Nr. 2.- 1916.

macht.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Dienstag, 4. Januar.

Die Hochzeit bei den Albanesen.

Der Rabe raubte ein Rebhuhn, Was will er mit dem Rebhuhn?

Um mit ihm zu spielen und zu scherzen, Um mit ihm das Leben zu verbringen.

dt.

Das Altbackenwerden des Weißbrotes und seine Verhinderung.

und Geld, was Fruchtbarkeit bedeutet. Die Braut füßt den Eltern narrheiten von Leuten, die sich's leisten können, werden in harm­die Hände, wird auf ihr Pferd gesezt und folgt dem Zuge des losem Spott, dem freilich die Einfälle nicht allzu reichlich fließen, Bräutigams. Sie ist mit einem roten Schleier umhüllt und verneigt sich verulft. Die Hauptgestalt, die eigensinnige ostpreußische Gutsbesiẞer­Die Sitte des Brautkaufes war auch bei den alten Germanen vor jedem, dem sie begegnet. Der Wlam begleitet sie und tante, die, über Nacht schwer reich geworden, mit dem Programm, üblich, wir finden heute noch Reste davon bei den Pfingstipielen der muß sie hüten. Vor allen Häusern bietet man den Hochzeitsleuten die lieben Anverwandten nach ihrem Kopfe zu beglücken, sich in Dorfjugend in der Rheingegend. Auf dem Balkan , vor allem bei Wein an; wer keinen Wein gibt, lebt mit dem Bräutigam in Feind der neuen Villa einquartiert und, ehrfürchtig als Erbtante um den Albanesen, die sich bisher allen geschriebenen Gesezen zu entschaft. Der Zug geht zur Kirche, ist keine im Orte, dann zum Hause schmeichelt, ein Schreckensregiment errichtet, kam in dem Spiele ziehen gewußt haben, ist der Brautkauf heute noch eine Rechts- des Bräutigams. Der Wlam entschleiert hier die Braut, wobei er Fanny Wolffs, die sich vergebens um die Reize des ostpreußi­handlung. Das Mädchen erhält dort keinerlei Mitgift; aber der nur mit dem silbernen Griff seiner Waffe den Schleier anhebt. Nun ichen Dialekts bemühte, zu keiner rechten Wirkung. Um so mehr liebende Jüngling muß den Angehörigen seiner Auserwählten je nach beginnt die kirchliche Trauungszeremonie, wobei ein Kranz über das war Alfred Braun in der Figur des bekannten unwidersteh­den Verhältnissen eine Summe zahlen, die 200 bis 700 Frant aus- Ehepaar gehalten wird. Danach setzt sich alles zum Hochzeitsmahl, lichen, alleweil vergnügten Wiener Liebhabers und Komplimenten­an dem alle teilnehmen bis auf die Braut, die in einer Ecke steht machers, der die notwendige Verlobung durchsetzt, in seinem Ele­Der Glaube der Albanesen, daß den Verlobten der Himmel ge- und ihre Arme über die Brust kreuzt und den Kopf gefentt hält. ment. Seine Munterfeit und Verve entschied in erster Reihe den wiß ist, bringt es mit sich, daß schon die Kinder im frühesten Alter Wird dem Brautpaar zugetrunken, erhebt sich schweigend der Bräu- Erfolg. Den alten, gutmütigen, ein bischen trottelhaften Familien­verlobt werden. Der Antrag auf Verlobung wird immer von den tigam, während der Wlam in der üblichen Form dankt. Tanz, Ge- onkel, der großzügig aus seinem längst verlorenen Vermögen Schen­Eltern des männlichen Bewerbers gestellt, und die Verhandlungen fang und Mahlzeiten währen nun den ganzen Tag. fungen verheißt, gab Artur Menzel mit diskret humoristischer werden nur zwischen den Eltern gepflogen, meist ohne Wissen der Den Tanz eröffnet der Bräutigam. Die Männer anführend holt Charakteristik. Kinder. Daher in den albanesischen Volksliedern die häufige Klage er sich unter den tanzenden Frauen die Braut heraus, mit der er des Mädchens, daß es einem Ungeliebten zum Weibe gegeben sei. iegt zum erstenmal zusammenkommt. Gesehen hat er sie erſt, als sie Als Zeichen der Verlobung tauschen die Eltern eine alte entschleiert wurde. Gefällt sie ihm dann nicht, kann er noch zurück­Münze aus, womit der Verspruch unlöslich wird. Ist die Ver- treten, doch verfällt er dann der Blutrache, hat also sein Leben ver­lobung bekannt geworden, darf sich das Mädchen nicht mehr vor wirkt; nur mit großen Opfern fann er sich von der Blutrache wieder Durch den Erlaß des Nachtbackverbotes ist die Suche nach dem Bräutigam und seinen Verwandten sehen lassen oder ein Wort lostaufen. Nimmt der Bräutigam seine fünftige Gattin von den Methoden, welche das Altbackenwerden des Weizenbrotes verhindern mit ihnen sprechen. Kurz vor der Hochzeit erfolgt noch einmal eine Frauen hinweg, singt man im Chor: sollen, wieder dringend geworden. Untersuchungen der Chemiker förmliche Verlobung, bei der dann Ringe gewechselt werden. Ab­Verschaffelt und Kaß haben hier nun sehr beachtliche Ergeb­gesandte des Bräutigams gehen zum Mädchen und legen beide Ringe niffe erzielt. Wie das Bayerische Industrie- und Gewerbeblatt" auf ein Häuschen Weizenmehl und wünschen: Süßes Brot und mitteilt, fommen mehrere Methoden in Betracht, um eine Alt­ungetrennt." Nach einem Mahl kehren sie zum Bräutigam zurück, backenheit des Brotes zu vermeiden. Man kann das frischgebackene too sie mit Gesang empfangen werden. Die Eheleute müssen ver- Am Abend schenken die Gäste der Braut Geld und entfernen mehr aufbewahren. Brot zur Vermeidung von Wasserverlust bei 50 Grad Celsius oder Die Krume bleibt dann frisch, die Kruste schiedenen Stämmen angehören, da jeder Stamm einen gemeinsamen fich. Die Braut schläft noch bei den Frauen, der Bräutigam bei wird weich durch Wasseraufnahme. Wenn solch Brot wieder für Urahnen verehrt und die Angehörigen eines Stammes als bluts- feinen Freunden. Am nächsten Morgen geleitet der Wlam die Brauts eine kurze Zeit in den Backofen gebracht wird, härtet sich die Kruste berwandt gelten. leute in ein besonderes Gemach und läßt dort beide dreimal in ein und wird wieder knusperig. Die andere Methode arbeitet im Gegens Brot beißen, das mit Honig bestrichen ist. Hierauf werden die faz dazu mit tiefen Temperaturen. In Kühlräumen- die aller­Brautleute zur Quelle geführt, wo sie sich gegenseitig besprigen. An dings viel fälter als die für die gewöhnlichen Nahrungsmittel sein diesem Tage hat der Bräutigam nur seine Schwiegereltern zu Gast, müssen und die Temperatur der flüssigen Luft haben sollen die mit großen Ehren behandelt werden. Am Dienstag geschieht hält sich das Brot ebenfalls frisch. dasselbe mit dem Bräutigam im Hause seines Schwiegervaters. Das gut ventilierten Räumen, wenn sie etwa 85 Prozent Feuchtig­Aber auch in feuchten, ist der letzte Tag. Der Bräutigam wird nach Hause geleitet, die feit enthalten, Gäste entfernen sich bis auf den Wlam, der den Bräutigam möglichst Durchfeuchtung des Aufbewahrungsortes wird durch Aufstellen fann man dieselben Resultate erzielen. Die aufzuhalten sucht. Doch endlich wird dieser zu Bett gebracht und von Schalen mit gesättigter Kochsalz oder Chlorkalziumlösung er­nach einer Stunde führt ihm der Wlam die Braut zu, worauf beide reicht. Ein leicht zu handhabender Apparat, der eine Kochsalzlösung im Zimmer eingeschlossen werden. und einen Ventilator enthält, ist imstande, am Abend zuvor ge­Nach einem Monat des so geschlossenen Bundes hat die junge backenes Brot knusprig bis zum nächsten Morgen zu erhalten. Das ginnen. Dabei verlangt es die Sitte, daß zuerst eine Jungfrau, Frau einen Urlaub, der sie auf zivei bis vier Wochen von allen mit würde im Bäckereigewerbe die Nachtarbeit vom Standpunkte der deren beide Eltern noch leben und die recht viele Brüder hat, mit dem Pflichten entbindet und den sie meist im Hauſe ihrer Eltern ver-" Genießer" aus ein für allemal überflüssig werden. In Italien ist Anrühren des Teiges beginnt; denn das bringt bei dem neuen bringt. Einen solchen Urlaub hat sie alljährlich von ihrem Gatten übrigens seit dem dortigen Nachtverbot ein ähnliches Verfahren ein­Paare besonderes Glück. Die Zubereitung geschieht unter Be zu verlangen, das einzige Recht, das die Albaneserin vor unseren geführt, indem am Abend die Bäcker den schon gegorenen Teig in gleitung mit althergebrachten Voltsgefängen. Die glückbringende Frauen voraus hat. In einigen Landstrichen kommt es vor, daß Kühlräume stellen und ihn frisch ausbacken, was sich gut bc­Jungfrau reicht den Teig bei der anwesenden Hochzeitsgesellschaft die kirchliche Einsegnung erst nach der feierlichen Eheschließung erwähren soll. Herum, jeder muß eine Münze dazu tun, die der Sammlerin zu folgt, oder gar nach der Geburt des ersten Kindes. Eine finderlose eigen wird. Der Bräutigam aber wird mit einer Handvoll Teig an- Ghe bedeutet für den Albanesen die größte Schande und berechtigt| geschmiert. D6 das eine sinnbildliche Bedeutung hat? den Mann, die Frau zu ihren Eltern zurückzuschicken. Bei den katho-- In der Urania wird der Kriegsberichterstatter Dr. Fritz lischen Stämmen ist es den Geistlichen gelungen, diese Gewohnheit, Wertheimer am Mittwoch und Donnerstag( 5. und 6. Januar) über wie die spätere Einsegnung und auch den Brautkauf abzuschaffen. feine Erlebnisse bei den Truppen in Kurland und Auch versteht sie es, die alten Gebräuche den kirchlichen Zeremonien an der Dünafront berichten und dabei zahlreiche Lichtbilder anzupassen, oder ihnen eine entsprechende Bedeutung zu geben. nach eigenen Aufnahmen vorführen.

Die letzte Verlobung findet nur wenige Tage vor Beginn der Hochzeitsfeierlichkeiten statt. Diese beginnen damit, daß an einem Montag der für die Hochzeitsbrote notwendige Weizen von den Freunden des Bräutigams unter Gesängen und Abschießen der Ge­wehre zur Mühle gebracht wird. Ist das geschehen, darf die Hoch­zeit nur noch wegen eines Todesfalles verlegt werden. Für den Donnerstag läßt der fünftige Ehemann alle Hochzeitsgäste zum Herbeibolen des Hochzeitsholzes einladen, und in aller Frühe ziehen die Frauen der geladenen Familien in den Wald. Schwer mit Holz beladen kommen sie zum Hause des Bräutigams, wo sie bewirtet werden und alsbald mit dem Bereiten und Backen des Brotes be­

In Albanien aber ist die Stellung der Frau besser als in der Türkei . Deffentlich zeigt der Albanese zwar meist Gleichgültigkeit gegenüber seiner Frau, im Hause aber behandelt er sie liebevoll und läßt sich von ihr beraten. Man erzählt auch, daß sich Frauen von ihren Männern getrennt haben sollen, weil diese sich im Kampf nicht tapfer gezeigt hätten und geflohen wären. Alwin Rudolph.

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Notizen.

- Vorträge der Neuen Freien Voltsbühne im Bürgeriaal des Rathauses. Jm 4. Abend des Vortrags­zyklus, Die deutsche Romantit in Literatur, Musit und bildender Kunst", der am Sonntag, den 9. Januar, abends 18 Uhr, stattfindet, spricht Leo Kestenberg über Romantik in der Musik mit Erläuterungen, für die Herr Sidney Biden( Bariton) seine Mitwirkung zugesagt hat.

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Oswald Ipe, Professor der Philosophie an der Münchener Universität, ist am 30. Dezember nach kurzer Krankheit Kleines Feuilleton. gestorben. Er gehörte zu den angesehensten und wohl meist ge­nebttaldslejenen deutschen Philosophen. Von seinen Schriften feien als die wichtigten und bekanntesten erwähnt: Grundriß der Psychologie", Schiller- Theater: Zwei glückliche Tage". Einleitung in die Philosophie"," Die Philosophie der Gegenwart in

Zum Samstag werden die Verwandten zum Bräutigam geladen. Sie werden wieder mit besonderen Gesängen empfangen; jeder von ihnen bringt dem Bräutigam ein Lamm. Darauf wird ein Mahl bereitet und danach bis zum andern Morgen getanzt. Die Braut weilt an diesem Tage noch bei den Eltern, wo es äußerst still zugeht. Am Sonntag erscheinen alle zur Hochzeit ge­ladenen Verwandte und Freunde, meist kommen über hundert Bersonen zusammen. Jeder Gast bringt zum Hochzeitsmahl ein Brot und eine Flasche Wein mit und spendet eine bestimmte Summe Geldes zu den Unkosten des Festes. In feierlichem Aufzuge, an der Spitze der Geistliche, in der Mitte der Bräutigam zu Pferd, geht es zum Hause der Braut. Den Schluß bilden Frauen, die alle noch recht jugendlich sein müssen. Sie führen das reich geschmückte Pferd der Braut. Die jezt angeſtimmten Gesänge gelten der Braut. Der Bräutigam wird von der Mutter der Braut empfangen; er muß ihr die Hand küssen, während sie ihn aus einer Wasserschüssel besprengt. Der Bräutigam muß Geld in die Schüssel tun, worauf er ein Taschentuch empfängt, das ihm nach türkischer Sitte über die rechte Der früher viel gespielte Lustspielschwank von Schönthan Deutschland"," Immanuel Kant " und" Die Realisierung". Seine Schulter gelegt wird. und Kadelburg wurde in der Silvesteraufführung des Werke, die klar geschrieben und sehr lehrreich sind, zeichnen sich durch Der Freund des Bräutigams, der Wlam, hat die Gäste zu be- Charlottenburger Schiller- Theaters mit großem Beifall, der scharfen, kritischen Blick und umsichtiges Abwiegen des Für und Wider willkommnen und für ihre Bewirtung zu sorgen. Er hat für den auch Herrn Kadelburg mehrmals vor den Vorhang rief, auf den verschiedenen philosophischen Ansichten gegenüber aus. Er Bräutigam, der wie die Braut nur demütig und ergeben sein muß, genommen. Den ersten Glückstag feiert die Familie Wein- selbst vertritt den sogenannten kritischen Realismus, d. h. die An­zu danken, wenn diesem zugetrunken wird. Den Brautleuten wünscht holz, deren Oberhaupt sich eines wohlgefüllten Porte- nahme der vom Bewußtsein, vom Denten unabhängig bestehenden man dabei: Mögen sie leben, sein und glücklich werden." Ein monnaies erfreut, als fie aus dem bescheidenen Heim am Realität, im Gegensatz zu den subjektivistischen Richtungen der anderer, während der ganzen Hochzeit geäußerter Wunsch ist: Schiffbauerdamm in ihre funkelnagelneue Landvilla, fern von dem Philosophie unserer Tage: dem Neutantianismus, dem Positivismus Süßes Brot und ungetrennt." Der Wlam geht zur Braut ins Lärm der Großstadt, einzieht, den zweiten, als es ihr gelingt, dies und der Immanenzphilosophie, nach denen die Außenwelt nur in­Zimmer, gürtet und beschuht sie, tüßt die Braut auf den Mund, Schaßkäftlein, das wie die Büchse der Pandora eine Fülle von sofern vorhanden ist, als sie durch unser Erkennen, unser Bewußtsein und diese füßt ihm die Hand. In die Schuhe legt der Wlam Reis Plagen birgt, an einen Käufer loszuwerden. Gewisse Mode- lerfaßt wird.

Die Schicksalsmaus.

Eine Erzählung von Tieren und Menschen. 44] Von Harald Tandrup.

Wieder raste das Auto durch die Straßen, bis es vor dem Haus mit dem langen niederen Durchgang hielt. drei Männer gingen hinein, stiegen die ausgetretenen Treppen hinauf, öffneten die Küchentür und waren daheim. Das -. Wunderbare war geschehen, die Stampfmaschine des Gesetzes hatte ihre Beute losgelassen, Andersen befand sich wieder bei

ihnen.

Aber es war ja auch Weihnachtsabend!

Weihnachtsmann gewesen.

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sich etwas angebandelt", hatte Lars Larsen am Schluß seiner| Richter war natürlich ein wenig ungeduldig. Aber das ist ja Rede gesagt. Maren ist ein braves Mädchen, und Sie sind begreiflich so ein Mann kann seine Zeit nicht an so ein ehrlicher Mensch; wenn Sie das weiterhin bleiben wollen, einen unbedeutenden Menschen verschwenden wie mich. Er fönnt ihr euch meinetwegen heiraten." hatte sich's in den Kopf gesetzt, daß ich der Dieb sein

Hierauf hatte Andersen in der Dunkelheit des Wagens müsse und das wäre ja auch für ihn das bequemste ge­ein paar leise Dankesworte gemurmelt. Und Lars Larsen, wesen. Ich tröstete ihn, so gut ich konnte, und sagte: Sie auf seine Sand fiel, und einen Augenblick geglaubt, das ich wollte, ich könnte Ihnen mit einem Geständnis dienen. der ihm gegenübersaß, hatte gespürt, daß ein Tropfen werden sehen, Herr Richter, es wird sich alles aufklären- Dach des Wagens habe ein Loch. Aber der Tropfen war so merkwürdig heiß gewesen, daß Larsen schließlich zu der Ueber­zeugung kam, der große Mensch ihm gegenüber weine. Herr geworden, daß er sagen konnte: Endlich aber war Andersen seiner Bewegung doch soweit

,, Das hat der liebe Gott doch wunderschön gemacht!" Man hätte beinahe glauben können, bei Larsens sei der Dingen zu. Andersen und Maren hatten den Spielmann Jett saßen sie am Tisch und langten von den leckeren Die ganze Wohnung duftete nach Gänsebraten. Auf dem zwischen sich und waren im guten Glauben, daß er blind sei, festlich gedeckten Tisch stand ein winziger Christbaum. Bier eifrig bemüht, ihm zu helfen. und Grog, Gurken und Sulzen- alles hatte Maren herbei- lud das Essen auf seine Gabel, wie man ein Fuder Heu auf­Christensen nur wenig, Lars Larsen um so mehr. Er herbei- lud gezaubert, während Christensen und ihr Vater mit dem Auto- lädt. Und dabei redete er fortgesetzt mit vollem Mund. mobil in der Stadt umhergesaust waren. ,, War's schlimm im Gefängnis, Andersen?"

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eigene Faust ins Verhör nahm: Nun, wie steht's mit dem Ge­Und geradeso ging es mit dem Schuhmann, der mich auf ständnis, Andersen? fragte er. Was sollte ich tun? Ich konnte doch nicht sagen, daß ich das Geld genommen habe? Zulegt verlor er die Geduld und schrie: Na warten Sie nur. Sie sollen siten dürfen, bis das Moos in langen Fasern an Ihnen wächst! Ich werde dafür sorgen, daß Sie so behan­Sie nicht gestehen. Hierauf erwiderte ich: Das mit dem Moos delt werden, daß Ihre Eltern Sie nicht mehr kennen- wenn mögen Sie in Gottes Namen auf Ihre Verantwortung hin tun; aber den Augenblick, daß sich meine braven Eltern von mir abwenden, hoffe ich nie zu erleben!"

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" Und daß es nun gar Blomberg gewesen ist, der das Geld genommen hat", sagte Maren. Wie kann sich so ein Mann nur so gemein benehmen?" Ja der arme Blomberg," fügte Andersen hinzu. Daß gerade er ein solches Pech haben mnßte." " O sancta simplicitas"( o, heilige Einfalt), murmelte Christensen.

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Als sie mit Effen fertig waren und Maren den Tisch ab­geräumt hatte, saßen sie stumm beieinander, um sich von ihrer Arbeit zu erholen. Endlich sagte Lars Larsen:

,, Mir fehlt eigentlich heute eine kurze Erbauung." ,, Mir auch," stimmte Andersen bei." Ich glaube, es ist der erste Weihnachtsabend, an dem ich nicht in der Kirche gewesen bin. Könnten Sie nicht einige Worte sagen, Christensen?" , leber was?" fragte dieser. ,, Ueber Weihnachten!"

Der Spielmann Pedersen aber saß in einer Ecke und ,, nein, das ist gar nicht der Rede wert", antwortete schaute mit stiller Erwartung den Vorgängen zu. dieser lächelnd. Sie waren alle gut gegen mich. Jch " So, da wären wir endlich mit unserem Weihnachts - hatte ein sehr nettes fleines Zimmer mit einem Bett und geschent für Maren," sagte Lars Larsen, indem er Andersen einem Tisch und einer fleinen Bibel, in der ich lesen vor sich zur Tür hereinschob. tonnte Ich wollte froh sein, wenn ich es niemals schlechter Aber falls er erwartet hatte, daß sich die beiden um den bekäme." Hals fallen würden, wurde er gründlich enttäuscht; sie be" Ja, wenn man nur nicht hinter Schloß und Riegel gnügten sich mit einem ruhigen Guten Abend!" und mit fäße", sagte Christensen. einem festen Händedruck, in dem mehr lag, als in vielen Ach, das ist doch gerade das allerbeste! In so einem Küssen. Gefängnis figen Mörder und Einbrecher; man fönnte keinen Der väterliche Segen tam Maren nicht unerwartet. Nach- Augenblick ruhig sein, wenn man dächte, sie könnten bei einem dem Lars Larsen mit Christensens Hilfe in sich gegangen war, ein- und ausgehen. Nein, um die Schlösser war ich am aller­hatte er seiner Tochter versprochen, sie solle Andersen be- frohsten. Es war so behaglich, wenn die Schlüssel erst in dem fommen, wenn sich seine Unschuld an dem Diebstahl heraus einen und dann in dem andern Schloß umgedreht wurden. stelle. Auf jeden Fall war Andersen ein Schwiegersohn, mit Sobald ich allein war, setzte ich mich auf eine Bant und dem es sich, wie man sagt, auskommen ließ. Er würde ihm sachte hier sitzt du gut." gewiß feine Schwierigkeiten bereiten. Aber das beste war doch, daß du wieder heraus- ,, Liebe Freunde!" begann er. Nun sind es bald zwei­Schon auf der Heimfahrt vom Gefängnis hatte Lars gekommen bist," sagte Maren. Dent nur, wie entsetzlich, tausend Jahre her, daß die große Weihnachtsverheizung Larsen Andersen erzählt, daß Blomberg der Dieb sei und nenn du lebenslänglich im Gefängnis hättest sigen müssen!" Friede auf Erden" erklang, daß die Engel zur Welt daß Christensen es entdeckt habe. Aber weder Andersen noch ,, Das habe ich keinen Augenblick gefürchtet," entgegnete herniederschwebten und den Frieden verkündeten, während sie Maren erfuhren je, daß der Spielmann Zeuge gewesen war; Andersen seelenruhig. Ich wußte, der liebe Gott würde mich auf ein neugeborenes Kind in einer armseligen Krippe sein Geheimnis wurde ihrer Abmachung gemäß bewahrt. nicht vergessen und, wenn es ihm paßte, schon dafür sorgen, deuteten, als auf den, der den Frieden bringen solle. Ich weiß, Andersen, zwischen Ihnen und Maren hat daß ich herauskäme. Außerdem litt ich keine Not. Derl ( Forts. folgt.)

Christensen nickte, fuhr sich ein paarmal über die Stirn und stand auf.