St. in— isla. Unterhaltungsblatt öes Vorwärts w Der Zreiheitsöschter öer Ukraine . (Schluß.) Die Humanitätsideale werden SchswtscheuloS Aiel— daS eben izibl ihm die Aehnlichkeit mit dem deurscherr Dichter, der 1859 nalionat gefeiert wurde. Die ukrainische Heimat wird in seiner Dichtung zur lebendigen Verkörperung und Verherrlichung des Begriffs Wahrheit! ihre Freiheit erfüllte, was die Wahrheit forderte. Lein DienfchheitSfühlen tränkte sich mit dem revolutionären Ideal der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Mit der Tat seines Dichtens trat er für die Armen und Bedrückten auf den Kampfplatz, ein mutiger Versteher und Verzeiher, der auch im Verbrecher den Menschen nicht vergißt. Einst hatte er den Aufstand der Hajdamaken, der um 17S8 gegen ihre Ausbeuter, die polnische Lchlachta besonders, sich erhebenden ukrannschen Bauern und Kosaken, in starken Liedern besungen; jetzt stieß seine Dichtung gegen den moskowitischen Volksverwüfter vor. Ungeheuerlich an schonungsloser Wucht ist sein große? Gedicht ..Traum*. daS Gericht hält über die Aaren, die mit den Leibern der zur Fron gezwungenen Kosaken die Sümpfe der Newa ausfüllen. Ein Gedicht„Huß* entsteht 1845; darin stehen die Zornverse: Nur Unrecht überall und Knechtschaft, Das Volk verstummt, an Qual gewöhnt. Recht und Wahrheit— Menschenmörder Schlugen sie in Banden. Deinen Ruhm und deinen Willeu Machten sie zu Schanden! Menschen ächzen bang in Kette«, Wer hilft kühn sie brechen? Wer hilft, eines Sinns und HerzenS, Kämpfen gen die Frechen Für der Wahrheit Evangelium. Für die vielen Blinden? Gott, o Gott, wird sich denn niemaud Je zur Hilfe finden? Nicht verzweifelnde Klage war dieser Schrei; al« ein Weckruf war er ins Volk gesandt. Schewtschenko wollte es erlösen aus seiner duldenden Erstarrung. Laß mich nur nicht lebend schlafe«, Nicht mein Herz ersterben, Mich nicht, gleich'nsm faulen Klotz«, Liegen und verderben; Laß mich mit dem Herzen lebe«. Und dich. Gott , nur preisen. Deine Schöpfung lieb gewinne», Menschen Brüder heißen. Schrecklich ist eS, zu erliege» Eines Kerkers Strafen, Schlimmer aber ist's, in Freiheit Schlafen, nur zu schlafen— Ach, auf ewig einzuschlafen Und begraben werden Spurlos!— gleichviel, ob man lebte Oder nicht auf Erden... Als diese aufrüttelnden Strovhen geschaffen wurden, Strophen leidenschaftlichster Ungeduld, hatte Schewtichenko Petersburg verlassen, um auf ukrainischem Boden den erkannten hohen Zielen vorzuarbeiten. Die Akademie hatte seiner Malkunst die goldene Medaille zuerkannt, ein Grund inchr, daß die Heimat ihn jubelnd empfing. Abermals sog er ihre segnende Kraft, sein Dichten und sein Malen der Jahre 1844 bis 1847 zeugt davon. Die Universität zu Kiew gab ihm ihre Professur der bildenden Künste. Natürlich iand er dort sofort seinen Posren im politischen Kampfe. Wort und Bild wurden ihm ganz und gar Waffen für den Ansturm gegen den tyrannischen Volksfeind. Er gehörte der„Brüderschaft des Cyrill und Methodius" an, die sich also nach den beiden byzantini- ichen Aposteln benamst hatte, die den Slawen das Christentum ge- bracht haben. Wie in allen vormärzlichen Freiheilsbewegungen wirkte auch in der ukrainischen das religiöse Moment. Der Name jener Brüderschaft deckte aber das Programm der Befreiung der Ukraine und aller slawischen Völker vom moskowitischen Joch. Freiheit und Gleichheit, die Aufhebung der Dje Erweckung öer Marko Carmen. S| Von Ludwig Brinkmann. k'aut« Äs rnisuF den schönen Sonntagnachmittag mit dem doktrinären Schmidt erbracht. (fr entwickelte mir wiederum seine ökonomischen Theo- rien: Alles politische Erobern, Erobernwollen ist sinnlos. Ob die Staatsgrenzen eine Kuhhaut oder einen Erdteil umfassen, ist für das Individuum gleichgültig. Auf das Wirt- ichaftliche Erobern kommt es allein an, auf die geschäftliche �Ausbeutung fremder Nationen. Diese sollen unsere Waren kaufen, unsere Arbeitskräfte mieten, die entweder ihre Erspar- nisse nach Hause schicken oder nach beendigter Arbeitszeit mit ihrem Vermögen zurückkehren, und schließlich uns für aus- oeilehene Kapitalien reichlich Zinsen zahlen. Tann blüht das Glück des einzelnen und damit auch das der Gesamtheit. Alle anderen internationalen Bestrebungen find Blödsinn. Dagegen sind wir in unseren alten Institutionen verknöchert. ltnsere Diplomaten(daß Gott erbarm!) werden nur von höfischen Gesichtspunkten aus erwählt, nur nach höfischen Rücksichten instruiert. Tüchtige Geschäftsleute sollte man von Staats wegen zu anderen Nationen senden, die den individuellen wirtschaftlichen Eroberern die Wege ebnen, und sie mit einem Promille oder einem Zehntel Promille an der Iah- lungsbilanz zwischen unserem Volke und dem fremden be- teiligen. Tann würden sie neue Eroberungsmöglichkeiten für uns ausfindig und im Reichs- und Staatsanzeiger Riesen- reklame machen, wenn es in dem Lande, in dem sie akkreditiert sind, noch etwas zu verdienen gibt. Und unseren deutschen Sparern würde die Tasche etwas ausgeknöpft und so das Ganze gedeihen. Ich sagte Schmidt, er habe ganz recht, ich könDe es aber nicht ändern. Worauf er mich bemitleidete. 'DaS Unerwartete geschieht zuweilen auch. Ich erhielt heute ein Telegramm aus Piüsbnrg von der Lüestinghouje Electric and Manufacturing Company;..Sfse» rieren Ihnen monatlich hundert Tollars. Wann sind Sie ab- kömmlich?" Eine Antwort auf ein vor fünf Togen geschriebenes Stellungsgesuch. Wenn auch das Angebot nicht gerade glänzend ist, so verheißt es doch so viel, als ich gefordert habe; mehr kann man nicht verlangen. Und da die Leute ein paar Dollars für das Telegramm geopfert haben, ist ihnen sicherlich an mir gelegen. l Leibeigenschaft, eine Bundesrepublik schwebte den Mitgliedern als Ziel bor. Da griff eines Tages mit jäher Faust der Zarismus sin. Schewtschenko war eben im Begriff, die ihm von Freunden vermittelte Möglichkeit einer Reise nach Italien zu nutzen. Schon auf dem Wege, wurde er an der Grenze deS Landes— bei der Ueberfahrt über den Dniester — verhaftet und nach Norden in die Peter-Pauls-Festung geschleppt. Ein mächtiges Gedicht gegen den Zarismus war die Ursache dieses Schicksals. Der Dichter hatte es einem gräflichen Freunde gewidmet, der wegen seiner freiheitlichen Gesinnung zum Dienst als gemeiner Soldat in der kaukasischen Armee verdammt worden war, eine Strafe, die nur ein indirekt exekulierteS Todesurteil dar- stellte, wie denn auch jener Freund seine Tscherkesienkugel empfing. Nun fiel das Gedicht den Schergen in die Hände und wer eS liest, begreift die schonungslose Wut der Angegriffenen..Kaukasus * ist eS überschrieben und mit Versen, die wie bei uns Verse von Freiligrath durch Generationen von Revolutionären unzerstörbar weiterleben, setzt es ein: Allüberall Berge, von Wollen wnfloffn«, Mit Jammer besäte, mit Blut übergossne l Seit der Urzeit schafft der Aar dort Dem Prometheus Schmerze», Hackt ihm täglich an den Rippe», Hackt an seinem Herzen; Er zerhackts, sein Blut er trinkt eS Niemals doch zugrunde, Stets wird neu das Herz doch lebe«, Lachen trotz der Wunde. DaS Gedicht ist eine aus gepeitschtem Blut herborschreiende Ab« rechnung mit dem zarischen Despotismus. Aus der Seele des Leib« eigenen ist es abgelesen. Geißelschläge der Empörung sausen mit reißenden Dornen gegen Entrechtung und Ausbeutung und all' ihre heuchlerische Niedertracht..Gib' nur und schind, dann kommst Dil ge- schwind ins Paradies samt Weib und Kind!' ist die heilige Lehre der Gewaltsippen, die ihren sich krümmenden Opfern achjelzuckend beteuern:.Wir handeln nur nach dem Gesetze*. Und der Dichter reißt ihnen die MaSke vom Gesicht:.Nur die Haut an eurem Bruder liebt ihr, nicht die Seele*. Sie spotten, höhnen, schmähen Jesus Christ , den Gottessohn; all ihr Tun ist nichts anderes als das: Kapellen. Kirchen, Bilder, Priester— Und alles weihrauchdust-erfüllt— Verbeugungen vor deinem Bild— Und unaufhörlich Bittgeflüster Um— Diebstahl, Krieg und Mord und Blut! Nach Bruderblut sie heimlich schreien, tum Dank sie dann ein Bild dir weihen, >estohlen in des Brandes Glut... Mit ausgesuchten Foltern vergalt der barbarische Feind dieses schneidende Gedicht. Nach drei Monaten Schlüsselburg wurde Schewtschenko in die Kirgisensteppe verbannt, und hier sollte er langsam geistig erdrosselt werden. Denn das Verbot erging, er solle weder lesen, noch schreiben, noch malen, noch fingen. Militärtscher Zwangsdienst war ihm verhängt: als gemeiner Soldat hatte er in einer Strafkompagnie zu schuften. Ein Offizier, der des Dichters Qualen begriff, bewirkte, daß er einer milltärisch-wiffenschaftlichen Expedition an den Aralsee als Zeichner beigegeben wurde. Dafür traf den Mitleidigen Strafversetzung, und Schewtschenko wurde weiter in die astatische Einöde, nach dem Ostgestade des KaspiseeS verwiesen. Daß sein dichterischer Lebensatem sich der würgenden Gewalr nicht fügte, ist selbstverständlich. Aber er mußte das heimlich Geschriebene verbergen, und zum Versteckplatz machte er seine Sliefelsohle. Die Lieder dieser schrecklichen Zeit sind ge- rettet worden. Verse aus der Schlüsselburg mahnen, au der Heimat festzuhalten; denn so viele vergaßen draußen ihr Bestes, so viele verkamen in den fremden Prunkpalästen. Das Ziel sei:.Rur eignen Grund pflügen*; er wollte der Ukraine ihre gesunde eingeborene Volkslraft erhalten. Am Aralsee 1348 gedichtete Strophen bangen uni seine Kinder, seine zarten, seinen Lieder, daß sie nicht in Rauch aufgehen:„meine armen UnglückSkinder in der Wüstenöde*: sie sollen.zur Heimat schweben und erzählen, wie'S so schwer war. hier für sie zu leben*, diese Lieder, die voll Sehnsucht sind wie Kinder, die der Mutter harren. Einmal bricht in OrSk die Klage hervor, daß er wissend geworden und Gott geflucht, statt daheim sorglos als Hirt hinzuleben und ruhig eines Tages den Tod anzunehmen. Dies Verzagen begreift Obgleich die Rückkehr nach Pittsburg in all seinen Kohlendunst, sein abscheuliches, wirres Durcheinander von Hochöfen und Aabrikschornsteinen, die sich in das enge Tal des Allegbany- und Monongahelaflusses einklemmen, und in seine straffe Arbeitsdisziplin mir unter dem azurblauen Him- mel Mexikos keineswegs verlockend erschien, habe ich doch zu- gesagt. In vierzehn Tagen werde ich also meine Arbeit in Pittsburg antreten. Schneller abzureisen konnte ich mich ober nicht entschließen. So habe ich noch eine gute Woche für mich in Mexiko ; ich möchte noch ein paar kleine Ausflüge machen. Und dann lebe, wohl, Land meiner Blütenträume. Mit der stolzen Laufbahn des Cortez ist es nichts getoesen. Schade! Wenn der schreibfaule, nachlässige Stuart nur seine Adresse aufgegeben hätte! Soll ich ohne Abschied von ihm scheiden, um ihn vielleicht mein Lebtag nicht mehr wieder- zusehen? » Bin glücklicst von der Fahrt nack» Cuernavaca zurück- gekel?rt. Wahrlich eine traurige, sentimentale Stunde im Garten Bordas, wo Kaiser Maximilian einst Hof hielt. Auch ihm hatte Mexiko nicht gehalten, ivas es versprochen. Ich babc lange unter den Mangobäumen gesessen, deren dunkel- belaubte Zweige sich unter der Last der Früchte tief herunter- beugen, um sich in den stillen Wassern des Weihers zu spie- geln, auf dem ein paar einsame Schwäne stumm einherziehen, wie im Traum. Ein paar hundert Meter von hier erhebt sich von des geschickten Steinmetzen Hand gemeißelt der Palast des Cortez, der es liebte, sich hier von den Lasten und Drangsalen eines unvergleichlichen Heldenledens zu erholen. Beneidenswerter. dem es vergönnt war, für den großen Willen das große Werk zu finden, um das Große an sich zu vollenden! Eine verführerische, traumschöne Nacht im Garten Bor- dos, des Minengranden, der vor Jahrhunderten aus dem Er- trage seiner Silbergruben sich dieses Paradies geschaffen! Bin ich denn gar so untüchtig, daß mir nichts gelingen will, wo allen anderen doch der große Erfolg geworden? So große Eriolge, daß sie fast wie Märchen klingen, die Geschichte der Gruben TajoS de Pauneo, Eonde de Valenciana, MarquÄS de Ragas, der Minen von Somberete und all der anderen, aus denen ein Strom von Edelmetall so reich geflossen ist, daß die Besißer aus reinem Uebermute die Straßen des Landes mit Silberbarren pflasterten. Solche Schätze schlummern jetzt noch im Reiche, aber nicht ein jeder vermag den Zauber zu lösen, der sie bannt. Ich will mich aber nicht von meinen schwermütigen Siirn- mungen niederzwingen lassen. Es paßt nicht in diese Welt de? Kampfes. man wohl. Die Oual des Exils fraß seine Kraft. Und die Oual dauerte zehn Jahre! Erst 1858 gewährte der neue Zar Alexander H. ihm die Heimkehr. Das Ziel, Schewtfchenkos Leben zu zerstören, hat der Zarismus erreicht. Wenn auch nicht so schnell, wie'S seiner Wut genehm gc- Wesen wäre. Schewtschenlo starb erst drei Jahre nach der Bc- gnadigung. Wenn der Dickuer in dieser kurzen Frist nicht mehr zum Schaffen großer Werke aufstieg, so war doch der Freiheitskämpfer an der Arbeit. Er stürzte sich in die Bewegung gegen die Leib- eigenschaft, die der Zarismus notgedrungen fördern mußte. Vielleicht war das der Grund gewesen, des Dichters Exil zu beenden. Jeden- falls rettete es ihn vor neuem Kerkerdrangsal. Denn als er 1859, von einem polnischen Gutsherrn denunziert, verhaftet wurde, ließ man ihn bald wieder frei. Aus dieser Zeit stammen Lieder, die daS Leid und den Traum der Leibeigenen mit tiefem Fühlen ausströmen. AuS blutendem Herzen gnollen zur Zeit der neuen Verhaftung Verse an seine Schwester: lind ihr— ihr träumt: ein Boot, es schifft« Durchs Wogenmeer, es kommt heran. Doch jählings wieder sinkt es dann— .O Bruder du, mein Heil! mein Bester t* Wir wachen auf aus holdem Wahn: In Ketten ich, in Fron die Schwester... Dies unser Los von Jugend an. In Ziffern lautete die Rechnung seiner Lebenszeit so: 2t Jahre leibeigen, 19 Jahre gefangen, 12 Jahre freier Mensch. Und die Erfüllung wenigstens seiner letzten Hoffnung erlebte er nicht einmal: erst nach seinem Tode— wenige Tage später— wurde die Leibeigenschaft aufgehoben. So erlebte er auch nicht, daß dies Ereignis für die Freiheit seines Landes nichts Entscheidendes bedeutete. Aber fein Werk schlug den Tod. Sein Grab auf einem Hügel bei Kauico am Dnjepr — so wünschte er's im Liede— ist ein nationaler Wall- fahrtsort der Ukraine geworden. Ei» echtes Heiligengrab: denn die Bauern glauben, ein Gang dorthin könne Gebrechen heilen. Sie fornien die Ehrung deL Dichters nach ihrem Sinn. Im Kerne meint ihr religiös bewegtes Gefühl nichts anderes als alle sonstigen Volksmasten der Ukraine . Sie feiern in Schewtschenko den Inbegriff ihres höchsten menschlichen Wollens. Sein drängender Geist, der aus den Tiefen des Volkes herauf- stieg, wird in allem lebendig empfunden, was sich entfalten will zu befreitem Schaffen. Daher die ungestüme Wucht der vorjährigen Schewtschenko-Feste. Der Zarenhaß allein erklärt fie nicht. Ein solcher Nalionaldichter wird lange gelten. Denn er ist vor allem «in Revolutionär. _ Franz D i e d er i ch. Das K!nö. Don einer Anhöhe herab tobte und klirrte da? Gefecht. Die Franzosen krallten sich an ihrer Erde fest, warfen sich heiß von Wut und Tränen hinter Hügel und Büsche, stemmten sich in Löchern und Gräben gegen die Deutschen . Diese schritten in breiter Reihe vor, beugten sich im Hagel der französischen Geschvssc, sahen links und rechts nach den Kameraden, drangen dann wieder talwärts. Die Reihe hob und senkte sich, lief vorwärts, stand und warf sich in? zerstampfte nasse Gras in rhvthmischer Gleichmäßig- teit. Al« wären es nicht hundert einzelne Menschen, sondern eine Kette mit hundert Gliedern. Eine graue, stählerne Kette. Bei jedem Anprall wurden Lücken in sie gerissen, sie schloffen sich wieder, und die Kette rasselte und schwang sich weiter über den braungrünen Rasen. Die Gesichter der Soldaten waren vom Staub grau gefärbt wie ihre Uniform, die Züge hatten die Wut des Kampfes starr gemeißelt. Von Zeit zu Zeit war es, ab könne sich die graue Kette nicht mehr erheben. Dann raste da.. Feuer der Franzosen; es schien als hätten Erde und Himmel stählerne Zähne bekommen, die knirschend und malmend zusammenfuhren, Kleider. Fleisch und Herzen zerriffen. Aus manchem grauen Kleide schoß ein roter Strabt warmen Lebens. Dann stießen die Kameraden der Getroffenen Rufe aus, die sonst bei Menschen nickt zu hören sind, die aus unbekannten Tiefen kommen. Und stürmten weiter. Tie Franzosen waren im Tale auf einer geraden, ebenen Straße angekommen. Die meisten sprangen darüber binweg und benutzten dt« Böschung als Deckung. Viele achteten der Zurule ihres Offiziers nicht, sie blieben trotzig wie auZ�Erz gegasten aut der Straße stehen, als hielten sie es in dieser Stunde für unedel und feig, sich in ihreni Lande, sich vor dem Antlitz ihrer Mutter Stuart ist zurückgekehrt. Einen Tag vor meiner Ab- reise! Gegen zehn Uhr stürmte er mit seinen schweren Stic- fein in mein Zimmer, baß Verwunderl, mich im Bette zu finden. Er vermutete mich bereits seit zwei Stunden bei Baker. Nun, ich hatte ihm bald die nötigen Aufklärungen gegeben, und dann begann er zu erzählen. Er war die ganze Nacht hindurch gereist und gerade vor einer Stunde in der Stadt angekommen, triumphlerend in seinem Glücke, eine Silbergrube, die ihm alle Reichtümer beider Indien verspricht, gesunden zu baben. Wie er dazu ge« kommen?— Einfach genug. Von Oaxaca ist er mit Ward zu- sammen immer weiter nach Süden vorgedrungen, in die alten Silberminendistrikte hinein; ein Dutzend verlassener Berg- werke ist da bereits von einigen Amerikanern wieder in Be- trieb genommen worden, und die zu neuem Leben erweckten Gruben machen sich glänzend bezahlt. Zwischen diesen Männern haben sie nun ein paar Monate gelebt, haben sich ein Bild von den geologischen Verhältnissen des Bezirks, von der Lagerung der silbererzhaltigen Schichten machen können, haben festgestellt, daß die Adern sich keilförmig zur Tiefe verdicken. und in einem engen und tiefen Seitentale des Rio Verde den natürlichen Zugangsplatz zu den reichsten Lagern entdeckt. Und als sie beide nun einige Kilometer südlich von dem neuentstandenen Minenlager dieses Tal genauer untersuchten, fanden sie ein wenig altes Gemäuer und den Eingang zu einem verlassenen Stollen, der fast horizontal in den Berg hineinführt. Natürlich war er im Lanse des halben Jahrhunderts, seitdem die Mino verlassen, säst ganz zugeschüttet; aber der Schutt und das Geröll sind rasch genug zu entfernen, wenn ein Dutzend Arbeiter erst einmal tüchtig darangeh'. Noch mehr: sie haben auf halber Höhe des Berges die Oeff- nnng eines fast senkrechten zur Tiefe binabführenden Luftschachtes entdeckt, einer Rölme ähnlich, nicht geräumiger als sin gewöhnlicher Schornstein, durch dessen Vorhandensein und Lage sie berechnen konnten, daß der horizontale Stollen mrndc- stens fünfzehnhundert Meter in den Berg getrieben ist, also mitten im Erze angelangt sein muß. Natürlich haben sich beide. Stuart und Ward, sofort das Vortaufsrecht gesichert und sind niit dem Besitzer, einem Pferdehändler in Oaxaca — der das Land lediglich als Schaf- und Eselweide benützt. aber sofort mit instinktiver Schlauheit merkte, worum es sich handelt, und dementsvrechend unverschämte Ansprüche stellte— nach langem Feilschen auf einen relativ mäßigen Ankaufspreis einig geworden. Tie dreißig Pertinencias, die nach der staatlichen Landeseinteilung jenes Gebiet ausmachen, sollen für vierhundert Pesos das Stück in den Besitz von Ward und Stuart übergehen. Ich fragte den Frermd, ob er denn auch ganz sicher sei,
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32 (13.5.1915) 111
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