Nr. 131. 1915.

libland

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Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Mitau  - Riga  .

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Aus dieser Tatsache konstruierten die russischen   Regierungs­nationalisten der Nowoje Wremja" die" finnische Gefahr" für St. Petersburg  . Von finnisch- estnischen Bölterschaften umgeben, von finnischen und estnischen Geschäftsleuten durchsetzt, sollte die russische Residenz beständig in Gefahr schweben.. Mit dieser Gefahr" wurde die Ruffifizierung Finnlands   begründet. Mit den Esten und Letten hatte man ja längst den Anfang gemacht. Die Gesamtbevölkerung der baltischen Provinzen wird zurzeit auf zirka 3,8 Millionen geschäzt. Genaue Daten liegen nicht vor, da die letzte Volkszählung 1897 stattfand. Ebenso schätzungsweise berechnet man die Zahl der Letten auf 1,4, die der Gften auf 1,25 Millionen. Die ersteren bilden in Kurland   und Südlivland mehr als drei Viertel der Gesamtbevölkerung, die Esten in Nord­livland und Estland   sogar zirta acht Neuntel davon. Daher ignoriert auch der gewöhnliche Sprachgebrauch die Dreiteilung und spricht nur von Estland   and Lettland  .

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Dienstag, 8. Juni.

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baren Bauernlandes", das die kleinere Hälfte des Gesamtareals und der nationalen Bresse in allem überlegen. Da die eigenen bildet. Bei der Bauernbefreiung  ( 1809 bis 1826) erhielten die Literaturen noch jung und schwach sind, beherrschen die Intellek­Leibeigenen nur die persönliche Freiheit"; das Land, das sie bis tuellen beider Völker bis ziemlich weit in die kleinbürgerlichen Obwohl die Provinzen Estland  , Lipland, Kurland   oft auch als dahin für sich beadert und als ihren Landanteil betrachtet hatten, Schichten nach unten die deutsche Sprache und benußen die deutsche deutsche   Provinzen bezeichnet werden, sind Land und Bewohner wurde durch eine faiserliche Botschaft als unantastbares Eigentum Literatur. Die deutschen Buchhandlungen und Buchdruckereien dem großen Publikum in Deutschland   doch so gut wie ganz un- der Gutsherrn" erklärt mit der einzigen Einschränkung, diesen waren und sind wohl auch jetzt noch, soweit sie dem Kriege nicht bekannt geblieben. Boden nur den Bauern verpachten oder verkaufen zu dürfen. In zum Opfer fielen, den estnischen und lettischen Unternehmungen Hinsichtlich der Bevölkerung muß festgehalten werden, daß den letzten 50 Jahren haben die Bauern einen beträchtlichen Teil gleicher Art überlegen. Es ist ja bekannt, daß die russische Regie­das ganze Gebiet von der deutschen Grenze bis nach St. Petersburg   dieses Bauernlandes täuflich erworben. Sie mußten ihn oft mit rung die deutsche Sprache bei hoher Strafe verboten hat, ebenso wie und von dort nach Finnland   von nichtrussischen Voltsstämmen be- Gold aufwiegen, denn die Nachfrage nach Aderland ist unglaublich viele deutsche Unternehmungen ihr zum Opfer gefallen sind. wohnt wird. Das Gebiet zwischen Ostpreußen   und Kurland groß, und in der Preisbestimmung walten die Junker ohne jede Gouvernement Kowno Die baltischen Provinzen bilden ein Agrarland, von dessen wird vorwiegend von Litauern unter- Ginschränkung. Der Kauf wurde gewöhnlich mit Hilfe der Geld- Bevölkerung noch etwa 70 Proz. landwirtschaftlich tätig sind.( In mischt mit Letten und Weißrussen   bewohnt. Kurland und Süd- institute des Adels realisiert, und die Schuldverschreibungen blieben Estland   78,19 Proz., in Livland   68,28 Proz., in Kurland   69,96 Proz.) bis zu dem Flusse Salis, der sich etwa in der Mitte im Besitz des Adels. Kraft dieser Hypothekenschuldbriefe herrscht Die städtische Bevölkerung macht kaum 30 Proz. aus. Von der der Rigaischen Bucht in das Meer ergießt, landeinwärts über Rujin der Adel auch über die sog. Erbbauern". Die Pachtbauern stehen landwirtschaftlichen Bevölkerung waren( 1897) in Estland   95,66 und Walk, von hier füdöstlich nach Marienburg und von hier etiva noch unmittelbarer unter der Gewalt der Junker. auf Dünaburg  Prozent Esten, in Livland   98,73 Proz. Esten oder Retten, in Kur­bilden das Wohngebiet des etwa 1,4 Millionen Zudem erfreuen sich die Junker der unglaublichsten Privilegien, land 91,48 Proz. Letten. Die hauptsächlichsten Anbaufrüchte sind starten Lettenvolkes. Nördlich der Salislinie bis nach Marien- die sie aus der grauen Vergangenheit ins 20. Jahrhundert herüber Roggen, Gerste, Hafer, Kartoffeln, Lein und auch Weizen. Viel burg und von hier über Petschora  (= Petschory) zum Beipussee gerettet haben. Um nur einiges zu erwähnen, sei auf folgendes fach findet man den Uebergang zur Vieh- und Milchwirtschaft. Die ist die Südgrenze des Estengebietes Nordlivland und Estland   hingewiesen. Der Bauer darf auf seinem Boden nebst den kleineren und größeren Inseln am estländischen Strande, ob er ihn gepachtet oder gekauft hat gleichviel, landwirtschaftlichen Großbetriebe haben nebenbei noch Spiritus­weder jagen noch fischen; brennerei, Bierbrauerei, Sägereien usw. Die bäuerlichen Betriebe die dem Rigaer Meerbusen   vorgelagert sind: Desel, Dago, Mohn, er kann keine Mühlen, feine Fabriken, keine Brennereien oder sind fast durchweg so groß, daß sie für den Markt produzieren. Von Worms  . Die östliche Landgrenze wird durch die Narowa gebildet. Braucreien, kleine oder große Handelsunternehmungen eröffnen, den ländlichen Bewohnern find 70-80 Broz. landlose Leute. Daher Das Gebiet östlich von der Narowa und dem Peipussee das der Gasthausbetrieb ist hier ebenso unzulässig wie die Abhaltung die große Nachfrage nach Land. Gouvernement St. Petersburg, ehemals Ingermanland   genannt von Jahrmärkten und Anlage von Ansiedelungen. Das alles würde weist neben Russen noch sehr zahlreiche Inseln mit finnisch gegen die Privilegien des Abels verstoßen. Unter den Städten nimmt Riga   den ersten Platz ein. Riga  Jedes Rittergut hat zählt zirka eine halbe Million Einwohner und ist estnischen Dorfschaften auf, namentlich in der Umgebung St. Peters- feine eigene Gutspolizei; sie haben auch meist das Recht, ihrerseits burg und Odessa  - die drittgrößte Hafenstadt Rußlands  . Inner­nach Peters­burgs. ben Prediger zu bestimmen, den das Bauernvolt zu hören und halb 20 Jahren betrug die Bevölkerungszunahme zirka 200 000. zu unterhalten hat usw. usw. Riga   hat etwa 500 Fabriken. Die Stadt liegt zirka 12 Kilometer Die Krone der politischen Gewalt des Adels besteht in den oberhalb der Dünamündung an beiden Ufern des beinahe kilo­ritterschaftlichen Zandtagen. Jede der drei Provinzen, wie auch der meterbreiten Flusses. Dieser ist bis oberhalb Riga   schiffbar und Adel der Insel Oesel  , hat einen eigenen Landtag, jeder adelige auch großen Ozeanschiffen zugänglich. Weiter oben hört aber die Gutsbesizer ist kraft seines Besizes vollberechtigtes Mitglied des Schiffbarkeit auf. Im Frühjahr führt der Fluß große Mengen Landtags. Keine Wahlen. Alle anderen Bevölkerungsklassen- von allerlei Nuhholz aus dem Hinterlande nach Riga  . Oft bildet einschließlich der städtischen Großbourgeoisie deutscher   Serkunft der große Fluß eine einzige Floßrinne er ist von oben bis sind ausgeschloffen. Alle Angelegenheiten, über welche die Landes- unten voll Holz. Zu dem lokalen Bedarf kommt noch der Holz­organe" selbst zu entscheiden haben, werden also durch die Macht- ausfuhrhandel. vollkommenheit des Adels entschieden. Die( lutherische) Landes­firche steht ebenfalls unter dem Adel, er und die Geistlichkeit handeln Hand in Hand. Die klägliche Volksschule, die sogenannte Dorfschule, mit einer obligatorischen Schulzeit von 3 Wintern je etiva 100 Schultage ist vom Adel der Geistlichkeit über antwortet, soweit nicht die russische   Schuladministration die Schule als Mittel zur Russifizierung benutzt und zu dem Zweck die gegen­teilige Macht gebrochen hat.*) Die Städte haben eine Selbst­verwaltung". Die Vertretungskörper gehen aus Wahlen hervor, aber nur der Besitz gibt das Wahlrecht. Die besiglosen Volks massen haben auch hier nichts zu sagen. Da aber der Adel auch in den Städten Besitz hat und mit der deutschen Bourgeoisie dieselbe Geige spielt, herrscht auch hier die Adelspolitik. Das deutsche   Bürgertum der baltischen Städte befindet sich ganz und gar im Schlepptau des Adels. Die baltischen Städte namentlich die älteren tragen aus gesprochen deutsches Gepräge. Die alten Stadtteile Rigas, Revals usw. weisen alle Merkmale alter deutscher   Städte auf allerdings gehörig verwässert. Sind sie doch von Deutschen   angelegt und ausgebaut, bis zur Bauernemanzipation wurden sie auch fast aus­schließlich von Deutschen   bewohnt. Durch die Ausdehnung der treidearten, Flachs, Leinsaat, Bau- und Grubenholz, Bretter, Holz­Die baltischen Häfen exportieren hauptsächlich verschiedene Ge­Städte wird die deutsche   Bevölkerung prozentual auf etwa 8 bis stoff, Spiritus, Meiereiprodukte, Häute, Gier usw. sowohl russischen, 9 Proz. zurückgegangen sein. Troßdem steht die Macht der wie auch einheimischen Ursprungs. Als hauptsächliche Import­Deutschen hier und da noch auf der Höhe. Die Verwaltung waren kommen in Betracht Baumwolle, Steinkohle, Koks, Eisen( roh so bedeutender Städte, wie z. B. Riga, Libau  , Mitau  , Dorpat  , und verarbeitet), landwirtschaftliche und andere Maschinen, Werk­Bernau usw ist in ihren Händen. Allerdings ist ihre Macht mehr zeuge und Geräte, mineralische Düngemittel, allerlei Fertigwaren oder weniger erschüttert. Die aufsteigenden Bourgeoisien der Esten und Produkte und Letten ringen mit den Deutschen   um der elektrotechnischen und chemischen Industrie, vielen Städten ist die Macht den deutschen Händen bereits ent- Safenpläße mit den großen Verkehrswegen Rußlands   verbunden m die Rathäuser. In Heringe, Steinkohlenteer usw. Es ist selbstverständlich, daß die glitten. In Reval  , Hapsal  , Wesenberg, Walt, Werro   herrschen sind und daß neue zu ihnen geplant werden. bereits die Eften, ebenso in mehreren Städten Lettlands   die Letten. Die Städte hatten Garnisonen, aber als befestigte Städte kamen Die deutsche Sprache und deutsche Kultur hat nur insofern an Be- eigentlich nur Dünaburg   und Libau, zuletzt auch Reval   in Betracht. deutung eingebüßt, als sie die estnische oder lettische Intelligenz Vor dem japanischen Kriege wurde unter Ribau ein großer Kriegs­und angrenzende Schichten nicht mehr zu entnationalisieren ver- hafen angelegt, der Hunderte von Millionen verschlang. Aber kaum mag, im Handel und Privatverkehr war sie bis zum Ausbruch des war er fertig, als er auch schon verlassen wurde aus der Gr= Krieges immer noch dominierend. Die deutsche Presse- durchwägung, daß die deutsche   Landmacht Libau   einnehmen könnte, be= weg reaktionär- konservativer Richtung war kräftig entwickelt vor Rußland   mobilisiert hätte... Diese Einsicht fam für die Steuerzahler reichlich spät; aber die Generäle, Ingenieure und *) Dieses Schulobligatorium besteht nur für die Landge- Unternehmer aller Art hatten ihr Schäfchen im Trockenen... Sie meinden der baltischen Provinzen. Kinder von 10-13 Jahren zogen dann einige Tagemärsche weiter nördlich und begannen( 1912) sind schulpflichtig. In den baltischen Städten besteht nicht einmal dieselbe Arbeit bei Reval  . Unter dem Namen Kriegshafen Peters  diese Schulpflicht, ebensowenig wie in ganz Rußland  . des Großen" werden nun dort abermals Millionen ins Wasser

Die Esten und Letten sind stark zunehmende Völker. Aus wirtschaftlichen Gründen findet aber eine Auswanderung statt, so daß beinahe die volle Zuwachsquote dem Lande verloren geht. Die Zahl der Deutschen   sinkt in diesen Provinzen seit den siebziger Jahren. 1897 wurden 165 627 Deutsche   gezählt oder 6,21 Proz. der Gesamtbevölkerung.( In Estland   3,86 Proz., in Livland   7,23 Prozent, in Kurland   5,68 Broz.) Unter der städtischen Bevölke­rung zählte man zirka 16 Proz. Deutsche  . Der Anteil der Rufsen an der Gesamtbevölkerung betrug 1897 5,33 Proz. hauptsächlich Beamte, Lehrer, Militärs, aber auch Kaufleute, fleinere Unter­nehmer usw. Juden gab es in diesen Provinzen 3,45 Proz., Polen  1,51 Proz.) In nationaler Hinsicht bilden die Esten und Letten in ihren Wohngebieten die große Mehrzahl der Bevölkerung im Durchschnitt volle 82 Proz. oder mehr als vier Fünftel der Ge­jamtbevölkerung.

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Diese leinen geschichtslosen" Völker, die beide unter den gleichen Verhältnissen leben, sind einander sprachlich ebenso fremd, mie sie zum Beispiel Deutschen   und Russen fremd sind. Die Letten sind arischer, die Esten mongolischer Abstammung und gehören zu der finnisch- ugrischen Bölferfamilie. Daher werden die Esten auch oft als libländische Finnen" bezeichnet. Estnisch und finnisch tönnen als Dialekte derselben Sprache angesehen werden, die jedoch ziemlich fremd einander gegenüberstehen.

Wir sehen also, daß es in nationaler Hinsicht nicht angeht, die Provinzen russisch oder deutsch   zu nennen. Wenn man aber trotz­dem von einer Befreiung der Balten spricht, so sollte man nicht ver­geffen, daß es sich dann nur um etiva 150 000 Deutsche   Handelt, die nur einen fleinen Bruchteil der Gesamtbevölkerung bilden. Anders verhält sich die Sache, wenn man die Besi verhältnisse betrachtet. Dann allerdings gehört das Land den Deutschen  . Der deutsche Adel nur ein winziger Bruchteil der Bevölke­ist der größte Besitzer dieser Provinzen. Die größere Hälfte des Gesamtareals gehört als schatzfreies Hofesland" in der Gestalt der großen Rittergüter den adligen Großgrundbesizern. Dieselben Herren sind auch die faktischen Eigentümer des steuer­

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Meere, d. h. Riga   mit Cherson   durch einen schiffbaren Wasserweg Seit langem besteht der Plan, die Ostsee   mit dem Schwarzen zu verbinden. Zu dem zwed sollen Düna   und Dnjepr   schiffbar gemacht werden. Noch vor Jahresfrist wurde dieser Plan erivogen. Die Kosten wurden auf 700 Millionen Rubel veranschlagt. wurde wieder zur Seite gelegt, weil die Regierung fremdem Ka­pital nicht so große Konzessionen machen wollte. Wird aber dieser Plan einmal verwirklicht, so wird Riga   noch mehr aufblühen. Andere wichtige Hafenpläße sind zunächst Libau und Windau an der kurländischen Küste, von denen Windau als eisfreier Hafen gilt. In der nördlichen Bucht des Rigaschen Meerbusens liegt Per­ nau  , an der estländischen Küste Meerbusen am Gingang zum Finnischen Narova. Der Hafen von Baltischport gilt gleichfalls als eisfreier Baltischport und Reval  , weiter östlich Narwa   an der Hafen und kommt hauptsächlich in Betrieb, wenn der Revaler Hafen durch Treibeis gesperrt wird. Da der Hafen von St. Petersburg  im Winter gewöhnlich durch die Kälte versperrt wird, werden die Güter, die dorthin bestimmt sind, über Reval   oder Baltischport be­fördert.

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Dann löschten wir die stolzen elektrischen Richter aus und die blinkenden Tropfen der kreisenden Sprize, die ich durch

Die Erweckung der Maria Carmen. begaben uns zur Ruhe. Bon Ludwig Brinkmann.

Wie gewöhnlich krochen wir auf allen Vieren die niedrige Spalte in die Tiefe hinab; das flackernde Flämmchen der Kerze warf blutrote, tanzende Schatten auf die kristall­glizernden Flächen des Rohres, in dem wir uns befanden; rotfarbiges Waffer tröpfelte herab, als blutete der mächtige Berg unter den Wunden, die meines Freudes Spithacke ihm in die Eingeweide schlug, und es ächzte und dröhnte unheimlich in den Fugen des Felsen. Er schlug und brach die Nieren von Kupfererz aus ihren Nestern; ich schaffte sie hinaus; eine Stunde nach der anderen rann dahin; aber das Stöhnen, das Geheul in den Wänden wurde immer fürchterlicher; ich fühlte mich plötzlich von namenloser Angst ergriffen; es war mir, als würde die Spalte enger und drückender; ich kroch empor, so schnell mich meine schlotternden Knie tragen wollten. Hinter mir lachte der Mann aus Colorado   und fragte, wohin ich Feigling eigentlich so rasch wollte; doch ich kroch weiter und weiter. Da war ich endlich wieder im Stollen angelangt und richtete mich auf- aber hinten schlug der Spalt mit Donner gepolter zusammen mit seiner Take hatte der dämonische Berg seinen Beiniger erschlagen, wie der Ziegelstein die nasch­hafte Maus

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Schließlich wurde der blutige Brei, die traurigen Ueber­reste des verwegenen Mannes, zutage gefördert, und ich wurde wegen Ungehorsams entlassen. Es war auch ganz gut so; mich hätte doch niemand mehr in den Berg gebracht.

Die Tage gehen im neuen Jahre rasch dahin. Meine einzige nüßliche Tätigkeit besteht darin, daß ich die Kraft. maschine und die Pumpe überwache. Selbst die Kleinigkeit, die ich mir vorgenommen, nämlich das Haus und den langen Stollen mit elektrischem Richte auszustatten, natürlich in allereinfachster Form, ist beendigt; nun erfreuen wir uns unseres Lichtes, wenn auch Freund Powell über die An­schaffung des einpferdigen Einphafentransformators für etwa hundert Pesos weidlich erbost sein wird. Am liebsten würde Ward auch noch elektrisch kochen; aber etwas müssen wir schließlich auch auf unseren Texaner Rücksicht nehmen.

So habe ich wieder einige Spazierritte gemacht und meinen Freund Dickinson besucht; Frau Jane war nicht daheim.

einen fleinen Elektromotor betreibe. Wenn wir ihn fragen, wie es ihm gehe, flüstert er lächelnd, er sähe zu, wie unsere Cantalupen wachsen, und träume von der Tabakplantage! Doch es ist ihm gar nicht scherzhaft zu Sinn; man sieht es an feinen müden Mienen.

Stuart und ich haben ihm vorgeschlagen, auf ein paar Wochen in die Staaten zu reisen, um sich von der Tropenglut dieses Himmelsstriches ein wenig abzufühlen; doch er erklärte, er brauche Wärme mehr denn alles, um sich zu erholen.

Bu viel dürfen wir auch nicht in ihn dringen; dann wird er ungeduldig und will seine gewohnte Arbeit wieder auf­nehmen. Einfalt- als mache es ihm nicht schon Mühe genug, ohne Hilfe in das Haus zu gehen...

Doch im Stillen sind wir halb und halb entschlossen, uns den Arzt aus Daraca kommen zu lassen; wir fürchten, Wards Lunge hat einen ärgeren Defekt, als der Freud zugeben will; hier in der Wüste muß man sehr vorsichtig sein.

Ich habe ihm von unserem Mißgeschicke erzählt, das uns um solch lange Zeit zurückgebracht hat; und auch er kann nicht Auf jeden Fall habe ich mich um die Küche zu kümmern. begreifen, warum Powell so hartnäckig mit dem Gelde zurück- Stuart traut mir darin mehr zu als sich selbst; zudem kann hält. Wer eine Mine betreiben will, darf sich nicht scheuen, er nicht seinen Stollen im Stich lassen. So bin ich also Koch tief in den Beutel zu greifen. Da leuchtet mir ein Gedanke geworden, und ich finde, das ist keine so üble Beschäftigung. auf: es ist vielleicht möglich, Dickinson für den Plan zu inter  - Unwillkürlich studiert man ein wenig Chemie dabei, wenn essieren, die Kraft des Baches in unserem Gebirgswalde in auch die organische, von der ich so gut wie gar keine Ahnung elektrische Energie zu verwandeln und nach Taviche und zur habe. Und die Art im Haus erspart den Zimmermann. Maria Carmen zu leiten. Insofern trifft sich alles günstig, Dennoch sprechen wir davon, uns doch lieber einen da Dickinsons fünf Silbergruben noch durchaus unelektrisch Zimmermann, in unserem Falle eine Haushälterin, fommen arbeiten; er gebraucht nur die recht kostspielige Dampfkraft. zu lassen. Wir sehnen uns täglich mehr nach ein menig Er will sich die Sache ein wenig überlegen, und ich Komfort. Stuart und Ward sind es faum besser gewöhnt; brenne vor Ungeduld ihn baldigst wieder aufzusuchen. mir schweben aber allerlei deutsche   Ideale vor. Allerdings Dann kam ich nach Cananca, und nun sind wir hier, Unterdessen verbringe ich die Zeit mit Lesen. Ich habe wenn wir anfangen uns die Einzelheiten einer solchen Ein­suchen und wühlen im Berge der Maria Carmen... Habt Antonius und Kleopatra  " wieder einmal durchblättert. richtung auszumalen, dann kommt kaum etwas Bernünftiges acht, vielleicht dreht uns dieser teuflische Dämon allen zu Welch ein Leben! Den Dritteil der Welt auf Atlasschultern dabei heraus: drei Junggesellen und ein Weibwenigstens sammen einmal das Genick um! Troßdem soll sie aber leben!" zu tragenda will es noch etwas heißen, sein Alles dem zwei von ihnen würden Tantalusqualen ausstehen müssen. Eine eigene Stimmung erfüllte nach Stuarts Erzählung Weibe zu opfern! Aber erst muß man ein Dritteil tragen. Außerdem ist so etwas hier teuer. das Gemach; selbst der Bunsch wollte die alte Fröhlichkeit Mit diesen Helden, ein Gleicher unter Gleichen, leben zu nicht mehr zurückbringen. Es schien uns allen besser, weit, dürfen! Ach, ich bin ja nur ein armer Ausgestoßener, bin weit fort von hier zu sein; und Ward wagte die Aeußerung, hinausgetrieben in die Wüste, ein Siebentelteil des Imparcial er fäße jetzt lieber in Chicago  . Aber Stuart verwies ihm das. repräsentierend, und das ist noch die kleinste unter den kleinen Wir sind hier auf Posten vor dem Feinde. Da gibt es Unternehmungen. Der andere dagegen mit seinem Dritteile fein Ausreißen. der Welt..

Du hast Dich doch selbst davongemacht und ließest Deinen Freund allein in der gefährlichen Spalte verderben," entgegnete Ward.

,, Das ist doch etwas ganz anderes," rief Stuart ärgerlich. Bald begann er aber zu lachen, und wir alle lachten mit.

Ich werde wohl noch alle meine Bücher verbrennen müssen! Ward fängt an uns Sorge zu machen. Er ist so schwach, daß er sich nicht mehr aufrechterhalten kann. Er sitt den Tag über in einem Korbsessel am Bache   im Garten und blickt in

Bin heute wieder bei Dickinson gewesen. Der sdaveig­same Mann ist ein kluger Ratgeber, aber ein gar langiamer. Auf jeden Fall hat er sich aber aufgerafft und ist in unser Gebirgstal geritten, um die Kraft des Maniallépec zu prüfen. Und wie ich allmählich von ihm herausbekomme, hat er sich; auch die Strecke genau angesehen, auf der die Freileitung zu führen ist. Natürlich hat er recht unvollkommene Vor­stellungen davon, wie die elektrotechnische Aufgabe zu lösen fei; aber da helfen meine Zahlen und Berechnungen aus. Cine Viertelmillion Besos ist eine gewaltige Summe, aber er sieht selbst ein, daß es nicht billiger zu machen ist.( Forti. folgt.)