Nr. 96.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sountag, 23. Xpril

Der Acker.

Dort, wo die ragenden Wälder versinken, und die Felder die strömende Sonne trinken, breitet ein Acker sich stark und kühn, von Granaten umkreischt, von Saaten grün. Saat aus versunkenen, friedlichen Tagen, als noch die Arbeit in gläubigem Wagen über die duftende Scholle ging, sprengt auch noch heute den eisernen Ring,

Sebt sich noch heute froh und begeistert sehnend ins Licht und wächst und bemeistert Donner und Dampf und Feuer und Qualm gesegneter Salm.

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Herz in der Brust, nun spreng deine Mauern, auch du sollst wieder selig erschauern; fiehe! die große Erlösung naht: lichtgrüne Saat!

Max Barthel  

Lebt Shakespeare  ?

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Eine Betrachtung zum 300. Todestag. Mir ist, wenn ich ihn lese, Theater, Atteur, Kulisse verschwunden! Lauter einzelne im Sturm der Beit wehende Blätter aus dem Buch der Begebenheiten, der Vorsehung, der Welt! einzelne Gepräge der Völker, Stände, Seelen! die alle die verschiedenartigsten und abgetrenntest handelnden Maschinen, alle was wir in der Hand des Weltschöpfers find unwissende blinde Werkzeuge zum Ganzen eines theatralischen Bildes, einer Größe habenden Begebenheit, die nur der Dichter

überschauet."

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In einzelnen lebt also Shakespeare  , wahrhaftig wirkend.| lichen und selbst wieder Quell jeder menschlichen Größe und gesell­Hat er aber ein allgemeines Dasein? Shakespeare   lebt, das kann schaftsschöpferischen Zukunft. Die Phantasie des Dichters ist die nur heißen: wir leben in ihm. Wir mischen unser und sein wirklichste aller Wirklichkeiten, die die vom Alltag des Gewöhn­Erleben. Sein Eigenstes treibt in unserem Innersten. So brach lichen geblaßte, verängstigte und verkrüppelte Natur des Bürgers das Shakespeareerlebnis einmal in Wirklichkeit als Wirklichkeit befreit, die uns befähigt, au allen großen Erkenntnissen und er­in das deutsche Kulturbewußtsein: damals als Herdern sich der neuenden Taten. Brite der elisabethanischen Renaissance offenbarte und der junge Goethe in seiner Brandung sich formte. Vielleicht erstand Shake­ speare   nur noch einmal so zeugungsgewaltig auf: in den Fieber­zeiten nach der Julirevolution, als seine Welt in die glühende Seele Georg Büchners einschmolz.

Das war die Auffaffung Herders   von Shakespeares   Dichtung, das war der lebendige Shakespeare, und nur so bermag er in die Zeiten zu leben. Gingen nur vorüberrauschende Erschütterungen von seinen Dramen aus, er wäre tot. Shakespeare   lebt mur dann, wenn seine Phantasie uns zum schaffenden Schicksal wird. Nur Hat solche Macht die heutige deutsche Shakespearerührigkeit? dann tönt Bears gewaltige Weltklage und sehnsüchtiger Welttraum Man braucht nur an den erfolgreichsten Shakespeare  - Bühnenmann nicht ins Leere, nicht über ewige Gräber: zu denken, an Reinhardts rauschende Inszenierungen, etwa an das lebte Berliner   Sturm- Ausstattungsstück, in dem das klingende Ei­land Prosperos in eine sich unablässig drehende Schaustellungsinsel für farbige Kostüme und malerische Requisiten verwandelt wurde. Und man wird zu der trüben Erkenntnis gezwungen, daß der über­eifrige Shakespearebetrieb nur ein Vorwand ist für kunstfremde fpekulative Zwecke.

Das ist der flare Sachverhalt, der die Frage nach dem gemein­lebendigen Shakespeare schlechterdings verneint: Shakespeare   lebt heute nicht mit der ursprünglichen Gewalt, wie sie im letzten Menschenalter des 18. Jahrhunderts empfunden wurde, sondern wir scheinen vielmehr eher in das 17. Jahrhundert der englischen Komödianten zurüdzusinten, da deutsche Schauluft von den artisti­schen Fertigkeiten englischer Shakespearefpieler ergößt wurde, und von dem Dichter selbst nichts anderes übrig blieb, als der rohe Stoff als Mittel für die Künfte prächtig verkleideter Springer, brutaler Jahrmarktgreueldarsteller und zotender Poffenreißer. Könnte nicht der Schauspielervertrag heute abgeschlossen werden, den Christian von Sachsen mit den Mitgliedern des ersten Gaft­spiels der englischen Komödianten in Deutschland   abschloß? Wan wir taffel haltten, Und fünften so ofte Inen solchs angemeldet wirdt, mit Jren Gehgen und zugehörigen Instrumenten, auff­warten und Musiciren, uns auch mit Ihrer Springkunst und andern, was sie in Birligkeit gelernett, lüft und ergeblichkeit machen." Nur daß heutzutage die lüft für das taffel halten" nach dem Theater angereizt werden müssen! Und gilt nicht weithin auch heute, was Gundolf   von der Shakespeareentseelung durch die englischen No­mödianten sagt! Nacheinander werden weggefressen: Sprache, Seele, Symbolit, Stimmung, Charakteristik, Sinn, Handlung, und nacheinander werden herrschend Stoffmaße, Clown, Dekoration, Mufit, Garderobe.

zarten Ohren

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Schon die Willtür der Tertbehandlung, der Szenenbearbeitung durch souverän wirtschaftende Regisseure ist Art der englischen Komödianten". Alle Streichungen und Kürzungen find Vergewalti gungen des Dichters. Immer noch nimmt man Rüdsicht auf die nur die Ohren, nicht die Seelen haben diese Reizbarkeit! und dämpft die feruellen Ehrlichkeiten.( Selbst Schlegels Uebersetzung mildert die erotischen Wortspiele!) doch entfaltet die weltflüchtige, welteinsaugende Leidenschaft der Gartens und Palmenszenen in Romeo und Julia  " erst dann die ganze Fülle ihrer tragischen Magie, wenn sie sich erheben aus den och späßen des Bedientengesprächs des Eingangs.

Und

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Komm fort! Zum Kerker fort! Da laß uns fingen, wie Vögel in dem Käfig. Bitt'st du um meinen Segen, will ich knien Und dein Verzeihn erflehn; so woll'n wir leben, Beten und singen, Märchen uns erzählen, Und über goldne Schmetterlinge lachen. Wir hören armes Volk vom Hofe plaudern, Und schwaken mit; wer da gewinnt, verliert; Wer in, wer aus der Gunft; and tun so tief Geheimnisvoll, als wären wir Propheten Der Gottheit; und so überdauern wir Im Kerter Ränk und Spaltungen der Großen, Die ebben mit dem Mond und fluten.

Der Don Quixote  " im Lichte der Zeiten.

8um Cervantes- Gedenktag.

Von Alfred Goetze  

Es war für Cervantes' Klassischen Roman, auf dem sich die Prosadichtung der Weltliteratur aufgebaut hat, ein Glück und Un­glück zugleich, daß sein humoristischer stofflicher Inhalt ihn zum Lieblingsbuch der Kinder aus aller Herren Länder gemacht hat. Das trug naturgemäß sein wichtiges Teil dazu bei, dem Don Quigote eine Verbreitung und Volkstümlichkeit zu sichern, die in der Welt der Bücher schlechterdings ohnegleichen geblieben ist. An­dererseits aber brachte es diese Verbreitung des Kinderbuches auch mit sich, daß die Bekanntschaft, die man von dem Ritter von der traurigen Gestalt" seit der Kinderzeit her in treuer Grinnerung hielt, der inneren Wertung der tiefsinnigen Symbol- und Ge­Herder, Blätter von deutscher Art und Kunst, 1773. dankenwelt, die das Werk des Cervantes   und dessen zweiter Teil zumal in sich schließt, im Lichte stand. Diese volle Wertung des Deutschland   rühmt sich, die lebendige Heimat Shakespeares Romans der Romane blieb infolgedessen auf einen kleinen Leser­geworden und geblieben zu sein; im doppelten Sinn: in der genialen Erfassung seines Wesens wie in der weiten Verbreitung seiner freis beschränkt, der in gar keinem Verhältnis zu der Bedeutung und der Verbreitung des Buches steht. In diesem kleinen Kreis Geltung und Wirkung. In der Tat, die ernste deutsche Bühne ist fand der Don Quixote   dafür freilich ein um so liebevolleres und heute wesentlich Shakespearebühne. Die jährliche Statistik der tieferschürfendes Studium, von dem die zu einer stattlichen Biblio­Aufführungen scheint einen ungeschwächten Shakespearefult zu be­thet angewachsene Cervantes  - Literatur beredtes Zeugnis ablegt. weisen. Auch die verschämt verschioiegenen, weil eigentlich treiben- Aber, tiefer erfaßt, ist das Schicksal Shakespeares   in unserer Philosophen wie Schelling  , Schopenhauer   und Hegel, Dichter wie den Kassenrapporte würden in gleicher Richtung demonstrieren. Der Zeit nur das Schicksal der Kunst und der Stellung der Künstler Goethe  , Byron und Heine haben sich im Verein mit den ton­Shakespeareumsab an Einnahmen, Spielhonoraren, Ausgaben für überhaupt. Die Kunst ist gemeinhin nur eine Unterhaltsamkeit, in angebenden Literarhistorikern der Welt eingehend mit dem Helden Theatermaler, schneider, maschinen und-beleuchtungen erhebt den günstigeren Fällen ein edler Reiz in müßigen Stunden, die sonst der Mancha beschäftigt, den das Genie seines geistigen Vaters aus 300 Jahre toten Komödianten fast zum unzweifelhaften, meßbaren der Verödung anheimfallen würden. In höchster Wertung ist die der begrenzten Enge seiner zeitlichen und örtlichen Umwelt zur Wert eines großindustriellen Unternehmens. Wie viel Speisewirt- Kunst eine berechtigte Spezialität neben den anderen Wirksamkeiten, weltenbeherrschenden Ewigkeitshöhe emporhob. Auch hier wieder schaften und Cafés füllen ihre Räume nach Shakespearevorstellun- neben Arbeit, Erwerb, Politik, Wissenschaft. Der Künstler ist ein bewahrheitete sich das Wort, daß jeder echte Dichter ein Seher gen. Auch die Buchausgaben behalten regen Verkehr. Nicht minder Daseinsverschönerer wie eine Maniküre der Fülle günstig sind die Marktverhältnisse des wissenschaftlichen Betriebes, flüssig, weltfremd und lächerlich. Zumal in Deutschland  . Der spendet, gegen die alle Reichtümer der Welt verblaffen. Und mit jenes literarischen Gewerbes, das die elend ungelohnten und un- Politiker gewöhnlichen bürgerlichen Schlags, deffen Geschäft es ist, Recht sagt Schopenhauer   in seinen Aphorismen zur Lebensweiz­geehrten Dichter in einem höchst auskömmlichen und angesehenen, für große und fleine fachliche oder auch persönliche Zweckmäßigkeiten heit":" Alle Pracht und Genüsse, abgespiegelt im dumpfen Ve staatlich organisierten Betrieb ausbeutet. Es gibt eine deutsche immer das gleiche halbe Dußend unfehlbarer, weil falscher Argu- wußtsein eines Tropfes, find sehr arm gegen das Bewußtsein des Shakespeare- Gesellschaft  , ein deutsches Shakespeare- Jahrbuch. mente zehntausendmal zu wiederholen und ein ferneres halbes Cervantes, als er in einem unbequemen Gefängnis ben Don Kein Zweifel, daß man kein Bedenten tragen würde, den Schatten Dußend marktgängiger und zugkräftiger Handgriffe anzuwenden, Quirote schrieb." des Poeten mit Orden zu behängen, wenn es dafür eine physika- dünkt sich ein wertvoller wie pfiffiger Lenker der Weltgeschichte; es lische Möglichkeit geben würde. Ja noch mehr: Shakespeare   löst würde seine Klugheit verdächtigen, wenn er von Kunst auch nur im gegenwärtigen Deutschland   echte fünstlerisch- geistige Erschei- etwas verstünde, geschweige, daß er sie als seine Führerin zu er­nungen von Rang und Rasse aus. Schauspielerische Schöpfungen leben vermöchte. Und der Künstler würde sich seinerseits befleckt mie Schildkrauts Rear und Shylod strömen aus starter Menschlich glauben, wenn er im politischen Getriebe wissend, ernst, tapfer keit; eine aus anderen Stilquellen genährte technisch- ästhetische mittäte. Beides aber ist Aufhebung, Verneinung der Kunst wie Kraftleistung wie Bassermanns Othello ist zum mindesten ungewöhn- des Künstlers. lich interessant und gediegenfte Arbeit. Friedrich Gundolf   er­neute in unseren Tagen, aus gegenwärtigem Welt- und Sprach­gefühl Shakespeares   Werk in deutscher Gestalt, und derselbe gab uns im Jahre 1911 das tiefdeutende Buch: Shakespeare   und der deutsche Geist.

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Endrik Kraupatis.

Eine litauische Geschichte von Ernst Wichert  . Es macht doch Spaß. Wo hast Du das Geld?" Hier in der Brieftasche." Er zog sie vor und setzte fich auf den Kasten, mit dem Rücken gegen das Fenster.

Ilsze schob den Schemel dicht an ihn heran und lehnte fich auf seine Stnie. Er wickelte die Ledertasche auf und nahm ein Pädchen heraus.

Ist das viel Geld?" fragte fie.

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Nun wie man's nimmt. Sechzehntausend Mark- Ach- 1"

" Behntausend in Tausendmarkscheinen, das übrige in Hundertern."

"

Bähle doch einmal."

Warum soll ich zählen? Es ist schon gezählt."

Du kannst mir doch den Gefallen tun, Endrik." Sie legte den Arm um seinen Nacken und füßte ihn.

"

Meinetwegen denn," sagte er. Ich werde auflegen, zähle Du selbst."

Es geschah so. Jlsze paßte auf, daß alle Bildseiten nach oben zu liegen kamen und die Reihen ganz ordentlich Linie hielten. Wo etwas daran fehlte, half fie nach, indem sie zugleich den Kopf wiegte und die Richtung abzirkelte. Die find hübsch aufmarschiert," bemerkte sie, als der letzte Schein seine Stelle hatte.

Du kannst Dir einen davon nehmen," sagte Kraupat ,, welchen Du willst."

Sie lachte. Auch einen von den großen?"

sch hab's gesagt: welchen Du willst."

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Sie sah zu ihm auf und schüttelte den Kopf. Das ist nichts für mich, Endrik, Du weißt's ja schon: ich nehme kein Geld von Dir."

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I immer ein wenig über ist, der aus alle Reichtümerschöpflichen Phantasie Schähe

Kunst in seiner innersten Bedeutung ist das zentrale Er­lebnis des Menschen, die ungeheuerste und ernstefte Erfahrung, die uns die tiefste Wirklichkeit des Weltwesens schauen läßt; fie voll­endet die im Engen   wirr tastende Kreatur zur wegficheren Uni­versalität. Kunst ist der Zusammenstrom aller Quellen des Mensch­rissenes Laken darüber, oben ein Kopffissen. Araupat steďte die Brieftasche unter das Kopfkissen auf der Seite nach der Wand zu. Dann legte er sich schlafen und schnarchte bald laut. Als er am anderen Morgen aufwachte, stand Jlsze am Kamin, der sich in dem halb verfallenen Kachelofen befand, und fochte Kaffee. Der kräftige Duft zog ihm um die Nase. Das wird schmecken," sagte er, sich redkend. Mich hungert auch." Es ist Brot und Butter da," versicherte fie. Als sie den braunen Trunk in zwei irdene Schälchen goß, erhob er sich wieder und setzte sich zu ihr. Mit Dir ist zu leben," bemerkte er, ihr die Schulter Klopfend.

" Das will ich meinen," antwortete sie schmunzelnd. Willst Du Brot schneiden?" Gib."

" Die Butter streiche ich darauf." Er mit großem Behagen. Wenn ich denke, wie un­freundlich meine Frau gegen mich ist-"

Berdirb Dir nicht den Appetit, Endrik. Es ist so gut, als ob Du gar keine Frau hast."

sch habe aber doch eine Frau." Er seufzte. Sie weiß, was ich getan habe."

Jlsze umarmte ihn. Ich weiß es auch, aber es kümmert mich nicht. Wenn man einem recht gut von Herzen ist-" ,, Kaze! Du hast's schon mit vielen getrieben." Aber jetzt hat' ich's nur mit Dir so lange Du mir treu bleibst. Und ich weiß, Du bleibst mir treu. Du mußt ja." Wenn meine Frau sich nur von mir scheiden lassen wollte-!"

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Sie ist schlecht. Was hat sie noch von Dir? Was will fie bon Dir? Sie quält Dich unnük. So rachsüchtig könnt' ich nicht sein, Endrit."

,, Sie ist frank im Kopf."

"

,, Du solltest sie einsperren lassen. Wer weiß, was sie nicht noch alles herumredet."

Ja, man ist keine Minute sicher. Aber wie soll man's Sei nicht närrisch, Kind." anfangen? Ich will einmal mit dem Schreiber reden." Es bleibt dabei. Das Geld bringt uns nur auseinander." Red' lieber mit mir. Ich weiß Dir besseren Rat zu Er gähnte. Wie Du willst. Ich bin schläfrig. Es war geben." heut ein schwerer Tag. Wir haben viel getrunken." die Scheine wieder zusammen und wickelte sie in die Leder­tasche.

"

Cervantes  , dem eine in der Seeschlacht von Lepanto erlittene Verwundung eine Verstümmelung der linken Hand und die Läh mung des Arms eingetragen hatte, faz wegen einer lächerlichen, bei der Eintreibung von rüdständigen Abgaben entstandenen Ab­rechnungsdifferenz in Sevilla   im Gefängnis, als er im Jahre 1597 den ersten Teil des Don Quixote   begann, dessen Druckerlaubnis 1604 erteilt wurde und der ein Jahr später erschien. Der Wunsch, die üppig wuchernde Giftblume jener Ritterromane, die, aus der Artussage herausgewachsen, vom Ausgange des Mittelalters bis zum Beginn der neuen Zeit zu einer wahren Sandplage geworden waren, durch das Mittel einer Ton, Stil und Geist dieser Schund­romane parodierenden Karikatur mit Stumpf und Stiel aus­

Willst Du denn bauen?"

Eigentlich möcht ich nicht. Die Müllerei ist mir zuwider. Und mit so einer Frau man fönnte in Amerika   etwas Besseres mit dem Gelde anfangen." Ihm fiel ein, daß er die Brieftasche noch nicht wieder zu sich gesteckt hätte, und er stand deshalb auf und ging nach der Bettlade, um sie aufzunehmen. Er hob das Kopfkissen. Wo ist die Brieftasche?" Er wühlte im Stroh darunter, riß es heraus, ftreute es auf den Boden. Wo ist die Brieftasche?" schrie er, feuerrot im Gesicht. Ich habe sie verwahrt," sagte lsze ganz ruhig, indem sie ein zappelndes Käßchen auf die Erde sezte und ein anderes auf den Schoß hob.

"

Kraupat wußte offenbar im Augenblic nicht, wie das ge­meint sein sollte. Halb erleichtert, halb wieder stubig gemacht, starrte er sie an und fnurrte: Berwahrt? Was soll das? Sie war unter meinem Kopf gut genug verwahrt." ,, Doch wohl nicht," antwortete Jsze lächelnd. Sonst hätte ich sie Dir nicht fortziehen können. Das kann leicht ein anderer auch, wenn Du so tief schläfft."

,, Gib sie her," befahl er. Das ist dummer Spaß."

"

Es ist gar fein Spaß," entgegnete fie.

Gib die Brieftasche her, sage ich Dir."

Sie schüttelte den Kopf. Suche fie doch."

,, Warum soll ich mein Eigentum suchen? Mach schnell,

oder-"

Sie sah ihn mit listig blinzelnden Augen an. Oder-?" Wo hast Du die Brieftasche, sze?"

Sie ist versteckt. Ich sage nicht wo. Sie ist gut ber­

ftedt."

Er riß die Angen auf. Was? Versteckt? Auch vor mir? Was soll das? Mach mich nicht wild. Die Brieftasche her! Oder ich sage, Du hast mir das Geld gestohlen."

er,

"

Sag's doch so laut, daß man's auf der Landstraße hört." Ein furchtbarer Verdacht stieg in ihm auf. Bestie," schrie Du willst an das Geld! Aber das Gericht soll Beige mich doch an," entgegnete sie gelassen. Ich hab' auch etwas anzuzeigen." Ah--1" Er ballte die Fäuste und knirschte mit den Die Käßchen waren unter dem Rasten Borgekrochen und Zähnen. miauten um sie herum. Sie nahm eins nach dem anderen auf Sei nicht dumm, Endrik," sagte fie, mit ausgebreiteten den Schoß und gab ihm Milch zu trinken. Kraupat schaute zu, Armen ihm entgegengehend. Was soll ich mit dem Gelde ohne An der einen Wand war ein Gestell von Brettern ange- die Ellbogen auf die Knie gestützt. Besonders wenn ich nun Dich?" bracht, das ein Bett darstellte. Es lag Stroh darin, ein zer- baue- bat fie verlangt, daß ich das Geld nicht nehmen soll." Forts. folgt)

Er schob

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