Nr. 193.1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Der lehte Traum.

Die Schwester warf noch einen besorgten Blick auf den Kranken, dessen hohle Wangen hochgerötet waren und dessen Brust sich schwer hob. Dann wandte sie sich einem anderen Lager zu, aus dem ein Teises Stöhnen tam und beugte sich liebevoll über den wunden Menschen in den zerwühlten Kissen. Die Nachmittagssonne fiel weiß über die Dielen des Saales und huichte zaghaft und scheu über die Betten. Der Kranke mit den hohlen und fieberheißen Backen blinzelte verloren in die matten Strahlen, die wie zarte Hände über seine feuchten Haare strichen. Er versuchte mühsam, seine verworrenen Gedanken zu ordnen, Klarheit in den dunklen Wirrwarr zu bringen, der unter seiner Schädeldecke unaufhörlich brodelte. Er mühte sich vergebens. Die ruhelosen Gedanken schwirrten durcheinander, die Bilder hezten sich, eine qualvolle Unruhe zermürbte ihn und warf ihn im Bett hin und her. Es war ihm immer, als habe er etwas verloren, das er suchen müsse, aber er konnte nicht finden, wo, und wußte nicht, was es war. Plößlich hatte er die unklare Vorstellung, er liege an einem fühlen See. Er wollte untertauchen, dort unten suchen, tief in der wohltuend er­frischenden Flut, wollte baden, naß werden, sich trocknen lassen an der Sonne, rein werden, aufatmen, tief, Waldduft einatmen wie in der Kindheit. Erinnerungen, blizhaft, tauchten auf, tauchten unter, Vorstellungen von Erlebtem mischten sich bunt mit Fieberträumen und frankhaften Gebilden seiner Phantasie. Und immer fühlte er seinen Körper, lastend, schwer, bleiern, wollte ihn abschütteln, frei sein, schweben, schweben in den blauen Himmel, zu dem die Sonnenstrahlen in tollem Wirbel tanzten durch das Halbgeöffnete Fenster. Von dem Gefühl des Daseins befreit sein, oder einen roten Mund in wilder Lebensgier, uneriättlich, füssen, auf Berge steigen und in die Täler winken und grüßen, wo die Brüder die Sense im reifen Korn schwingen, die Sense... o Bruder Tod... Bruder- da blieben seine irrenden Augen plößlich starr auf einen Punkt gerichtet, er lag ganz still, seine Stirn glättete sich, seine Brust wurde ruhiger... er schälte mühsam aus dem nebelhaften Vorüberziehen von vergangenen Eindrücken und traumhaften Wünschen fein legtes Erlebnis.

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Freitag, 18. Auguft.

Auch der

ihm, mit der legten Anspannung ihrer Sträfte erhaschten schwamm. Dieser bei Berlin   leider sehr häufige Giftpilz glänzt es oft, zogen sich an ihm hinauf, hinauf er meistens durch die verführerische Weiße der Unschuld, oft genug aber fonnte nicht sehen, wobin, aber es mußte eine Stätte ist er auch oberwärts grünlich überlaufen, so daß er für den nicht seligen Friedens sein, das ahnte, wußte er, eine Stätte der Zuflucht fattelfesten Bilziammler gefährlich wird. Es sind im abgelaufenen und des Ausruhens nach dem Leiden der Erde, eine Stätte der Jahre allein achtzehn Personen durch diese Verwechselung ums Leben Sehnsucht und unaussprechlicher Liebe. Und auch er, winziger Körper gefommen. in dem rasenden Gewimmel aufeinander prallender, junger, bald Es ist schon richtig, was man immer von neuem zu lesen bes zerfetzter Menschenleiber griff nach dem Seil, er sah seine blutige, kommt, daß die Zahl der Giftpilzarten ziemlich beschränkt ist, allein gereckte Hand, und der Körper über ihm, der so schwer, so schwer die Zahl der Individuen ist sehr groß, und bisweilen sieht man in lastete, das er ihn fast erstickte, hob auch eine Hand, die wie seine einem Walde fast nichts als Knollenblätterschwämme. aussah, und griff auch nach dem schwebenden Seil... beide haschten Giftreizker ist in vielen Wäldern bei Berlin   sehr häufig, und wir es... es schiebte über ihnen, war plöglich weit über anderen haben einen Mann getroffen, der ihn als eßbaren Reizter einge­Teilen des riesigen Schlachtfeldes, schwebie über Leichenhügeln und sammelt hatte. Man muß ferner berücksichtigen, daß die kundigen Haufen Berstümmelter, und seine Stnoten mit den goldenen Buch- Pilziammler früh aufstehen und die Wälder abgrasen. Kommen staben von mon frère leuchteten zu ihnen, bis es wieder selbst da nachher die Neulinge, dann ist die Gefahr für diese um so größer, war, ganz nahe, und der Fremde über ihm es erhaschte, festhielt, es weil eben die ungenießbaren Pilze fast allein stehen geblieben sind. tiefer zog zu seiner eignen, nach dem Seile tastenden, aber so kraft- Diese Zeilen sind nicht geschrieben, um den Genuß von Pilzen losen hand, sie fest um das Seil schloß, an dem sie beide, von zu beeinträchtigen. Der Genuß der eßbaren Pilze verdient an sich wunderbarer Macht getragen, hinaufglitten, wohin... wohin... jede Förderung. Aber einige Grundregeln muß sich jeder Pilzfreund Die Sonne war verschwunden. In trübem Lichte lag der lange einprägen: Saal. Ein Aechzen verklang und verging mit dem letzten schmalen Aus Büchern und Abbildungen allein lernt man keine völlig Sonnenstreifen, der gerade über das Bett des jungen, fieberheißen sicheren Unterscheidungen zwischen eßbaren und giftigen Pilzen. Stranten gefallen war, und den nun Schatten dunkel überwuchien. Man muß sich unbedingt durch einen erfahrenen Pilzkenner ein­Der junge Mensch lag ruhig in seinem Bett, sein heißes Gesicht führen lassen. So lange, bis eine Gelegenheit dafür da ist, soll war weiß geworden, die eingefallenen Wangen noch tiefer, sein ruhe- der Neuling die Hände von den Pilzen lassen. Hat er eine fleine loser Blick war starr, die Hände, die immer voller Untast an den Anzahl schließlich sicher fennen gelernt, so soll er bei diesen bleiben, Stiffen zerrten, zwei weiße, faltige Hände, waren merkwürdig steif und niemals auf eigene Faust die Zahl der zu sammelnden Pilz­nach oben geredt mit gekrümmten Fingern, als wollten sie etwas arten vermehren, mögen sie auch noch so verlockend aussehen. Rai­Unsichtbares haschen, greifen das über ihnen hing... schläge, wie man Giftpilze mit Hilfe von silbernen Löffeln und Die Schwester beugte sich erschüttert über den jungen Toten. ähnlichen Talismanen fernhält, höre man geduldig an( denn der Hans Gathmann. Erteiler solcher Ratschläge ist unfurierbar!), befolge sie aber nicht. L. L.

Die jährliche Pilzwarnung.

Kleines Feuilleton.

Der Krieg und die Musik.

Artur Nifisch ist über die Wirkungen die der Krieg auf die Musik haben kann, befragt worden. Er hat darauf nach dem Berl. Tagebl." geantwortet:

" Ich glaube nicht an einen unmittelbaren Einfluß des Krieges auf unsere schaffenden Tondichter und würde einen solchen Einflußz für sehr bedauerlich halten. Man fann bisher nicht sagen, daß der Strieg auf die Musik seine Wirkung geltend gemacht hat, und dabei wird es hoffentlich bleiben. Natürlich gibt es bereits eine Unmane von Tonstücken, die sich auf den Krieg beziehen, aber diese Be­ziehungen sind meistens rein äußerlicher Art, und für die Kunst fommt dergleichen nicht in Betracht. Selbst unsere Komponisten mit langvollstem Namen aber haben mit ihren Werken, die im Zusammen­hang mit dem Kriege entstanden sind, vollkommen versagt. Dicie Werte sind allesamt wenig erfreulich und können niemanden ernstlich befriedigen."

Nachdem im Laufe des Jahres schon aus verschiedenen Teilen des Landes Nachrichten über Pilzvergiftungen eingelaufen waren, sind fürzlich auch in einen Vororte von Berlin   drei Mitglieder einer Es war ein flebriges, taufrisches Feld, das sie überquerten. Die Familie einer Pilzvergiftung erlegen. Eine Statistik der Pilz­Sonne witterte man irgendwo hinter den blendenden Wolken ver- vergiftungen im vergangenen Jahre, die G. Dittrich in den Berichten steckt. Als schritte man durch Blut," dachte er damals, er wußte der Deutschen Botanischen Gesellschaft veröffentlichte, ergab, daß in es wieder genau, hörte wieder das Grollen der Geschütze und das Deutschland   im Jahre 1915 nicht weniger als 248 Personen nach Zichen der Kugeln. Trostlos zerfezte Bäume starrten in der Ferne dem Genuß von Pilzen erkrankt und 85 von ihnen( darunter 52 wie Erbarmen heischend zu dem stummen, verhängten Himmel. Es Kinder) gestorben sind. Diese Zahlen treffen sicherlich nicht alle ging vor. Dies, nur dies, war in das Bewußtsein aller gepreßt, Borkommnisse, da viele Fälle dieser Art teils nicht in die Zeitung auch in ſeins wie hineingehämmert. Es ging vor. Er wußte fommen, teils nicht richtig erfannt werden. Mögen diese Zahlen weiter nichts. Die Welt versant allmählich. Damals wie lange nun auch gegenüber der Gesamtbevölkerung glücklicherweise sehr war es her sagten die Kameraden, beim Ausrücken aus der gering ericheinen, so sind sie doch sehr viel größer, als z. B. die heimatlichen Kaserne, als die Musik spielte: Jezt geht es ran an den Todesfälle durch Blitzschlag. Während nun aber zahlreiche Personen Feind! Unklare Vorstellung.. grausige Wahrheit geworden... Kamerad, an einer ganz übertriebenen Bliziurcht leiden, wird gegenüber den Mensch... Was ist Dir?... Ein Röcheln... Blut... lebloser Pilzen nicht selten eine unverantwortliche Leichtfertigkeit beobachtet. Körper er dachte, wohin entflieht deine Seele? er rannte, spürte Ein erheblicher Teil der Schuld trifft gewisse, alljährlich erscheinende plöglich die Schwere der Patronen... sah aufzuckende Rauch- zeitungsartikel, in denen die Pilze als billiges Volksgericht gelobt wöllchen... warf sich nieder... rannte... warf sich nieder... werden, und die Unterscheidung der wenigen Giftpilze als gar nicht Dann war er nicht mehr er selbst. Er lag irgendwo... etwas so schwierig hingestellt wird. So lafen wir in einem solchen Artikel Schweres über ihm, das zuckte und warm war und rieselte... er erst fürzlich wieder den Rat erteilt, sich die nötigen Kenntnisse aus hob die Hand. er riß die Augen auf... Tag blendete Büchern anzueignen, wenn man feinen Sachverständigen an der Erfreulicherweise bestreitet er aber auch andererseits eine ver­seine Hand war rot... ein Mensch lag über ihm... er riß seine Hand habe. Daß es möglich ist, sich aus noch so gut illustrierten flachende Wirkung des Krieges auf den allgemeinen Musikgeschmad. ganze Kraft zusammen und zerrte sich vor unter dem schweren Büchern allein so weit über die in Betracht kommenden Pilze zu Er glaubt nicht, daß die ernste Musik Schaden nehmen wird zu1­Lastenden Leib... ein Stöhnen entquoll ihm und dem Fremden bei unterrichten, daß jede Gefahr der Pilzvergiftung ausgeschlossen wird, gunsten der Operette etwa. Bielmehr stellt er fest: An allen dem plötzlichen Ruck... Dann, er wußte nicht, wachte er, träumte muß Schreiber dieser Zeilen auf das bestimmteste bestreiten, und Orten, wo ich ernste, klassische Musik, Bach, Mozart   und Beethoven  er, lebte er, traf ein gehauchtes Wort sein Dhr, das er nicht ver- zwar auf Grund seiner mehrjährigen Beobachtungen bei Bilz- zu Gehör gebracht, habe ich eine ganz besondere Hingabe und an­stand, nicht verstehen konnte, das er nicht eber begriff, als bis es fammlern auf frischer Tat". Ein anderer Teil der Schuld ist auf dächtige Stimmung des Publikumis bemerkt. Man kann erfreulicher­sich immer wieder wiederholte, wie Bitte, Hilferuf, Sehnsucht, Seg- eine Art Aberglauben zurückzuführen, der gewisse Kennzeichen weise mit Bestimmtheit sagen, daß die Vorliebe für das leichte Genre nung... de l'eau... mon frère... mon frère...( Wasser... als sichere Anzeichen der Giftigkeit oder Eßbarkeit von Bilzen   in der Musik nicht zugenommen hat." mein Bruder). aufgestellt hat. Viele Frauen im Volte legen ein besonderes Gewicht darauf, ob ein silberner Löffel beim Kochen mit den Pilzen anläuft, ob die Pilze selbst nach dem Aufbrechen blau anlaufen usw., und es muß immer wieder von neuem betont werden. daß diese Hausmittel weiter gar nichts beweisen, als eben den betreffenden Aberglauben.

So weit war er mit seinen Gedanken gekommen, da packte ihn wieder die Unruhe, etwas Verlorenes zu inchen, peitschte ihn auf, daß er im Bett jäh emporfuhr... Die Schwester lief zu ihm.

H

Wissen Sie, was aus ihm geworden ist, wissen Sie. fchrie er ihr fast entgegen. Sie legte ein feuchtes Tuch um feine heiße Stirn und drückte den Ermatteten sanft in die Kissen Viel günstiger wirkt der verbreitete Brauch, das erste Abkoch­zurück. wasser wegzugießen, aber er schadet auf der andern Seite wieder Traum tam, tiefer Traum, tiefe Ruhe. Sein friedloses Geficht dadurch, weil geglaubt wird, dadurch jeden giftigen Pilz zu ent­wurde friedlich... Er sah im Traum ein goldenes Seil, gedreht giften. Aber gerade gegenüber dem giftigsten von allen, dem Knollen­aus Buchstaben. Er buchstabierte, mühiam, lallend mit schweren blätterschwamm, versagt das Mittel. Dieser Pilz wird in der Regel Lippen, suchte die merkwürdig verschlungen Zeichen zu entziffern: mit dem Champignon verglichen. Nachdem nun aber wohl schon M, O, N, F, R, E, R, E, mon frère... es war ein unendlich langes jeder Schuljunge weiß, daß die Lamellen, die zarten Blättchen auf Seil, zu dicken Knoten oftmals verschlungen, auf denen ebenfalls der Unterseite des Pilzhutes, beim Champignon bald schokoladen­dies Wort stand. Es hing vom Himmel herab, blau strahlender braun anlaufen, was sie bei dem Gilftpilz niemals tun, ist die Ge­Suppel, herab in das kämpfende Menschengewimmel über der zer- fabr dieser Verwechselung sehr gering geworden. Dafür ist eine stampften Erde, es irrte über den Schlachtfeldern hin andere, sehr gefährliche Verwechselung häufiger geworden, auf die und her, wie bon einer unsichtbaren Hand geleitet, und auch in der oben erwähnten Statistik eingegangen wird, nämlich zuckende Hände Sterbenden, Verröchelnden griffen nach die Verwechselung des eßbaren Grünlings mit dem Knollenblätter

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Für tot erklärt.

Von Ernst Wichert  .

Er hoffte im Kruge oder im Dorfe nochmals mit Annika zusammenzutreffen und sie beruhigen zu können. Aber auf dem Hofe erfuhr er, daß sie den kleinen Peter abgeholt habe und mit ihm fortgegangen sei. Von den Nachbarn hatte niemand sie bemerkt.

feine Ahnung, daß geschieden sein sollte. Erst als er nach einigen Stunden müde wurde und auf ihrem Schoße ein­schlief, wehrte sie den Tränen nicht und bat Gott   laut und inbrünstig, daß er sich des Kindes gütig annehmen und es vor so schwerem Kummer bewahren möchte wie der ihre.

Der anerkannte Orchesterleiter, dem über diese Dinge sehr wohl ein begründetes Urteil zustebt, verneint also eine schöpferische Ein­wirkung des Strieges auf die Musit.

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Notizen.

Theaterchronit. Im Theater in der Königgräger Straße gelangt im Laufe des September als erste Neuinszenierung der kommenden Spielzeit Henrik Ibsens Wildente  " zur Auf­führung.

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- Charles Gueur f. Vor einigen Tagen starb in ciner Vorstadt von Brüssel   der belgische Volksdichter Charles Gueux, eigentlich Charles Guillaume, der aber den Namen Gueur( Bettler) angenommen hatte, um seine Zugehörigkeit zum Volke darzutun. Seine Lieder wurden in allen sozialistischen   Kreisen gesungen, und er war der anerkannte Dichter des arbeitenden belgischen Volkes. Lange Jahre war Gueur von schweren Leiden heimgesucht, die ihm nur geringe Zeit zu dichterischem Schaffen übrig ließen, doch benutte er die fargen Freistunden, die ihm seine Krankheit und seine Be­schäftigung in der Redaktion des sozialistischen Blattes Le peuple" gewährte, um seine Geschichte des revolutionären Liedes" fertig= zustellen.

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Ich weiß es nicht," antwortete Konrad, mühsam atmend, sie war die letzte Nacht nicht im Kruge  ." " Nicht im Kruge  -! Aber wo sonst?" Wahrscheinlich im Nachbarhause. Sie wollte heute naa) der Nehrung übersetzen."

,, Ganz recht, das wollte sie. Aber das Boot ist fort." So wird sie schon gefahren sein und ihre Sachen nach­kommen lassen." So früh? Und ihre Sachen sind noch im Kruge  ?" " Ich glaube wohl."

,, Und das Kind?"

Es schläft noch. Die Magd besorgte sein Frühstück, als

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Und dann, als die Sonne untergegangen war und der Wald dunkelte, schlug sie ihr Tuch um den Knaben und trug ihn nach Hause. Sie brachte ihn sorgsam zu Bette, ohne die Magd, in deren Kammer er gewöhnlich schlief, aus der Ruhe Annika hatte den Kleinen auf den Arm genommen und zu stören, füßte ihn noch einmal herzlich und ging hinaus. ihn durch das Pförtchen neben der Scheune hinausgetragen Auf dem Hofe nahm sie von dem dortigen Vorrat eine auf die Wiese, wo die vielen schönen Blumen wuchsen, von Stange und machte sich mit derselben auf den Weg nach dem denen er ihr täglich einen Strauß ins Krankenzimmer hinauf- Hafen hinaus. Sie begegnete unterwegs niemand. Dann ich ging." gebracht hatte. Im Wald ist's noch viel schöner," hatte sie schob sie mit Aufbietung aller Kräfte das Boot in die Flut, Klars sah finster grübelnd zur Erde. Sonderbar- jo ihm gesagt, als er verweilen wollte;" Du kennst den Wald stieg ein und stieß es mit der Stange vom Ufer ab. Sie stand früh und ohne Abschied und ohne das Kind-? Das noch gar nicht." Sie faßte ihn bei der Hand und führte ihn mit den Füßen im Wasser, aber sie achtete nicht darauf. Die Boot war led." durch die Kornfelder und die Wiesenraine um das Dorf Stange immer wieder auf den flachen Grund setzend und sich Die Fischer werden es untersucht haben," meinte Non­herum nach dem Birkenwäldchen, das sich so anmutig am weiter fortschiebend, brachte sie das kleine Fahrzeug bald auf rad." Vielleicht ist's auch auf dem Fluß nach dem Dorf ge­Flußufer hinabzog. Dort war sie ganz ungestört. Sie wollte das offene Haff hinaus, über dem ein dichter Nebel lag. Nach bracht zur Ausbesserung vor der Fahrt und Annika noch ja nichts mehr, als sich noch einmal ihres Kindes erfreuen wenigen Minuten war nur noch eine dunkle Masse bemerkbar, daheim." und von ihm Abschied nehmen. Auf dem eiligen Gange die mehr und mehr verblaßte und hinter der Nebelwand ver­vom Haken nach dem Kruge   hatte sie ganz eigene Gedanken schwand. gehabt; so plöglich sie ihr gekommen waren, so sicher fühlte sie Ueber Konrad Hilgruber kam in dieser Nacht kein Schlaf. sich doch darin. Sie sagte sich, daß sie doch allein die Schuld Er hatte gehofft, Annika würde sich doch noch einmal ein­an allem Unheil trage, weil sie nicht fest den Weg gegangen finden und sich gütlich zusprechen lassen; da sie aber nicht kam, sei, den ihr das Herz gewiesen, und daß nun noch mehr Unheil mußte er's für gewiß halten, daß sie schon den letzten Abschied folgen werde, wenn der Streit der beiden Männer um ihren genommen hatte und sich von ihm nicht mehr sehen lassen Besiz sich fortspinnen dürfe. Konrad werde sich in Geduld wolle. Sie wird zur Nachbarin gegangen sein," dachte er," wo fügen, aber in Sehnsucht hinkranken und auf seine geheimen sie schon die erste Nacht zubrachte; ich war unfreundlich gegen Wünsche doch nicht verzichten. Und Peter Klarser fügte fie, und sie hat Grund, mich zu meiden." Er legte sich hin, sich nicht; jest war es gewiß. Wohin war es schon mit ihm ge- aber der Husten quälte ihn und trieb ihn wieder auf. Wie tommen? Sie hatte gehofft, beide Männer zum Verzicht zu wird das Leben sein ohne sie-? überlegte er tausendmal; bermögen, aber schon war kein Zweifel, daß sie sich arg täuschte. wenn Klars billig wäre, es gäbe vielleicht doch einen Ausgleich. Wenn ihnen keine Hoffnung mehr blieb, einander abzuringen, was feiner dem anderen gönnen wollte, dann reichten sie viel leicht einander die Hand zur Versöhnung und gedächten auch ihrer in Frieden.

Früh am nächsten Morgen verließ er sein Zimmer und den Krug, um den Matrosen aufzusuchen. Es war sein erster Ausgang. Er erfuhr, daß Klars mit Handwerkszeug, Holz und Nägeln nach dem Haken hinausgegangen sei, um das Boot instand zu sehen, auf dem Annika hinüberfahren wollte. Kon­rad entschloß sich, ihm zu folgen.

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,, Vielleicht." Er ging einige Schritte zögernd weiter und machte dann wieder Halt. Und was willst Du hier?" " Ich suchte Dich."

Peter Klars sah mißtrauisch zu ihm auf. Mich?- Du hast Grund, mir aus dem Wege zu gehen."

Der Krüger trat näher. Ich habe Dich nicht kränken wollen," sagte er mild. Wir waren ja auch Freunde." Waren­

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,, und könnten noch jetzt freundschaftlich gegeneinander handeln und uns das Mißgeschick erleichtern, das uns be­troffen hat uns und ihr-!"

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Der Matrose wendete sich trogig ab. Was willst Du von mir?" ,, Mit Dir vernünftig wegen Annika sprechen, Peter." Pah vernünftig! Was heißt das? Ich kann nicht nachgeben." Wenn Du Mitleid mit mir haben wolltest

Es lag etwas in dem Tone, mit welchem diese Bitte

Es war ihr nicht anzumerken, was in ihr vorging. Mit heiterem Gesicht spielte und scherzte sie mit dem Knaben, suchte ihm Blumen oder kleine bunte Steinchen, sang ihm Lieder, Schon eine Strecke vor dem Hafen kam Klars ihm ent- sich äußerte, das Peter Selars nicht ungerührt ließ. Er zog die erzählte ihm Märchen, half ihm die schlanken Birkenstämme gegen, offenbar sehr eilig und aufgeregt. Er stutte, als er Augenbrauen finster zusammen und blickte, sich abwendend, hinaufflettern, oder versteckte sich hinter dem dichten Konrad auf sich zuschreiten sah, und blicb stehen. Wo ist zur Erde, ohne zu antworten. Wacholderstrauch und ließ sich suchen. Der kleine Peter hatte Annika?" rief er ihm entgegen.

( Schluß folgt.)