AIMARU

bradars

. 237.- 1915. Unterhaltungsblatt des Vorwärts Donerstag, 14. Oktober.

Nr.

Gefangenentransport.

Ein Landsturmmann schreibt uns aus dem Often: Die russische Artillerie fängt schon wieder zu funken an. Und wie sie sich eingeschossen hat! Der Beobachter muß ganz in der Nähe sein. Sehen Sie vorn diesen kleinen Hügel? Da muß er stecken. Wir wollen den Kerl ausheben. Wer meldet sich freiwillig? Fast alle, die es hören, treten vor. Es sind ihrer aber zu viele; fünf Mann wurden bestimmt.

Auf allen Vieren friechen wir vorwärts bis zu einer kleinen Bodensenkung. Jept geht man gebüdt.

Der Patrouillenführer instruiert nochmals seine Leute. Ich gehe mit ihm etwas voraus, die anderen ausgeschwärmt hinterher. " Siehst Du da auf dem Hügel die aufgeworfene Erde? Da ist er drin." Wir müßten aber doch schon bemerkt worden sein." Warte nur ab, sie wollen uns erst rankommen lassen." Päng." Da hast Dur's."

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Ich renne noch einige Schritte und werfe mich hin. Ein Kopf guckt über die Brustwehr. Unser Führer hat schnell angelegt und drückt ab. Ein Wimmern wird vernehmbar. Der Schuß hat ge­ſeſſen. Mit einem Sak sind wir oben und zwanzig Hände strecken sich uns entgegen. Der Beobachter, ein Offizier, liegt mit blutender Kopfwunde da, den Revolver noch in der Hand. Zwei Fernsprech­apparate beweisen, daß unser Hauptmann recht gehabt hat. Mit dem Seitengewehr wird die Leitung durchhauen und mit Mann und Beute der Rückweg angetreten.

Effern vorgesehen. Dafür helfen die Bewohner der Dörfer, durch Berechnung die Kosten bereits wieder wesentlich erhöht.

durch sein Mißgeschick sehr bekannt gewordene englische Schlachtkreuzer Lion"" nur" etwa 42 Millionen Mart gekostet hat, so wird sein jüngerer Bruder, die Australia", England bereits auf über 53 Millionen Mart zu stehen kommen.

London unter dem Zeppelin- Eindruck.

die wir kommen, aus. Sie scheinen schon zu wissen, was ihren Landsleuten nottut. Mit Körben kommen sie an, und im Nu ist alle Ordnung zum Teufel. Alles rennt und will zuerst ein Stück abbekommen. Ein Geschrei und Geschimpfe entsteht, so daß man sein eigenes Wort nicht verstehen kann. Auch große Kannen mit Milch werden angebracht. Doch da sind wir ganz energisch: Erst wir, dann ihr! Milch trinkt fast jeder gern, so etwas bekommt man nicht alle Tage. Da nehmen wir uns erst unseren Teil. Ums Brot reißen wir uns nicht, davon haben wir genug; und wenn es anders Mit dem amerikanischen Dampfer Philadelphia " kam in New wäre, ließe es unser Stab nicht zu, den Russen das merken zu lassen. York kürzlich die finnische Genofsin Aino Malmberg an, die, aus Die " Der Russe ist überhaupt nicht satt zu bekommen," sagte uns Finnland vertrieben, in den letzten Jahren in London lebte. ein Deutschsprechender," wir brauchten uns nicht über diese Art und Weise, wie sie von der englischen Regierung behandelt Rauferei zu wundern." wurde, bewog sie, England, dessen Volk sie liebt, auf die Dauer des Von Zeit zu Zeit wird Rast gemacht, alles lagert sich, die Be- Krieges den Rücken zu kehren. Die Genossin Malmberg befand gleitmannschaften zwischen den Gefangenen, man tauscht Rauch - sich unter den ersten aus England ankommenden Passagieren, waren aus und verständigt sich notdürftig mit ihnen durch Ge- die die Bombardierung des Herzens Londons durch deutsche bärdensprache. Es entwickelt sich überhaupt ein fameradschaftlicher Luftschiffe miterlebt hatten. Von Netv Yorker Zeitungs­Verkehr untereinander, bewundert auch einander, weil alles tapfere berichterstattern über die mannigfaltigsten Dinge befragt, erzählte Soldaten sind. Die Geringschäzung des Gegners und der Spott fie:" Die Leute werden durch diese Zeppelinüberfälle in Schrecken über ihn liegt dem im Kampf erprobten Soldaten überhaupt fern. gefegt. Wie kann es auch anders sein? Die Nachrichten werden Soll übernachtet werden, so muß das, wenn der Trapp allzu ihnen soviel wie möglich vorenthalten, aber sie wissen, wie viele groß ist, unter freiem Himmel geschehen. Die Begleitmannschaften Freunde sie verloren haben. Zuerst herrscht natürlich nur Aufregung. wachen zur Hälfte mit Ablösung. Ist ein großes Dorf in der Nähe, Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, wie es iſt; man fühlt nur so wird schnell festgestellt, ob alle untergebracht werden können; sie Interesse. Der Ueberfall dauert nur ungefähr 20 Minuten, aber werden abgeteilt und rücken in die Scheune. Durch und um das wenn man dann den Schaden sieht, der angerichtet wurde, wird man Dorf gehen dann Patrouillen. sich der schrecklichen Sache bewußt.

Die Offiziere werden unter allen Umständen in Quartieren Eine Bombe schlägt in ein Haus ein, und das Haus ist ver­untergebracht und müssen auch verpflegt werden, so lautet unsere schwunden. Die Bombe in der Queen's Square traf die Mitte des Ich soll die Gefangenen zurücbringen zum Divisionsstab; dort Instruktion. Es ist schon vorgekommen, daß alles von deutschen Plages. Sie könnte sie faum genauer getroffen haben, wenn man ist die Sammelstelle. Mit meinen zehn Mann gehe ich ab. Da Soldaten belegt war, für die russischen Offiziere muß aber Unter- die Stelle abgemessen hätte. Dieser Platz ist etwa so groß wie liegen unweit des Weges einige russische Schwerverwundete. Ich kunft geschaffen werden. Gramercy Park und von großen Hotels und Spitälern, dem gebe meinen Gefangenen einen Wint und es war, als ob sie darauf Von der Gewalt Wir hatten vor einiger Zeit einmal Wache in einem Dorfe. Homöopatischen und einem anderen, umgeben. Gin Trupp Gefangener mußte auf dem Kirchhof übernachten. Die dieser Bombe wurde jedes Stückchen Glas in jedem von dieſen Offiziere wurden in der Wachstube mit untergebracht. großen Gebäuden zerschmettert; nicht ein Stückchen blieb übrig und große Löcher wurden in die Mauern gemacht. Bald sind wir mit unserem Transport in der nächsten Etappen­

gewartet hätten: fie machen mit Hilfe von Zelfbahnen einige Trag­bahren und laden sie auf ihre kräftigen Schultern. Bald sind wir beim Stabe angelangt. Auf dem großen Guts­

hofe lagern schon an die 1200 Gemangene. Ich bin mit den mei- station angekommen. Wir zwanzig Mann haben 1500 Gefangene Durch die Bombe, die auf einen Omnibus fiel, verschwand der nigen schon angemeldet und übergebe sie dem überwachenden Gen- ficher an Ort und Stelle gebracht. Beim Abzählen wird festgestellt, Führer buchstäblich. Er war nicht mehr da. Später fand man einen darm, der über Zahl, Art und Zeit genau Buch führt. Die Russen daß keiner fehlt. Nun gibt es auch das geliebte Kleba. Wir haben Arm im Aermel einer Uniform und man wußte, daß es seiner sein ſizen und liegen umher und rauchen ihre Papyros und ihren Maropka. unsere Aufgabe erfüllt; Landsturmleute treten an unsere Stelle und mußte; aber das war auch alles, was von ihm übrig geblieben war. Sie plaudern und scherzen und scheinen mit ihrem Los zufrieden bringen fie bis zur nächsten Etappe. So geht es weiter bis zur Eine Bombe fiel auf die Mitte der Straße und schlug fast bis zur zu sein. Einige haben sich ein Feuerchen angezündet und brauen nächsten Eisenbahnstation. Erst jetzt hören Strapazen und Ent- Untergrundbahn durch, aber die Polizei bildete sofort einen Kreis fich ihren geliebten Herbatha, ohne den der russische Soldat un­behrungen auf. denkbar ist. Andere scharen sich um den großen Brunnen und waschen sich gründlich. Man dente nicht etwa, daß die Seife bei ihnen eine untergeordnete Rolle spielt. Wir fanden in verlassenen russischen Schüßengräben große Stüde Seife in Masse. Nur wußten wir nicht, ob die ehemaligen Infassen des Grabens zu viel davon hatten oder gar keiner bedurften. Es scheint, daß sie Seife geliefert bekommen.

waren.

Kleines Feuilleton.

Was moderne Kriegswaffen kosten.

darum, um die Leute daran zu hindern, den wirklichen Schaden zu sehen, und um sie vor dem Schrecken zu bewahren.

ein

Schauplatz der Fröhlichkeit und der schönen Gewänder, zeigt jetzt Die Trauer Englands ist schrecklich. Hyde Park, gewöhnlich der nur noch schwarze Kleider und traurige Gesichter, und bei einem Diner ist es dasselbe. Freunde verloren und jeder ist traurig." Alles geht schwarz gekleidet, jeder hat

In London herrscht eine große Empörung, weil der wahre Sach­berbalt unterdrückt wird. Die wirkliche Zahl der Getöteten oder die Drte werden nicht angegeben. Man behandelt das Volk wie die Kinder. Ich liebe England und das englische Volk und es schmerzt mich im Grunde meiner Seele, daß dieses System eingeführt wird. Ich bin eine Finnländerin, Nun müssen die Gefangenen antreten, zu bieren hinterein- Moderne Kriegswaffen sind kostspielige Werkzeuge, und im Laufe russischer Untertan, und alle mir geschickten Briefe werden zuerst der ander, gesondert nach Regimentern. Sie werden eingehend befragt der Zeit, besonders aber in der allerjüngsten Vergangenheit, sind die russischen Gesandschaft eingehändigt, um zu sehen, ob etwas darin nach allem, was einen deutschen Heerführer interessieren kann und Stosten ihrer Herstellung durchgängig noch erheblich gestiegen. Was steht, wogegen die russische Regierung etwas einzuwenden hätte. Ich was zur Durchführung seiner Pläne von Wert ist. Im allgemeinen den französischen Staat seine Kriegswaffen kosten, darüber gibt Daniel fonnte es nicht länger aushalten. Wenn man bedenkt, daß England, herrscht bei den meisten Gefangenen große Unkenntnis über die Bellet im Economiste Français" einige interessante Mitteilungen. das freieste der Länder, dies tut! In Rußland ist es anders; denn Vorkommnisse. Viele glauben, fie befänden sich bei Berlin . Von Das französische Gewehr fostete früher bei der Herstellung in den dort erwartet man so etwas, aber nicht in England. Das englische Geographie und Länderkunde haben sie keinen blassen Schimmer. Staatswaffenwerkstätten rund 50 Fr. das Stüd, während die Volk ist würdevoll und nüchtern. Es könnte alles vertragen. Es ist Alle scheinen das, was sie wissen, sehr bereitwillig mitzuteilen. Privatwerkstätten dasselbe Gewehr nicht unter 72 bis 75 Fr. fein Grund vorhanden, ihm die Wahrheit vorzuenthalten. Sehr interessant war mir, daß einige im Range eines Leutnants zu liefern vermochten. Da aber noch vor dem Kriege durch neue stehende Gefangene von Beruf Schlosser , Mechaniker, Schreiner usw. gesetzliche Bestimmungen die Arbeitszeit in den Staatswerkstätten eine Herabſegung erfahren hat, so ist damit auch der Erstellungs­Das Verhör ist beendet, es wird nochmals genau gezählt, die preis des französischen Gewehres erheblich gestiegen, das den Staat Begleitmannschaften verteilt, und der Zug setzt sich in Bewegung. nun auf 75 Fr. zu stehen tam. Um ganz andere Summen handelt Wie eine Schlange wälzt sich der Trupp die Straße entlang, die es sich natürlich bei den Geschützen. Das franzöfifche 7,5-3enti Offiziere voran, die Fußkranken und Leichtverwundeten hinterher. meter- Geschütz erfordert einen Kostenaufwand von rund 15 000 Fr.; Die Marschordnung läßt bald nach, denn die Ruffen sind nicht an rechnet man aber was an Wagen zum Geschüße gehört dazu, fie gewöhnt; sie haben gelernt, nach Belieben zu gehen. Unsere so erhöht sich der Preis noch ganz wesentlich, so daß eine Bajonette flößen ihnen aber Furcht genug ein, um die Kolonne Batterie von vier solchen Geschützen ein Kapital von etwa nicht ganz aus dem Leim gehen zu lassen, und mancher bekam sie 120 000 Fr. darstellt. Da der französische Staat genötigt ist, die schon bei Widerseßlichkeit zu spüren. Rohmaterialien bei Privatlieferanten einzukaufen, so kommt ihm " Sie müssen die Herle schärfer anfassen," sagte uns ein ruffi- eine solche Batterie auf 150 000 r. zu stehen. Noch viel teurer scher Offizier. Um zu zeigen, wie es gemacht wird, verprügelte er sind die schweren Schiffsgeschütze, und auf diesem Gebiete ist einen Widerspenstigen gottsjämmerlich; die anderen machten dabei Frankreich unvorteilhaft dadurch bekannt, daß es teurer baut, als Professor Masaryk in London . Der tschechische ganz gleichgültige Gesichter. irgend ein anderes Land. Bellet zieht daher in diesem Falle auch Professor Mesaryk, der durch umfangreiche Schmöker über den Unsere Tornister lassen wir von den Gefangenen tragen. Da- flügerweise lieber die Kosten der englischen Kriegsschiffe Margismus und neuerdings über russische Soziologie auch in für gibt man den Träger einige Papyros oder ein Stück Kleb( heißt heran. Ein moderner englischer 20 000 Tonnen Schlacht- Deutschland bekannt wurde, soll eine slawische Professur in London Brot). Ueberhaupt: Kleba! Kleba! rufen sie oft. Sie scheinen alle freuzer vom Typus des Neptune" erfordert einen Kosten erhalten. Masaryk war früher Professor an der Prager Universität, sehr verhungert zu sein; aber wir können ihnen auch nicht helfen. aufwand von rund 33,5 Millionen Mark. Vor zwei oder drei siedelte aber nach Striegsausbruch in die Schweiz über. Da unsere Was wir haben, teilen wir mit ihnen, das ist alles, was man tun Jahren stellten Fachmänner eine Rechnung auf, wonach eine Kriegs- Meinung über ihn schon vor dem Kriege feststand, kann sie jetzt tann. Sie müssen schon warten bis zum nächsten größeren Pro- flotte von beiläufig einer Million Tonnen einen Wert von etwa ruhig wiederholt werden: Masaryk ist ein typischer Konfusionsrat viantamt, denn vorn ist nichts für solche unbestimmte Zahl von 21, Milliarde Mark darstellte. Indes haben sich seit der Zeit dieser des beliebten Einerseits- andererseits.

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Rotes Vlamenblut.

Bon Pierre Broodcoorens .

Notizen.

das deutsche Theater demnächst von seinem früheren deutschen Ein deutsches Theater in Ribau. Jn Libau wird Direktor Josef Dischner wieder eröffnet werden.

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her schwiegen sich aus. Ohne den anonymen Brief hätte er lonen niedergeschlagen, der Hilla, während sie mit ihrem vielleicht sein Leben lang an der Seite dieser Dirne hin- Bruder Hektor tanzte, in frecher Weise angeblinzelt hatte. gebracht, die ihn so schmählich betrog. Er stieß ein Ach, was hatte er um ihretwillen schon für Wutanfälle gehabt! schneidendes Lachen hervor. Das war der Lohn für seine Um ihr zu gefallen, hätte er selbst den Tod nicht ge­Anständigkeit und seinen Fleiß! Aber er würde töten. Es scheut; um sie zu behalten, hätte er wohl gar das Schafott be­Im Vorübergehen erkannte er die Häuser mit ihren ge- würde Blut fließen. Und indem er sein Messer aus der stiegen. Schon damals hatte er sie mit einer wilden Eifer= neigten Dächern, ihren wie Bäuche vorspringenden Lehm- Tasche zog, wie an jenem Abend, wo er Hilla verlassen sucht angebetet. Steine Schenke des Städtchens, die ihn nicht wänden hinter den kahlen Haselnußhecken. Eine eisige Stille hatte, als sie sich zum erstenmal getroffen hatten, hieb er an eine sonnige Liebesstunde erinnerte. Zärtlich aneinander betäubte das Herz der Welt. Die Lichter in der Ferne waren heulend auf die geschlossenen Fensterläden einer Hütte ein. geschmiegt hatten sie aus demselben Glase getrunken, hatten verschwunden; außer einigen zur rechten in dem Tal, wo sie Weh dem Vorübergehenden, der in diesem Augenblick miteinander geflüstert und Atem und Blicke vereint, während sich zu einer kompakten Gruppe häuften, die Bürgerhäuser seinen Weg gekreuzt hätte! ihre Gesichter in hochroten Gluten standen. Die Wärme, die von Nederbrakel. Mit sicheren Schritten strebte er auf sie Beim Mohren Johann", der Kneipe am Eingang des ihr Mieder hauchte, wärmte ihm noch die Haut. Drei Wochen Ios. Er ging längs der schorfigen Anhöhe hin, die Marktfleckens, beruhigte er sich, begab sich geradwegs zu Aryn vor der Hochzeit hatte er sie in alle Schenken, die sich rings die Mühle von Michelbeke mit ihrem Schattenriß beherrschte, Slip. um die Kirche herum, befanden, geführt, den Beutel straff von der sich groß und düster, zadig vom Himmel abhob. Nach Die zehnte Stunde schlug von dem dicken Turm von Neder- französischem Gold, das er in seiner guten Laune ab und zu einer halben Stunde überschritt er den Markt von Neder- brakel herab, als er seine nägelbeschlagenen Schuhe auf den mit der Hand hatte klirren lassen. Er wollte, daß Hilla, das brakel . Kieseln der Brüsseler Chaussee dröhnen hörte. Eine Anwand- schönste Mädchen der Gegend, auch die schönste Ehefrau sein Jett fing er an, ernstlich zu überlegen. Er fragte sich, ob er lung von Weichmütigkeit überkam ihn; vielleicht war es der sollte, die man je gesehen hatte. D, hatte sie ihn mit nicht unnüß seine Zeit verlieren würde? Gewiß, eine unwider- Zauber der Heimaterde. Ach, warum hatte Hilla ihn be- ihren Einfällen geschröpft! Sie brauchte einen Mode­stehliche Macht hatte ihn beim Empfang des anonymen Briefes trogen! Alles, was ihm am Tage vorher fester Entschluß hut, ie ein wünschte Handschuhe, blaues Tuchkleid, niedergeschmettert, ihn nach Hause getrieben. Doch in dieser gewesen war, es zeigte sich mit einem Male in einem milderen fleine, rote Lederschuhe mit vergoldeten Schnallen, Epiphaniasnacht, wo die heiligen drei Könige ihrem Stern nach Licht. Nur irgend eine Herzbeklemmung blieb, eine unüberwind- Kämme mit künstlichen Edelsteinen, ein silbernes Kreuz, Betlehem folgten, würde er in ihr wirklich das erfahren, was er liche Angst vor dem Unbekannten. eine Brosche, einen Haufen von Krimskrams, den er ihr, guter wissen wollte? Würde er die Möglichkeit erhalten, sich zu Ein Windstoß sauste durch die Bäume. In den Weg- Kerl der er war, ohne weiteres Murren bezahlt hatte; denn rächen? Und wie? Wo? Er fonnte es nicht ohne die volle fenkungen trockneten trübe Wassertümpel. Den Kragen hoch- er hatte sie ja genommen, wie sie ging und stand. Gewißheit seines Elendes zu haben. Im Abgrund des Hin geschlagen, die Hände in den Taschen strich er an den ser das Schild des Schuhmachers Schinkel wiedersah, der und Wider seiner Gedanken fnirschte er mit den Zähnen. schlummernden Häusern hin. Von neuem übermannte ihn Wäschenäherin Buyt, der Schneiderin Feruhseck, des Gold­Welche Nachforschung von Erfolg konnte er anstellen? Mußte seine Bein. Von den Herdfeuern her vernahm er das schmiedes Bilfe, gedachte er der großen Ausgaben, die er bei er sich nicht verstecken wie ein Wilddieb? Und Aryn Klip? Gemurmel fröhlicher Stimmen. Er sah Hilla, wie sie in irgend- jedem dieser Händler gemacht hatte, um die Dirne vom Kopf Er konnte auf ihn zählen. Aber würde er etwas sagen? Und einem Wirthauswinkel mit dem Harmonikaspieler von Sul- bis zum Fuß auszustaffieren, die ihn so schmählich zum Narren so geschickt er sich auch verborgen halten mochte, sicher würde fique flüsterte. gemacht hatte. sich in ein paar Tagen das Gerücht seiner Ankunft verbreiten. Aber da trat die Frau des Uhrmachers Bilse aus ihrem Der Nordwind trieb ihn einen jähen Stoß feiner Nadeln Man würde sich über ihn lustig machen. Und das durfte um Hellen Laden hervor, um die Holzläden des Schaufensters zu ins Gesicht. Er gelangte auf die Wiesen. Das schwache Licht, teinen Preis geschehen. Auf der anderen Seite würde er schließen, und er drückte sich in weitem Bogen um sie herum. das er da unten sah, erhellte sicherlich die Abendunterhatung nicht auf die gleiche Weise nach Bracquegnies Gros- Jean Erinnerungen bestürmten ihn. Die Häuser, die Straße, seines Freundes Aryn. Er spürte den Antrieb, sobald wie zurückkehren fönnen. Nur ein Standal mehr dann! der Platz riefen ihm, manchmal mit peinigender Genauigkeit, möglich dort zu sein, und er beschleunigte seine Schritte. Ab Er würde Hilla ausfragen, würde Jannah zwingen zu die Einzelheiten seines früheren Lebens wach. Da war die und zu blinkte eine Lache von der flackernden Flamme einer sprechen. Und noch einmal fing ihn die Furcht, sich Freitreppe der Mairie. Eines Morgens, als er 20 Jahre alt Petroleumlaterne, die am Giebel eines alten Hauses baumelte. lächerlich zu machen. Wenn seine Schwägerin liftig genug war, war er schreiend und trampelnd da herabgestürzt ge- Der Mond legte einen Silberschimmer auf das dunkle, schmal­war, ihm auszuweichen, wie sie es schon getan, so würde sie kommen, um dem alten Jésus in die Arme zu fallen, der auf blättrige Laub des Weidengehölzes. sich von seinen Fragen nicht überrumpeln lassen, so sehr er ihn wartete. Er hatte in der Lotterie die höchste Nummer Beim Weiler Chasseur begegnete Souhe einer Schar von fie auch in die Enge treiben würde. Eine Raserei stieg ihm gewonnen. Ein Stück weiter ab gähnte in einem dunklen Masken, stillen Burschen, die Krumstab und Mitra der Magier zu Kopf. Er fühlte sich schwach, umgeben von listigen Feinden, Winkel des düsteren Hofes der Tanzsaal des ,, Brummbären". trugen. Sie boten den traurigen Eindruck einer Schar von ohne eine Möglichkeit, sich zu wehren. Mitwissende um ihn vor zwei Jahren hatte er dort bei einem Haar einen Wal - Gespenstern.

( Forts. folgt.)