Nr. 128.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Krieg und Naturgeschichte.

Freitag, 4. Juni.

ekelhaften Ungeziefers. Vielleicht heftete sie sich an die Sohlen der die Klatschrose und der Rittersporn. Dritte Arten end­heimkehrenden und verlumpten Reste der Kreuzfahrer- Heere, wenn lich find durch das Wandervolk der Zigeuner eingeschleppt worden. wir sie nicht etwa den Levantefahrten der unternehmenden Wo die braunen Söhne der Bußta ihr Lager aufgeschlagen hatten, Unsere westlichen Nachbarn belegen uns mit dem Schmeichelwort Venezianer verdanken. Die schwarzbraun gefärbte Küchenschabe ist da sind unzweifelhaft der Stechapfel und das Bilsenkraut zu finden; boches". Es ist dies eine Verstümmelung von alboche, unter größer als ihre deutsche Base( sie wird bis zwei Zentimeter lang), ist sie sind die Leitpflanzen solcher Zigeunerlagerpläge. Andere welcher Bezeichnung der Pariser ein widerliches, stechendes Insekt ebenso gefräßig und entsprechend schädlicher. Dazu kommt noch, Zigeunerpflanzen find Inula graveolens, eine Alantspezies, und versteht. daß sie abscheulich stinkt, was bei jener nicht der Fall ist, und daß Corispermum nitidum, eine Berwandte der Meldengewächse und Der Brauch, ungebetene Gäste mit irgendeinem Beiwort zu alles, worüber sie gekrochen ist, einen niederträchtigen Geruch an- des Spinats. Für den Botaniker noch der Hinweis, daß beide Arten bedenken, ist nicht neu und hat sein Analogon auch bei uns. Immer nimmt. Man handelt flug, sie nicht anzufassen, wozu auch wohl auf einem großen, öden Blaze bei dem Dorfe Jlvesheim, am rechten aber, wenigstens in den weitaus meisten Fällen, wählt der Ein- niemand so leicht Neigung verspüren wird, denn sie entleert, gereizt Hochufer des Neckar zwischen Mannheim und Ladenburg , der von heimische für den Fremdling eine Bezeichnung, die etwas Wider- oder berührt, einen dunklen Saft aus dem Maule, der die mensch dem Wandervolte regelmäßig als Lagerplaz aufgesucht wird, ge­wärtiges, zum mindesten etwas Furcht- und Entsezenerweckendes liche Nase arg beleidigt und dessen gasförmige Hinterlassenschaft nur sammelt werden und sonst nur höchst sporadisch in der deutschen andeutet. Nur wenige Fälle sind bekannt, in welchen sehr schwer von den Fingern zu entfernen ist. Schon ihre dunkle Flora vorkommen. C. Sch. solche Spitznamen" nichts derlei an sich haben. Ich denke Farbe läßt sie als ausgesprochenes Nachttier erkennen, das erst mobil hierbei an die Bezeichnung Rosatenvogel" für wird, wenn Ruhe im Hause eingetreten ist und dann lautlos hin

die Haubenlerche, jenen Feldbewohner, der mit Beginn und her huſcht. Betritt jemand mit Licht den Raum, in dem sie ihr Bei deutschen Gefangenen in England.

des Winters die tahle Flur verläßt und sich in den Ortschaften ein- mitternächtiges Wesen hat, so stürzt sie in übereilter Hast nach findet. In Thüringen glauben die Landleute, sie sei 1813 mit den ihrem Schlupfwinkel. Eine heifle Sache ist es, sie totzutreten. Es Russen ins Land gekommen. Anfänglich wurde diese Lerchenart nur ist dabei ein quietschender Ton vernehmbar, und es kann wohl ge­in den östlichen deutschen Gebieten beobachtet und verbreitete sich schehen, daß man ausrutscht und hinfällt, denn der Körper des Tieres erst nach und nach westwärts. Man kennt die Geschichte ihres Ein- ist glatt und schlüpfrig. wanderns in das cisalpine Europa ganz genau, und erforderlichen­falls könnte ihr Vordringen nach Westen und die Angabe ihres Er­scheinens in den einzelnen Gebieten mit Jahreszahlen belegt werden. Dieses schmucke Vögelchen hat indessen mit den russischen Kosaken nicht das mindeste zu tun; es ist ursprünglich ein Steppenbewohner und folgte dem Getreidebau.

Auch in diesem Falle beruht die Annahme des Volkes natürlich auf Irrtum. Der durch den Winter hervorgerufene Mangel an Lebensmitteln scheucht auf der nördlichen Erdhälfte alljährlich eine beträchtliche Anzahl von Vögeln südwärts. Manche dieser Wintergäste erscheinen alle Jahre, andere bloß in falten und schneereichen Wintern, und sie ziehen um so weiter nach Süden und erscheinen in um so größeren Massen, je fälter und schneereicher die Winter sind. Ein derartiger Wintergast ist der Seidenschwanz.

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Ein dänischer Schriftsteller, Herr E. Holten Nielsen, macht seit einiger Zeit Studien über England und das englische Leben in der Kriegszeit, deren Ergebnisse er in dem Kopenhagener Blatte Politiken" veröffentlicht. Seine Berichte zeigen das Be­streben, objektive Bilder zu geben.

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Die beiden Lager, denen Holten- Nielsen einen Besuch abstatten konnte, waren das Internierungslager für Zivil­gefangene bei Handforth und das Kriegsgefange nenlager bei Leigh.

Seit 1778 tritt in Nordamerika die, Hessenfliege" auf. Es ist dies die Gallmückenart Cecidomyia destructor, deren Larve Weizen- und Roggenhalme zerstört, aus welchem Grunde man das Insekt auch Getreideverwüster" nennt. Den Namen Hessenfliege erhielt es, weil man annahm, daß es durch die vom Landgrafen Friedrich II. in schmählicher Weise für 22 Millionen Taler an Eng- Handforth ist eine kleine, etwa 30 Kilometer südlich von Neben dem Kosakenvogel der Kriegsvogel. Mit diesem land zum Kriege gegen die nordamerikanischen Kolonien verkauften Manchester belegene Landstadt, von der nur etwa 10 Minuten ent­Namen bezeichnet das Volk den blauen stattlichen Seiden- 12 000 hessischen Mietssoldaten, welche 1776 unter General Heister fernt in einer Talfenkung das Internierungslager untergebracht schwanz. Das scheinbar rätfelhafte, plögliche Erscheinen und auf Long Island landeten, in dem mitgebrachten Stroh verschleppt worden ist. Es hat seine Stätte gefunden in einer großen Bau­das ebenso plötzliche, spurlose Verschwinden der Seidenschwänze in worden sei. anlage, die ursprünglich als Färberei hatte dienen sollen. Als die gewissen Jahren, das Ausbleiben in anderen, für das man ebenso- Die Ordnung der Zweiflügler bietet in einem Vertreter Gebäude fertiggestellt waren, wurde wegen der zu befürchtenden wenig eine einleuchtende Erklärung fand, mußten die Phantasie des noch einen zweiten Beitrag zur mystischen Naturgeschichte, Verunreinigung der Gewässer Einspruch gegen die Aufnahme des Volkes anregen. Es langte in die Rüstkammer seines Aberglaubens welche leider immer noch seine Herrschaft behauptet. Es ist dies Betriebes erhoben, das Gericht entschied zugunsten des Einspruchs, und suchte darin nach einem Maße, mit welchem jene Erscheinungen Sciara militaris, die Heerwurm Trauermüde, vielmehr und die Gebäude konnten nicht in Benußung genommen werden. wohl gemessen werden könnten und es fand eins. Das war die deren Larve. Die etwa zentimeterlangen und millimeterdicken Jezt hat die englische Regierung sie zur Unterbringung der deuts ominöse Sieben. Die Vögel treten in Zwischenräumen von mehreren alasigen Larven unternehmen oft( namentlich von Anfang Juli bis schen Zivilgefangenen gemietet. In diesem Lager waren, als der Jahren auf. Von wieviel Jahren wohl? Flugs die 7 her: alle Mitte August) in ungeheuer großen Massen, um Nahrung zu suchen Däne ihm seinen Besuch abstattete, im ganzen 2384 Deutsche unter­sieben Jahre stellen sie sich ein. Die 7 ist eine böse Bahl, also und geeignete Lokalitäten zur Verpuppung zu finden, zur frühen gebracht, unter denen sich nur 20 See- und Landunteroffiziere be= fann das Erscheinen der Seidenschwänze unmöglich etwas Morgenstunde oder beim Hereinbrechen des Abends in den Laub- fanden, während der ganze Rest der bürgerlichen Bevölkerung ange­Gutes, sondern muß etwas Schlechtes bedeuten, aber etwas( besonders Buchen-) wäldern des Harzes, Thüringer Waldes und hörte. Enva 1100 Kriegsgefangene waren gerade einige Tage vor­Schlechtes, das nicht nur einzelne der Bevölkerung be- anderen deutschen Mittelgebirgen große Wanderungen. In Gestalt her von Handforth nach einem Lager in Schottland abbefördert trifft, sondern diese in ihrer Gesamtheit. Das find bloß Miß einer grauglänzenden Schlange, wohl mehrere Meter lang, fließt worden. Klagen über die Behandlung wurden von seiten der wachs, Pestilenz und Krieg. Folglich ist der Seidenschwanz ein Best-, der Drachenwurm einem glänzenden Strome gleich in gespenster- Internierten nicht laut. Es waren mancherlei Veranstaltungen ge­Toten- und Kriegsvogel. hafter Stille dahin. Das ist der Heerwurm! Niemand sieht ihn troffen worden, um den Internierten ihr Geschick zu erleichtern. gern, denn sein Erscheinen deutet auf Krieg, und es ist noch ein Ein geräumiger Spazierplatz und ein Sportplak waren angelegt, Glück, wenn er talwärts zieht, denn das verspricht den Sieg! und außerdem wurden gelegentlich mit den Gefangenen Märsche Eine große Menge unserer unangenehmen Gäste verdanken wir in die anmutige Umgegend unternommen. In den Schlafsälen sah dem Osten zumeist eingeschleppt durch die Kreuzfahrer. Es seien der Besucher große Bilder vom Kaiser und von Lismarck, ein deut­als solche noch die Wanderratte und die Wanze genannt. scher Künstler saß an der Staffelei und malte an Porträts. Eine Die meisten dieser widerwärtigen Geschöpfe wurden dann durch die stattliche deutsche Bücherei war zur Stelle; aus der englischen Be­Europäer noch weiter nach Westen verschleppt, so sind die beiden wachungsmannschaft hatte sich eine Militärkapelle gebildet, deren legtgenannten durch den Handelsverkehr jetzt über den ganzen Erd- Darbietungen den Insassen des Lagers etwas Unterhaltung bieten Ganz anders verhält es sich mit etlichen widerlichen Insekten- ball verbreitet, mit ihnen auch der Floh. Amerika kannte den nasch- konnten. Ihr Essen bereiteten sich die Internierten selbst; es be= arten, die wir, wie die volkstümlichen Namen der Tiere erkennen haften Weiberfreund nicht vor Ankunft der Spanier, und der ein- fanden sich darunter deutsche Köche aus den feinsten Gast- und lassen, ebenfalls dem Osten verdanken. In so manchem Privathause geborene Neuseeländer nennt ihn den kleinen weißen Mann", mit Wirtshäusern Londons . Die Unteroffiziere und ebenso eine kleine der Großstadt und den Speichern der Handelshäuser leben zwei dieser Bezeichnung darauf hindeutend, wer ihn mitgebracht. Gruppe wohlhabenderer deutscher Zivilisten waren in einem Insektenspezies, die der Deutsche , wenn er nicht Naturforscher ist, Wie der Menschenstrom unzählige Tiere mit sich westwärts gerissen eigenen kleineren Schlafsaal untergebracht, und überhaupt gab man Schwaben" nennt. Die Wissenschaft nennt sie nach hat, so auch viele Pflanzen. Wo der Europäer rastete mit seiner sich Mühe, nach Möglichkeit zusammenpassende Gruppen zu bilden. Plinius ' Bezeichnung Blatta Schaben. Die eine Art, Karawane auf einsamer Prärie, da keimte im nächsten Frühjahr Eine große Rolle spielte natürlich das Lager- Posta mt. Alle die deutsche Schabe, ist von schmutzig- lehmgelber Farbe. Man ein Pflänzchen, fremd auf amerikanischem Boden- der gemeine Briefe werden zuerst von drei englischen Lageroffizieren überprüft, hört die kleinen Schaben wohl gelegentlich einmal bei uns Wegerich. Der rothäutige Sohn der Wildnis betrachtete miß- und ebenso alle Pakete auf das genaueste untersucht; erst dann " Russen" nennen; die Russen nennen sie allgemein Preußen" trauisch das Gewächs und nannte es voll trüber Ahnung die Spur gehen sie an das deutsche Postamt" weiter, dessen Personal aus­und behaupten, die aus dem Siebenjährigeu Kriege heimkehrenden des weißen Mannes". Und seit dem deutsch - französischen Kriege schließlich aus Deutschen zusammengesezt ist und das die weitere russischen Truppen hätten sie mit in ihr Vaterland zurückgebracht. hat die Umgegend von Paris eine ganz wesentliche Bereicherung Verteilung der eingelaufenen Stücke unter die Internierten be= Durch den Handelsverkehr ist die deutsche Schabe über die ganze ihrer Flora erfahren, bis dahin nie gesehene Kräuter blühen und sorgt. Entsprechend wird es auch mit den ausgehenden Sendungen Erde verbreitet worden. Ein gewisser Nicols berichtet, bei der sprießen heute dort allenthalben, Kinder des fernen preußischen und gehalten. Die Zahl der einlaufenden Postsendungen reicht an Rückkehr von einem Jagdausfluge im tropischen Australien wären schlesischen Oftens, deren Samen mit der Fourage für die Pferde manchen Tagen nahe an 800. Im ganzen meint Holten- Nielsen, seine Füße geschwollen und mit Blasen besezt gewesen. Er legte der belagernden deutschen Heeresmacht eingeführt wurden. Eine man erhalte von dem Lager in Handforth weniger den Eindruck sich in einem Zimmer schlafen, das von deutschen Schaben wimmelte. buntere Gestaltung erhielt auch die Pflanzenwelt der Umgebung eines Gefangenenlagers, als etwa den einer großen Auswanderer­Da die Nacht sehr heiß war, ließ er seine erhitzten Füße unbedeckt. Nach Wiens nach den Türkenkriegen. In seiner Gemarkung traten zum herberge; allein wenn man dann die umliegenden Höhen besucht, is einigen Stunden Schlafes wurde er durch ein unerträgliches Jucken und ersten Male der prächtige Stech apfel und das unheimliche bemerkt man die großen Wachthäuser, die Wachen mit scharf­ein abscheuliches Rizeln geweckt: die Schaben hatten die Haut angegriffen Bilsentraut auf, Pflanzen, die die sich schon den Nicht- geladenem Gewehr, die hohen Stacheldrahtzäune, bie Alarm= und an einer großen Blase völlig weggefressen, so daß eine hautlose botanikern als Fremdlinge verraten. Auch die egapparate usw., die auf die Bestimmung des Lagers hindeuten. Stelle, so groß wie ein Markstüd, entstanden war. Diese Schaben- warte, lette und das auch heil gehören ursprüng Das Kriegsgefangenelager in Leigh liegt unmittelbar bei dieser art wird allmählich verdrängt durch die Küchenschabe, Brotschabe lich dem Osten an, vielleicht der Pußta und Podoliens Ge- Stadt und befindet sich in einer neu errichteten Baumwollweberei, Das Lager oder den Kakerlak, eine widerliche Bestie. In manchen Gegenden filden. Manche Pflanzen der östlichen Flora mögen nicht dem die bisher noch nicht in Benutzung genommen war. Deutschlands werden die Tiere, Russen" genannt und die Fran- Kriegspfad gefolgt, sondern auf friedlichen Wegen bei uns einge- ist bedeutend kleiner als das zu Handforth; es beherbergte zur Zeit zosen nennen sie, Prussiens". Vorderasien ist die Heimat des schlichen sein, so mit dem Getreide die Kornblume, die Rade, des Besuches 1788 Gefangene, teils aus dem Landheere, teils aus genug, ich war gerade mit der Toilette beschäftigt, als sich der erste Besuch bei mir anmeldete, ein Vertreter der Compania Fuerza y Luz, um mir Offerte für all meinen Bedarf zu machen. Und so ging es weiter; einer der Herren fam nach dem anderen, von allen Elektrizitäts- und Maschinenbau­firmen der Stadt, um Aufträge einzuheimsen.

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Die Erweckung der Maria Carmen.

Von Ludwig Brinkmann.

Ich lächele fast über mich selbst, wenn ich daran denke, welch glückselige Stunde ich in der Halle des Hotels ver­brachte. Ich wiegte mich in meinem Schaukelstuhle, rauchte meine Havannazigarre und erteilte Audienz. Natürlich weiß im ganzen Hotel jedermann, daß ich ein Minenbesizer aus dem Süden bin. Da ich dazu dank europäischer Kultur mit einigem Anstande zu essen vermag, so ist es offenbar, daß ich ein Nabob sein muß. Alles spekuliert hier in Silber­minen, alles interessiert sich für Silberattien, alles ist auf der Jagd nach Tips", nach authentischen Urteilen über die Marktlage im allgemeinen und im besonderen. Nun, ich fühle mich einigermaßen wohl in der Rolle, die ich hier spiele, und hüte mich jemandem zu verraten, daß die Maria Carmen erst im Anfangsstadium ihres zweiten Erdenwallens be­griffen ist. Aber durch meine Studienreisen im Tale und Die zahlreichen Winke, die mir Herr Dickinson gegeben, besitze ich ein ziemlich sicheres Urteil über fast jede Grube in der Valley, und vielleicht gebe ich dem einen oder anderen meiner Interpellanten eine nüßliche Erleuchtung.

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Das ersparte mir schließlich viele Gänge, und ich erklärte jedem, was ich brauchte, jedem vorheuchelnd, daß ich Zeit genug hätte, neue Dinge zu bestellen, daß ich aber, wenn etwas auf Lager sei, es der Einfachheit halber vielleicht an­nehmen würde, sofern es einigermaßen meinen Bedürfnissen entspräche. Jetzt stellte es sich aber heraus, daß ich auf etwas schier Unmögliches fahndete, auf einen Dieselmotor von hundert bis zweihundert Pferdestärken, der auf Lager wäre; niemand hatte etwas Geeignetes. Ein oder zwei Pumpen samt Motor konnte ich wohl bekommen, auch einen elektrischen Generator, der aber dann wieder nicht zu den Pumpenmotoren paßte; jedoch das Wichtigste, ein Rohöl­motor, scheint in der ganzen Stadt nicht zu sein. Ich mußte also alle meine Besucher unverrichteter Dinge wieder abziehen lassen. Mein Brief an Stuart flang infolgedessen nicht gerade trostreich.

Während der heißen Stunden des Nachmittags bin ich in meinem Hotel geblieben. Zu tun gab es für mich zunächst nichts. Jedoch bekam ich unaufhörlich Besuch von den Ver­tretern der verschiedenen Firmen, die mich bereits am Morgen belästigt hatten und die mir nun ihre wohl ausgearbeiteten, gebundenen Offerten überreichten, natürlich nur auf neue Anlagen, auf die ich etwa sechs Monate zu warten hätte, bis sie aus den Vereinigten Staaten oder aus Europa einträfen. Die haben aber feinen Wert für mich, und ich zeigte mich dem­entsprechend zurückhaltend. Das legten meine Besucher falsch aus; sie glaubten, mir wären die Preise zu hoch, und ließen durchblicken, daß fie eventuell bona fide Ronkurrenzpreise annähmen; und einer von ihnen, ein ganz Geriebener, er­zählte mir, daß er fünf Prozent in der Kaufsumme für mich privatim eingeschlossen hätte; in diesen schlechten Zeiten müßte der Einkäufer für Gesellschaften auch etwas für sich haben. Da ich in einer milden Laune bin, und nihil humanum a me alienum puto, warf ich den Mann nicht sofort hinaus, sondern ließ ihn in dem Glauben, daß er ganz besonders gewiegt sei; ich bedeutete ihm, er möchte in acht Tagen wiederkommen, um weiter darüber zu reden. Dann bin ich aber hoffentlich schon längst wieder bei unserer Maria Auf der Straße traf ich zufällig Hermann Schmidt. Er Carmen. war natürlich über das unerwartete Zusammentreffen tief Als es etwas fühler geworden war, ging ich den Paseo gerührt, aber noch mehr erstaunt, daß ich mich ihm noch de la Reforma hinab und traf denn auch der Verabredung feineswegs als reichen Mann vorstellen fann. Er kniff ein gemäß meine Freundin von gestern abend, die sich als eine wenig die Augen zusammen, als wollte er sagen, ich hätte es von den Wogen des Schicksals hierher verschlagene Pariserin doch wohl nicht richtig angefangen, und ließ durchblicken, man entpuppte und einen blühenden Handel mit Damenhüten be­solle ihm nur einmal solche Gelegenheit geben, wie sie mir treibt. Wie ein Bad in einem fühlen Quell war mir das plätschernde Wasser ihres Geplauders; meine Freunde, geboten war; dann sollte es anders aussehen. Stuart, Ward, Dickinson sind ja von einer solchen tötenden So wurde mir der Spaziergang nach Schweigsamkeit! Chapultepec eine Erquicung, wie ich seit langem feine mehr genossen.

Dann bin ich ins Café gegangen und habe Musik gehört -Musik, zum ersten Male seit sieben Monaten! Wie seltsam mir wurde, wie trübselig, wie europäisch! Und das schöne Bier! Dann am Nebentische die kleine niedliche Person, mit der schließlich die liftige Verständigung gelang, das Rendez­vous für den folgenden Tag verabredet ward. Und Frau Jane? Aber es war ein guter Rat, den mir vor vielen Jahren ein Freund gegeben: Wenn Dir Liebesgram um Nun, das mag sein. Ich hatte aber feine Zeit, mich auf die Sternenunerreichbarkeit einer Frau das Herz zerreißen langwierige Erörterungen mit dem Doktrinär einzulassen und will, meine Dich am Busen ihrer Kammerzofe aus; dann wird fragte ihn, ob er mir helfen könnte, einen Petroleummotor es in Dir tagen, und alle Sterne sind Dir gleichgültig!" aufzutreiben. Das konnte der junge Bankmann nun nicht; Das ist der Weg, eine schwere Strankheit zu überwinden; dazu er wäre aber mit einem Angestellten der Mining Machinery bin ich ja aus der Wüste gekommen und dürfte nach Ge- and Supply Company befreundet, der vielleicht Rat weiß. müsen, ohne mich in philosophische Betrachtungen über Grad Ich lud daher Schmidt und seinen Freund zum Gabelfrüh­stück ins Hotel Francés" ein. und Klasse einzulassen.

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Und ganz spät am Abend dasselbe trauliche Plätschern der Wirklich, der kleine Ingenieur der M. M. S. C. ist gar Brunnen unter den hohen Buchen und Akazien der Alameda nicht übel. Ich versprach ihm eine Ertragratifitation, wenn es ist wahr, Merito ist sich gleich geblieben, dieselbe schöne, er mir billig und rasch zu etwas Passendem verhelfe. Aller­rauschende Stadt, die sie das Paris der Neuen Welt nennen! dings jagte er mir gleich, es würde schwierig für ihn sein; Dampfmaschinenaggregate gäbe es genug alt zu kaufen, aber Bei den Gesprächen des gestrigen ersten, genußfrohen Petroleummotoren seien in diesem Lande noch eine Rarität. Abends in Stadt Meriko muß es mir entfahren sein, daß ich Doch er versprach sein möglichstes zu tun. Am Abend will er hierher gekommen bin, um ein paar Maschinen zu kaufen; wiederkommen und mich wissen lassen, ob er etwas entdeckt hat.

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Gegen Abend kam der kleine Ingenieur wieder und brachte, wie er glaubte, gute Nachrichten; er hatte von einer Fabrik gehört, die eine etwa hundert Pferde starke Sauggas­anlage mit einem Drehstromgenerator verkaufen will. Dic Maschinen wären noch gut erhalten.

Ich bin indessen wenig erbaut davon. Gewiß, der Gas­betrieb ist vielleicht noch billiger als der mit Roböl, aber der ganze Apparat ist für unsere Verhältnisse zu umständlich. Jedoch woher etwas Geeignetes bekommen?

Um nicht ganz untätig zu sein, entschloß ich mich, meinent rührigen Agenten den Gefallen zu tun und am nächsten Tage mir die Anlage wenigstens anzusehen.