Nr. 258. 1915.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sonntag, 7. Nouember.
Lisch.
Als die Türken noch im Befihe von Nisch waren, priefen sie feine Lage und Umgebung, die sie in ihrer bilderreichen jo herrlich wie reines Silver" nannten. Und in der Tat ist die Lage der Stadt überraschend schön. Sie nimmt den östlichen Winkel der großez scher Ebene ein, die rings von stattlichen, schönen Bergen umtränzi ist. Die Nischawa fließt durch diese Ebene, um etwa 15 Kilometer abwärts von Nisch in die bulgarische Morata zu fallen. Ostwinde vom Balkan reinigen das Weichbild der zu beiden Seiten des Flusses sich malerisch ausbreitenden Stadt und zugleich die ganze weite Nischawa- Ebene von üblen Dünsten. Diese Ebene ist von großer Fruchtbarkeit, eine wahre Kornkammer; die Winter aber find infolge der über die Berge im Nordwesten herstreichen den Stürme rauh, Kälte und Schnee dauern lange. Dann fintt die Temperatur oft auf 20 bis 26 Grad Celsius, während sie im Juli wiederum 28 bis 35 Grad erreicht. So ist Nisch eine Stadt des Südens mit einem nordischen Winter.
Die tiefeingeschnittenen hochromantischen Täler der Nischawa und der Morawa bildeten von je die natürlichen Wege, um aus Bulgarien und Mazedonien nach Serbien und Ungarn zu geLangen, und so ist Nisch , das die Vereinigung dieser beiden Straßen langen, und so ist Nisch , das die Vereinigung dieser beiden Straßen beherrscht, von je eine geschichtlich im höchsten Grade bedeutsame beherrscht, von je eine geschichtlich im höchsten Grade bedeutsame Stadt gewesen. Die Römer haben ihre Ansiedlung Naissus , die ia im heutigen Stadtnamen noch deutlich forttlingt, bereits zu einer starken Festung ausgebaut, von deren Fortgürtel Kanig nicht weniger als achtzehn dicht hintereinander gereihte Staſtelle fest gestellt hat. Man übertreibt kaum, wenn man behauptet, daß an der Geschichte von Nisch sich das ganze geschichtliche Schicksal der Balkanhalbinsel ablesen läßt. Hier rettete in einer großen Schlacht der Imperator Claudius II. das römische Reich durch einen entscheidenden Sieg über die Goten. Hier erblidte Nonstantin der Große das Licht der Welt, und er hat seine Geburtsabt später gun Dante mit prachtvollen Bauten geschmidt. Hier empfing Julianus Apostata die Nachricht vom Tode seines Gegners Konstantius . Nisch galt damals als eine uneinnehmbare Festung, aber die Hunnen gingen gegen die Stadt mit riesigen Sturmmaschinen vor, während sie mit unausgeseztem Pfeilhagel die Verteidiger von den Wällen scheuchten; so gelang es ihnen, die Stadt zu stürmen, und sie zerstörten sie darauf so gründlich, daß nur noch Trümmer von ihr zurückblieben. Bergeblich hat dann Kaiser Justianian sie von neuem hergestellt; jeder der unermeßlichen Heeres- und Völkerzüge, die der großen Straße von Konstantinopel nach Belgrad folgten, ließ Nisch seine Gewalt fühlen. Nach den Avaren kamen die Slawen, und nun begann das Ringen der Byzantiner mit den Slawen um den Besitz von Risch. 1197 ward Nisch bulgarisch und damit wieder ein Zantapfel zwischen Serben und Bulgaren . Die Schlacht auf dem Amfelfelde besiegelte das Schicksal der Stadt an der Rischawa wie der Balkanländer überhaupt: fartab regierte der Halbmond in Nisch , und von 1448 an sah die Feste volle 245 Jahre keinen christlichen Feind mehr. Das änderte sich erst gegen den Ausgang des 17. Jahrhunderts. Da begannen die Vorstöße der Desterreicher ins Tal der Rischawa, und mehr als einmal haben die kaiserlichen Waffen hier gefiegt und Nisch in ihre Getvalt gebracht. Zur serbischen Stadt ist dann Nisch erst im Jahre 1878 geworden. Am 15. Januar dieses Jahres fonnte Fürst Milan seinen feierlichen Einzug in die von den Serben so lange erstrebte Feste an der Nischawa halten.
Bis zu dieser Zeit hatte Nisch in dem vielhundertjährigen türtischen Stilleben sich ganz den Charakter einer alttürkischen Stadt bewahrt. Sah man sie im Glanze ihrer starken Sonne, so erschien fie mit ihren bunten Linien und Farben und ihren tausend orien talischen Bizarrerien bestridend; 13 Moscheen erhoben ihre gier lichen, weißen Minaretsäulen über das Gewimmel der niedrigen Dächer; die Häuser lagen in zahllosen prächtigen grünen Gärten, öffentliche Brunnen spendeten plätschernd ihr Waffer, und auch dem Wermsten waren die Bäder von Nisch zugänglich. Hinter dieser Iuftigen Außenseite aber barg sich eine völlige Vernachlässigung aller Kulturbedürfnisse. Das Pflaster tar furchtbar, nicht minder der Schmutz; es gab weder Straßenbeleuchtung noch Ordnung, noch anständige Herbergen, und bei der Wanderung durch die Stadt wurde der Fremde nahezu zur Verzweiflung gebracht durch zahlreiche Sackgassen, die ihn immer wieder zum Umkehren nötigten. Das hat sich in Nischs Secbenzeit von Grund aus geändert. Letzten Endes verdankt die Stadt ihren glänzenden neuen Aufschwung österreichischem Unternehmungsgeiste, denn er ist es gewesen, der die
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Morrek, na!
Von Richard Skowronnet.
( Schluß.)
beit des Sirkus- lebermenschen fand in Herrn bel einen be stechenden Repräsentanten. Mit feiner, die Uebertreibungen der Rolle mäßigender Diskretion gab Frau Konstantin die wilde Statharina. Jannings lich der Figur des Fürsten eine Fülle jovial charakterisierenden Humors. Höchst drollig wirken auch die Fürstin Marga Kuhns, und Werner Strauß bot eine echt Bedefindsch gefärbte famose Stammerdiener- Karikatur.
Das Wachstum des Donaudelta.
dt.
Die Stadt trägt heut ein ganz modernes Gepräge; auffällig breit und gut gepflastert sind ihre Straßen, deren launische Will für durch eine rüdsichtslos durchgreifende Stadtregulierung ge ordnet worden ist. An die Stelle der weggeräumten Moscheen und Minarette und schieflinigen Gäßchen sind überall ansehnliche Plähe und Straßen entstanden, gesäumt von europäischen Wohngebäuden, meistens kleineren Häusern für eine oder nur wenige Familien. Auch das Handelsleben hat europäische Formen ange nommen, und nur die altberühmte Silberfiligranschmiede von Nisch Die Donau spaltet sich in ihrem Unterlaufe schon hinter Wilistria, und ein paar andere Handwerke halten noch an der alten Vereini wo sie sich nach Norden wendet, in zahlreiche Arme, die bei Gallag gung von Werkstätte und Verkaufsraum feft. In das bedeutend die östliche Richtung zu mehr einschlagen und ein ausgedehntes Delta eintöniger gewordene Bild des modernen Nisch bringen nur etwa mit zahlreichen Lagunen bilden, die zum Teil untereinander zus die bunten Trachten der Bauern eine originelle Note; namentlich fammenhängen, zum Teil selbständige Wafferstraßen darstellen. Diese ist die Tracht der Mädchen und Frauen aus dem nahen Jelasnica Lagunen sind dadurch entstanden, daß der Bodensatz des Stromes reich und geschmackvoll, und den Männern leiht das über die Kappe bas Meer allmählich zurückgedrängt hat. Die einzelnen Etappen geschlungene weiße Stopftuch einen eigentümlichen Reiz. Von dem dieſes Borganges lassen fich deutlich an den Erderhebungen alten Nisch, das den Wandel so vieler Jahrhunderte erlebt hat, längs den Hauptarmen des Stromes verfolgen. Das Wachsſteht eigentlich, kann man sagen, kein Stein mehr auf dem anderen; tum des Delta geht vorzugsweise in nordöstlicher Nichtung die in einer breiten sonnigen Straße steht, und allenfalls ein stärksten. Dort sind die Erdstauungen in den Jahren 1828, an die lange Osmanenzeit erinnert nur noch eine einfache Moschee, bor fich und ist in dem nörblichen Kilia- Arme ant wadeliges Türkenviertel, das an die alte Zitadelle angeklebt ist. Den 1884 und 1902 genau gemessen worden. In dieser 73 Jahren hat freundlichsten Ueberrest der Türkenzeit bildet der einstige Konak sich dieser Teil des Delta um 5250 Meter gegen das Meer vordes türkischen Gouverneurs, der zu einem Palaste für die Serben- geschoben, somit beträgt der Weg in einem Jahre 72% Meter, fürsten umgestaltet worden ist und den Typus eines vornehmen während im südlicheren Julina- Arm der Jahreszuwachs mur 4 Meter und heiteren moslimischen Edelfizzes darstellt... Der an den beträgt. Es ist jedoch zu bemerken, daß die Deltabildung des Stonat fich anschließende Garten ist noch in schönem maurischen Nilia- Armes nicht in regelmäßiger Weise fortschreitet. In der ersten Stile angelegt. Bei aller modernen Entwickelung aber hat Nisch 55 Jahre umfassenden Periode der Beobachtungsepoche von 1829 bis in seiner weitläufigen Anlage, wie es sich bequem in die reiche 1884 betrug fie 4250 Mieter, das heißt 77 Meter jährlich, und dieser Ebene hinausstreckt und sich in seine Gärten hineinschmiegt, noch Betrag ist in den 18 folgenden Jahren auf 55 bis 60 Meter immer viel von alten Dorfcharakter behalten; und gerade darin gesunken, ein liegt in Verbindung mit der Schönheit seiner landschaftlichen Um beobachteten gleichkommt. Auch innerhalb des Delta des KiliaBetrag, der etwa dem für das Rhonedelta gebung der Reiz der altneuen Stadt an der Nischawa. Armes felbst zeigen nicht alle Teile gleiche Wachstumsschnelligkeit. Die östliche Front breitet sich ziemlich regelmäßig weiter nach Osten aus, während in der Nord- und Südecke die Neigung zu zeitweiser Bildung von Aeftuarien besteht, das sind sogenannte negative Delta oder offene Weitungen, die dann wieder durch die Ablagerungen des Stromes angefüllt werden. Im Jahre 1884 war sowohl an der nördlichen wie an der füdlichen Ecke ein solches Aestuarium vorhanden. Im Jahre 1902 tvar nur das nördliche noch übrig geWege nicht unbeträchtlichen Landzuwachs erhält. blieben. Man sieht, daß Rumänien hier mit der Beit auf friedlichem
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90 Kleines Feuilleton.
Kammerspiele:„ Der Liebestrant".
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Notizen.
SLY
enthält im Reime bereits fast alle bie Ingredienzien, die feines Dieser Bebetindsche Schwant, vor vielen Jahren geschrieben, Autors Art und Weise typisch charakterisieren. Die Fabel entnahm er einer alten Anekdote. Ein Zirkusfünstler, dem ein dummberliebter, brutaler russischer Magnat geheimes Bauberwissen zutraut, wird von diesem mit Gewalt gezwungen, einen Liebestrank zu brauen, der Durchlaucht unwiderstehlich machen soll. Sich vor der Rache - Vorträge. Im Zentralinstitut für Erziehung und bes Trottels zu schüßen, erklärt der Bedrohte bei leberreichung des Unterricht( Potsdamer Straße 120) spricht am Mittwoch, 10. NoGeföffs, es wirke zwar unfehlbar, doch nur, wenn man beim Schluden vember, Prof. Haekoldt über Deutsche Wortkunst und deutsche nicht an einen Bären denke. Und nun verfolgt die Angst vor diesem Bildkunst". Eintritt frei. Einfall den Wüterich natürlich unablässig, er wird die Suggestion- Die öffentlichen Worträge bes Snstituts für nicht los und schiebt, als er nach dem Trank der Dame seines Herzens Meerestunde werden am Dienstag, den 9. November, abends genau so unausstehlich bleibt wie früher, auf den verdammten Bären alle 8 Uhr, im Hörsaal des Museums, Georgenstr. 34-36, durch einen Schuld. Das gibt dankbaren Stoff für ausgelassene Theater- Vortrag des Direktors Pend über die Politisch- geographischen mimit. Um diesen Uit gruppiert sich eine Reihe phantastisch Lehren des Krieges eröffnet. Karten zu 25 Pf. und das Verzeichnis parodistischer Ertravaganzen spezifisch Wedekindscher Prägung. Unter der Vorträge im Museum. anderem läuft da ein Kammerdiener herum, der im Bewußtsein, ein unübertrefflicher Lakai zu sein, eine tiefere Befriedigung der Seele am Montag, den 8. November, im Harmoniumsaal( Stegliter - Ueber Philosophie bes 3iels hält Kurt Hiller findet als in dem Amte eines mittelmäßigen Schauspielers an der Straße 53) eine Vorlesung. Pariser flaifischen Bühne. Der zum Hauslehrer für die Knaben. Orientalische Studien in Wien . engagierte Trapezvirtuos figuriert zugleich als Wedekindscher Programmberkünder und Kenner aller Höhen und Tiefen. Er fann reichische Unterrichtsverwaltung beabsichtigt in nächster Zeit dem nicht ein paar Säße fließend lesen, spricht dafür aber alle europäi- Unterricht in orientalischen Sprachen und namentlich in der fchen Sprachen und glänzt als Meister jeber förperlichen Stultur. türkischen sowie der bulgarischen Sprache erhöhte Fürsorge su Nur im Zirkus kann sich Leib und Seele zum höchsten Menschentum widmen. An der Wiener Universität follen regelmäßige Vorentfalten. Das Risiko, in jedem Augenblide den Hals zu brechen, träge über Sprache, Literatur und Geschichte der türkisch- tatarischen.. und die Dressur von edlen Tieren sind die hohe Schule des Lebens Wölfer sichergestellt werden. und geben einem erst das geug zum Jugendbildner. - Die Mittelmächte. Wenn man Rußland zu Europa Seine Birkusphilofophie stedt auch die wilde Stage Katharina, rechnet, jo liegen Deutschland und Desterreich- Ungarn in feiner die Angebetete des Fürsten , an, und sie entschließt sich, mit ihm Mitte. Daher wurden fie immer die Zentralmächte genannt. Da durchzugehen. Am schwanthaft drolligsten wirkt in dem seltsamen fam das Sathrspiel zur Tagödie des Weltkrieges: die BerDurcheinander neben den Hengsten beim Einnehmen des Liebes- deutschung und wir fekten uns selbst zu Mittel mächten" trants die perfiflierende Melodramatik, als der Fremde in der stolz herab, als ob wir keine Groß mächte wären, aber doch noch die phlegmatischen Dame des Hauses seine eigene erste Frau und weiland Grenze zwischen uns und den Kleinstaaten ziehen wollten. Da berühmte Kollegin wieder erkennt. ist Major a. D. Moraht vom„ Berliner Tageblatt" schon konsequenter, wenn er uns die Mitte mächte" nennt. Wem aber diese richtige Verdeutschung zu häßlich vorkommt, der sage getrost auch weiter: Bentralmächte".
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Die öfter
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waren an den Abhang des Hügels getreten, der führende Bursche fekte sich in Laufschrift und hieb der Stute mit einer Gerte gegen die Beine, um sie zunächst im schlanken Trab zu zeigen. Abel Orzecha aber reckte sich heraus, schob zwei Finger der Linken zwischen die Zähne und ließ einen weithin gellenden Pfiff ertönen. und als darauf die Stute den Kopf hob, legte er beide Hände an den Mund und rief: Worret, na!", baß es nur so hallte und schmetterte. Die Stute warf sich zur Seite, riß dem Führer den Halfter aus der Hand und jagte in langen Säßen den Hügel hinauf. Dort aber stand einer mit leuchtenden Augen, faßte in die Mähne und schwang sich auf den Rücken. Ein Helles Lachen kam aus seiner Brust, und höhnisch grüßend schwenkte er nach dem Plaß die Mühe. Jezt hatte er gewonnen, denn mit den Beinen seiner Stute fonnte sich feiner von all den Krümpern dort unten messen. Als er aber nach dem Halfter griff und ihr die Hacken seiner bloßen Füße in die Flanken jagte, da blieb sie wie angewurzelt stehen und tat nicht einen Schritt vom Fled. Zwischen all dem Schreien und Rufen war ein leises Wichern an ihr Ohr gedrungen, ihr Füllen, das man festgehalten hatte, rief nach ihr. und da blieb sie stehen und war weder durch Zuruf noch durch Schläge vonvärts zu bringen, denn die Mutterliebe war stärker als der Gehorsam.
Die Aufnahme des früher bereits einmal im Kleinen Theater gespielten Stückchens war ziemlich fühl, das Spiel indessen ausgezeichnet. Die elegante Geschmeidigkeit und kaltblütige Unverschämt schende Händler, die den Bestand des Marktes erst einer oberfläch-| den Leib zu stecken, denn es war von dem langen Stehen hungrig lichen Musterung unterzogen, che sie die ins Auge gefaßten Gäule geworden. Ein paar Kerle jedoch warfen sich dazwischen, schlangen sich zur näheren Prüfung vorführen ließen, allerhand fahrendes ihm einen Halfter um den Hals und hielten es fest, denn die Stute Volk und Gesindel, das einen Zwischenhändlergewinn zu erraffen sollte dem Käufer allein gezeigt werden. Händler und Käufer hoffte, und ruhig dreinblickende polnische Bauern, die neben ihren Pferden warteten, bis ihnen ein annehmbares Gebot gemacht wurde. Diesmal aber war das Geschäft ein besonders lebhaftes, So lag ber arme Bursch in seinem Jammer und grübelte denn bis aus Riga waren Pferdeankäufer gekommen, und das und merkte es gar nicht, daß die Sonne längst untergegangen war Gerücht hatte sich verbreitet, fie tauften für die englische Regieund die Herde sich allein auf den gewohnten Heimweg gemacht rung. In der sich stoßenden und drängenden Menge strich auch ein hatte. Erst die Stimme des Schulzen, der sich mit dem Knecht schwarzhaariger Bursch herum, der an jedem Wagen stehen blieb aufgemacht hatte, nach dem Hirten und der fehlenden Stute zu und die zum Verkauf gestellten Pferde lange und aufmerksam suchen, weckte ihn aus seinem Brüten. Da drückte er sich aber nur musterte. Den gewerbsmäßigen Händlern war er schon auf fester in den Haselstrauch, neben dem er gelegen hatte, denn eine gefallen, denn er zog gleich ihnen von Markt zu Markt, ohne aber Aussprache hätte in diesem Augenblick doch keinen andern Ausgang vie die andern Burschen seiner Sorte, sich zu einem Verdienst zu genommen, als daß ihn der Bauer halb freuzlahm geschlagen hätte. brängen. Immer nur dieses Herumstveichen, Suchen, Prüfen und Nur einmal zudte es ihm in den Gliedern, hervorzuspringen und Mustern. Und da fie den Befrieb kannten, wußten ste, mit wem dazwischenzufahren, als nämlich der Bauer zu dem Knecht sprach, fie's zu tun hatten: ein Bengel von jenseits der Grenze, der hinter daß er dem hergelaufenen Bengel nie recht getraut hätte. Der einem gestohlenen Pferd her war. hätte die Stute sicherlich an vorbeiziehende Roßtäuscher verhandelt Da, jest leuchtete es in den Augen des Burschen auf, er hatte und wäre mit dem Geld jetzt schon längst auf und davon über die gefunden, was er suchte. Acht Wochen war er unterwegs, von Grenze oder nach Westfalen. Da biz der Abel Orzecha nur die Markt zu Markt, die Kleider hingen ihm schon in Fehen vom Zähne aufeinander und schwur sich im stillen einen Gid, sprach Beib, die Füße trugen ihm kaum noch den von Entbehrungen geaber kein Wort, das ihn verraten hätte. Wozu auch, die gestohlene schwächten Körper, aber wie Feuer rann es ihm durch die Adern, Stute brachte es ja doch nicht wieder. Und als am Abend beim und ein höhnisches Lächeln hob ihm die schmale Oberlippe über den Nachteffen der Dorfschulze den nämlichen Verdacht aussprach, da Zähnen. Die Dummtöpfe, die da glaubten, fie tönnten ihn schlich sich still eine vom Tisch und weinte in der Bodenkammer täuschen, wenn sie der Stute Schweif und Mähne stuzten und mit thre Nissen naß. Sie hätte den Vater leicht eines andern belehren einer äßenden Beize ihr und dem Füllen die braunen Haare tönnen, aber sie durfte ja nicht die Lippen auseinandermachen, fuchsig färbten! Auf den ersten Blid hatte er sie erkannt, allein sonst brach mit einem Schlag zusammen, was sie sich von der schon an dem Ansatz des Halses und dem feingeschnittenen Geficht Butunft erwartete und erhoffie. Am andern Morgen aber, gang mit den rosigen Nüstern, gang zu schweigen davon, daß sie auf den in der Herrgottsfrühe, als sie im Garten stand, um Kraut für die halblauten Ruf Morvet, nal" ben Kopf nach ihm gedreht und Schweine zu pflücken, da bob ein blaffes, verwachtes Gesicht sich leise gewichert hatte. über die Stakeln des Zauns. Sie wollte aufschreien, eine kurze Der Händler neben dem Wagen fuhr ihn scheltend an und fragte ihn, was das Herumspionieren bedeuten sollte. Gr aber Handbewegung aber hieß sie schweigen. audte nur mit den Achseln, murmelte ein paar entschuldigende Worte und verschwand in der Menge, die durch die engen Gassen drängte. Dann schlich er sich an den freien Blaz, auf dem die Käufer sich die Pferde in allen Gangarten vorführen ließen, stellte sich auf die Spitze des kleinen Hügels und wartete geduldig, bis eine Beit tommen würde. Stunden- und stundenlang. Dec Herbstwind pfiff durch die Löcher in seinen Kleidern, der Hunger schnitt ihm in die Eingeweide, aber er achtete dessen nicht, seine So kam es, daß in dem Dorf Dlugoffen niemand erfuhr, wo Augen nur bohrten sich in das Gewühl von Menschen und Pferden der Abel Orzecha eigentlich geblieben sein mochte, der eines Tages In Stuczin, einer polnischen Kreisstadt halbwegs zwischen auf dem weiten Platz da unten, und so oft einer der Händler mit der Stute des Dorfschulzen verschwunden war. Auch die Stuczin, einer dem Grenzort Grajewo und Suwalki , war Jahrmarkt. Zwischen musternd an die Stute trat, ballten sich ihm die Fäuste, und das Malta wußte es nicht oder vermochte sich später an den Morgen, den Buden mit allerhand buntem Tandeltram drängte sich eine Sera pochte so laut, daß er's bis in die fest aufeinandergebissenen da sie ihm das Geld und das Messer aus dem Armenhaus geholt lärmende Menge, und draußen auf einem freien Platz vor der Zähne hinein spürte. Und jetzt, endlich kam der entscheidende hatte, nicht mehr recht zu erinnern Sie hatte einen Besizerssohn Stadt waren wohl ein paar hundert Wagen angefahren, alle in Augenblic. Die Stute war losgebunden, ein halbüchsiger Bursche aus dem Kirchdorf geheiratet; und er? Vielleicht war er doch langen Reihen nebeneinander, und dahinter, an hänfene Halfter nahm sie beim Halfter, um sie nach dem Laufplatz zu führen, nach Westfalen gezogen und kam nur deshalb nicht wieder, weil er gebunden, die zum Verkauf gestellten Pferde. Dazwischen feil- hinter ihr aber trabte bas Füllen und versuchte, ihr den Kopf unter zu Haus ja eine Strafe zu erwarten hatte.
„ Rasch, Malta , spring ins Armenhaus und bring mir aus meiner Bade mein Messer und die zwei Taler. Da hast Du den Schlüffel." Und als Walka wiederkam, da nahm er hastig das Gebrachte und raunte ihr nur ein paar Worte zu, die sie in ihrer Aufregung kaum verstand. Wenn sie sich's aber später in den langey tamen Stunden überdachte, bann hatten sie gelautet: Ohne die Stute tomm' ich nicht wieder."
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Zehn, zwanzig Hände griffen zu, um den frechen Räuber von dem gestohlenen Bferd zu zerren. Er zog das Messer, unt sich zu wehren, ein Stochieb aber schlug es ihm aus der Hand, bann fühlte er einen stechenden Schmerz am Hals, und es wuede ihm bunkel vor den Augen. Als ein Polizeidiener den sich wälzenden Snäuel auseinandertrieb, stand alles aufrecht auf den Beinen, nur einer lag am Boden, mit dem Gesicht zur Erde, und war trob aller Mahnungen nicht zum Aufstehen zu bewegen. Da drehte man ihn herum und sah, daß er in der linken Seite des Haljes einen Stich hatte, der die Ader getroffen. Wer diesen Stich aber geführt und wie der braune Bursch da heißen mochte, der auf dem bloßen Erdboden lag, das war nicht zu ermitteln. Giner hätte es vielleicht sagen können, der Bauer, Pferdehändler und Schmuggler Abramczyt aus Sokolowen. Aber der hatte sich gleich nach dem Zwischenfall, der auf polnischen Pferdemärkten just nicht zum Ungewöhnlichen gehörte, auf den Heimweg gemacht...