Nr. 202.- 1916.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Dienstag, 29. Auguft.
Aus der Sommeschlacht.
Und nun fahren wir schon eine Stunde im Dunkeln, links und vor uns am nahen Horizont aufzuckende rote Blize, fable Leuchtfugelhelle. Es grollt und donnert, als gewittere es allseitig um uns. Dem Hügel mit der Baumreihe vor uns geht es zu. Es scheint, als sei er ein Vulkan, so umzucken ihn Flammen in allen Abstufungen, vom grellsten Gelb bis zum trübsten Rot. Dazu Fauchen und Donnerhallen, daß man fürchtet, er werde bersten, in Rauch und Flammen verschwinden. Aus dem Dunkel unseres in der Tiefe liegenden Weges kommen uns Munitionskolonnen entgegen. Kurz vor dem Hügel biegen wir rechts ab, fahren weiter parallel dem Feuer. Nach und nach merkt man aber an dem Sausen der Granaten, daß man dem Kampfplaz näher gekommen ist. Noch eine halbe Stunde, während der wir noch ein paarmal die Richtung wechseln. Wir halten vor einem in Gehölzen steckenden Dorf, das sich massig, geheimnisvoll dunkel vom Grellrot des Feuers abhebt. Krachend, schmetternd tönen
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dichte grau- weiße Sprengwolfen, Schutt und Mauerbroden fliegen war bisher schon durch die hausärztliche Untersuchung gesorgt. Für bald hier, bald dort hoch. Vorsichtig an einer Straßenseite, über die Erhaltung der Gesundheit bedarf es der periodischen MassenSchutthaufen und Einschlaglöchern kletternd, schreitet der Batterie- untersuchung der Gesunden, die bei der erwachsenen Bevölkerung sotrupp vorwärts. Nirgends mehr ist Leben in den Häusern, fort nach dem Kriege im Anschluß an die soziale Versicherung durchdoch bon irgendwoher geben scharfe Schläge der eng- geführt werden sollte. lischen Artillerie Antwort. Trübselig schaut ein steinerner Knabe aus dem Garten eines vollkommen zertrümmerten Landhauses auf die Verwüstung um ihn her. Ein paarmal noch tönt des Hauptmanns furzes : Was passiert?", wenn alle vor einer friedliche Durchdringung fremder Länder" hat der Verlag von F. Zum Gebrauch im praktischen Leben und zur Vorarbeit für die nahen Granate auf dem Bauche liegen. Gott sei Dank, glücklich A. Perthes in Gotha eine kleine Länder- und Völkerkunde heraussind wir alle durchgekommen. Nun noch ein paar Schritte bis zum Besonderem Interesse wird das Buch über Laufgraben und in diesem ein kleines Stück bis zum Beobachtungszugeben beschlossen. Rumänien begegnen, das der Professor an der Universität stand. Das Feuer brüllt weiter, Tag und Nacht, zeitweise etwas ab- Graz Otto von Dungern geschrieben hat. Die Gesamtfläche Rumäniens einschließlich der im Jahre 1913 flauend, um dann plößlich zu großer Stärke zu erwachen. Die nach den Balkankriegen von Bulgarien abgetretenen 7726 QuadratGranaten erwischen doch hin und wieder mal einen von unserer tilometer beläuft sich auf 139 079 Quadratkilometer, d. h. ein bißchen Batterie, zuerst einen Beobachtungsunteroffizier, dann zwei Kano- mehr als ein Viertel der Fläche des Deutschen Reiches. Auf diesem niere. Gebiete wohnen rund 7 Millionen Menschen, so daß auf den Seit nachts drei Uhr hat englisches Trommelfeuer mit einer un Quadratkilometer 54 kommen. Unter dieser Bevölkerung sind laut aus ihm die Einschläge der Granaten, in der Dunkelheit unheim- geheueren Heftigkeit eingeſegt. Selbst die Balken des metertief zählung vom Jahre 1899 nach ihrer Nationalität etwa 5 Millionen lich nahe scheinend. ,, Batterie Trab !" Die Tiere, die Un- unter der Erde befindlichen Unterstandes zittern. Wie schneller, heil wittern, legen sich zögernd, stampfend ins Geschirr; die Peitsche entfernter Trommelwirbel von vielen Trommeln hört sich das Ar- Rumänen, 108 000 Desterreicher und Ungarn , 24 000 Zürfen, 32 000 aus anderen Balkanstaaten, 8000 Deutsche und 267 000 Juden. muß sie zur Ordnung bringen. Hochstämmige Linden und Eichen tilleriefeuer im Unterstande an; im Freien löst es sich auf Diese Zusammenseßung macht zum Teil das Schwanken in der umsäumen den Weg, herabhängende zerschossene Zweige streifen das in ein un entwirrbares, fich überſtürzendes Tongemisch von Gefährt, das Geschütz hopst über einen abgeschossenen Ast, scharf Donnern, Heulen, Knallen, Zischen, Surren und zerreißendes Praffeln. dem griechisch- orthodoxen, dem 5%, Millionen anhangen, und dem Politit des Landes verständlich. Von den Bekenntnissen ist neben biegt es um ein tiefes Granatloch. An den ersten Häusern jagen Mit allen Kalibern hämmert der Engländer auf Laufgräben und wir vorbei. Unheimlich gähnen die dunklen Fenster, Ziegel fehlen, Stellungen, legt er Sperrfeuer auf das Hintergelände. Vier bis römisch- katholischen , zu dem 150 000 gehören, das evangelische nur manchmal ist ein Loch in Dach und Mauer geriffen. Je mehr wir fünf feindliche Flieger ziehen in der Luft, nur durch geringes Ab- durch 23 000 vertreten; kaum mehr als die Hälfte der 45 000 Movorwärts kommen, desto stärker sind die Zeichen der Verwüstung. wehrfeuer behindert, dahin.- Am Scherenfernrohr steht der Batterie- hammedaner, 19,4 Proz. der Bevölkerung, wohnen in den Städten, 81,6 auf dem Lande. Rumänien hat eine Raatschraatsch! Zwei Blige zucken purpurn auf, zwei schwere führer. Es wird früh acht Uhr, neun Uhr. Da versagt plötzlich die Granaten sind rechts der Straße in die Häuser gefahren. Und so direkte Verbindung zur Batterieſtellung. Der Telephondraht ist zer- einzige Großstodt, die Hauptstadt Bukarest mit 341 000 Eingeht es weiter, einem Aufschlag folgt nach kurzer Pause der schossen. Ein Telephonist muß trok des heftigen Feuers hinaus, die wohnern. Bukarest hat auch eine Universität, die 1907708 andere, glücklicherweise alles rechts und links der Straße in Leitung zu flicken. Eine halbe Stunde später springen gelbe Ge- bon 4280 Studierenden besucht war und 1909/10 einen Jahresdie Häuser; auf die Straße find die Engländer schlecht stalten aus den englischen Gräben, versuchen in die deutschen zu stadt Jafiy ist zugleich die zweitgrößte Stadt des Landes, zählt aber baushalt von 11 Millionen Mart hatte. Die zweite Universitätseingeschossen. Berbogene Eisenträger, eine fahle Mauer ragen gelangen. Dichte Reihen folgen. Ueber alle möglichen Stäbe wird nur 75 000 Einwohner. Dann folgen die beiden, in letzter Zeit oft gespenstisch gen Himmel, Brandgeruch steigt in die Nase. In scharfem das nach hinten gemeldet. Da zeigt sich, was die an der Stelle geTrabe zieht die Batterie weiter. Halbrechts führt der Weg aus dem ringe deutsche Artillerie leistet. In schneller Folge liegen die dicken genannten Hafenstädte Galah und Braïla mit 72 000 und 65 000. Dorf heraus. Freies Feld liegt vor uns, über dem die Sprengfeuer Wattebäuche der Haubißen und die leichten weißen Federwölkchen der In der Wirtschaftsübersicht finden wir den Staatsvoranschlag 1914/15 plazender Schrapnells am Nachthimmel aufflammen. Weit links Feldkanonen über den englischen Linien. Die ersten Reihen stußen, von den Ausgaben auf das Ministerium der Finanzen 188, des für Einnahmen und Ausgaben mit 486 Millionen Mart, wobei schießen Flammengarben von der Erde auf, Einschläge schwerer man sieht viele stürzen, die anderen fliehen zurück; da kommen neue Geschosse. Leuchtkugeln steigen hoch, einzelne Bäume umgießt ihr Reihen aus den Gräben, drängen sie wieder vorwärts- Maschinen- Krieges 79% und des Kultus und Unterrichts 47/10 Millionen entbleiches Licht; ein Wäldchen am Horizont, ein zerschossenes Haus gewehre tacken, lebhaft knallen die Gewehre. Die Infanterie wehrt fielen. Die Staatsschulden beliefen sich am 1. April dieses Jahres wird sichtbar. Batterie haalt! Nanu, hier ist doch keine Stellung? fich tapfer. Viele Körper decken den Boden vor unseren Gräben, mit 532 Millionen die Einfuhr um 60%, Millionen. auf 1,68 Milliarden Mark. Die Ausfuhr überstieg im Jahre 1913 Wir fahren auf freiem Feld auf. wütend feuert die englische Artillerie auf die rückwärtigen Gräben. " Bis zum Tagwerden müssen die Geschüße verschwunden sein," Jäh springen die gelben Gestalten immer wieder an. Die deutsche Gesamtausfuhr Rumäniens tamen auf Deutschland 7,08, auf Desterheißt es. Schnell werden die nötigen Sachen von den Broken Artillerie schießt, was aus den Rohren geht, schießt, trotzdem sie von reich- Ungarn 14 Proz, von der Gesamteinfuhr auf Deutschland 40,3, heruntergeholt, das Schanzzeug abgeschnallt und dann geht's ans den englischen schweren Kalibern stark befuntt wird. Doch weniger auf Desterreich- Ungarn 23,42 Proz. Eingraben. Bis 100 Meter vor uns tommen die Sprengstücke dicht werden die Sprengwolken über den englischen Stellungen.( z) heran, unweit links, wo in einer mit Bäumen bestandenen Senkung ( Schluß folgt.) die Feldbahngleise nach vorn führen, schlagen unaufhörlich Granaten ein, zucken Schrapnells zwischen den Bäumen auf. Der Batterie chef will, nachdem er seine Anordnungen getroffen hat, zur Beobachtung. Vor der Batterie soll, von dieser aus unsichtbar, ein Dorf sein und am Rande dieses Dorfes die Beobachterstelle. Hilfsbeobachter mit einem Scherenfernrohr und Telephonisten, die Kabelrollen am Koppel, gehen mit ihm. Die Telephonisten legen Telephonleitung zur Beobachtung. Durch hohes, längst schnittreifes Gras, das, feucht vom Tau, die Glieder frösteln macht, geht es vorwärts, dorthin, wo die Geschosse trepieren. Klatsch- da liegen wir alle im Gras, raschelnd fahren die Schrapnellfugeln durch die Halme über uns hinweg in den Boden. Eiliger geht es weiter. Mit wahnfinniger Munitionsverschwendung legt der Brite ein weit ausholendes Sperrfeuer hinter die deutsche Stellung. Brrrr- rollt der Draht von der Trommel ab, mühsam halten wir Teles phonisten Schritt mit den schnell Ausschreitenden. Der Morgen graut langsam, langsam enthüllt sich die Gegend, schon kann man das Dorf erkennen. Wir sind auf der Caussee angelangt, die, von rechts tommend, in das Dorf führt. Herrgott, was liegt denn da? Eine Wagendeichsel zeigt zum Himmel, ein Knäuel von halb und ganz zertrümmerten, an und ausgebrannten Munitionswagen auf der Straße, das zwischen Pferdeleiber, noch wenig aufgedunsen, sie können faum einen Tag dort liegen. Und was da zwischen den Pferden steckt, das sind Menschen Kameraden! Schußloch neben Schußloch um die Wagen, umhergeschleuderte Artilleriemunition, Feßen von Wagen blech, Speichenholz, Pferdekörpern. Auf der Straßenseite liegt noch einer der Braven, die versucht hatten, durch das feindliche Sperr feuer hindurch ihren Kameraden in der Batterie Munition zu bringen, durch einen feindlichen Flieger gesehen und darauf von der übermächtigen Artillerie zusammengeschossen wurden. Brrr schneller surrt die Kabeltrommel, eilig drängen alle weiter, fort von der graufigen Mahnung. Weiter, hinaus aus dem Feuer, das auf Straßen und Wiese liegt. Hinaus? Nein, hinein geht's, denn in dem fast ganz zerschossenen Dorfe fracht und brüllt es noch schlimmer als hinten. Ueber der Straße liegen, im Dämmer schon erkennbar,
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Jans Heimweh.
Eine Geschichte aus dem Wärmland von Selma Sagerlöf. Das Kind lag in einem eigenen Bettchen, aber es hatte nur einen Strohsack unter sich und kein Bettuch. Dieses Liegen auf den groben werggarnen Ueberzügen mußte für den kleinen zarten Körper, der geschwollen und durch den Ausschlag sehr empfindlich geworden war, sicherlich sehr schmerzhaft sein.
Und es war sonderbar, so oft Jan sah, wie sich die Kleine in ihrem Bettchen aufgeregt hin und her warf, mußte er an das Schönste denken, was er auf der Welt sein eigen nannte, nämlich an sein Sonntagshemd.
Kleines Feuilleton.
Gesundheitskontrolle Erwachsener.
Die Insel der Vögel.
Von der
Ein wahres Paradies für Vögel scheint die durch ihre geschützte Lage als Brutort besonders geeignete Insel Mermert, eine der kleinsten unter den füdfriesischen Inseln, darzustellen. Wie die Ornithologische Monatsschrift" berichtet, übertraf das Brutergebnis des Jahres 1915 alle früheren auf dieser Insel erzielten Erfolge. Während in Deutschland dank der immer mehr ausgedehnten Die Zahl der Gehege hat fic von 4390 auf 5887 gesteigert. Im Anstellung von Schulärzten die Schuljugend, auch die gefunde, einer Jahre 1915 find 17 000 Jungvögel mehr ausgebrütet worden, als regelmäßigen ärztlichen Untersuchung unterzogen wird, wodurch im Vorjahre. Bis zum 20. Juli betrug die Zahl der nachgewiesenen Krankheiten, die noch nicht bekannt geworden, festgestellt und der Nester 3108 für die Silbermöwe, 1500 für die Brandseeschwalbe, Behandlung zugeführt werden, fehlt eine solche bei Erwachsenen. 745 für die Küstenseeschwalbe, 249 für die Zwergseeschwalbe, 71 für Lediglich in Amerika ist eine solche von Lebensversicherungsgesell- den Austernfischer, 43 für den Seeregenpfeifer und 35 für die Brandschaften eingerichtet, die hier ebenso wohl dem Interesse der Unter- gans. Auch die seltensten Exemplare waren vertreten. Und zwar suchten wie der Gesellschaften entspricht, da lettere ja an der 8 Nester der Sturmmöwe, 7 Nester der Stockente, 5 Nester der Rots Verlängerung des Lebens der bei ihnen Versicherten ein er- schenkel, ebenso viel für die gelbe Bachstelze, 3 für Stridenten und hebliches materielles Interesse haben. Es wird daher neuerdings eines für das grünfüßige Teichhuhn. Besonders reich haben sich die auch bei uns die planmäßige periodische Untersuchung anscheinend Brandseeschwalben entwickelt, deren Zahl sich im Jahre 1915 um das gesunder Erwachsener namentlich auch in bezug auf die Folgen Siebenfache erhöht hat. Die auffallende Zunahme der Entenarten des jezigen Krieges gefordert, u. a. von Prof. Florschütz in Gotha ist auf das Schießverbot auf den Watten und angrenzenden Gebieten und Stadtrat Gottstein in Charlottenburg . Letzterer hebt hervor, zurückzuführen. Stare überwinterten wie stets in geringer Zahl. daß erst die planmäßige Durchuntersuchung sämtlicher Angehörigen Ganz ausgeblieben ist diesmal nur die weiße Bachstelze, von der zum eines bestimmten Lebensabschnittes über die Ausdehnung der Krank - letzten Male vor zwei Jahren zwei Paare auf der Insel gebrütet heitsanlagen und über deren spätere Weiterentwickelung Licht ver- hatten. breite. Nur die Individualuntersuchung zahlreicher Fälle durch planmäßige Untersuchung ganzer Altersgruppen während verschiedener Lebensalter wird für die Bekämpfung der Tuberkulose wichtige Ein Verband zur Förderung deutscher Fragen einer Lösung näher bringen. Nur durch planmäßige der Theaterkultur wurde in Hildesheim begründet. artige Untersuchungen dürfte es möglich sein, in Zukunft auch der- Reifenpanzer für Automobilräder. Wir müssen Verminderung der Erkrankungen durch vorbeugende Kuren in den heute dahin streben, die Abnuzung der Gummireifen auf das äußerste Kreis Krankheitsbekämpfung zu ziehen. Die wichtigste Maß zu beschränkeu. Diesen Zweck erfüllen Reifenstahlpanzer, die Folge der planmäßigen Gesundheitsfürsorge ist die Möglichkeit, alle von einer Düsseldorfer Firma erfunden wurden. Nach dem„ ProUntersuchten bei der ersten Abweichung vom Normalen der ärztlichen metheus" bestehen sie aus einem Stahldrahtgeflecht, welches als Fürsorge und Behandlung zu überweisen. Die Aussichten auf Ge- Mantel über die Lauffläche des Gummireifens gezogen wird. Diese nesung sind ja um so günstiger, je früher die Behandlung eingeleitet Panzer können auch über zerrissenen Gummireifen, an deren Verwurde. Wenn bisher die Aufgabe des Arztes ausschließlich die Be- wendbarkeit man nicht mehr geglaubt hat, befestigt werden. Verhandlung der Kranten gewesen ist, so wird ihr in den nächsten Jahren suche, auch in sehr schwierigem Gelände mit großen Geschwindig die Erhaltung der Gesundheit gleichstehen. In den befferen Schichten feiten, haben ausgezeichnete Ergebnisse gezeitigt. gar nicht zu Ende mit ihrer Weisheit, wenn es sich darum| Kleidertruhe. Zu wissen, daß es dort lag, tat Han im Herzen handelte, Gerstenkörner am Auge oder Wurm am Finger oder weh; aber es wäre ja auch nicht recht gegen Katrine gewesen, allerlei Geschwüre zu besprechen. Für andere Krankheiten wenn er ihr Geschenk zu einem Bettuch für das Kind verjedoch wollte man nicht gerade seine Zuflucht zu ihr nehmen. wendet hätte. Man hielt es gewissermaßen für unrecht, wenn man von einer Here für andere als kleine Leiden Hilfe verlangte.
Als die Finnen- Karin ins Zimmer trat, sah sie natürlich sofort das franke Kind, und Katrine erzählte ihr auch, daß es das Scharlachfieber habe, aber weder sie noch Jan baten sie um einen guten Rat.
Die Finnen- Karin sah indes wohl, wie ängstlich und beunruhigt die Eltern waren, und als sie von Katrine mit Saffee bewirtet worden war und ihr Jan ein Stück Rolltabat geschenkt hatte, sagte sie ganz von selbst:
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Notizen.
Aber wie es auch sein mochte, als die Uhrzeiger sich der Mitternachtstunde näherten und Katrine im tiefsten Schlafe lag, ging an zu der Kleidertruhe hin und nahm das Hemd heraus. Zuerst riß er die steife Brust ab, und dann teilte er den Rumpf in zwei Teile. Den einen schob er sachte unter den Kleinen Körper des Kindes und den anderen breitete er zwischen das Kind und die warme, dicke Decke, mit der es zugedeckt war.
Er besaß nur ein einziges, das aus weißer glänzender" Diese Krankheit zu heilen, steht nicht in meiner Macht, Leinwand war und eine steife Hemdbruft hatte. Dieses Hemd aber ich will euch lehren, wie ihr selbst erkennen könnt, ob war so schön gearbeitet, daß es für den Hüttenbesitzer auf die Krankheit zum Leben oder Tod führt. Haltet euch wach Duvnäs gut genug gewesen wäre. Jan hielt es hoch in bis Mitternacht, dann macht aus dem Daumen und Beige- Und siehe auf dem Bettrand saß ein kleiner nackter Ehren. Alle seine anderen Hemden waren ebenso grob wie die Bettbezüge, auf denen die kleine Klara lag.
Aber es war sehr unrecht, wenn er jetzt an dieses Hemd dachte. Katrine würde ihm nie erlauben, es zu zerreißen, denn es war das Bräutigamshemd, das sie selbst ihm genäht hatte.
finger eurer linken Hand einen Ring und betrachtet da hindurch das Kind. Dann gebt wohl acht, was neben ihm im Bett liegt, und ihr werdet erfahren, was ihr zu erwarten habt."
Katrine dankte ihr aufs herzlichste; denn es ist am beften, wenn man sich mit solchen Leuten gut stellt. Aber es fiel ihr keinen Augenblick ein, das zu tun, was ihr angeraten worden war.
Auch Jan legte kein Gewicht auf den Rat der FinnenKarin. Er dachte an nichts als an das Hemd. Wenn er es nur gewagt hätte wegen Katrine!
Dann kauerte er wieder in seinen Winkel zusammen und wachte bei der Kleinen wie zuvor. Er hatte noch nicht lange so gesessen, als die Uhr zwölf schlug. Fast ohne sich bewußt zu sein, was er tat, hielt er die Finger der linken Hand wie einen Ring vor die Augen und schaute nach dem Bett hinüber. Engel Gottes. Er war von dem groben Strohsack zerkragt und zerstochen und hatte sicher die Absicht gehabt, sich auf und davon zu machen. Aber jetzt drehte er sich um und befühlte das feine Hemd, strich mit beiden Händen über die Leinwand, und plößlich schwang er die Beine wieder über den Bettrand herauf und legte sich wieder nieder, um weiter über das Kind zu wachen.
Katrine tat auch wirklich alles, was sie konnte. Sie hatte Pferd und Wagen von Erif in Falla entlehnt, hatte das Kind Aber an dem einen Bettpfosten tam zu gleicher Zeit in Tücher und Decken gehüllt und war damit zum Doktor geetwas heraufgekrochen, das schwarz und unheimlich aussah, fahren. Das war sehr brav von Katrine gewesen; aber einen und als es sah, daß der Engel Gottes im Begriff war, fortNußen von dem Besuch beim Doktor fonnte man nicht wahrzugehen, strecte es den Kopf über die Bettstatt herauf und nehmen. Weder die große Arzneiflasche, die sie aus der Aber er konnte sie unmöglich bitten, ihn das Bräuti- grinste vor Freude darüber, daß es nun ins Bett hineinApotheke mitgebracht hatte, noch irgendeine von den anderen gamshemd zerreißen zu lassen. Er begriff sehr wohl, daß dem friechen und sich an den Plaz des Engels legen könnte. Vorschriften des Doktors hatte irgendeinen Erfolg gehabt. Kleinen Mädchen dadurch nicht geholfen würde, und wenn es Als es dann fah, wie der Engel Gottes seine Nachtwache Und dann quälte Jan noch ein Gedanke: Wenn Eltern doch sterben mußte, dann war das Hemd rein weggeworfen. wieder aufnahm, verrenfte es alle seine Glieder, wie wenn es einmal so ein merkwürdiges Kind geschenkt wird wie die Als es Abend wurde, ging Katrine um die gewohnte die gräßlichsten Höllenqualen erleiden müßte, und dann zog fleine Klara Gulla, dann müssen sie auch bereit sein, das Beste, Beit zu Bett, aber Jan hatte nicht die nötige Ruhe, sich es sich auf den Boden zurück. was sie besitzen, für dieses Kind zu opfern. Sonst dürfen sie schlafen zu legen, sondern blieb wie gewöhnlich in seinem Am nächsten Tag war die fleine Klara auf dem Wege dieses Kind am Ende gar nicht behalten.... Aber es war Winkel ſizen. Er sah, wie die kleine Klara sich in ihrem Bett der Besserung. Die Krankheit war gebrochen. Darüber war nicht so leicht, eine Frau wie Katrine dazu zu bewegen, dies vor Schmerzen wand, denn der Strohsack, auf dem sie lag, war Katrine über die Maßen froh, und so hatte sie nicht das Herz, zu verstehen. zu grob und zu hart, und Jan dachte, wie herrlich es wäre, etwas über das zerrissene Bräutigamshemd zu sagen, obwohl Während das Kind so frank dalag, fam eines Tages die wenn er ihr ein kühles, weiches, glattes Lager zurechtmachen man sich denken kann, daß sie meinte, sie habe doch einen recht alte Finnen- Karin ins Haus. Wie alle Finnen verstand sie fönnte! verrückten Kerl zum Manne. sich auf die Krankheiten bei den Tieren, und sie war auch Das Hemd lag frisch gewaschen und ungebraucht in der Worm. folgt.)