis zur Reife der Jungen, sind nicht mit Dotter versehen und haben auch keine Schale. Sie müssen natürlich alles. waS sie zum Leben und Wachstum brauchen Znjeral enteil vercmtw.: Th.vlocke,Berlin . Druck u.Derlag:Vorwar:»! von der Mutter beziehen: HeymonS hat bei HemimeruS einen richtigen Mutterkuchen nachweisen können. Er ist zwar ander? ge­baut als bei den lebendig gebärenden Wirbeltieren, aber es ist ein richtiger Mutterkuchen, ein Organ, das die Ernährung des Embryos im Mutterleibe vermittelt. Um übrigen darf man dasLebendig-Gebären" und dasEier- Legen" nicht allzu scharf auseinanderhalten. Verbleiben die Eier im Eileiter ", d. h. im Hohlgauge, der von den Eierstöcken nach außen führt, längere Zeit, so ist für die Eier die Möglichkeit gegeben. einen Teil ihrer Entwickejung hier durchzumachen. Der Teil des Eileiters, in dem sich die Eier befinden, ist dann zum Uterus, zur Gebärmutter " geworden. Je länger die Eier in der Gebärmultcr verbleiben, desto mehr nähert sich die eierlegende Art einer lebendig gebärenden. Bei den Salamandern gibt es sehr nahe verwandle Arien, die sich von einander dadurch unterscheiden, daß die eine, der Feuersalamander, der ein Bewohner des Flachlands ist, noch sehr unentwickelte Larven zur Welt bringt, die in Wassertümpel abgesetzt werden, während das Petermännchen, der schwarze Salamander, der ein Gebirgsbewohner ist. fertig enl- wickelte Jungen zur Welt bringt. Hält man aber, wie es Kammerer in feinen berühmt gewordenen Versuchen getan hat, den Feuersalamander in einer trockeneren und kühleren Umgebung, als er es in der freien Natur gewohnt ist, so kann man ihn damit veranlassen, fertig entwickelte Jungen zu gebären wie es daS Petennännchen normalerweise tut: die Larven verbleiben dann längere Zeit im Eileiter und können sich hier weiterentwickeln. Und umgekehrt kann man den Alpensalamander, indem man ihn in eine feuchtere und wärmere Umgebung verbringt, zwingen, wenig ent­wickelte Junge zu gebären. Was dasLebendig-Gebären" und da- Eier-Legen" von einander unterscheidet, das ist nur das kürzere oder das längere Verbleiben der Eier im Eileiter, wobei dann allerlei Hilfseinrichtungen in die Erscheinung treten können, die, wie der Mutterkuchen, die Ernährung des EmbryoS vermitteln oder er­leichtern. Sehr hübsch lasten sich die Beziehungen zwischen Lebendig- Gebären und Eierlegen bei den Säugetieren verfolgen. Die lebendig gebärenden Säugetiere haben bekanntlich in den Schnabel- tieren ihre eierlegenden Verwandten. Und wie der Bau der Eier bei den lebendig gebärenden Säugetieren deutlich zeigt, müssen auch die lebendig gebärenden Säugetiere einmal dolterreiche Eier gehabt haben: die dotterarmen Eiernder heute lebendig- gebärenden Säugetiere zeigen deutliche Spuren davon, daß eS früher dotterreiche Eier gewesen sind. Sogar die Milch, die den lebendiggeborenen, aber noch nicht selbständigen Säuge- tierjungen als Nahrung dient, weist eine weitgehende chemi«clie- Verwandtschaft mit dem Dotter z.B. des Hühnereis auf. Die Milch enthält einen phosphorhaltigen Eiweißstoff, das Kasein, mit dem das Vitellin deS Eidotters chemisch sehr nahe verwandt ist. So verrat unZ die chemische Zusammensetzung der Milch, daß wir von Tier- formen abstammen, die dotterreiche Eier legten. In üen Schlammgräben von Cparges. Ein französischer Generalstabsoffizier, der während der letzten Rachtkämpfe die Stellungen von Eparges besichtigte, gibt von dem mühevollen Aufstieg auf die Höhe die folgende anschauliche Schilderung:Mit geblendeten Lichtern fuhren wir um Mitternacht, während es in Strömen goß, im Auto ab. Am Fuße des Saum- Pfades, der nach Eparges heraufführt, stiegen wir aus dem Wagen und wateten durch den Schlamm, der uns bis zur halben Wade hinaufreichte. Um vorwärts zu kommen, mußte mau sich jeden Schritt Weges mühselig erkämpfen. Hier und da tat sich ein von einem Geschoß aufgelvühlter Graben unter unseren Füßen auf und bildete eine Falle, in der wir bis zum Gürtel versanken. Wir trugen weder Gepäck noch Flinte, und doch konnten wir kaum vorwärts kommen. Bei einer Biegung empfing uns ein gewaltiger Dreckklumpen, den eine Explosion in die Lu't geschleudert hatte. Es war ein schweres Geschoß, das in einer Eni fernung von etwa 20 Meter geplatzt war. Der Klumpen hatte uns zu Boden gerissen: aber der«chlamm hatte gleichzeitig auch dte Wirkungskraft des Geschosses gelähmt. Neben uns suchten allerlei Schattengestalten tastend ihren Weg. ES waren Verwundete, die nach dem Verbandplatz hinunterkrochen. und Leute, die mit Munition und Proviant herout stiegen. Alle machten schweigend ihren Weg. Denn in dieser K!oa!e ist das Wandern ein mühseliges, alle Muskeln des Körpers an- spannendes Geschäft. Der Luftdruck eines Geschosses warf uns erneut mitten in den Morast. Wir erhoben uns zwar sofort. strauchelten aber bald wieder. Endlich waren wir in den Schützen- graben auf der schanze angelangt. Es waren ganz ungewöhn­liche Gräben, eine richtige Treppe führte zu ihnen hinab. auf deren schlüpfrigen Stufen man kaum Halt fand, und vom Gipfel des Berges rann ein dicker, schwarzer Schlammstrom gemächlich ins Tal hinab. Wir alle versanken darin, und man mußte sich irgendwo festhalten, um von der Flut nicht mit inS Tal gerissen zu werden. Und zu denken, daß hier Soldaten Tag und Nacht ununterbrochen weilten! Der Schlamm hatte ihnen über dte alte eine neue Uniform gezogen; alle waren sie mir Schmutz und Erde bedeckt, Schmutz auf dem Kopf. Schmutz auf dem Gesicht, dessen Kruste eine wahre Maske bildet. Hose, JJLasienrock, Gesicht, Haare. Waffen alles ist besudelt, ja, jedes Schnurrbarthaar hat einen chmutzigen Ueberzug. Nur das Gewehr wird, so gut eS geht, durch irgendeinen Fetzen vor der Beschmutzung geschützt." halli, hallo! Mit Peitschenknall... Aus der Rhön schreibt man uns: Es ist bereits eine R" von Jahren seit jenem Tag ins Land gegangen, da der in ang nehmer Schaukelbewegung dahinrollende, von wackeren, allzeit ans einen gemächlichen Trab eingestellten Rappen gezogen« P o st- wagen zum letzten Male die reiselustigen Rhönbewohner von Tal zu Tal beförderte. Mit leiser Wehmut sah damals der Naturfreund und vor ollem die an lleberlieferung hängende ältere Bevölkerung der Rhön die gelbe Postkutsche aus ihrer reizvollen Umgebung vcr- schwinden, um dem Verkehrsmittel der Neuzeit, dem Kraftwagn'. Platz zu machen. Trotz unleugborer Borteile dieser Beförderungs­art bat sich aber das Auspuffgase und Staubwolken erzeugende Benzinvehitel offenbar nicht d, e Beliebtbeit zu erringen gewußt, die ihm auf Grund seiner Lciswngsfähigkeit von Rechts wegen zu- kant. Denn als das große Ringen begann und die Kraftwagen von beute auf Margen in den Dienst des Vaterlandes treten mußten, entschloß sich die Poswerwaltung. sie nicht wieder einzu- stellen, sondern den Verkehr wie früher mit der lieben alten Kutsche aufrechtzuerhalten. So wirkt der Krieg überall seine Wunder: den Leuten in der Rhön hat er den idyllischen Postillionszustand aus Großvaters Tagen mit Hornriif und Peitschenknall wiedergegeben. Notize«. Der Krieg und der französische Büchermarkt. Eine imTemps " vom 20. April wiedergegebene«talistik zeigt, welche beträchtlichen Störungen der Krieg auf dem französischen . Büchermarkt hervorgerufen hat. In den letzten fünf Monaten 1911 erschienen in Frankreich nur 1835 Bücher gegen 4836 im gleichen Zeitraunt 1913, die Abnahme betrug demnach 3001 Werke. Die L i e ch t e n st e i ii s ch e Armee. Man macht un? darauf aufmerksam, daß dem zwischen Tirol und der Schweiz ge­legenen Fürstentum Liechlenstein seine Armee nicht 1869 abhanden gekommen ist. Das Ländchen, in dem österreichisches Geld kursiert und österreichische Briefmarken verwendet werden, stellte vielmehr im Frieden eine Kompagnie Jäger zur l. k. Armee. Wie das freilich jetzt im Kriege ist, wissen wir nicht. Einfach ist s auf leinen Fall. denn 1866 vergaß man, Liechtenstein in den Nikolsburger Frieden zwischen Oesterreich und Preußen einzubeziehen, und eigentlich be. stand zwischen dem Landl und dem Deutschen Reiche immer noch der Kriegszustand. tachdruckerei jl, LerlagZcrnstaltPmUSwger& Co< Berlin SW.