Nr. 281.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Sonntag, 5. Dezember.

Das vorvollkommnete Taylor- System. Singer und der Arme für das Annähen von Knöpfen normiert hatten, stattlichen Gehöften und sorgfam gepflegten Obſtgärten, und bald

In einem Betrieb der Kleidungsindustrie war die Arbeit nach allen Regeln der wissenschaftlichen Betriebsführung" dermaßen geteilt und wieder geteilt, daß eine Gruppe Arbeiter weiter nichts zu verrichten hatte als eine einzige Art Saum in die Maschine zu stecken oder einen bestimmten Teil eines Kleidungsstüdes in die Bügelmaschine zu schieben oder tagelang, wochenlang, monate­lang nichts als Knopflöcher zu nähen. in

Das Knopfannähen ist nun zwar fein Beruf, der eine lange Lehrzeit erfordert; dessen ungeachtet ist es eingehend studiert und gründlich analysiert worden, und die dabei gemachten Entdeckungen wurden dann auf die Fabriktätigkeit übertragen.

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enge

Steduhren geforscht und über eine Masse von Zeitstudien gegrübelt Wardars bedeutendster Nebenfluß, durchströmt. Da ist wieder Leben, Hatten, entdeckten, daß sie wohl die Länge des Zwirnsfadens, der Anbau, Anmut; es mehren sich die freundlichen Ortschaften mit aber immer noch ein großer Unterschied in der Leistung der Mädchen erscheint in einiger Entfernung auch die Hauptstadt dieses Beckens: An Amerika wird das Taylor- System wissenschaftliche Be- zutage trat. das jetzt so viel genannte Monastir . Der Blick auf Monastir Ueber der Stadt erhebt sich triebsführung" genannt. Zur Untersuchung dieser so viel ge- Was die Ergründer der Leistungsfähigkeit zu normieren ver- ist von seltener Schönheit. priesenen und bekämpften Art von Betriebsführung wurde vor gessen hatten, was sie überhaupt nicht normieren konnten, waren die die lange, zadig gefurchte Alpenkette der Neretschka Planina, bon Gipfel der gewaltige, einigen Monaten ein Ausschuß ausgesandt. Auf seinen Besuchen, förperlichen und geistigen Fähigkeiten des Arbeiters, dessen Lebens- deren Gletschern umpanzerte in den von diesem System heimgesuchten Fabriken fand er be- kraft, dessen Streben, dessen Nervenbeschaffenheit, das Maß seiner Barieteri bildet, der bis 2800 Meter hoch emporragt. merkenswerte Beispiele seiner Vervollkommnung. Fähigkeit, der Eintönigkeit der Fabriltätigkeit ohne körperlichen und Bon diesem Hintergrunde hebt sich um so wirksamer die Stadt ab, geistigen Schaden zu widerstehen. die, umschlossen von einem Strange blühender Gärten und mit ihren Schließlich kamen in der leßtgenannten Fabrik die Normallängen weißen Landhäusern, ein mazedonisches Damaskus zu sein scheint. von Zivirnfaden, Armen und Fingern wieder außer Ansehen, und Aber, wie so oft in diesem Leben, so trügt der Schein auch hier. jedem Mädchen war es wieder gestattet, den Zwirn so lang abzu- Betritt man die Stadt, so zerrinnt der Zauber, den der Fernblick schneiden, als ihr zusagte. Das Ergebnis war, daß sich die nicht atmete, und Monastir zeigt sich als ein ziemlich armseliges Nest mit normierten Mädchen, wie aller Anschein bezeugte, einer besseren Ge- bescheidenen Häusern, deren verlottertes Aussehen mitunter durch sundheit erfreuten, weniger abgehezt waren, so ihrer Gesundheit und üppig wuchernde Schlingvflanzen gemilbert wird. Immerhin ver bielen Balkone an den Häusern, das ihrem Arbeitgeber mehr nüßten als ihre normierten Schwestern. leihen die Es mag ein bißchen wissenschaftliche Forschung verbunden mit Getvirr der Gäßchen, die Gärten mit ihren Obstbäumen anderen Beweggründen gewesen sein, die zu den Zeit- und Be- und zahlreichen Pappeln, dazu endlich die mannigfaltige wegungsstudien führte und als schließliches Ergebnis die Normierung und buntgekleidete Bevölkerung der Stadt einen malerischen der Länge von Zwirnfaden, Armen und Fingern für die Kunst des Charakter. Ein besonderes Gepräge erhält sie dadurch, daß Knopfannähens brachte, aber der Beweggrund, der Mädchen Wohl- hier Osten und Westen, Morgenland und Abendland so prall stand zu fördern oder sie zu leistungsfähigen Kräften auszubilden, war aufeinanderstoßen, wie wohl an wenigen Stellen der Balkanhalb­nicht dabei. Die Erfahrung hat die Fabrikleitung von der vissen - insel. Zuweilen, besonders auf der ziemlich stattlichen Hauptstraße, schaftlichen Betriebsführung", von den Zeit- und Bewegungsstudien, sieht man europäische Häuser, die schließlich ebenso gut in einer von der Normierung der Länge des Zwirnsfadens, der Finger und unserer Städte stehen könnten; aber in ihrer unmittelbaren Nach­Arme abgebracht und ihre Aufmerksamkeit auf die Ausbildung ihrer barschaft erblidt man, wie Lindenberg in einer Schilderung von Arbeiterinnen gelenkt. Zum Vorteil für beide Seiten. Monastir bemerkt hat, die wackeligsten hölzernen Baracken mit ver­Aber, wie gesagt, das hat sich in Amerika zugetragen. fümmten, winzigen Altanen, mit den vergitterten Fenstern der bas ber windschiefem Dach, nächste Frauengemächer, mit heftige Sturm fortreißen fann. Das größte Gebäude der Stadt ist die noch aus der Türkenzeit stammende Kaserne, Allein sodann solgt die Militärschule und der alte Stonat. reizvoller als die modernen Anlagen bleibt das malerische Leben und Treiben im alten Monastir . Da sind nicht eben große Moscheen von ehrwürdigem Alter, traumende, taum gepflegte Fried­höfe. Die Straßen sind in übler Verfassung; Hirten treiben da ihre Schaf- und Schweineherden, auch Efel und Büffel. In dieser primitiven Umgebung hausen- oder hausten wenigstens in Friedens zeiten die Konsuln der verschiedensten europäischen Mächte and Großmächte und an glänzenden Waffenschildern war fein Mangel; gehörte doch Monastir schon vor dem Wusbruch der letzten beiden Ballantriege immer zu den großen Wetterwinkeln der Halbinsel. Das Schönste an der Stadt aber bleibt ihr landschaftliches Bild; der Dragorfluß, der sich, von hölzernen Brücken überspannt, brausend burch die Stadt ergießt, und die Schneegebirge, die auf die alte Stadt herabblicken.

In einer großen Fabrik fand der Ausschuß ein Mädchen, das Zwirnfaden auf eine bestimmte Länge abschnitt, ihn einfädelte und dann mit Wachs einschmierte. Auf Befragen erklärte der Betriebs­fachmann, vor der Einführung der wissenschaftlichen Betriebs­führung" habe jedes Mädchen ihren Zwirn selbst auf die ihr zusagende Länge abgeschnitten und eingefädelt. Allein die Regeln der wissenschaftlichen Betriebsführung" zeigten, daß dies alles unrichtig sei. Denn wenn ein Mädchen den Faden zu kurz schneide, müsse es zu oft einfädeln, was Zeitvergeudung bedeute; und wenn es den Faden zu lang nehme, so verlöre es zu viel Zeit durch die Tangen Armbewegungen, die solange notwendig feien, als der Faden kürzer werde. Ursprünglich habe man den Knopfnäherinnen Faden von verschiedener Länge gegeben und sorgfältig eingetragen, wieviel Knöpfe jedes täglich annähe. Als dann die Analysierung der Ergebnisse festgestellt habe, mit welcher Fadenlänge die meisten Knöpfe angenäht werden, sei dieses Maß als bleibende Norm be­stimmt worden. Und da nach der Theorie der wissenschaftlichen Betriebsführung" der Mensch, der immer die gleiche Arbeit ver­richte, diese besser tun tönne als irgendein anderer, sei ein Mäd­chen besonders angestellt worden, Faden von der normierten Länge einzufädeln. Dies ist die erhöhte Teilung der Arbeit der Knopf­

näherin.

armige.

Kleines Feuilleton.

Die verzinkten Kriegsfünfer.

F. K.

Notizen.

Die ersten Fünfpfennigstücke aus Eisen sind im Umlauf. Noch sind sie Gegenstand der Neugier von Alt und Jung, denn Geld aus Eisen hatte Deutschland bisher noch nicht. Die gefällige Form dieses Kriegsgeldes wird allgemein anerkannt, doch wird wohl häufig die Frage laut, ob dieses Eisengeld gegen äußere Einflüsse genügend ge­Aber dies war vom wissenschaftlichen" Standpunkt aus doch schüßt sei, oder ob Rost es allzu leicht verzehren könnte. Wir nur ein plumpes und armseliges Ergebnis der Analysierung der erfahren, daß die neuen Fünfer" sherardisiert" find. Was Nach dem amerikanischen Erfinder be= Senopfnäherei, wie in einer anderen Fabrik der Kleidungsindustrie heißt das nun? überzeugend dargetan wurde. Hier war dieser Beruf, die Sinopf nannt, ist die" Sherardisierung" eine Verzinkung der aus Siemens näherei, mit tiefer furchender Wissenschaftlichkeit studiert worden. Martinstahl geprägten Münzen, wie sie für kleinere eiserne Massen­Wenn die Länge des Zwirnes die Zahl der Knöpfe, die ein Mädchen artikel schon länger von der Sherard Osborn Corper Coles angewandt an einem Tage annähen kann, bestimmte, dann mußte auch die worden ist. Die ausgeprägten Stücke werden in einer drehbaren Länge ihrer Ärme bestimmenden Einfluß ausüben, da doch das Trommel auf etwa 400 Grad Celsius erhitzt und dabei mit einem - Vorträge. Im Institut für Meeresrunde spricht Mädchen mit langem Arm eine längere Bewegung machen muß, Zinkpulver vermischt, das aus 80 bis 90 Teilen Zink und 10 bis 20 um die Nadel durch Stoff und Knopf zu ziehen als das kurz- Teilen Binkoryd besteht. Dabei bildet sich auf der Oberfläche der Dienstag, den 7. Dezember, Prof. Dr. Wiedenfeld über: 2ondon. Geldstücke eine dünne Haut einer Zinkeisenlegierung, die auf 1 Teil Freitag, den 10. Dezember: Prof. Dr. Merz über: Die Nordsee Im Zentralinstitut für Gr= Seitdem einmal diefe wissenschaftliche" Tatsache entdeckt war, Eisen 10 Teile Zint enthält und gegen Rostung sehr widerstands- und ihre Uferstaaten. machten die Fachleute weitläufige Studien über das Problem. fähig ist. Das Zinkpulver kann solange bei der Sherardisierung beziehung und Unterricht( Potsdamer Str. 120) spricht Mitt­Mädchen mit ganz langen und ganz kurzen, als auch solche mit nutzt werden, bis auf 100 Teile weniger als 20 Teile metallisches woch, den 8. Dezember, Prof. Burdach über:" Deutsche Re= mittellangen Armen ließ man mit Zwirnfaben von regelrechter Bint entfallen. Ist es soweit berbraucht, so muß es ersetzt werden. naissance". Beginn 8 Uhr. Gintritt frei. Volle Gagen. Die Direktion des Deutschen Länge Knöpfe annähen. Sie wurden dabei peinlich überwacht, die Die Sherardisierung von Stahlwaren kann naturgemäß nur in ge­Menge ihrer Tagesarbeit sorgfältig eingetragen und analysiert. ringer Hitze erfolgen, um den Stahl nicht zu enthärten und wieder Theaters hat sich entschlossen, vom 1. Dezember d. J. an ihren Das Ergebnis dieser Untersuchung machte es den Fachleuten in gewöhnliches Eisen zu verwandeln. Für die neuen Scheidemünzen Mitgliedern und Mitarbeitern bis auf weiteres wieder die vollen möglich, die geeignetefte Armlänge herauszufinden, die ein Mädchen genügt die Einwirkung während weniger Stunden; die Stärke des Gagen auszahlen zu laſſen. befähigt, die höchste Zahl Knöpfe anzunähen. Die Abteilung für Regierungsüberzuges ist abhängig von der Dauer der Sherardisierung, Arbeiterannahme wurde ersucht, der Knopfnäherei Mädchen zu be- die jederzeit nach Bedarf unterbrochen werden kann. Sie hat zudem schaffen, deren Arme die gewünschte Länge hatten. gegenüber der bisher gebräuchlichen galvanischen und der Feuerver­zinfung den großen Vorteil, daß ein Metallverlust der Münze selbst fachen Verzintung viel widerstandsfähiger, so baß eine Softgefahr nicht entstehen kann. Außerdem ist die Regierung gegenüber der ein böllig ausgeschlossen ist, der Ueberzug müßte benn schon zuvor burch Säuren oder starte mechanische Zerstörung stelleniveise oder ganz ent­fernt fein. Die neuen Geldstücke stehen den Nickelmünzen in bezug auf ihre Haltbarkeit durchaus nicht nach, Bedenken dieser Art sind daher völlig ungerechtfertigt.

zu Ende. Bald war herausgefunden daß auch die Länge der Finger Aber selbst damit war die wissenschaftliche Gründlichkeit noch nicht einen unbestreitbaren Einfluß ausübte. Untersuchungen über bie allergeeigneteste Fingerlänge wurden angestellt, um in der Knopfab­teilung nur solche Mädchen zu beschäftigen, die Arme und Finger von der Länge hatten, die als die wirksamite gelten fonnte. Nach ciniger Zeit hatte die Fabrik eine Gruppe Mädchen, die Knöpfe an nähten mit Zwirnfaden, Fingern und Armen, deren Länge durch gründliche Untersuchungen als Norm anerkannt waren. Damit war die Vervollkommnung der wissenschaftlichen Betriebsführung" er­reicht. Zwar auch nicht ganz. Die menschliche Natur oder Veran­Tagung ist geneigt, die starren Regeln der mechanischen Bewegungen über den Haufen zu werfen, wenn diese auf sie angewendet werden. Es dauerte nicht lange, bis die Fachleute, die lange Tage mit

Die Schicksalsmaus.

Eine Erzählung von Tieren und Menschen. 21] Von Harald Tandrup.

Wie wär's, wenn wir sie Christensen brächten?" schlug Andersen vor. Ich möchte heute am liebsten alle Menschen glücklich machen."

Vielleicht hab' ich auch noch ein Tröpfchen Staffee­ach ja, da ist ja eine ganze Wienge," damit tat Maren Zucker und Milch in ihre Tasse und rührte um. Er wird sich gewiß freuen, der arme, einsame Mensch."

Vorsichtig ging Andersen mit der dampfenden Kaffeetasse die Treppe hinauf und klopfte bei Christensen an.

Er hörte schlürfende Schritte; dann schloß der Philosoph auf. Aber er öffnete die Tür nur ein gang flein wenig und schaute scheu und mißtrauisch durch den Spalt.

Was wollen Sie, Andersen?" fragte er.

,, Ach bitte, seien Sie nicht böse, wenn ich store", ant­wortete Andersen. Ich habe nur ein Täßchen Kaffee und ein bißchen Kuchen für Sie."

"

" Für mich?" fragte Christensen erstaunt. " Ja, wir konnten ihn nicht mehr trinken," erklärte Ja, Andersen entschuldigend, und da dachte ich, es fänte auf eines heraus, ob Sie den Nest verzehren oder ob er in den Schweinetrog geworfen wird, wie wir auf dem Lande fagen."

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Der Philosoph witterte wie ein Hund, und als er den Kaffee roch, öffnete er die Tür vollständig und bat Andersen, einzutreten. ,, Kaffee geht mir über alles", sagte er gerade wie dem großen Voltaire." Nachdem Andersen die Schwelle überschritten hatte, schaute er sich neugierig um und fragte, wo er den Kaffee hinstellen solle.

Auf den Tisch", ertviderte Christensen. Aber Andersen konnte nirgends einen Tisch entdecken. " Wohin?" fragte er noch einmal.

" Dorthin!" befahl Christensen, indem er auf eine große, umgestülpte Stifte deutete. Das ist mein Tisch."

"

Andersen setzte die Tasse nieder, und der Philosoph zog eine fleinere Stifte hervor, die er seinen Stuhl nannte; eine dritte, mit Stroh gefüllt, war sein Bett.

Auf dem Fußboden lagen Bücher und alte Papiere. In der Fensternische stand eine Küchenlampe. Vorhänge gab

Bilder aus Monastir .

Es ist ein überraschendes, schönes Bild, das sich dem Reisenden bietet, wenn der von Saloniki tommende Zug die wilde und ein­fame Bergeinöde hinter Wodena durchschnitten hat und nun sich der Blick auf die fruchtbare pelagonische Ebene öffnet, die die Crna , des es nicht; aber dafür hatten die Spinnen in den Fensterecken fleißig ihre Neze gezogen.

"

"

Wollen Sie sich nicht setzen?" fragte Christensen.

Nein, danke; man sigt bei meiner Arbeit so viel, daß ich mich gern ein wenig im Stehen ausruhe, wenn Sie nichts dagegen haben."

Wie Sie wünschen", erwiderte Christensen kurz. Hierauf tunfte er das Wienerbrot in den Kaffee und schmazte voll Wohlbehagen.

" Sie haben es ziemlich fühl hier", bemerkte Andersen mit einem scheuen Blick auf den Ofen, der kalt und schwarz aussah. Jch friere nie", entgegnete Christensen. Andersen freute sich über die Andacht, mit der der Philo soph seinen Staffee genoß. Es ist doch etwas Herrliches, auch andern eine Freude bereiten zu können, wenn man selbst froh ist, dachte er. Und taum war er so weit gekommen, mußte er seinem Herzen Luft machen.

" Ich bin so glücklich heute, Christensen!" " So, wirklich?" sagte der Philosoph.

" Ich habe mich nämlich verlobt, müssen Sie wissen." " Sm!" knurrte der andere.- Mit wem?" " Mit Jungfer Larsen hier drunten."

" Da soll man Ihnen wohl Glück wünschen?" Christensen trocken.

bis

Gewiß, das können Sie."

fragt

-

Einen Beethoven- 3yklus veranstaltet das ver­stärkte Blüthner- Orchester unter Leitung Paul Scheinpflugs. zur Aufführung gelangen sämtliche 9 Sinfonien, ferner an jedem 8. Dezember, abends 8 Uhr, im Blüthnersaal. Solist: Prof. Ernst bend ein Klavier- oder Violin- Konzert mit Orchester, unter Mit­wirkung hervorragender Solisten. Erster Abend am Mittwoch, den v. Dohnanyi( Klavier- Stonzert Nr. 2), 1. und 5. Sinfonie. v. Dohnanyi( Klavier- Konzert Nr. 2), 1. und 5. Sinfonie.

Erweiterung des germanischen National­Museums. Mit der seit Jahren geplanten Erweiterung des Ger­manischen Museums in Nürnberg soll es nun Ernst werden. Die von Geheimrat Bestelmeyer in Berlin gefertigten Entwürfe fanden die Genehmigung des Bayerischen Ministeriums. Es handelt sich um einen gewaltigen Bau, der neben einer imposanten Gingangs­halle große Sammlungsräume im Erd- und Obergeschoß sowie meh­rere Säle für die Bibliothek, das Archiv und das Kupferstichkabinett enthalten wird. Dazu kommen noch Räumlichkeiten für die Ver­waltung.

" Ja, ich glaube es, Andersen; und ich kann Ihnen auch sagen, warum Sie glücklich werden. Sie wissen doch, wie der Schwede sagt: Wenn du warten kannst, wirst du vielleicht fogar König von Schweden'."

Aber das ist doch nur ein Scherz."

Nein, Andersen, es ist der bitterste Ernst. Sie sind gerade der Mann, der warten kann, und so werden Sie sicher einmal König von Schweden ."

" Jezt haben Sie mich zum besten, Christensen!"

"

Gott soll mich bewahren!" rief der Philosoph. Einen Menschen wie Sie zum besten haben, das wäre eine Todsünde. Sie müssen mich nur zu verstehen suchen. Wenn ich sage, Sie könnten warten, so meine ich damit, daß Sie achtzig Jahre lang leben, warten und dann sterben können, Andersen. Aber Sie leben dennoch in Ihren Kindern, den neuen Andersen, fort; die wiederum warten, wieder sterben und wieder in den Geschlechtern, die nach ihnen kommen, weiterleben. Aus diesen aber kann alles Mögliche werden, denn es ist Schwung in der Rasse."

,, Sie sind gewiß ein sehr gescheiter Mann, Christensen," sagte Andersen, aber das kann man von mir nicht behaupten. Ich weiß wohl, was ich wert bin; doch was man so einen flugen Kopf nennt, das war ich nie."

"

, Glauben Sie ja nicht, daß so ein sogenannter fluger Kopf soviel ivert ist, Andersen. Es hat eine ganze Menge solcher Grübler gegeben, die für die Welt ein System aus­

Der Philosoph bog den Kopf zurück und trant seine Tasse gesonnen haben, und dann sind andere scharfe Denker ge­auf den letzten Tropfen aus. kommen, die bewiesen, daß das System ihrer Vorgänger ver­Maren ist ein prächtiges Mädchen," begann er dann. kehrt war. Hierauf stellten sie ein neues auf, das hundert Nach ihrer Abstammung braucht man nicht zu fragen; Jahre später wieder zerpflückt und unmöglich gemacht wurde, sie ist reine Landrasse. Das ist die Art Weiber, die die und so ging es fort. Das gute Herz aber, das einst gesagt Mütter jener Männer werden, die früher oder später das hat: Liebe deinen Nächsten! ist nie zu schanden geworden. Land regieren." Es gibt einfach nichts Höheres. Von Ihnen glaube ich, daß Sie ein gutes Herz haben, und deshalb sage ich, daß Sie glücklich sind.

Andersen fand es etwas eigentümlich, schon jetzt von Dingen zu reden, die Gott sei Dant noch in weiter Ferne lagen. Aber der Philosoph war ja nicht wie andere Menschen. Wir hoffen von der Zukunft das beste," sagte er be­scheiden.

Was halten Sie für erfreulicher, Andersen: Selbst den Gipfel zu erklimmen- Ritter, Staatsrat, Millionär zu sein und dann den Niedergang seiner verweichlichten, Ich bin überzeugt, daß Sie glücklich werden, Andersen," geistesschwachen Erben zu beobachten? Oder als armer Schneider entgegnete der Philosoph, indem er dem jungen Wann seine Kinder zu bekommen, die sich zu reichen Schneidern, Tuch­magere Hand auf die Schulter legte." Ihre und Marens großhändlern emporarbeitern, und dann in seinem hohen Alter Stinder werden nicht nur für Sie beide, sondern auch für die Stindesfinder über jene Nachkommen der staatsrätlichen andere ein Segen sein." Kinder herrschen zu sehen?" Sollte das wirklich so zugehen?" fragte Andersen hin­( Forts. folgt.)

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" Meinen Sie, Christensen?" fragte Andersen erfreut Wenn Sie das wirklich glauben, bin ich glücklich denn ich. gerissen. habe es mir selbst auch schon gedacht."