r. 235.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Vom Kienspan bis zum Glühlicht.

Dienstag, 12. Oktober.

die Lampen das Rüböl, während man bis dahin im Süden Oliven-| brust zu fosmopolitischem Freiheitsbewußtsein steigerte, ist ein ge­öl, in Nordeuropa Walfischtran gebrannt hatte. waltiger Höhengang.

ek.

Einen Wendepunkt im Beleuchtungswelen brachte das Jahr 1783, Schumann, der Romantiker, bertieft und festigt den Liederdom Die mit Macht hereinbrechende dunkle Jahreszeit läßt uns in dem der Schweizer Argand den nach ihm benannten Brenner eines Franz Schubert ; Brahms baut, romantische und klassische wieder so recht den Segen schäzeu, den die ungeheuren Fortschritte erfand, dessen wichtigstes Teil der zylinderförmige Docht zwischen Formensprache mit neuzeitlichen Empfindungswerten vereinend, weiter. Hugo Wolf und Richard Strauß wurzeln ganz im Wesen der der künstlichen Beleuchtung über die Stulturmenschheit gebracht haben. awei Metallzylindern ist. Der neue Mechanismus gestattete, daß Nur zu leicht vergessen wir, daß diefer Segen strahlender nächtlicher rund um die Flamme ständig ein Luftzug herrschte, der ihr Sauer Gegenwart. Die Klavierbegleitung zu ihren Sologefängen bildet Helle eine Errungenschaft der allerjüngsten Zeit ist, und daß noch stoff in genügender Menge zuführte. Bedeutsam war auch die ein das dichterische Wort wie die Melodie intensiv verstärkendes nicht einmal ein Jahrhundert verstrichen ist, seit die ersten Anfäße Ueberdeckung des Brenners mit einem Glaszylinder, der so Element. Es war also psychologisch interessant, zu beobachten, daß zu der gegenwärtigen Entwidlung der Beleuchtungstechnik gemacht wohl das Rauchen und Flackern der Flamme beseitigte als Frau Paula Weinbaum mit Wilhelm Scholz am Flügel­Der Rauch wurde gerade mit Strauß- Wolfschen Liedern die stärksten Wirkungen erzielte. worden sind. Die moderne Menschheit schwimmt in Licht; aber noch auch die Leuchtkraft des Lichtes erhöhte. Auch der Volks- Chor selber zumal die Frauenstimmen- unfere Großeltern verbrachten ihre Winterabende bei blakenden so von der Stärke des Luftzuges aufgezehrt, und der un­Lampen, und eines der unentbehrlichsten Stücke des Hausrats war angenehme Delgeruch wurde beseitigt. Die neue Lampe wurde dokumentierte wieder die hohe Stufe seiner musikalischen Durch noch vor wenig mehr als einem halben Säfulum die Lichtschere, bald allgemein gebräuchlich, und sie erfuhr binnen kurzem erhebliche Bildung. Sein Dirigent Ernst 3 ander steht dafür. Ein frischer Aber zwischen den Uranfängen der menschlichen Kultur und der Er- Verbesserungen und Vereinfachungen, namentlich durch den Franzosen Geist, ein reiner Wille zu vollendeten Leistungen lebt und webt in findung der neuzeitlichen Lampe gähnen Jahrtausende, düster und Jean Quinquet und durch die Gebrüder Girard, die den Delbehälter allen Mitgliedern. dunkel; Jahrtausende, an deren Anfang der erste brennende Rien unter, anstatt über dem Docht anbrachten und gleichzeitig zur Mil­span stand, an deren Ende die elektrische Sichtfrone strahlt. derung des grellen Lichts die Milchglasglocken einführten. 1825 wird Ein Berliner Dampfschiff vor 100 Jahren. Das erste fünstliche Licht des aus der geistigen Dämmerung die Moderateurlampe, die Franchot geschaffen hatte, eingeführt. Auch Am 12. Oftober 1815 nahm der in Hamburg wohnende John des Urzustandes erwachenden Menschen war ein Span harzigen die 1809 erfundene Astrallampe hatte einen wesentlichen Fortschritt be Holzes die Nienfadel. Aber schon verhältnismäßig früh wurde deutet. Allen diesen Lampen fam die im Jahre 1790 erfundene Technit Barnett Humphreys ein preußisches Patent auf die Flußichiffahrt eine primitive Art der Dellampe erfunden. Die Ausgrabungen alter der Delraffinierung fehr zustatten. Eine völlige Umwälzung des Be- mit Dampfschiffen und die den Dampischiffen bewilligten Begünsti Kulturstätten stellen es jedenfalls außer Zweifel, daß schon die alten leuchtungswesens führte aber bald nach der Erfindung des Leucht- gungen bei der Zollabfertigung und beim Durchschleusen". Das Affyrer und Aegypter, die alten Inder und Juden, die Phönizier, gases, das sich begreiflicherweise nicht so schnell Eingang in das preußische Patentgefes wurde erst zwei Tage später unterzeichnet, vor allem aber Griechen und Römer die Dellampe fannten und tägliche Leben verschaffen konnte, die Nußbarmachung des Betround so ist denn diefes Dampfschiffpatent noch ein Mischling von reichlich Gebrauch von ihr machten. Man hat mit großem fünfile- Leums als Brennöl herbei. Es war im Jahre 1845, als in Gewerbsprivileg und Erfindungspatent. Da die Dampfschiffahrt in rischen Geschmack hergestellte Lampen aus Stein, Erz und Messing Amerika die großen Delquellen angebohrt wurden; bald darauf Preußen noch nicht eingeführt war, befaß der Patentinhaber auch in den Pyramiden, in alten hindostanischen Tempeln und in den wurde auch in Galizien Petroleum erbohrt, und mit einer nie aus das alleinige Recht zum Bau der im Ausland erfundenen Dampfs Ruinen jüdischer Städte gefunden. Ueber das Beleuchtungswesen bor dageweferen Schnelligkeit eroberte sich das neue Leuchtmittel schiffe für Preußen. Das Patent galt zunächst nur 10 Jahre, wurde der Griechen und Römer wissen wir durch die pompejanischen Aus- die ganze Kulturwelt. Der erste Konstrukteur einer Petroleumlampe aber schon im Juli 1816 auf 15 Jahre erweitert, und schließlich grabungen aufs genaueste Bescheid. Gold, Silber, Marmor, Edel war der Amerikaner Silliman; um ihre weitere Verbesserung haben sich rechnete man seine Zeitdauer überhaupt erst vom Januar 1817 ab. steine, nichts war ihnen zu fostbar, um ihre Lampen damit zu dann vorwiegend Deutsche, wie Ditmar, Brünner, Wild und andere Leider sind die Patenturkunden und die Zeichnungen im Altenbestand schmücken. Die meisten aufgefundenen Lampen dieser Epoche sind verdient gemacht. Während aber die Petroleumlampe sich sozusagen der alten preußischen Patente heute nicht mehr auffindbar. Im Juni 1816 legte Humphreys sein erstes Dampfschiff zu Stunstwerke ersten Ranges, und selbst die gewöhnlichste Art, die das Innere der Häuser eroberte, trat das Gaslicht mit wachfender Terratottalampen, zeigen eine so geschmackvolle künstlerische Form Geschwindigkeit seinen Siegeslauf als öffentliches Beleuchtungsmittel Bichelsdorf auf Stiel. Richtiger gefagt, auf Stiele. Sein Dampf­und Ausführung, daß sie sich in dieser Hinsicht vor den Leistungen an. Am 1. April 1814 wurden in London zum ersten Male die schiff bestand nämlich aus zwei schmalen, neben einander liegenden mit Gas beleuchtet. In Berlin wurde bie Schiffsförpern, zwischen denen das Triebrab angeordnet war. des modernen Kunstgewerbes nicht zu verstecken brauchen. Die Alten Straßen fannten auch das Raffinieren des Dels noch nicht. Die goldenen öffentliche Gasbeleuchtung im Jahre 1826 durch die gleiche Sumphreys war zum Bau des Schiffes von Hamburg nach Berlin oder silbernen Lampen der römischen Pruntpaläste hingen mit feinen englische Gesellschaft eingeführt, die auch die Beleuchtung in London gekommen und wohnte in der Behrenstr. 48. Schon am 23. Januar Retten an marmornen Pilastern, spendeten aber nur ein armfeliges, eingerichtet hatte. Die Berliner Gasbeleuchtung, die sich zunächst 1817 wurde ihm vom König für 6000 Taler freies Bauholz zum fpizes Flämmchen, das arg rauchte, beim leisesten Luftzug fladkerte auf die Straße Unter den Linden beschränkte, war für ganz Deutsch - Bau weiterer Dampfschiffe bewilligt. Am 14. September 1817 lief und beim geringsten Windstoß ganz erlosch. land eine Sehenswürdigkeit; nur noch Hannover erhielt etwa gleich das Schiff vom Stapel. Am 2. Oftober machte es seine Probefahrt Von Rom wanderte die Dellampe nach dem südlichen Germanien , zeitig mit Berlin öffentliche Gasbeleuchtung. Nach und nach fand und wurde am 27. Oftober in Betrieb genommen. nach Gallien und Britannien; bis zu den Kriegszügen der Römer das Gas auch Eingang in die Wohnungen wohlhabender Bürger Namen Bringeffin Charlotte" und fuhr auf Rechnung der töniglichen fanuten unsere Altvorderen nur Kienipäne und fettgetränkte Dochte. und im Jahre 1833 brannten in Berlin , wie Sander mitteilt, neben Boft von Berlin nach Potsdam . Die Piften und Schotten, die Dänen und Skandinavier waren noch 1789 öffentlichen schon 4500 private Gasflammen. In den übrigen nicht einmal so weit. In Ermangelung des Kienholzes steckten sie deutschen Städten ging aber die Einführung meist viel langsamer vor sich. ein Stückchen gewöhnlichen Holzes in den Balg eines fetten Vogels und ließen ihn so lange brennen, bis er verkohlt war. In Lapp­ land und auf Island ist diese Art der Beleuchtung noch bis ins 18. Jahrhundert hinein gang und gäbe gewesen. Der Geruch, den ein solches Licht verbreitete, muß furchtbar gewesen sein; aber die Lappen haben ja bis zum heutigen Tage teine so empfindliche Nase

wie wir.

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Notizen.

Es führte den F, M. F.

- Vorträge. Zwei Lichtbildervorträge veranstaltet die Die letzten beiden Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts sahen dann Beitung der triegstechnischen Vortragsbühne am 13. und 16. Ot­die Einführung des elektrischen Lichts, das mit dem von Auer tober im Blüthnersaal. Beide Vorträge sind mit besonders inter­erfundenen Gasglühlicht sofort einen scharfen Wettbewerb aus. essanten Bildern ausgestattet. Der erste Vortrag behandelt das zufechten hatte, der allerdings der raschen Entwicklung beider Be­leuchtungsarten sehr zugute tam. Die moderne Beleuchtungstechnik Thema:" Die moderne Seeschlacht", der zweite: Unterseeboote, Torpedos und Seeminen". steht aber auch heute nicht still: fortwährend erfindet sie bedeutsame Berbesserungen, und Goethes Wort Wehr Licht!" hat sich in pro­phetischer Weise in unserem Zeitalter erfüllt.

Kleines Feuilleton.

Vokalkonzert des Berliner Volks- Chors.

E. M.

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-Theaterchronif. Jm Berliner Theater ist die Erstaufführung der diesjährigen Serbstnovität auf Sonnabend, den 16. Oktober, festgesetzt worden. Sie führt den Titel: Wenn zwei Hochzeit machen". Die Freie Hochschule Berlin hat auf Anregung des Zentralkomitees vom Roten Kreuz allen Kriegsverlebten, die sich hier in Berlin aufhalten, sämtliche Vorlesungen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Alles Nähere im ausführlichen Programm, bas unentgeltlich in Bibliotheken, Besehallen, Buchhandlungen usw. zu haben ist.

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Die römische Lampe blieb ohne wesentliche Veränderung bis zur Erfindung des Talglichtes. Es herrichte auch bis weit in die Neuzeit hinein fein so großes Bedürfnis nach fünstlicher Beleuchtung. Die Männer standen bei Tagesanbruch auf und gingen ungefähr dann schlafen, wenn wir das Tagewerk beenden und uns der Er holung widmen. Besonders im Sommer stand alles um vier Uhr früh auf, und mit Sonnenuntergang ging man schlafen. Fadeln aus Talg famen allerdings schon im awölften Jahrhundert auf; im folgenden Jahrhundert hatte man die Talglerze erfunden, die eigent Um ein Neues handelte es sich diesmal: um ein bis vier lich seither feine allzu große Veränderung erfahren hat, wenn man stimmige Kunst lieder aus ungefähr sieben Jahrhunderten vorwiegend Die Pläge der Wolfsbühne sind nur Montag, davon absieht, daß wir heute die Kerzen statt aus Talg aus Wachs und deutscher Musik. Von Neidthardt v. Renenthal, dem bayerischen Dienstag, Mittwoch und Donnerstag für die Mitglieder reserviert. Paraffin herstellen. Aber die Talgterze des Mittelalters war ein Lugus Ritter und Dichter- Musiker, der zwischen 1217-1219 die öfifche Aber auch an diesen Tagen sind Plätze aller Plazarten zu kaufen. gegenstand für reiche Leute; bei Nittern und Edelleuten galt ein Bauernpoefie" begründete, indem er launig das derbere Liebesleben An den übrigen Tagen gelangen alle Pläge zum Verkauf. Bad Talglerzen als sehr willkommenes Geschent. Erst seit dem des Landvolkes in Gesängen schilderte, ging es bis zu den Prähistorifer Jakob Nisch gestorben. Im 15. Jahrhundert fonnte sich der Bürger in den Städten Kerzen Liedermeistern unserer Tage. Eine Wanderung fürwahr, auf deren 71. Lebensjahre starb in Schaffhausen der bekannte Prähistorifer laufen, da sie zu dieser Zeit wohlfeiler wurden. Der Docht aus langem Wege die bedeutsamsten Etappen in der Entwicklung des Dr. Jakob Rüsch. ber 1891 die berühmt gewordene prähistorische Flachs ließ aber das Licht immer fladern, sodaß der Tala zur Kunstgefanges fenntlich werden, Zunächst hebt sich die Melodie Niederlassung am Schweizer Bildfelsen bei Schaffhausen entdeckte. Hälfte unbenutzt wegschmolz. Diese Talgtropfen wurden sorgfältig vom boltsmäßigen Singen ab. Sie bleibt vorläufig das dominierende Vor dem jüngsten Tag. Der ehemalige holländische aufbewahrt und gesammelt an den Lichtzieher zurückverkauft. Der Element, dem zuliebe die instrumentelle Begleitung zurückgehalten Ministerpräsident Dr. Kuyper macht in seinem Blatt Standard" Abfall von vier Lichtern brachte ungefähr so viel ein, wie eine neue wird. In Tert wie Musit offenbart sich eine gewisse Betlommenheit auf die in der letzten Zeit von verschiedenen Orten gemeldeten Erd­Kerge foftete. Etwas später als das Talglicht fam an den Höfen der Anschauungen wie des Gefühls. Mensch und Natur sind noch beben aufmerksam und weist mit Anführung verschiedener Bibelzitate die ungemein teure Wachsterge in Gebrauch; noch in der Mitte des nicht restlos ineinander aufgegangen, darauf hin, daß das in Verbindung mit dem Weltkrieg auf den 17. Jahrhunderts foftete ein Dutzend davon etwa zwölf Taler. Als Das ändert sich allmählich. In Chorgefängen, die zwischen dem naye bevorstehenden Weltuntergang hindeute. Man beeile Napoleon erster Konsul war, wurden für Wachskerzen in den 16. bis 18. Jahrhundert entstanden sind, verspürt man trotz des fich also, Buße zu tun. Der groteste Biedermann, auf dessen Tuilerien jährlich etwa 20 000 Frant ausgegeben. Immerhin hatte vielfach firchmäßigen Tonsaßes, wie schon die Glieder sich dehnen Deutschfreundlichkeit sich übrigens manche Leute unnötig viel zugute sich im Laufe des 18. Jahrhunderts die Wachsterze die und runden. Das Tanzlied von Donati mit seinem abwechselnd tun, ist schlauerweise mit seiner Mahnung erst am 6. Oktober, also Gesellschaftsräume auch des Bürgertums erobert, und die durcheinanderwogenden Rhythmus mag als Beweis gelten. nach Erneuerung des Quartalsabonnements, herausgekommen. Denn Dellampe wurde nur noch in der Küche und den Hinterzimmern Von Bach, dem Gotiker der Musik, über Händel . Haydn und wer würde den" Standard" abonnieren, wenn die Welt doch zu­geduldet. Man benutzte seit der Mitte des 18. Jahrbunderts für Mozart zu Beethoven , der das tiefste Lebensgefühl in der Menschen- grunde geht? führung immer zahlreicher wurden, barst ihm fast der Schädel| des- Tisserands anfangen würde. Zu dieser Zeit begann das und toste ihm das Blut. Schließlich wandte sein Zorn sich Dreikönigsfest gerade. Wenn es ihm möglich sein würde, die gegen ihn selbst. Hilla war schlauer als er. Schließlich war Dampftram zu benutzen, würde er sich auf der Platform auf­er nur ein dummes Tier. Er hatte sich soppen lassen wie der halten. Und er würde in Michelbeke, der Station vor Neder­Bon Pierre Broodcoorens. dümmste Esel und war noch nicht mal imstande, eine Nache brakel, aussteigen, eine Wegstunde vor'm Ziel. ,, Steht nur alle Morgen so früh auf wie ich!" rief zu erfinnen. Es stimmte schon! Wenn man so dumm ist, ver­Er hatte in seinem Rucksace ein halbes Brot und ein er stola. bient man's nicht besser. großes Stück rohen, sehr fetten Schinkens mitgenommen. Dann stellte er sich vor Flohil hin. Gegen Morgen war sein siedendes Gehirn müde ge- Diese Nahrung war schon angeschnitten. Zwischen Bacquegnies ,, Willst Du keinen Kaffee?" morden. Ein bleischwerer Schiaf hatte ihn übermannt, und Charleroi hatte er die gute Hälfte der Branntweinflasche bielmehr niedergestreckt. Und er hatte angefangen, die Wohltat dazu geleert, die er mitgenommen hatte, um sich unterwegs des Nichtseins nach dem bösen Traum zu fosten, als der Lärm nicht durch den scharfen Genever der Schenken verführen zu des allgemeinen Aufstehens sich erhoben hatte. Der Dumm - lassen. Obwohl er die Absicht gehabt hatte, durch den Trunf topf von Vicus hatte ihn dann nicht mehr in Ruhe gelassen. ben getroffenen Entschluß zu festigen, fühlte er sich jetzt gerade Ronnte man ihn nicht wenigstens in Frieden lassen? Wie ein fanfter gestimmt, vermochte er feinen Mut zu fassen. Er trantes Tier hatte er sich in einem einsamen, dunklen Winkel mußte aufhören zu priemen, da es ihm an Speichel fehlte, berkrochen, um hier in Ruhe zu leiden. den Gaumen feucht zu halten.

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,, Nein."

Rotes Vlamenblut.

Na, dann glückliche Reise. Und grüße die Freunde." Er tam noch einmal zurück.

,, He, wenn Du Mannevel siehst..." Was?"

Du weißt ja! Der Schinken...

Keine Antwort.

Es sind noch keine acht Tage her, daß ich ihm das Geld dazu geschickt habe. Er fönnte uns doch mit der Eisenbahn ganz gut ein Stück geräuchertes Schweinefleisch schicken. Er braucht sich nicht zu berauben, Souhe. Du kannst ihm das fagen, menn Du willst. Auf Montag?"

Ein Knurren.

"

Gut, gut, ich geh' schon.... Du bist gut bran, kannst die Heimat wiedersehen."

7.

8.

Er irrte an den Wagen entlang und suchte auf den über­

Als Vicus gegangen war, wurde seiner Pein endlich diese Als er den großen Bahnhof betrat, fand er ihn unter Freude. Er schlief zwei Stunden lang. Um 10 Uhr war seinen mächtigen Bogenwölbungen, im scharfen Licht, das die bann die dice Dila gekommen, um das schmuzige Wasser zu zischenden Bogenlampen von den großen Glaskuppeln herab schenden Bogenlampen von den großen Glaskuppeln herab entfernen, die Stube zu fegen und die Strohsäcke in Ordnung auf das graue Pflaster der Perrons legten, öb und verlassen. zu bringen. Vicus hatte sie unterrichtet, so daß sie Souhes Zur Linken zeigte die große Nummer einer Scheibe die Stelle Schlaf nicht störte. Ein kräftiges Atmen hob in gleichbes Buges an: Gleis 17. Mit dumpfem Schnaufen harrte mäßigem Taft das Deckbett, unter dem er sich bergraben hatte. biefer auf den Augenblick der Abfahrt. Flohil stürzte auf ihn zu. Aber er mußte aus dem letzten Wagen, ta ben er mit Windeseile eingedrungen war, wieder aussteigen. Die letzten Souhe hatte die Nacht über kein Auge zugetan. Hätte Fünf Stunden darauf kam er in Brüssel an. Mit der Wagen des Zuges waren nur für den Transport der Arbeiter er unterwegs noch eine Stneipe offen gefunden, so hätte er Sekundärbahn von Enghien wäre er diesen Abend nicht in nach der Station Denderleeuw beſtimmt. den Tag wohl trinkend erwartet. Es hätte ihm wenigstens Nederbrakel eingetroffen. In feiner Hinsicht hatte er etwas zu ein wenig Vergessen gegeben, einen Balsam auf die unerträg befürchten; er würde niemand begegnen. Kein Zandarbeiter liche Wunde getan, die ihn nicht in Ruhe ließ. Stundenlang reiste abends. Nur ein paar Laffen, Söhne von Honoratioren füllten Bänken einen Sig. Jenseits der rauchgeschwärzten hatte er sich in der stockenden Nachtstille auf dem Lager des Ortes, fuhren jeden Tag, und diese, Kaufleute und Bank. Hallen zogen sich Strähnen von Stahldrähten hin mit herumgewälzt, sich in die Fäuste gebissen und zuweilen in das fommis, tehrten mit dem Siebenuhrzug zurück. Der Bug schimmernden Verzweigungen, die fern sich in das große, gertnüllte Kissen hineingeröchelt. Die Erwartung der Nache Souhes ging 8 Uhr 17 vom Nordbahnhof nach Courtrai . schwarze Loch der Nacht hinein verloren. war sicher grausamer als der wilde Biß der Eifersucht. In Soltegem mußte er umsteigen und den Bummelzug be- Wie Sternbilder hoben sich gegen den Himmel unbeweg­Mit welcher Freude hätte er zwei Stunden seines Lebens nußen, der die Händler, die in Geschäften nach Gent kamen, liche grüne und rote Lichter ab, die mit bleichen, weißen barangegeben, damit damit er nur um so eher zu Hause nach Renair brachte. Der Vorsicht halber würde er dort erft wechselten, und alle zogen sie ihre elektrischen, an den Eisen­antäme! Im Fieber seines schlaflosen Zustandes nachsehen. Wenn er Gefahr liefe, von jemand erkannt zu ständern der Hallen befestigten Ampellinien ins Leere hinein. schmiedete er Pläne und er sann Listen. Er sah Hilla werden, würde er die Kaffeemühle" lieber laufen lassen. Wie ein furchtbares, unwiderstehliches Nachtungeheuer glitt und ihren Liebhaber sich in der raffinierten Marter winden, Troß des Schmuzes würde er zu Fuß durch das nächtliche unter einem zeitweiligen metallischen Stoß der Puffer still die er ihnen auferlegte. Im voraus genoß er ihre Schreie, Feld gehen. Uebrigens schien der Mond. Von Soltegem nach ein Güterzug herein. Schnelle Schatten der Räder zuckten ihre Bitten, fand sie noch nicht hinreichend, erfand etwas Nederbratel über die Höhen von Slypsstraat, Audenhove- in den starren Schein eines roten Signallichtes herein, der anderes. Und unter der Unmöglichkeit, eine sichere Richtschnur Saint- Géry und Michelbeke waren es nur drei gute über den Rand des grauen Perrons hin lag. seines Verhaltens zu finden, da die Schwierigkeiten der Aus- Meilen. Er überlegte, daß er gegen Mitternacht in Coin­

( Forts. folgt.)