Nr. 154.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Freitag, 9. Juli.

Die Große Berliner Kunstausstellung. nicht schöner find als in der Stompoſition des galanten Bildes, iſt einige weitere Belege für den erfolgreichen Einfluß des Neo­

ist deutlich fühlbar. Ob freilich die Originale in ihrer eigenen Natur entes flotten Haudegens. Nebenan: von Julie Wolfthorn  nicht leicht zu sagen. Kunst, die an Kunstwerken geschieht, kann immer impreffionismus( 569). Ein gutes Bild malte Hartmann­Die Ausstellung ist diesmal nicht in dem Irrgarten des Moabiter mit solchem Einwand rechnen. Drewiß( 179); entseelte Häuser stehen im Hintergrund und die Glaspalastes untergebracht worden; sie mußte sich mit den wenigen, Im nächsten Saal, gleich links( 372), von Modersohn die berühmten Toten Augen der Fenster" blicken scheu in die Leere, aber sehr gepflegten und durch ihr Licht besonders günstigen Räumen bekannte Birken- Moorstimmung; schmuzig- violette Töne, brandgelber vorn klagendes Geäst, das an van Gogh erinnert. Sehr heiter ein der Königlichen Akademie am Pariser Platz zufriedengeben. Es und grauer Rauch, der aus der Erde zu dampfen scheint. Heimat- Viehmarkt, den Erich Feyerabend   gemalt hat( 98). Die bedarf keines Wortes, um festzustellen, daß der Zwang solcher Ein- funst. Eine neue Nuance für die Art, wie der Impressionismus blauen Kittel der Treiber wurden als rhythmisches Element in dem schränkung für die Ausstellung, zum mindestens aber für ihre Be- wirkt, zeigt das skizzenhafte Bildnis( 371), das Walter Miebe Gewimmel der horizontalen Viehkörper genußt. Daß Erich Erler  sucher ungewöhnliche Vorteile bringt. Man kann diesmal bequem frei nach Trübner gemalt hat; man beachte, wie sich die Nase und( 88) allerlei von Segantini   gelernt hat und so ein Kornfeld mit in einer Stunde einen Ueberblick bekommen, und wenn man die das Kinn aus großen rechteckigen Flecken zusammensetzen. Die Reliefmalerei zu bewältigen versucht, wird zur Kenntnis genommen. doppelte Zeit aufwendet, ist man in der Lage, alles, was irgendwie architektonische Robustheit, das Gesunde solcher Malerei wird be- Nicht ungewandt ist ein zweites Bild von Eduard Steinbach  interessant scheint, zu würdigen. Durch solche äußerliche Verände- sonders deutlich, wenn man sie mit der von Konrad Kiesel  ( 519), eine Ausladestelle bei Hamburg  , blaujilbrig gleitet leicht­rung hat selbstverständlich die Kunst, die es zu sehen gibt, feine( 262) vergleicht. Diese dünne, glatte Ladymalerei, die in den flüssiges Wasser in den Dunst des fernen Horizontes. Neugeburt erfahren. Die Herren Approbierten, die hier beieinander Spuren von Gainsborough   schlürft, ist ganz undeutsch. Dill( 66) In einem der nächsten Säle gibt es( 311 und 312) einige Ver­find, bleiben mehr oder weniger( einige Ueberragende ausgenommen) blieb der Alte; wattige Effefte. Eine recht gefällige Arbeit ist die wischungen von eingebildeten Whistlerkünften; es ist von Venedig  , harmlos, bürgerlich und außerhalb der entscheidenden Entwicklung. Korrekte, mit Farben ausgetuschte Abzeichnung eines verwinkelten wie im Katalog verheißen wird, wenig zu sehen übrig geblieben. Da es kaum noch reizen kann, solches Gesamturteil, wie es nun Hofes( 324) von May Lieber. Das große Bild von Kall Gine Grablegung von Wilhelm Pape   ist nur schrecklich, und ein seit langen Jahren feststeht, wieder einmal mit neuen Worten zu schleifen, morgen( 250) bringt nichts Neues. Das Wasser wirkt wie soziales Thema, ein Torfarbeiter wurde von Walter Firne um dabei doch nichts Neues zu gewinnen, so wollen wir uns diesmal immer ölig und so, als wenn es nur Oberfläche, aber keine allzu hart und langweilig bearbeitet. Eine Kohlezeichnung von damit zufriedengeben, hübsch der Reihe nach die Bilder und Steine, Tiefe hätte. Ein ganz interessanter Bilderbogen. Ein Bei- Julius Rheder( 437), Kriegssocken, die im Lampenlicht gestrickt wie fie ausgestellt sind, anzuschauen. spiel für Malerei, die nicht gekonnt ist, gibt das Interieur Nummer werden, hat dem Hersteller gewiß sehr viel Arbeit gemacht; die Wir­Im Vorraum stehen einige belanglose Plastiken; Beachtung ver- 462; die Stühle stehen nicht nebeneinander, sondern durchdringen fung steht aber in keinem rechten Verhältnis zu solchem Kraftauf­dient eine große weibliche Figur von Peterich  ( 406). Sie orna- sich, der eine links vernichtet das Tischbein, die Rosen, die an- wand. Jm nächsten Saal finden wir die einzige Plastik der Aus­mentiert sich mit ihrem eigenen Haar, und möchte dadurch über den scheinend aus einem Topf, der auf dem Tisch steht, herauswachsen, stellung, die Aufmerksamkeit verdient; man spürt die zwangläufigkeit, Wert einer einfachen Aktstudie hinwegtäuschen. Ihr gegenüber fönnten auch für einen Teil der Tapete gehalten werden. Sehr flott die der Block befahl. Edmund Möller   hat den weiblichen Körper hängen zwei Bilder, deren eines( 296) zeigt, wie eine Dame den malt Robert Friedersdorff; ein farbige Tapisserie, aus( 278) in den Stein ökonomisch hineinkomponiert, oder, wenn man will, Cézanne   mit funstgewerblichem Geschick verarbeitet. Das andere( 42) bellem Gelb, weißlichem Grün, grünem Grün, schwärzlichem Grün, er hat diesen Körper aus dem Stein herausgeholt. Die Natur ist ein üblicher Brandenburg  , eine tosende Allegorie des Oliv, Schwarz und hellem Violett mit temperamentvoller Hand zu mußte sich einige Beugungen und Verkürzungen gefallen lassen; der­Krieges, blaurot ung wirbelig. sammengesetzt. Die Schilderung der Marienkirche in Prenzlau  , wie artige Prozesse aber sind es gerade, die, wenn sie mit bildnerischer In dem ersten großen Saal hängen einige der wenigen Kriegs- fie Hans Hartig  ( 177) gibt, ist zweifellos schwächer als die Kraft durchgeführt werden, den Reiz eines Kunstwerks ausmachen. bilder, die man hier zu treffen sich kaum wundern kann. Mit den Wirkung, die diese mächtige Schöpfung märkischer Backsteingothik aus Im nächstfolgenden Zimmer findet sich gleichfalls eine Einzel­zivei Darstellungen, die der Untergang des" Blücher  " fand, er- eigener Kraft zu leisten vermag. In dem Bild herrscht eigentlich heit, das einzige graphische Blatt, das zu fesseln weiß, ein Holz­schöpft sich das Künstlerische, was alle anderen Bilder dieser Art ein Schlitten vor, der im Vordergrund steht, grün mit violetter Ein- schnitt von Paul subfuß( 297), eine Zirkusszene; man erlebt aufzuweisen haben. Es sind Darstellungen aus der Phantasie ohne fassung. Die einzelnen Baukörper haben etwas Kulissenhaftes, das die Arbeit des Messers, das Holzspalten, ein musizierendes Gegen­cigentliche Phantastik. In der Nummer 281, einer Stirschernte von Bild in seiner Ganzheit erinnert an Modellierbogen. Dabei ist es einander von Schwarz und Weiß. Die Zeichnungen von Richard Rudolf Koh, begegnet man einer für diese Ausstellung sehr aber durchaus nicht geschmacklos und kann als Wandschmuck für Müller( 384) verblüffen durch ihr krankhaftes Detaillieren; jedes typischen Erscheinung. Das Geriesel der Blätter, der rote Perlen Schulen und Amtszimmer gut verivandt werden. Vom toten Haar des Bärenfells ist wiedergegeben. fall der Kirschen und die breiten Pinselstriche zeigen, daß Frenzel( 109) ein Herbstwald, der die stille Jnnigkeit dieses ehr­der verpönte Impressionismus auch in den heiligen Hallen lichen, wenn auch wenig gelentigen Malers gut fennzeichnet. der Großen" seinen Einzug hält, eine Beobachtung, die wir Im nächsten Saal hängen einige recht tüchtige Landschaften, immer wieder machen können. An der einen Wand hängen 283, 469, 248; auch auf ihnen überwiegt das Jllustrative, aber der mehrere Bilder von Eduard von Gebhardt  ; sie Vortrag entbehrt nicht des Charakters noch der Gewandtheit. Das lehren uns, daß durch eine Aenderung des Kostüms noch nicht die junge Mädchen, das Landenberger als Frühling"( 303) tanzen Malerei verwandelt wird. Gebhardt kleidet die Figuren der evan- läßt, ist harmlos; symbolische Halbakte erinnern immer etwas an gelischen Geschichte in die Gewänder der Reformationszeit; er Gartenlaube. Sehr fatal ist, wie immer, Schuster Woldan  ; glaubte damit etwas Modernes zu tun. Seine Bilder bleiben aber er malt eine Dame in Blau  ( 496) und gibt ihr einen grünen Apfel Geschichtsmalerei im alten Sinne. Die Handwerksburschen, die als in die Hand. Solche Absichten, Scherze, die entweder dem Apfel soziales Element zwischen den Kriegsknechten stehen, sind nur Sta- oder dem Menschen schaden müssen, sind ein Zeichen von malerischer tisten. Otto Antoine   ist gleich wieder einer, der den Jm- Unerzogenheit. Eine ganz tolle Sache leistet sich Frik Burger pressionismus schmuggelt; die Leipziger Straße"( 10) will die( 54); er setzt einen Knaben auf eine Wiese, schreibt Bewegung fühlbar machen, so zeigt sie die Konturen verwischt und darunter Deutsche Hoffnung" und mußt dabei, zwar ohnmächtig, Kennst du das Land? Tausende werden antworten: Ja! Sie flackernd, die Farben als lose Flecke. Eine noch verdächtigere Anleihe aber unverkennbar, den als deutschfeindlich reichlich beschimpften sind dagewesen. Haben mit dem Baedeker oder Meyer in der Hand ( das Gute siegt) machte Paul Plontte; Das gestreifte Aleid"( 421) Ferdinand Hodler  . Eine Erinnerung an die Malerei der Münchener alle Sehenswürdigkeiten angestarrt und sind weitergezogen, bis der ist ohne Renoir   nicht vorzustellen. Es fehlt allerdings die verführerische Dekorateure bringt das Bild von Leo Puz, das selbstverständlich Urlaub und die Reisekasse erschöpft waren. Besonders von Süd­Süßigkeit des Franzosen  , das Rassige. Durch das gelbe Tuch, das in ein Bacchanal darstellt. Weiße und schwarze Frauen balgen sich italien   schwärmen sie: Neapel  , Vesuv  , von dem azurblauen Meer, dem Korb liegt, wird die Absicht, dekorativ zu sein, ein wenig zu mit Panthern und Tigern; perlmuttriges Fleisch und Nüsterndampf. dem indigoblauen Himmel, den Palmen am Meeresstrande, darein deutlich. Der Direktor der Porzellanmanufaktur, Schmuz Man möchte aber doch glauben, daß trotz alledem Puzz( zum mindesten mischen sich ein wenig düstere Farben: Kamorro, Maffia  , Briganten­Baudiß, zeigt das große Porträt einer Dame( 484). Man er als Maler) ein ganz harmloses Gemüt ist. Eine erfreuliche Arbeit tum. Sie fennen das Land. innert sich an den Wiener   Klimt und amüsiert sich über den neoim- hat Eduard Steinbach   gesandt( 520); eine alte Fischersfrau, Aber von den sozialen Verhältnissen des Volkes wissen sie nichts. pressionistisch getupften, gefunkten Hintergrund: grün, blau, violett. im feierlichen Staat, inmitten der Buntheit ihres Zimmers. Das D ja doch! Sie sprechen von faulem Lazzaroni, der seine Macaroni Solide bürgerliche Melancholie. Eine gute Landschaft hat Ter Bild hat zwar mehrere Themen, erstens den Kopf, den sehr gut HeII gemalt( die Landschaften sind überhaupt das Beste auf dieser Ausstellung); der großhorizontige Blick( 193) baut sich in Flächen auf, auf dem Schnee bewegen sich blaue Schatten, blau verklingen die Hügel in dem fernen Hintergrund des stillen Bildes. Die Lein­wand nebenan( 176), eine Osterfeier von Adolf Harten, er innert an Viktor Müller( doch fehlt das Dämonische) und an den Weimarer Buchholz( doch fehlt die geistreiche Afribie). Das figurenreiche Bild, das W. Geffen bon einer In den kleinen Nebensälen zunächst ein Kinderbild von Linde­Zecherrunde( 132) machte, läßt int der Gardine und in dem Flaschenstilleben abermals die fede Hand des Impressionismus erkennen. Mit dem gleichen Hinweis ist das fleine Stadtpanorama von Karl Wendel( 554), ist ein Bildnis, das Hans Looschen   malte( 340), eine flotte Bewegung, grau in grau, zu nennen. Mohr butter ist eine Klasse für sich; wenn auch nicht überwältigend, so doch reizvoll. Das Stilleben( 374), Glas und Keramit, ist( o üble Vokabel) eine Sinfonie in blau. Aber alles sehr geschmackvoll und sinnlich lebendig; das Stoffliche

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Die Erweckung der Maria Carmen.

Von Ludwig Brinkmann. Glückauf, Glückauf!" Mit diesem Rufe begrüßte mich Stuart freudig am Nachmittage. Er hat mich in schweren Gedanken überrascht, ja, ich will es gern gestehen, fast weinend. Was ist es nur, was mich so bange macht? Das bißchen Schießen vom Morgen? Der Schreck, als mir ein paar Steine um die Ohren flogen? Es ist etwas nicht ganz in Ordnung in meinen Nerven, zweifel­los! Ich werde eilen müssen aus diesem Glutmeere hinaus­zukommen, ins Hochgebirge hinein, zu meinen Wassern, zu meinen Arbeiten. Dort ist es leichter zu leben. Komm in den Patio hinaus die ersten Fuhren Erz liegen da!" Ich folgte Stuart. Das, was um Mittag aus dem Innern des Berge herausgesprengt war, das blaugraue Erz, lag auf dem Hofe zu einem stattlichen Haufen geschichtet. Und der helle Sonnenglanz ward in glitzernden Refleren von den Adern aus Silberfies zurückgeworfen; man sah fast finn­lich, daß hier ein Berg des Reichtumes, daß hier ein ver­hängnisvoller Schab trügerischer, tückischer Zwerge auf­gestapelt war.

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gemalten Kopf der alten Frau, zweitens die Schleife am Kopfputz der Alten, drittens einige groteske Puppen, die auf dem Mahagoni­schreibtisch stehen; aber ein Zusammenklang bleibt. Technisch bedenklich ist ein Bild von Karl Heßmert( 214); ein Buchenwald  , dessen Blätter geplastift wurden. Sie wirken aufgeklebt. Solch ein Er­periment ist nicht ganz reizlos, aber es streift die Grenze zwischen Malerei und Panoptifum.

Saal 5: Sprung auf. Im nächsten Saal eine ganz ge­fällige Arbeit von Friedrich von khaynach, Ziegen, die als Silhouetten gegen einen flachen Hintergrund stehen. So etwas wie Gartenhausmalerei aus einer späten Goethezeit, ein wenig römisch, ein wenig sentimental, ohne besondere technische Künste. Mit solcher Wanderung ungefähr ist das Wesentliche, das die Große Berliner Kunstausstellung 1915, erster Teil( Fortsetzung folgt im August) zu bieten hat, erschöpft.

Robert Breuer.

Soziales aus Süditalien.

verschlingt und dann zu Verdauungszwecken stundenlang in der Sonne liegt. Das Studium der sozialen Zustände Süditaliens ge­hört nicht zum Programm der Vergnügungsreisenden. Es ist auch kein Vergnügen. Kein Führer verzeichnet z. B. in Neapel   einen Fondaco oder eine Schwefelgrube in Sizilien  .

Was ist ein Fondaco? Dem Wörterbuche nach ein Verkaufs­gewölbe, ein Warenlager. Aber in Neapel   sind sie zwar Lager, doch nicht von Waren. Es sind die Lager, wo das menschliche Elend auf­gestapelt ist: riesenhaft und entseglich. Unter einem Fondaco ver­Walther; die Buntheit, die sich auf der Haut des strampelnden steht man ein Gebäude, Jahrhunderte alt, in dessen unter­nackten Kerls( 331) entfaltet, ist bei dem flockigen Auftrag, den der irdischen Kellerwohnungen, naffen, lichtlosen Löchern Tausende Maler wählte, sehr belustigend. Brandis zeigt eines seiner be- von Proletariern hausen: Proletarier im altrömischen fannten Interieure( 45), das durch eine Harmonisierung in Schwarz Sinne, Menschen, die nichts, aber auch gar nichts ihr und Silber sehr vornehm wirkt, ohne eigentlich kraftvolle eigen nennen als ein paar elende Kinder, Menschen, die leben Malerei oder auch nur lebendige Empfindung zu sein. vom Bettel, von einem kleinen Handel oft mit den widerlichsten Ernst Pickardt   bewährt sich auch diesmal als ein Dingen, durch deren Hände im ganzen Jahre keine hundert Lire Bildnismaler für Männer. Das Offiziersbild( 415) in der grauen gehen. Und in dem göttlichen Neapel   mit seinen Prächten der Natur, Felduniform gibt verblüffend das Struppige und Knurrige solch mit dem Pomp seiner Kirchen und religiösen Umzüge, mit der Auf­doch fast so aus, als wären sie auch eines Ozeans Herr ge-[ einem gelegentlichen Gedankenaustausche, und kurz nach worden, wenn sie nur gewollt hätten!" Arthurs Hinscheiden traf ein Brief von ihm ein, in dem er Schließlich ist es doch nicht unsere Sorge, ihre Ge- sich, wie gewöhnlich, bitterlich darüber beklagte, daß er so schäfte nachträglich zu bedenken. Genug, wir holen ihr hoffnungslos auf den Pultschemel seines Bankhauses fest­Silber aus dem Berge. Mit Eimern, Peons und Maultieren geklebt sei, daß er mit fargem Lohne in dem reichen Lande das Wasser aus dem Berge zu schaffen ist doch verdammt sich durchkämpfen müsse, in dem andere, die nicht besser seien feine Kleinigkeit; dazu ist es bei uns zu naß. Und weiß der als er selbst das war auf mich gemünzt ohne allzu große liebe Himmel, was sonst alles den Leuten störend in den Weg Mühe wohlhabend würden; er hätte eben kein Glück usw. getreten sein mag: Kapitalmangel oder Krieg, Revolution, Nun, ich wollte dem wackeren Buchhalter eine Chance Arbeiterrevolte, Tod und Krankheit der maßgeblichen Leute; geben; ich lud ihn ein, in den Dienst des Imparcial zu treten wirklich, es gibt mehr als eine Möglichkeit, die ihrem Wirken und Wards Geschäfte zu übernehmen; auf der einen Seite ein jähes Ende bereitet haben kann. Warum sollen wir stellte ich ihm in Aussicht, daß er in Bälde Prokurist unseres darüber nachgrübeln; genug, daß wir Vorteil von den Mühen Geschäftes werden, sich also eine Lebensstellung erringen anderer Leute haben!" könne, wenn der Imparcial die große Entwickeluna nähme, die wir von ihm erwarteten; auf der anderen Seite verschwieg ich ihm nicht, daß das Schaffen im glühenden Sonnenbrande der Wüste, das Dasein im weltentlegenen Minenhause ein nicht ganz angenehmes sei, während uns stets der Mißerfolg arm und bekümmert von dannen jagen könne, wenn wir aus unseren Träumen von silbernen Schätzen erwachten.

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,, Und all solch Unheil fann uns doch auch in den Weg treten!" ,, Lewis, ich verstehe Dich nicht mehr," rief Stuart erregt. Gewiß, wir beide können hier auf der Stelle vom Blitz er­schlagen werden. Dann ist alle Mühe vergeblich gewesen, Dann ersäuft die Maria Carmen wieder, vielleicht für immer und was die Hauptsache ist, Du hast mit Deinem Skep­tizismus und Deiner Gespensterfurcht recht behalten!" " Ich möchte wohl, Du behieltest recht, John!" Und jeder von uns ging wieder an seine Arbeit.

*

Aus Hermann Schmidts Antwortschreiben notiere ich ein paar Säße:

Ich muß an meine Gesundheit dabei denken! Was nützt es, wenn ich die ganze Welt gewänne und nähme Schaden an meinem Leibe? Wer eine Million verdient und sie wegen eines verdorbenen Magens nicht genießen kann, ist elender daran als der, der gar nichts hat. fürchterlich in diesem Herenkessel wird der zäheste Braten in einem Jahre mürbe. Ja, Sie, Sie haben eine andere Natur als ich....

Freut es Dich gar nicht, Lewis, den ersten Erfolg Der Berg von Silbererzen, der auf unserem Hofe auf­unserer Arbeit endlich zu sehen, endlich einmal handgreif- gestapelt wird, ist zu einer beträchtlichen Höhe angewachsen. lich allem Volke beweisen zu können, daß hier etwas geschaffen Neue Probleme treten an uns heran, nämlich die Auf­worden ist? Wer darf jezt noch Zweifel hegen? Niemand! gabe, die Erze zu stampfen, anzureichern, das heißt, sie mög­Und von heute an wird sich die Zukunft unseres Unternehmens lichst vom tauben Gesteine zu befreien, und nach Daraca zu etwas anders gestalten, darauf fannst Du Dich verlassen!" schaffen. Natürlich ist es keine Frage, die von heute auf Die Buchhaltung ist eine trockene Beschäftigung im Freuen tut es mich schon, John, und doch, ich habe so morgen erledigt zu werden braucht; der Hof ist groß und ver- ewigen Einerlei; wer sich nicht wenigstens gelegentlich etwas seltsame Gedanken ich bin wohl ein wenig angegriffen, mag noch monatelang die aus dem Berge herausgeholten anfeuchten fann, wer nicht die Dede des Tages durch die Ab­ich weiß nicht." Schäße aufzunehmen; aber einmal wird der Plaß doch nicht wechselung am Abend zu unterbrechen vermag, der geht über mehr langen, und andererseits müssen wir endlich zu verden beiden Seiten des Hauptbuches zugrunde. So erging es dienen anfangen; es darf nicht so fortgehen; wir brauchen ja Herrn Ward- und ich habe keine Neigung sein Schicksal Geld, viel Geld, um unseren Betrieb zu entwickeln.

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,, Nun, was gibt's?"

" Sag' mal, John, wenn der ganze Berg aus Silber ist, wie es nun den Anschein hat, warum haben dann unsere Vorgänger ihn im Stich gelassen?"

Nimm es nicht übel, Lewis, aber das ist wirklich eine einfältige Frage! Du hast doch mit all Deinen elektrischen Pumpen Mühe genug gehabt, Herr der Situation zu werden, und fast wäre es auch Dir gründlich mißlungen; es ist schon flar genug, woran die Leute gescheitert sind!"

So hatten wir gestern abend, in einer stillen, schönen Stunde auf der Bank vor dem Minenhause ein langes und ernstes Gespräch über die Zukunft des Imparcial.

Noch ist die Lücke, die der Tod in unsere Reihen riß, als er Ward von uns fortnahm, nicht ausgefüllt. Wir hatten bereits vor einiger Zeit den Versuch gemacht, einen Nach­sch weiß nicht! Was haben die alles geleistet: haben, folger für Ward zu finden, aber vergeblich. Mit meinem wie Du doch glaubst, drei Meilen lang den Berg durchstoßen, Freunde Hermann Schmidt in Stadt Meriko stand ich ja von unserem Hause bis in das Tal des Todes. Das sieht während meines ganzen Aufenthaltes in unserer Wüste in

zu teilen; nein, wahrlich nicht! Sie dürfen sich nicht damit vergleichen: Ihre Tätigkeit ist eine andere. Sie schaffen draußen im Berge; Ihre Arbeit hält Sie in Spannung, in Atem; Sie erdrückt nicht das Bleigewicht der Langenweile. Ihr Leben besteht nicht im Aufaddieren firchturmhoher Zahlensäulen; und zudem besitzen Sie andere, wissenschaftliche Interessen, die Ihnen über eine gelegentliche kleine Sand­düne Ihrer Wanderung hinwegzuhelfen vermögen, während mich die sogenannten höheren Dinge nicht berühren. ( Forts. folgt.)