Nr. 102.- 1915.

Unterhaltungsblatt des vorwärts

Zemw, 2. Mal.

SLurm. Horch! wie der Trommelschlag deZ Regengusses dem dumpfen Tag Erlösung bringt. wie gleich dem Rauschen eines FlusseS sein tosend Leben durch die Dämmerung dringt! Der Sturm mit Riesenflügelschlägeu durchpeitscht den Blütenbaum, bis der aus tatenlosem Traum aufbraust in Zorn und herrischem Bewegen. Tie Weißen Blüten, die durch Finsternisse leuchten, gelöst im Wirbel stürmen durch die Luft, Schmetterlingen gleich, die Knaben scheuchten der Regen tritt sie tausendfüßig in die Gruft. Doch um so straffer sitzen an den Stiele» die grünen Früchte klammernd fest; in Sturmesgualen jubelt das Geäst: Wir tragen Frucht, ob tausend Blüten fielen. __ Edwin H o ernle. Der�azaxettZug öes DentMenRnfLUms. Das Deutsche Museum für Meisterwerke der Nuwrwissen fchaften und Technik in München hat es in großem Umfange ver» standen, alle maßgebenden Kreise dieser Zweige zu einer großen gemeinsamen �Arbeit zu vereinigen, deren bedeutsame, Volks- erzieherische Seite wohl erst in späteren Zeiten in ihrem ganzen Umfange zum Bewußtsein kommen wird. Bei Kriegsausbruch ist die Leitung des Deutschen Museums bewußt über den Kreis seiner frieden saufgaben hinausgegangen und hat zunächst alle irgendwie für die Heeresverwaltung brauchbaren Apparate und Maschinen zur Verfügung gestellt, sie hat ferner beschlossen, die Mittel für einen Lazarertzug beizusteuern. Aber das Deutsche Museum hat sich nicht, so schreibt C. Matschoß in der Zeitschrift deS Vereins deutscher Ingenieure, darauf beschränkt, Geld zu geben, es hat dahin ge- wirkt, daß der Lazarettzug des Museums für Meisterwerke der Nalurwissenschasten und Technik selbst ein Meisterwerk der Technik wurde. Dieser Zug wird späterhin Zeugnis davon ablegen, was die deutsche Technik in dem jetzigen Kriege hier leisten konnte. Der Zug besteht aus 2g Wagen und kann 20g Verwundete be­fördern. Die Mannschaftswagen enthalten je 14 Betten, die aus Tragbahren bestehen, von denen immer je zwei übereinander in gefederte stoßfreie Gestelle eingelegt werden. Durch Herunter- tlappen der oberen Tragbahre wird ein bequemes Sofa gebildet. Beim Transport von sehr schwer Verwundeten wird die obere Tragbahre entfernt und durch Verwendung ihrer Matratzen doppelte Polsterung des unteren Bettes erreicht. Jedes Bett hat ein Tischchen, das sowohl als Etz tisch wie als Lesepult zu verwenden ist. Die Offizierskrankenwagen enthalten 7 Bettstellew Die Trag- bahren bilden hier zugleich die Zugfedermatratzen der Betten, die tagsüber auch als Sofa benutzbar sind. Der Zug hat ferner einen Operations- und Röntgenwagen, der nicht nur Operationstisch, Instrumente usw. enthält, sondern auch einen Sterilisationsraum hat. Hier ist besonderer Wert auf Keimfreiheit gelegt, alle Metalle, mit denen der Arzt oder Kranke in Berührung kommt, sind aus poliertem Nickel, alle übrigen weiß- emailliert. Neben diesem Raum ist die Apotheke untergebracht. Der Röntgenraum läßt sich völlig verdunkeln. Die Desinfekiionsanlage sieht nicht nur Dampfdesinfektion vor, sie ermöglicht auch etwa für Lederzeug die Formalinanwendung, und in einer Anlage für Ungeziefervernichtung kann mit Kohlensäure und Wasserdampf

übrigen Wagen des Zuges sind durch ihre technische Einrichtung noch der Beleuchtungswagen und der Küchen- wagen besonders erwähnenswert. Neben den im Wagen Vorhände- nen Preßgasanlagen, die nur aushilfsweise benutzt werden, dient eine Dynamomaschine, die durch Benzinmotor betrieben wird, zur Erzeugung deS elektrischen Stromes, der die int Zug befindlichen RIO Glühlampen speist. Jedes Krankenbett hat eine eigene Lese- lampe, in jedem Wagen befinden sich tragbare Untersuchungs- lampen. Im Küchenwagen befinden sich ein 3 Meter langer Herd, ein doppelter Spültisch, 3 Küchemschränke, ein Anrichtetisch, auf der Plattform 2 EiSschränke. Die Kochgeschirre sind teils aus

Aluminium, teils aus Reinnickel hergestellt. In jedem Wagen be- findet sich ein Fernsprecher, die Wagen werden durch Jüllofen gc- beizt, da bei einer Zuglänge von 400 Metern die Heizung von der Lokomotive aus undurchführbar ist. Die Wände der Wagen sind mit Bildern und Landkarten geschmückt, für Andachten ist ei« Har- nium vorbanden, im Leichwerwundetenwagen sorgt ein Grammo- phon für Unterhaltung, geistige Nahrung wird in einer gut aus­gestatteten Bücherei mitgeführt. In der Beschreibung des LazarettzugeS weist daS Deuffchc Museum daraus hin, daß der ganze Zug, der mit so vieler Hingabc von allen, die daran arbeiten konnten, hergestellt worden ist, den Insassen zeigen soll, mit welch opferwilliger Liebe und Dankbarkeit wir die großen Verdienste unserer tapferen Krieger um das deutsche Vaterland zu würdigen wissen.

steuer im modernen Sinne vor uns haben. Daß diese Biersteuer, Zhthera, wirklich von den Bierbrauern erhoben wurde, folgert Wilcken au« den altäghptischen PapyruSurkunden, die er namhaft macht. So erfahren wir durch ihn, daß die Biersteuer damals im 2. Jahrhundert v. Chr. verpachtet und in Kupfer»ohne Agio" zu zahlen war.

Rufik.

Das Liee m öer jüngsten nnö ältesten Gesthichte. Gerade jetzt ist in mehrfacher Beziehung viel vom deutschen Nationalgetränk die Rede. Zunächst haben unsere tapferen Feld- grauen verschiedentlich ihrer Sehnsucht nach einem Glase guten beutschen Bieres Ausdruck gegeben, ja wir haben auch lesen können, wie Brauereien in Feindesland von der HeereSderwakiung in Dienst gestellt wurden, um die Soldaten_ doppelt zu erfrischen, durch guten Trunk und durch Brausebad. Wir haben von der Bier- preis« rüohung gehört, die Regierung hat die Biercrzeugung ein- geschränkt. Viel umstritten wurde aber nicht nur der Bierpreiö, sondern auch die Frage der Zweckmäßigkeit der Einschränkung der Brauereibetriebe. Während Prof. Eltzbacher in seiner Arbeit.Die deutsche Volksernährung und der englische Aushungerungsplan", die man wohl als den Leitfaden der VolkSeruähnmg sin Kriege ansehen darf, sagt,»daß zu einer Einschränkung der Brauerei durch die Zeitlage kein Grund gegeben sei", stehl der bekannte Münchener Hygiemkcr v. Gruber auf dem entgegengesetzten Standpunkt und sieht in der Verarbeitung von Gerste zu Bier eine kolossale Ei- weitzverschwendung. Gewiß würde dadurch die Möglichkeit gegeben, mehr Gerstenmehl oder Graupen zu erzeugen, ob aber das deutsche Volk, das bisher außer dem.Gersiensaft" andere Gerstenprodukte im Speisezettel wenig lmnt, sich so leicht hier anpassen würde, ist doch fraglich. Daß das Bier schon seit uralten Zeiten als Steuerquelle ebenso beliebt war wie als Getränk, beweist eine kulturhistorische interessante Abhandlung von B. Simmersbach in der Wochenschrift für Brauerei. Zu welcher Zeit und von wem oder wenigstens von welchem Volks die Kunst des BierbraucnS erfunden ist, hat uns die geschichtliche orschung nicht darzutun vermocht, und alles, was in dieser Beziehung in den verschiedensten Variasionen bis jetzt vorgebracht worden ist, gehört der Fabel an. oder mindestens doch lediglich der Vermutung, da positive Quellen hierfür mangeln. Daß dagegen die Erzeuguttg von wenigstens bierähnlichen Getränken aus Getreide und insbesondere aus Gerste schon im grauen Altertum nicht nur bekannt, sondern auch weit verbreitet war, dies ist durch eine hin- reichende Zahl von Zeugnissen einwandfrei außer Zweifel gestellt. Als ältester urkundlickier Nachweis wir ein ägyptischer Papyrus, der PapyruS Anastasi lV. bezeichnet, dessen Schluß unter anderem auch von der Bierfabrikation handelt. Ob aber hiernach die Ver- breitung dieses Getränkes und die Kenntnis seiner Herstellung bei den übrigen Böllern des Altertums, wie mehrfach darzutun versucht wurde, wirklich von Aegypten ausgegangen ist, oder ob jene Kenntnis nicht etwa unabhängig hiervon auch bei anderen Völkern selbständig sich gebildet hat. läßt sich mit Bestimmtheit nicht nach- weisen. Somit bezeugen uns die Pyramidentexte von Sallara, daß die Aegypter schon seit den ältesten Zeiten ein Gerstenbier zu brauen und auch zu trinken verstanden. Die alten Urkunden lassen uns auch erkennen, daß dieses im Volke weitverbreitete Genußmittel von den Ptolemäern wie von den Kaisern einer Steuer unterworfen wurde. Diese erste historisch nachweisbare Biersteuer hieß Zythera. Auf Grund sehr zahlreiäier von ihm vorgenommener Textuntersuchungen gibt Dr. Ulnch Wilcken in seinem sehr lesenswerten Werke über griechische Ostraka(Scherbeninschriften) der Annahme Raum, daß die Steuer, wie sich aus den alten Pyramidentexten auch beweisen lasse, edensalls nicht von dem Konsumenten, sondern von dem Produ- zenten erhoben wurde. Freilich ist dabei anzunehmen, daß die etzteren den größten Teil der Steuer auf den Konsumenten als den Steuerträger überwälzten, so daß wir also eine indirekte Verbrauchs-

Komische Oper:.Der Opernball' von Richard Hellberger. Hellberger er starb vor etwa zwei Jahren war ein wohlakkrcditierter Wiener Komponist und Musikasthesiker. Ihm eignete vollkommen das Zeug zu feinerem Schaffen, Und gerade das komische Element ist cS, worin er sich sehr glücklich er- weist. Daß er als gebürtiger Steicrmärker die Note echter Wiener Froheit eine Mischung aus warmblütiger Siimlichleit und Sentimentalität anschlägt, ist selbstverständlich. Manches erscheint wohl abgeblaßt; im ganzen aber herrscht noch ein frischer Klang. Vom Libretto der Doppelfirma Löon-Waldberg-~ gleichfallS zwei wienerischen Autoren läßt sich ähnliche« weniger sagen. Verwunderlich bleibt, wie einem so geschmackvollen Künstler dieser Text zusagen mochte. Die Handlung mutet heute banal an, obgleich der zweite Akt reizende SituationSkomil offen- bart, derentwegen er auch von Komponisten und Librettisten einiger nachträglicher Operetten ziemlich glatt kopiert wurde. Wäre nicht die wirklich komische, schmiegsame Musik man müßte doppelt er« staunt sein, daß es gerade im düster« Ernst deS Kriege» noch ein Publikum für so etwas gibt. Die Aufführung war, sowohl gesanglich als darstellerisch und dekorativ, von sauberer Akkurateste. Blieb auch nicht immer der höhere Stil einer komischen Oper gewahrt, so� gelang es der Direktion doch, ein in seinen Sosokröften leistungsfähiges Operetten- Ensemble zu präfenLierett._ ei. Notize». Theaterchronik. Im Deutschen Künstler- Theater, wo Exls Tiroler Bühne gastiert, ist am Dienstag, den 3. Mai, die Erstaufführung von Ludwig Gang- hofers Dorfkomödis»Der heilige Rat". Am Freitag geht als Novität Rudolf HawclS Volksstück»Der reiche Aehnl" zum ersten Male in Szene. Musikchronik. Im Deutschen Opernhause gastiert S l e z a k attt Sonntag, d. 2., in der»Jüdin" al« Eleazar, am Donnerstag, d. 6., in der»Königin von G a b a" als Assad und am nächsten Sonntag al« Manrico im .Troubadour". In MontiS Operettentheater ist das Gastspiel von Louis Treumann (»Hoheit tanzt Walzer") abermals und zwar bis Ende Mai verlängert. Vortrag..Der Angriff auf die Dardanellen " wird von Generalmajor K. Bahn am Dienstag, den 4. Mai, abends 8 Uhr, im großen Auditorium der Urania, Taubcnstraßc, gc- meinverständlich behandelt werden. Den fachmännischen Au- führungen wird Professor Dr. Donath als Einführung einige Experimente über die Geschoßbahnen der Flach- und Steilfeuer- geschütze vorangeheu lassen. Ein Denkmal des Frau enstimmrechts. Den dänischen Frauen ist bekanntlich durch die jüngste, kürzlich an- genommene Wahlrsform das politische Stimmrecht verliehen worden. Um die Erinnerung dieser Errungenschaft zu verewigen, ist im Kreise der dänischen Frauen der Plan zur Errichtung eines Denlmals au- geregt worden. Dieses Denkmal soll seinen Platz auf dem bekannten Himmelsberge in Jütland finden und an dieser malerischen Stelle das Gedächtnis an den Eintritt der Frauen unter die Wählerschaft des Landes auch künftigen Zeiten wachhalten. Ein weiterer Plan geht dahin, an recht dielen Stellen im dänischen Lande»Frauen- WahlrechtS-Eichen' zu pjlanzetr. Schwedens BeVöller ung. Räch dm jetzt ob- geschlossen vorliegenden Ergebnissen der jüngsten schwedischen Volks- zählung hat die Zahl der Bevölkerung des Lande« am Ende des Jahres 1914 d 079 000 Menschen betragen. Die Volksvermehrung im Laufe des verflossenen Jahres belief sich im ganzen auf 41 090 oder 0,7 Proz. Die Anzahl der Geburten belief sich auf 129 4bl oder 22,8 pro Mille. Diese Zahl zeigt, daß der rasche Niedergang der Geburtenzahl, der die Entwickelung der letzten Jahre geletm« zeichnet hat, sich auch jetzt noch fortsetzt.

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Dkna.

Eine Erzählung aus Süöwestasrika von H a n s G r i m m. Die Rückkehr weckte den Wachtmeister auf. Herrgott. in Hamburg ist schon alles anders. Er hätte gepfiffen auf dem Wege durch die Stadt vor lauter Freude und erst recht an Bord, war' ihm nicht fortwährend eingefallen:»Dein Bor- haben ist aber nicht erfüllt. Wie soll das werden?" Inzwischen vergingen die ersten Tage der Reise, und auf Deck, das anfangs recht menschenleer ausgesehen hatte, er- schienen jeden Morgen mehr Menschen. Die Seekrankheit war überstanden. Unter den letzten Gesichtern fiel dent Wacht­meister eine große blonde Person auf. Sie wanderte auch ein- spännig hin und her. Die Neue war eine von den gründlichen Mädchen, die heutzutage in Deutschland einen Mann nur schwer finden und vergrämt werden, weil sie sich von ganz geringen Mitkämpferinnen geschlagen sehen. Sie hatte aber keine alte Jungfer werden wollen zu Hause und hatte be- schlössen, in die Kolonie zu reisen in Zorn und Hoffnung. Wie das manchmal geht, waren der Zorn und die Hoffnung nicht kräftig geblieben über die Seekrankheit hinaus. Noch vor Southainpton erkamüe sie, daß sie außerhalb der Heimat nie werde Wurzel fassen können, was sonst immer sich ereignen wöge. So starr wie in dem Holsteiner die Ferngewohnheit war, so groß war in ihr das Heimweh. Der Holsteiner machte, daß er bei Tisch neben sie zu sitzen kam. Was ihr fehlte, kiim- merte ihn nickst. Auch daß sie ihm etwa helfen könnte, nahm er nicht an. Daß sie aber seine Interessen haben müsse, das w.elt er für natürlich. Deshalb sprach er zu ibr von der Weile und Einsamkeit der deutschen Kolonie und von den Polizeistattonen und von den Diamanten, und wie sie sich aushülfen bei karger Verpflegung, und von Dina und Jsak. Sie mit ihrer tveinenden Seele wäre jedem Menschen dank- bar gewesen, der sich um sie künimerte. Aber dieser Mann, der mit seiner Wahrheitsliebe und Nüchternheit das letzte Restchen Romantik vorsichtig von ihrem zornigen Afrikatraum weg schabte, tat ihr nicht wohl.Was schwätzt er daS alles gerade mir vor?" stöhnte sie am Abend, als sie in ihrer Koje lag und bohrte ihr Gesicht in die Kissen.Ich will das ja alles gar nicht hören. Ich will nach Hause. Ich will nur nach Hause." In d« Nacht wachte sie auf, und da waren ihre Nerven ruhiger vom Schlaf, und ihr Körper war tvarm ae- worden unter den Decken, und eine weiche laue Luft strich in die Kammer von Süden. Und sie mußte denket::Er sieht nicht schlecht aus. der Wachtmeister. Er ist groß, er ist blond,

er will auch nett sein. Und er ist, er ist doch der erste Mann, der sich richtig bemüht." Von Las Palmas an wurde an Bord gewettet:Die beiden Großen werden sich verloben, bevor der Dampfer in Mvakopmund Anker wirft." Und sie verlobten sich auch. Der Wachtnieister, weil er eine richtige weiße Frau brauchte, und sie, ja, weil er sie begehrte. Im übrigen waren sie sich am Tage der Hochzeit wie am ersten Tag ihrer Bekanntschaft nur in der� Schwere des Blutes und einer graden Gesinnung ähnlich, in ihren Wünschen und Freuden aber ganz verschieden. Um die Zeit, als das Schiff mit dem Wachtmeister von den Inseln auf Dakar zusteuerte, wo die französischen Leucht- turmwächter meistens schlafen, wenn sie ein Schrsfstelegramm aufnehmen sollen, klopfte Dina des Abends an des Sergean- ten Tür auf der Treimasterbuchtstation. Der Sergeant und der abkommandierte Gefreite saßen beim Abendbrot. Der Sergeant rief:Was willst Du, Willem?"Es ist nicht Willem," sagte Dina und trat herein.Ei, was willst denn Du?" fragte der Sergeant.Ich muß ein anderes Kleid haben." Der Sergeant und der Gefreite sahen das Mädchen an und sahen einander an. und dann lachten beide laut.Also nur gleich ein anderes Kleid."Ich muß ein anderes Kleid haben, der Baas kommt."Wer ist der Baas?" fragte der Gefreite. Dina drehte dem Gefreiten den Kopf zu und streckte das Kinn vor lind schloß die Lider und wandte das Gesicht mit den geschlossenen Augen dem Sergeanten zu und öffnete die Augen, aber behielt das Kinn in der Lust.Sergeant muß Jsak sagen: Jsak, Donnerwetter Kerl, man fix, der Baas kommt!" Der Gefreite schlug die Hände zusammen: So was? Das Mädchen ist wohl übergeschnappt." Der Ser- geant indessen erwiderte nicht unsteundlich:Ist das alles? Na. denn sieh zuerst, daß Deine eigene Arbeit gehörig in Trim kommt, Tina. Mit Jsak werd' ich mich mal unterhalten, und ein Kleid, hm wollen inal sehen. Wo abtreten!" T�ina sagte:Zu Befehl, Sergeant," und schlüpfte wieder hinaus. Der Sergeant wandte sich zu dem Gefresten:Es ist gar nicht schlecht, wenn die alte Ordnung hier wieder rin kommt." Der Gefreite erstaunte sich:Ordnung? Eigentlich," er sah sich um,es ist doch recht ordentlich auf der Station." a." sagte der Sergeant und lehnte sich zurück, daß der Stuhl krachte, und streckte beide Arine in die Höhe,Ja. Ich weiß nich', es war noch besser."Wer ist denn der BaaS?" fragte der Gefreite.Spricht sie vom Leutnant? Kommt der Leutnant jetzt?"Nein eben, sie meint de« Wachtmeister. Er und ich haben die Station hier aufgesetzt," entgegnete der Sergeant. Der Gefreite nickte:Das weiß ich. Nur, woher weiß sie, daß der Wachtmeister hier faLig ist? Der Wacht-

meister, der noch in Holstein herumkutschiert."Nc , aufm Dampfer wird er schon sein, ivcnn die Dina wirklich recht hat mit ihrem Urlaubskalendcr. Ich hab's selber nicht nackige- rechnet." Der Sergeant griff nach einer Zeitung und schob dem Gefreiten den Teil zu, den er schon gelesen hatte, aber der Gefreite hatte sich noch nicht ausgefragt:Urlatws- kalender? Die?"Wir wollen mal lesen," sagte der Ser­geant.Sehen Sie sich die Kratzer an in der Küche. Sie hat von mir oder weiß Gott von wem gehört, daß er 26 Wochen fortbleibt. Sie macht an jedem Sonntag einen Strich an die Wand, nun werden's wohl 24 sein." Als die beiden nach einer halben Stunde nochmals Blätter austauschten, nieinle der Gefreite:Merkwürdig ist das doch, daß die Braune so, so wild ist auf den Wachtmeister. Sie lvar wohl seine?" Ter Sergeant antwortete im Lesen:Ne, seine ivar se nich und wild auf ihn, dat is se ok nich." Der Gefreite starrte den Lesenden an und nabin sein Zeiwngsblatt nichts mehr auf. Beim Schlafengehen sagte er:Ich versteh' das immer noch nicht." Der Sergeant stemmte erstaunt die Hände in die Seite:Was ist denn mit Ihnen? Sind Sic etwa immer noch beim Wachnneister?"Bei dein braunen Mensch," tagie der Gefreite.Wenn der Wachtmeister nu mit'ner Frau kommt?" Da wurde der Sergeant böse und schalt:Schnack, Schnack, Schnack. Erstens machen Sie sich mal nich mit Ihren Gedanken hinter das Mädchen. Zweitens glauben Sie nich, daß Sie je'n Hottentotten oder'n Buschmann oder so irgend'nen Halbaffen auskundschaften werden, und drittens hat der Wachtmeister nichts mit zu tum Auren." In Lüderitzbucht fand die Hochzeit der Schiffsverlobten statt. Der Holsteiner tat ein paar Wochen Dienst in dem Hafenort, und die junge Frau ivar nickst glücklich und nickst unglücklich. Die Stadt und die Art der Menschen gefielen ibr gar nicht. Freude machte ihr, daß sie einen stattlichen Mann hatte und von ihm nach Hause schreiben konnte. Der Wacht- meister selbst verstand sich auf seilte Frau nicht besser als vor- ljer ans die Madchen. Er atmete die Luft, die ihm wohltat, und ritt mit verkniffenen Augen durch die Sonne und wartete auf den Befehl abzurücken in die völlige Freiheit einer Außen- station. Hin und wieder klagte ihm die Frau vor:Wie schrecklich� ist dieser Ort. Ohne eilt grünes Blast und mit seinem Sande und seinem Staube und seinen Steinen itnd seinem Durcheinander. Man glaubt sich immer in einem Bauhofe." Er fand die Klage recht natürlich und nickte dazu und klopfte ihr auf den Rücken und sprach halb väterlich und halb vergnügt:Es hat seine Schattenseiten ganz gewiß, aber das Gute kommt nach." Gerts- folgt,)