\ 8148-1915 Unterhaltungsblatt ües vorwärts

vom lebendigen Unterseeboot. Von Alwin Rath- Gatow a./H. Unter den blallberieselten Hängezweigen graugrünender Havel - weiden liege ich in meiner AdamShaut, unsäglich mollig faulenzend. im Boot und lasse die Sonne in den kühlen Tropfen, die mich noch vom frühen Bade betauen, funkelnd, wie mit zarten Leuchrkugeln, über mich rinnen. Ein fflügelklatschen läht meine halb geschlossenen Augen aufstarren, und zwei Schritt von mir wirft sich im edelsten Schwung seiner seidiggrau schillernden Riesenfittiche ein machtvoller Fischreiher in der leichtdunstigen Luft herum, von mir fort den Hals im heftigen Erschrecken über den so früh und unvermutet er- schienenen Adam und im stürmischen Davonbrausen fast bis zwischen die herrlichen Schwingen auf den Rücken zurückgekrümmt. In der Ferne aber, wo der Reiher im Goldduste über dem Großen Fenster* davontaucht. fliegt der graue Riesenvogel dieses Krieges. derseltsame Vogel mit dem Orgelton*, wie eine ungestüme Dämonenmacht langsam im frühen Morgenlicht davon. Plötzlich drei, vier Ruderschläge von mir im perlmuttrig glimmernden Wellengeriesel eine andere KriegSvision: ein kleines Periskop taucht in konzentrisch davonblinkenden Wellenkreisen aus der harmlosen Havel auf! Scheu, unendlich vorsichtig, fast nur eine Handspanne hoch vielleicht. Ich sehe, es hat den ganzen Horizont gleich im Auge: den grauen Riesenvogel fern, den schwarzen Stern an dem vorm Lindwerder Tanzsaal vorüberrauschenden Dampf- . schornstein, die Funkenblitze auf den Uniformen, die sich um den Schornstein drängen, und mich in meiner Adamshaut auch. Ich will mir recht mein Havel -Untersceboot begucken: so nah habe ich es noch nie in den Schutz bekommen, da wird über dem Uniformgewimmel eine Fahne geschwungen, gelb wie eine Mandarinenjacke und geräuschlos, kaum einen Wellen- kreis hinterlassend, taucht das niedrige Periskop wieder in daS wässerige Mysterium der düsteren Haveltiefen hinweg. Ob eS sich unterfangen will an dem Dampfer Torpedierungsversuche zu versuchen? Da plötzlich ein lautes hartes, spritzendes Klatschen. DaS Wasser rauscht und gischtet, wird in stürmisch erregten Blasen emporgeworfen. Ein Sprühen von funkelnden Tropfen will alles verdecken. Denn da ist der Kampf jählings schon losgebrochen. Die silbern ver- schleicrten Schemen gegeneinander prallender dunkler Flügel sieht man in der Erregung der stäubenden Wasser, die wie ein Glitzer- dunst um das kleine Kampffeld gehüllt sind. Düstere Grimmlaute, bald kurz herausgestotzen, bald in lang- gezogener Wut heiser hcrvorgekollert, mischen sich in das Aneinander- klatschen der wassersprühenden Schwingen, in das blutgierig, tod- lüstern aufeinander losschlagende Toben der Schnäbel. Jetzt klingt es giftig wie:Kökkökkökk 1* jetzt wieKruooorrr*...Kruooorrr*... und rasselnd schnattert das wütend gerollte rrr wie von einem bra« maibasierenden Seehelden der Bühne über diesen echten, unver- fälschten See, aus dessen Tiefen lebendige Torpedos sich dort zu Leibe rücken. Gaw u u urrr* klingt es allmählich besänftigter. Wo nur noch einer der Kämpfer zu sehen ist. der etwas wie einen kriegerischen Helm auf dem roströtlichen Kopf siegesstolz zur Schau trägt, da der Gegner den Kampf aufgegeben und eS vorgezogen hat, in die nassen Tiefen wieder unterzutauchen. Aber er frohlockt zu früh! Einige zehn Meter von dem Weibchen, dem daS zärtliche. dunkle, lockendeGaw u u urrr* gilt. in das sich das unwiderstehliche Werben des Siegers mit schmelzendem Unterton hineinmengt, taucht das mit dem glänzenden Doppelauge geschmückte Periskop des feindlichen LorcheS wieder auS dem Grausilber der Morgenflul empor. Nicht nur der Hals wird jetzt genau wie ein Periskop herausgesteckt, nach einer kurzen Weile des Beobachtens, des beobachtenden Lauern? und UeberschauenS der Situation auf dem wässerigen Schlachtfeld, während der der eigentliche Körper noch vorsichtig unter Wasser bleibt, taucht denn auch dieser wieder mutig und kampfbegierig heraus und fährt auf den Helmgekrönten mit wild schlagenden Fittichen los. Voller Zärtlichkeit ist dieser zu dem Weibchen gerudert, hat sich ihm Brust an Brust, Schneeweiß an Schneeweiß, genähert, und so- viel metlr von den Morgendünsten getrübtes Auge unterscheiden kann, tun sie das, was wir Menschen bei gefiedertem Liebesvolk.Schnäbeln* nennen. E« ist fast rührend anzuschauen, in wie süßer Lorch - Naivität sich der Helmgekrönte seine» süßen Schnabeltribut ein- heimst. Gleich aber muß er sich wenden, wenn er eS nicht vorziehen soll, gleich ebenso von der Bildfläche zu verschwinden, wie eben noch

Die Erweckung öer Naria Carmen. S9J Von Ludwig Brinkmann. Großer Diaz! Der du die Klöster in Kasernen verwan- delt und die Prozessionen verboten hast, der du die Pfaffen aus den Schulen triebst und Staat und Kirche trenntest, würde es dich nicht für alle Mühen und Anfechtungen, die du erdulden mußtest, reich belohnt haben, diesen armen, kleinen geistlichen Herrn im Felsentale von Taviche seines Amtes walten zu sehen? Du hast die Nachkommen der spani- schen Inquisitoren das gelehrt, was ihrem Wesen und ihres Wesens Kerne so duchaus entgegengesetzt liegt, die T o l e- ranz! Was ist sie anders als große, allgemeine, herzinnige Liebe zu aller Kreatur, die erst dann aufblühen, erstarken, gesund werden kann, wenn alles Herrschergelüste ausgerottet ist! Und wie vielen Dank schulde ich meinem Kaplane und seineni simplen Glockenläuten, seinen bescheidenen Wörtlein am Grabe des Freundes, seiner Liebe, die hoffnungsfroh war, während die ineine niedergebrochen schien! In Dickinsons Hause versammelte sich bald darauf die Ge- sellschaft. Nachdem freundnachbarlicher Pietät genügt war, durfte die seltene Gelegenheit zur Erledigung von Geschäften, da man ja nun einmal beisammen war, nicht unbenutzt vor- übergelassen werden: das Geldverdienen ist doch das Wich- tigste: deshalb sind wir ja alle hier in der Wüste.» Und so mußte ich Rede und Antwort stehen, mußte von dem großen Plane des Wasserwerkes sprechen, noch einmal die Feinheiten meines tiefsinnig ausgeklügelten Tarifes ausein- andersetzen und geloben, die Arbeiten nun endlich energisch in die Hand zu nehmen, die Bestellungen auszuarbeiten, be- sonders die mächtigen Rohre der Wasserleitung in Auftrag zu geben. Wir, das heißt der Jmparcial, waren ja durch unseren Antcilvertrag dazu verpflichtet, die Bauleitung des Wasserwerkes zu übernehmen. Ich machte übrigens eine Beobachtung, die mich ein wenig erstaunte. Wie zurückhaltend waren alle unsere Geschäfts- genossen gewesen, als es sich darum handelte, dem Unter- nehmen beizutreten wie stürmisch in ihrem Vorwärts- schreiten wurden dagegen dieselben Männer, als sie einmal zu ihrem großen Entschlüsse gelangt waren, als es ihnen fest- stand, daß sie dieses Werk wollten! Jeder Tag Verzug er­scheint ihnen nun von schmerzlicher Bedeutung; sie richten sich jetzt schon, wenigstens in Gedanken, auf die neuen Ver- Hältnisse ein, sie lechzen nach dem arbeitsamen Strome, der

der jetzt adlermäßig mit Klafterflttichen Heransausende. Und nun geht ein Kämpfen an, daß fürwahr die Federn fliegen der Wind bläst sie über den See und taucht sie ins Weidenwerk der Ufer. Es ist ein Ueberstürzen der Leiber, ein Ueberfliegen der Köpfe, ein Ueberschnappen der wutächzenden, heiser kollernden Stimmen. Zu schwül wird'S ihnen in der Kühle der Morgensonne, wie weg« gewischt, wie von einem ulkenden, sich an den Geharnischten be- lustigenden Wasserkobold an den Beinen in die Tiefe gerissen, sind sie beide auS den noch spülenden, mitgiftenden Wellchen fort. Unter Wasser rudern nun diese kleinen kampfwütigen Untersee- boote sich nach. Wie mögen die Schwimmhäute zwischen den ver- liebten Zehen daS Wasser trampeln, wie die kleinen Schnabelnüstern glanzperlende Kampfberauschtheit hinter sich blasen durch die grüne Dämmerung der Untersee . Da sind sie wie herausgeschleudert im Nu einmal dort, wo das schwarze friedliche Wasserhühnchen mit der weißen Blässe vor dem Kopf am jungsprosienden, smaragdfnschen Schilf hingaukelt. Rasender denn vorher, als hätten sie sich frische Kräfte in der Kühle geholt, knallen sie gegeneinander. Die Liebe I Die Liebe I Da aber von fern, vom Röhricht , kommt die Liebe auf weißen weiten Schwanenschwingen, die Liebe der Versöhnlichkeit, die Liebe des Schlichtens, die Liebe, die auf Schwanenschwingen fliegt. Mit einem wahrhasten Borwurfslaut endet der schöne Flug des SchwaneS zwischen den mörderisch sich Bekämpfenden. Sie fahren auiein- ander, das ist ein absolut.Neutraler", der keine Partei ergreift, der nicht? zu erbetteln und nichts zu erhoffen hat von einem arm- seligen Lorch . Der Helmgekrönte, fort ist er, und wie stchs gehört, ist der Bescheidenere, der keine stolze Holle aufgesetzt hat, der Sieger. Er paddelt mit seinen Beinen zu dem Weibchen hin, und es schnäbelt ebenso liebenswürdig mit dem Bescheidenen, wie mit dem Stolzen, dem Prunker. In den nächsten Tagen habe ich mir ein Fernglas mitge- nommen, ich bin neugierig geworden auf diese Scheuen, die ge- lehrte Leute mit dem verrückten Namen.Haubensteißfuß* belegt haben. Ich steche allerwegen mit meiner Doppelröhre die Ufer ab, ein Fischer fern au« dem blaugrauen Dunst einer Bucht, brüllt mir zu:Suchen Sie ein Boot?' Aber was ich nicht suche, da? finde ich: ein paar zierliche Tierchen in einem Gewuschel von halbnassem Schilf und jungen faulenden Wasserpflanzen. Soll das ein Nest sein, drumherum? Die TafelHier kann Schutt abgeladen werden!* könnte daneben stehen. Wie von der schlemmenden Welle zusammengespült und dann von den mütterlichen besorgten Füßen einer Haubensteißfüssin auS- einandergekratzt, so schaut'S auS. Keine mollige Federfluse darin, wie sie selbst fede traurige Spatzenmutter irgendwo aufschnappt, kein weiches, wärmendes Hälmchen, das eine Ei liegt geradezu halb in dem darunter hinspülenden Waffer. Aber vielleicht ist eS kein Lorchnest, sage ich mir, denn auf der Heimkehr sehe ich doch durch mein Doppelrohr ganz klar da dicht vor Lindwerder wieder einen, der sein ganzes Mittagsmahl an seiner eigenen Brust hält. Es ist nickt ander« zu sagen. Mit jener unästhetischen Wut. sich selbst zu verhäßlichen, wie man sie auch an einem der Strauße im Zoologischen Garten beobachten kann. der unter unsäglichen Halsverdrehungen die Federn von seinem Rücken rupft, zupfen sie sich. Iva« eben angeht, die Federn auS dem eigenen Balg, aber beileibe nicht zur Nestpolsterung. Die Innen- Wandung des Magen« spicken sie mit den Federkielen, als hieße es da die Eier ausbrüten. Nach einiger Zeit schnüffele ich wieder an dem Nest herum. unter entenartigem Geschnatter fährt etwa« Lorchartiges herau« und pflügt davonplätschernd daS Wasser auf, wie ein nichl an chronischer Panne leidendes Motorboot. AIS quöllen junge Chamäleonbäuche unter der Eierschale, hat sich diese im Nest jetzt dunkelbraunrot ge- färbt, und vorher war sie doch so zartgrünblählich. EineS Mittag« in der Junischwüle komme ich von Cladow . Die Sonne brennt in den Schilfspitzen, die wie von grünen Gift- flössen überronnene Gurkhamesser auS dem User hervor- techen, da wieder die« entsetzte Geschnatter und sechs niedliche etwas über einen Finger lange Lorchbabie« sausen davon... und pflügen das Wasser aus wie ein nicht an chronischer Panne leidende« Motorboot. Die Mutter hinterher. Eine Schmach für uns Menschen, grollt es immer in mir, wenn ich so diese Flucht der zierlichsten Wesen erleben muß. Ich plaudere mit dem braunen Abendfalter, der mir gegen die Nase knallt und dann auf meinem Finget die feingeperlien Fühl­fäden wie dozierend, wie Paradiesesverträglichkeit dozierend auf und niedersenkt, aber mit den Lorchen zu plauden, mir den Reihern, mit den Birkhähnen, es will mir nicht gelingen. Ich bin ein großer

Sünder ich weiß es, dem frommen Franz von Assissi ist cS ge­lungen. Unheimlich... Aber so auf Viertelkilometer-Entfernung zuzusiZhauen, wie den Fingerlangen die ersten Fische serviert werden, das rst mir gestattet. Drollig, wenn die Mutter au« dem See emportaucht und der kleine Lorch vor dem hingehalteneu Fisch die ersten Schlingversuche machr, wie er eS nicht zustande bringt und der nächste Junglorch die Weite seines Halses an dem gleichen Gegenstand probiert, bis endlich die ganzen fünf alle sich fast erwürgt haben und nun die Mutler zuletzt mit einem energischen Schluck den kleinen Bissen verschwinden läßt. Merkwürdig auch, wie sie edcsmal einen neuen Fisch erst ganz energisch schütteln muß, ehe ich das Kücken heranwagt; sie schntlett oft mit einer Ausdauer, als chüttele sie den Kopf über solche Göhren - Zimperlichkeit. Oder weiß sie schon... daß sie eines Tages allesamt in einer Federpelzboa sich wiederfinden werden? Oder daß sie selbst mit ihrem atlasschimmernden Federpelz einmal auf dem Hut pincs Mädchens wippen wird?

pariser Silhouetten. Von Per Krohg (Paris .) Aus dem Norwegischen von Werner Peter Larsen. Zwei heisere Musikanten ziehen in den Höfen umher und singen patriotische Lieder zur Gitarrenbegleitung. Wir hören sie bisweilen ganz schwach irgendwo am Ende der Straße. Sie singen immer drei Lieder, ein feierliches, ein sentimentales und ein lustiges. Es ist sieben Uhr morgens. Alle Fensterläden des Hauses, in dem ick wohne, tun sich auf. Die dicke Witwe ist natürlich, wie immer, zuerst aufgestanden, nach und nach aber wird eS überall lebendig, aus jedem Fenster strecken sich zwei nackte Arme hervor, und diese Arme schütteln Teppiche, rote, blaue und geblümte Teppiche. Die Pförtnerin scheuert die Fliesen im Hof. Dann kommen die Musikanten langsam auch zu uns und be- ginnen mit dem feierlichen Lied. Alle Arbeiten werden unter- brachen, die Teppiche hängen andachtsvoll herab, und das ganze HauS brummelt leise die Melodie mit. Die Kupfermünzen springen und klingeln auf den Hoffliesen. DaS sentimentale Lied wird jedoch von einem surrenden Laut unterbrochen. AlleS starrt gen Himmel.Da ist er l" In dem kleinen HimmelSviercck. das uns Licht und Luft geben soll, taucht ein Flugzeug auf. Im selben Augenblick fast rst es wieder verschwunden. DaS dritte Lied, das lustige, das von Frankreichs Wundervogel, dem Aeroplan, handelt, findet begeisterten Beifall. Nun sind auch die Musikanien wieder fort. Sie sind nun am anderen Ende der Straße im vorletzten Hof. In dem letzten dürfen sie nämlich nicht hinein, weil es ein so seines Haus ist, iu dem schon die Pförtnerwohnung vornehmer ist, als irgend eine andere in der Straße, und die übrigen Wohnungen das Jahr gar und gern dreitausend kosten. Bei uns ist nun also wieder die Arbeit im Gange. Die Teppiche klatschen und schwappen gegen die Hauswände, und alles, was nur irgend bewegbar ist, wird vom Platz gerückt und zum Fenster hin- ausgeschüttelt. Wir kennen alle bis ins Kleinste die Wohnungs- einrichtung deS anderen. Der Hof liegt in Sonne und tanzendem Staub. Nur die äußerste Ecke ist kalt und grau. Aber da geht die Sonne sowieso nie hin. Da wohnt die dicke Witwe, die immer mißgelaunt ist. Das Merkwürdige ist nur, daß sie als einziger Mensch im ganzen Hose über ihrem Fenster ein Sonnenzelt hat. Die Pförtnerin scheuert noch immer die Fliesen und erzählt zwischendurch dem verkrüppelten Krämer ihre Geschichte, diese Geschichte, die niemand müde wird, immer wieder zu hören, trotz- dem sie ein jeder Hausbewohner täglich einmal mindestens hört: Sie hat drei Deutsche, die in Paris geblieben waren, angezeigt und verhaften lasten. Der eine gab sich für einen Elsässer aus. der zweite für einen Amerikaner und der dritte für einen argentinischen Tangolehrer. DaS erste Mal hatte der Polizeikommissar zu ihr zje- sagt, er habe diese Sorte nun endgültig satt, die da in einem fort ihre früheren Liebhaber als Spione anzeige. Aber sie war nicht mundfaul gewesen, o nein, sie hatte ihm einfach gedroht, sie werde die Sache lllemcnceau erzählen, und da war er ganz kirre geworden und hatte geradezu aus der Hand gefressen. Nun hatte die Psörtnerin zur Abwechslung eine Spionin in Sicht, eine Polin, die vor dem Kriege viel mit einem deutschen

ihnen ihr Werk erleichtern soll; alle ihre Pläne für Neuem- richtungen basieren auf dem einen Gedanken des elektrischen Betriebes: ihre ganzen Hoffnungen ohne Ausnahme scheinen mit einem Male auf das gedeihliche Entstehen der Wasser- kraftzentrale von Juquila begründet zu sein. Aber so sind diese Männer: zögernd, fortwährend berechnend, kalkulierend treten sie an ihre Aufgabe heran; fast scheinen sie vor lauter Reflexion und Zaghaftigkeit nicht zum Entschlüsse zu kommen bis mit einem Male die glimmende Kohle ihrer reinen Verstandestätigkeit zu der hellen Flamme der energischen Tat auflodert. Mit zwei Dutzend solcher Feuerbrände, die alle zu versengen drohen, wenn man sie nur anrührt, soll ich die nächsten Monate, vielleicht Jahre zu arbeiten haben?. Ein Intermezzo: Jane Dickinson. Wo ist Ihr Partner, Herr Stuart, geblieben? Weshalb kam er nicht �ur Beerdigung des Freundes?" John blieb zu lange in Stadt Mexiko darüber ging unsere Mine schier zugrunde. Nun sucht er zu retten, was noch zu retten ist; er will den Berg nicht eher verlassen, als bis er ihn sicher weiß!" So müssen wir wegen des Silbers auf die Gesellschaft der Freunde verzichten?" Ich fürchte, ja! Jndeffen, um genau zu sein, nicht wegen des Silbers, sondern wegen der Ehr ei" Was heißt Ehre?" Ich zuckte die Achseln. Ich langte endlich wieder im Minenhause an. Es wurde bereits Nacht. Ein Blick auf den Generator er lief noch. Ich befühlte ihn mit der Hand; er war unerträglich heiß. Der Maschinist erzählte mir, daß der Stromerzeuger während des ganzen Tages unaufhörlich, ohne eine Minute Unter- brechung, gearbeitet habe. Im Sturmschritte geht es in den Berg hinein-- ich sehe Stuart. Er dreht das Rad des Kontrollers: der Eimer fährt ans der Tieie, wird ausgeleert und verschwindet wieder in das Reich der Finsternis. Stuart blickt mich finster an und sagt: Einen Tag des Stillstandes habe ich zurückgewonnen noch eine Nacht und noch einen Tag, und wir find schon weiter, als wir vor drei Tagen waren, damals als Ricardo seinen Schurkenstreich beging. Und dann werden wir, so Gott will, rasch fertig werden.. Wenn die Maschinen ausdauern. John! Du weißt ja nicht, was Du ihnen zumutest! Gönne ihnen doch eine Stunde zum Abkühlen! Auch Dir kann es nicht und auch mir nicht schaden!"

Erhalte sie mir im Gange, daß ich nicht rasten muß, und schaffe mir Ablösung von Leuten, damit nichts ins Stocken gerät: nachher kannst Du schlafen, soviel Du willst, und, wenn Du endlich munter wirst, Deine Motoren kühlen: nun aber wache init mir eine kleine Weile; Du hast doch wirklich lange genug geruht." Der Freund war bitter, gehässig in seiner Ausdrucks- weise, und ich ließ ihn stehen. Die Motoren der Förder- Maschine sowie der Pumpen waren verhängnisvoll heiß ge- worden; ich schickte einen der Leute zum Hause, um einen Ballen Packleinwand zu holen. Unterdessen setzte ich mich in einen Winkel und sah der Wanderung der Eimer zu. Stuart hatte sich wirklich vorzüg- lich in die ihm doch so ungewohnte Beschäftigung cinge- arbeitet. Das unaufhörliche Wechselspiel der fahrenden Gefäße ging glatt von statten: nur weniger Sekunden des Aufent­haltes am Ziel bedurfte es, dann war durch die Gehilfen der Eimer geleert, und die Reise begann von neuem. Noch einmal versuchte ich eine Unterhaltung mit dem Freunde: John, wir haben Ward heute begraben!" Da habt ihr auch was Rechtes geleistet! Glücklich, wer mit so wenigem zufrieden sein kann!" Um de» verstorbenen Freundes willen solltest Du nicht so sprechen!" Was gehen mich die Toten an: ich habe leider keine Zeit für sie!" Ich wollte nichts mehr erwidern: es war ja doch nutzlos. Auch kamen in diesem Augenblick gerade die Ballen Packlein- wand, und ich hüllte die beißen Motoren damit ein und tränkte die Tücher mit Wasser. Ein sehr gefährliches Be- ginnen: aber was konnte es helfen? Lieber die Motoren in ein paar Monaten vom Rost zerfressen, als sie in diesem Wahn- sinnigen Betriebe in tvenigen Stunden durch die Ueber- lastung ausbrennen lassen. Den Bedienungsmannschaften. besonders Stuart, gab ich dann noch eine Reihe von Ver- Haltungsmaßregeln, wie sie die Maschinen regelmäßig an- feuchten und bewachen sollten, damit sie nicht allzu naß würden, wie vor allen Dingen dafür gesorgt werden müsse, daß bei einem Stillstande des Motors sofort das Gehäuse sorgsam getrocknet werde, um die Gefahr des Rostens und des Durchschlagens zu vermeiden. Und dann verließ ich den Berg mit schwerem Herzen. Draußen war es schon Nacht: hoch ich konnte mich ihrer nicht erfreueg. (Forts, folgt.)