Nr. 270.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Dienstag, 23. November.

hat weder 1870/71, noch die Gründerperiode, noch die Zeit der Wenn wir den Durchschnittspreis der Jahre vom August 1861

Lebensmittelpreise während des Deutsch großen Wirtschaftsfrise, noch auch die Kinderjahre unſeres neuen bis Juli 1870 mit den im Striegsmonate 1870 feſtgeſtellten Preisen

Französischen Krieges.

Immer wieder greift man nach den Büchern, die über den Krieg von 1870/71 geschrieben wurden; galt er doch denen, die ihn erlebt hatten, und denen, die die Tradition dieses Krieges gelehrt bekommen haben als der vollkommenste, als der größte aller bis­herigen Kriege. Uns allen erschien, bis wir an die gewaltigen Geld­ansprüche des Weltkrieges gewöhnt wurden, die Kriegsentschädigung Frankreichs an Deutschland als die höchste ökonomische Leistung

einer Nation.

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Diese Zahlen bedeuten aufs Klarste, daß die Kriegswirtschaft von 1870/71, soweit sie die Haushaltungskosten der Bevölkerung beeinflußte, mit den Erfahrungen der nun durchlebten Kriegszeit nicht vergleichbar sind.

Kleines Feuilleton.

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Schutzollsystems in abschließenden wirtschaftsgeschichtlichen Dar- vergleichen, so ergibt sich für diesen Kriegsmonat eine Verminde stellungen bearbeitet. Das ist um jo merkwürdiger, als es an rung der Preise des Scheffels beim Weizen um 10 Silber­wertvollen Materialien durchaus nicht fehlte. Es war damals die groschen 7 Pfennige, beim Noggen um 4 Silbergroschen Glanzzeit der preußischen Statistik. Die Zeitschrift des königlich 8 Pfennige, bei der Gerste um 2 Pfennige, beim Hafer um preußischen statistischen Bureaus, die von dessen Direktor Dr. Ernit 11 Pfennige, bei den Erbsen um 2 Silbergroschen, bei den Engel redigiert wurde, enthält schon in den Kriegsjahren selbst Kartoffeln um 2 Silbergroschen 7 Pfennige. Also bei den und in der darauffolgenden Zeit außerordentlich wertvolle Ma- menschlichen pflanzlichen Nahrungsmitteln eine allgemeine Ber­terialien, nicht zuletzt über die Lebensmittelpreise. billigung, während bei den pflanzlichen Lebensmitteln der Tiere, Natürlich hat auch der Krieg im Jahre 1870/71 da und dort vom Hafer abgesehen, fleine Erhöhungen festzustellen sind, so beim verteuernd gewirkt, aber wie ganz anders war die Verteuerung Zentner Heu um 2 Groschen 3 Pfennige, beim Schock Stroh um 1870/71 im Vergleich zu den gegenwärtigen Preissteigerungen, 9 Groschen 5 Pfennige. Das Pfund Butter war im Dezember Je mehr wir in dem Krieg von 1870/71 die Beantwortung der über die ja an dieser Stelle schon vieles geschrieben wurde. Nuc 1870 um einen Silbergroschen teuerer als im Durchschnitt der fich uns aufdrängenden Fragen suchen, desto mehr werden wir ent- wenige Zahlen wollen wir hier anführen, vor allem eine, die das Jahre 1861 bis 1870, das Pfund Talg um 2 Pfennige, das Pfund täuscht. Militärisch, diplomatisch, hinsichtlich seiner Dauer und höchste Erstaunen im gegenwärtigen Deutschland erregen wird: Für Rindfleisch um 5 Pfennige, das Pfund Schweinefleisch feiner Teilnehmer, als seiner Kampfmittel und Kampfmethoden, 81 Marktstädte der preußischen Städte werden die Durchschnitts- um 6 Pfennige. nach den inneren Wirkungen, wie nach den ökonomischen Problemen, preise der wichtigsten Lebensmittel für Menschen und Tiere ver­ist der Weltkrieg, den wir erleben, ohnegleichen in der Welt. Ja, glichen. Und da erfährt man, daß das Pfund¹) Schweine wir finden militärisch mehr Vergleichsmomente in den großen fleisch 5 Silbergroschen 9 Pfennige im Dezember amerikanischen Sezessionskriegen der 1860er Jahre, in dem russisch - 1870, also in der Zeit, wo der Krieg sich schon seinem Ende japanischen Kriege vor mehr als zehn Jahren, ökonomisch in den näherte, gekostet hat, weniger, wenn auch bloß um einen napoleonischen Kriegen mehr Vergleichsmomente als in dem deutsch - Pfennig weniger gekostet hat als im Dezember französischen Kriege. Aber trotz aller Enttäuschung kehrt der nach 1869. Das Pfund Rindfleisch kostete nur um 2 Pfennig der Lösung des Welträtsels unserer Tage Strebende immer wieder mehr im Dezember des Kriegsjahres als im Dezember des letzten zum Kriege von 1870/71 zurüd. Für die inneren Verhältnisse, für Friedensjahres. Der Preis des Rindfleisches läßt uns das Wasser Eine Sammlung deutscher Soldatenausdrücke. die wirtschaftliche Gestaltung des eigenen Landes während der im Munde zusammenfließen, denn im Dezember 1870 tostete das Das nunmehr 15 Monate währende Leben im Felde hat unter Kriegszeit müßten sich meint man doch die Vergleichsmomente Pfund 4 Silbergroschen und 9 Pfennige?). Das Pfund Butter unseren Truppen eine große Menge von mehr oder weniger eigen zwischen 1914/15 und 1870/71 auffinden lassen. Freilich auf militär- fostete 9 Silbergroschen und 11 Pfennige, auch nur um einen artigen Ausdrücken und Bezeichnungen entstehen lassen, die, zu politischem und sonst politischem Gebiete ist aus dem Vergleich nicht Pfennig mehr als im Friedensjahre, und das Pfund rohen fammen mit den bereits aus früherer Beit überlieferten Soldaten­viel Gewinn zu ziehen. Der Belagerungszustand war feine so all- Talgs fostete 5 Silbergroschen und 8 Pfennige, wieder bloß um ausdrücken, eine regelrechte deutsche Soldatensprache ergeben. Diese gemeine Erscheinung und am allerwenigsten eine so bis in feine einen Pfennig mehr als im Jahre 1869. Sprache zu sammeln und als bleibendes Beugnis für die gestaltende letzte Konsequenz durchgesezte Tatsache vor 45 Jahren wie heute. Man sieht, daß der Krieg auf die tierischen Pro- Straft des schöpferischen Voltsgeistes sowie als fultur- und friegs­Die Wirkungen des Krieges auf die politischen Parteien, auf die dukte nicht preissteigernd gewirkt hat. Dagegen sehen geschichtliches Dokument zu bewahren, schlägt Prof. Dr. Karl Berg­Arbeiterklasse und ihre Vertretung, auf die Presse und ihre Freiheit wir ganz erhebliche, freilich hinter dem was wir in der gegenwärti- mann im neuesten Heft der Grenzboten" vor. Ein Vorschlag, der waren durchaus andere als heute. gen Kriegszeit gewöhnt wurden, weit zurückbleibende Preissteige- sicherlich in den weitesten Streifen lebhaftem Interesse begegnen wird, Auch rein wirtschaftlich auch hinsichtlich der Haus- rungen bei den pflanzlichen Nahrungsmitteln. Verhältnismäßig da er am besten geeignet erscheint, eine dauernde Charakteristik und Lebenshaltung brachte der Krieg von 1870/71 nicht die sehr gering waren fie beim Hafer. Der Scheffels) fostete im unserer Feldgrauen zu schaffen. Und hierbei lann die Algemeinheit einschneidenden Aenderungen wie der Krieg von 1914/15 Dezember 1870 in 81 Marktstädten des Staates 1 Taler 2 Silber- auf verdienstliche Weise mitwirken und wertvolle Hilfe leisten, Es sei bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, groschen 9 Pfennige, nur um 1 Silbergroschen 11 Pfennige mehr als da überall, zu Hause, in den Etappen und im Felde daß wir keine Darstellung der Wirtschaftsgeschichte Deutsch im Dezember 1869. Auch bei der Gerste war die Berteuerung selbst Gelegenheit zur Sammlung der Soldatenausbrüde ge­lands während des Deutsch - Französischen Krieges befizen. noch ganz unerheblich. Der Scheffel große und kleine Gerste fofbete boten ist: Wer nur einmal anfängt, sich eines oder mehrere der ver­Das allein ist schon merkwürdig. Ueberaus reich ist die deutsche 1 Taler 19 Silbergroschen 6 Pfennige, das waren 4 Silbergroschen schiedenartigen Gebiete herauszusuchen, der wird erstaunt sein, über Literatur über den Krieg von 1870/71, aber auch nicht im ent- und 4 Pfennige mehr als im gleichen Monat 1869, also eine Ver- welche Vorstellungskraft, über welch unverwüstlichen Humor unsere fernteſten läßt sich vergleichen die Kriegsliteratur von 1870/71, teuerung von 8-9 Proz. Beim Weizen war die Verteuerung Soldaten verfügen. So führen die Geschosse der deutschen Flachbahn­während die Waffen sprachen, mit der unabsehbaren Kriegs- schon stärker. Der Scheffel Weizen kostete 2 Taler 15 Groschen geschüße, welche die feindlichen Gräben beschießen und dicht über die literatur unserer Tage. Natürlich wurde 1870/71 auch berichtet und 1 Pfennig im Dezember des Kriegsjahres, um 18 Groschen Köpfe der deutschen Soldaten hinweghuschen, die Bezeichnung und berichtigt, geschrieben und geflucht, verwünscht, aber doch mehr 9 Pfennige mehr als im Jahre 1869, das war somit eine Verteue- Staßen". Langsam dahinziehende schwere Geschosse sind Blind­jenseits der Vogesen als diesseits des Rheins. Den Tintenströmen rung von rund 25 Proz. Der Scheffel Roggen kostete 1 Taler schleichen", oder nach der schwarzen Rauchwolfe, die sich beim Zer­unserer Tage find nicht vergleichbar die Bächlein, die 1870/71 aus 27 Groschen und 3 Pfennige im Dezember 1870, das waren um ichellen der Geschosse entwickelt, Kohlenfasten", nach dem rollenden den Tintenfässern der Kriegsliteraten entquollen. Desto größer 10 Groschen und 3 Pfennige mehr als im vorausgegangenen Geräusch Rollwagen", nach der Form Zuckerhüte" usw. Der aber war die Literatur über den Krieg, die in überreicher Fülle Friedensdezember. Das ergab eine Verteuerung von rund 18 Proz. fracähnlich aufgeschlagene franzöfifche Iniformrod trug den im neuen Reiche wie in der französischen Republik vor allem im Etwas geringer war die Verteuerung bei den gelben Erbsen," Franzmännern" den Spiznamen die Frädk" ein. Das Bedürfnis Jahrfünft nach dem Kriege erschien. Aber was fehlt und was deren Scheffel im Dezember 1870 mit 2 Talern 12 Groschen, das nach Kürze machte aus dem Zahlmeister den Bahler"; feit neuester sicherlich nach dem Kriege unserer Tage nicht fehlen wird, ist eine war um 12 Groschen 7 Pf. teuerer gehandelt wurde als im Dezember Beit heißt er aber der Scheinwerfer", weil er die Löhnung Wirtschaftsgeschichte der Kriegszeit. Der Krieg von 1870/71 1869. Etwas stärker war die Verteuerung bei den Kartoffeln. meist in Scheinen ausbezahlt; ein föstlicher Spigname, aus dem schnitt nicht so tief in die Lebensbedingungen der Volks, Der Scheffel foftete im Dezember 1870 19 Groschen 10 Pfennige, noch tommende Geschlechter unsere heutigen geldlichen Verhältnisse Staats- und Privatwirtschaften wie der Krieg unserer Tage. Wohl das war 3 Silbergroschen 3 Pfennige mehr, als 1869. eu und ersehen mögen! Wird ein Schüßengraben gesprengt, so machen seine hat die Arbeiterklasse Deutschlands während der Kriegszeit in Stroh waren auch im Preise gestiegen, doch lange nicht im gleichen Insassen eine Himmelfahrt". Der Drang nach Anschaulichkeit läßt überaus schwerer Arbeitslosigkeit, nicht zuletzt wegen der unge Maße wie die Preissteigerungen, die wir jetzt im Vergleich zur unsere Soldaten ein so abgeblaßtes Wort wie schießen" in Acht Hemmten Konkurrenz der Arbeit der französischen Kriegs. lezten Friedenszeit festzustellen haben. Der Zentner Heu foſtete im und Bann tun; schon längst schießt die Artillerie nicht mehr, sie gefangenen und wegen der tiefen wirtschaftlichen Depression mah- Dezember 1870 1 Taler 2 Groschen 8 Pfennige, das war 5 Groschen funkt" nur noch; Franzmann flopft die Sachen aus" und viele rend der Kriegszeit gelitten. Aber der Krieg dauerte verhältnis 1 Pfennig mehr als im Dezember 1869. Das Schod Stroh) fostete andere solcher Wendungen bezeichnen das Arbeiten der Maschinen­mäßig nicht lange, und die Arbeiterklasse war getvertschaftlich im 8 Taler 1 Groschen 4 Pfennige, das war 1 Taler 13 Groschen gewehre. Bereits aus diesen wenigen Ausbrüden ist mit Deutlich­wesentlichen unorganisiert; soweit sie organisiert war, führten 7 Pfennige mehr als im Dezember 1869. feit zu erfeben, daß die deutsche Soldatensprache une tagtäglich in ihre Vereine und Verbände nur ein Scheinleben während der lehrreicher Weise Einblick in die Werkstätte der Sprache gewährt, Striegszeit, selbst in Hamburg , wie das Laufenberg in seiner Ge­da es sich hier um Vorgänge handelt, wie sie im allgemeinen über­schichte der Hamburgischen Arbeiterbewegung urkundlich belegt. haupt zur Wortbildung führten. Die Arbeiterpresse war wenig ausgebildet, kommunale Vertretun­gen der Arbeiter fehlten vollständig, Abgeordnete der Arbeiter fazen nicht in den Landesparlamenten, und im Reichstage war wenig Gelegenheit für die vereinzelten Vertreter der Arbeiter, Wbhilfe gegen die soziale Not zu verlangen. Als der Krieg zu Ende war, da begann ein die Erinnerung an alle Leiden der Seriegszeit rasch vergessen lassender Aufschwung der deutschen Volkswirtschaft, so daß die Not jener Zeit bald verblaßte.

Deshalb fehlt uns, so merkwürdig es ist, eine wirtschafts­geschichtliche Darstellung der Kriegszeit von 1870/71, es fehlte der Trieb und die Anregung zu einem derartigen Werke. Die bürger­liche Dekonomie, die sich gerade in den Jahren nach dem Deutsch Französischen Kriege so start auf die Wirtschaftsgeschichte warf,

Die Schicksalsmaus.

Eine Erzählung von Tieren und Menschen. 10] Von Harald Tandrup.

Ich sagte es gleich, Herr Doktor, aber es war eben am billigsten hier, und Mutter ist nun einmal so, daß sie sich immer dort am wohlsten befindet, wo nicht zuviel Geld aus­gegeben wird. Vielleicht sollten wir umziehen, wenn es ihr besser geht?"

Ich

" Dazu ist es schon zu spät," erwiderte der Arzt. will Ihnen nicht verhehlen, daß Ihre Frau in den letzten Zügen liegt; sie wird diese Nacht nicht überleben."

" Herrje!" rief Lars Larsen. Dann muß es wohl der Wille Gottes sein, daß sie fort soll."

Gewiß," entgegnete der Arzt sie ist verloren, wenn

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fein Wunder geschieht." Damit öffnete er die Tür und ging die Treppe hinab, während ihm Lars Larsen leuchtete.

Kurz darauf kam dieser mit der Lampe zurück, schlich vorsichtig an dem schlafenden Philosophen vorbei und in das Krankenzimmer hinein.

Er machte sich dort alles mögliche zu schaffen, ging auf den Zehenspitzen und meinte, seine Frau schlafe. " Bars!" zischte es plötzlich vom Bett her.

" Ja. Mutter, wie geht's?"

Sie richtete sich mühsam auf und wehrte ungeduldig mit der Hand ab.

Rasch, Lars, lauf! Vielleicht kannst Du Maren noch einholen."

Warum, Alte?"

" Ich habe gehört, was er- dieser Doktor gesagt hat."

"

Was denn?"

" Berstell Dich nicht, Lars. Er sagte, ich werde die Nacht nicht überleben. Wozu brauchen wir da die teure Arznei? Es ist doch ein Jammer, wenn das Geld so hinausgeworfen

werden soll."

Maren ist schon lange fort, Mutter. Außerdem weiß ich auch nicht, in welche Apotheke sie gelaufen ist." Lieber Gott," ſtöhnte sie matt und ließ sich in die Kissen zurückfallen. Nach kurzer Zeit aber rief sie wieder: Lars- wo bist Du?"

,, Hier, liebe Mutter!"

Im Dezember 1870 fostete der Scheffel Roggen, wie wir fchon angeführt haben, 1 Taler 27 Groschen 2 Pfennige. In dem ganzen Jahrzehnt August 1861 bis Juli 1870 war der Durchschnitts­preis des Scheffel Roggens 2 Taler 1 Groschen 5 Pfennige, also höher als im Kriegsmonat, dessen Zahlen wir angaben. Und in dem vorangegangenen Jahrzehnt 1850 bis 1860 war der Durch­schnitt des Scheffels Roggen 2 Taler 5 Groschen 3 Pfennige. Nu'r in sechs der 20 Jahre, von 1850 bis 1870, war ein höherer durchschnittlicher Roggenpreis in dem Preußen alten Bestandes festzustellen als im Dezember 1870!

1) 500 Gramm.

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Notizen.

Jm Deutschen Opernhause wird am Dienstag Die Fledermaus " wiederholt. Hertha Stolzenberg fingt in dieser Vorstellung wieder die Adele.

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- Die Bach Kantate: D Ewigkeit du Donners wort" wird im Domfonzert von Prof. B. Irrgang am Dienstag, abends 8 Uhr, durch das Soloquartett: Martha Thanner- Offer, Anna Graeve, Jan Trip und Sidney Biden zur

3) Der Silbergroßchen, ein Dreißigstel Taler, eine Behntel Aufführung fommen. Programm 20 Bf. Mart, hatte in Preußen 12 Pfennige. 3) Fast 55 Liter( 54,962 Liter).

*) 60 Mandeln.

Die Papiere liegen in der untersten Kommodeschublade," flüsterte sie.

So, das ist ja gut!" sagte er voller Spannung, obgleich er sich den Anschein geben wollte, als habe er iet gar feinen Sinn für dergleichen.

Unter dem Ofen ist ein Raum­Und das Geld hab' ich unter dem Fußboden versteckt.

,, Aber Mutter, das wäre doch nicht nötig gewesen." Versprich mir, daß Du keine Krone verschwenden wirst." " Man kann nie vorsichtig genug sein," entgegnete fic. Nein, nein!" Er schüttelte entschieden den Kopf, als das eine längst abgemachte Sache sei.

ob

" Wir haben dreitausend Kronen Zinsen," murmelte sie. " Soviel? Das hätte ich mir nie träumen lassen." ,, Aber Ihr braucht nicht mehr als achtzig Kronen im Monat auszugeben. Das übrige könnt Ihr auf die Spar­" Da sind wir ja reiche Leute, Mutter," sagte er. " Und von all dem schönen Geld muß ich jetzt fort," iammerte sie.

tasse tun."

Der

Wir wollen es abwarten," tröstete der Mann. Doktor sagte doch, es könne ein Wunder geschehen." " So etwas kommt nur in der Bibel vor, Lars die Tage sind vorüber."

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Nachdem die Kranke eine Weile still dagelegen und mit den mageren Fingern auf dent Deckbett hin und her gestrichen batte, begann fie aufs neue.

In dem Raum unter dem Ofen sind zweihundert Kronen und noch drei und eine halbe, soviel ich mich erinnere. Sie liegen in dem kleinen Lederbeutel."

"

Wirklich, Mutter? Nun ja, es ist immer gut, wenn man in diesen Sachen Bescheid weiß."

"

die

fie

Außerdem liegt auch ein Zipfel geräucherter Wurst dort, hoffentlich noch nicht verschimmelt ist." Lars Larsen fah seine Frau erstaunt an, denn er glaubte, beginne zu phantasieren.

Geräucherte Wurst, Mutter, sagst Du?"

" Ich habe von jeher eine besondere Vorliebe dafür ge­habt," flüsterte die Sterbende, und darum steďte ich den Bipfel für mich beiseite. Du mußt nicht glauben, daß ich es deinetwegen tat, Lars; aber Maren hat einen so riesigen Appetit, der feine Aufschnitt hier füllt einen derartig un­ersättlichen Darm schwerlich. Doch icht mußt Du die Wurst

Und er schlich mit einer ehrerbietigen Miene an das Bett. lieber wieder herausholen."

Johannes Trojan gestorben. Der Schriftstelle: und frühere Zeiter des Kladderadatsch" Johannes Trojan ist an Sonnabendabend in Rostock im 78. Lebensjahre gestorben.

Er nickte und streichelte beruhigend ihre Hand. Ueber das Gesicht der Frau glitt ein schwaches Lächeln.

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,, Es ist nur ein Glück, daß wir noch rechtzeitig fort­gezogen sind," sagte sie.

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Warum denn, Mutter?"

" Draußen in Svogerslev hättest Du unbedingt einen großen Leichenschmaus halten müssen, Lars."

In diesem Augenblick ging die Tür; Maren brachte die Arznei.

Sie war ein frisches, kräftiges Mädchen von siebzehn, achtzehn Jahren nicht gerade eine Schönheit, aber anmutig. Lars Larsen nahm ihr die Flasche ab und trat damit an das Bett.

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Versuch wenigstens einen fleinen Löffel," bat er. Nein, nein, wehrte die Frau ab, indem sie sich mit großer Anstrengung aufrichtete. Ihr dürft den Pfropfen nicht aufmachen Maren kann in die Apotheke zurückgehen sie nehmen es schon wieder wenn Du sagt, wie es steht daß Deine Mutter tot ist!" Damit glitt sie in die Kissen zurück und in die Ewigkeit hinüber.

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In krampfhaften Zuckungen wand sich die arme, geld­gierige Seele aus ihrem Gehäuse. Sie tastete sich zu der Kommodeschublade hin, wo die Sparkassenbücher lagen; aber der Tod trat ihr in den Weg und führte sie davon hinein in das große Unbekannte.

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,, Nun ist unsere Mutter von uns gegangen," sagte Lars Larsen feierlich, indem er die Hände faltete.

Das junge Mädchen aber warf sich über den Tisch und weinte. Vorsichtig drückte der Mann der Toten die Augen zu; es schauderte ihn, als er sie berührte.

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" Jetzt hat die Mutter Frieden." murmelte er mit einem tiefen Seufzer, der auf verschiedene Weise ausgelegt werden fonnte. Du mußt nicht weinen, Maren. Wir Menschen haben ebensowenig ein Recht zu tadeln als zu loben. Sie hat sich selbst blutwenig im Leben gegönnt, wie man sagt; aber sie ist auch gegen uns andere weiß Gott nicht zu gut gewesen."

So darfst Du nicht reden, Vater," stieß Maren schluch­zend hervor. ( Forts, folgt.)