Jr. 85.- 1916.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
In diesem Augenblick zeigte sich im Saale ein Mensch, der mit den Augen nach dem Tische des Zeitungsmannes tastete; und als er ihn auf's Korn genommen hatte, schoß er auf den mächtigen
Mann Los.
" Ja, der bin ich!"
" Haben Sie James Anderson gesehen?"
"
Nein, aber ich kenne ihn doch!"
Sonntag, 9. April.
Nein!" donnerte die Versammlung. Keine Gnade! Ins Musikus zu seinem Kinde wie der flach eitle Sinn der Mutter gelangten Gefängnis mit ihm!"
"
Gnade!" jammerte der Schuldige.
" Nein!" wurde geantwortet.
Und damit war es zu Ende? Nein, es gibt Geschichten, die nicht so schnell zu Ende gehen!
Auf die Estrade stieg ein Mann von eigentümlichem Aussehen, mitten zwischen Apostel und Ankerschmidt. Sein Aussehen gebot Schweigen und erregte Schrecken; und als er zu sprechen anfing, ging ein Schauder durch die ganze Versammlung. Meine Herren," sprach er, ich heiße- James Anderson!"
Aller Augen richteten sich auf die Büste im Hintergrund des Saales und die auffallende Aehnlichkeit machte einen überwältigenden Eindruck; am meisten auf den Zeitungsmann, der seinen Ho= muntulus lebendig vor sich sah, trotzdem er ihn getötet hatte. Ja, ihm wurde so bange vor seinem Werke, daß er den Verstand ver
" Gut, das tue ich auch, um so mehr, als ich mit ihm verwandt lor und unter einen Stuhl kroch, um sich zu verbergen. bin und das Vermächtnis anfechten werde."
A
" Ist er denn tot?"
" Nein, nicht, soviel ich weiß, aber er tann sterben!" ,, Dann warten Sie, bis er stirbt!"
" Ich will nicht warten, ich habe nie warten können; ich liebe schnelle Resultate und wende mich an die Rechnungskammer." Damit ging er.
Jetzt wurde dem Zeitungsmanne zum ersten Male in seinem Leben bange; und da er die Gefahr, die in der Flasche saß, fürchtete, forfte er sie zu, erhob sich und sprach:
Mit der Rechnungskammer ist nicht zu scherzen; da haben fie die Aufgabe, die Papiere zu prüfen, aber unsere Papiere vertragen teine Prüfung. Was sollen wir tun?"
Der Zeichner war auch nicht mutig; er dachte eine Weile nach, und dann sprach er:
„ Aber wie kann unser James Anderson einen Verwandten haben, wo er nicht existiert?"
„ Er muß existieren, sonst können wir nicht egiſtieren!" Und sie gingen in die Nacht hinaus; unheimlich war ihnen zumute; der Geist war losgelassen, und sie konnten ihn nicht mehr beschwören.
Als die Rechnungskammer den Protest empfing, mußte die Eristenz der Stiftung und des Stifters erst bestätigt werden; darum wurde ein Schreiben an den Gesandten nach Washington geschickt. Der Gesandte antwortete telegraphisch : Kenne James Anderson nicht. Da meinte der von Lillköping zum Reichstag Abgeordnete, der zur Opposition gehörte, ein Gesandter, der nicht weiß was er redet, müsse getadelt werden; er interpellierte den Minister des Aeußern und forderte ihn auf, den Gesandten zurechtzuweisen. Als sich der Minister weigerte, fiel seine Regierungsvorlage, und er mußte abgehen, im Abgang das ganze Ministerium mit sich ziehend. Eine Krisis brach aus, und als es zur Neuwahl kam, stand James Anderson auf dem Programm.
Es waren furchtbare Tage für unseren Zeitungsmann. Er hielt sich eingeschlossen, dachte nach Amerika zu reisen, hatte aber fein Geld. Der Zeichner und er faßen auf ihren Stühlen in der Rammer hinter herabgelassenen Vorhängen. Sie lebten in Angst, bebten vor Polizei und Militär; ja, sie glaubten James Anderson selbst auf den Treppen zu hören. Schließlich faßte der Zeitungsmann einen Entschluß. " James Anderson muß sterben, sonst sind wir verloren!" „ Aber wenn er stirbt, fällt Lillföping in Trümmer, denn die Anleihen werden gekündigt." „ Aus dieser Sache kommen wir nie heraus! Aber James muß
Sterben!"
Der Nekrolog wurde geschrieben, der Zeichner zeichnete ein Porträt mit Trauerrand, und die Stadt gab eine Trauerfeier im Theater; aber es war auch ein Fest der Dankbarkeit und der Freude, denn jetzt war die Erbschaft fällig. Der Zeitungsmann, der den Prolog geschrieben hatte, weinte, als er auf der Bühne stand, weinte aus Entsetzen vor dem Krach, der jetzt kommen mußte. Er hätte gern den Mund geöffnet und erklärt, alles sei ein schlechter Scherz, wagte es aber nicht, den das Land stand infolge des Wahlkampfes in Flammen. Er brauchte auch nicht selbst zu sprechen, denn beim Bankett des Abends traf ein Telegramm vom Minister des Aeußern ein mit der Erklärung, James Anderson gebe es nicht, das Ganze sei eine Räubergeschichte oder ein Betrug.
Das war eine Aufregung im Saale! Oh, du großer Gott! Aerger und Trauer! Viele aber wollten es nicht glauben. Der Zeitungsmann konnte es nicht länger aushalten. Er ging auf die Tribüne, fiel auf die Knie, bekannte alles und bat um Schonung.
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Endrit Kraupatis.
Eine litauische Geschichte von Ernst Wichert . Er zuckte mit den Augenwimpern und mit dem Munde. Na ja ich weiß es ja." Er blickte wieder nach dem Fenster auf, aber es ließ sich niemand hinter den Scheiben bemerken.
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Mit Deiner Frau wirst Du einen schweren Stand haben," flüsterte ihm die Alte zu, das ist nicht anders."
und ihm ein Willkommen zuriefen.
Das ist nicht anders," bestätigte er finster, schob Mare zurück und wandte sich den guten Freunden zu, die schon in Neih und Glied hinter ihm standen, die Mützen schwenkten Kraupat richtete sich in den Schultern stramm auf, wie ein Soldat, legte die Finger an den Mükenschirm und sagte mit festem Ton:" Guten Tag, allesamt. Ist hent Sonntag in Kraupatischken? Oder gibt's ein Fest? Ihr scheint schon tüchtig dem Glase zugesprochen zu haben."
" Das haben wir," antwortete der Ortsschulze, und Dir zu Ehren, Endrik, weil Du doch" Er hustete den Schluß hinweg.
Ach so" sagte Kraupat, als ob er jekt erst merfte, um was es sich handelte." Na- macht kein Aufhebens davon. Ich bin wieder da, und so ist's gut."
So ist's gut," rief der bucklige Schreiber, seinen Filz auf den Kopf stülpend und die Hand des Müllers ergreifend. So ist's gut, und so hat's von Rechts wegen sein müssen, und ein Hund, wer daran zweifelt, daß der Endrik Kraupat unschuldig ins Zuchthaus gekommen ist. Darauf haben wir eins getrunken und darauf wollen wir noch eins trinken, und das soll uns die Polizei nicht verbieten. Der Müller soll leben, vivat hoch!"
Als der neue James kein weiteres Zeichen machte, daß er sprechen wollte, mußte der Vorsitzende etwas sagen, und er fragte: " Sind Sie James Anderson?"
in dem Spiele May Pohls und der Frau Conrad zu lebendigem Ausdruck. Sommerstorff, mehr Helden- als Charakterspieler, hatte die seiner ganzen Art fernliegende Rolle des Präsidenten übernehmen müssen, die er flug forrekt, doch ohne recht von Grund aus überzeugen zu können, zur Geltung brachte. Auch Clewing war in der Figur des Wurm nicht heimisch. Der Ferdinand de Vogts blieb ziemlich physiognomielos. Ausgezeichnet war Frau Durieur, die die Rolle schon auf der Reinhardtbühne spielte, in den leidenschaftlichen Szenen ihrer Lady Milfort. Der Hofmarschall v. Kalb erhielt durch Herrn Bötticher eine höchst ergögliche Verkörperung. dt.
Komische Oper:„ Der Favorit".
Die Tertfirma Grünbaum u. Sterk bezeichnet ihr Gemeinsam feitsprodukt als„ fomische" Operette. Von Komit wird da wohl nicht viel zu reden sein. Wenn verschiedene Personen auf Geheiß der Verfasser auf der Bühne Pferdchen spielen müssen, so ist das allenfalls eine traurige Karikatur. Und wenn sechs Ballettdamen ohne eigentliche Motivierung herumspringen, so werden sie das wohl nur der Schneiderfirma zuliebe tun, die bei dieser Gelegenheit sechs " Ich heiße James Anderson!" antwortete er. verschieden gemusterte neumodische Damenkostüme im Biedermeierstil „ Aus Wisconsin , U. S. A.?" zur Schau stellt. Im übrigen schmeckt alles nach Schablone: die " Nein, aus Michigan , U. S. A. Ich heiße James Ander- Coupletverſe, die zum größten Teil humorlose Handlung" son, aber ich bin nicht derselbe; und ich komme hierher auf der und was Cunard- Linie, um die Zeitung zu verklagen, weil sie meinen vor dem Kriege hat sich jezt in einen Spanier verwandelt. sonst Der ' rum hängt. italienische„ Conte" Namen in einer Schwindelgeschichte mißbraucht hat. Der Zeitungs - Die Komtesse" Tippfräulein ist auch nichts Neues.. Der Graf ist halten. mann wollte zum Fenster hinausspringen, wurde aber zurüdge- natürlich ein Schürzenjäger und Schuldenmacher. Sie hingegen hat Millionen, die sie ihm zu Füßen legen wird. Um ihn jedoch durch harte Proben für den künftigen Ehemann reif zu machen, mimt fie Pärchen mit allerhand Brettlleuten und einem Varietéagenten. die arme Tippmamsell bei einem Notar. Nebenher geht noch ein
Nun begannen zwei Prozesse, die noch dauern. Aber der scherzGeistern zu schaffen haben. Er glaubt allerdings nicht an Geister, hafte Zeitungsmann ist ernst geworden und will nichts mehr mit aber er möchte doch nichts mit ihnen zu tun haben! ( Uebersetzt von E. Schering.)
Dazu hat Robert Stolz , der als Feldgrauer den Takistock schwank, die Musik geschrieben. Ohne wienerische Sentimentalität geht's freilich nicht ab, und ohne Märsche und Walzer im Johann Straußschen Tone auch nicht. Einiges, wie der Junggesellentantus oder das Couplet von der Prinzessin und dem Wachtposten, trägt originellere Züge. Charakteristische Musik aus dem Libretto zu ent wickeln, gelingt aber dem Komponisten ebenso wenig als seinen Vorgängern von der modernen" Operette. Wie man sich, räuspert" ek. und wie man sputt" alles bleibt wie es war.
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Kein Wert wohl in der ganzen seitherigen deutschen Theaterliteratur ist so vom Geist sozialer Anklage erfüllt, wie diese JugendDie Kriegergräber fa treuer Hut. dichtung Schillers. Der Phantasiewelt, die er in den Räubern" als Ausdruck seines unbestimmten gegen Schranken der Gesellschaft Aus dem Kriegsministerium wird mitgeteilt: Seit den ersten Monaten des Krieges ist die Heeresverwaltung genialisch anstürmenden Freiheitssehnsucht schuf, tritt hier die Beich- um die Feststellung, Sicherung und Pflege der Gräber unserer genung wirklicher gesellschaftlicher Verhältnisse: der bodenlosen sitt- fallenen Helden bemüht. lichen Verderbtheit und Despotenwirtschaft lleinstaatlich deutscher Sie hatte erkannt, daß diese Feststellung gleichzeitig die NachFürstenhöfe gegenüber. Ein Gluthauch der Empörung weht durch forschung nach Vermißten wesentlich unterstützt, und hat deshalb alle Szenen. Schillers eigener Landesherr, der Württemberger nicht nur die Aufsuchung aller Gräber, sondern auch die Erforschung Herzog Karl, der den Knaben in die militärische Dressur der Karls- der in ungenügend bezeichneten Gräbern Ruhenden mit allen schule gesteckt hatte, war selber einer jener Regenten, die der er Mitteln gefördert. schütternde Ausbruch des armen Kammerdieners, dem man den Um für die würdige Ausgestaltung der Kriegergräber die Sohn genommen, vor aller Welt im Stücke brandmarkt. der strupellose Präsident von Walter, der sich den Weg zu feiner reisungen mehrerer Kriegsschaupläge durch Künstler und GartenAuch nötigen Unterlagen zu gewinnen, sind schon vor langer Zeit BeStellung durch Verbrechen bahnte, mag Württemberger Vorbilder architekten aus ganz Deutschland sowie Vertreter des Bundes gehabt haben. Bom Hintergrunde dieser Sippe, die durch des deutscher Baumschulenbesitzer veranlaßt. Die Teilnehmer an der Präsidenten schleichenden Helfershelfer Wurm und die glänzende Reise haben ihre Eindrüde in Leitsäken und vorbildlichen Entsatirische Höflingsjammergestalt des Herrn von Kalb ergänzt ist, würfen niedergelegt; die Mitglieder des Bundes deutscher Baumhebt sich das Bild getreuer Liebe, das Schicksal des hochsinnigen schulenbefizer spenden fortgesetzt reichen Pfanzenschmuck für die Präsidentensohnes und seines bürgerlichen Mädchens ab, die in den Striegergräber. Schlingen der Kabale zugrunde gehen. Und zwischen beiden Gruppen steht in die Korruption des höfischen Lebens verstrickt, doch wiederum als Anklägerin sich darüber erhebend, die seltsame Figur der Lady Milfort, die, wie der Dichter sie beteuern läßt, als fürstliche Maitresse das Los des Landes habe mildern wollen.
Am 17. und 18. März fand in Berlin eine Versammlung aller an der Fürsorge für die Kriegergräber beteiligten Streise statt, zu der auch Desterreich- Ungarn Vertreter entfandt hatte. Hier sollten in freier Aussprache die noch einer Klärung bedürfenden Fragen erörtert und neue Anregungen gegeben und gewonnen werden. Freilich mit der Glut und der Gewalt der Anklage, die diesem Namentlich sollten die draußen unmittelbar mit der Gräberpflege Werte das Gepräge gibt, verbindet sich in der Ausgestaltung auch betrauten Offiziere aller Kriegsschaupläge Gelegenheit finden, ihre ein gut Teil draufgängerischer Gewaltsamkeit, die sich über Grenzen Erfahrungen auszutauschen und mit den heimatlichen Behörden der Natur hinwegseht und namentlich im zweiten Teil des und Künstlerkreisen engere Fühlung zu nehmen. Dramas ein Mitgehen start erschwert. Dem Pathos der Lady Mitbestimmend für die Wahl des Zeitpunktes war die bis wird man schwerlich glauben, und auch in den feierlich getragenen 16. April im Lichthofe des Kunstgewerbemuseums stattfindende Worten der Luise flingt das jugendlich schwärmerische Empfinden Ausstellung Das Kriegergrab". Lichtbildervorträge zeigten die des Dichters vernehmlicher als das Gefühl des sechzehnjährigen ein-| auf der Bereifung des östlichen Kriegsschauplazes gewonnenen Erfachen Bürgermädchens durch. fahrungen. Vorträge gaben die Richtlinien für eine würdige Die Aufführung im Schauspielhause erfreute durch eine treffliche Heldenehrung: eine dem deutschen Empfinden entsprechende schlichte Luise. Fräulein Thimig gab ihr eine schüchtern schlichte, arglose Einfachheit im künstlerischen Aufwand; monumentale Wirkung, Mädchenhaftigkeit, die mit dem Bauber des Natürlichen die Herzen nicht durch Wucht und Massigkeit, sondern durch eine Form, die rührte. Der Klang ihrer Stimme streifte den großen Worten das klar den Gedanken zum Ausdruck bringt, daß sich ein Sohn des Gepränge ab, lieb ihnen einen Ton von Kindlichem. Geschlossen Vaterlandes für die höchste Idee geopfert hat. wurde der Charakter in dieser Färbung wunderbarer Einfachheit Zur künstlerischen Unterstützung aller mit Grab- und Denkbis zum Schlusse durchgeführt. Die natürliche Liebe des waderen malsfragen für unsere Gefallenen befaßten Stellen ist eine staatweggewischt, und ich wollt keinem raten, von morgen ab an drückt oder ihn wenigstens auf die Schulter geschlagen hatten. fie zu erinnern weder im guten noch im bösen. Es soll Endrik ging ins Haus; seine Mutter und Mare folgten. Als sein, als hätt sie sich nie ereignet. Dabei hob er drohend die die Tür sich geschlossen hatte, blieb er in dem engen Flur, von Hand und ließ die Augen im Kreise herumrollen. Den bud- dem man geradeaus in den Küchenraum unter dem Schornligen Schreiber aber bedachte er noch ganz besonders durch stein sah, stehen. Er schien mühsam zu atmen, redte den einen scharfen Blick, der wie ein richtiger Schreckschuß wirkte, Hals und griff mit der Hand nach der Kehle. Laufe zur da das Männchen den Kopf noch tiefer zwischen die Schultern Mutter, Mare," sagte er, und melde ihr, daß ich da bin." 30g, als er ihm schon von Natur gewachsen war, und unwill- ,, Sie weiß es," antwortete das Mädchen. ,, Gleichwohl" fürlich nach der Hutkrempe griff, als müßte gegrüßt werden.
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Mare trat rechts in die Stube ein.
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Während dieser Bewillkommnung hatte sich in einem stallartigen Anbau des Mühlenhäuschens leise eine aus Rüche bin. Dort war zu dieser Zeit niemand. Auf der anderen Endrik faßte seiner Mutter Hand und zog sie nach der Brettern zusammengeschlagene Tür geöffnet. Aus derselben Küche hin. Dort war zu dieser Zeit niemand. Auf der anderen war ein alter Mann getreten. Er trug einen furzen litaui- Seite gelangte man in den sehr kleinen Flur und von ihm schen Schafspelz ohne Bezug, vielfach geflidt und recht aus in die Stammer, welche die alte Frau bewohnte, seit die Man konnte, unter dem schmutzig. Die blauen Leinwandhosen in den wollenen Socken, große Mühle abgebrannt war. an den Füßen Holzkorken. Ein dünner Kranz von langem, Schornstein am Herd stehend, jeden sofort bemerken, der da weißem Haar hing um den unbededten Stopf, den er vor- porn oder hinten ins Haus trat. Hier umfaßte Endrik Kraupat beugte, um besser hören zu können, was da zehn Schritte seine Mutter mit beiden Armen, zog sie heftig an sich und weiter vorging. Mit der einen Hand hielt er die Tür fest, drückte einen langen Kuß auf ihre Stirn. Mutterdie andere hatte er wie einen Schirm über die Augen gelegt, flüsterte er und konnte nicht weiter. Mein Sohn, mein lieber Sohn! Du bist frei-" die gespannt auf die Gruppe vor dem Hause starrten. Der fast zahnlose Mund war geöffnet; das ganze runzelige Gesicht " Frei-! Aber was hast Du für mich getan, Mutter!" " Was hab ich für Dich getan? Meine übrigen Kinder zeigte ein blödes Lächeln, und ein paarmal wiegte sich der Kopf hin und her, als sei noch an der Wirklichkeit des Ge- find gestorben nur Du bist mir geblieben, Endrik. Sollt schehenen und Gehörten zu zweifeln. Der Schreiber bemerkte ich ins Grab gehen mit diesem Kummer, meinen einzigen ihn und machte ihm eine Faust. Was will der räubige Sohn im Zuchthause zu wissen? Ich hab Dich damals aufs Hund, der Ensikat?" Der Müller blickte rasch um. Man er- Gewissen gefragt, Endrik, ob Du an dem Brande unschuldig wartete, daß er gegen den Alten losfahren würde, der ihn bist, und Du hast geantwortet: Ja, Mutter!" Daran halt durch sein falsches Zeugnis ins Unglück gebracht. Einen ich in Ewigkeit fest." Augenblick schien's auch so, denn die Stirn zog sich kraus und die fahlen Wangen röteten sich wie abgezirkelt. Dann aber warf er das Kinn auf, wendete sich wieder zurück und murmelte:„ Ein andermal."
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Nun mußte er jedem die Hand schütteln und sich von den Die guten Nachbarn und Freunde bestürmten ihn, er meisten auch umarmen und füssen laffen, so wenig ihm das möchte mit ihnen ins Wirtshaus kommen. Wer heut nüchtern augenscheinlich behagte. Sie versicherten ihn einmal über zu Bett gehe, sei ein schlechter Kerl. Kraupat sah gar nicht das andere, daß er für sie wieder gerade so ein Ehrenmann so aus, als ob es ihm lustig zu Mut wäre.sch muß nun sei, wie er vor dem Brande gewesen, und daß sie niemals an erst hinein," sagte er halb abweisend." Geht voran und feine Schuld recht hätten glauben wollen. Das mag sein wartet meinetwegen auf mich ich will sehen, daß ich bald oder nicht sein," äußerte Straupat sich darauf, ich will's loskomme."
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feinem groß übelnehmen, wenn er damals mit den Wölfen Damit waren sie einverstanden. Johlend und jauchzend geheult hat. Aber jetzt ist die Geschichte wie vom Teufel entfernten sie sich, nachdem sie ihm nochmals die Hand ge
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Sie nahm seine Hand, die schlaff herunterhing; sie war eiskalt und feucht. Die Finger schienen nichts halten zu fönnen; sie griffen zu und lösten sich gleich wieder." Mutter," murmelte er, es ist doch schrecklich
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,, Du bist unschuldig an dem Brande," sagte sie, das andere geht Dich nichts an. Wie hättest Du auch die alte Mühle anstecken sollen, in der Dein Vater und Großvater gelebt hat in der Du geboren bist, Endrik? Das glaub ich feinem, außer Dir selbst. Die Herren Richter wissen es nicht so, sonst hätten sie Dich damals schon freigesprochen. Nimm Dir's nicht zu Herzen, Endrik. An der schlechten Person ist nichts gelegen- die holt der Teufel so und so-" ( Forts. folgt.)