"
Nr. 229.- 1915.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Dienstag, 5. Oktober.
moderne Leben entwurzelt hat, und der nun keine neue Verwurze- well" wünscht, daß er ihm als Produkt seines„ chemischen KuddelTung findet. muddels" aus der Retorte erwüchse. Dies zeigt sich auch in der Wahl seiner Konflikte und in seiner Der ganze Vorgang begibt sich in Amerifa. Und die Musik In Halbes satirischer Literaturkomödie„ Walpurgisnacht" sagt Menschengestaltung. Immer wiederholt sich der Konflikt zwischen desgleichen. Niggerweisen usw. besorgen die Lokalfärbung. Frag der Bürger Simmelmann von Ecardsbronn:" Ihr müßt nämlich Heimat und Fremde, zwischen Altem und Neuem. Im„ Eisgang" mente aus anderen Operetten diesseits und jenseits des großen wissen, es gibt hierzulande einen Dichterkönig, was man so nennt, ist es die Loslösung von der Scholle. In Mutter Erde" zieht Teiches mischen sich mit wenig Neuem, Eigenem, wozu einige Liedcinen, der ist König über die Dichter, was so der Oberste ist von der Boden den heimatlichen Flüchtling wieder an sich. In den chen, namentlich aber melodiöse und wirksam orchestergemäß der ganzen Kompagnie, und die anderen, das sind die Offiziere Heimatlosen" spricht der Dichter Gericht über die von ihrem untermalte Walzerchen gezeichnet werden sollen. Daß Leo Fall und die gemeinen Soldaten. Der König aber ist über sie alle und Boden in die grundlose Großstadt Verschlagenen. Im Haus volkstümlich zu schreiben und modern zu instrumentieren versteht, feiner ist über den König. Versteht ihr das?" Und der zugereiste Rosenhagen" zeigt er das Erwachen des Besißgefühls und den weiß man ja. Befleißigte er sich möglichst ohne Anleihen zu komKrämer Altmöller, an den diese Erklärung gerichtet ist, antwortet: Kampf um die Scholle. Seine Menschen aber sind fest konturiert, ponieren und wollte er sorgfältiger charakterisieren, stände es um Ich denk' mir das so in der Art wie bei uns den Schüßenkönig, plastisch und lebendig, soweit sie Menschen ihrer Erde find; wo den Wert seiner Musik besser. Als vorzüglich aus Motiven älterer wo sie jedes Jahr einen andern dazu machen, je nachdem, wieviel sie fest auf dem Boden stehen, in einer Luft, die mit ihnen eins Operetten zusammengestellte Gabe darf die dem künstlichen Menschen Schüsse einer ins Schwarze getan hat." ist, während seine modernen Menschen schemenhaft bleiben. Sie voraufgesandte Huldigungsmusik gelten. Der Komponist dirigierte Eine tragische Bitterfeit liegt in diesen Worten, die Tragik find wurzellos, und so vermag er sie in ihrem innersten Wesen selbst. schmerzlicher Erfahrung. Vor zwanzig Jahren war Halbe einen nicht zu fassen. Das Embryo eines Stimmungsmenschen nennt Die Inszenierung bot originelle Einzelheiten; die sorgfältig einWinter lang durch die Gunst des Erfolges der erklärte König der er das Häuschen der Jugend". Der Stimmungsmensch ist der studierte Aufführung erntete Beifall modernen Dichtung. Er hatte jenes wunderschöne, einzigartige Unfeste, Grundlose, der Hin- und Hergeschleuderte, der mit den Werk geschaffen:" Die Jugend", das plößlich in der Düsternis er das Hänschen der Jugend". Der Stimmungsmensch ist der des Naturalismus einen Frühling erblühen ließ. Aber dieses Dingen nicht fertig wird und keinem Winddruck standzuhalten Werk, dieser einmalige glückliche Wurf wurde sein Verhängnis. vermag. Er blieb der Dichter der Jugend". Die Jugend" ist für Halbe Zwei Bestandteile seiner Seele schaffen in Halbe die Procine Hemmung geworden, die auf seine Entwickelung drückte. Gt- blematik seiner Erscheinung: die Heimat, die das Gestern ist und was wurde in ihm durch diese Dinge gebrochen, das nie mehr heilen wollte. Seine Kraft rang mit jenem Erfolg. Aber er war der Dichter der Jugend" und blieb es.
"
Wenn man Halbes Werk überschaut, sieht man ein hartes, bitteres Ringen; einen Wechsel zwischen Gelingen und Mizlingen. Man hat das Gefühl: eine Kraft ist durch die Umstände von ihrem rechten Wege abgedrängt worden und tastet umber, um sich zurüdzufinden. In ihm selbster ist dadurch eine Stimmung erzeugt worden, der er in der Novelle„ Meteor " Wort gibt:" Ja, da war cs heraus, was er sich immer verheimlicht und doch zagend schon längst geahnt hatte. Er hatte sich ausgegeben und würde nie wieder etwas schaffen, was seinem Früheren gleich käme. Zu einer Zeit, wo andere sich noch lange im Aufstieg gipfelan befanden, war seine beste Kraft dahin und abwärts, steil hinunter ging der Weg. Erst anfangen hätte sein Leben sollen, da war es vorbei. Einer von den Allzufrühen und Alzuschnellen war er gewesen, in der Märzensonne schnell emporgeschossen und vom Maienfrost entblättert und geknickt!"
Halbes gerade und freie Entwickelung ist ein Opfer seines ersten Erfolges geworden, und zugleich ein Opfer der Zeit, in der er lebte. Prof. Lizmann sagt in seinem Buche über das moderne Drama von der naturalistischen Bewegung der neunziger Jahre: ,, Sie hat auch das mit dem Sturm und Drang gemein, daß sie ihre Wortführer schnell verbraucht und verschlingt. Es ist ein atemloses Hasten vorwärts, und wer eben die Avantgarde führte, ist morgen im Gros, übermorgen im Hintertreffen." In seiner Insel der Seligen" läßt Halbe seinen Dr. Wiegand sagen und auch dieses Wort klingt wie ein Bekenntnis:„ Lieber Dubsky, svir alle von unserer Generation, wir sind grenzenlose Verschwender gewesen! Wir sind als Revolutionär und Weltverbesserer auf ben Plan getreten! Jedes Geschlecht hat seine Aufgabe zu erfüllen! Unsere war es, Sturm zu laufen und Bresche zu legen: daß wir dabei am eigenen Glücke zur kurz gekommen sind, daß wir uns vielleicht vor der Zeit verbraucht haben... kein Wunder!" Es war Mar Halbes Erkenntnis, daß er in eine Atmosphäre gestellt wurde, die seinem natürlichen Wesen nicht entsprach. Er geriet in ein Tempo, in eine Ueberhitung, die seine Kraft überspannte und schnell verbrauchte. Peter Hille hat ihn einmal auf bie Formel gebracht: Dramatisch geheiztes Idyll." Er ist eine im Grunde gestrige Natur mit stillen Träumerzügen, zart und Ihrisch, den die Zeit aus sich herausgezwungen und mit sich selber in Widerstreit gebracht. Er hat Gegenwartsprobleme in sein Bewußtsein aufgenommen. Aber sein Bestes ist nicht seine Modernität. Was an ihm feſſelt und bestridt find Elemente, die eigent lich unmodern find. Den Erfolg seiner" Jugend" bedingte nicht der Konflikt in seinem Anflingen an zeitliche Probleme. Er wurde hervorgerufen durch das eigentlich Poetische des Wertes; burch die Stimmung, die um das tragische Liebesidyll webt. Und wo Halbe reiner Stimmungsdichter ist, Lyriker, Idylliker, ist er wunderbar und von bezauberndem Reiz. Seine besten Dramen Teben von diesem Element. Schon im„ Gisgang", der soziale und psychologische Konflikte mit einer Naturkatastrophe in symbolische Bezichung bringt, ist dies zu spüren.„ Mutter Erde" ist ganz eingetaucht in den Duft der Scholle, der den Heimkehrenden betört und betäubt. Im„ Strom" singt das Wasser seinen brausenden Sang in das Leben der Menschen hinein. Das Beste in Halbe sind diese lyrischen Elemente, und er ist start, wo die Heimat in ihm spricht. Er ist im Grunde ein Mensch der Scholle, den das
39]
die moderne Großstadt, die das Heute bedeutet. Sie geben seiner Erscheinung das Schwankende, Tastende. Aber sie geben ihr auch den eigenen, schmerzlichen, schwermütigen Reiz, der über seinen besten Sachen liegt; sie geben ihr den Ton, die Stimmung.
Kleines Feuilleton.
Nach einer Kanonade. Gute Nacht, Elifabeth,
alle Schrecken, die mich trafen, find vrrklungen und verwebt, Tchlafen will ich, nichts als Schlafen. Da, To Ichön begann der Tag, tief in Träume eingefponnen; bis der Mörfer Donnerfchlag Teinen Schlacht choral begonnen. Mancher Baum war wie ein Balm, den ein fcharfer Wind vernichtet, Eifenwucht und feuerqualm
hat den dichten Wuchs gelichtet. Und da floß To junges Blut aus den Wunden der Soldaten! Alles fraß die blinde Wut Der Schrapnelle und Granaten. Berz und fäufte feft verkrampft, gruben wir ein Grab den Toten, die, umdonnert und umdampft, jäh verglühten und verlohten. Gute Nacht, Elifabeth!
alle Schrecken, die mich trafen, find verklungen und verwebt, Tchlafen will ich, nichts als Ichlafen Mar Barthel, Musketier ( Argonnen ).
-
wenn auch keine Stürme.
ek.
Die größte Minensprengung in Europa . Auf den Eisenerzfeldern der Aktiengesellschaft Südbaranger in Finmarken, nördlichstes Norwegen , fand Ende Juni eine technisch interessante Minensprengung statt, die die größte Europas und die zweitgrößte der Welt war, die bisher ins Werk gesetzt wurde. " Prometheus" berichtet darüber: Es galt, große Mengen Eisenerz zu lösen, und die Ladung, die man hierzu benutzte, bestand aus nicht weniger als 23 000 Kilogramm Dynamit, welche ungeheure Sprengmasse man in der Weise anbrachte, daß ein Berggipfel und eine Bergwand abgesprengt wurden. Aus Anlaß dieser Begebenheit hatte sich eine Menge Zuschauer aus der Bergwerksstadt Stirkenes und anderen Gegenden eingefunden. Abends 7 Uhr wurden die zusammengekoppelten elektrischen Leitungen in Tätigkeit gesetzt, und fie wirkten sofort. Die Zuschauer, die auf einem Höhenzug etwa 500-600 Meter von der Mine Aufstellung genommen hatten, fühlten unter ihren Füßen eine gewaltsame Erschütterung des Bodens, wobei gleichzeitig ein dröhnendes Krachen ertönte, und die Gebirgspartie, unter der die 23 000 Kilogramm Dynamit lagen, hob sich aufwärts und stürzte dann zu einer mächtigen Masse zusammen, die gleich darauf von einer riesigen Rauchwolfe eingehüllt wurde. Die Sprengwirkung war sehr befriedigend, indem die abgesprengte Ge steinsmasse etiva 300 000 Tonnen Rohmaterial umfaßt, das auf mehrere Monate Arbeit zur Veredelung gibt.
Ungefähr gleichzeitig wie im nördlichsten Norwegen fand bei der Ertveiterung des Trollhättakanals in der Nähe von Gotenburg in Schweden eine Dynamitsprengung statt, die ein noch großartigeres Schauspiel bot. Eine auf dem Kanalboden liegende Felspartie von etwa 1000 Rubikmeter Umfang mußte mittels Unterwassersprengung beseitigt werden, und dies geschah mit 1550 Kilogramm Dynamit, die man auf 200 Bohrlöcher verteilte. Die Herstellung der Löcher war sehr zeitraubend. Man hatte die Bohrmaschine auf einem Gestell im Flußbett angebracht, und die fertigen Löcher versah man mit Sprengladungen und elektrischen Zündanordnungen, welch letztere alle an einem Punkt in bedeutendem Abstand vom Plage vereinigt wurden. Den elektrischen Strom, der die Zündung bewirken sollte, erzeugte man mit einem besonderen, von einer Lokomobile betriebenen Generator. Bei der Sprengung selbst explodierten die 1550 Kilogramm Dynamit unter fürchterlichem Krachen, und ein mächtiger Wasserpfeiler wurde etwa 100 Meter hoch in die Luft geschleudert. Von der Kraft des Sprengungsschusses zeugt der Umstand, daß Steinblöcke von gut 10 Kubikmeter Umfang emporgeworfen worden waren.
Notizen.
"
Vorträge. In der Gesellschaft für Ethische Kultur pricht Theater des Westens:„ Der künstliche Mensch". Theater des Westens :„ Der künstliche Mensch". Mittwoch, abends 8 Uhr, im Bürgerfaale des Berliner Rathayies Cine Aus diesem Stoff ließe sich, wenn man des österreichischen Walded Manasse über:„ Die Toten an die Lebenden." Dichters Robert Hamerling fomisch- satirisches Epos Homuntulus" tritt frei. ins Auge faßt, zweifellos etwas Rechtes machen. Offenbar hatten Die Schauspieler und der Krieg. Der neue die Verfasser des Librettos zu Leo Falls gleichnamiger Operette Weg", das Organ der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger den besten Willen hierzu; denn die originell ersonnene Handlung fordert in einem Leitaufsatz die Schauspieler zu fräftigerer Wahrdes ersten Attes berechtigte zu Erwartungen auf eine Fortführung nehmung ihrer Interessen auf. Er begründet das also: Es sind mehr der Fabel im gleichen Sinne bis zum Ende. Allein es wurde eine Betriebe in Tätigkeit als in der vorigen Spielzeit. Der Krieg ist simple Liebesgeschichte zwischen Hansel und Gretel gesponnen und darein benutzt worden, um die Gagen zu drücken, und man wird auch weiter bie Erschaffung des fünstlichen Menschen aus Chemikalien als Erfinder- noch versuchen, wenn auch nicht bewußt und gewollt, durch alle traum gewoben. Wie in Viktor Holländers jüngst aufgeführter, übrigens möglichen Maßregeln den deutschen Schauspieler der Verelendung erheblich älterer Operette„ Der Sonnenvogel" begegnen wir hier entgegenzuführen. einem„ berrückten" Genie, eben unserem Homunkulus"-Erzeuger, in Semper der Mann. Unter diesem Titel wird der der Widerspiegelung seiner Hirngespinste, und felbst bei 3. Teil von Otto Ernsts Asmus- Semperroman vom 1. Oftober an Chrysostomus ", dem„ künstlichen Menschen", wie„ Professor Gram- in Reclams „ Universum" veröffentlicht.
"
"
holzstock balancierte, machte er rückwärtsgehend vor den um| Stroeg, bist für zwei Monate die Pension schuldig. Das muß schlungenen Kumpanen Luftsprünge. Mit stumpfsinnig aufhören, verstehst Du?" schwimmenden Augen, den Mund weit geöffnet von einem Kroeg fing an zu unterhandeln, indem er sich mit seinen heiseren Geschrei, aus dem aber bloß ein Röcheln wurde, unbestimmten Darlegungen verhaspelte. In weitschweifiger markierten sie vor dem taumelnden Hokuspokus des Dürren Weise protestierte er unter Berufung auf seine Gottverdammich, Vicus taute und labte sich den Magen mit den schlaffen den Tanzschritt, schnitten Grimassen und schaukelten mit dem wohl bekannte" Redlichkeit. Schließlich fing er an zu fafeln, Weichtieren. Von Zeit zu Zeit spülte er die Bissen weichen Kopf. Die Nägel ihrer Schuhe knirschten auf dent Fußboden, und, indem er sich mit wütenden Faustschlägen dröhnend auf Fleisches mit einem von dem Salzwasser hinunter, und wie sie sich gegenseitig packten, und mit beunruhigendem den Brustkasten schlug, rief er mit einem Blick den Himmel in dem sie gesotten waren. Ohne Haft schöpfte er es mit Gestampf umhertreisten, nahmen sich die Speisenden vorsichtig zum Zeugen an. einer Muschelschale. Ihm gegenüber warf Flohil unaufhörlich in acht. bläuliche Schalen in die Schüssel. Er aß drei Portionen' Naus, oder ins Bett, verwünschte Söffels!" Miesmuscheln und zwei Portionen Bratkartoffeln. Zuweilen Eine mächtige Heiterkeit verbreitete sich an den Tischen. erleichterte er sich mit einem kräftigen Rülps den vollen Magen.
Mit einem Male fuhr ein scharfer Luftstoß in den Dunft.
Für ein paar Sekunden flackerten die Gasflammen. Mit den Füßen trampelnd schob sich eine Schar lärmend in das Lokal herein.
Ein lautes Geschrei begrüßte ihren Eintritt. „ Heißa! Sie sind voll wie Kartoffeln!" rief Flohil vergnügt, und er hieb mit der Faust auf den Tijch, daß Teller und Gläser aus dem Gleichgewicht gerieten.
Eine dice Mutter, gottsjämmerlich gekämmt, einen Schlotterbusen in einem Mieder aus roter Baumwolle, erhob sich, durch den Krakeel herbeigelockt, aus der Falltür wie das Teufelchen aus der Verierschachtel.
„ Das ist ja der reine Umsturz! Laßt doch die Leute in Frieden essen!- He! Sonst was! hr bekommt von mir weder eine Miesmuschel noch einen Klaren!"
Dila beruhigte sich sofort. ,, Gut denn, wenn Ihr kommt, um zu essen, so nehmt Plak, Brüderchen."
Dann aber geriet ihre Fistelstimme von neuem in die
höchste Lage.
" 1
Aber wenn ich bis Sonnabend nicht mein Geld habe, dann geh' ich, ganz gewiß, zur Raffinerie und zu Schleisinger. Ich will meine Zeche."
" Da hast Du's," schloß Souhe ab.
Die Säufer hatten nicht aufgehört, taumelnd umherzupoltern, die Kleider verschmutzt, die Fäuste in der Luft. „ Ruhe, oder ich befördere Euch alle vier auf die Wache, Schreihälse!"
Die Fäuste auf die dicken Hüften gestemmt, hatte sie sich mitten zwischen sie gestürzt, feck und munter, indem sie mehr Entrüstung zeigte, als sie in Wahrheit empfand. Als Kroeg ihr aber lustig den Arm um die Hüften schlingen wollte, um Souhe stieß sie derb gegen einen Tisch. Gelehrig gaben sie mit in den Kotillion hineinzuziehen, wurde sie rot vor sie vor ihm nach, da sie seine Kraft tannten. Born bis in ihre Gorgonenperücke hinein.
,, Nélis, für jeden einen geräucherten Hering!" Scharf wie der Pfiff eines Stewards durchdrang Souhes Stimme das Gelärm. Ünd indem er sich über seine Schenkel vorbog, die er laut flatschte, lachte er aus vollem Halse. Vicus sah belustigt zu den Bezechten hinüber. In seiner end- fatt!' naus!" Iosen Kauarbeit nahm er sich aus wie ein Ochs, der friedlich Doch Souhe legte sich ins Mittel. wiederfäut und dabei zuschaut, wie vor ihm eine Kinderschar fich tummelt. Sie waren ihrer vier, drei von ihnen Mieter, Nachbarn von Souhes und Vicus' Mansarde.
" Pfote weg, Du Lump! Wahrhaftig, seid froh, daß der Hausherr ausgegangen ist! Ich habe Eure Dummheiten
Kroeg von Averbode führte augenscheinlich den Reigen; er war stämmig, dick, von bräunlicher Gesichtsfarbe und hatte spärlichen Haarwuchs.
,, Laß sie doch ein bißchen Spaß machen, Mutter! Sie werden schon noch vernünftig. Die Jugend geht vorüber." Er fügte hinzu:
,, Wenn sie gegessen haben, geht's besser." Sie wandte ihr aufgedunsenes Gesicht mit den faden, wässerigen Augen lebhaft zu ihm herum. " Du Souhe, bist ein braver Kerl! Aber das da!" Sie hatte eine berächtliche Geste und zog eine Lippe, die " Puh! Ae, pfui!"
besagte:
"
murrte.
"
Nur Kroeg Wahrhaftig, er scheint der Gendarm des Bordells zu sein!"
Die Wirtin lachte laut auf. ,, Wenn's mir gefällt?"
zu
„ Halt' den Schnabel! Du weißt nicht mehr, was Du sprichst!"
Souhe zuckte die Achseln. Er brauchte sich bloß auf ihn werfen, um den Prahlhans zu zermalmen.
Er stieß ihm die Daumen in die Rippen, daß er aufstöhnte. Der Bursch, der ein schiefes Maul zog, ließ sich auf einen Stuhl nieder, ohne noch weiter tückisch zu tun.
Dila zwinkerte erfreut mit den Augen.
Sie hatte eine Idee, rollte zum Schanktisch hin. ,, Armer Souhe! Da ist noch was! Ich habe den Liebesbrief vergessen, den heute morgen der Landbriefträger Dich gebracht hat."
Aus seinem aufgeknöpften Rock sah der Knoten eines roten Halstuches hervor. Die Arme um den Hals von Bethezoon und Bock geschlungen, schien er von diesen getragen zu werden. In Wirklichkeit aber war er es, der sie stützte, da er das Gift des Genevers und die vertierende An-" Sie sind nicht einen Priem wert," rief sie. Seit Neustrengung des Tanzes besser vertrug. Bock und Beethezoon jahr sind sie noch nicht wieder nüchtern geworden. Es ist' ne für stammten aus Paride im Bezirk Audenarde . Schande! Anderswo faufen sie sich den Hals voll, und dann Aber weder Souhe noch Vicus kannten den vierten, ein betragen sie sich hier wie die Mastochsen. Hier, ja fehlausgehöhltes Gerippe, das der Alkohol im Begriff war geschossen! Aber wenn sie einen Funken von Anständigkeit vollends zu erledigen. Ein Speichelfaden lief ihm in den hätten, würden sie sich hier einen anzechen und das in OrdBart, und während er in beiden Händen einen Vogeltirsch- nung bringen, was sie hier noch auf dem Kerbholz haben. Du,
,, Gott sei Dant, er kommt nicht oft."
' s ist drollig, Du bist doch ein guter Hahn!"
Er lächelte, im Grunde geschmeichelt.
" Bist im besten Alter, Mann."
( Forts. folgt.)