Mr. 28.- 1916.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
II.
Donnerstag, 3. februar.
Kleines Feuilleton.
Anerkennung des Sippenfriedens, die Blutsverbrüderung und die Blutrache, die noch immer in den rauben Gebirgsgegenden trog aller Unterdrüdungsmaßregeln der früheren türkischen Verwaltung und aller Ermahnungen der Priester Schuldige und Unschuldige hinweg. „ Die gelbe Nachtigall" im Schiller- Theater. rafft. Die Sippe gilt eben als eine einheitliche Blutsgemeinschaft. Die Albanesen, oder wie sie sich selbst nennen, die Schlipetaren Wer eines ihrer Mitglieder verwundet oder tötet( auch Verführung, Die Bahrsche Komödie, die vor Jahren mit Bassermann und das Wort„ Albanefen" stammt von der venetianischen Benennung Ehebruch, Ehrabschneidung erfordern in manchen Stämmen die Blut- Irene Triesch in den Hauptrollen bei Brahm erschien, verspottet in Albanesi")" nehmen eine isolierte Stellung in der europäischen rache), der hat damit die ganze Sippe verlegt, und dieser Schimpf gefällig amüsanter Weise allerhand Narrheiten der Kulissenwelt. Böllerfamilie ein. Sie find ein Mischvoll, die Nachkommen der muß gerächt werden, wenn der Täter sich der Rache zu entziehen Albert Lorm, der vom Publikum vergötterte Star, der ohne Bühne alten Jahrer, die sich später mit Griechen, Serben, Bulgaren fucht, dann an einem anderen Mitglied feiner Sippe. Und selbst fich wie ein Fisch im Ufersand zu Tode zappeln müßte, nußt seine Türken teilweise auch mit Italienern vermischt haben. Im gangen verständlich muß nun diese lettere Sippe wieder an einem Mitglied Mußeftunden, auf Schauspielerei zu schimpfen, und revanchiert sich mögen fie heute 1,8 bis 2 Millionen Köpfe zählen; doch bewohnt der erfteren das ihr zugefügte Beid rächen. So nimmt das gegen für die Riesengagen, die der geschäftskundige Direktor für ſeine diese Masie nicht ausschließlich Albanien . Ein beträchtlicher Teil der feitige Abichlachten fein Ende, bis schließlich durch Bußen und Ab- Künste zahlt, durch einen permanenten Kleinfrieg. Es macht ihm Albaneien man schäßt ihre Zahl auf fast eine Viertelmillion bitten doch der Sippenfriede wieder hergestellt wird. 8war tann nach ein besonderes Bergnügen, den Leuten seine üble Laune ins Gesicht zu hat sich in Griechenland niedergelassen; ein anderer Teil ungefähr altem Brauch selbst der Mord durch eine Geldstrafe( oder Bieb- schreien, um dann, wenn er auf einen Bartner von gleicher Unverschämt 100 000 Röpfe ist nach Jialien ausgewandert. Auch in Maze- abtretung) gefühnt werden, aber nicht immer lassen sich die Ber- beit stößt, die Liebenswürdigkeit selbst zu werden. Das Springende donien. Serbien , Slavonien und Istrien gibt es große albanische wandten eines Getöteten dazu berbei, die Abfindungssumme anzu- des Temperaments, die Mischung fofotter Komödianten- SelbstbespiegeKolonien, die sich jedoch seit einem halben Jahrhundert mehr und nehmen und die Beffa"( den Stypenfrieden) auszusprechen. Ge- lung mit einem Restbestande von unverbraucht naiver Jungenhaftigkeit, mehr flawifiert haben wöhnlich geschieht das nur, wenn der Mörder einer nahverwandten ist ausgezeichnet durchgeführt. Den Höhepunkt erreicht die Drolerie eder befreundeten Sippe angehört. in den Szenen, wo Lorm dem würdigen Theaterleiter, der sich für
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Die in Albanien verbliebene albanische Bevölkerung teilt sich in awei besondere Völlerschaften, die, obgleich von gleicher Herkunft, doch durch fremde Beimischungen einen verschiedenen Volkscharakter erhalten haben und ganz berichiedene Dialekte sprechen: in die nord albanischen Gegen( Göten) und in die füdalbanischen Tosken. Am meisten hat sich die albanische Raffe, wenngleich sie sich auch dort mit Serben und Osmanen gemischt bat, im öftlichen Teil Nordalbaniens erhalten, während die Tosken im Süden durch starte Vermischung mit griechischen Glementen ihren alten Rassencharakter zu einem wesentlichen Teil verloren haben.
Infolge dieser mehrfachen Vermischung mit fremden Volts elementen hat auch die albanische Sprache viele lateinische, ferbriche, griechische, türkische und italienische Bestandteile aufgenommen, um so mehr als es bis vor kurzem eine albanische Schrift sprache nicht gab. Naturgemäß überwiegt im Norden der serbifche, im Süden der griechische Einfluß. Man unterscheidet zwei Hauptdialekte, den gegifchen und den tostischen, die aber beide wieder in eine Reibe Unterbialette zerfallen. Der Unterschied zwischen den füdtoskichen und den nordalbanischen Dialekten ist der Art, daß sich Bewohner jener Gegenben faum oder doch mur mit größter An strengung zu verständigen vermögen ungefähr so groß, wie zwischen dem Schwäbischen und dem, Mecklenburger oder Holsteiner Plattdeutsch.
Beide Völkerschaften, Gegen wie Kosten, zerfallen wieder in eine Reihe Hauptstämme, die durchtveg 30 000 bis 100 000 Berfonen umfaffen und ihrerfeits wieder in eine Anzahl Unterstämme, Fis genannt, geteilt find. Solche Hauptstämme find z. B. in Nordalbanien die Mallforen( Malfifori), die aus einem Dugend Unterstämme befteben mögen, ferner die Miriditen, die Manija, die juma, die Dibra usw. Die Unterſtämme wieder zerfallen in Barjals ( Banner- oder Fabnenschaften), ungefähr den alten griechischen Pratrien entsprechend, und diese wieder in Geschlechter- und Familiensippen.
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Sind die Verwandten des Opfers durch feine Entschädigungs - einen Napoleon der Gründeret und der Reklame hält, eine talentierte angebote und Abbitten zu bewegen, der Blutrache zu eutiagen, dann Freundin als erotische Größe, als gelbe Nachtigall aus Japan aufmuß bei den christlichen Albanefen der Priester heran, um das redet, ihn zu märchenhaften Anerbietungen für die neue Sensation Familienhaupt der beleidigten Sippe zur Nachgiebigkeit au zwingen. ftachelt. Der Hereingelegte, in seinem majestätischen UnfehlbarkeitsEr begibt sich in feierlichem Aufauge nach der Wohnung des Familien- bewußtsein feiner Geriffenheit und dem echt theatermäßigen Vorältesten, wo er diesen unter Berufung auf die Religon und das zeichen- Aberglauben, stellt eine höchst ergößlich parodistische Karikatur Beispiel Chrifti beschwört, dem Mörder zu verzeihen. Will der Alte bar. Für den letzten Aft, in dem die Debutantin und der annicht, so folgt die Drohung mit den Höllenstrafen und schließlich scheinend Gepreffte zum Merger forms die glänzendsten Triumphe unter Verhüllung des Krusifiges der Ausspruch des Kirchenfluches. feierte, Bleibi allerdings nur wenig übrig. Da der Albanese, der christliche wie der mohammedanische sehr abergläubisch ist, hilft das häufig.
Bei der Aufführung im Charlottenburger SchillerTheater war Herrn Bateggs Direktor in dem zweiten Aft von großer Komit. Alfred Braun , der den spezifischen Komödianteneitelkeits- Akzent der Hauptfigur nicht recht zu treffen wußte, ent fchädigte dafür durch um so frischere Herausarbeitung der liebenswürdig burschenhaften Züge. Die beiben Mädchenrollen, die rech nende Bieudojapanerin und der prinzliche Badfisch, tamen in der Darstellung von Gusti Becker und Paula Schneider wirksam zur Geltung.
Die Kunst im Gefangenenlager.
In seiner Großfamilie, die meist eine ganze Anzahl Einzelfamilien umfaßt, denn die Kinder bleiben auch nach ihrer Verbeiratung gewöhnlich beim Water, ist der Mann fast unumschränkter Herr. Frau und Kinder, selbst die längst erwachsenen Söhne, stehen au ihm in einem ftrengen abhängigkeitsverhältnis. Wen Sohn und Tochter heiraten sollen, bestimmen denn auch ausschließlich die Eltern; die gegenseitige Neigung der Heiratenden kommt nicht in Betracht. Bei den mohammedanischen Albanesen bekommt der Bräutigam seine Verlobte meist gar nicht vor der Hochzeit underschleiert zu sehen. Bei einigen Stämmen, z. B. den Malisoren, werden übrigens nicht selten schon die Kinder in der Wiege mit ein Zu den unfreiwilligen Sommer und Winterfrischlern im Ge ander verlobt, und diefes Verlöbnis muß unbedingt gehalten werden. fangenenlager zu Griesheim bei Darmstadt , so schreibt uns ein Der Brautfauf ist noch heute fast allgemein üblich. Das heißt Mitarbeiter, gehört auch der Pariser Bildhauer Leo Gall, aus dessen der Bräutigam und feine Familie haben der Familie der Braut in Werkstatt am Boul'Montparnasse nicht lange vor dem Kriege eine Geld und Bich eine ansehnliche Abfindungssumme zu entrichten. reizvolle Figur eines Knieenden hervorging, die den Namen des Durch die Zahlung solcher Summe gilt die junge Frau als aus jungen Minstlers rasch in weiten Streisen befannt machte. Der Krieg ihrer Sippe herausgetauft. Wenn deshalb der junge Ehemann nach rief ihn zum Heeresdienst; er wurde gefangen und kam nach Grieseiniger Zeit ftirbt, darf sie deshalb nicht ohne weiteres zu ihrer heim. Die deutschen Barbaren " machten es möglich, ein regelSippe oder Dorfschaft zurückkehren. Begehrt einer der Brüber des rechtes, wenn aud feines Atelier im Gefangenenlager einzurichten, Verstorbenen fie aur Frau, muß fie ibm folgen, ob sie will oder in dem Leo Gall seiner Kunst weiterleben kann. Seine ersten Arnicht. Gest wenn alle Brüder des Verstorbenen auf fie verzichten, beiten hier waren Medaillonporträts feiner Vorgesezten, der leitenden Gs hat sich also unter den Albanesen die alte Stammes- und tann fie einen anderen heiraten. Erben fann die Frau in den erste des Lazarents usw., und nachdem er auf diese Weise den Geschlechterverfaffung noch gut erhalten unter den Gegen noch meisten Bergstämmen Albaniens von ihrem Mann nur eine beweg- Befabigungsnachweis geliefert hatte, wurde ihm Material für besser als unter den Tosten, wenn auch in den legten Jahr- liche Sachen, niemals Haus, Feld und Vieh. Dafür hat die Familie eine große Arbeit zur Verfügung gestellt: zu einem Denkmal für hunderten unter der Türkenherrschaft manche Absplitterungen, ab ihres verstorbenen Mannes, wenn sie Witwe bleibt, für ihren Unter die hier in Darmstadt gestorbenen Franzosen, das auf dem Darma wanderungen, Spaltungen und fremde Eingliederungen erfolgt find. halt zu sorgen. Städter Friedhofe aur Aufstellung gelangen wird. Auf den Stufen Im einzelnen laffen sich freilich manche Verschiedenheiten nachweisen. Die junge Frau hat sich in allem ihrem Mann unterzuordnen. Die au einer ftumpfwinkligen Marmorwand hinaufführen, liegt die Während der christliche( fatholische) Hauptstamm der Miribiten eine Sie muß seinen Eltern und ihm mit größtem Reipett begegnen und fterbende Geftalt eines französischen Kriegers; sein erlöschender fehr straffe Organisation hat und feine Unterstämme feft zu einer thn wie eine Magb bebienen. Vertraulichkeiten darf fie fich in Blid rubt auf der Marmorfläche vor ihm, und hier treten in Art Stammesstaat ausammengebunden sind unter erblichen Ober- Gegenwart Fremder in feinem Falle geftatten. Berlegt sie diese leichten Reliefs die Gestalten seiner Eltern und Geschwister, überhäuptern, ist bei den Maliforen und überhanpt bei den meisten nord- Regeln, fo erhält fie von ihrem Herrn eine Tracht Brügel. Dennoch ragt von der Figur des fegnenden Vaterlandes, geisterhaft aus dem albanischen Hauptstämmen die Organisation eine recht lockere. Jeder find die Frauen meist treue Gefährtinnen ihrer Männer. Cheliche Stein heraus. Bu beiden Seiten der Marmorwand schließen sich Unterstamm ist selbständig und bildet eigentlich für fich eine Art Untreue der Frauen ist sehr selten, und wird von dem Mann, wenn die Namenstafeln der Gefallenen an. Das ganze Wert atmet in fleine Sonderrepublik, denn auch die Stammeshäupter haben nicht er feine behälfte dabei ertappt, meift furzweg damit bestraft, daß seiner feinen Linienführung und in feinem Gedankeninhalt nicht viel zu sagen, sondern sind an die Zustimmung der Geschlechts- und er fie niederstößt. Ihre Familie bat in folchem Fall feinen An- wenig vom Geiste Rodins und steht in technischer Vollendung weit Familienpatriarchen, des Rates der Wien , gebunden. In manchen spruch auf Blutrache. Oft genug ist es in früheren Beiten der über dem, was für gewöhnlich als moderne Plastik vorgeführt Stämmen tönnen übrigens in wichtigen Fällen auch die fog. Alten Türkenherrschaft vorgekommen, daß die albanische Frau ihrem Ge- wird. Das Denkmal wird nach einer Aufstellung eine ganz hervor nicht allein entscheiden; es muß von den Barjaftaren. den Vorstehern bieter in den Stampf folgte, ihm Nahrung und Munition zutrug, ragende Sehenswürdigkeit Darmstadts bilden.... Auch sonst regt der Bannerschaften, die Versammlung der wehrfähigen Familien- die Verwundeten aus dem Gefecht herausfchaffte und, wenn die Not fich fünstlerisches Leben im Gefangenenlager. Die einzelnen borstände zusammengerufen werden. es erforderte, selbst zu den Waffen griff. Bataillone, in die die Gefangenen geteilt sind, haben jedes ein Theater eingerichtet, die sich untereinander heftig Konkurrenz machen. Blafate von manchmal ganz genialem Schwunge laden überall zum Besuche ein, und mancher Steflametünstler würde hier überreiche Ans regung und treffliche Vorbilder finden. ( kz.)
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Die Frauen verrichten alle Haus- und Feldarbeit, nur die Wartung der Biebherden fällt in den Gebirgsgegenden meift den Männern zu. Irgendwelche intensive Arbeit ist dem Albanesen verhaßt. Er faulengt gern und spielt mit theatralischer Würde den großen Herrn. Am meisten Luft hat er zum Waffenhandwert, wie er denn auch früher den Türken den besten, tollkühnsten Teil ihrer Seere stellte. Uebrigens fann man auch von den Albanesinnen nicht gerade behaupten, daß sie sehr arbeitsam find.
Mit dieser alten auf Blutsbanden beruhenden Stammes- und Geschlechtsverfassung hängt das soziale Leben der Albanesen, ihr Tun und Lassen, ihre Moral und Unmoral eng zusammen wenigstens gilt das für die von Europas übertünchter Höflichkeit noch wenig berührten Gebirgsbewohner des Innern. Der Albanese fieht eben in den Mitgliedern seiner Sippe und seines Geschlechte Blutsverwandte, für die einzutreten heilige Pflicht ist, dagegen gilt ihm der nicht zur Sippe Gehörende als Außenstehender, gegen ben gewissermaßen alles erlaubt ist. Wenn der Albanese z. B. gegen die Von den in Albanien felbft lebenden Schipetaren find fast drei Mitglieder seiner Geschlechtsgenofienichaft mildtätig ist, fie unter- Viertel Bekenner des flams, das übrige Viertel zählt sich zu den stügt, von ihnen keinen Bins nimmt und fein gegebenes Wort zu Chriften, und zwar gehören von diesen Chriften wieder ungefähr zwei halten fucht, mag es ihm auch noch so schwer fallen, so erklärt fich Drittel aur griechisch- orthodoxen, ein Drittel aur römisch- katholischen das daraus, daß er ebeu in ihnen die mit ihm durch gleiche Ab- Kirche. In Wirklichkeit ist es jedoch um den muhammedanischen wie stammung verbundenen Blutsgenossen sieht. Und wenn er anderer- um den chriftlichen Glauben der Albanesen sehr mißlich bestellt. Gr feits an einem Fremden jebe fleine Unbill rächt, wenn er ihn als ift einer der abergläubischsten Menschen unter der Sonne. Jede Zuminderwertig betrachtet, ihn belligt, betrügt und bestiehlt- nun fälligkeit ist ihm bedeutungsvoll, jedes Ereignis steht irgendwie mit was macht das? Der andere ist ja doch von ganz anderem Blut, dem Walten böser und guter Geifter im Zusammenhang. Ueberall, einer, der mit ihm seiner Ansicht nach gar nichts zu tun hat. im Hochland wie an der Küste, ist der Glaube an umgehende Totens Ebenso auch erklärt sich aus der Geschlechtsverfassung die Sitte geister, Vampyre , Bezauberung, Hererei, den bösen Blick, an der Gastfreundschaft, die Respektierung der Geschlechtsgenoffen, die unglückstage und Unglückszahlen ufw. verbreitet.
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Der Sang der Sakije.
Ein Roman aus dem modernen Aegypten.
Notizen.
Darmstädter Niebergall, deffen Charakterluftspiel" Datterich " bie -Ein neuer Riebergall. Von dem lange verschollenen deutsche Bühne erobert hat, wurde ein Erstlingswerk, das Darmstädter Lokalstüd„ Des Burschen Heimkehr oder der tolle Hund" im Darmstädter Hoftheater aufgeführt. Es ist eine humorvolle, breitbehagliche Biedermeierei.
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Cervantes und der Krieg. In Spanien bereitete man zum 18. April große Feiern zu Ehren des größten spanischen Dichters, bes Cervantes, vor, der an diefem Tage vor 300 Jahren gestorben ist. Diese Feste find jezt bis zu den Friedensfeiern verschoben worden. Wie kann auch eine europäische Nation, selbst eine neutrale, jegt an andere Feiern denken.
[ Daud machte sich über diesen neuen Kunden allerlei Gedanken,| Tempelhüter, ein fnochiger, großer Gauner, der die von der die von denen abwichen, die ihn sonst bei ähnlicher Gelegen- Regierung ausgegebene Eintrittskarte zu sehen begehrte. Der heit zu beschäftigen pflegten. Eleine Frembe besaß eine solche nicht und war ein wenig ratDenn er fah hier zum erstenmal einen Fremden seines los gegenüber den ungeschlachten Gebärden des Nubiers. Ja, Alters; und dies forderte ungestüm zum Vergleich heraus. er wollte schon mit wegwerfender Schulterbewegung vom Zunächst lief er im Staub hinterdrein, später aber, Gintritt abstehen... da aber rettete Daud die Situation, um den Reiter besser betrachten zu können, neben ihm indem er dem Nubier im bilderreichsten Vulgär Eines Tages, als Daud wie gewöhnlich an der Terraffe her, wiewohl der Engländer durch Fersendruck und un- arabisch zu verstehen verstehen gab, daß der Vater dieses stand und einen noch imaginären Betrug auf seine prattischen ablässiges Zungenschnalzen das Tier zum Galoppieren Gentleman ein großer Pascha sei, den eine Behelligung Folgen hin berechnete, fam ein junger Engländer die Stufen brachte. Aber Daud, als guter Säufer, spürte gar nicht, wie feines Sohnes zu verheerenden Wutausbrüchen reizen werde; herabgetängelt, ein recht junger noch, denn er war höchstens seine Beine unter ihm arbeiteten, so sehr war sein Blick be- ein Bascha, der die Regierung in der Tasche habe, ja, die so alt wie Daud. schäftigt. Regierung felber sei, und demgemäß einen schweren Tabat
Als die Drehtür dort oben sich wie gewöhnlich träg er- Der Fremde trug einen Leinenanzug, schwarze Halb- rauche. Der fleine Engländer hörte diese Verhandlung, von blizend öffnete, hatte Daud mechanisch aufgeblickt. Dann, als ftrümpfe nicht ganz bis zur Mitte der leicht gebräunten Wade, der er kein Wort verstand, lächelnd mit an; und mochte es er des Römmlings gewahr ward, brachte er, mit eingeübter und weiße Segeltuchschuhe. Auf dem Kopfe hatte er eine nun Daubs Bungenfertigkeit oder dies Lächeln sein: der Nubier Bewegung, jene Bofitur hervor, die ihm erfahrungsgemäß Er breittarierte graue Mühe. Sein Gesicht war herb: über dem räumte wie eine besänftigte Bulldogge den Platz. Er blickte folg versprach. Er lehnte sich müßig an die Samtschabrade, den herzförmigen Mund mit der gehobenen Oberlippe thronte den beiden nach, wie sie frisch in den Großen Hof hineinStopf schläfrig geneigt, die Beine gekreuzt: furz, er stellte das eine markante Nase; blasse Sommersprossen bedeckten schritten, und in der Bewegung, mit der er seine schwarzen Bild. Es verfehlte auch in diesem Moment seine Wirkung die fein beflaumten Wangen, und unter den eng Stinnstoppeln strich, war jene plumpe, täppische Güte, die jeder nicht, denn der junge Engländer, der nur zu promenieren ge- getniffenen aschblonden Wimpern blitzten faphirblaue Orientale Kindern gegenüber zeigt, weil er zeitlebens selbst dachte, ward von dem schönen Efel flugs gefesselt: ja, der Augen. Die Brauen waren so hell, daß man sie taum sah, ein Kind bleibt. Esel tat es ihm an. Er trat heran und streichelte die seiden- und unter der Müße, halb in die schmale weiße Stirn, quoll" Ich danke dir, du bist ganz nett," sagte der Fremde weiche Schnauze; dann, in einem Atemzuge, saß er auf und ein üppiger Busch aschblonden Haares, das sich im Wind wie plöglich und gab Daub einen kleinen Schlag auf die Schulter. schrie: Go on!" seidener Distelflaum rührte. Der Kopf saß auf einem schmalen, ,, Hat nichts auf sich!" erwiderte Daud gewandt und senkte
Es war hübsch und sehenswert, wie er auffaß. Er ver- zurückgeworfenen Nacken, der Rücken gab wie eine fein aus- glücklich den Kogf. Dann belebte er sich und rannte voraus. fchmähte die Steigbügel; ein einziger Druck der weißen Kniee, geprobte Feder jedem Stoße nach, und die schlanken Beine Jm großen Säulensaal hielten sie inne und ließen sich und schon flog er elastisch hinüber, um sich mit einem herri- streckten und bogen sich, die Balance wahrend, mit gut- zwischen zwei Fundamenten nieder.
schen Ruck auf dem Esel zu etablteren. Daud erkannte das geschulter Geschicklichkeit. Es gab nichts an diesem lichten Der mächtige zylindrische Sandstein türmte sich zu eran und lächelte über seine ganze Person. Er feuchte anfeuernd Fremden, das Daud entging, und wenn er jegt auch allmälig habener Höhe. Die hundertvierunddreißig Säulen, vom und schrie: He, he!" Der Efel bockte ein wenig, doch nach außer Atem tam, lief er opfermütig weiter nnd achtete Frieden einer kolossalen Symmetrie durchsonnt, standen starr den ersten Ermunterungen ging sein bewährter Trab wie dessen nicht. um sie her, und der kleine Blick kletterte zag an ihnen empor, von der Spule gewickelt. Auch Daud geriet in Trab Nun hatte der andere ein Einsehen und schrie, indem bis dort hinauf, wo sich die Wucht in der edlen Lotosform der und schlug weit ausholend und sachgemäß dem Tier zwischen er am Bügel riß:" Stop!" Daud schrie wild: Hush!!" Stapitäle löste und das Blau, abgeblendet durch die lastenden, die Hinterbeine, so daß der Staub in fleinen Explosionen in worauf der Esel hielt. Der englische Junge saß ab; sie be- von der Minierarbeit der Jahrtausende brutal zersprengten die Höhe ging. Den fargen Aeußerungen des Reiters folgend, fanden sich vor der nordwestlichen Sphing- Allee. Quadern, reich wie ein Baldachin schimmerte. wurde die Straße nach Karnat gewählt, und der laufende Am Eingang des ersten Pylons langweilte sich der nubische
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( Forts. folgt.)