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r. 104.- 1915. Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Das Märchen vom Sankt Gotthard.

Von August Strindberg  .

( Schluß.)

Sinige Zeit später saben sic, wie das Goldene Pferd" nieder­gerissen wurde; wie die Kirche fortgetragen, Stüd für Stüd, und cine Strecke davon wieder aufgebaut wurde; sie sahen, wie das halbe Dorf rastert; wie Kasernen errichtet wurden; wie der Bach seinen Lauf änderte und das Mühlrad fortgenommen, die Fabrik geschlossen, das Vieh verkauft wurde.

Und dann kamen dreitausend schwarze Arbeiter, die italienisch sprachen. Da verstummten die schönen Lieder vom alten Schweizerland und den reinen Freuden des Frühlings.

Statt dessen hörte man Tag und Nacht ein Klopfen; und wo Barbarossas Ring geseffen hatte, wurde ein Bergbohrer einge­trieben; und dann begann das Schießen, denn da sollte der Tunnel durch den Berg.

Es war jest, wie man wußte, nicht so schwer, ein Loch durch die Klippe zu machen; es sollten aber zwei Löcher gesprengt werden, cins von jeder Seite; und die beiden Löcher sollten sich treffen, genau wie ein Nagel, und daran glaubte niemand, denn es war cine und eine halbe Meile zu sprengen. Eine und eine halbe Meile!

beginnen!"

Wie, wenn sie sich nicht treffen? Dann müssen sie von neuem Aber der Oberingenieur hatte gesagt: fie werden sich treffen. Und Andrea von der italienischen Seite, er glaubte an den Oberingenieur; denn er war selbst ein treffsicherer Kert, wie wir wissen. Darum trat er in die Arbeiterschar ein und wurde erster

Mann.

Das war eine Arbeit, die Andrea paßte. Das Licht der Sonne, die grünen Matten und die weißen Alpen   befam er nicht mehr zu schen; aber er glaubte sich einen eigenen Weg zu Gertrud zu sprengen, den Weg durch den Berg, den er in einem großspreche­rischen Augenblick zu kommen gelobt hatte.

Mittwoch, 5. Mai.

als erster Mann im italienischen Tunnel und schlug auf seinen Er war in seine italienische Jägertracht gefleidet, hatte eine Feder Bohrer. Die Luft war knapp und erstickend, so daß er Ohrensausen am Hut, eine Büchse auf der Achsel und ein Ränzel auf dem hatte. Da hörte er ein Tiden, das dem Laute des Holzwurms Rücken; war weiß im Gesicht und an den Händen. glich, der Totenuhr genannt wird.

it meine lebte Stunde gekommen?" dachte er. " Deine leste Stunde!" antwortete etwas in ihm, oder außer ihm. Und er erschrat.

so

Folgenden Tag hörte er wiederum das Ticken, aber deutlicher, daß er glaubte, es sei die Uhr, die er trug.

Aber den Tag darauf, der ein Festtag war, hörte er nichts; und jetzt glaubte er, es sei nur das Chr; und da wurde er bange, ging in die Messe; und in stillen Gedanken flagte er über die Inbeständigkeit des Lebens. Die Hoffnung hatte ihn getäuscht, die Hoffnung, den großen Tag zu erleben, die Hoffnung, den aus­gefeßten großen Preis zu bekommen für den ersten Bohrer, der durch die Wand ging, die Hoffnung, Gertrud zu bekommen. Am Montag stand er jedoch wiederum am meitesten vorn mit seinem Bohrer, aber verzagt; denn er glaubte nicht mehr, daß sie die Deutschen   im Berge treffen würden.

Er schlug und schlug, aber ohne Haft, wie sein geschwächtes Herz nach der Tunnelfrankheit schlug. Da hörte er auf einmal etwas wie einen Schuß und ein gewaltiges Krachen, aber innen im Berge, auf der anderen Seite.

Und nun ging ihm ein Licht auf: sie hatten sich getroffen. Zuerst fiel er auf die Knie und dankte Gott; dann erhob er sich und fing an zu schlagen. Er schlug Frühstück über, Mittag über, Rastzeiten und Abendbrot über. Er schlug mit dem linken Arm, wenn der rechte einschlief. Dabei dachte er an den Oberingenieur, Der mitten vor der Wand gestürzt war; und er sang das Lied der drei Männer im feurigen Ofen, denn die Luft brannte gleich­fam um ihn, während das Wasser von seiner Stirn troff und die Füße im Lehm standen.

Schlag sieben, den 28. Januar, fiel er vornüber gegen den Bohrer, der mitten durch die Bergivand flog.

Ein schallendes Hurra von der anderen Seite weckte ihn, und er berstand, verstand, daß sich sich getroffen hatten, daß die legte Stunde seiner Mühen gekommen, und daß cr Besitzer von zehn­tausend Lire war.

Acht Jahre stand er in der Dunkelheit und führte ein Hunde­Ichen. Nackend stand er meist, denn es herrschte da eine Wärme Da, nach einem furgem Seufzer an den Allerbarmer, legte er von dreißig Grad. Bald stießen sie auf die Quelle eines Flusses, den Mund ans Bohrloch, flüsterte, so daß niemand hörte:" Ger­und dann lebte er im Wasser; bald trafen sie ein Lehmlager, und trud"; und darauf brachte er ein neunfaches Hurra auf die Deut­dann lebte er in Schmus. Fast immer war die Luft verdorben, schen aus. und die Kameraden stürzten; aber es tamen neue. Schließlich Um elf Uhr nachts hörte man ein schallendes Aufgepaßt!" stürzte Andrea auch und wurde ins Krankenhaus gebracht. Da von der italienischen Seite, und mit einem Gefrad), wie von Be­

bekam er die Vorstellung, die beiden Tunnels würden sich niemals treffen, und das quälte ihn am meisten. Sich niemals treffen! Es lagen auch Leute aus Uri im Saale   und phantaficrten; ihre ständige Frage in fieberfreien Augenbliden war:

Glaubt Ihr, daß wir uns treffen werden?"

Ja, niemals hatten Tessiner   und Urileute so danach verlangt, fich zu treffen, wie hier unten im Berge. Sie wußten, wenn sic ſich trafen, würde tausendjährige Feindschaft aufhören und die Versöhnten einander in die Arme fallen.

Andrea war gesund und kam wieder in Gang. Er machte 1875 den Streit mit; warf einen Stein, wurde ins Loch gesteckt, aber famt wieder heraus.

Im Jahre 1877 brannte Airolo  , sein Geburtsdorf, ab.

Jekt habe ich meine Schiffe hinter mir verbrannt; und jetzt muß ich vorwärts," sagte er.

lagerungsfanonen, stürzte die Wand ein. Deutsche   und Italiener  fielen sich in die Arme und weinten, pie Italiener füßten sich, und alle fielen auf die Stnic, ein Te Deum   laudamus fingend. Es war ein großer Augenblic; und es war 1880, dasselbe Jahr, in dem Stanley mit Afrifa fertig wurde und Nordenskiöld mit der Vegafahrt.

Als der Lobgesang auf den Ewigen verstummt war, trat ein Arbeiter von der deutschen   Seite hervor und reichte den Italienern ein zierlich geseztes Bergament. Es war eine Ehren- und Ge­denkschrift auf den Oberingenieur Louis Favre  .

Gr sollte zuerst den Tunnel passieren, und Andrea sollte sein Ehrengedächtnis und feinen Namen auf dem kleinen Arbeitszuge nach Adrolo führen. und das tat Andrea getreulich, auf einem Schiebepagen vor der Lokomotive fizend.

Im Jahre 1879 wurde der 19. Juli ein Tag der Trauer. Der Das war ein großer Tag! Und die Nacht war nicht kleiner. Cheringenieur für den ganzen Tunnel war in den Berg hinein­Es wurde Wein in Airolo   getrunken, italienischer Wein; und gegangen, um zu meſſen und zu rechnen; und wie er da stand, es wurde Feuerwerk abgebrannt. Es wurden Reden gehalten, auf hefam er einen Schlag und starb! Mitten auf der Bahn! Da Louis Favre  , Stanley und Nordenskiöld; es wurde eine Rede auf hätte er fein Grab bekommen sollen, wie ein Pharao, in der den Sanft Gotthard gehalten, den geheimnisvollen Bergstod, der größten Steinpyramide, die es gibt; und sein Name, Favre  , hätte Jahrtausende eine Scheidemand zwischen Deutschland   und Italien  , da cingerigt werden sollen. Indessen: die Jahre vergingen. Andrea sammelte Geld, Gr- zwischen Nord und Süd gewesen war. Ja, allerdings ein Son­fahrung und Kraft. Göschenen   besuchte er nie; aber einmal in beren, aber auch ein Sammler. Denn der Sanft Gotthard hat Dagestanden und sein Wasser chrlich geteilt zivischen dem deutschen  Jahre ging er nach dem Heiligen Wald und sah sich die Verwüstung Rhein   wie der französischen   Rhone  , der Nordsee   wie dem Mittel­

an, wie er es nannte.

Er fah Gertrud nie, schrieb nicht an sic; das brauchte er nicht, denn er lebte mit ihr in seinen Gedanken, und er fühlte, daß er ihren Willen bekommen hatte.

Im siebenten Jahre starb der Amimann, in Armut.

*

Welches Glück, daß er arm war!" dachte Andrea; und so haben nicht alle Schwiegersöhne gedacht. Im achten Jahre geschah etwas Werkwürdiges. Andrea stand

Dina.

meer.

,, Und dem Adriatischen," unterbrach ein Tessiner  .

Bitte, vergessen Sie den Ticino nicht, der Italiens   größten Fluß, den gewaltigen Po, speist. Bravo  , Besser! Es lebe der Cantt Gotthard, das große Deutschland  , das freie Italien   und das herrliche Frankreich  !" Es war eine große Nacht, auf einen großen Tag. Folgenden Morgen stand Andrea auf dem Ingenieurbureau. Das just an diesem Tage des Holsteiners Frau so sehr idunälsüchtig sein nnußte. Der Wachtmeister hielt das Lächeln fest auf feinem Gesichte mit immer größerer Mühe. Ganz mehe waren ihm die Marsseln, ganz berzerrt wurden ihm die Eine Erzählung aus Südwestafrifa von Hans Grimm  . Züge. Da meinte die Frau, es sei lauter Hohn, der den Nein, wie über den Empfang konnte sich des Holsteiners Mann so still und seine Mienen so sehr zur Grimasse mache, Frau über Dina und Jsat und das Haus nicht beklagen und und hin und her suchten ihre springenden Gedanken nach alle drum und dran, geschweige denn über ihren Mann und einem Schimpf, der spizig genug wäre, ihn endlich heraus­die vierzehn Vorposten. Aber sie verstand ihr Handwerk nicht. supeinigen aus seiner eingebildeten Maske. Und Dina fiel Dina? Das muß ich be­Es gibt ein stummes Geschehen bei den Menschen, dem ihr ein. Sie fuhr zusammen, fein Stift folgen fann. Ein Schieben und Verschieben, ein denken." Sie wurde plöglich ſtunim und saß in sich gefehrt. Zerflattern und Sammeln, ein Lösen und knüpfen gemal- Der Solsteiner tastete schon nach einem runden Worte. Er tiger Schicksalsfräfte in den Seelen, tiefer als die fiefften ahnte nicht, daß in dieser Bause die bösen Geister feine Che Grübler graben, und langsamer als die vorsichtigsten Ge- um ihren legten armen Wert brachten. Als die Frau auf danken sich reihen können. Gewebe, in denen wir gefangen stand, schalt sie nicht mehr. Der Stolz verschlug ihr die find, liegen eines Morgens sichtbar und fertig da. Wir Scheltlust. Ich habe alles durchschaut. Ich. Ich. Mir ist's wie Schuppen von den Augen gefallen. Jest weiß ich alles. glauben's ihnen nicht. Wir gehen Tage und Wochen lang Den ganzen Schwindel hab ich raus," redete es in ihr. Sie Masche nach Masche ab. Wir beobachten, wir werden bewußt, faßte die Klinte, den Kopf weit zurück im Nacken, da war der wir dünken uns klug, wir wehren uns. Ach Gott, was wir Mann an ihrer Seite. merfen, ist längst vollzogen. Ja, schön," sagte er, vir wollen den Schakal ansehen, Der Wachtmeister war am bergnügtesten immer zur den Willen gefangen hat in der Nacht. Das Fell hat uns gleichen Zeit und an derselben Stelle seines Tages. Dort, ivo man um die Arche biegt und zum letzten Male die Station noch gefehlt. Es wird eine feine Decke für Deine Leute in Hamburg  . fieht beim Abtritt und zum ersten Male bei der Heimkehr, lag die Stelle. Dort freute er sich in die Frühe hinein, daß Was? Was will er?" überlegte sie. Es fiel ihr ein, wie die Arbeit begann in der großen Freiheit, und dort freute er fie geplant hatten, die Schakalfelle zu einem Belzwerk zu fich anreitend, der Ruhe und seinem Weibe entgegen. Die ſammenzuseßen zu lassen für ihre Verwandten. Sie wollte Bergnügtheit des Morgens blieb ihm amt längsten. Sie ihm nicht antworten, aber er hatte gleich ihr die Hand an änderte sich nur leise in der Art. Es wurde ein Aufatmen der Klinke. Wenn's denn nicht anders sein soll," dachte sie daraus, bei dem das unter dem Reiter schreitende Pferd in und fragte darauf ruhig: Trab, das trabende in Galopp fällt. Die Vergnügtheit des

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Was gibst Du die Decke nicht lieber dem Hurenmädchen? Feierabends schwand viel schneller. Hätte ihn einer gefragt: Da hättest Du noch was von!" Wachtmeister, was ist mit Deinen Augen? Der Feierabend- Des Holsteiners Hand verließ die Tür und traf sich mit alanz ist fort. Wachtmeister, was ist mit Deinem Munde? seiner anderen Hand gerade vor der Brust. Die beiden Hände Ein starrer Strich ist er geworden, als möchten die Zähne preßten aufeinander. Er stand da wie ein Betender und jah nicht mehr voneinander laffen." Seine ruhige Antwort wäre und sah....

So, Du bist iezt zufrieden mit dem Tunnel," sagte der Sasseningenieur, oder der Geldmann, wie sie ihn nannten. Nun, das kann Dir niemand verdenken, und es ist ja auch nur noch Maurerarbeit übrig. Also die Abrechnung!"

Der Geldmann schlug ein Buch auf, schrieb einen Zettel und zählte zehntausend Lire in Gold auf. Andrea schrieb sein Zeichen, steckte das Gold ins Ränzel und ging. Er warf sich auf einen Arbeitszug, und in zehn Minuten war er bei der gefallenen Scheidewand.

Feuer brannten im Berge auf beiden Seiten gegen die Richt­scheine, die Arbeiter hurraten auf Andrea und schwenkten dic Müßen. Es war herrlich!

In zehn Minuten wieder war er auf der deutschen   Seite. aber als er das Tageslicht in der Oeffnung say, hielt der Zug und er stieg aus.

So ging er dem grünen Licht entgegen und sah das Dorf wieder, Sonnenlicht und Grün, und das Dorf lag da, neu auf­gebaut, strahlend, schöner als früher. Und als er hintam, grüßten die Arbeiter ihren ersten Mann.

Geradeaus auf ein kleines Haus Tenkte er seine Schritte, und unter einem Walnußbaum neben den Bienenförben stand Gertrud, still, schöner, milder, gang als hätte sie dagestanden und auf ihn gewartet, acht Jahre lang.

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Jezt komme ich," sagte er, so wie ich fontmen wollte! Folgst Du mir in mein Land?"

Jch folge Dir, wohin Du willst!"

Den Ring hast Du bereits; ist er noch da?" Er ist noch da!"

Dann gehen wir sofort! Nein, nicht umfchren; nichts darfst Du mitnehmen!"

1nd sie gingen Hand in Hand! Aber sie gingen nicht durch den Tunnel.

Auf den Berg hinauf!" sagte Andrca, und lenkte in den alten Pazweg ein. Durchs Dunfel ging mein Weg zu Dir; icht ( Uebersetzt von Emil Schering  .) ill ich in Licht leben mit Dir, für Dich!"

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Jn den französischen   Schühengräben. Giuseppe Devione erzählt in der Turiner   Stampa  " in tage­buchartigen Aufzeichnungen von seinen Besuchen an der französi­ schen   Kampffront. Aus dem Kapitel" In den französischen   Schüßen­gräben mögen ein paar Stellen hier wiedergegeben sein: .. Gestern abend hatten wir ein üppiges Essen an der Tafel von... in Reichweite der deutschen   Kanonen: ausgezeichnete Gerichte, gut gepflegte Weine und zuletzt Klavier- und Violin­fonzert. Es fehlten nur die deutschen   Kanonen; aber man kann nicht sagen, daß sich darüber jemand beschwert hätte. Als die Tafel aufgehoben wurde, ward uns eine freudige Ueberraschung zuteil: der General.. gestattete uns einen nächtlichen Ausflug zu den vordersten Schüßengräben. Mondlose, heitere, sternenhelle Nacht. Die Stirche von..., die von den deutschen   Granaten zerrissen ist, street die schwarzen, phantastischen Umrisse ihrer zerschossenen Türme zum funkelnden Himmel empor. Wir verlassen das in Schlaf und Finsternis begrabene Dorf, steigen eine steile Anhöhe hinan und flettern dann wieder hinab ins Flachland. Wir sind nur ein paar Kilometer von der Front entfernt. Aus der Ebene erhebt sich das wirre, andauernde Getöse nahen und fernen Schießens. Von Zeit zu Zeit zeigen fich am Himmel leuchtende Raketen, die die Nacht erhellen: weißer die deutschen  , länger die Nach kurzer Wanderung auf der Landstraße französischen. schlagen wir einen in den Boden hineinführenden Seitenweg ein; die Franzosen nennen einen solchen tiefen, schmalen Graben, der zahlloje Abzweigungen nach der Ebene hin hat und dem Feinde vollständig verborgen ist, bohau", Darm. Alle französischen  Schüßengräben der vordersten und der zweiten Schlachtlinie werden purch ein ausgedehntes Nez folcher" bohaug" bedient; man schäßt, daß auf einer Front von 50 Kilometer mindestens 300 Kilometer boyaur" und geschüßter Verbindungswege vorhanden sind. Aber es ist nicht besonders angenehm, durch diese finsteren Därme qu wandeln: cin zäher, glitschriger Schlamm steigt einem bis an dic Snöchel; man muß jeden Augenblick, unt das Gleichgewicht wieder­dem Sergeanten und bald nach dem Gefreiten. Als sie nicht länger verweilen fonnte, brachte sie stockend heraus: Sergeant ich möchte fragen.

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,, Was denn?" murrte der Angesprochene.

Dina redete sehr schnell, wohl merfend, es sei auch hier eine üble Stunde:" Der Wachtmeister, warum schlägt er die Frau nicht?"

Sie befam feine Antwort. Raus," schrie der Sergeant. Du Ausberschämte Du, raus. Sonst mache ich Dir Beine!" Dina sprang fort wie eine aufgejagte Rabe.

,, Was heißt das?" fragte der Gefreite, nachdem er sich eine Beitlang schweigend gewundert hatte.

,, Hätte ich sie etiva fragen sollen? So was überlaß ich andern. Aber das rat ich, daß vor mir keiner das fut." Mit kurzen Knöchelschlägen auf den Tisch bekräftige ber Sergeant seine Drohung. Davon redet niemand," sagte der Gefreite. Daß da drüben sich die Dinge verkehrt entwickeln, weiß ohnehin schon jeder. Auf allen Stationen wird es besprochen."

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Wahrhaftig? Wahrhaftig?" spottete der Sergeant. und da sigen dann Sie wohl bei und quatschen." Er wurde böse. Aber seit wann is denn der Cand so ' ne Slatsche geworden wie die Lüderizbucht? Seit wann geht denn auf einmal alles so gottverdammit quer? Na ſchön, ich bin am längsten hier gewesen. Ich gebe Ihnen aber' n Rat, den können Se sich übers Bett hängen mit gemalten Veilchen brum: Beiraten Se nich, junger Mann."

Wenn des Wachtmeisters Lieblingshund, von dem Dina alles ertrug, sich nur einmal gegen den Herrn gekehrt hätte, hätte Dina verstanden, das Tier unauffällig zu quälen. Scheinbar zufällig wäre ihm das Futter vergessen worden, heißes Wasser wäre durch des Tieres ungeschid verbrühend über ihn geflossen und dergleichen. Seitdem Dina spürte, daß in des Wachtmeisters Haus nicht alles zusammenstimmte, begann sie den Wachtmeister an seinem Weibe zu rächen. Fragt eine Frau, wie das gemacht wird. Fragt eine Frau,

ob ein Dienstbote ohne nachweisbare Unachtsamkeiten oder

gewesen: Ich bin müde, Mann, der Dienst ist stramm, der So ist's recht," fuhr die Frau gleichmäßig fort, ber- richtige Unarten, von Haupt- und Staatsverbrechen ganz zu Ritt war weit." Es fragte ihn niemand, und er fragte sich stell Du Dich man immer weiter. Aber die Person, die kann schweigen, nicht der Herrschaft einheizen kann. Als des Wacht­felbst am wenigsten, bis die Stunde fam, in der er, von kurzent das nicht so recht. Wie sie ihm nachsteht, wie sie ihm zu meisters Frau die Vorsicht aufgab an jenem Lage und ihren Wege wiederkehrend, erschraf bei dem Anblid seines Hauses springt und das eifrig dem Stalle zustrebende Tier verhielt und Der Solsteiner änderte seine Stellung nicht, doch er ant. Sa in die Welt hinausschrie, ließ auch Dina die Borjicht ant- fahren-in Abivesenheit des Wachtmeisters. Sic loa die schaudernd spürte: Draußen, draußen in Sande   ist mein wortete leise und zaghaft und bittend fait, wie sonst Männer fettesten Lügen, ihr Ungehorsam wurde ungeheuerlich, fic Friede. Er versuchte darauf auch sich zu antworten: Schnad, gar nicht reden, oder nur zerbrochene Männer: ich bin müde," und wußte, während er es murmelte, daß er" Sie versucht mir ein Gutes zu tun, Lotte... fich belog. Und nun redete er erst recht und lächelte sogar," Ein Gutes? Ein Gutes?" Die Frau lachte gellend auf, Ivie das etwa ein großer Junge tut, der einer Mutter nicht und dann war sie draußen und klappernd fiel die Tür hinter das ängstliche Herz zeigen mag: Nein, nein wirklich, ich bin ihr zu.

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wollte entdeckt werden. Bog der Herr um die Arche, änderte fie die Taktif. Niemand konnte dann bereitwilliger sein, und da ihr gegeben war, was der Herrin völlig fehlte, dem Manne an den Augen die Wünsche abzulesen, und zu vermeiden und ihm aus dem Wege zu räumen, was den Berstörten auf­nur so müde. Man wird ja auch einmal schlapp nach fleiner Am Abend dieses Tages zögerte Dina beim Abräumen bringen fonnte, war sie ihm eine so vorzügliche Dienerin ic Arbeit." Mit dem Lächeln fam er an die Haustür. des Tisches im Junggesellenquartier und schielte bald nach seinem Weibe eine Qual. ( Forts. folgt.)