r. 199.1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Freitag, 25. Auguft.

Handels- U- Boot Deutschland  ".

Wir konnten gestern schon mit dem Telegramm über die Ane funft der Deutschland" einige bisher geheim gehaltene Zahlen über die Abmessungen dieses Unterseebootes geben. Zu ihrer Beranschau­lichung sei gefagt, daß die Abmessungen von 65 Meter Länge und 8,9 Meter Breite faft genau denen entsprechen, welche ein preußisches Normal- Binnenschiff in Größe von 600 Tonnen hat. Fahrzeuge dieser Art nennt der Schiffer Plauer Maßfähne, die Berliner   nennen sie Elblähne, der Hamburger Oberländer Kähne. Das größere De­plazement des U- Bootes erklärt sich daraus, daß dasselbe als See­fchiff eine etwa 90 Zentimeter größere Breite und einen Tiefgang bon 4,50 Meter haben konnte, während die Tauchtiefe der Binnen schiffe nur etwa 1,80 Meter beträgt.

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Durch den vor dem Maschinenraum liegenden Laderaum führt nun Lefeunterricht, indem man ihr ein Alphabetenschema vorlegte, ein Tunnel zur Zentrale, in der alle für die Bedienung des Schiffes das oben in erhabener Schrift die lateinischen Buchstaben und unten bei der Unterwasserfahrt erforderlichen Einrichtungen vereinigt sind. die Blindenschrift zeigte. Nach vier Wochen fonnte sie diese Schrift Die vor der Zentrale liegenden beiden Abteilungen enthalten lesen und schreiben. Gleichzeitig erhielt sie Unterricht in der die aus unten die Affumulatoren und oben die Wohnräume für die Mann Taubblindenfingersprache, verschiedenen Klopfzeichen schaften. Durch den vorderen Laderaum führt wiederum ein Tunnel auf die einzelnen Steffen der Hand besteht. Nach diesem nach dem Bugraum, in dem verschiedene Antriebsmotore unter- Alphabet, das schon von dem taubblinden Dichter Hieronymus Lorm  gebracht sind." Bug- und Heckraum sind außerdem noch für Wohn- benußt wurde, wird beispielsweise der Buchstabe A durch ein leises wecke nutzbar gemacht. Klopfen auf die Innenseite des Daumens ausgedrückt, der Buchstabe

leber der Zentrale ist ein geräumiger Kommandoturm mit Sch- B durch Bestreichen des unter dem Zeigefinger befindlichen Hand­robr angeordnet; ein zweites Sehrohr führt nach der Zentrale. ballens usw. Endlich lernte die Patientin auch noch die großen la­Auf dem Kommandoturm befindet sich eine Navigationsplattform, teinischen Buchstaben in Tafelformen schreiben und konnte nach zehn die erfahrungsgemäß auch noch bei verhältnismäßig schlechtem Wetter Wochen als fertig ausgebildet entlassen werden. Rührend erscheint verwendbar ist. es, daß sie nach diesem Unterricht, der ihr gewissermaßen wieder die Pforten zur Außenwelt erschlossen hatte, äußerte: Ich glaube, ich werde noch einmal ganz glücklich".

Berliner   Cheater: Der Hias".

Der Hias" ist ein von einem Feldgrauen entworfenes und von Feldgrauen dargestelltes Kriegsspiel. Der Hias selber, ein im Grunde gutmütiger niederbayerischer Kraftmensch, der mit Hilfe eines ver­liebten Franzosenmädchens( bei einer Deutschen   wäre es wohl Landesverrat getvejen) aus der Gefangenschaft entwischt und mit den Kameraden feinen vor ein französisches Kriegsgericht zitierten im Lager gab Gelegenheit zur Vorführung von allerhand kleinen Dffizier befreit, fand einen frisch naturwüchsigen Vertreter. Ein Festtag Spielen und Künsten, darunter einen flotten bayerischen   Schuhplattler tanz. Die im Film vorüberziehenden Erstürmungsszenen riefen dann wieder die Erinnerung an al die furchtbaren Leiden wach. Das Publikum verhielt sich unerschöpflich beifallsfreudig. Die Nach­richt von der glücklichen Ankunft des Unterseeboots in der Weser­mündung wurde mit dem Gesang des Liedes: Deutschland  , Deutsch­ land   über alles" aufgenommen.

Künstliches Grundwasser.

Wo das natürliche Grundwasser versorgung großer Städte

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dt.

Beim Bau der Deutschland  " galt es eine ganze Reihe von Die Befagung des Bootes besteht aus 29 Köpfen. Mit Rücksicht technischen und wirtschaftlichen Anforderungen zu vereinen. Die auf die lange Reifedauer ist auf eine gute Unterbringung der Mann­Rentabilitätsforderung verlangte ein möglichst geräumiges, das heißt schaft besondere Sorgfalt verwendet worden; die einschlägigen gesetz­ein großes Schiff, die lurz bemessene Bauzeit das Boot mußte lichen Bestimmungen wurden finngemäß beobachtet. Auch sonst, noch während des Krieges fertiggestellt werden ermöglichte nur wie zum Beispiel in bezug auf Materialstärken, die Ausrüstung mit die Herstellung eines Fahrzeuges bon der Größe, wie diese sonst etwa Booten, Ankern und Ketten, sowie in bezug auf den Freibord und in unserer Stiftenfahrt üblich ist. Gegenüber Schiffen von normaler die Schotteneinteilung find die Vorschriften des Germanischen Lloyds Bauart mußte die Deutschland  " den Nachteil haben, daß sie einmal und der Seeberufsgenossenschaft berücksichtigt worden. Selbstver­den Anforderungen für große Fahrt entsprechen mußte, die man ständlich sind auch die übrigen auf Unterseeboten üblichen Sicher sonst an Fahrzeugen dieser Größe noch nicht zu stellen pflegt, beitseinrichtungen, wie Telephonbojen, Luftauffrischungseinrichtung andererseits aber außerdem noch Versteifungen gegen den Waffer- u. dergl. vorgesehen. brud in größerer Tiefe eingebaut erhielt, die natürlich für ein über beren Rumpf von der Flensburger Schiffbau-.- G. hergestellt wurde, Die Deutschland   sowohl als ihr Echtvesterschiff Bremen  ", Waffer fahrendes Echiff durchaus nicht notwendig sind. Dadurch wird der Raum für die nügliche Zuladung gegenüber dem find mit Funkentelegraphieeinrichtung von guter Reichweite aus Gesamtdeplacement noch weiter beschränkt. Vorteilhaft fonnte das gerüstet. Schiff allerdings abschneiden gegenüber den Kriegs- Unterseebooten. Nach den bisher in die Deffentlichkeit gelangten Mitteilungen Da die Deutschland  " feindlichen Angriffen nicht durch Schnelligkeit hat Kapitän König die Deutschland  " auf ihrem 4200 See­zu entgehen brauchte, wie dies bei einem über Wasser fahrenden meilen langen Sturse nur 100 Meilen tauchen lassen, ein Beweis, Schiffe der Fall sein muß, weil sie sich durch Untertauchen unauffind- daß er und seine Mannschaft sich in die Eigenheiten diefes neus bar macht, fam es auf große Geschwindigkeit nicht so an. Während artigen Schiffstypes ganz außergewöhnlich rasch eingearbeitet haben. von den Kriegs- U- Booten ein schlanker Körper mit feinen Linien er je eine Ozeanreife gemacht hat, weiß ja, daß die großen verlangt werden muß, den starke Maschinen so rasch treiben, daß er Handelsstraßen der See nicht in dem Wiaße von Schiffen einen Postdampfer einzuholen vermag, fonnte die, Deutschland  " sich eine wimmeln, wie etwa die Berliner   Friedrichstraße von Fuß­besonders für die Wasser­gewisse behäbige Breite und eine rundliche Fülle des Rumpfes zu- gängern. Die Gefahr, gefehen zu werden, ist also für ein Unter­zu mangeln beginnt, ist man nener­legen. Die schwächeren Maschinen sparen nicht nur an eigenem feeboot auch auf der Wasseroberfläche nicht allzu groß. Immerhin Gewicht, sondern auch an Naum für den Brennstoff, oder aber sie mußte aber die Führung der Deutschland  " damit rechnen, daß das dings dazu übergegangen, Grundwasser fünstlich zu schaffen. Der geben bei gleichen Bunkerräumen für den Betriebsstoff einen erheb. Fahrzeug von feindlichen Keaperschiffen gesucht werde. Es galt dabei verfolgte Zweck leuchtet ohne weiteres ein; das Grundwasser lich größeren Aktionsradius. Dieser ist bei der Deutschland  " so daher für das Schiff, vorsichtigerweise nicht nur allen Kriegsschiffen, ist in jeder Weise viel reiner als das Oberflächenwaffer aus Flüssen Auch Berlin   ist auc groß, daß das Schiff die Reise über den Ozean ohne Nachfüllung sondern auch den Kauffahrteischiffen aus dem Wege zu gehen, die und Seen und als Trinkwasser zu gebrauchen. hin und zurück machen fann. Das hat einmal den Vorteil, daß seine Anwesenheit eventuell ja drahtlos weiter melden konnten. Erzeugung künstlichen Grundwassers übergegangen, da das natür­das Schiff überreichlich mit Betriebsmaterial versorgt werden fann, Dazu gehörte eine unausgefeßte Aufmerksamkeit im Ausgud, bei liche in den Sommermonaten nicht mehr ausreichte und die Ver­wodurch eine größere Sicherheit gewährleistet ist, sowie daß der einem io niedrig gebauten Fahrzeug eine starke Anforderung an die wendung des Oberflächenwassers aus dem Wüggelsee nur nach in Amerika   übernommene Brennstoff nicht nur für die Rückreise, damit Betrauten. Ein wahres Glück, daß sich die großen Dampfer allzu fostspieligen Reinigungsverfahren zulässig war. Wie der fondern auch für die neue Ausreise reicht. Auf diese Weise wird nicht nur durch ihr hohes lleberwasserschiff mit den Aufbauten, sondern Prometheus" berichtet, werden in der Nähe des Müggelfees auch unser heimisches Brennstoffmaterial gefchont. vor allen Dingen lange vorher durch ihre mächtigen Nauchfahnen Berfiderungsteiche eingerichtet, in denen das Wasser immer auf Zur weiteren Sicherheit und Wirtschaftlichkeit tragen noch die verraten. Da galt es für das kleine, niedrige, nur wenig aus dem einer Höhe von 20 Zentimeter gehalten wird. Fünfmal im Jahre beiden sechszylindrigen Dieselmotoren bei. Der Sicherheit dienen sie Wasser ragende Schiffchen, den großen Brüdern durch geschickte Kurs- werden die Teiche abgelassen und der Boden aufgebrochen und zum insofern, als beim Bersagen einer Maschine das Schiff seine Fahrt änderungen möglichst weit vom Leibe zu bleiben. Die Navigation nicht auf dem fürzesten Wege zum Grundwasser, sondern breitet sich neuen Versichern durchlässig gemacht. Das versichernde Wasser strebt mit der anderen fortseyen kann. Wirtschaftlich ist das Doppel- wurde dadurch natürlich nicht leichter, daß man die gerade Linie so trichterförmig aus und hat so Gelegenheit, sich in den durchflossenen ichraubensystem, weil das Schiff mit einer Schraube nicht etwa nur oft verlassen und den Kurs komplizieren mußte. Und wie den Kon­die Hälfte, sondern zirka vier Fünftel seiner größten Geschwindigkeit strukteuren der Deutschland  " gebührt auch ihrer braven Mannschaft Bodenschichten völlig zu reinigen. Berlin   erhält jegt bereits zu ver­zu erreichen vermag, Läßt man nur eine Schraube arbeiten, ein reichlicher Anteil an der Bewunderung, welche das hier ge- hältnismäßig geringen Soften jährlich 4-4,5 Millionen Kubikmeter so vermag man bei halbem Brennstoffverbrauch den Aktions- leistete technische und seemännische Meisterwerk notwendigerweise fünstliches Grundwasser, das von guter Qualität ist. radius des Fahrzeuges sehr erheblich zu vergrößern. Die Germania- wachrufen muß. werft in Kiel  , welcher der Bau der Handels U- Boote übertragen wurde, hat offenbar um möglichst schnell liefern zu können die beiden Dieselmotoren ohne Ümsteuerung geliefert, weil sie auf diese Weise vorhandene Modelle benußen fonnte. Nun kann man ein Schiff auf feine andere Weise so wirtsam bremsen", als wenn man die Schrauben rüdwärts arbeiten läßt. Dies auch ohne Umsteuerung der Maschinen und ohne Wendegetriebe in der Kuppelung zu er­reichen, gelang auf genial einfache Weise. Jedes Unterfeeboot be darf bei dem heutigen Stande der Technik noch einer Elektromotor anlage zur Unterwasserfahrt. Bei der Deutschland  " find Diesel maschine und Elettromotor mit der Schraubenwelle derart gekuppelt, daß die Auswechselung beider Antriebsarten fast augenblicklich vor sich gehen kann. Stoppt das Schiff ab, so wird die Dieselmotor­anlage ausgeschaltet und die weiteren Manöver, also vor allem das Rückwärtsschlagen der Schraube, erfolgen nun mit Hilfe der Elektro­

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Kleines Feuilleton.

Unterricht einer Taubblinden.

Notizen.

- Ein Jubiläum der Unterfeetelegraphie. Die Kabelverbindung zwischen Europa   und Amerika   konnte Anfang August ihr 50jähriges Jubiläum feiern, ein Gedenktag, der in dieser ereignisreichen Zeit bisher wenig Beachtung gefunden hat. Bei dem In der medizinischen Sektion der schlesischen Gesellschaft für ersten Bersuche der Kabellegung im Jahre 1857 mußte das Nabel in vaterländische Kultur stellte Dr. phil  . Ludwig Cohn- Breslau eine awei Teile gerlegt werden, da zum Transport des ganzen Stabels zwanzigjährige taubblinde Patientin vor, der er in wenigen Wochen fein Fahrzeug in der ganzen Welt aufgetrieben werden konnte. 1866 das Schreiben und Lesen der Blindenfchrift und die Taubblinden- wurde die Kabellegung durch das große englische   Schiff Great Fingersprache beigebracht und sie damit vor seelischer Verzweiflung Eastern" bewerkstelligt. Am 4. August waren die Arbeiten beendet, gerettet hatte. Die Patientin war als normal sehendes und hörendes und bereits am folgenden Tage vollzog sich der erste Austausch der Kind aufgewachsen. Vor einigen Jahren entwickelte sich bei ihr ein Telegramme. Am 2. September gelang es dem Great Eastern", Kleinhirngeschwür, das ursprünglich zu Hörstörungen in Gestalt von auch ein bei früheren Versuchen zerbrochenes Stabel wieder aufzu Reiz- und Lähmungserscheinungen und bei weiterem Fortschreiten zu fangen und völlig instand zu setzen, so daß bereits im Herbst des völliger Zerstörung des Gehörs und der Sehkraft führte. Die Unglück a bres 1866 zwei Unterfeekabel in Tätigkeit waren. Bei Aus­liche war dadurch, wie wohl begreiflich, in einen Zustand tiefster bruch des Weltkrieges war ihre Zahl auf 18 gestiegen. Diese werden natürlich durch eine Batterie getrieben, deren Depression geraten und äußerte wiederholt Selbstmordabsichten, da Ein neuer Kartenbrief wird in der Papier­Auffüllung während der Ueberwasserfahrt erfolgt. Die Kapazität fie den Zustand absoluter Untätigkeit und des Abgeschnittenseins Beitung" beschrieben. Bei dem üblichen Kartenbriefe muß beim der Batterie ist bei den modernen Unterieebooten so groß bemeffen, von der ganzen übrigen Welt, den ihr Augenleiden bedingte, nicht Deffnen die Lochreihe durchrissen werden, und das bietet bei den daß fie für etwa 12 Stunden Unterwasserfahrt ausreicht. Während mehr ertragen konnte. der Dauer von 12 Stunden wird es dem Unterseeboot gemeinhin gelingen, sich von etwaigen Berfolgern frei zu machen, da eine solche Tauchdauer es immer ermöglicht, den Augenblick des 23iederauf fauchens in die Zeit der dunkelsten Nacht zu verlegen.

motoren.

Der Maschinenraum liegt auf der" Deutschland  ", wie bei allen Unterseeboten, hinten.

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Jans Heimweh.

Eine Geschichte aus dem Wärmland von Selma Lagerlöf  . Der Mann war nicht nur der Küster, sondern auch der Schullehrer, und er hatte Zeit seines Lebens in diesem Kirch spiel gewohnt. Er hatte schon die Mütter geimpft und unter­richtet, war Zeuge ihrer Konfirmation und ihrer Hochzeiten gewesen, und nun sollte er ihre Kinder impfen. Das war das erste, was die kleinen Weltbürger mit dem Manne zu tun bekamen, der später eine so große Rolle in ihrem Leben spielen würde.

Der Anfang stellte sich günstig an. Eine Mutter nach der anderen kam herbei, setzte sich auf den Stuhl neben dem Tisch und hielt ihr Kind so, daß der Lichtschein auf dessen nacktes linkes Aermchen fiel. Und während der Küster immer weiter redete, jetzte er die drei Schnitte in die glänzende weiße Haut, ohne daß das Kind einen Laut von sich gab.

Dann ging die Mutter mit dem Kind zum Feuer hin und hielt sich eine Weile in der Nähe der Flammen auf, um den Impfstoff eintrocknen zu lassen. Inzwischen dachte sie an das, was der Küster zu ihr und ihrem Kind gesagt hatte; nämlich, daß es groß und schön sei und dem Hofe zur Ehre gereichen und ebenso tüchtig werden solle, wie sein Vater und Großvater, ja vielleicht noch tüchtiger.

So kam sie zu Dr. Cohn, der, selbst Blind, Blindenunterricht gibt. Natürlich war es weit leichter eine solche Patientin zu unter­richten als eine der von Jugend auf Gesichts- und Gehörssinn gefehlt hätte, denn jene hatte aus ihrer fehenden und hörenden Zeit her noch eine Reihe von Kenntnissen, die ausgenügt werden konnie. So be herrschte sie die gewöhnliche Druck- und Schreibschrift. Sie befam

Er nahm das Kind auf den Arm, und Katrine stand von dem Stuhl auf, um ihm Plaz zu machen.

Ja, versuch Du, ob's Dir besser geht!" sagte sie mit leicht berächtlichem Ton in der Stimme, denn sie hielt den kleinen abgeschafften Knecht Erik in Falla, den sie geheiratet hatte, in gar feiner Hinsicht für besser als sich selbst.

Aber ehe Jan sich setzte, warf er die Jacke zurück, und nun zeigte es sich, daß er drüben in der Dunkelheit seinen einen Hemdärmel weit hinaufgefrempelt hatte.

Er streckte den nackten Arm vor und sagte, er möchte selbst gern geimpft werden und er fürchte sich vor nichts so schr wie vor den Pocken.

Als die kleine Klara den nackten Arm sah, wurde sie plötzlich ganz still und sah ihren Vater mit großen flugen Augen gespannt an.

Sie sah auch aufmerksam zu, wie der Küster die drei roten Striche in den Arm machte. Dann sah sie von dem einen zum anderen und merkte da recht wohl, daß es dem Vater gar nicht schlecht erging.

Als Jan Andersson fertig war, wendete er sich an den Küster und sagte:

Jetzt ist die Kleine ganz ruhig, nun könnt Ihr's viel­leicht noch einmal versuchen, Süfter."

Ja, der Küster versuchte es noch einmal, und diesmal ging es ausgezeichnet. Die kleine Klara saß die ganze Zeit So ging es still und ruhig weiter, bis die Reihe an mit derselben altklugen Miene da und stieß nicht einen ein­Katrine von Skrolycka war. Als sie mit dem Kinde herbei- zigen Schrei aus. fam, schrie und wehrte sich die kleine Klara und schlug um sich. Auch der Küster schwieg, bis er mit seiner Arbeit fertig Katrine versuchte sie zu beruhigen, und der Küster sprach sanft war, dann sagte er: und freundlich mit ihr, aber sie war und blieb von wilder Wenn Ihr das nur getan habt, um das Kind zu be­ruhigen, Jan, dann hätten wir ja nur so tun können, als wollten wir

Angst beherrscht.

Katrine mußte sie wieder wegtragen und versuchen, sie zu beschwichtigen. Darauf wurde ein großer starker Junge geimpft, der nicht einen einzigen Schrei hören ließ; aber als Statrine dann mit der Kleinen wieder herbeikam, erneute sich der vorherige Auftritt. Sie konnte das Kind nicht dazu bringen, so lange stillzuhalten, daß der Küster auch nur einen einzigen Schnitt machen konnte.

Außer der fleinen Klara war kein Kind mehr zum Impfen da, und Katrine war ganz außer sich, weil sich ihr Kind so schlecht aufführte. Sie wußte nicht, was sie tun sollte, als plöklich Jan ganz rasch aus der Dunkelheit bei der Tür hervortrat.

Aber da fiel Jan ein:

Nein, nein, Küster, das wär nicht gegangen. So ein Kind wie dieses gibt es gar nicht mehr. Dieser Kleinen kann man unmöglich etwas weismachen, was nicht wirklich so ist." Der Geburtstag.

An dem Tag, wo das kleine Mädchen ein Jahr alt wurde, war ihr Vater auf Erik in Fallas Brachfeld bei seiner Grab­arbeit.

Er versuchte sich klarzumachen, wie es früher gewefen war, als noch niemand da war, an den er bei seiner Arbeit

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billigeren Papiersorten Schwierigkeiten, so daß häufig Teile des Briefes mitabreißen. Bei dem neuen Zugbrief" genügt, wie eben schon der Name sagt, ein Zug, um dem Empfänger den In­halt des Schreibens vor Augen zu führen. Die Einlage zer­schneidet mit einem Zug den äußeren Umschlag. Ein weiterer Vorteil ist, daß die Einlage die doppelte Größe der üblichen Karten­briefe hat.

auf dem Felde denken konnte, damals, wo er auch noch nicht das klopfende Herz in der Brust gehabt hatte, wo er noch keine Sehnsucht verspürt hatte und nie beunruhigt gewesen war. Wie merkwürdig, daß ein Mensch auf diese Weise leben fann!" sagte er und verachtete sich dabei selbst.

" Ja," fuhr er fort, das ist das einzige, worauf's an­kommt. Wenn ich so reich wär wie Erik in Falla, oder so start wie Börje, der dort drüben seinen Acker umgräbt, so wär das gar nichts im Vergleich zu dem klopfenden Herzen in meiner Brust."

Er sah zu Börje hinüber, der ein ungeheuer starker Mann war und ungefähr doppelt so viel Arbeit bewältigen konnte als er. Während nun Jan zu Börje hinübersah, fiel ihm auf, daß dieser an diesem Tage lange nicht so weit gekommen war wie sonst.

Sie bekamen von Erik Stücklohn, und Börje übernahm. immer mehr als Jan; aber beide wurden froßdem immer ungefähr zur selben Beit fertig. An diesem Tag aber war Börje merkwürdig langsam vorwärts gekommen, ja er hielt nicht einmal gleichen Schritt mit Jan, sondern war weit zurückgeblieben.

Aber Jan hatte auch seine ganze Straft eingesetzt, um möglichst rasch zu seinem kleinen Mädchen heimzukommen. An diesem Tag sehnte er sich noch viel mehr nach ihr als sonst. Sie war abends meist schläfrig, und wenn er sich nicht becilte, fonnte sie möglicherweise schon fest eingeschlafen sein. Als Jan fertig war, sah er, daß Börje sein Stück kaum halb fertig hatte. Das war in all den Jahren, die sie nun zusammen arbeiteten, noch nie vorgekommen, und Jan ver­wunderte sich auch so darüber, daß er zu Börje hinging.

Börje stand in dem Graben und plagte sich eben, eine hartnäckige Erdscholle herauszuheben. Er war auf einen Glasscherben getreten und hatte dabei eine tiefe Wunde im Fuß davongetragen. Es war ihm nicht möglich, den Stiefel anzubehalten, und nun kann man sich wohl denken, wie schreck­lich das sein muß, wenn man mit einem verwundeten Fuß den Spaten in die Erde hineinzwingen soll.

Solltest Du nicht lieber aufhören?" fragte Jan in Skrolycka.

Nein, ich muß durchaus heut fertig werden," erwiderte Börje, denn ich bekomm ja kein Korn von Erik in Falla, ehe das ausbedungene Stüd fertig ist. Und wir haben daheim fein Roggenmehl mehr." ( Forts. folgt.)