Nr. 294.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Dienstag, 21. Dezember.

Die Rache des Lappen.

Von Maria Ried Mueller.

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Die gelbbleiche Mittwintersonne war hinter das frostweiße Sebüsch getrochen. Und die mattroten Wolken, die sie vorher um­lagert hatten, färbten die Baumwipfel und den Schornstein der Ansiedlerhütte auf der Gastreute mit einem schwachen Schein, wie von einer fernen, erlöschenden Feuersbrunst. Aus den Weiten jenseits des Waldes vernahm man das lang gezogene Heulen eines hungrigen Wolfes. Der Mann, der drinnen in der Scheuer stand und Holz hieb, trat in die Türöffnung und lauschte. Das Heulen währte noch immer, tam aber nun aus noch weiterer Ferne oder vielleicht waren ihrer mehrere, die Gesellschaft suchten, um sich desto sicherer in einem willkommenen Renntier eine gute Mahlzeit verschaffen zu können. Gegen diese Art Jagd hatte übrigens Jon Källson, der An­siedler auf der Gastreute, nichts einzuwenden. Und schadenfroh blizte es in seinen Augen auf, als er dort stand und lauschte. Denn er haßte die Lappländer und ihr Klauenvieh, das gieriger als der Frost über seine mühsam bearbeiteten Neubrüche herfiel und die jungen Bäume in seinem armseligen Stückchen Wald niederbrach. Das Heulen hörte auf, und Jon tehrte zu feinem Holzflok zurüd und ließ seine Gedanken den Weg fortsetzen, den sie bei der Erinnerung an diese seine Feinde fast stets nahmen auf regende, böse Gedanken im ständigen Kreislauf um die fünf Jahre hier oben im Oedland- und um das, was ihn hergetrieben hatte. Jon Källson war ein Bauernjohn aus Hälsinge. Verwegen und starrköpfig, behagte es ihm nicht, daheim auf den alten, ab­getretenen Bauernpfaden hinter dem Pflug herzugehen. Er ver­fuchte alles mögliche, in Amerita sowohl wie in der Heimat. Und als er schließlich unter die Eisenbahnarbeiter oben in den Lapp marken ging geschah das, was ihm das Schandmal aufprägte: Gr wurde der Teilnahme an einem Mord angeklagt und trotz seines Leugnens verurteilt. Auch nachdem er die Strafe verbüßt hatte, bestritt er nach wie vor seine Schuld, konnte aber nicht dazu ge­bracht werden, den Täter zu nennen. Wenn die Vertreter des Gesezes solche Esel find, so mögen Mörder und Schelme frei unter ihnen umherlaufen," sagte Jon. Er war während der Gefängnis­zeit noch starrköpfiger geworden und bitter dazu. Getrieben von Berachtung und Mißtrauen gegen die Beweggründe der Menschen, erwarb er fich, fern von ihnen, gleich nach seiner Freilassung weit oben im Dedland Boden und Heimatsrecht.

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schen, um Frieden zu finden statt dessen wurde er auch hier daß er die ökonomischen Geseze durch seine Maßnahmen in Ver­binnen kurzem von der gleichen Verdammnis ereilt und litt die wirrung brächte. Qualen des Unfriedens mit sich selbst und mit den wenigen leben­den Menschen, die sich hier in weitem Umkreis befanden.

sie ganz nahe vor der Holzscheuer stand. Auch nicht den Ruf seiner Frau zum Abendessen hörte er, bis

Die Vergrößerung Deutschlands  .

An all das dachte Jon Källson, während seine Art mit haſtigen Schlägen das Holz spaltete, daß die Stücke nur so flogen. Immer Ein Gebiet von der Größe des Königreichs Württemberg und wütender hebte er sich hinein in dieſe nuß- und ziellosen Gedanken des Großherzogtums Hessen zuſammen tann Deutschland   im und merfte nicht einmal, daß die Dämmerung sich wieder in eine Kriege gewinnen: durch Urbarmachung der Moorländereien und Art leuchtenden Tages verwandelt hatte, mit einem Schwefelglanz machenden Moorländereien Deutschlands   auf 2 Millionen Hektar, des übrigen Unlandes! Von Seelhorst schäßt die noch urbar zu unter einem glimmenden Rot, wie von steigenden und sinkenden Flammen. Während die Kälte immer schärfer wurde und das wozu noch die sandigen Heideflächen Norddeutschlands und das Nordlicht einen leise knisternden Baut gab. Unland in den Gebirgen kommen, so daß ungefähr ein Gebiet in der Größe von 3 Millionen Hettar in Deutschland   als Moor-, Ded- und Unland daliegt. Das sind 30 000 Quadratkilometer. daß der Brei in dem Topf eintrocknet?" fragt sie furz, doch nicht Bist Du denn taub geworden, Mensch? Oder willst Du, Württemberg ist 19 500, Seffen 7682 Quadratkilometer groß. An dieser Aufgabe ist bekanntlich ja auch während des Krieges unfreundlich. Tas regelmäßig doch grob geschnittene Oval ihres in verstärktem Maße gearbeitet worden. Wie Dr. Bruno Jaroslaw Schönheit, die ungewöhnlich weiße und wohlerhaltene Haut, wirkt deutschen   Heidelandes( Verlag Paul Parey  , Berlin  ) mitteilt, Gesichts ist umgeben von dichtem, rotblondem Haar. Ihre einzige in einem eben erschienenen Buche über die Erschließung des in dem wechselnden Schein des Nordlichts geradezu blendend. wurden schon im verflossenen Frühjahr rund 65 000 Kriegsge­Der Mann hat vielleicht die Absicht, ihr zu antworten, tommt fangene mit der Urbarmachung von Moor- und Dedland be­aber nicht dazu, denn in demselben Augenblick vernimmt er den schäftigt. Bereits 75 000 Hektar kultiviertes Neuland konnte im Laut von knickenden Zweigen, und aus dem Gebüsch stürzt in leßten Frühjahr bestellt werden. Und im verflossenen Herbst rasender Gile ein prächtiges junges Renntier, springt über den dürfte das während des Krieges gewonnene Neuland sicher 200 000 halb verschneiten Zaun und läuft gerade auf ihr Gehöft zu. Hinter Hektar betragen haben. ihm her drei Graubeine nacheinander, die Bungen wie rote Lappen aus den offenen, vor schnaubender Lüfternheit geifernden Mäulern. Es ist für den Ansiedler das Werk eines Augenblicks, dem ersten Wolf mit der Art das Rückgrat zu brechen, als er gerade in blinder Gile vorüber will, um in die nun so verlockend nahe Beute die Zähne einzuhauen. Der zweite weicht durch einen Rud einem neuen Arthieb aus und flieht zugleich mit dem dritten Gefährten unter wütendent Geheul nach dem entschlüpften Leckerbissen zurück in den Wald. ( Schluß folgt.)

Kleines Feuilleton.

1008 IS

Henry Ford  .

Professor Dr. Wohltmann in Halle   stellte eine Berechnung auf, nach der allein in den vier Wintermonaten Dezember, Januar, Februar und März 100,000 Striegsgefangene 25 000 Hektar Land urbar machen können. Da in der übrigen Zeit aber weit mehr geleistet werden kann und mindestens 300 000 Gefangene zu dieser Arbeit verwendet werden können, so ist es möglich, in einem Jahre durch die Kriegsgefangenen 300 000 hektar kulturfähig zu machen. mit den bereits gewonnenen 300 000 Hektar tönnten im nächsten Serbst etwa 500 000 eftar Neuland gewonnen sein Quadratkilometer!

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5000

Damit wäre freilich auch nur erst der vierte Teil des Moor­landes oder der sechste Teil des gesamten urbar zu machenden Gebietes für die land- und forsuvirtschaftliche Bebauung ge­wonnen. Aber im ganzen letzten Jahrhundert ist nicht soviel Heide­land urbar gemacht worden.

Der Krieg kann aber auch noch sehr lange dauern. Und nach Beendigung des Krieges wird es wahrscheinlich nicht an Arbeits­Der amerikanische Automobilfabrikant Henry Ford  , der von leuten fehlen, die zur Fortsegung dieser Kulturarbeit bereit wären, den Vereinigten Staaten   ausgereift ist, um in Europa   für den besonders wenn ihnen die Möglichkeit geboten würde, das ge­Frieden zu wirken, wird in manchen Blättern mit vielen Spott wonnene Ackerland selbst zu besitzen und zu bebauen. So könnte Die Frau, die er dorthin mitnahm, war auch die einzige, die übergossen. Sein Verfahren mag ein eigentümliches sein; aber die im Kriege begonnene Arbeit fortgesetzt werden, bis alle kultur­unter diesen Bedingungen zu ihm paßte. Strecken- Glin wurde sie seine Absicht ist eine sehr vernünftige. Schon einmal hat Herr baren Moorflächen bebauungsfähig gemacht sind. genannt, weil sie bald als Wäscherin, bald als Köchin den Bahn- Ford die Wut und den Spott der nationalistisch- kapitalistischen Die Sachverständigen schäßen den bei der bisherigen Kulti­arbeitern zu folgen pflegte. Und sie genoß das zweifelhafte An- Bresse beider Hemisphären herausgefordert, als er vor etwa zwei vierung entstandenen Mehrwert auf 700 M. pro Heftar, sodaß sehen, das solchen weiblichen Zugvögeln gewöhnlich zuteil wird. Jahren Ansichten äußerte, bie für einen Kapitalisten sehr vernünf- durch die Urbarmachung von Millionen Hektar Dedland der Da ihr Ruf auch nicht besser werden wollte, als sie sich in dem tig waren und diese seine Ansichten in seinen Fabriken durch- Ertragswert des Bodens um 1750 000 M. erhöht würde. Das ge­Dorf fest niederließ und Arbeitsfreude und guten Willen zeigte, führte. wonnene Neuland kann jährlich ein Mehr von 8 Millionen Doppel­ging fie nicht ungern auf Jon Källsons Vorschlag ein, mit ihm ge- Gr sagte damals: Reiner meiner 22 000 Arbeiter und Ange- zentner an Fleisch und vielen anderen landwirtschaftlichen Pro­meinsam den Menschen den Rücken zu kehren und seine Frau zu stellten wird von jetzt ab weniger als 5 Dollar im Tage ver- Buften liefern, und es würde die Möglichkeit bieten, eine halbe werden. Was ihren Ruf betraf, hatte keiner von beiden Ursache, dienen. Ich halte darauf, daß der Arbeiter, selbst der bescheidenste, Willion landwirtschaftlicher Familien anzusiedeln. auf den anderen herabzublicken. Daß auch sie von harter Art war selbst der einfache Auskehrer in meinen Fabriken, der mir jeden und durchaus nicht empfindsam, das war ihm gerade recht. Tag seine acht Stunden Arbeit leistet, das Recht auf einen Min­bestlohn von 5 Dollar hat. Das ist ein Grundsay der sozialen Gerechtigkeit!"

So waren sie im großen ganzen mit ihrer gegenseitigen Wahl und anfangs auch mit der des Wildnislebens zufrieden. Sie hatten fich nicht mehr vor verachtenden und mißtrauischen Menschen zu schüßen und sich gegen keine andere Gefahr zu wehren als gegen die Tiere der Wildnis, besonders gegen die frei umherirrenden Renntiere, die ihre Besizer, die Lappen, nicht von fremdem Boden

fernzuhalten vermochten.

Einen fast instinktiven Groll hegte Jon von Anfang an gegen dieſes leicht bewegliche, lautlos umherschleichende Bergvolt mit seiner unverständlichen Sprache, seiner zähen Ausdauer und seiner Sorglosigkeit. Auch tückisch fand er diese Kerle, und mit wachsender But bemerkte er, daß seine Frau sie immer eifriger verteidigte und ihre sich hier und da wiederholenden Besuche in der Hütte recht gern sah. Obwohl sie doch sicher nicht anderes beabsichtigten als zu spionieren. Denn Jon hatte im vorigen Jahre einmal ein Renntier erschoffen, das er in dem jungen Korn auf seinem ein­zigen Stüdchen Ader beim Weiden   überrascht hatte. Und seitdem ivar er auch hier ein Verdächtiger, wenngleich er hinterher wegen feiner Uebereilung Neue und Scham empfunden und eine Ent­schädigung geboten hatte.

So hatte sich allmählich sein Groll zu immer grimmigerem Haß ausgewachsen. Er hatte das Leben der Wildnis gewählt, um fortzukommen von all der Ungerechtigkeit und Bosheit der Men­

Die Schicksalsmaus.

Eine Erzählung von Zieren und Menschen. 34] Von Harald Tandrup.

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Ein großes Hindernis für die Kultivierung des Dedlandes bildet der Widerstand der Grundbesizer. Aber dieser kann durch ein Gesetz gebrochen werden, und diese Annexion" jetzt im Kriege vorzunehmen, wäre eine dringende Aufgabe des Staates. Sehr Ford hat, um diese seine Ansicht zu verwirklichen, feinen Ge- treffend sagt der Staatsrechtslehrer Jhering  : Die Expropriation schäftsgewinn mit seinen Arbeitern geteilt. Im Jahre 1913 be- enthält die Lösung der Aufgabe, die Interessen der Geſellſchaft trug die zur Verteilung gelangte Summe 10 Millionen Dollar. mit denen des Eigentums zu vereinigen; sie macht dieses erst zu " Ich bin überzeugt," sagte damals Ford zu den Vertretern der einem praktisch lebensfähigen Institut; ohne sie würde sich das amerikanischen   Presse, daß in kurzer Zeit die anderen Unter- Gigentum zu einem Fluch der Gesellschaft gestalten können." Nach nehmungen meinem Beispiel folgen müssen, daß sie ihre Profite der Bundesratsverordnung vom 31. März 1915 können die mit denen zu teilen haben, die ihnen diese Profite möglich gemacht Ruhungsberechtigten von Landgütern und landwirtschaftlichen haben." Grundstücken gezwungen werden, ihre gesamte Ackerfläche zu be­Was den Tagelohn von 5 Dollar anbetrifft, so stellt er das stellen. rch eine Ausdehnung dieser Verordnung könnte die Minimum deſſen dar, was wir an alle Arbeiter zahlen, die Kulturfähigmachung des gesamten fast unbenußt daliegenden Oed­Familienväter sind. Außerdem erhalten diesen Lohn alle jugend- landes erzielt werden. Und neben seinen Zerstörungen würde der Krieg ein Kulturwerk hinterlassen, das Jahrhunderte nicht zustande lichen Arbeiter, die ihre Familien unterstützen." bringen konnten!

Notizen.

Diese Ansichten und ihre Verwirklichung haben natürlich nichts mit dem Sozialismus zu tun, und Ford erklärte selbst, daß er mit dem Sozialismus nichts gemein habe. Er dachte und han­delte nur allgemein menschlich, vernünftig und gerecht. Aber dies Musikchronit. Im Dom findet ein Weihnachtskonzert erregte die Wut, und den Zorn der gesamten kapitalistischen   Preffe. unter Leitung von Prof. Irrgang am 21. Dezember, abends 8 Uhr. Man verspottete ihn als Utopisten", als einen Sentimentalisten; statt. Am 22. Dezember wird das 48. Kriegshilfekonzert in der ja das New Yorker Wall Street Journal  ", das Organ der aaneri- St. Georgenkirche( Alexanderplat) veranstaltet, wobei der Knaben­tanischen Börsenmenschen, beschuldigte damals allen Ernstes Ford, chor zu St. Georgen   mitwirkt.

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Hie rauf nickte er Maren tröstend zu und entfernte sich langsam und würdevoll wie ein Universitätsprofessor.

Lars Larsen hatte sein Heim verlassen wie ein Sturm­wind und kam als Orkan wieder.

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Kaum waren ihr diese entsetzlichen Worte entfahren, wurd sie dunkelrot. Aber Lars Larsen hatte sie gehört und wieder holte höhnisch:

,, Lieben! Was will das sagen? Man liebt einen ehr­baren Mann, der einen ernähren kann; aber so einen erbärin­lichen Stümper-."

Er trabte die Treppe hinauf wie ein rasender Elefant, ,, Er dreht und wendet jeden Groschen es ist nicht riß die Tür auf, so daß der Luftzug die Küchengardinen hoch " Ich heirate nicht des Geldes vegen wie du," rief sie zum Aushalten. Vielleicht versuchen Sie es, ihn ein wenig aufblähte, warf seinen alten Hut auf den Boden und rannte trogig. zur Vernunft zu bringen, ja?" über die morschen, knarrenden Bretter des Zimmers hin Das traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Die Geschichte Das wird schwer halten, fleine Jungfer! Wenn ich ihn und her. feiner eigenen Ehe stand vor ihm, und er mußte sich gestehen, mit der Hölle einschüchtern oder mit dem Himmelreich locken Verwundert schaute ihn Maren an; so erregt hatte sie daß sie nicht luftig gewesen war, wollte das aber natürlich fönnte, ginge es vielleicht. Aber nur auf dem Wege der ihren Vater noch nie gesehen. Es konnte von allem möglichen um teinen Preis zugeben. Darum verschanzte er sich hinter Vernunft läßt sich nicht viel ausrichten, denn nach ihr greifen herrühren; sie wagte nicht, ihn zu fragen, was geschehen sei. einer heuchlerischen Chrerbietung vor der Toten. die Menschen zulegt." Endlich kam die Erklärungstückweise in zornigen ,.Bergiß nicht, daß wir heute die Mutter in die Erde ,, Wie kannst du es wagen, fie zu gelegt haben", mahnte er. berurteilen?"

Er stellte sich mitten ins Zimmer, stemmte die Hände in Seiten, schaute Maren fest an und sagte heftig:

Sie sollten es dennoch versuchen, Christensen. Es wäre Ausrufen. ein Segen für uns alle, wenn Sie ihm die Augen öffnen tönnten. Denken Sie doch, wir haben achtzigtausend Kronen die auf der Sparkasse, und dabei leben wir wie arme Leute. Achtzigtausend! Das ist viel Geld, das weiß ich."

"

Pfui Teufel!"

Ihr gilt meine Verurteilung nicht", erwiderte Maren geheiratet haft. Sind das nicht deine eigenen Worte- kannst du behaupten, du seist durch das Geld glücklich ge­worden?"

Dann lief er wieder ein paarmal auf und ab, putzte sich unbefangen. Ich sage nur, daß du des Geldes wegen Nase, trodnete seine Stirn und grinste vor Wut. Ein Schneider ein Spizbube!" rief er fichernd. ,, Wieder machte er ein paar Schritte, blieb dann jäh stehen und sagte:

Wie man's nimmt," sagte Christensen ruhig. Man die fann mit achtzigtausend Kronen viel Böses und vielleicht auch ein bißchen Gutes tun. Ich werde mir überlegen, was Sie gesagt haben; vielleicht ist es doch möglich, auf Lars Larsen einzuwirken."

Der Vater ist von Natur aus herzensgut," erflärte Maren, ,, er läßt sich nur von etwas Bösem beeinflussen. Die Macht des Geldes ist wohl stärker als er."

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ist

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- ,, und nun gar der Gedanke, daß das meine Tochter

pfui Teufel!"

,, Wir wollen lieber nicht von mir sprechen." dasselbe traurige Leben führen soll ich will nicht, nein, ich ,, Doch, doch, gerade! Du darfst nicht verlangen, daß ich

will nicht!"

Dies sagte sie so heftig, daß Lars Larsen fast erschrak. Es lag etwas von dem Wesen der Mutter darin, und den Respekt davor wurde Larsen nicht so schnell Ios.

Nach dieser Einleitung wurde er ruhiger und erzählte einigermaßen zusammenhängend, daß er mit Blomberg   ge­sprochen habe und daß dieser ihm gesagt habe, daß Andersen gesagt habe, daß sie gesagt habe Endlich kam es heraus, daß der Schneider ihm Marens ,, Wir müssen Vernunft annehmen, fleine Maren," ent­Verlobung mit Andersen verraten hatte das war die gegnete er fanftmütig, ohne Vernunft geht es überhaupt nicht im Leben."

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Sie ist stärker als wir alle," erwiderte Christensen. Es gibt etwas, das man die soziale Frage nennt, etwas schrecklich Berwickeltes, das von dem unglückseligen Mißverständnis her­rührt, daß das Geld, das der Diener der Menschen sein sollte, ihr Herr geworden ist. Im allgemeinen beschäftige ich mich Hauptsache. nicht mit diesen nebensächlichen Dingen, denn ich habe aus- Mit einem Schneider!" fügte er höhnisch hinzu. ,, Mit gerechnet, daß sich dieser Fehler im Laufe von ein- bis zwei- so einem armen Schlucker, der nicht einmal das Salz aufs tausend Jahren von selbst ausgleichen wird, und ich habe ja Brot verdient. Doch, er wollte ja noch gar nichts sagen, Zeit, zu warten. Aber das haben Sie vermutlich nicht, und wenn der Bursche wenigstens ein ehrlicher Sterl wäre aber so ist es in diesem einzelnen Fall wohl am besten, die Sache ein Dieb, ein Spizbube, der uns unsere paar Spargroschen raich in die Hand zu nehmen. Ich werde mit Ihrem Vater stiehlt!" sprechen!" Verzweifelt hob er die Arme zu der schmutzigen Decke

Heute noch?"

,, Auch heute, wenn Sie es wünschen. Doch jetzt lassen Sie mich gehen, Ich muß Zeit haben, um mich auf das borzubereiten, was ich sagen will. Das ist der einzige Vor­teil, den ich vor den meisten voraus habe, daß ich denken fann, ehe ich handle. Darum versäume ich selten, es zu tun."

empor.

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,, Das war ein wahres Wort, Lars Larsen!" Verwundert wendete sich dieser um und stand Christensen gegenüber, der unbemerft eingetreten war. Was was wollen Sie?" fragte er. ,, Mit Ihnen sprechen, Lars Larsen, gab Christensen feier­

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lich zur Antwort. Am liebsten unter vier Augen."

Maren ging eilig hinaus und blinzelte Christensen noch ermunternd zu, als sie hinter dem Rücken ihres Vaters vorbei­tam. Aber der Philosoph blieb unbeweglich wie immer. Er ließ sich nicht herab, zurückzublinzeln, denn er nahm seine Mission ernst. Lars Larsen," begann er, ich komme, um mit Ihnen Andersen und über eine wichtige Sache zu sprechen."

Er hat nicht gestohlen," sagte Maren. Ich glaube es nicht, und wenn es die ganze Welt behauptet. ,, Du bist eine saubere Person, du. Wirfst Dich dem ersten besten an den Hals

"

Das darfst du nicht sagen, Vater- ich haben einander gern. Wir lieben uns!"

( Forti. folgt.)