Nr. 212.- 1915.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Mittwo, 15. September.
Im„ Blutigen Knochen".
Vom Platz der Republik in Paris führt die Straße Türbigo gegen die Hallen zu. Biegt man von ihr rechts ab, so kommt man in ein enges gleichlaufendes Gäßchen. In diesem Gäßchen war der Blutige Knochen". Ich weiß nicht, ob der Besizer diesen Namen seinem Boltsspeisehaus selbst gegeben hatte. Ich weiß nur, daß wir es so nannten. Im Blutigen Knochen" herrschte volltommene Selbstbedienung. Trat man herein, so löste man lints bei einem Mädchen jungen je nach dem Barbestand, den man hatte, eine Marke, erhielt mit der Marke ein langes Stück Weißbrot, Teller, Messer, Gabel und Löffel und holte sich rechts, wo in großen Kesseln das Essen brodelte, auf einem großen Herd gebraten und gebaden wurde, was man brauchte. Es gab im Blutigen Knochen" eine reiche Speisenauswahl: vom Braten an bis zur Bohnensuppe; es gab Zwischengerichte, Salate, Kaffee, kurz, was man wollte, was man bezahlen konnte. Alles war einzeln gegen die gelöste Marke erhältlich. Man konnte für 25 Zentimen satt werden und konnte sich ein Mahl gönnen von 1 Frank einschließlich einer halben Flasche Rotwein.
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Lokal tam ins Schreien und Gestikulieren. Löffel, Gabel und Messer eigenen Sinne, die sie zu ihm drängen, prägte sich rücksichtslos mit wurden geschwungen. Auch die, die keinen Platz an den Petroleum- frappantem Naturalismus aus; und doch in diesen Stürmen selbst sonnen hatten, mischten sich in den Tumult und schrien am lautesten. erloschen die Seelengröße und die Reize weiblicher Anmut nicht. Die Mamsell verlor ihr Lächeln, die Kochfrauen stellten ihre Tätig das Publikum dankte mit starkem Beifall. feiten ein und stemmten die Hände in die Hüften. Der Untergang In der sonstigen Besetzung war wenig geändert. An erster des Blutigen Knochen" schien nahe. Und da, im Augenblick, wo Stelle stand da Wegener als Holofernes, der die in der Gestalt der Zusammenbruch sich zu vollziehen schien, schwächte der Tumult ab, liegenden Hemmungen von einer zuweilen lächerlichen Renommage es wurde stiller und ganz still. mit seiner Kunst fast auslöscht, das gemalte Scheusal in ein leibhaft Die bleiche, russische Arbeiterin war vornüber gesunken und hart glaubwürdiges umschafft. Schildkrauts vortrefflicher, aus mit dem Kopf auf die Tischplatte geschlagen. Der Kampf um den dumpfer Stummheit zum Propheten erwachender Daniel war wie Plaz an der Petroleumsonne hatte sein Opfer gefordert! Wie viel früher der eindrucksvolle Mittelpunkt der glänzend arrangierten Plaz gab es da plöglich am Tisch und auf der Bank. Der Mann Volksszenen. der Arbeiterin hielt die Ohnmächtige in den Armen und rief klagend: Duschka! Duschka!" Der stämmige Italiener, der die Szene heraufbeschworen, machte sich heftige Vorwürfe, goß den Essig von seinem Salat in die Handhöhle und rieb der Besinnungslosen die Schläfe. Der Briefwechsel der russischen Schreibunkundigen müßte, so Jeder hatte einen Rat, alle hätten gern etwas getan. Die Mamsell wird der Köln . Ztg." geschrieben, von rechtswegen recht schwierig fam, zum ersten Male, hinter ihrem Pulte hervor und hatte ein von statten gehen und eigentlich nur durch die Hilfe von SchreibRiechfläschchen in der Hand; die Kochfrauen kamen herbei, und jede kundigen möglich sein. Dem ist aber feineswegs so; vielmehr setzt batte einen guten Rat auf der Zunge. Auf den Bänken standen die eine sehr sinnige Einrichtung der russischen Heeresverwaltung selbst Gäste und starrten auf die kleine, bleiche, ohnmächtige Arbeiterin, den des Schreibens Unkundigsten in die Lage, mit allen seinen auf das Opfer ihrer Selbstsucht und ihres Zankes. Die Bekannten und Verwandten in ununterbrochenem persönlichen Briefeinen hatten Tränen in den Augen, die anderen preßten die Lippen verkehr zu stehen. Wie das möglich ist? Ganz einfach dadurch, daß zusammen. Angst und Beschämung lag in jedem Blick. den Soldaten gedruckte Briefe eingehändigt werden, in denen alles steht, was ein Briefempfänger gern lesen möchte. Dem Schreiber dieser Zeilen liegt ein solcher Brief vor, der links in der Ecke den Vermerk Serie 6 Nr. 5 trägt; es scheint also dafür gesorgt zu sein, daß den verschiedensten Ansprüchen an den Briefinhalt genügt wird. Die erste Seite des Briefes zeigt ein grobes, buntes Schlachtenbild, das den siegreichen" Stampf bei Wladimir- Wolynst darstellt: die Russen dringen vor, die Desterreicher sind in voller Flucht. Eine entsprechende Beschreibung zu dem Bilde ist daneben gedruckt. Der eigentliche Brief beginnt auf der zweiten Seite mit der Anrede: Meine teuern Verwandten und Bekannten!" Seinen Inhalt, der zum großen Teil sogar gereimt ist, lassen wir am besten für sich selbst sprechen: Ich ſende Euch eine kleine Nachricht von der Front und schreibe Euch über mein Ergehen: Wir hatten mit den Deutschen einen heißen Kampf, aber Gott der Herr hat uns einen großen Sieg geschenkt. Die Deutschen haben wir besiegt, und nur ihre Fersen zu sehen gekriegt. Sie wollten gern nach Warschau kommen, da haben wir sie nicht schlecht vorgenommen; die wissen nun, mit wem sie es haben zu tun. Wir sizzen hier in den Schüßengräben und bewachen die Deutschen , und wenn auch der Hundedeutsche scharf späht, beim Anblick unserer Soldaten er vor Zittern vergeht. Ich denke an Euch alle, meine Freunde, und möchte Euch wiedersehen. Vergeßt mich nicht und gebt mir von Euch Nachricht. Betet zu unserem Herrgott, lahm geschlagen werde. Glaubt, meine Teuern und Verwandten, daß der Tag unseres Wiedersehens nabe ist, dann werde ich Euch viel erzählen, wie unsere Jungen siegen, die Deutschen aber unterliegen. Wir stehen kühn auf Wache, für unsere gerechte Sache, für unser Mütterchen Ruß! Meinetwegen macht Euch feine Sorgen, bald lacht uns ein froher Morgen." Langweilt Euch nicht, mich aber erwartet mit dem Sankt Georgs- Kreuz! Nun... auf Wiedersehen! Innig grüße ich Euch alle teuern Verwandten und Bekannten, und wer sich über meinen Brief freut, ist auch zu einer Antwort bereit. Ich verbleibe Euer Euch liebender.. Unter dieses gedruckte Machwerk setzt der Briefschreiber" nur seine drei Streuze.
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Hatte man sein Essen, so suchte man sich einen Platz an den langen Tischen mit davorstehenden Bänken und tat sich gütlich. Wir drei junge Deutsche hatten einen Tisch, sozusagen als Der Russe hielt seine Frau noch immer im Arm, streichelte ihr Stammtisch, im hinteren Zimmer. Es war bei Tage sehr düster schwarzes, dünnes Haar und rief sie mit allen Rosenamen; der darin; die Fenster führten auf einen schmalen Gang. Abends Italiener rieb ihr das Gesicht mit dem Essig seines Salates, die erhellte eine einzige Petroleumlampe den Raum. Sie hing über Französin hielt ihr das Riechfläschchen unter die Nase; wir Deutschen unserem Tisch; er war damit der einzige Lesetisch des hinteren rieten, daß man ihr die Bluse und das Korsett aufmachen solle. Raumes. Denn nach dem Essen blieb man noch einige Zeit fizen. Aber wir sprachen französisch und so verstand uns kein Mensch. Der Blutige Knochen" war ein internationales Lokal. Alle In die lange, erwartungsvolle Stille flang plöglich die rauhe Sprachen Europas wurden da gesprochen, hervorragend vertreten Stimme des alten Mannes, der immer in der dunkelsten Ecke saß. war besonders bei der Mamsell vorne und bei den Kochfrauen Er trug Sommer und Winter denselben alten Ueberzieher, der ihm die Zeichensprache. Auch wir bedienten uns ihrer ihnen gegenüber, Hemd, Weste und Rock und teilweise die Hose ersezte: denn unser in sechsjährigem Realschulstudium erworbenes Französisch Mais, fie muß wieder zu sich kommen. Mais, aber vernünftig Ilang ihren Ohren anscheinend, als wäre es botokudisch. Besser noch müßt Ihr sein. Mais Zank- mais Streit alles geht caputi half sich ein Holländer aus. Ein alter Knabe mit grauen Haaren, alles. Licht genug Licht für alle aber vernünftig sein! Wir der ein ganz abgenuttes, fettiges Wörterbuch hatte und mit pracht sind doch Menschen!" voller Geschicklichkeit daraus sein Menu zusammenstellte. Selbst Und die Russin schlug die Augen wieder auf und lächelte matt. Liebeserklärungen machte er so der Mamsell und den Kochfrauen. Der sie noch immer reibende taliener wurde im Gesicht um einige Nicht aus Liebe. Er hatte es erprobt, daß ein lachendes Herz gern Töne brauner und atmete tief auf. Die Mamsell lief weg und kam und reichlich gibt. Sein Teller war der vollste, sein Fleischstück das mit einem Glas Rotwein zurück. Eine Kochfrau brachte einen Teller größte, sein Weißbrot das längste. Brühe mit einem großen Stück Fleisch. Der Russe streichelte seine Also alle Völker verkehrten im Blutigen Knochen": Italiener Frau, flößie ihr die Brühe ein und redete in seinem jüdischen Idiom mit roten Leibbinden, offenen Hemden, Brust und Gesicht braun- nach links und rechts und niemand verstand ihn. Wir Deutschen taten grau vom Brand und Staub der Arbeit im Freien, russische Juden einige betrachtende Bemerkungen und freuten uns. Und Plaz hatte mit bleichen, schmalen Gesichtern von der Arbeit am Schneider- man an diesem Abend: man konnte beide Arme auf den Tisch daß ich gesund nach Hause kehre, daß aber der Deutsche trumm und tisch und an der Nähmaschine; ernste französische Ar- stüßen. Auch am folgenden Abend war Plazz. Und als gar am beiter, meist mit Frau und Kind, für die sie zärtlich sorgten; dritten Abend noch zwei Petroleumlampen an den Deckenbalken der Deutsche , die sich alle Mühe gaben, für Franzosen zu gelten. beiden Gastzimmer hingen und nun alle Licht hatten, da war Jubel Männlein und Weiblein vertrugen sich gut am Tage. und helle Freude. Selbst der alte Mann mit dem Ueberzieher Abends begannen die geradezu internationalen Differenzen. Warum? lachte es war das erstemal, daß man ihn lachen sah und auf Um die Pläge an den drei Petroleumsonnen in den zwei Gast- die neuen Lampen weisend, rief er: Voilà der Friede!" räumen. Nach Feierabend begann vom Arbeitsplatz aus ein Wett- In der Tat, der Friede wurde seitdem im Blutigen Knochen" lauf nach dem Blutigen Knochen". Der Hunger jagt nicht so sehr, nie wieder gebrochen. S. O. als das Verlangen, einen Platz unter der Petroleumlampe zu er langen. Man tam an, und der Platz an der Sonne war besetzt. Aber man drängte sich auf die Bank; andere kamen; sie drängten sich auch noch darauf. Die Arme konnte man faum mehr bewegen. Die Italiener warfen Dolchstichblicke umber; der Franzose nahm seine Kinder auf den Schoß und hätte sein Frauchen noch mit darauf genommen, wenn nicht ein einmütiges Gefühl Aller ihr Platz gelassen hätte. Der Deutsche löffelte mit süß faurer Miene seine Suppe, so gut es ging, und bekräftigte ein über das andere mal:„ Il fait chaud!"" Il fait chaud!"( Es ist heiß!) Der Russe endlich wurde elegisch, redete viel im Idiom, was fein Menich verstand, rannte zur Mamsell und beklagte sich mit reichem Wortschwall. Sie lächelte, sagte:„ Dh"," oh", und ließ die Sache ihren Gang gehen.
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Notizen.
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beater bringt als nächste Neuheit am Donnerstag Adolf - Theaterchronit. Das Charlottenburger Schiller L'Arronges Volksstück„ Mein Leopold" heraus.
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Aber
Die Neueinstudierung des in seiner grübelnden Verstiegenheit doch so genialen Judithdramas brachte eine freudige Ueberraschung. Jn Marie Fein, einer noch sehr jungen, zuletzt in Dresden engagierten Schauspielerin hat das Deutsche Theater eine Kraft gewonnen, die, nach ihrer Leistung von diesem Abende zu schließen, Paul Meyerheim ist am Dienstag im Alter von einen vollwertigen Erfaz für das Ausscheiden Tilla Durieur's aus 73 Jahren gestorben. Der Generation von heute war der einst sehr dem Ensemble hoffen läßt. Hoheitsvolle Stirne und stolzer Wuchs populäre Tier- und Genremaler fremd geworden. Wir sehen heute Gaben, die ehedem als erste Vorbedingung für Heroinen galten die Tierwelt mit anderen Augen an als Meyerheim, der erzählende Manches Mal ward der Streit um den Platz heftig und wurde und oft nur Träger einer talt stilisierten Deflamation waren und belustigende Darstellungen aus den Menagerien liebte. Seine tumultartig. Man verlangte, daß jene, die abgegessen hatten, sich verbinden sich in ihr mit einem Stimmenreichtum wechselnder Tierbude" in der Nationalgalerie zeigt seine ganze illustrierende erheben sollten, was diese energisch verweigerten. Oft forderten sich Empfindung und einer Wucht der Leidenschaft, die in Erstaunen und malerisch bunte Art. Als der Inhalt noch eine Hauptzwei besonders arg Aneinandergeratene auf, mit hinaus zu kommen. setzte. Sie überraschte immer wieder, doch schien nichts zum Zweck sache war, δα schien er freilich der rechte Mann. Sie gingen und ließen Spannung nnd Schrecken zurück. Fast immer der Ueberraschung ersonnen und herausgeflügelt. Ein festes Band ein„ Affenstat" zieht heute nicht mehr. Erheblicheres Interaber fühlte die frische Abendluft vor dem Blutigen Knochen" die hielt alles Einzelne zusammen. Jenes Durcheinander schamhaft effe erweckten, als sie vor einigen Jahren wieder ausgestellt erhigten Gemüter ab, bevor es zu Tätlichkeiten kam. Die Feinde spröder Herbheit, schwärmender Ekstase und verborgen glühender wurden, die sieben großen Bilder, die er über das Thema: Entlachten sich an, reichten sich die Hände und kehrten versöhnt zurück. Sinnlichkeit, auf das der Dichter die Figur und den Konflikt gestellt stehung der Lokomotive in den siebziger Jahren für Borsig malte. Eines Abends wurde der Streit besonders heftig. Eine bleiche hat, trat gleich im Auftakte, in der Erzählung von ihrer Ehe, in Gin kulturhistorisches Dokument, in dem noch die Arbeiterfrage nett russische Arbeiterin wurde durch einen stämmigen Italiener, der wunderbarem Einklange hervor und entfaltete sich dann in mächtiger patriarchalisch aufgefaßt wird. Meyerheim entstammte einer Bersich neben sie gezwängt hatte, gar zu rücksichtslos gedrängt. Steigerung der Affekte in den Holofernes- Szenen. Die Angst, das liner Malerfamilie, in Berlin hatte sich sein Vater Eduard bereits Ihr Mann erhob flammenden Protest. Gegenrede fam. Das ganze Grauen vor dem blutigen Barbarenheros, die Empörung über die als Genremaler betätigt. Kappenmantel um die Straßenecke herum verschwunden war, brachte sie mit ihren Aushilfeleuten die Möbel schnell wieder ins Haus.
Rotes Vlamenblut.
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hinschielen. Aber es benötigte, den Eingang all der guten Dinge, die man einsacken wollte, vorzubereiten, und irgendwer schlug vor, die Kehle mit einem tüchtigen Zug geschmeidig zu machen. Präsentierteller mit Strügen freisten. Und mit einem Mal begann das Geschlinge.
" Schnell, Naatje, Annemie, Ursula! Halb elf sind sie hier!" Jm Nu waren die Stühle in dem niedrigen Zimmer, zu Die schiveren, schwieligen Hände streckten sich über die Fünf Brote aus reinem Roggenmehl, groß wie Wagen- dem drei Stufen hinaufführten, die es hinten mit der Gast- Platten aus und plünderten sie unter lautem Geschret und räder, waren für das Leichenmahl gebacken worden. Leentje stube verbanden, an den Wänden hin aufgestellt und blanke Gelächter. Es gab ein mächtiges Stuhlrücken. Der braune Maandag, die dicke Pächterin des„ Ebers" im Marktflecken Bretter, eins neben das andere, auf die Böcke gelegt. Ein Staffee qualmte in den Schalen. Im Augenblick war der von Tilleul- Fleuri, hatte unter Beihilfe von drei gutwilligen Ge- Stück dem Laden, den Leentje Maandag neben ihrem eigent- Zucker weggerafft. Es war ein Kilo davon da, in zwölf batterinnen dieſe eßbaren Mühlsteine zu 150 zweifingerdicken, lichen Geschäft hielt, entlichener geblümter Wachsleinwand Untertassen. Wan ergänzte ihn. Ein gewaltiges Gekaue bedick mit blaßgelber Butter bestrichenen Butterbroten zer- wurde über die Bretter ausgerollt, die man ihrerseits von gann unter dem allgemeinen Schweigen, das nach der Plündeschnitten. Im Keller hatte der Hahn den Stöpsel in dem Zimmermann Klingel geliehen hatte. Und eine Reihe rung eingetreten war. Die Schneidezähne zerteilten die Käsedie frische, schäumende Seele der Tonne hineingetrieben, die von Schalen, in ihrem jungfräulichen Staub von dem Regal scheiben, die Backzähne fauten und malmten. Rastlos verdrei Hektoliter Hopfenbier enthielt. Ein Stessel falter Staffee herabgenommen, wurde schnell in dem lauwarmen Wasser schwanden die Brotschnitten in den gewaltigen Magenschläuchen. wartete unter dem Löwener Dfen, daß sein über ihm be- eines Kübels abgespült. All dies Gerät wurde dann Witten in dem Festgenuß beeiferten sich die Wirtin und die reits lustig zischender und singender Genosse ihm Blak auf gut Glück auf den Tischen aufgestellt mit Butter Aufwartung, indem sie die Kannen mit Kaffee vollgossen und machte. Und auf dem Schanktisch bildete, um jeder etwa brotplatten, Tellern mit zurechtgeschnittenem Edamer Käse Käse und Brot erneuerten. Aber eine Pause machte die genoch übrigen Genußsucht gerecht zu werden, eine Schüssel mit und Blechkannen voll dampfenden Kaffees. Es war Zeit. schäftigen Zungen stocken. Die Bauern entblößten den Kopf einer würzigen Mischung von gemahlenem, mit Zichorie ver- Das Gäßchen schwoll von einem Gelärm an. Die 75 Ein- und befreuzigten sich. Die Priorin, die auf dem Friedhofe sehenem Staffee in Gemeinschaft mit einem halben Brotlaib geladenen waren angelangt. beim Leichenzug psalmodiert hatte, schickte sich an, ein Gebet und einem Pfund Butter den Reservebestand dieser mächtigen Zu Fuß waren sie von allen vier Enden des Bezirks zu sprechen, das ihre Begleitung wiederholte. Dann fand das Armee von in Schlachtordnung stehenden Lebensmitteln und herbeigekommen. Viele hatten sich, um zur rechten Zeit da zu Mahl seinen Fortgang. Flüssigkeiten. sein, vor Tagesanbruch erheben müssen. Die Broecks waren Es war Montag vormittag nach Sankt- Caecilia. Coin- da, alte und junge, die Nachbarn, weitläufige Bekannte, bis des- Tisserands beerdigte Borst, den alten Inhaber des leinen auf die, welche niemand kannte, ausgehungerte, schmarozende Parks", einer der vielen Schenken des Weilers. Zu trüber Raben, angelockt von der Schmauserei, die sich in Flandern langten nach Bier und Rachenpuzer. Stunde hatten die verstörten Häuser, die unter den heftigen jedem Begräbnis anschließt. Die Männer schleppten an ihren Langsamer als sie, zogen die Bäuerinnen ihr Vergnügen Windstößen, die endlos über die filigranartig ausgezachten schweren Schuhen den zähen Schmutz all der vielen Steige, an dem in gezuderten Staffee gesteckten Zwieback noch hinaus. Stronen der großen Zitterpappeln von Westen her ihre dicken, die sie im eistalten Schauer der Morgenfrühe hatten passieren Sie gaderten, schüttelten die Stöpfe, stießen tiefe Seufzer herbleifarbenen Wolfen hintrieben, am Straßenrand knieten, den müssen. Sie waren in ihren Sonntagsfleidern und hatten vor. Hin und wieder verdrehten sie die in Teilnahme und Leichenzug sich vorüberbewegen sehen. seidene Tücher um den Hals. Sie sprachen laut durch den Behagen schwimmenden Augen. Das ungewisse StimmenVorauf mühte sich der Mann mit dem Kruzifir durch den Rauch ihrer Pfeifen hindurch, die sie sich schon gleich nach der gemurmel schwoll mehr und mehr an. Leentje Maandag Wind . Vier Burschen trugen hinter ihm auf ihren hageren Beerdigung angezündet hatten. war mit dem ältesten von Broeds Söhnen beiseit gegangen, Schultern die schwere, mit zwei Silberbändern überzogene Im Hintergrund des Zimmers hatten sich die Frauen um mit ihm einen Rechnungsüberschlag zu machen. gelbe Sarglade. Und dann, mit dem Getrappel einer mit ihren schwarzen Kapuzenmänteln und fleinen, reichlich mit Vom stämmigen Kirchturm her schlug es Mittag. Herde, die übrige Menschenflut. Ein unablässiges Gemurmel Jett und Glasschmuck beladenen Nackenschleierhüten zu einer Ein Fuhrwerk stoppte vor dem Eber" und auf dem bewegte die schmalen Lippen und verwandelte sich bei den dichten Gruppe zusammengedrängt. Sich gegenseitig anstoßend Estrich des Gastzimmers schallten schwere Schritte. Eine Freude Haltestellen vor den Stapellen in einen leisen Trauergesang, schoben sie, wobei zuweilen ihr Kopfschmuck flirrte, die Stühle erhob sich unter den vom Trunk aufgeheiterten Leuten, die den in Pausen eine Weiberstimme mit einer grellen Litanei zurecht, um sich bequem vor den appetitlichen, frischen Butter- sich mit lärmenden Prahlereien, spaßigen Herausforderungen beherrschte. stücken und den Käsetellern aufzupflanzen. und erregten Konfidenzien einte, daß die vier Wände widerLeentje Maandag und die drei Gevatterinnen hatten dem Niemand dachte mehr an den Neunzigjährigen, der drei hallten. Beispiel der anderen Einwohner des Fleckens folgend, von Fuß tief unter der warmen Erde rechts auf dem Kirchhof gut ,, He, guten Appetit, Brüderchen!" ticherte eine stattliche der Wirtschaft Stühle genommen und sich in ihre Gebete ver- aufgehoben war. Eine Begehrlichkeit belebte die Blicke und Baßstimme von der Schwelle her. senkt. Als aber vom Winde gebläht der letzte schwarzseidene ließ von der Seite her nach den mit Speise beladenen Platten ( Forts. folgt.)
Die Männer hatten ihren Hunger am ersten gestillt. Sic lehnten sich auf ihrem Stuhl zurück, rülpsten geräuschvoll, knöpften sich auf, zündeten ihre Nasenwärmer an und ver
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