it. 107.— 1915. Unterhaltungsblatt öes Vorwärts s»" SN-U
Katheöerpatriotismus. Im neuesten Heft des„ M ä t- z* nimmt sich der Abgeordnete Konrad Hautzmann den Professor toornBort vor. Er stellt ihn den kämpfenden Soldaten gegenüber, die frei von Ileberhebung und ohne Verächtlichkeit gegen den Feind ihre Pflicht tun. Haustmann führt dann im wesentlichen aus: ... Keiner hält sich für einen Helden. Das ist die echte Tapferkeit, das ist der schlichte Heroismus der selbstverständlichen Männlichkeit. Weil das so ist, wozu bedarf es dann deutscher Profesforen- Bücher, die ausposaunen:„Wir sind Helden, wir waren Helden und wir Bleiben Helden!" Der Mangel an Selbstlob, Ruhmredigkeit und Dünkel ist eines der Kennzeichen schlichter Helden und gute deutsche Wesensart. Es ist in diesen neun Monaten mit der Tinte schon viel« Aus- schweifung getrieben worden und vor allem haben sich Professoren- auffätze als Vorträge oder unmittelbar als Druckerbogen in reich- lichem Strom über die deutsche Heimat ergossen. Rur ein Bruchteil davon hat inneren Wert. Die entschlossene Bevölkerung bedarf der Scharfmacherei so wenig als der Belehrung. Run fühlt aucki Professor Werner Sombart den Drang, wieder etwas drucken zu lasten und sein Buch„Helden und Händler" weist so viele Hauptmängel und Ansteckungsherde auf, daß man an ihm ein Exempel statuieren kann und deshalb darf, weil es der waffentragenden Jugend zugeeignet ist und sie in die Bahnen einer eitlen Selbstgefälligkeit lenken möchte. Wir geben zur Kennzeichnung die blühendsten Sprüche wieder, wollen aber vorausschicken, daß Herr Professor Sombart sich an einer Stelle seiner Broschüre mit überraschendem Nachdruck gegen jede territoriale Expansion Deutschlands ausspricht und nur der geistigen Expansion das Wort redet. Ob er sie erleichtert, mag der Leser beurteilen. Die Mitel der Argumentation erhellen aus der Inhaltsangabe der Abschnitte: l.„Der Glaubenskrieg"; 2»Englisches Händler- tum"; 3.»Deutsches Heldentum"; 4.»Sendung des deutschen Volks". Den Auftakt bildet die Behauptung, der Krieg sei ein»Kampf der Weltanschauung", also ein.Glaubenskrieg" zwischen Deutschland und England. Hier verwechselt Sombart „Rivalität" und»Welt- anschauung", um sofort dazu überzugehen, England wegen seiner Weltanschauung als minderwertig herunterzureißen unter anderem mit folgenden Kraflsprüchen: „Die Grundlage alles Engländertums ist ja wohl die unermeß- liche geistige Beschränktheit dieses Volks." »Die englische„Unfähigkeit", sich auch nur um Handbreite über die greifbore und alltägliche„Wirklichkeit" zu erheben." „Ebenfalls von altersher den Engländern eigentümlich ist ihr Dünkel." „Der infamste Spruch, de» je eine Händlerseele hat aussprechen können: handle„gut":„damit es dir wohlgehe und du lange lebest auf Erden", ist der Leitspruch aller Lehren der englischen Ethik ge- worden. Das.Glück" ist oberstes Ziel des menschlichen StrebenS. »Das größte Glück der größten Anzahl", so hat Jeremias Bentham dieses hundsgemeine„Ideal" für ewige Zeiten in Worte geprägt." „Daß schon die Ideen der Reformation eingeführte Fremdgüter waren, maäo in Gennany, haben sie uns heute noch nicht vergessen. Aber was sie wiederum meisterlich verstanden haben, war die An- Passung ihres soi-disani. metaphysischen Bedürfnisses an ihre Händler- Interessen. Der liebe Gott ist in den allgemeinen Geschäftsbetrieb ganz vortrefflich geschickt eingeordnet. Die Engländer sind sogar ..tolerant" in religiösen Fragen geworden: das verträgt sich weit besser mit dem Prositmachen und dem Behaglichen als eine hals- srarrige Orthodoxie." „Daß gerade ein strengreligiöses oder, sagen wir lieber, kirch- liches Leben nicht vor der Erfüllung mit händlerischem Geiste schützt, dafür liefert ja England, das Stammland dieses Geistes, den besten Belag. Man kann also sehr wohl jeden Sonntag in die Kirche gehen und doch ein— Händler sein." „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" sind echte und rechte Händlerideale, die nichts anderes bezwecken, als den Individuen be- stimmte Vorteile zu verschaffen." „Kein geistiger Kulturwert kann aus Händlertum erwachsen, Nicht jetzt und nicht in alle Ewigkeit. Aber sie wollen auch keine geistige Kultur." Und Sombart versteigt sich bis zu dem Schmähwort: „Die Pöbelart des englischen Gedankens!" Derartig redet sich ein deutscher Professor, der als Vertreter der deutschen Wissenschaft bei jeder Gelegenheit das Wort ergreift, in die blinde Wut hinein. Er, der an anderer Stelle England die Wistenschaftlichkeit abspricht, dokumentiert deutsche Wissenschaftlichkeit durch diese oberflächliche Leidenschaftlichkeit!
Wir Deutsche haben ein Recht, gegen die Politik Englands im Jahr 1S14/1S und zuvor Klage und Anklage zu erheben. Aber auch mitten im Krieg wollen wir die deutsche Gerechtigkeitsliebe nicht un- deutsch verleugnen und dem Vaterlande der Newton. Shakespeare , Bacon , Earlyle, Darwin , Jenner. Sveneer den Kultur« und Menschheits- wert obstreiten, womit wir nicht England, sondern Deutschland wehe tun. Daß ein Jugendlehrer solch schief gewickelte Urleile, die weder von dem Volk noch von der Wissenschaft in Deutschland geteilt werden, zum besten gibt, ist nicht minder absonderlich, als daß ein Handelskammersyndikus und Handelshochschullehrer seine patriotische Ausgabe in der Prostituierung des Handelsgeistes und Händlertums suchen zu sollen glaubt. Er ist sich der komischen Wirkung nicht be- wüßt, die der Tatsache entspringt, daß der Krieg, den er segnet, weil er die Händler niederwerfen soll, für freie Meere und freien Handel von Deutschland geführt wird. Aber die Karikatur, die Professor Sombart von dem Anteil Englands an der Geistesarbeit der Jahrhunderte entwirft, soll nur die Folie bilden, von der sich der deutsche Geist abhebt. Dieser wird, und zwar nicht hauptsächlich auf dem Gebiet der Waffen, sondern vor allem auf dem des Geistes, schlechthin als der ausschließliche Menschheitsheldengeist charakterisiert. Die Stichworte sollen wörtlich gegen ihren Autor zeugen: „Denn um dieses Entweder-Oder handelt es sich ja immer: Händler im Sumpf, den inan Kommerzialismus, Mammonismus, Materialismus, Sportismus, Komfortismus oder wie sonst noch be- nennen mag; oder Held auf der Höhe des Idealismus." „Aufgabe kann nur diese sein: deutsche Helden zu erziehen. Heldische Männer und heldische Frauen." „Als das englische Weltreich fertig dastand, in dessen Grenzen alles wahre Menschentum verdorrt war: am Ende des 18. Jahr- Hunderts, da war im Bereiche des deutschen Wesens der freie, geistig-sililiche Mensch zur Vollendung gelangt:„der reifste Sohn der Zeit"." »Und Friedrich Nietzsche ist nur der letzte Sänger und Seher gewesen, der, vom Himmel hoch daher gekommen, uns die Mär der- kündet hat, daß aus uns der Gottessohn geboren werden soll, den er in seiner Sprache den Uebermenschen nannte." „Und von dem Gesindel der CasshauSIiteratur ist gerade Nietzsche , den sie nicht verstanden, und den sie darum ins Gemeine umdeuteten, mißbraucht' worden, um sie in ihrem Genußleben und in ihrem Händlergeiste zu bestärken." »Also Freiheit vor allem von der unerträglichen Sklaverei der öffentlichen Meinung, unter deren Joche die englische Nation seufzt." „Und möchte vor allem drei Viertel unserer„Intellektuellen", vor allem unserer„Schaffenden" bei dieser Gelegenheit gleich der Teufel holen." „Und nun möge auch die Technik ihren EroberungSzug ruhig fortsetzen; nun bangen wir uns nicht mehr. Jetzt wissen wir, wozu. Die 42-Zentimeter-Mörser, die feldgrauen Uniformen, die bomben- werfenden und auskundschaftenden Flugapparate, die Unterseeboote haben uns ivieder einen Sinn des technischen Fortschritts offenbar gemacht. Auch daß unsere Eisenbahnen so gut funktionierten, haben wir mit einem Male als hohen Wert schätzen gelernt, seit sie Hinden- bürg in 12 Stunden durch Deutschland an die Ostgrenze brachten." DaS ist die Bedrohung des Vaterlandes durch auswärtige Feinde. Sie also gehört notwendig zu dem Jdealbilde, das wir uns von dem zukünftigen deutschen Volke machen. Das Gerede von dem„Zusammengehören" dieser beiden„stam- mesverwandten" Völker: der Engländer und der Deutschen , wird nun hoffentlich endgültig verstummen. „Wr müssen auch die letzten Reste des alten Ideals einer fortschreitenden„Menschheits"enlwicklung aus unserer Seele aus- tilgen." „Weshalb es das ist, soll diese kleine Schrift erweisen: weil es sich zur heldischen Weltanschauung bekannt, die allein in dieser Zeit den Gottesgedanken aus Erden in sich schließt." Nun begreifen wir aber auch, warum uns die andern Völker mit ihrem Haß verfolgen: sie verstehen uns nicht, aber sie empsinden unsere ungeheure geistige Ueberlegenheit. So wurden die Juden im Altertum gehaßt, weil sie die Statthalter Gottes auf Erden waren, solange nur sie die abstrakte Gotlesidee in ihren Geist aufgenommen hatten. „Und sie gingen hocherhobenen Hauptes, mit einem verächtlichen Lächeln auf den Lippen, durch das Völkergewimmel ihrer Zeit, auf das sie von ihrer stolzen Höhe geringschätzig herabsahen." „So sollen auch wir Deutsche in unserer Zeit durch die Welt gehen, stolz, erhobenen Hauptes, in dem sicheren Gefühl, das Gottes - voll zu sein." „Deutschland ist der letzte Damm gegen die Schlammflut des Kommerzialismus, der sich über alle anderen Völker entweder schon ergossen hat, oder unaufhaltsam zu ergießen im Begriff ist." „Und halb zivilisierte oder Naturvölker zu erobern, um sie mit deutschem Geiste zu erfüllen, danach steht unser Begehr auch
Dina. Eine Erzählung aus Südwestafrika von HansGrimm. (Schluß.) Die Frau gehorchte. Sie merkte erst, daß sie gehorcht hatte, als sie im Wohnzimmer faß. Sie versuchte sich zu er- innern:„Habe ich Jsak und den Hottentotten auch fortgewiesen, wie das sein sollte?" Sic stand mühsam auf und�sah hinaus. Isak und der Hottentott waren fort, und auch die Schwelle des KochhauseS war leer. „Nun muß ich noch einmal denken." sagte sie.„Was wird also nun? Was ist das mit Dina? 3KlS wtll er mit Tina? Wie lang' muß ich hier sitzen bleiben?" Tina klopfte. Die Frau fuhr zusammen, und dann schrie sie:„Was ist geschehen?" Tina kam herein. Sie war grau trotz ihrer Farbe. Ihre Augen bewegten sich unaufhörlich vor Furchtsamkeit. Die Frau in ihrem Haß dachte:„So sieht ein Dieb aus, der eingefangen und gebunden ist und Prügel erwartet." Sie stieß hervor:„Also schnell?" Dina hielt sich an der Türe fest und sprach hastig und versprach sich und war schwer zu verstehen; Der Herr brautbe Kost. Der Herr babe Jsak nach dem Märchental geschickt mit der Meldung. Und sie hätte nur getan, was der Herr besohlen habe, viie hätte nicht gewollt.'Sei Jesus Christus , sie hätte nicht ge° flÄllt. Als die Frau mit schreienden Fragen ibr zusetzte, antwortete Dina gar nichts mehr und starrte zu Boden. Die Frau ging an ihr vorüber zum Kochhaus und vom Kochhaus zur Futterkammer. Der Wachtmeister saß auf der Futterkiste. Der rechte Ann war verbunden und verschnürt, mit der Linken preßte er aus den Verband. Ter Wachtmeister borte die Schritte und flüsterte:„Tina, gib mir zu essen.. daß �ich Kraft bekomme." Die Frau antwortete: bin es. Drüben ist es doch bequemer." Sie gab ibm zu eisen. Sie führte den Löffel zu seinem Munde und das Glas wie eine Maschine. Als er stärker war, stützte sie ihn und brachte ihn hinüber in das Haus. Da er nickt liegen wollte, schob sie ihm den Korbstuhl hin. Ten andern Stubl nahm sie und nähte, und sie fragte und sagte und dachte nichts, und der Wachtmeister hielt die Augen geschlossen. Am Abend kam Jsak vom Märchental. Er habe nur den
farbigen Polizeidiener getroffen, aber die Meldung zurückgelassen. Dina erstattete der Frau für den Bruder Bericht vor dem Wohnzimmer. Als sie geendigt hatte, zögerte sie und fragte dann mit gedämpfter Stimme:„Schläft der Baas jetzt?" Die Frau nickte. Da fragte Tina leise weiter: „Bleibst Du bei dem Baas?" „Gewiß." sagte die Frau hart.„Was soll das?"„Ter Baas hat keine Hand mehr." Tina tippte auf die reckte Hand, sie sprach langsam und leise.„Ter Baas kann nicht fechten, der Baas kann kein Werk tun. der Baas ist ein Kind geworden."„Schivatz keinen Unsinn," sagte die Frau,-„waS willst Tu?" Dina zuckte mit den Achseln:„Kann der Baas für nnch fechten ohne Hand? Kann der Baas schießen ohne Hand? Kann der BaaS mir Kost geben ohne Hand? Nein, der Baas kann dies nicht tun. Ich will nicht dem Sergeanten gehören und nicht dem Gefreiten und nicht dem Leutnant und nicht dem Missionar. Ich will niemand von diesen gehören. Ich gehe fort zu Prussian Frank, und der Hottentott..." Da unterbrach die Frau das Mädchen ärger- Iich:„Nun habe ich genug von Deinen Dummheiten; der Herr wird Dich schon lehren morgen." Im Stillen meinte sie wohl: „Meinetwegen sollst Du braunes Mensch und Dein buckliger Bruder und der alte Affe hingehen, wo der Pfeffer wächst." Bald nach Sonnenaufgang erschien einer der Polizisten vom Märchental. Er klopfte an J>as Kochhaus und sah in den Bambusenpontok und in den Stall, aber es war niemand zu finden, der ihm dos Pferd abnahm, lieber seinem Hantieren und der Unruhe der Hunde wurde die Frau wacb. Sie kam zu ihm heraus. Der Polizist grüßte und wartete nicht, ganz atemlos redete er:„Der Wachtmeister hat melden lassen, der Hengst habe ihn abgeworfen weit draußen und habe ihm die Hand zerschlagen, und es fei so schlimm ge- worden, daß er sich selbst die Hand habe abnehmen lassen. Und der Bursch hat erzählt, seine Schwester habe die Hand abgeschlagen, die Dina, Ihr Mädchen hier. Ist das nun.. —„Es ist wahr." antwortete die Frau. —„Und der Wachtmeister? Das ist doch entsetzlich!"-„Mein Mann scheint davon zu kommen," sagte die Frau. Der Polizist wollte noch etwas sagen und ihm fiel nur ein. daß er niemand habe finden können in Stall und Pontok , da zeigte er auf die Gebäude:„Es ist aber niemand vier..." „Ich weiß." sagte die Frau,„ich weiß, die Patrouille ist noch fort, Ist iemand in die Stadt geritten zum Arzte?"
nicht. Eine solche„Gernianisierung" ist gar in cht möglich. Ter Engländer kann in diesem Sinne allenfalls kolonisieren und fremde Volker mit seinem Geiste erfüllen. Er hat ja keinen. Es sei denn der Krämergeist." „Heldentum kann man nicht wie Gasleitungen an jede beliebige Stelle der Erde verlegen." „Aber auch denen, die der Segnungen einer humanistischen Bildung nicht teilhastig werden können, wollen wrr ein Stück Heldentum mit aus den Weg geben, indem wir sie lehren, daß aller Sinn des Lebens darin besteht, seine Aufgabe zu erfüllen, und daß damit der einzelne am Teppiche der Gottheit webe, die sich ihm in der Gestalt seines Volkes offenbart." „Vor allem muffen wir uns noch immer als einzige Erben des griechischen Volkes wie aller Antike fühlen und müssen ewig ein- gedenk sein, daß junge Deutsche erziehen freilich heißt, sie mit heldisch-deutschem Geiste erfüllen, daß aber der heldisch-deutsche Geist mit seinen Wurzeln in das Volkstum hineinreicht, auS dem Marathon und Salamis, Homer und Plato geboren ivurden." Von der Höhe dieser kathedralen Erkenntnis kann Professor Sombart stolz wie der FamuluS Wagner, der es herrlich weit gebracht zu haben fühlt, ausrufen: „Im Grunde brauchen wir Deutsche in geistig-kultureller Hinsicht niemand!" Diese Kulminationspunkte führen unmittelbar aus die Höhe und an den Abgrund des Größenwahns. Wenn nicht der gesunde deutsche Geist gestählt wäre gegen die Verführung solcher Selbst- verschmeichelung, dann müßte man diese Art von Jugenderziehung als Versündigung und Entartung Bezeichnen. Wie? Dieser Chorführer der kleinen Propheten donnert gegen die„Beschränktheit" und predigt sie. Dieser Verkünder des deutschen „Gottessohns" empfiehlt, mit der„Antike" zu wuchern und das Haupt hoch zu tragen, wie die alten Juden, um den Kommerzialis- mus zu bekämpfen. Er empfiehlt Anlehen beim Geist der Hellenen und Asiaten im gleichen Atemzug, in dem er protzt:„Wir Deutsche brauchen in geistig-kultureller Beziehung niemand," während Som- bartS Spruch doch von ihm selbst ausdrücklich dahin erweitert ist: „Wir Deutsche brauchen die alten Juden und Griechen, sonst niemand auf der Welt I" Aber viel schlimmer ist etwas anderes und das ist es, was die Züchtigung unvermeidlich macht. Dieser Moralprediger klagt England der Todsünde des Dünkels an und zitiert beisallklatschend den alten Benetianer: „Die Engländer sind sehr eingebildet auf sich und ihre Werke, sie glauben gar nicht, daß es auch andere Menschen als sie, oder noch etwas anderes auf der Welt als England gebe." Aber gerade, weil der Dünkel häßlich ist und dünkelhafte Engländer entwertet, ist die Dünkelhaftigkeit, welche der deutsche Handelshochschullehrer ausdünstet, genau ebenso widerwärtig. Sie ist auch direkt undeutsch und wir verbitten uns, von einem unbeauftragten Wortführer in den falschen Geruch des Dünkels ge- bracht zu werden, durch RedenZarten wie die:„Aus uns wird der Gotte:> söhn geboren" oder ausgesucht, wir allein,„Wir Deutsche brauchen in kultureller Beziehung niemand",„Die anderen Völker verfolgen uii5 mit ihrem Haß. weil sie unsere ungeheure geistige Ueberlegenheit empfinden",„Wir Deutsche sollen durch die Welt gehen stolz er- hobenen Hauptes, in dem sicheren Gefühl, das Gottesvolk zu sein". Wir allein haben die Wissenschaft, wir allein„den Idealismus, wir allein das Heldentum". Sonst kommen nur noch die Engländer in Betracht. Und diese sind nur„Händler und ihre Grundlage ist un- ermeßliche geistige Beschränktheit".... Herr Haußmann sagt dann zusammenfassend über Herrn sombart u. a. folgendes: „Wahrlich, wenn ein Engländer in diesem Sinn und Ton über die Deutschen gesprochen hätte, dann hätte er verdient, von seinen LaiidSIeuteii abgeschüttelt zu werden, und wenn sie es nicht gelan hatten, hätte» sie sich selbst das schlimmste Armutszeugnis au-:- gestellt. Deshalb ist es nötig und verdienstlich, so wie es die deutsche Presse, voran die„Frankfurter Zeitung ", getan hat, eine klare Abrechnung mit diesen! schiefgewickelten und kompromittierenden Heldenwahn zu halten."_____ von Saloniki nach Serbien . Eine Reise nach Serbien pflegt, hcuk wahrlich nicht zu den Armehmlichteiten des Lebens zu geboren. Das geht aus einem Reise- brief der„Stampa" hervor, in dem Mario Bassi, der Spcziab berichterstattcr des Turiner Blattes, über scüic Erlebnisse auf der Fahrt nach s-crbicn berichtet. „Mit drei Äriegöbericküerjtattern französischcr Blätter zu- sammen trat ich heute von Saloniti aus ineine Reise naäi Serbien an. Die Stadt ist seit zwei Jahren im Besitz der Gricchen; aber es gibt keinen Balkanstaat, der nicht mit habgierigen und sehnsüchtigen Blicken auf Saloniti schaute und seinen Besitz beiß ersehnte. Das begreift man ohne weiteres. Ist doch isaloniki als Verbindung:- „Wir I>aben noch in der Nacht einen Brief abgeschickt," cr- lviderte der Fremde. Später, als sie Mieder allein loaren, der Holsieiner und seine Frau, fragte der Mann müde:„Was ist. deiü mit Dilta?"—„Gemitz, er muß gerade von ihr anfangen," dackte die Frau und entgegnete:„Nun, sie sind eben fort— � die ganze Sippschaft." Nach einer Pause sagte der Holsteins" „Hast Du sie sortgeschickt?"-„Sie sind fortgelaufen. Wo werde ich Deine Leute sortschicken?" tagte die Frau. Der Holsieiner schüttelte den Kopf.„Fortgelaufen? Fortgelaufen?" Da tain der Aerger bei ihr zum Ausbruch:„Ja. ja. ja. fortgelaufen. Fortgelaufen zum Prussian Frank auf die Mistinseln, da ist das Mensch ja wohl einmal berge kommen." Als er nun schmieg. Muebs ihr Aerger nur noch mehr, und endlich brach's heraus;„Warum sie fortgelauren sind, das willst Du doch wissen? Nicht? Ich will Dir's sogen: Weil— T» nun wie ein Kind geworden bist und nichts mehr nutzeinst." Und, erschreckend vor den eigenen Worten. fügte sie schnell hinzu;„Dos ist der Dank, den Tu geemict hast!" Der Wachtmeister stand auf. Die Frau fing sich zu fürchfen an.„Was wird er setzt tun?" Aber er sagte nur vor sich hin;„Es ist wahr, ich bin setzt nichts mehr nutze. nichts mehr nutze." Er ging hinaus, immer noch etwas schwankend. Die Frau sah ihm nach durch«da:- Fenster und sah, wie er Kochhous und Pontok durchsuchte und dann sich hinsetzte auf den Trog und. sie hörte ihn murmeln; „Sie sind wirklich fort." Die Patrouille kam am Nachmittag zurück. Müde und mürrisch bedienten sich der Sergeant und der Gefreite selbst. Zur Unterhaltung hatte keiner Lust. Als sie nach dem Essen und bei der Pfeife aber auftauten, schlug plötzlich der Se: geant mit der Faust aus den Tisch.„Wissen Sic wohl, was er mir zuerst gesagt hat? Nicht; ick, bin zum elenden Krüppel geworden, und für mich is nu alles Elsig. Ne, sonder»; Sergeant, die Dina ist sbri�- Mensch, sogen Sie»ich, daß Sie das verstehen. Sägen� Sie das nicht. Denn ick schwör s Ihnen, er hat mit ihr nischt zu tun gebabt, und hat ni'chl von ihr gewollt. Und—, wenn Sie das jemand sagen, daß er gesogt hat, was er gesagt lrat, dann. Mensch, dann schlage ich Ihnen alle Knochen entzwei. Awer ich, ich hab's jemand sagen müssen, und da sind nur Sie da." Der Gefreite schwieg still.