Nr. 262.- 1915.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Freitag, 12. November.
Rußland nach fünfzehn Kriegsmonaten. Das Wert hat mehrmalige Umarbeitungen in einzelnen Par- Methode) und die der Masterbilder( telautographische Methode) er
Interesse.
durchtränkt: Tannhäuser , der sündhaft heidnisch liebende Sänger Als praktisch durchführbar haben sich bisher nur diese beiden wird entfündigt und erlöst durch ein unschuldig liebendes Weib. Methoden, die der lichtempfindlichen Zelle( phototelegraphische Eine lebendige Schilderung der in Rußland Herrschenden 1861 auf französischem Boden, und tien erfahren. Es war auch das erste, mit dem Wagner wiesen; die einer häufigen Verwendung der Methoden entgegenStimmung und Zustände sendet der Petersburger Berichterstatter der Aufführung wagte, aber eine empfindliche Niederlage erlitt. In stehenden telegraphischen und telephonischen Linien nur selten in zwar in Paris , eine stehenden Schwierigkeiten liegen darin, daß die zur Verfügung Daily Mail", Hamilton Fyfe , seinem Blatte. Wenn man bedenkt, Deutschland hatte es zuvor wohl eine günstigere Aufnahme gefunden. der tadellosen Beschaffenheit sind, wie sie für eine gute Ueberdaß der Schreiber dieser Beilen Engländer und Berichterstatter einer Die Musikfritik jedoch berhielt sich absprechend, ja feindlich. Später, tragung nötig ist. Für die phototelegraphische Methode muß, da die Londoner Tageszeitung ist, gewinnen die Bilder aus dem seit fünf- noch bei Lebzeiten Wagners änderte sich das allerdings:„ Tann Linienströme mit Rücksicht auf die großen elektrischen Widerstände zehn Monaten im Kriege stehenden russischen Reiche ein uoch erhöhtes häuser" wurde Lieblingsoper. Die Musik ist aber auch von hin- der Seelenzellen stets nur sehr klein sind, die Linie außerordentlich Als ich vor einem Jahr nach Rußland tam , begegnete ich Opernhaus ward das wieder offenbar. reißender Zaubergewalt. Bei der Erstaufführung am Deutschen gut isoliert sein, damit die Qualität der Fernbilder nicht beeinüberall der besten Stimmung und allgemeiner Siegeszuversicht. trächtigt wird. Für die telautographische Methode, für die wesentMan sprach davon, daß der Krieg in wenigen Monaten beendet feineswegs. Dekorativ ist ja alles recht hübsch gehalten. Vielleicht die Ladungsfähigkeit der Leitung von Bedeutung. Die Sicherheit Freilich, ein ungewöhnliches Gepräge trägt diefe Aufmachung lich größere Linienströme zur Verfügung stehen, ist andererseits werden würde. Seitdem haben wir hier viele böse Tage durch aber hätte Wanderwald, den sich das Opernhaus längst entfremdet des phototelegraphischen Betriebes, ohne die eine praktische Ausgemacht. Wir haben den Wechsel des Kriegsglücks in all seinem hat, etwas Eigenartiges geboten. Die choregraphische Hörfelberg- nuzung der Methode nicht erfolgen kann, hängt einzig und allein wilden Auf und Nieder beobachten können. Es gab viele Stunden, die verdunkelt waren von Angst und Sorge und viel Trauer über Szene schien so ein Mittelding zwischen der Dresdener und der von der guten Beschaffenheit der Linie ab, durch die die Ueberdie Nachrichten von Niederlagen. Hierbei muß man die charak- Leistungen: heißt hier eine der Forderungen Wagners. Pariser Fassung zu sein. Weniger Ballet - mehr schauspielerische tragung erfolgen soll. Die telephonischen Linien haben sich im teristische Eigenart des russischen Soldaten in Erwägung ziehen. Er allgemeinen bis zu Entfernungen von 1500 Kilometern als geeignet hat nicht die geistige Schnelligkeit und Gelenfigkeit des französischen ansen dem Tannhäuser , einer der schwersten Rollen, durchweg Bildübertragung über Linien von größerer Kapazität( LadungsDie Darstellung bewegt sich in anständigem Rahmen. Ob Paul erwiesen. Es blieb aber immer noch das Problem der praktischen Poilu" und auch nicht den starren Zynismus des englischen" Tommy". Darstellerisch im Sinne Wagners gerecht wird, darf vorläufig bestritten fähigkeit), 8. B. Lange unterſeeische Kabel, ungelöst. Nach allen Er hat seine engen, sehr fest umrissenen Grenzen. Er ist so allgemein werden. Stimmlich ist er ihm gewachsen, obwohl der glutvolle bisherigen Untersuchungen bleibt für diese Lösung die sog. statistische und so vollkommen von der Führung abhängig, daß man in leidenschaftliche Timbre fehlt. In der Sängerfriegsszene und am Bildübertragung übrig, die darin besteht, daß die Tönung jedes Rußland fagen fann: wie der Offizier, so seine Leute. Schlusse wurde Vortreffliches geleistet. Auch die Venus gehört einzelnen Elementes des Bildes in einer Helligkeitsskala gemessen Das oberste Kommando liegt nunmehr, nach mehrfachen trotz ihres episodischen Charafters zu den schweren Mollen. wird, und das die Maßzahl, wie eine Zahl oder wie ein Buchstabe Aenderungen und Neuorganisationen, vier Generälen. Der Abgang des Großfürsten hat gezeigt, daß ich glaubt: das ist hier entscheidend. in den Händen von Felicitas Hallama agiert ja annehmbar. Aber ob sie an in der gewöhnlichen Telegraphie, mit Hilfe einer Kombination von dieser Mann nicht so unbedingt notwendig war, wie man gedacht feuschen Wesen gemäß durch Nelly Merz, eine vorzügliche wird; im Empfänger müssen hierauf die einzelnen Elemente mit Elisabeth war ihrem telegraphischen Zeichen für jedes Pildelement einzeln telegraphiert hatte. Es wurden ihm, aus Gründen, die jetzt hier nicht mehr ver- Sopranistin von auswärts, vertreten. Ueber der Gebetsszene lag ihren Zönungen zu dem gewünschten Bilde zusammengesetzt standen werden, von den Engländern hervorragende Eigenschaften Hoheitsvolle Schönheit . Friedrich Plaschte( Wolfram) bewährte werden. zugesprochen, die er in Wirklichkeit feineswegs besaß. sich wieder als vollgültiger Wagnersänger. Sein Vortrag, seine Die Legenden, die über ihn in Umlauf waren, verdeckten und ver- Darstellung ist wagnerisch durch und durch. Ob sein Baß immer bargen die Wahrheit. Die Ruffen vertrauten ihm; fie fagten: baritonale Höhen mühelos behauptet, will angesichts einer so wahrEin Mann, der so reich ist, hat es nicht nötig, unehrlich zu haftigen Gesangskultur wenig fagen. fein!" Sie dachten, daß er als Großfürst feine Unregelmäßigkeiten und Unterschleife unter den Generälen dulden würde.
Champagner Zandſhaft.
Die Chöre gingen an. Der vierstimmige a cappella- Aufruf der Ebelknaben in der Wartburgizene:" Wolfram von Eschenbach beDas Leben in den russischen Städten ist nicht gerade arm an beginne!" gelang sogar ohne die sonst fast immer benötigte Mithilfe Entbehrungen. Das allgemeine Striegselend macht sich ziemlich stark der Holzbläser überraschend rein. Das Bild vom„ ghibellinischen fühlbar. In allen Stadtvierteln sieht man lange Linien von Leuten, Mittelalter", das Wagner gleichfalls in jenem Aufzug gegeben hat, die darauf warten, in die Geschäfte eingelassen zu werden, um das kann im großen und ganzen als gelungen gelten. Allernotwendigste zu erstehen. Jeden Tag erfahre ich, daß man mörife dirigierte mit Hingabe das Werk, dessen musikalische 500 Seelen heraus, die von Ripont zählte sogar nur 95 Köpfe; fich eine neue Einschränkung auferlegen muß. Vorige Woche Schönheiten vom Orchester zuweilen wundervoll herausgebracht handelte es sich um Fleisch; gestern war c3 der Zucker; wurden. morgen ist's die Butter. Im vorigen Monat herrschte starker Brotmangel. Vielen Hausfrauen war es unmöglich, Backwaren
ist doppelt und dreifach im Preise gestiegen. Alles ist spärlich und
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Tahure, Souain , Massiges, Ripont, Rouvroh... wie oft und im Zusammenhange welcher hochbedeutenden Geschehnisse haben wir in den letten Monaten nicht diese früher so ganz unbekannten Namen gehört Höchst bescheidene Ansiedlungen find es, auf die der Scheinwerfer der Geschichte da mit einem Male sein grellites Licht geworfen hat. Die Bevölkerung selbst der bedeutendsten Eduard diefer Champagner Ortschaften ging in Friedenszeiten nicht über jetzt ist das kleine Nest völlig von seinen Bewohnern verlassen. In den Zeiten des Friedens ward in diesen Dörfern Viehzucht, Müllerei und Weinbax getrieben. Regelmäßig fand man dort ein paar Weinhändler, ein paar Viehhändler und ein paar Werkstätten zu erlangen. Das Holz, das hier allgemein als Heizmaterial gilt, wie man Bilder telegraphiert. der landesüblichen Holzschuhe, die sich aus den Wäldern der Umteuer geworden. Die fleinen Unannehmlichkeiten im täglichen Leben Weise eine Methode aufgetaucht, die es ermöglichte, Bilder auf Bild dieser Champagnedörfer von Grund aus geändert. Es find Vor mehreren Jahren ist zuerst in Amerika in sehr primitiver gegend mit dem nötigen Holze versahen. Jetzt hat sich freilich das sind sehr zahlreich. Die Tageszeitungen sind teurer geworden; sie belegraphischem Wege zu übertragen. Unablässig wurde seitdem an Festungen geworden, die von Hindernissen starren und unter denen fosten sechs Stopeten gegen fünf Kopeken im Frieden. Die Papier - der Ausgestaltung dieser Methoden gearbeitet, und es ist heute sich ein ganzes Labyrinth unterirdischer Anlagen hinzieht; sie sind industrie ist beträchtlich fostspieliger geworden. Auch in vielen möglich, Photographien zwischen Europa und Amerika telegraphisch umgestaltet worden zu einem fast uneinnehmbaren Gemenge von anderen Industriezweigen ist der Geschäftsgang gestört. Wegen auszutauschen. Die ersten derartigen Versuche sollten schon in Redouten, Bastionen, Wällen und Blockhäusern. Das allgemeine des Papiermangels muß man die getauften stände uneingepackt aus den Geschäften nach Hause tragen. Manchmal Gegen diesem Jahre gelegentlich der Ausstellung in San Francisco statt- Bild der Champagner Landschaft in dieser Gegend ist das einer hilft man sich auch, indem man die Gegenstände in Taschentücher finden; doch mußten sie infolge des Krieges verschoben werden. weiten, leicht gewefiten Ebene, die mit Weingärten, mit mageren einschlägt. Der Wagenmangel iſt empfindlich. Autodroschken und trachtet werden. Wie Professor Dr. Artur Storn im neuesten Heft rüchtigte Streideboden der Champagne, der unter dem Winde und Jedenfalls kann die technische Seite des Problems als gelöst be- Weiden und mit kleinen Tannenwäldchen durchsetzt ist. Der beſelbſt geſchloſſene Pferdebroschten sind nicht zu sehen. Man muß sich der Deutschen Optischen Wochenschrift" mitteilt, gibt es drei unter den Tritten der Wanderer zerbröckelt, löst sich leicht in einen mit offenen, in der Kälte nicht sehr angenehmen Karren und den Hauptarten von Klischees, die man zur telegraphischen Sendung feinen weißen Staub auf, wenn die Erde von den Sonnenstrahlen elektrischen Straßenbahnen begnügen. Und beide Beförderungsmittel find gerade jezt überfüllt. Um dem Mangel an Kleingeld zu steuern, von Photographien benüßen kann, und zwar sind dies transparente ausgetrocknet ist. Fällt dann der Regen, dann wird diese nasse werden kleine markenartige Papierdrucke ausgegeben. Hierfür verwendet leitender Materie auf Metall, ähnlich den Klischees von Auto- Scholle zu dichten Klumpen zusammen, höhlt sich zu tiefen Spuren Films, Reliefbilder, z. B. Kohledrucke und Masterbilder in nicht- Streide klebrig, wie feuchter Ton. Dann ballt sich die Champagner man auch nichtgummierte Postmarken. Aber die Russen lassen sich alles gefallen, solange das Boltsgemüt nicht aufgebracht wird. Dies wäre aber typien. Bei der ersten Art werden die einzelnen Elemente der aus und haftet sich an die Sohlen des versinkenden Wanderers. fat bor als fast der Fall gewesen, als die Dumaangelegenheit aufgerollt wurde Zichtstrahlen, die von einer fonstanten Lichtquelle in stets gleich daß die Kriegführung dort nicht gerade leicht ist, besonders nicht Photographie in bezug auf ihre Helligkeit dadurch gemessen, daß So sind Boden und Landschaft der Champagne, und man begreift, und viele„ rot zu sehen" begannen. Es ging aber noch gut ab, und das Volk wird wohl ruhig bleiben, nur darf es in feiner Weise bleibender Entfernung ausgehen, nach Durchdringung der betreffen zur Herbstzeit, wenn die großen Regenfälle eintreten. gereizt werden. Heute hegt man in Rußland feine Jalustonen mehr den Glemente auf eine lichtempfindliche Belle, 3. B. eine Seelenüber den Krieg. Man weiß, daß der Feind noch ausdauernd und zelle, fallen. Diese Zelle nimmt je nach der Tönung der betreffenmächtig ist...." den Elemente der Photographie einen größeren oder kleineren elektrischen Widerstand an, und wenn man den Strom einer fonstanten Batterie durch die Zelle zu einem entfernten Empfangsorte geleitet, wird dieser Stram in seiner Intensität nach den Tönungen der Bildelemente abgestuft ankommen. Aus den nach einander eintreffenden Stromintensitäten erhält man im Empfänger ein Mittel, das Bild zu refonstruieren. 8ur telegraphie schen Uebertragung des Rasterbildes läßt man eine Metallspiße über das Klischee gleiten, die jedesmal einen Kontakt schließt, wenn die Spitze über eine leitende Stelle des Bildes hinweggleitet, während der Kontakt an einer nichtleitenden Stelle aufgehoben wird. Mit Hilfe der aufeinanderfolgenden Stromschlüsse und Stromunterbrechungen kann das Bild am Empfangsorte zusammen gesetzt werden.
Kleines Feuilleton.
Tannhäuser im Deutschen Opernhaus . Mit Rienzi ", dem Fliegenden Holländer " und" Lohengrin " gehörte der Tannhäuser " Wagners erster Schaffensperiode an. Dies Musikdrama bedeutet einen Schritt weiter auf der Bahn zum Aαfunstwert. Das Motiv spielt darin schon eine bemerkenswerte Rolle. Die Dichtung behandelt wieder einen altdeutschen Sagenstoff und ist von fünstlerischen Tendenzen des literarischen jungen Deutschland
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Die Schicksalsmaus.
Eine Erzählung von Tieren und Menschen. Von Harald Tandrup.
Meister Grau blieb an der Tür stehen und drückte sich dicht an das Holzwerk, wo ein wenig Schatten war, ein Streifchen, gerade groß genug, ihn zu decken. Rund und golden stand der Mond über dem Dach des Vorderhauses.
Notizen.
Der Berliner Volts- Chor veranstaltet unter Leitung seines Dirigenten Dr. Ernst Zander am Sonntag. den 14. d. W., abends 7% Uhr, in der Garnisonkirche, Neue Frierichstraße, sein zweites diesjähriges Konzert, in dem Frau Etelka Morrison- Barkany( Sopran) und Prof. Bernhard Irrgang ( Orgel) mitwirken. Ginlaßkarten( im Vorverkauf 50 Pf.) find an der Abendtaffe zu haben.
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Die neue Oper von Richard Straub, zu der wieder Hoffmannsthal den Text geliefert hat, hat den Titel„ Die Frau ohne Schatten" erhalten.
Das Deutsche Theater in Stodholm. Das Gastspiel des Deutschen Theaters in der Stockholmer Königl. Oper wurde am Dienstag mit Schillers Räubern" unter stürmischem Beifall eröffnet.
Grün bekleidet; aber das, was Efeu oder Schlingrosen hätte| niedergelassen hatte, legte er die Schnauze auf die Erde und sein sollen, war hier zu Algen und grünlich feuchtem Schwamm| jagte: geworden.
Ein niedriger Gang, eine Art Rattenloch größeren Stiles, führte von der Straße in den Hof herein.
er
" Du kennst mich, ich bin Meister Grau!"
Willkommen," entgegnete Lanazahn. Was willst Du?" Meister Grau beabsichtigte nach der Kaze zu fragen, aber näherte sich diesem wichtigen Thema auf Umwegen. Wer fonnte wissen, ob es ihm nicht als univürdige Feigheit ausgelegt würde, wenn Langzahn merkte, daß sich seine Gedanken zu sehr mit der Staze beschäftigten?
Meister Grau ließ einen prüfenden Blick darüber hingleiten und fand, daß alles in bester Ordnung sei. Dann hob er den Kopf in die Höhe, schnupperte und freute sich über die würzige Luft. Sie roch nach der Kloake, nach alten, fettigen, noch etwas feuchten Kleidern, nach Transtiefeln und nach ,, Mächtiger Langzahn," begann er- ,, bor Dir ist nichts Speisereſten mit einem leisen Hautgout. bitte Dich um Belehrung." verborgen. Deshalb komme ich in aller Bescheidenheit und
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Gelehrsamkeit verdreht kleinen Tieren nur den Kopf," Weisheit gute Dienste leisten soll. Der Drang nach Kennterwiderte Zangzahn, aber Du bist nicht der erste, dem meine nissen ist ein Durst wenn er sich meldet, muß er gestillt werden, ob es nun zu etwas Bösem oder Gutem führt. Also, was willst Du wissen?"
Bum erstenmal fonnte Meister Grau das Haus, in dem er wohnte, übersehen. Er hatte sich noch nie bei Tageslicht Aber Grau mußte weiter, wenn er den, den er suchte, herausgewagt, und bei seinen früheren nächtlichen Besuchen treffen wollte. im Hof hatte dieser stets in einer angenehmen Dunkelheit da- die verfaulten Bretter des Fußbodens und schlüpfte die Treppe Rasch ließ er sich am Pfosten hinabgleiten, huschte über gelegen, die ihm besser paßte als das grelle Mondlicht. Aber schließlich fletterte er doch auf das Geländer, das hinab. Unterwegs blieb er ab und zu stehen, witterte und um den Balkon herumlief, und setzte sich, so klein er war, lauschte. Seitdem er von der Katze gehört hatte, wurde er mitten in den hellen Mondschein, gänzlich frei in dem großen, die Angst nicht mehr los. leeren Raum. Das war ein merkwürdiges Gefühl für eine Wohl wissen die Mäuse, daß es Katen gibt; aber so Maus, die gewohnt ist, mit ihrem Schnauzbart nur von einer lange sie sie nicht sehen, denken sie nicht viel darüber nach: Meister Grau.„ Bisweilen bekommt man Lust, auch etwas Die Welt ist groß, ein Mausloch aber nur Klein," sagte Wand bis zur anderen zu reichen. Meister Grau dachte bei feierlichen Gelegenheiten. Doch das ist nur eine Redensart. über die Geschöpfe zu erfahren, die um einen her leben. Er nahe, er fliege. die von keinem ernst genommen wird. Hause wohnt. Das Haus mußte sehr alt sein. Es war zu einer Zeit entstanden, wo die Menschen noch nach denselben Grundsägen Furchtbares Gleichwohl ist die Kaze im Leben der Mäuse etwas Es ist immer gut, wenn man seine Hausgenossen fennt; ich gebaut hatten wie die Mäuse, wo auch sie gern möglichst darum genoß die Ratte Langzahn großes Ansehen unter den -ihr größter, unüberwindlicher Feind! Und gehe selten aus und höre deshalb kaum etwas Neues." ,, Tritt näher!" Damit zog sich Langzahn in das Loch eng aufeinander saßen, um die häusliche Wärme zu fühlen. Tieren des Hofes, weil es hieß, daß sie einmal mit einer Stage unter das Brett zurück, so daß Meister Grau an ihm vorbeiUnd so standen Border- und Hinterhaus so nahe beisammen, gekämpft und diese gezwungen habe, sie wieder loszulassen, schlüpfen konnte. daß sich die Nachbarn von den Fenstern aus fast die Hand was beinahe einem Sieg gleichfam. Böse Bungen behaup ,, Die Ehre ist fast zu groß." pfiff er. geben fonnten. teten zwar, es fei nur ein Stäbchen gewesen. Aber es gibt„ Wir sind alle vor dem Herrn bloß Nagetiere," brummtc Ein Wesen, das vom Hof aus zum Himmel emporsah, ja taum eine Schwelle, an der der Neid nicht nagt- fagt ein Langzahn. Komm mur!" mußte denken, es stehe auf dem Grund eines Brunnens oder Sprichwort unter den Ratten. - Schachtes, der sich in einem Backsteinberg befinde. Seine ersten zwei Wände wurden von den kahlen Giebelflächen der weiter und stieß einen ganz feinen Flageoletton aus. Borsichtig schlich Meister Grau im Schatten des Hauses Nachbarhäuser gebildet, die anderen beiden von der Rückseite des Vorderhauses und von der Vorderseite des Hinterhauses. " Bangzahn," pfiff er ,,, mo bist Du?" Langzahn streďte sein ehrwürdiges Haupt unter einem An den Fenstern waren kleine grüne Scheiben angebracht, Rinnsteinbrett hervor und fragte, wer ihn rufe. die Flaschenböden glichen. Vornehme Leute ahmen diese jetzt Hell schien der Mond auf die zwei langen, flachen, gelben an ihren Eingangstüren nach. Jedoch die Art, wie hier an Zähne, die ihm aus dem Mund herausstanden; die Augen verschiedenen Stellen Löcher in dem eingedrückten Glas mit funkelten rot, die Borsten an seiner breiten Schnauze waren einem Lappen zugestopft waren, scheint eine Eigentümlichkeit schwarz und start wie Pferdehaare. Seine Stimme klang zu sein, die die armen Reute auch fernerhin ausschließlich für heiser und wenn er pfiff, fonnte man glauben, es knarre sich beanspruchen dürfen. eine Wetterfahne. Nachdem sich Meister Grau in ehrerbietiger Entfernung l
Die Mauerflächen zwischen dem Fachwerk waren mit|
Eilig sprang Meister Grau über die spißigen Steine und frümmte sich noch im Sprung vor lauter Ehrerbietung. Als er auf den Rand des Rinnsteins niederplumpste, zog er bor fichtig den Schwanz unter sich, denn die Mäuse mögen nicht mit Wasser in Berührung kommen.
Es war das erstemal, daß Grau Langzahn besuchte, und deshalb sah er sich ein wenig neugierig um. Der Abfluß der Gosse glitt hier unten zwischen den Steinen wie ein öliger, geheimnisvoller Fluß vorbei; an ihrem äußersten Ende guckte ein Mondstrahl herein und beleuchtete die Wasserfläche, das Brett, das die Decke bildete, war mit faserigen, grünen Algen bekleidet. ( Forts. folgt.)