Nr. 282.- 1915.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Dienstag, 7. Dezember.
Der Geiger am letzten Pult.
Von Balthasar Prüfer.
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E. Z.
schwamm da und dort der dunkle Rock eines zurückgebliebenen| Störende fort und die musikalische Schönheit tritt reiner in die ErGeigers zwischen den Wogen der Notenpulte. Die Probe ging scheinung. Wenn nun noch so auserlesene Kräfte wie diesmal am schlecht und recht von statten. Als es aber zur ziveiten gekommen Werk sind: der kgl. Opernchor, die kgl. Hof- Operniängerinnen Birgit war, als an allen Anschlagsäulen bereits geschwägige, schwarze Buch- Engell und die etwas fühle Marie Eicher, Prof. Rüdel als Dirigent, Er hatte keinen Namen. Geiger am letzten Bult haben nie staben auf lautem, gelbem Papier die nahe Aufführung verkündeten, da dem das verstärkte Blüthuer- Orchester willig folgte, sowie Frau einen Namen. Es ist ganz einerlei, ob ihnen die Eltern einen in zeigte es sich, daß die Einberufung weitere Lücken in die wenigen Geigen Paula Weinbaum, die für die ertranfte Emmi Leisner einsprang, so allen Pfauentönen schillernden Namen mitgegeben haben: es gerissen hatte. Der Konzertmeister war eingezogen, die Primgeiger fann ein voller Erfolg nicht ausbleiben. Das einzig Unzulängliche Tertbücher, die für 20 Pf. schon etwas forgfältiger kümmert sich niemand darum. Auch Balduin Bleichtreter ging es fehlten; nur am zweiten Pult gab's noch etliche Leute, und das waren die nicht anders. Es kam auch nicht ein einziges Mal vor, daß der waren, weiß Gott, keine Künstler. Der Komponist sah sein Werk redigiert sein könnten. Ausgezeichnet hingegen ist die wieder von Dirigent gesagt hätte:„ Herr Bleichtreter, Sie haben den Einſaz denn an Ersatz war nicht so rasch zu denken; jedenfalls müßte die bedroht und fürchtete, daß die Sinfonie abgesetzt werden müßte, Adolf Weißmann verfaßte Einleitung. Manches noch ließe sich über das Thema Glud als Reformator versäumt." Nein, es hieß nur Nummer zwei am letzten Bult heutige Probe ausfallen, und auch mit dem Ausfall dieser Probe fagen, insbesondere darüber, wie Gluds Dramatit, in tiefstem noch einmal". Und Nummer zwei am legten Pult strich war schon das ganze Werk bedroht. Der unglückliche Autor stand Grunde genommen, aus seiner Lyrik herauswächst( d. h. wie es ihm dann bekümmert und trostlos ein zweites Mal die verfehlte wie ein gebrochenes Fragezeichen am Dirigentenpult, die krebs- nur darum zu tun ist, die seelischen Stimmungen im Geiste der Musik Stelle und δας ganze Orchester warf wütende Blicke auf roten Bläser stierten tiefsinnig vor sich hin und der fadendünne zu erfassen, nicht um die Darstellung der Charaktere durch HandNummer zwei am legten Geigenpult wegen der Verzögerung. Manchmal machte auch einer seinem Merger Luft:„ Was an diesem legten Pult Schlagwerker lachte aus einer angeborenen Schadenfreude ein lungen und Taten). Für diesmal genüge es, daß das ja stets naiv meckerndes Lächeln. zusammengepakt wird, das ist doch himmelschreiend!" Aber niegenießende Publikum mit seinem Beifal im Recht war: diese Musit mals wäre es jemand eingefallen, den Namen Bleichtreter auszu- machte schüchterne Zeichen, daß er etwas zu sagen hätte. Der Kom- wirfte. Da geschah etwas Seltsames. Nummer zwei am legten Bult Surfte in dieser Form dargeboten werden, ohne daß es als Notbehelf sprechen. Man machte nicht einmal die billigen Späße, zu denen das Wort Bleichtreter verlocken konnte, obwohl der Geiger Balduin ponist bemerkte es und ermunterte Balduin Bleichtreter durch eine Generalpause. Alles sah gespannt auf den ein richtiger bleicher und ungeschickter Treter war, immer hüstelnd fragende Gebärde. und schüchtern, mit hilflosen, unbeherrichten Bewegungen auf das Geiger, und der machte sich stotternd zuerst und dann immer zuzwickten Gesicht vor den Noten saß und niemals recht wußte, wo er habe die Partitur mitgelesen, das Werk interefftiere ihn und er Podium hinaufkletterte, mit einem blassen und merkwürdig ver- bersichtlicher erbötig, er wolle die erste Geige übernehmen. feine Gliedmaßen hintun sollte, die ihm und den anderen im Wege staunten sie ein gedehntes:" Rein, sowas, Nummer zwei am letzten Da ein Wispern und Fragen und alle Das war's: er war so grenzenlos unwichtig, so unwirklich über- Einer der krebsroten Bläser tonstatierte mit einer Anwandlung flüssig, daß man nicht einmal Späße mit ihm trieb. Wenn die ins Amarantfarbene: Das ist ja der Bleichtreter!" anderen über irgend eine Bosheit, über einen bandgreiflichen Wig derb drauf loslachten, war Balduin Bleichtreter von dem Gaudium " Bravo , Bleichtreter, bravo! Seht den an, was der alles kann! nein ausgeschlossen. Er fonnte immer erst viel zu spät die Pointe einfangen, und sein Lachen trippelte hilflos und komisch, wie ein aufgeregter fühlte: wie einer noch gewohnheitsmäßig Nummer zwei vom letzten Der Geiger Balduin hörte seinen Namen zum erstenmal. Er Nachzügler hinter dem lärmenden und geschlossenen Troß lachender Leute Aber man hörte dieses Lachen nicht mehr; es verschwamm Bult gefagt hatte und wie diesen die anderen mit seinem ehr Amerikas brausen nun zeitweilig gewaltige Stürme, die schwere in der Luft, wurde von den Tönen prüfender Instrumentenstimmen mit füßem Strich, leicht, sicher. lichen Namen gleichsam zurechtwiesen. Und dann spielte er, zerfett, flüchtete irgendwo hin in eine dunkle, leere Ecke, wo es stimmenden Summen und Murmeln. Er nahm es für seinen perängstlich verklang. Die wenigsten wußten dann: Balduin Bleichtreter hat gelacht, sowie die wenigsten wußten, wie er eigentlich hieß. fönlichen Erfolg, als die Suiten in rauschender Klangfülle aus dem Soweit man von seiner Eristenz Notiz nehmen mußte, war er eben Orchester herausblühten; und er faß stolz wie ein von fröhlichen Nummer zwei am letzten Pult." Er hatte keinen Rang, fein An- inden geblähtes Segel an seinem Pult und spielte wie ein Gott die Geige. sehen, teine Aufgabe. Und wenn der Dirigent wirklich einmal abKlopfte und mit sehr bösen Augen anordnete:" Nummer zwei am legten Bult noch einmal!", dann empfand Balduin Bleichtreter dies beinab wie eine unverdiente Ehrung.
waren.
drein.
Am letzten eines jeden Monats zahlte der Sekretär des Drchesters die Gagen aus. Der Geiger Balduin fam stets als der erste. Er stellte sich gleich irgendwo hin in eine verlorene Ede. Er wußte ja, daß er als der letzte an die Reihe kam. Es wäre bermessen gewesen, auch nur daran zu denken, daß man etwa vor dem Herrn Konzertmeister die Gage befäme; aber es ließ sich nur schwer daran gewöhnen, daß selbst die dicken Blechbläser mit den krebsroten Gesichtern, ja, daß sogar die beiden Fagottisten, bon denen der eine so daß sein Instrument in den Riesenhänden nicht anders als ein Bleistift aussah, während dem anderen, einem Diden, Kleinen, der Fagott über den Kopf gewachsen war, daß selbst diese den Vortritt hatten. Schließlich, man war doch ein Geiger- wenn auch nur Nummer zwei am letzten Pult. Und man hatte doch auch seinen Namen; hieß doch unzweifelhaft Balduin Bleichtreter. Aber, man tam als der letzte dran, und es hieß nicht:„ Herr Bleichtreter Shre Gage-", sondern es hieß:„ Summer zwei vom legten Bult,
120 Kronen".
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war,
wolle es schon wagen.
Pult."
Er
Er berauschte sich an dem zu<
Nach der Probe begleitete der Herr Konzertmeister den Geiger Balduin und dankte ihm immer wieder für sein Eingreifen:„ Situation gerettet... Ehre des Orchesters..."
treter?"
Und tags darauf drückte ihm der Komponist die Hand vor allen Musikern. Dann kam der Sekretär und klopfte ihm auf die Schulter: Wie geht's denn immer, Herr Bleichtreter, ha?" Und Balduin war wie berauscht; er wagte das Unmögliche, bot dem Dirigenten eine Bigarette an, erzählte ihm von seiner Sinfonie, und der Sekretär hörte interessiert zu und sagte sogar:„ Ah, wirklich. Herr Bleich Dann kamen die Ersatzgeiger, Balduin verschwand wieder auf Nummer zwei am letzten Bult; und es kam die Aufführung, und alles flappte vorzüglich. Ganz im stillen verbeugte sich der Geiger Balduin mit, als der Komponist für den Beifall dantte. Bleichtreter." Am zweitnächsten grüßte man ihn nur gedankenlos Am nächsten Tage sagte man zu ihm noch: Guten Morgen, und gelangweilt:" Guten Morgen..." Und nach einer Woche hatte, daß er eine Sinfonie geschrieben hatte. Nur der Dirigent wußte wieder niemand mehr, daß er seinen schönen, ehrlichen Namen flopfte einmal ungeduldig ab und sagte giftig:„ Nummer zwei am legten Pult noch einmal die Stelle..
Kleines Feuilleton.
Gluck in der Volksbühne.
Eine Eisenbahn über den Gerefund. Die Zeitung des Vereins deutscher Gisenbahnverwaltungen" Bementfirma, D. Kjellström, in einem Vortrag erörterte. Es hanberichtete über ein Projekt, das der Direktor einer schwedischen den Derefund, der das schwedische Festland von der dänischen Insel delt sich um den Bau einer 17 Kilometer langen Betonbrüde über tragenden darin zu liegen, daß es möglich gewesen ist, in NordSeeland trennt. Die Möglichkeit der Ausführung scheint dem Voramerika zwischen dem Festland von Florida und Key- West , einer der äußeren Floridainseln, eine 180 Kilometer lange Verbindung einander verbinden oder über sie hinführen. In jener Gegend zu schaffen. Diese besteht allerdings aus einer ganzen Reihe von Brücken und kurzen Eisenbahndämmen, die die kleinen Inseln mitMeereswogen gegen das Werk von Menschenhand treiben. Direktor Riellström ist der Ansicht, daß im Sund mit derartig schwerem Unwetter nicht zu rechnen sei, daß der Untergrund im Sund aus festem Kreideboden bestehe und daß die Wassertiefe höchstens 10 Meter betrage. Eigentlich müßte von zwei Brüden gesprochen werden, die durch einen kurzen, über die im Sund liegende Insel Saltholm geführten Damm miteinander verbunden würden. Die Brücken sind so gedacht, daß die Schienenhöhe 6 Meter über dem Wasserspiegel liegen würde, und daß jede der Brüden zwei Durchlaßöffnungen für Schiffe erhalten würde, die nur für die Zeit der Bugüberführung geschlossen würden. Mit Hilfe einer derartigen Brückenverbindung würde ein Eisenbahnzug von Kopenhagen nach Malmö in Schweden nur 30 Minuten gebrauchen, während heute die Trajektfahrt zwei Stunden in Anspruch nimmt. Die Kosten des Baues veranschlagt Kjellström auf 20 Millionen Kronen. Wenn es gelingen sollte, dies Projekt zur Ausführung zu bringen, so dürften wir bald eine feste Eisenbahnverbindung zwischen Deutschland und Standinavien haben, denn die Herstellung einer oder mehrerer Brücken zwischen den dänischen Inseln und dem schleswig- Holsteinischen Festland dürfte nicht schwieriger sein als der Brückenbau zwischen Malmö und Kopenhagen .
Notizen.
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Berliner Akademie der Künste in einem Schreiben an den OberGegen die vernagelten Denkmäler hat sich die bürgermeister von Wilhelmshaven ausgesprochen. Es heißt darin:
An zahllosen Stellen in Deutschland sind Nagelungen von StandAn all dies hatte sich der Geiger Balduin mit der Zeit gewöhnt, Ibern und Wahrzeichen zur Sammlung von Mitteln für die hatte sich daran gewöhnt, daß er die Saaldiener zuerst grüßte, daß Kriegshilfe vorgenommen worden, und es läßt sich vom künstle man seinen Gruß nur gedankenlos und gelangweilt erwiderte, daß rischen Standpunkt aus schließlich wenig gegen die Fälle einwenden, man mit einem geringichäzenden Lächeln darüber hinwegglitt, wenn bei denen es sich um ein ganz einfaches Gebilde, ein Eisernes Kreuz , er über ein neues Orchesterwerf, das eben geprobt wurde, so wie Türen, symbolische oder heraldische Wahrzeichen usw. handelt. die anderen ein Urteil abgeben wollte; hatte sich daran gewöhnt, Die rührige musikalische Leitung der Volksbühne versteht es Etwas künstlerisch ganz Unmögliches ist aber die Benagelung von daß die krebsroten Bläser einen Rang hatten und daß die beiden aufs beste, das Interesse für die Mittagstonzerte der Voltsbühne Porträtstatuen. Das Beispiel des Hindenburg- Kolosses in Berlin Fagottisten eine Instanz bedeuteten. Er Er war eine Null. Er rege zu halten. Die Auswahl der zur Aufführung gelangenden sollte allen anderen Städten warnend vor Augen stehen. Es ist existierte nicht. Werke sowohl wie die Gewinnung ausgezeichneter Mitwirkender doppelt traurig, daß gerade die Ereignisse unserer großen Zeit So wäre es vielleicht bis an sein Lebensende geblieben, wenn macht sie zu einer Art von Elitekonzerten, zu denen die musikalisch einen Niederschlag in so minderwertigen Erzeugnissen untergeordnicht ein großes Ereignis ihn aus seinem Nichts hervorgeholt, ihn interessierte Arbeiterschaft Berlins in hellen Scharen strömt, so daß neter künstlerischer Kräfte gefunden haben, und es wäre tief be= drei glorreiche Tage lang in den Mittelpunkt gestellt hätte. Und trotz der in jedem Sinne ungünstigen Zeit stets ausverkauft" ist. flagenswert, wenn der Geschmack des Publikums durch solche Verdas tam so: es wurde das sinfonische Wert eines berühmten Kom- Auch das fünfte dieser Konzerte war wieder ein Volltreffer! irrungen noch mehr verwirrt und verbildet werden sollte.'" ponisten geprobt. Der Autor war selbst gekommen, um zu Diesmal gab es eine Oper, den, Orpheus " von Gluck, je Der gleiche Standpunkt ist hier vor Monaten vertreten worden. dirigieren. Tage zuvor hatte der Krieg die Harmonie diefes doch im Konzertrahmen. Schon die allzu seltenen Auf Der Warnruf der Akademie kommt reichlich spät aber nügen biellautigen Störpers gestört: gerade die besten Geiger führungen der Oper würden das Wagnis, eine Oper als Konzert tann er immer noch. waren eingezogen worden, und auf den Pulten der ersten zu geben rechtfertigen; doch bedarf es bei dieser Oper gar nicht Geige sab es recht einsam aus. Die erste Probe tar an- folcher Rechtfertigung. Die flaisische Schönheit und Ausdrucksfülle gefeßt, und dünn wie die Stimme eines Kindes fab die Be- der Musik wird stets ihrer Wirkung sicher sein, und man vermißt feßung der Geige aus. Wie armielige Infelchen im Meere, so faum das Bühnenbild; ja für Feinschmecker fällt so manches
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Die Schicksalsmaus.
Eine Erzählung von Tieren und Menschen. Von Harald Tandrup.
„ Das ist der Lauf der Welt", antwortete Christensen. Die kleinen Nachkommen großer Männer leben von den Erinnerungen, wir anderen müssen von der Hoffnung auf die großen Taten leben, die unsere Kinder vollbringen werden. Es gibt keine soziale Ungleichheit. Wir fommen alle zu unserem Recht; entweder waren wir gestern an der Reihe, oder wir kommen morgen daran. Man muß bloß zu warten verstehen. Nur dem, der keine Kinder hat, ergeht es wie dem Spieler, der sein letztes Goldstück verlor und darum bom Spieltisch fortgewiesen wird. Für ihn gibt es keine Hoffnung."
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Sie verstehen wirklich herzergreifend zu reden", sagte Andersen bewegt. Es tut mir richtig weh, wenn ich daran denke, daß so ein fluger, guter Mann wie Sie hier oben sitt, leidet und vielleicht nicht einmal etwas zu essen hat."
„ Das brauchen Sie sich nicht zu Herzen zu nehmen, Andersen," erwiderte Christensen. Ein Pfarrer muß gemästet werden, damit er freundlich und nachgiebig ist, aber ein Philosoph soll hungern. Es gab wohl vor Jahren eine Zeit in meinem Leben, da wünschte auch ich mir alles das, was die Welt Wohlstand nennt. Ich hatte gedacht, ich müsse ein großer Mann werden einer von denen, die die Menschen nicht entbehren fönnen und statt dessen bin ich ein Mann geworden, der die Menschen entbehren kann. Ist das nicht viel mehr?"
Antwort.
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" Ich fürchte, das ist mir hoch", gab Andersen zögernd zur „ Aber sagen Sie, Christensen, was tun Sie eigentlich den ganzen Lag?"
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" Ich denke und dichte", erwiderte der Philosoph.
Machen Sie auch Verse?"
Christensen niďte.
Wollen Sie einen hören?"
mein Leben gern."
"
Und ob ich will, lieber Christensen. Ich höre Verse für
Soll
in dem Büchlein.„ Hier ist ein Gedicht, das ich gestern abend verfaßt habe. Es heißt„ Gedanken zur Nachtzeit" ich es Ihnen vorlesen?"
„ Ja bitte, fangen Sie an," antwortete Andersen gespannt.
Der Philosoph stellte sich mit dem Heft in der rechten Hand mitten ins Zimmer, machte mit seiner Linken eine feierliche Bewegung und las:
Ein Lichtstrahl nach dem andern Löscht hinter den Fenstern aus; Der Tag ist müd' geworden, ' s wird totenstill im Haus. Die Flammen der Laternen Verkriechen sich, ganz flein Ws schlummernde Feuerseelchen Mit mattglühendem Schein. Rasch eilt der letzte Wanderer Unter fein eigenes Dach, Vorübergleitende Schatten Sehen ihm heimtückisch nach.
,, Sie verstehen es doch, Andersen?" fragte der Lesende plötzlich.
" Jede Silbe, Christensen
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fahren Sie nur fort."
Doch über dieser Erde, Ueber all dem Gewimmel, Ueber dem stillen Wald Und dem rauschenden Meer, Wölbet sich wie ein Dach Der funkelnde Sternenhimmel.
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, du getreuer Gott". Flüstert ein findlich' Gemüt, Willst du nicht immer das Beste? Wenn es auf Erden dämmert Und Licht auf Licht geht aus Wenn es in uns und um uns Duntel zu werden droht: Grüßen uns deine Lichter Aus dem Vaterhaus."
„ Entschuldigen Sie, daß ich Sie unterbreche," sagte Andersen. Ist das mit den Lichtern nicht ein neuer Beweis
Stum ging der andere zum Dfen, öffnete die Tür zur von der Güte unseres Gottes? So habe ich das noch nie Feuerung und zog ein kleines Heft heraus. angesehen."
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" Ich benüße den Dfen als Bücherschrank", sagte er. Die Hören Sie nur weiter," mahnte Christensen und fuhr Mäuse zernagen mir sonst alle meine Papiere." Er blätterte fort:
- Kunstpflege in Polen . Im Wilnaer Stadttheater werden deutsche Aufführungen vorbereitet. Eine Reihe philharmo nischer Konzerte in Warschau wird am 9. Dez. mit dem bekannten Pianisten Moriz Rosenthal eröffnet.
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Dies dünft uns Menschen weise Aber jeder von uns sollt' sich bewußt sein, Daß selbst, wenn die Sonne längst,
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Längst wieder bei uns ist,
Uniere nächtlichen Freunde
Hinter der armiel'gen Sonne
In dem ewigen Dunkel doch
Ihre ernsten Wege gehen.
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Dente daran, o Menich, wenn das Glück dir lacht.
Wenn du mitten im Licht
Fern wähnst des Lebens Nacht.
Sie wandern beständig dort droben,
Hoch, hoch über uns.
Die Sonne deines Glückes ist nur ein armes Licht,
Ein Funke aus der Esse des Lebens,
Den Gottes Güte dir schenkte
Bergiß über ihm die Sterne der ew'gen Wahrheiten nicht.
Sie haben geleuchtet, ehe du geboren wurdest
Und werden leuchten, wenn du längst nicht mehr bist.
Christensen verstummte und schloß langsam das Buch. ,, Das war herrlich", sagte Andersen. Ich hatte ein Gefühl, als ob aber ich weiß nicht, ob ich das sagen darf
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,, Sagen Sie ruhig Ihre Meinung", erwiderte der Philosoph,
,, Nun ja, ich hatte so ein Gefühl, als ob ich Karussell führe", erklärte Andersen begeistert. Sie wissen doch, wie sich da alles um einen herumdreht, so daß man nur noch die Umrisse unterscheiden kann; aber man sitzt dennoch und ist unbeschreiblich vergnügt. Gerade so ging es mir jett bei den schönen Worten, die sie vorlasen."
Christensen wollte etwas erwidern; doch im selben Augenblick ertönte eine Stimme, die: Hilfe Diebe!" schrie.
,, Horcht," sagte Andersen. Lars Larsen ruft um Hilfe." Damit stürzte er zur Tür und rannte die Treppe hinab. Der Philosoph aber legte sein Buch wieder an den früheren Plak, schloß die Ofentür und ging Andersen langsam nach. Forts. folgt.)