Erde zu Verstecken. Sie standen und feuerten. Alle fielen. Alledreiteteu im Fallen die Arme weit aus, schlugen mit krampfhaftgeballten Händen auf die Erde— im Fluchen und im Beten.Der Abstand zwischen den Feinden wurde geringer, bald konnteder Augenblick kommen, wo sie gleich Raubtieren sich ineinanderverbissen, würgten, umkrallten. Da wichen die Franzosen ausund suchten ein nahes Dorf zu gewinnen. Am Dorfeingang sam-inelten sie sich in wenigen eilenden Augeilblicken, dann waren sieauch schon hinter den ersten Häusern verschwunden.Durch das Hirn des deutschen Hauptmanns zuckte der Ge-danke: ihr müßt sie im Laufen halten, müßt verhindern, daß sieiil die Häuser dringen und sich dort einnisten. Er schwang seinenDegen, rief ein Kommando und stürmte die Straße entlang demDorfe zu. Die graue Kette schob sich zusammen und siampfle unddröhnte über die Straße.Als der letzte Franzose kaum das zweite Haus im Dorfe hintersich hatte, kam aus einer �offenen Gartentür ein kleines Mädchengetrippelt. Es trug im Schürzchen eine kleine Katze und wolltemit diesem Schatze quer über die Straße. Von Bewohnern warseilst im Torfe nichts zu sehen. Sie hielten sich m Ställen und insicheren Kellern versteckt, zitterten und weinten. Die Mutter derKleinen befand sich gewiß auch mit Eltern, Geschwistern und Ver-wandten in solch einem Versteck. Sie alle hatten wohl nicht be-merkt, wie das Kind still davonging, die Katze zu holen, die es ohneSchutz wußte.So konnte es gewesen sein. Genug, das Kind stand mit aufder Straße und sah mit großen erstaunteil Kinderaugen den grauenMännern entgegen, die mit eiserner Härte dahersrürmteir.Die Augen der Kleinen wurden größer im erstaunten Fragen,sie wich jedoch keinen techritt, nur das Kätzchen barg sie fester.Zioei Schritte vor dem Kinde stand der Hauptmann still, holte tiefAtem, dann hob er die Kleine empor und trug sie an die Seite derSftaße. Er fühlte die weichen, warmen Aermchen, fühlte dasleise Klopfen ihres Kinderherzens. Seine Bewegung, der warmeHauch des jungen Lebens weckte in ihm die Erinnerung. Flüchtigließ er einen Gedanken an zu Hause vorüberhuschen. Wie er seinKind im Garten und in der Arbeitsstube aufgehoben und geküßt hat,wenn eS sich keck und im lustigen Trotz ihm in den Weg gestellthatte.Darum ließ er seinen Degen, den er schon von neuem er-hoben, wieder sinken, ging einen Schritt zurück und strich sacht demKinde über den blonden Krauskopf. Seine Soldaten hielten imLaufen inne, nahmen die Hand vom Abzug und ließen die Ge-wehre sinken. Ein Landwehrmann trat herzu, fuhr sich mit demRockärmel über das schweißfeuchte Gesicht und legte wie der Hauptman» seine Hand sanft und zart auf das Kind. Die anderenstanden herum und schauten zu. � Aus ihren Gesichtern wichen diestarren Linien, ein Lächeln glitt darüber. Durch ihre Herzen zoges wie ein heimatlich Lied, sie dachten an ihre Kinder, ihreFrauen, den Frieden ihrer Arbeit. Stille�war umher. Durch dieBaumwipfel eilte der Wind mit leisem Singen. Irgendwo ausder Ferne klang der Ruf eines Vogels.Die Franzosen hatten weiter oben in den Mauernischen, inHauseingängen, hinter einer Gartenmauer Schutz gesucht. Mitangeschlagenem Gewehr sahen sie, wie die Deutschen im Laufenhielten, wie sie um ein Kind standen. Da ließen sie ihre Gewehresinken, kamen aus ihren Verstecken und schauten verwundert aufdie grauen Soldaten und das Kind. Sie scharten sich zusammenund schritten weiter. Sehr häusig sahen sie sich ängstlich und scheuum nach ihren Feinden.Die schritten jetzt an dem kleinen Mädchen vorüber. ImMarsche hielten sie die Gewehre so, als suchten sie die vor demKinde zu verbergen. In jedem war ein Wunsch wie ein Gebet, daßsie diese sonnige schöne Ruhe, die über sie gekommen war, be-halten möchten, daß niemals die Raserei des Kampfes, der Rauschder Wut über sie kommen möchte. Sie waren traurig, wenn siedaran zurückdachten.Da fiel ein Schuß. Einem Deutschen schlug das Blei insHerz. Seine Kameraden faßten das Gewehr wieder straff. Siestürzten vor mit donnerndem Schrei. Weiter raste der Kampf.Zwei Tag« später schrieb der Hauptmann an sein Weib:„Die todspeienden Gewehre, der Heldenmut, die Kraft der Fran-zosen haben uns nicht aufgehalten, aber ein unschuldiges Kind.Ich glaube, wenn sich die Menschen die Unschuld und die Reinheitin Vertrauen bewahren könnten, die in unseren Kindern lebt, dannivären wir wohl alle am besten geschützt."daß er abbauwürdiges Gestein dort fände, ob er sich überlegthabe, warum wohl die eiiisiigen Besitzer die Mine hätten der-sallm lassen.„Das Wasser, das Wasier! Du weißt, die alten Leutewurden mit dem Wasser nicht fertig. Mit ihren Maultier-und Trommelpunrpen— Gott habe sie setig!— konnten sienicht viel schaffen! Das Wasser hat sie alle vom Silber fort-getriebens aber uns soll das weiter keine Schwierigkeitenmachen/ meinte Stuart begeistert.„Vielleicht sind sie aber doch nicht wegen des Wassers,sondern nur deshalb fortgezogen, weit sie kein Erz mehrfanden." wandte ich beharrlich ein.„Wir haben alles vorbedacht! Wir haben in Ocotlan undEjutlan und an mehreren anderen Stellen herumgehorchtund manchen alten Gesellen ausgefragt, der sich gewisserDinge noch von seinem Vater her erinnert! und man hat unsüberall bestätigt, daß die von uns entdeckte Grube noch vollerErze ist, tief unter den Wassern, die so reichlich dort zu-sammenfließen, daß nicht hundert Maultiere sie herauszu-bringen vermöchten. Aber wir haben gottlob bessere Mittelzur Verfügung, als die ehrenwerten, aber ahnungslosen Dons,die vor uns dort hausten!"Stuart blickt als echter Amerikaner mit unsäglichemMitleid auf alle anderen Nationen hernieder; die mexika-nischen Kastilianer verachtet er aber geradezu.„Außerdem haben wir eine wertvolle Akquisitiou gemacht.Einer unserer wackeren Auskunftgeder, ein uraltes Halbblut,Tobar heißt der Kerl, hat in der Grube„Maria Carmen"vor sechzig Jahren als Pserdejunge gearbeitet, und er be-bauptet, er wüßte noch ganz genau, wie es ini Berge aus-schaut, wo die Erzschichten liegen und wie sie sich hinziehen.Natürlich ist der alte Knabe gern bereit, in unfern Dienst zutreten."„Wenn ihm seine Phantasie nur keinen Streich spielt!"„So erfinderisch ist dieses Volk nicht, um derartig folge-richtig zu dichten, wie seine Berichte lauten. Ich bin meinerSache ganz sicher, und ich glaube, wir werden unser Glückdort machen."„Dann herzlichen Glücktvunsch. John?"„Gratuliere Dir ruhig selbst," entgegnete Stuart lachend;„Du beteiligst Dich natürlich an unserer Mine!"„Ich?"„Selbstverständlich! Wir bilden eine Gesellschaft, dennzunächst müssen wir Geld schassen. Du weißt, wie es mit mirsteht, und dem Alten in New Vork darf ich nicht mit einer An-leihe kommen: der will nicht eher wieder etivas mit mir zu tunhaben, als bis ich„aus eigner Kraft" die Million voll habe.Ward allerdings hat Geld; aber auch nicht viel; es ivirdgerade langen, um dem halbblütigen Roßkamm die Pertinen-cias zu bezahlen, nebst den Notariatskosten, die auch nichtgering sind; denn gewöhnlich haben diese verdammten Halun-ken das Land ja gestohlen und besitzen sicher keine verbrieftenAnsprüche. Da muß man sich durch recht komplizierte Akten-stücke sicherstellen. Aber dann ist Ward mit seinem Geldeauch zu Ende. Er ist bereits auf dem Wege in die Staaten,um einen Bekannten in Texas zu besuchen, der sich für solcheUnternehmen interessiert. Ward ist ganz sicher, daß er mit-macht. Nun möchte ich auch Dich dabei haben!"(Forts, folgükleines Feuilleton.Himmelfahrt.Kein Festtag in deutschen Landen außer dem Pfingstfest ist sozu einem Symbol des Blühcns und Gedeihens, der zu vollerFrühlingspracht wiedererstandenen Natur geworden, wie der Himmel-fahrlstag. Gibt uns doch das Osterfest, das oft genug noch zwischenWinter und Frühling steht, nur eine Verheißung bevorstehendenneuen Blühens, und andere, allgemeine Feiertage fallen nicht indie sommerliche Jahreszeit. In früheren Zeiten ging in Nord-deutschland dem Himmelfahrtsfest freilich noch der preußische Bußtagvoran; aber seitdem dieser Tag in den Spätherbst verlegt wordenist, nimmt Himmelfahrt allein die Stelle des dein Pfingstfest voran-gehenden Frühlingsseiertages ein, eines Tages, dessen Nahen dennauch alljährlich mit Freude erwartet wird. Himmelfahrt istder Tag der Ausflüge und Landpartien; so hängt seinmehr oder weniger erfreulicher Verlauf denn auch besondersvom Weiter ab, und in dieser Hinsicht genießt der Himmelfahrtstagnicht gerade den besten Ruf. Man sagt ihm nach, er sei besondersgern von Rcgenfällen heimgesucht: aber das ist natürlich einPessimismus, der nicht angebracht ist und dem jede ernsthafte Begrüiidung abgeht.Himmelfahrt gehört zu den beweglichen Festen der christlichenKirche, da es sich nacki dem Ostertermin richtet. Das Fest fällt aufden 40. Tag nach Ostern, also auf den Donnerstag der sechstenWoche nach dem Osterfest. Indessen gab es in der ältesten Christen-hcit auch einige abweichende Berechnungen. Den beiden erstenJahrhunderten der Christenheit war ein selbständiges Himmelfahrlsfesi noch unbekannt; zur Zeit des afrikanischen Kirchen-Vaters Tertullianus wurde die Erinnerung an Himmelfahrt noch zuPfingsten mitbcgangen. Das erste sichere Zeugnis für die Feier imAbendlande ist der Canon 43 der Synode von Elvira vom Jahre 306.Er tritt nämlich dem Brauche entgegen, Pfingsten am Himmclfahrts-tage zu feiern, und fordert unbedingt ein eigenes Pfingstfest. Manersieht daraus, wie sich im vierten Jahrhundert die Bedeutung desHimmelfahrtstages gehoben hatte. In den späteren Jahrzehntendes vierten Jahrhunderts beging man das Fest in den Großstädtendes Ostens außerhalb der Stadtmauern unter Beteiligung der gesamtenBevölkerung mit einer glänzenden Prozession. Am großartigsten wurdeder Tag in Jerusalem begangen. Zahlreiche Pilgerscharen strömten all-jährlich zu der heiligen Stätte, auf dem Oelberge zeigte man damals dieFußspuren, die Christus im Augenblick seiner Auffahrt zum Himmelzurückgelassen haben sollte. Zur Erinnerung pflegte man einStückchen des geweihten Bodens mit nach Hauke zu nehmen. Diefromme Kaiserin Helena errichtete über der Stelle der Himmel-fahrt eine prachtvolle Basilika, deren Inneres am Festtage von un-zähligen Kerzen erhellt war. Auch im Abendlande behauptete dasHimmelfahrtsfest seine hohe Bedeutung. Die große Prozession warauch in Europa das Hauptstück des Festes; nach der gewöhn-lichen Deutung sollte sie den Gang Christi mit seinen Jüngernzum Oelberge versinnbildlichen. Während des Mittelalters schlichensich in die Himmelfahrtszeremonien allerlei possenartige Gebräucheein. In Venedig beging man bis zum Jahre 1797 an diesem Tagedas Fest der Vermählung des Dogen mit dem Adriatischen Meereund damit den Anfang der berühmten Messe, mit der eine ArtKarneval verbunden war. Auch die evangelische Kirche hatte vonAnfang an den HimmelSsahrtstag als ganzen Feiertag übernommen;Friedrich II. schaffte ihn 1773 in Preußen ab; der Festtag wurdeaber im Jahre 1793 wieder eingeführt.vie Neutralen.In der von der Deutschen VerlagSanstalt herausgegebenen„Deutschen Revue" stellt der Oberkonsistorialpräsident FriedrichC u r t i u ö Betrachtungen über die Psychologie der Neutrale» anund kommt dabei zu folgenden Ergebnissen:Die Neutralen im Weltkriege sind eher zu beklagen, als glück-lich zu preisen. Entweder sind sie nur rechtlich unbeteiligt, habenaber in ihrem Gefühl und in ihrer Gesinnulig für einen der krieg-führenden Teile Partei genommen: dann muß es ihr Gemüt be-lasten, für diese Sache nicht offen ciiitrcten und ihre ganze Krafteinsetzen zu können. Oder sie erfassen die Neutralität als einpositives politisches Ideal: dann ist die ethische Auseinandersetzungliüt den dunkeln Fragen nach Recht imd Unrecht des Kriegs undder Kriegführung ein quälendes und hoffnungsloses Problem, undim Blick auf die Zukunft zeigt sich die Hinfälligkeit und Undurch-führbarkeit dessen, was man als sittliches Gebot zu erkennen glaubte.Wenn der Weltkrieg noch lange dauern sollte, so würde ver-mutlich die Neutralität als solche Bankrott machen. Die Wirt-schaftlichen Schäden des Kriegs lasten auf den Neutralen ebensotoie auf den kriegführenden Nationen. Sie ertragen sich aber vielschwerer, wenn man von dem Ausgang des Krieges nichts zuhoffen bat, wenn man in reiner Passivität fortgesetzt Opfer bringenniuß, ohne zu wissen, wofür. Es würde dann schließlich ein Zu-stand der Verzweiflung eintreten, in dem man zu allem bereitwäre, nur um einmal ein Ende des iliileidlichen Zustandes zusehen. Wir hoffen, daß dieser äußerste Fall nicht eintreten, vielmehr die Entscheidung des Kampfes früh genug erfolgen wird, umden Neutralen das Beharren in ihrer Haltung zu gestatlen. Daßdies geschehe, ist ein allgemeines Interesse der Menschheit. Deiiliin diesem Zusammenleben der Kulturvölker haben die Neutralenihre eigene Mission. Gerade deshalb, weil sie nur die Leiden desKriegs mitmachen, seine begeisternden und erhebenden Kräfte nichtspüren, sind sie notwendigerweise Gegner des Kriegs, die provi-dentiellen Vertreter der Friedensidec, der internationalen Ver-ständiguiig, der Entwicklung und Befestigung des Völkerrechts.Sie können bei und nach dein Friedensschlüsse, wenn sie sich ver-einigen und geschlossen und planmäßig vorgehen, eine bedeutendeWirkung ausüben. Es wird größtenteils an ihrer Weisheit undFestigkeit liegen, ob es gelingt, die tiefen Schädigungen derHumanität und der internationalen Gemeinschaft, welche der Welt-krieg hervorgerufen hat, in absehbarer Zeit zu überwinden.vie Kriegsarbeit am Deutschen Wörterbuch.Das Riesenwerk de» Deutschen Wörterbuches der Brüder Brimm,an dem jetzt im dritten Menschenalter gearbeitet wird—es erscheint seit 18S2— ist von dem Kriege nicht unberührt ge-blieben. Manche aus der großen Zahl der Mitarbeiter sind zu denFahnen einberufen, die Tätigkeit der„Zetielzentrale" in Göllingenist eingeschränkt, mit den für daS Werk verfügbaren Mitteln mußjetzt sehr haushälterisch umgegangen werden: so daß die Vollendimgnoch in eine ziemlich ferne Zukunft hinausgeschoben erscheint. WieProf. Ernst Friede! mitgeteilt hat, ist nach einer Auskunft des Reichs-amtes des Innern der letzte Stand der„leider überaus langsamen"Fortsetzung folgender: Die wisienschaftliche Leitung und Aufsicht liegtin den Händen der Deutschen Kommission der preußische» Akademieder Wissenschaften; diese Kommission wieder hat eine Zentralstellein Göttingen eingerichtet, die, außer durch einzelne Gelehrte, an denUniversitäten Berlin, Bonn, Breslau, Göttiiigen, Heidelberg, Königs-berg, Leipzig, Marburg, München und teiraßburg Unterstützungfindet. Beteiligt waren vor dem Kriege 16L Exzerptoren,die etwa 1009 Bände zur Durcharbeitung übernommen hatten undvon denen bereits rund 100 900 Zettel eingelaufen waren. ImDurchschnitt wurden wöchentlich S099 bis 3009 Zettelgeliefert, eine Zahl, die jetzt auch nicht annähernd erreicht werdenkann. Di« Kontrolle und Einordnung dieser Materialien istnatürlich eine Riesenarbeit: docki„verbürgt die sorgfältig vorbereiteteOrganisation der Sammelarbeit einen regelmäßigen Fortscbritl".Dr. Alfred Götze in Frelburg i. Br. hat den ersten Test des Vuch-stabens W in Arbeit, der Bremer Stadtbibliothelar Dr. Heidendorsdie eine Hälfte von Z und Dr. Dollmayr in Wien den Anfang von U.Wenn nach dem Kriege die Arbeit wieder intensiver aufgenommenwerden kann, dürfte es vielleicht möglich sein, im kommendenJahrzehnt das monumentale Werk abzuschließen, dem keine andereNation für ihre Sprache etwas Aehnliches an die Seite stellen kann.Jachschulen unö Kriegsinvaliöenfursorge.Der Freiburger Ortsausschuß für Kriegsinvalidenfürsorge hatsein Unterrichtspr ogramm für verwundete Soldaten in wesentlicherund bemerkenswerter Weise erweiten, indem er auch die Fachschulenin den Dienst seiner Sache stellt. In der„Medizinischen Reform"äußert sich Herr Dr. I. Lewy hierüber. Die Absicht, auch die ge-werklichen Fachschulen den Fürsorgebestrebungen dienstbar zu machen, istbesonders vom Standpunkt des Orthopäden zu begrüßen, denn der Fach-scbulunterricht ist als willkommene Ergänzung der orthopädischen Nach-behandlung anzusehen. Die Ziele dieser erstrecken sich im weseut-lichen auf eine Wiederbelebung der Nervenbahnen, auf die Be-kämpfung der Versteifung, welche die Gelenke befallen hat, und aufeine Kräftigung der geschwächten Muskulatur. Allein auch diezweckmäßigste Anwendung aller medicomechanischen Apparalevermittelt im allgemeinen immer nur die Wiedergewinnungder einfachen Grundformen der Bewegungsmöglichkeit, dieBetätigung im Handwerk selbst verlangt eine Koordinationdieser Grundformen, deren zweckmäßigste Zusammenfügungden Begriff der technischen Geschicklichkeit ausmacht. Wirddem Schlosser, dem Schreiner, dem Mechaniker noch währendseiner Genesung Gelegenheit geboten, sich neben der orthopädischenNachbehandlung in seinem Fach übend zu betätigen, so wird ersich nach seiner Entlassung viel schneller wieder in seinenhandwerksmäßigen Aufgaben zurechtfinden und seine volleLeistungsfähigkeit zurückgewinnen. Es kommt hinzu, daß dieHemmungen oft nicht nur mechanischer Art find, sondern häufigpsychologischer, die mehr in der Vorftellung, als in derWirklichkeit gegründet sind. Hier wird die Gelegenheitmit Hilfe der Unterweisung eines tüchtigen Fachgenosien sich im bis-herigen Berufe zu betäiigen, bald die Zwangsvorstellung des„Nicht-mehrkönnens" bannen. Dazu kommt noch, daß gerade bestimmteFähigkeiten, z. B. Hobeln, bestimmte Muskelgruppen besonders be-anipruchen, die hier dann auch am schnellsten gekästigt werden. DieNutzbarmachung der ohnedies jetzt vielfach brachliegenden Fachschulenist daher als dankenswertes Bemühen zu begrüßen, dessen Nach-ahmung nur empfohlen werden kann.Notize».— Theaterchronik. Im Friedrich Wilhelmstä d ti«schen Theater wird die Sommerspielzeit am kommenden Sonn-abend S1/« Uhr mit dem dreiaktigen Schwank„O, diese Leutnants!"von Kurt Kraatz eröffnet.— Vorträge. Im Momsienbund spricht Freitag, den 14. d. M.,abends 9 Uhr, im Nollendorfhof, Bülowstr. 2, Manasse über:„DieBewertung des Lebens als Gradmesser der Kul-t u r."— Um den Verwundeten zu zeigen, wie weit sie eS kotz Verlustes der wichtigsten Glieder bringen können, wird der ungarischeGraf Z i ch y am Sonnabend, den 15. Mai d. I., abends 8 Uhr, imgroßen Sitzungssaale des Herrenhauses einen Vortrag halten, wiees ihm, der einst in den Jugendjahren durch einen Unglücksfall beider Jagd den rechten Arm verloren hat, mittels unbeugsamer Energiegelungen ist, den verlorenen Arm im praktischen Leben entbehrlichzu machen. Der Vortrag ist in erster Linie für unsere Verwundetenbestimmt uitd ihnen frei zugänglich.Schach.S. L o h d.edelDaS obige Problem ist eigentlich so leicht, daß eS nur vomweltbekannten Namen des Komponisten gedeckt wird. Trotzdemwerden manche noch was zu lösen haben. Man findet übngenseine Andeutung zur Lösung im 5. Zuge vou Weiß der nachstehendenPartie.DaS Heft Nr. 1—4 der„Wiener Schachzeiwng" ist erschienenund bringt folgende Namen bekannter Meister, die unter den Waffenstehen: Tartakewer, Spielmann, Leonhardt, Snoskoborowski, Frei-mann. Tenner, Sterk, Balla, Forgacz. Hromadka, Treibal.Nachstehende Partie aus einem Simulrantpiel in Buenos Airesim Februar 1915 entbehrt nicht eines gewissen theoretischen Interesses.Russisch.J. Capablanca.1. e2— o42. Sgl—£33. Sf3Xe5Richtig istF. Alrnirez.e7— e5Sg8— f6Sf6Xe4?d6; 4. 813,SXe4; 5. Sc3I usw. Weiß steht auchdann etwas besser, weshalb die„Rusfische Eröffnung" überhaupt wenigempfehlenswert ist.4. väl— s2 vckL— s75..0"s2X.e<" ck7-äS6. 62—64 k7— IS?Etwas besser ist immerhin:<!....8671; 7. So3, dXeö; 8. Sd5,Sf6 usw.7. Sbl— c8 1.....Dieser Zug von Steinttz ist be»deutend slMer als die hier üblicheFortsetzung: 7. 14, 8d7 1; 8. Sc3(Le2 I) 8.... 1Xe5!; 9. Sd5, 816;10. SXSf, gXf6; 11. Lbof, c6;12. LXc6t, bXc6; 13. DXc6t,Kf7; 14. DXT. Lb7; 15. VX»?.edf; 16. Kf2, Tg8; 17. Tgl, De4;18. g3, DXcSf usw. Eher zugunstenvon schwarz.7...... d6Xe53. So3— 65 De7— 669. 64Xs6 f6Xeö10. Lfl— c4 o7— c6Oder 10.... 867; II 0—0—0,Le7; 12. Lc4 1(B. Bardelebcn);12....«Xk4; 13. Tbel usw.11. O-O—OI c6Xd512. T61Xd5t Dd6— g613. TdßXeöf Ke8— d814. De4— 65t I-c8— 67Aus Ld6 folgt Tg5. Oder 14----867: 15. Lg5t;Kc7; 16. Te6 undDamengewinn.15. Dd5Xb7 1-67—06ES drohte I-g5ß' tvaS aus denTextzug wegen lOXI-ß nicht geschehendarf.1«. Te5— dßf.....Elegant war auch DvSß.16...... Lo6Xd5Aus 16.... 867 konnte folgen:17. TXSf, Ke8; 18. Lbol, LXD,13. TXLf. Kd8; 20. Tdlf und gewinnt.17. Db7— c7t K68— e818. Lfl— böf Sb8— c619. Tbl— elf Lo6— e420. LböXcöf Dg6Xo621. r>c7Xc6t KeS— 1722. TelXe4 Aufgegeben.Briefkasten.(O. 8. Stuttgart.)Ihre Bemerkung znr Partie Spiel»mann-Sep ist richtig. Nach:«1- o4,«5: 2. 14. sl: 3. 813, Le7; 4. Lc4,Lh4t; 5. g3, ig; 6. 0— 0, ghf;7. Khl, 65; 8. LXd5, 816; 9. Sc3,8X1-: 10. 8X8, c6; 11. 8X1-,cXd5; 12. Dh5, De7; 13. 63, 0—0;14. Lg5, De6; 15. 815' war g6?wegen 1)1x6 nicht angängig und aus367? gewann Weiß mit 8s7f nebsted. Der richtige Zug war demnachwohl 15.... 17— 16, wie Sie angeben._Verantwortlicher Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Für de» LnseratenteU verautw.: Th. Glocke. Berlin. Druck u. Verla«: vorwärt» Buchdruckerei u. VerlagSanstalt Paul Singer& Co, Berlin SW.