Nr. 183.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Donnerstag, 12. Auguft.

Als Armierungssoldat im Felde.

Es sind nun schon vier Monate vergangen, seitdem ich zum zweitenmal in den Krieg zog. Diesmal als Armierungssoldat. Am 29. März begann unsere Vorbereitung zum Abrüden, und am andern Morgen schlug wieder die Stunde des Abschiedsschwerer als beim erstenmal wurde er: hatte ich doch bereits als Sanitäts­soldat die Strapazen und Gefahren im Osten kennen gelernt, die uns wieder bevorstanden. Aber alle Grillen wurden vertrieben durch den Humor vieler Kameraden. Unser Zug brachte uns nach C. Die Bahnfahrt bot viele interessante Momente. Von hier ging es nach J., wo wir zum Teil in Massenquartier auf Stroh, zum Teil in Bürgerquartieren untergebracht wurden. Ich selbst hatte das Glück, ein Pürgerquartier zu bekommen. Wir schauten uns ein wenig im Orte um. Weit brauchten wir nicht zu gehen, und schon sahen wir die Verheerungen des Krieges. Viele Häuser waren durch Artillerie völlig zerstört; von anderen standen nur noch die Außenmauern. Viele Kriegergräber deuten darauf hin, daß hier furchtbare Kämpfe stattgefunden hatten. Aber gegen die Dörfer in Polen stehen diese hier noch glänzend da.

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Feuern versperrte. Nach genügender Vorbereitung durch die Halt machen. Wir geraten sonst in die Gefahr, daß auch eiserne Artillerie begann das Feuer der Infanterie und der Maschinen- Bismarcks, Moltkes und Roons die deutschen Kunstschäße bereichern. gewehre auf unsere Stellungen. Man sah die Artilleriegeschosse in Und wer schüßt des Kaisers Bild vor einer Nagelung, wenn Hinden­der Luft ankommen und dachte nur: Wo werden sie trepieren? burg es über sich ergehen lassen mußte. Gewiß ist es noch Zeit, die Noch nie soll die französische Artillerie auf so turze Strede solch geplante Barbarei zu unterlassen. Man sege dem Eisernen mörderisches Feuer gegeben haben wie hier. Und doch wurde der Hindenburg" einen anderen Kopf auf und gebe dem Dinge einen Angriff, den die Franzosen auch hier wieder versuchten, von unseren anderen Namen. Wenn es den Berlinern besonderen Spaß macht, Truppen laut Bericht vom 27. Juli abgeschlagen. Gestern schlug einer menschlichen Fidur Nägel in Brust und Magen zu schlagen, noch einmal ein Schrapnellstück bei uns durchs Dach, ohne jedoch so mögen sie der Sache einen allgemeinen Namen geben; ein jemand zu verlegen. eiserner Grenadier, Musketier oder dergleichen wird keinen Anstoß erregen."

Bis jetzt habe ich alle diese Strapazen und Gefahren sehr gut überstanden; hoffe auch in Zukunft alles gut zu überstehen. Augenblicklich bin ich Sanitäter bei den Schippern. Der Dienst im Bureau ist aber doch eine Spielerei gegen das, was wir hier leisten müssen. Auf Wiedersehen!

Polschwankungen.

Konstantinopel während des Krieges.

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Ein im Drient lebender Schweizer schreibt in der Neuen Zürcher Beitung": Wenige Tage nach unserer Abreise von Konstantinopel fanden wir in Saloniti in einem der größten Londoner Blätter eine Zeich­nung: brei englische Flieger freisen über der Sultanstadt, ungeheure Aufregung hervorrufend. Unser Erstaunen über diese neueste Nach­richt" war natürlich groß, denn tatsächlich hat bisher noch

Die Erdachse, zugleich die Weltachse, um die fich das ganze fein feindlicher Flieger die Hauptstadt der Türkei überflogen. Simmelsgewölbe dreht, gilt als unveränderlich, der Punkt, an dem Es dürfte nicht ohne Interesse sein, ein richtiges Bild von Nun begann unsere Ausbildung" zu strammen Schippern. fie das Himmelsgewölbe trifft, als der feste Pol in der Er- Konstantinopel , wie es sich noch im Juli dem neutralen Be­Zuerst wurde das übliche Grüßen gelehrt, und dann wurden wir scheinungen Flucht". Die Astronomen freilich wissen seit langem, obachter darstellte, zu erhalten. Im europäischen Pera und Galata vereidigt. Unsere erste Arbeit war, am ersten Osterfeiertag Eisen- feit Hipparchs Zeiten( 150 v. Chr.), daß dieser unveränderliche Bot merkt man faum etwas vom Kriege. Das Leben auf der großen Pera­bahnwagen ausladen. Am nächsten Tage ging es zur eigentlichen eine langfame, aber ganz regelmäßige Bewegung am Himmel vollstraße geht feinen gewohnten Gang. Sämtliche Läden und Warenhäuser Arbeit. Mit Spaten, Schippen, Piden usw. ausgerüstet, unter- aieht, zufolge einer langsamen aber andauernden Drehung der Erd- find geöffnet. Am Nachmittag trägt, wie immer sonst, die puz­nahmen wir den Aufstieg auf einen 400-500 Meter hohen Berg. und Himmelsachie, die in 26 000 Jahren einen vollständigen Kreis füchtige Perotin ihren neuesten Hut ſpazieren, und abends und Eine anstrengende Leistung für Leute, die doch infolge ihrer man- mit einem Halbmesser von 23% Grad beschreibt. Die Tage und nachts find alle Vergnügungsgärten von einer lärmenden und leb­gelnden Gesundheit vom Militärdienst befreit waren. Auf diesem Nachtgleiche, das find die Punkte, an denen der Himmels- baft gestikulierenden Menge geradezu überfüllt. Auf, der großen Berge begannen wir, Schüßengräben zu bauen. Stein- und Lehm- äquator von der Ekliptik, der scheinbaren Sonnenbahn am Himmel Brüde über das Goldene Horn ist der Verkehr etwas weniger leb­boden erschwerte uns das Arbeiten. Bei Regenwetter mußte man geschnitten wird, rüden deshalb langsam am Himmel vor. Außer haft als früher. Im türkischen Stambul drängt sich nach wie vor die Stiefel festhalten, da sie sonst in dem grundlosen, aufgeweichten dieser durch die Anziehung von Sonne und Mond verursachten jo- die Menge durch enge, holperige Straßen. Hier wimmelt es von Lehmiboden stecken blieben. Dieses Schauspiel wiederholte sich zirka genannten Bräzeffion erleidet die Erdachse noch geringere Schwan Soldaten und neu eintreffenden Wekruten. Diese braunen Kinder 14 Tage lang. Arbeitszeit: von 7 Uhr früh bis 2 Uhr mittags. fungen, die Nutation genannt, die dadurch hervorgerufen sind, daß Anatoliens werden in langen Zügen nach den Kasernen geführt. Je Abends um 6 Uhr ist Appell. Der Sonntag ist frei, aber wir haben der Mond sich nicht immer in der gleichen Stellung zur Erde be- zwei und zwei halten sich an der Hand, und alle schauen sich fast Appell im Ausgehanzug". Das ist eine sehr schöne Bezeichnung, findet. Aber diese Bewegungen betreffen die Erde als Ganzes, die ängstlich nach dem Neuen der großen Stadt um. In wenigen nur mußten wir leider in demselben Sonntagsanzug" wochentags mit ihrer Achse zusammen ihre Lage im Raum etwas ändert, Monaten werden sie als stramme Soldaten an der Front stehen. arbeiten. Wir hatten also Sonntagsvormittags nichts weiter zu während die Achse in Beziehung zur Erde selbst unveränderlich Der Blaß vor dem Bahnhof gleicht, wie im Balkankrieg, einem Feldlager. tun, als unsern Arbeitsanzug durch anstrengendes Bearbeiten bleibt. In der Stadt herrscht Ruhe und Ordnung. Jeder Polizist ist mit der Bürste in einen Ausgehanzug zu verwandeln. Seit 20 bis 25 Jahren ist man indessen auf eine geringe Be- auf seinem Posten. Wer ausgeht, muß sein Wefida( Ausweisschein) Mein Quartier war vorzüglich; mittags, wenn ich von der wegung des Nordpols auf der Erde selbst aufmerksam geworden, also bei fich haben; er läuft sonst Gefahr, ein paar Stunden im Wacht­Arbeit tam, stand stets eine Flasche Wein auf dem Tische. Hier auf eine Verschiebung der Drehungsachse im Innern der Erde selbst. lokal berbringen zu müssen... Vor kurzem find alle Schilder mit hätte ich es noch lange ausgehalten, doch mußten wir am Sonntag, Diese Bewegungen müssen sich durch entsprechende Renderungen der dem Namen der Straßen entfernt und durch türkische Aufschriften er­den 18. April, von hier abrüden. Mittags um 12 Uhr begann unser geographischen Breite eines Ortes respektive der Erhebung des feßt worden. Kein Ladenschild mehr darf" fränkische Buchstaben" Marsch mit vollgepactem Affen und Handwerkzeug. In der Himmelspols über den Horizont( Bolhöhe) verraten. Die Aenderungen aufweisen, es sei denn, daß der Besitzer des Geschäfts Deutscher glühendsten Sonnenhite marschierten wir 4 Kilometer bis zum find zwar außerordentlich flein, aber für die feinen modernen Meß- oder Desterreicher ist. Nur Türkisch und die Landessprachen find nächsten Bahnhof; dann fuhren wir bis R., um von hier aus nach instrumente doch nachweisbar, und sie haben die Aftronomen veran- noch erlaubt. Im übrigen behandeln die Türken Untertanen der B. zu marschieren. Um 12 Uhr nachts gelangte ich mit einigen laßt, einen ständigen leberwachungsdienst der Erdachse oder einen feindlichen Staaten mit großer Schonung. Beim Ausbruch der Kameraden an. Ein großer Teil der Kameraden war schon früher Breitendienst einzuführen, was natürlich nur auf internationaler Feindseligkeiten durfte jeder, der es wünschte, das Land ver­am Ziel. Glücklich waren wir, als uns wieder Bürgerquartiere zu- Grundlage geschehen konnte. Die Reſultate der auf bestimmten lassen. Die Zurückbleibenden wurden nicht interniert und dürfen noch gewiesen wurden. B. ist ein streng katholischer Ort mit 500 Ein- Sternwarten dauernd fortgesetzten Beobachtungen der Bolhöhe werden heute ihren Geschäften nachgehen. Und noch jetzt erhalten Personen wohnern. Hier war vom Kriege noch nichts zu merken. an eine Zentralstelle und zivar nach Kiel gesendet, wo aus ihnen die Bes die Erlaubnis zum Verlassen der Türkei . Die französischen und die wegung des Bols abgeleitet wird. Durch den Krieg haben die englischen Geschäfte auf der großen Perastraße verkaufen ihre Waren Ein englischer Fabrikant geht ungehindert meisten Formen des internationalen wissenschaftlichen Zusammen- wie im tiefsten Frieden. arbeitens eine sehr unliebsame Störung erlitten. Beim inter auf dem Kriegsministerium aus und ein und darf es sich sogar nationalen Breitendienst ist das glücklicherweise nicht der Fall ge- leisten, in den Gängen dieses Gebäudes mit seinen Geschäftsfreunden wesen, von den verschiedenen Stationen ist das Beobachtungs - auf Englisch über den Krieg zu sprechen. Allerdings sind die eng­material fogar nur mit geringer Verspätung nach Riel eingeliefert lischen und französischen Schulen geschlossen und ihr Besitztum, worden, so daß die Berechnung dort wie auch in früheren Jahren besonders das der französischen Jesuiten , beschlagnahmt worden. vorgenommen werden konnte. In den Astronomischen Nachrichten" Außerdem hat man vielfach leerstehende Privathäuser mit Militär ist das Resultat veröffentlicht und zugleich die Bewegung des wahren belegt. Aber das ist auch so ungefähr alles. Der deutsche Einfluß Nordpols um den mittleren für die Zeit vom 1. Januar 1909 gewinnt in dieser Beit mächtig an Boden. Ueberall hört man bis 1915 eingezeichnet. Die Kurbe ist eine etwa freisförmige Spirale, Deutsch sprechen, sogar der armenische Verläufer im tleinsten Laden wobei freilich die Kreisform der einzelnen Windungen sehr allgemein hat sich ein paar der gebräuchlichsten Säge mit Geschid angeeignet. Mehl kommt in ges und verzerrt sich darstellt. An Lebensmitteln herrscht kein Mangel. Schon seit dem 1. Januar 1906 nahmen die Windungen an Um- nügender Menge aus Anatolien , Früchte und Gemüse bringt der fang zu, und diese zunehmende Bewegung hielt bis zum Januar 1911 Sommer in Ueberfluß. Teuer find Koblen und Betroleum geworden; an. In den folgenden Jahren verengte fich die Spirale wieder gang jedoch bringen täglich fleine Segelschiffe frisches Brennhola von erheblich und hatte im Januar 1914 fast wieder den Stand von den Küstenplägen des Schwarzen Meeres , so daß auch in 1906 erreicht. Aber im letzten Jahre hat die Spirale wieder eine einem zweiten Kriegswinter die Hauptstadt nicht ohne Brennmaterial größere Windung bekommen. Groß und flein find hier natürlich sein würde. Wer im Orient wohnt, ist an Ueberraschungen aller Art ge­nur verhältnismäßig gemeint, denn, wie schon gesagt, handelt es sich überhaupt nur um fehr feine, mit den schärfften Instrumenten nach wöhnt. Eine solche ist das Konstantinopel vom Juli dieses Jahres. weisbare Bewegungen. Die größte Entfernung des wahren Bols Schon im vergangenen Herbst sagten weise Leute Hungersnot, bom mittleren übertrifft noch nicht 0,35 Bogensefunden, das find, Krankheit und Elend für den Winter voraus; dann zu Dußenden da der ganze Erdmeridian von 360 Grad einer Länge von vierzig von Malen den bevorstehenden Fall Konstantinopels . Und heute steht Welch andere Stadt Millionen Meter entspricht, im Längenmaß nur 10,9, also noch nicht die Stadt noch unbesiegt und ungebrochen da. ganz 11 Meter. Würde man über den mittleren Pol ein Häuschen der Welt hätte wohl einen gleich starten Bundesgenossen: diese errichten mit nur 11 Meter Längens und Seitenfront, so würde der günstige geographische Lage!... wahre Bol stets noch innerhalb dieses Häuschens bleiben.

Von hier aus ging es am 20. April zur neuen Arbeitsstätte. Bwei Stunden Marsch brachten uns wieder auf einen Berg. Hier bestand unsere Arbeit im Bau von Schüßengräben, Unterständen und Blockhäusern. Nebenbei vergnügten wir uns mit Baumfällen, Transportieren von Zement, Steinen, Wellblech und Palten. Es war sehr interessant zu sehen, wie ein Rechtsanwalt die Steine schleppte, ein Philologe Sand auf seinem Spaten weiter trug usw. So gelang es uns, ohne geschulte Kräfte eine Verteidigungsstellung zu schaffen, die auch das volle Lob unserer höchsten Vorgesezten fand. Noch hatten die Franzosen die Kuppe des gegenüberliegenden Berges besetzt. Da, am 26. April, begann da brüben ein gewaltiges Schießen. Gramaten schlugen ein, die Artillerie bombardierte die Kuppe, ununterbrochen ratterten die Maschinengewehre. Am nächsten Tage brachte der Bericht den siegreichen Sturm unserer Truppen.

Unsere freie Zeit wurde hier durch den zweistündigen Marsch bom Quartier zur Arbeit erheblich geschmälert. So waren wir von morgens 25 Uhr bis abends 5 Uhr bei der Arbeit oder unter wegs, ehe wir etwas Warmes betamen. Abends 6 Uhr war wieder Appell und Empfang von Liebesgaben! Auch hier ging des Sonn­tags Appell im Ausgehanzug" vor sich. Doch hier war die Arbeit tveniger schmuhig, denn wir arbeiteten in befferem Kiesboden. Diese Tätigkeit dauerte bis 13. Juni; dann hatten wir Ruhe bis zum 17. Juni. Am 18. Juni ging der Marsch nach Sch. und dann weiter zur Front. Zum erstenmal schlief ich in einem Unterstand. Wir waren in der bordersten Stellung unserer Truppen angelangt. Die Wohnung im ersten Unterstand fündigte ich bald, da ich mich nachts mit Händen und Füßen gegen Ratten und Mäuse verteidigen mußte. Die Ameisen, die uns nebenbei pisadten, waren nur einen Zentimeter lang. Nun bezog ich einen vornehmen Unterstand, der zwei Etagen hatte. Ich bewohnte die oberste Etage. Hier war es fehr gemütlich. Abends Brillantfeuerwerk und Freikonzert der deutschen und französischen Kapellen. Nur unangenehm war es, wenn die Granaten an einem vorbeipfiffen.

Die Arbeit war hier sehr vielseitig. Am ersten und zweiten Tage mußten wir das Effen von der Küche bis in die vordersten Linien bringen; dann die Schüßen- und Laufgräben von Steinen säubern; abends Bierfässer tragen usw. Hier berlebten wir aber auch schöne Tage, bis wir einer anderen Kompagnie zugeteilt wurden. Nun mußten wir Balten und Bretter einen 300 Meter hohen steilen Berg hinaufschleppen bis in die vordersten Linien. Beim Horchposten erneuerten wir einen Unterstand. Bei derartigen Arbeiten berging die Zeit.

Eine angstvolle Nacht verlebten wir jüngst auch hier. An einem Abend, bei Eintritt der Dunkelheit, hob plöblich ein ganz fürchterliches Schießen an. In der Nacht mußten wir sogar aus unserem Unterstand flüchten und im Laufgraben schlafen. Gra­naten pfiffen dicht über uns hinweg, ein furchtbares Maschinen­gewehr und Infanteriefeuer dauerte bis zum Vormittag des anderen Tages. Wieder aber war der Angriff der Franzosen , der eingesetzt hatte, abgeschlagen. Wir glaubten, der Kampf tobte bei unserer Stellung, in Wirklichkeit wurde er aber eine halbe Stunde von uns entfernt ausgefochten. Zwischen unserer und der französischen Front lag der dabei völlig zerstörte Ort B.

Am Dienstag, den 13. Juli, mußten wir unsere Stellungen wieder verlassen, um anderweitig Verwendung zu finden. Wir fuhren nach Colmar , dann in der Richtung Münster , und ein kurzer Marsch brachte uns in unsere jeßige Stellung.

Indische Gefangene in Deutschland .

Als Ursache dieser etwas unregelmäßig periodischen Bewegung des Bols werden große Massenverschiebungen angesprochen, die stvar alljährlich, aber in den einzelnen Jahren in verschiedener Weise Die in englischen Zeitungen erscheinenden Berichte über die durch auf der Erde stattfinden. Die Schneeschmelze in der nördlichen Eisregion bewirkt in jedem Jahre den Transport ungeheurer Maffen neutrale Vermittler geprüften Zustände in den deutschen Gefangenen in füblicher Richtung, und es ist recht wohl denkbar, daß durch folche lagern find in ihrer fnappen Tatsächlichkeit die beste Antwort auf Verschiebungen auch die Drehungsafe der Erde selbst geringe Ber - alle Angriffe gegen unsere Barbarei. Der legte dieser Berichte ent­änderungen erleidet. Die Regelmäßigkeit der Bolbewegung, die hält die Schilderung eines Angehörigen der amerikanischen Botschaft aber doch von Jahr zu Jahr verschieden ausfällt, scheint eine der- in Berlin , der das Konzentrationslager in Wünsdorf bei Bossen be­artige Ursache zu verlangen.

Kleines Feuilleton.

Der benagelte Hindenburg.

Notizen.

fuchte, in dem indische Kriegsgefangene untergebracht sind: Gegen wärtig find 400 indische Soldaten und 4 Offiziere im Lager von Wüns dorf interniert. Ich sprach mit jedem der Offiziere, und sie sagten, daß sie freiwillig bei ihren Mannschaften blieben und feinerlei Anlaß hätten, ihre Ueberführung in ein Offizierslager zu beantragen. Jeder Offizier erhält monatlich 60 M. Die Jnder werden zu feinerlei Arbeit außerhalb des Lagers verwendet. Sie befinden sich unter dem Kommando ihrer eigenen Offiziere und spielen täglich Fußball. Die gut an­gelegten Bäder in dem benachbarten mohammedanischen Lager stehen In der bürgerlichen Presse wird gegen den Plan, in Berlin eine zu ihrer Verfügung. Die Moschee in dem genannten Lager wird Hindenburgfigur zu errichten, die gegen Entrichtung einer Gebühr bald fertiggestellt fein und soll auch den Indern als Bethaus dienen. jeber benageln darf, Einspruch erhoben. U. a. schreibt die Jenaische Die deutschen Wachmannschaften nehmen jede Rücksicht auf die reli­Beitung":" Unbegreiflicherweise fühlt man in Berlin anscheinend giösen Empfindungen der Inder; sie betreten weder die indische nicht die Unmöglichkeit, die Nagelung von Kreuzen oder symbolischen Küche noch die Orte religiöser Uebungen. Der deutsche Offizier, in Figuren auf das Abbild eines Lebenden zu übertragen. Um sich die deffen Händen das Kommando liegt, war lange Zeit in Ostafrika ; Absichten der Berliner Klarzumachen, bitten wir den Leser, sich vor er scheint durchaus das persönliche Vertrauen der ihm unterstellten zustellen, daß irgendwo auf öffentlichem Plaze ein Standbild Gefangenen zu genießen." seines eigenen Waters stände, und daß nun jeder Mensch berechtigt sei, dem Gebilde Nägel in Lunge, Herz und Magen au bohren. Man denke sich die Geistesblige, die ganz un bermeidlich find, wenn die Nagelung der Magengegend vor fich-Prof. Heinrich Brunner , ein bekannter Lehrer und geht und man wird uns zustimmen, wenn wir sagen, daß man Erforscher der deutschen und germanischen Rechtsgeschichte, ist in im Begriff ist, Hindenburg zu beleidigen! Exzellenz selbst werden Kiffingen im 76. Lebensjahre gestorben. Prof. Brunner, ein ge­Mit dem Bürgerquartier ist es nun aber aus, und wir liegen das nicht aussprechen, natürlich! Herr v. Hindenburg hat ja schon borener Oberösterreicher, gehörte der Berliner Universität ſeit in Massenquartieren auf Stroh. Auch hier haben wir einen an- hinreichend geschmeckt, wie manche Zeitgenossen den Ruhm" auf 1873 an. ständigen Marsch zur Arbeitsstelle. Der Weg ist sehr gefährlich, faffen, wie sie glauben, daß ein bolkstümlicher" Mann sich jede Ein alter Dentbers über den Krieg. Die eng­da ihn die französische Artillerie beschießen kann. Schon oft hat Barbarei mit Anstand gefallen lassen muß. Er wird also gefaßten lische Beit- und Gelegenheitsdichtung, die sich auch mit Vorliebe fie uns von ihrer Anwesenheit überzeugt. Erst vorgestern schlugen Geistes auch dazu lächeln, wenn Schulze und Lehmann in fein fünf oder sechs Granaten in meiner unmittelbaren Nähe ein. hölzernes Ebenbild Nägel einschlagen. Aber für ihn sollten Tausende rein menschlicher Verhältnisse in Schilderung oder Persiflage be­Ich suchte in einem Hause Schuß vor den herumfliegenden Steinen im Volte sich erheben. Die Deutschen haben sich dagegen ver- mächtigte, hat in früheren besseren Zeiten manch fräftiges und nach­dentliches Wörtlein gefunden. Sie blühte damals vor allem, als und Granatsplittern. Wir sind jest zehn Tage hier und haben wahrt, Barbaren genannt zu werden, und mit vollem Recht die typische Gestalt des John Bull eben erst erfunden war, die davon höchstens die Hälfte Zeit arbeiten können. Die schlimmsten Hier ist aber wirklich eine Barbarei geplant. Der Gedanke, daß jüngst ihr 200jähriges Jubiläum" begehen konnte und so charakte Tage meines Lebens habe ich am 20. und 21. de M. erlebt. Kaum jeder beliebige Mensch an ein Kunstwert herantreten darf, um es auf der Arbeitsstelle angelangt, empfingen uns die Franzosen mit mit einem Nagel zu berzieren, widerspricht schon an und für sichristisch für die politische und soziale Entwidelung Britanniens ge­worden ist. Zu Anfang dieser John- Bull - Zeit also brachte, wie der vier Geschossen schwersten Kalibers. Diese schlugen so dicht vor unserem natürlichen Gefühl. Dieses sagt uns, daß ein Kunstwert, Deutsche Buch- und Steindruder" mitteilt, ein englisches Buch­uns ein, daß wir flüchten mußten, um nicht von den herum- wenn der Künstler es aus der Hand gibt, fertig und für jeden händlerblatt vom Jahre 1747 folgende finnreiche Lehre vom Lauf fliegenden Steinen getroffen zu werden. Nach kurzer Zeit schlug anderen unverleglich ist, Deshalb haben diejenigen ein gefundes, Granate auf Granate oben auf dem Gipfel des Berges ein, wah richtiges Gefühl bewiesen, die zur Nagelung gewiffe einfache Formen der Welt, die in deutscher Uebersehung lautet: rend wir uns im Tal befanden. Hoch flogen Baumstämme und wählten, wie Sterne, Kreuze u. dergl. Schon der Eiserne Roland Steine in die Luft. Ein Höllenlärm begleitete diefes Schauspiel. will uns nicht recht geschmadvoll erscheinen, aber der gute Swed An Arbeiten war da nicht zu denken. Nach Saus fonnten wir auch mag das schließlich entschuldigen. Bor Bildern Lebender oder der nicht, da die französische Artillerie den Rüdaug durch anhaltendes jenigen, die uns noch als Lebende teuer waren, soll man jedoch

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Krieg gebiert Armut, Reichtum Stolz. Armut- Frieden, Stolz ist des Krieges Grund, Friede Reichtum, m Strieg gebiert Armut: Die Welt ist rund.