Nr. 109.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Wenn die großen Mörser sprechen

Kanonen

Der Kriegsberichterstatter des schwedischen Blattes " Dagens Nyheter " an der östlichen Front, Bengt Berg , der sich zurzeit am Dunajec befindet, sendet seinem Blatte eine Schilderung der dortigen den west gali­zischen Durchbruch vorbereitenden Artillerie­kämpfe, der wir die folgende interessante Stelle ent­

nehmen.

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Die Redaktion.

Fast zwei Stunden vor Tagesanbruch bereits begannen die Stimmen der Kanonen durch die Finsternis zu brüllen. Nun aber steht bereits die Sonne über dem Walde, ein sanfter Morgen­wind hat die Schleier vom Himmel gestreift, und nur hier und da noch flattert ein weißer, gefranster Wolkenfeßen durch das leuch tende Blau. Ununterbrochen kracht und donnert es um uns, ferner und näher, stärker und schwächer, aber wir haben es seit langem auf­gegeben, die Schüsse zu zählen, und schließlich- was sich da mit einander streitet, sind ja doch nichts als harmlose kleine Nun ist die Luft bis in die Höhe mehrerer tausend Meter klar. Wir alle, die wir da versammelt sind, wissen, was kommen soll, und wir geraten geradezu in eine Stimmung der Andacht während des langen Wartens. Heute vormittag noch sollen nun auch bei uns die großen Mörser zu sprechen beginnen. Von der Lichtung oben im Walde rollt ein surrender Laut zu uns herab. Er kommt von weit herüber, aber er bahnt sich hart­nädig seinen Weg durch all das Rollen und Knattern, schweigt eine Weile, jetzt wieder ein und steigt und fällt bald lang­samer bald hastiger wie die Rufe einer Nachtvogelschar in einer Sommernacht bei uns daheim im nordischen Walde.

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Unten am Wege stehen ein paar galizische Landsturmmännet, die bis heute noch nicht aus dem Staunen über die technischen Wunder herauskommen, die der Krieg in ihr Land gebracht hat und starren mit weit aufgerissenen Mündern und Augen in die Richtung, aus der der seltsame Laut kommt.

Und plöblich wächst das Surren an Stärke. Der Ton schraubt sich herauf, bricht einige Male hart ab... seht wieder ein: der Flieger prüft vor dem Aufstieg ein letztes Mal den Motor. Dann kommt es näher, immer näher, wächst zum Knattern und endlich zum Donnern an: ein breiter Schatten zieht über den Wald dahin der Albatros!

Gleichsam ein riesenhafter, breitgefchivingter Raubvogel schießt er brüllend über die Stadt. Er folgt der Waldgrenze nordwärts, wendet über den Stellungen, wo die großen Mörser stehen und nimmt dann wieder die Richtung nach den fernen Höhen zu. Das Surren wird schwächer, klingt ab und zu noch einmal herüber und verliert sich dann ganz, um nach einer Weile langsam, zuerst fast wie eine Täuschung, von neuem aufzutauchen.

Eine Krähengesellschaft, die es mit der Angst bekommen hatte, als der Flieger das erste Mal über den Wald zog und ganz niedrig in unserer Nähe verstört dicht über dem Erdboden hinflog, hat inzwischen frischen Mut gefaßt und beginnt oben in den Kiefer­kronen von neuem lebhaft zu spektakeln. Als jedoch der große un­heimliche Kriegsvogel wiederkehrt, wird es still und stiller da droben, bis sich schließlich die ganze Gesellschaft wie große schwarze Steine in die Farnkräuter hinunterplumpsen läßt. Es ist ein komisches Bild: nur die Allertapfersten wagen den Schnabel ein wenig herauszustecken, um gespannten Auges mit seitwärts ge­neigtem Kopf abzuschätzen, ob die Gefahr im Verschwinden oder noch immer im Wachsen ist.

Der Albatros schraubt sich weiter hinauf. Wenn er eine starke Kurve über uns nimmt und die Sonne unter seine gelbgrauen Tragflächen scheint, leuchtet weithin sichtbar das schivarze deutsche Kriegskreuz, das er als Erkennungszeichen trägt.

Abermals beschreibt der große Vogel über uns einen gewal­tigen Kreis, denn er ist noch immer nicht hoch genug höchstens eineinhalbtausend Meter um sich den russischen Linien un­gestraft nähern zu dürfen. Das weiß Hauptmann Heyder, der den Albatros fliegt, nur allzu gut. Er hat dieselbe Maschine bereits in Frankreich in 2700 Meter Höhe gesteuert und trotzdem noch mehrere hundert Meter über sich französische Schrapnells explo­dieren sehen. Das Eiserne Kreuz , das seine linke Brustseite schmückt, erzählt davon, daß es nicht das einzige Mal war.... Kreis um Kreis beschreibt der Albatros über uns im Blau. Jedesmal, wenn er wiederkehrt, ist sein Surren schwächer, mit jedem Male wird er winziger. Wir beginnen allmählich unge­

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duldig zu werden. Ununterbrochen brüllen und donnern auf beiden Seiten die Kanonen.

Dienstag, 11. Mai.

Er dreht und schießt dann von Jahr zu Jahr größere Fortschritte gemacht hatte, war der

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Jahre der Lloydschnelldampfer Kaiser Wilhelm der Große" in fünf Tagen 17 Stunden und 43 Minuten die Lucania", die drei Stunden Da kommt der Flieger wieder von den Höhen zurück.... Er und zwei Minuten mehr für die Ueberfahrt brauchte, geschlagen ist nun so klein geworden, daß wir mit bloßem Auge das schwarze hatte, war es den Engländern nicht mehr möglich gewesen, den Kreuz nicht mehr erkennen. Er scheint einen Augenblick über deutschen Ozeanrekord zu drücken. Die deutsche Schiffsbaukunst, die uns still zu stehen, zieht eine Kurve- plötzlich nach Osten in den Himmel hinein, um in wenigen Mi- englischen überlegen, und schon durcheilten sechs deutsche Schnell­nuten im sonnigen Blau zu verschwinden.. Mir scheint er dampfer in der Fahrt von und nach New York den Atlantik, denen pie ein junger Vogel, der, flügge geworden, noch lange über dem die Engländer an Schnelligkeit kein einziges Schiff gegenüber­Elternnest kreist, unschlüssig, welche Richtung er wählen soll, und stellen konnten. Wohl hatten die altberühmten englischen Schiffs­unbewußt begierig zugleich, eine Erinnerung mitzunehmen von dem werften die größten Anstrengungen gemacht, um das Blaue Band Heimatland, das da tief, tief unter ihm liegt. Mir. Für die wieder an sich zu reißen; doch sie hatten den Wettbewerb erfolglos scharfen Augen aber, die in dieser Stunde von soundsovielen aufgeben müssen und sich auf den Bau zwar großer, aber nur Stellen aus seinen Flug verfolgen, ist er etwas anderes und langsamer Schiffe von der Art der Oceanic" beschränkt. mehr: der getreue Bote und mutige Kundschafter, der furchtlos Mit steigendem Unbehagen hatte man in England die sich in den Bereich der Kanonen hineinsegelt, um die feindlichen Stel- immer wieder erneuernden deutschen Erfolge im Schnelldampfer­lungen zu erspähen. dienst mit New York verfolgt; schließlich lieh schließlich lieh die englische

Sein Zusammenhang mit der Erde unter ihm ist nun nicht Regierung ihrer ersten Reederfirma tatkräftigste Unterstüßung, mehr erkennbar, es ist nur noch der unsichtbare Funkenstrom, der indem sie der Cunard- Linie die Mittel für den Bau von zwei neuen ihn mit dem Kommandanten der großen Mörserbatterie verbindet. Schnelldampfern, die alles bisher Dagewesene an Größe und Wir können ihn, trok allen Suchens, nirgends entdecken, aber seine Schnelligkeit übertreffen sollten, auf 30 Jahre zinsfrei zur Verfügung drahtlose Kunde überwindet alle Entfernung, und nach dem Ver- stellte, und ihr neben dem Kapital von 40 Millionen Mark noch eine hallen seines Surrens stehen wir lange in gespannter Erwartung, Fahrtprämie von 3 Millionen Mark jährlich bewilligte. Dafür sollten was die großen Mörser ihm antworten werden. Inzwischen ist ein zwei Schiffe gebaut werden, die imstande waren, eine geringste zweiter Flieger hinter uns aufgestiegen; er windet sich gleichfalls, mittlere Ozeangeschwindigkeit von 24 Knoten in der Stunde bei wie sein Vorgänger, langsam in Spiralen herauf und verschwindet mäßigem Wetter innezuhalten. dann in der Richtung nach Süden.

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Und da kommt die Antwort der Mörser plößlich und völlig unerwartet. Sie kommt aus dem Walde in einigen Kilometern Entfernung, aber unsere Fensterscheiben zittern, als wollten sie springen, an den Häusern bricht stellenweise die Rinde von den Stämmen, und in unserer Stube bröckelt die brüchig gewordene Farbe von Tischen, Bänken und Wänden. Der Boden zittert; wir haben ein Gefühl, als springe uns das Trommelfell. Diese Mörser­sprache ist nicht vergleichbar mit einem Schuß, einem kurzen, schar­fen Schuß, wie wir sie von den kleinen Kanonen her gewöhnt sind; es ist ein zerfetztes Krachen, dessen Gewalt zu beschreiben unmög­lich ist, ein Krachen, als habe neben einem der Blizz in einen Baum­riefen eingeschlagen. Aber es ist keineswegs mit dem Knall oder dem Echo vorbei, das Wald und Berge hundertfach zurückwerfen, nein, das Brüllen dröhnt uns auch jetzt noch in den Ohren es ist, als wolle es uns und das ganze Land ringsum zerreißen, fortschwemmen, verschlucken... So zieht die mächtige Mörser­granate ihre Bahn weithin über das Land, steigt, alle anderen Ge­räusche ringsum übertönend, hinauf in den Himmel und saust schließlich brüllend herab, um die feindliche Batterie, der sie zu­gedacht ist, zu vernichten.

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Jene erste Ozeanreise der Lufitanic" aber wurde für die Eng­länder zu einer gewaltigen Enttäuschung. Als am 15. September 1907 die Lusitania " um 9 Uhr vormittags durch die Barre im New Vorker Hafen dampfte, da ergab sich, daß das neue Schiff den deutschen Rekord nicht geschlagen hatte. Ihn hielt damals die Deutschland ", die schon im Jahre 1900 den Weg von Cherbourg nach New York mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 23,15 Knoten zurückgelegt hatte, während die" Lusitania " nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 23,01 Knoten zu erreichen vermochte. Im Jahre 1901 hatte überdies die Deutschland " an einem Tage 601 Seemeilen zurückgelegt, und auch diesen Rekord hatte der eng­ lische Schnelldampfer nicht schlagen können, da seine beste Leistung nur 593 Seemeilen an einem Tage betrug. Wohl hatte die Lusitania " die Strecke von Hafen zu Hafen um 6 Stunden 4 Minuten schneller als die Deutschland " auf ihrer schnellsten Fahrt zurückgelegt; aber der von ihr durchmessene Weg von 2780 See­meilen war bedeutend kürzer als der der Deutschland ". So herrichte im britischen Inselreiche große Enttäuschung über die Leistung des Riesendampfers, den man mit so stolzen Hoffnungen auf seiner ersten Ausfahrt begleitet hatte. Man tröstete sich dafür Und da tönt auch schon wieder das bekannte Surren über die mit Betrachtungen über die außerordentliche Eleganz und den Talmulde. Wir wissen noch nicht recht, aus welcher Richtung es Komfort der Einrichtung der Lusitania ", die ein schwimmender kommt und spähen lange vergebens nach allen Seiten aus. Da ist Palast im wahren Sinne des Wortes war. Prächtige Festsäle, be­er!" ruft einer plötzlich, und alle Blicke folgen der angegebenen queme Kajüten, geräumige Decks machten den Passagieren die Ueber­Richtung und bohren sich in den winzigen Apparat, der aus Him- fahrt zu einem Vergnügen und zur Erholung; der verwöhnte Engländer melshöhen im Gleitflug zu uns niederstößt. Er kommt näher und und der noch anspruchsvollere amerikanische Nabob vermißte nichts, näher, wächst und wächst.... jetzt kann man schon die Tragfläche was er daheim im Savoy- Hotel oder im Waldorf- Astoria zu bean­An vergleichenden Darstellungen wurde unterscheiden, das schwarze Kreuz... und nun schwebt er bereits spruchen gewöhnt war. dem großen Publikum vor Augen geführt, wie gewaltig die über uns, ehe wir es uns versehen.... Der Albatros!... Ein scharfer Knall. Einen langen Rauchstreifen nach sich 232 Meter betragende Länge des Schiffes war und welche ungeheure ziehend, saust eine Bombe zu uns herab. Aber es ist keine Bombe, Menge an Gütern in dem Riefenbauch des 17 Meter tiefen hatte, dessen Tonnengehalt netto die sondern nur die Meldung des Fliegers, die mit starker Rauch- Ungetüms Blaz entwickelung herabgeschossen wird, damit wir besser sehen können, noch nicht dagewesene Riesenziffer von 32 500 betrug, während die Wasserverdrängung 45 000 Tonnen ausmachte. Vom Kiel bis zur wohin sie fällt. Schornsteinhöhe maß die Lusitania " nicht weniger als 47 Meter; sie war in 175 wasserdichte Abteile geteilt; sämtliche wasserdicht schließenden Türen in den Schotten waren von der Kommandobrücke aus zugleich oder einzeln zu schließen und zu öffnen. Das Schiff fonnte 560 Fahrgäste erster, 500 zweiter, 1400 dritter Stajüte auf­nehmen; dazu kam eine Besatzung von 800 Mann, so daß die schwimmende Stadt insgesamt Raum für 3300 Mann bot. Ganz neuartig aber waren vor allem die maschinellen Anlagen der, Lusitania ". Es war der erste große Handelsdampfer, der anstelle der früher ver­wandten Kolbendampfmaschinen mit Turbinen ausgerüstet war, die insgesamt 70 000 Pferdestärken leisteten.

Als wir hinzueilen, stehen noch immer die galizischen Land­sburmmänner mit aufgerissenen Mündern da. Sie haben irgendwo gehört, daß die Flieger bisweilen Bomben abwerfen, und nun sehen sie kopfschüttelnd bald einander, bald den entschwebenden Albatros an. Sie wissen wirklich nicht mehr, was sie noch glauben sollen. ( Uebersetzt von Werner Peter Larsen.)

Aus der Geschichte der Lusitania ".

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Es war am 8. September 1907, als in Gegenwart Taufender Die nächsten Jahre brachten noch weitere Fortschritte im von Zuschauern der neueste und schnellste Riesendampfer der eng­lischen Handelsflotte, der Cunarddampfer Lusitania", langsam und Schiffsbau. Die Cunard- Linie ließ der Lusitania " sofort den majestätisch den Hafen von Liverpool verließ. Mit größter Spannung Bau der Mauretania" folgen, eines Schwesterschiffes, das in noch um ein Geringes verfolgte die englische Welt die erste Amerifafahrt der stolzen seinen Abmessungen die Lusitania " war... Lusitania ". Galt es doch, mit diesem vollendetsten Erzeugnis eng- übertraf. Die Konkurrentin der Cunard- Linie, die White Star­lischer Schiffsbaukunst das Blaue Band des Dzeans zurückzugewinnen, Linie, erbaute zwei noch gewaltigere Schiffe, die Olympic" das seit dem Jahre 1898 in deutschem Besitz war. Seit in jenem und die" Titanic " unseligen Angedenkens; aber deren Ruhm ver­Lage, überall als einer angesehen zu werden, der bald geht", man sprechen könnte. Und selbst die nächtliche Wanzenjagd dem man mißtraut und den man zu wichtigeren Arbeiten hat ihre Reize, wenn dieser schönen Leidenschaft in Gemein­mein Blut allein verteidigen.

Die Erweckung der Maria Carmen. nicht mehr heranzieht. Hier stand ich aber fünf Minuten nach schaft mit einem guten Freunde gefrönt wird. Nun muß ich

Von Ludwig Brinkmann.

der entscheidenden Unterredung mit Baker auf der sonnen­glanzüberzogenen Straße Cino de Mayo, außerhalb des Ge­schäftes, als freier, ganz freier Mann!

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Ich kenne Stuart erst ein halbes Jahr; er ist mein jüngster Freund und doch mein liebster und eigentlich mein einziger. In den raschen Wechselfällen des Schicksals vergißt man die anderen, die alten, die man in der Heimat zurüd­ließ, nur zu rasch.

Die Heimat! Wer nichts zu tun hat, wird leicht senti­mental. Es war heute ein schöner, warmer Apriltag und der Abend herrlich. Das Firmament ist mit silbernen Sternen bestickt, die prächtig durch die klare Luft der Hochebene her­niederfunkeln. Es war auch im April, vor zwei Jahren, als ich die Heimat verließ, aber es regnete und schneite dazwischen, ein scheußliches Wetter, so daß ich wirklich froh war, fortzu­kommen, auf dem Ozean, in südlichere Gewässer.

Das scheint nun wie eine Ewigkeit hinter mir zu liegen. Meine Erlebnisse in den Vereinigten Staaten füllen mir fast die Endlichkeit aus, auf die ich zurückblicken kann, und auch die verschwindet schon seit jenem heiteren Oktobertage, an dem ich über die Grenze bei El Paso ging und die staubige Wüste von Chihuahua durchquerte, an dem mich lateinisch­amerikanisches Leben zum ersten Male umwogte.

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Endlich bin ich wieder frei, bin wieder mein eigener Herr! Wie habe ich es nur über ein halbes Jahr seit Oktober er­tragen können? Meine farge Besoldung hatte doch wirklich Es lebt sich doch schön in Merifo, wenn man frei ist. Die nicht zuviel Verlockendes, und die andere immaterielle Be- Welt ist eben nur für den independent gentleman ge­lohnung, die schlecht bezahlte Ingenieursleistungen aufwiegen schaffen worden. Das ist gewiß kein Trost für alle diejenigen, soll, nämlich die Zunahme an Geist und Erfahrung im Fache, die nicht als solche geboren sind, aber es hilft nun einmal war hier sehr problematisch. Ich konnte doch wirklich nichts nichts, man muß sich damit abfinden. beim Elevatorenbau für die Elektrotechnik profitieren! Es Ich entdecke übrigens, das mobile Kapital trägt nicht die war einfach verlorene Zeit! Was sollte ich also noch länger Schuld an diesem Mißstande, sondern ist geradezu das Mittel, hier? Auf diesem Wege war das Große nicht zu erreichen. folchen Mangel möglichst gut zu machen. Ohne die Kraft des Meister Baker hat ein gar grimmiges Gesicht geschnitten, Geldes gäbe es nur Besiklose und Bestzende, Ausgebeutete als ich ihm kurz vor der Mittagspause erklärte, ich bäte um und Ausbeuter, scharf getrennt in Klassen; heute steht es aber meine Entlassung. Sechs Monate hätte er sich so viele Mühe jedem, auch dem ärmsten Proletarier offen, sobald er sich ein gegeben mich zum Statiker zu erziehen! Nun, im Grunde paar Pesos gespart hat, einen Tag oder wenigstens eine kann er doch mit seinen Lehrerfolgen ganz zufrieden sein. Ich Stunde frei und unabhängig zu sein; das ist gewiß eine Art habe schließlich mehr von seiner Kunst verstanden als er selbst! von Ausgleich gegen die früheren Verhältnisse, da die ent­Und moralisch braucht er sich wahrlich nicht verletzt zu fühlen. rechteten Klassen nicht die leiseste Hoffnung hatten, auch nur Ich ließ mich als Elektrotechniker für die Schmelzwerke seiner für einen Augenblick sich über ihr elendes Los zu erheben. Gesellschaft anstellen, aber nicht als Bauingenieur, wozu Baker Vorübergehend ach, leider nur vorübergehend bin mich ausnüßte. Warum, das weiß der liebe Himmel! Hat ich ein großer Herr, und das ist gut. Zunächst habe ich ge­er vielleicht ein besonderes graphostatisches Genie in mir ver- schlafen, tief und lange, bis zehn Uhr. Dann habe ich mir mutet? Sechs Wionate habe ich es mit angesehen, immer ein Reitpferd genommen und bin in den Park von Cha­hoffend, dem langweiligen Konstruktionstische den Rücken pultepec hinausgeritten, in den Schatten der uralten düsteren fehren und wieder in die frischere Luft des technischen Be- Bypressen, die bereits den unglücklichen Kaiser Montezuma triebes eintreten zu dürfen aber vergebens! Da habe ich unter ihren Zweigen haben wandeln sehen und die im leichten eben gekündigt. Baker hat wirklich nicht nötig, spike Be- Winde flüsternd viel vom Wechsel der Zeiten und Menschen merkungen über die damned foreigners zu machen, die ins erzählen können. Land kämen, sich auf fremder Leute Kosten Erfahrungen zu sammeln, und dann wieder gingen, sobald sie eben anfingen nüßlich zu werden. Ist er doch selbst einer dieser so weidlich gehaßter Ausländer, ein Amerikano ungeliebten Andenkens Die heißen Mittagsstunden habe ich verschlafen. Dann für die neue Aufgabe und die Neue Welt gewesen. Ster seit dem blutigen Tage von Molino Rey, da der nordische Ein- gelesen, dann im Hotel Iturbide, dem ehemaligen Balaste mußte es ja leichter sein, reich zu werden, als in Europa . dringling den letzten Widerstand Meritos niedertrat. Was eines Kaisers, gespeist. Werden später wohl auch einmal Doch als er sich in die fremden Verhältnisse eingefunden, als soll da sein Fremdenhaß? Die Amerikaner wollen eben alles europäische faiserliche Palais in Riefenhotels umgewandelt er die Sprache beherrschte und Land und Leute ein wenig haben, sie sind eine räuberische Nation. werden? Und eine stille Abendstunde in der Alameda zu- kannte, als das Neue durch den eintönigen Regen der Zeit In einem Punkte lobe ich mir aber doch die amerika - gebracht, auf einer Bank ſizend, dem Rauschen der Spring- heruntergewaschen war, erkannte er, daß hüben wir drüben doch nur mit Wasser gefocht wird, und befand sich meistens in nische Freiheit: in ihrer Einfachheit der Kündigung. Jede brunnen und dem Blattgeflüster der Buchen lauschend aller­Minute kann ich entlassen werden, kann ich gehen und werde ist so schön, nichts zu tun. einer unerträglichen Mißstimmung, die durch sein auch bis zu dieser Minute entlohnt. In Deutschland hätte John Stuart fehlt mir doch etwas. Ich habe mich sehr dings nicht eingestandenes Heimweh stets neu genährt ich unter ähnlichen Verhältnissen noch sechs Wochen oder ein an die Stubengemeinschaft mit dem breitschulterigen Ameri- wurde. Vierteljahr ruhig aushalten müssen, in der unangenehmen kaner gewöhnt. Man hat doch hier sonst niemanden, mit dem

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Eine Equipage ist vorbeigefahren. Dieselbe Amerikanerin, die ich schon ein paarmal auf dent Paseo de la Reforma ge= sehen habe. Wenn ich reich wäre

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Hermann Schmidt, der junge Berliner, mein Tischnach­bar in der Familie der edlen Donna Eufemia Rodriguez, die mir gegen schweres Entgelt gastfreundlich Unterkunft gewährt, besuchte mich gegen Abend auf meinem Zimmer. Es gefiel ihm augenscheinlich gar nicht, mich beschäftigungslos zu finden, und ich sonnte mich an dem Reflere seines Neides. Auf seiner Deutsch - Transatlantischen Bank hat er nicht viel Muße.

Auch einer der Enttäuschten. Als ihn sein Berliner Stammhaus nach Meriko sandte, war er Feuer und Flamme

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So war er denn auch bald wieder bei seinem Lieblings­