Ur. 222.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Donnerstag, 21. September.

Talsperren.

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geschätzt; sowohl an Fassungsraum wie an Lebensdauer 1700 Buchabbildungen, im Buchschmuck usw. begegnet man jetzt vortreff Jahre steht dieses riesenhafte Werk des grauen Altertums bis lichen Schwarzbildern; eine Reihe unserer hervorragendsten Künstler zum heutigen Tage unerreicht da. Auch die alten Assyrer haben sich diesem neuen, richtiger gesagt: wiedererstandenen Zweige hatten schon eine gewaltige Talsperre, den Nitofris See, der Kunst zugewandt und auf diesem Gebiete Vortreffliches ge­Die Wafferkatastrophe im Isergebirge hat wieder einmal mit der Raum für die Wasser des Euphrat von zweiundzwanzig leistet. Das Schwarzbild oder die Silhouette, wie man es früher furchtbarer Anschaulichkeit gezeigt, daß menschliche Arbeit, mag sic Tagen geboten haben soll. Uralte tauseen gab es auch in mit einem fremdländischen Namen benannte, erfreute sich vor der auch mit noch so großer Sorgfalt ausgeführt sein, der Gewalt der Indien und China in großer Bahl; alle diese Talsperren des Alter- Erfindung der Kunst des Photographierens in allen Kreisen der Elemente gegenüber stets Stüdwerk bleibt. Durch den Bruch des tums waren aus Erddämmen gebaut. Die ältesten Staumauern größten Beliebtheit. Namentlich in der Zeit des sog. Biedermeier Staudamms der Talsperre an der Weißen Defie haben sich 400 000 besaßen Stalien und Spanien ; sie reichen mindestens bis ins spielte die Silhouette cine hervorragende Biolle. Sie war damals Stubikmeter Wasser über blühendes Land und menschliche Behausungen 16. Jahrhundert zurüd. Das erste großartige Stauwerk der Neuzeit dem Porträt gegenüber das, was heute die Photographie im Vergleich ergoſſen, haben mit furchtbarer Wucht Baulichkeiten, Menschen und ist die von 1785 bis 1791 erbaute Talsperre von Puentes in zu dem Porträt darstellt. In vielen Familien bewahrt man noch heute Vieh mit sich geriffen, Stämme entivurzelt, Fabriken zerstört und Spanien , die einen Stausce vor 53 Millionen Kubikmeter Inhalt die in der Zeit des Biedermeier gefertigten Schwarzbilder eine Reihe von Opfern gefordert. bildete. Aber die hier angewandte lühne Ingenieurkunst zeigte sich oder Silhouetten längst verstorbener Familienangehörigen auf; solche Es ist ein kühner, freilich schon uralter Gedanke, die reißenden der Kraft des gebändigten Elements nicht gewachsen; die Bilder dienten namentlich zum Schmuck der Wohnungen als fleine Bergwasser durch künstliche Hemmungen aufzustauen, einmal, um bei dem Bau angewandte Pfahlrostgründung erwies sich Wandbilder oder aber als Schmuck der Stammbücher. Die besondere die menschlichen Anlagen und Siedelungen am Fuße der Berge vor als verfehlt; das Wasser unteripülte die Mauer, bis Aufmerksamkeit, die gerade unsere Zeit der Kunst und der Mode der Gewalt reißender Fluten zu sichern, dann aber auch, um das sie am 30. April 1802 brach. Die Wasserflut riz Biedermeierzeit zuwendet, hat auch das Juteresse für diese cigen segenbringende Naß für Zeiten der Dürre aufzusparen oder um die 809 Häufer weg und vernichtete 680 Menschenleben. Auch in artige Bildniskunst wachgerufen. gefesselte Wassertrait mit Hilfe der modernen Technik in nutzbare der jüngsten Zeit haben sich derartige Katastrophen zugetragen. Im Die Kunst des Silhouettierens, der Umrißzeichnung eines Gegen­Arbeitsleistung umzusehen. Je nach den Verhältnissen dienen Jahre 1889 brach der Staudamm einer Talsperre oberhalb der Stadt standes, besonders des meuschlichen Kopfes, tam etwa um das Jahr die Talsperren dieſem oder jenem Zweck, oftmals wird der eine Johnstown in Pennsylvania . Die Fluten zerstörten auf ihrem Ab- 1757 in Paris auf und wurde nach dem damaligen französischen mit dem anderen verbunden. Im Altertum, als von einer indu- turz ganze Teile der Stadt und raubten 4000 Menschen das Leben. Finanzministers des Königs Ludwig XV. Etienne de Silhouette , der striellen Ausnutzung der Wasserkraft noch keine Rede war, schuf man am 27. April 1895 brach bei Bouzeh, in der Nähe von Epinal , die von 1707-1767 gelebt hat, benannt. Vielfach wird be­Stauseen zur Bewässerung sonst dürrer und unfruchtbarer Gebiete; während der Jahre 1879 bis 1881 erbaute Staumauer, die einen behauptet, der Name sei deswegen auf den Finanzminister so großartig einzelne dieser Anlagen waren, war doch die Bau- See von etwa 7 Millionen Kubikmeter entfesselte. In laum Silhouette bezogen worden, weil dieser durch seine er methode begreiflicherweise roh und primitiv. Heute bildet der Tal einer halben Stunde ergoß sich die riesige Waffermenge tal presserische Steuerpolitik beim französischen Volke besonders sperrenbau einen besonderen Zweig der modernen Wasserbaukunst, abwärts; vier Ortichaften wurden zum Teil zerstört, zahl- verbaßte Minister durch Karikaturen in Form derartiger Schatten­und in Deutschland war es zuerst H. Fecht, der vor etwa vierzig reiche Häuser fortgerissen und die Eisenbahnlinien überschwemmt; bilder verspottet worden sei. Das ist aber nicht richtig. Der Jahren größere Stauweiheranlagen zum Zweck der Verstärkung der viel Vieh ertrant, und mehr als hundert Menschen kamen in den Minister Silhouette war übertrieben sparsam und geizig, und die Niederwasserstände der Flüſſe entworfen hat. Der von ihm er kluten um. Hänfig zerstört, zulekt im Jahre 1882, wurde auch eine Pariser verspotteten diese wenig angenehmen Eigenschaften des all­baute Stausee in Alfeld , der 1,1 Millionen Kubikmeter Inhalt hat, Talsperre, die dadurch bemerkenswert ist, daß es sich bei ihr um gewaltigen Manues damit, daß sie alles, was wenig Geld kosten iſt im Jahre 1888 in Betrieb gesetzt worden. Erheblich weiter einen der ersten geschichtlich feststehenden Versuche aur Bändigung sollte, à la Silhouette nannten. Mit diesem Namen wurde damals entwickelt hat den Talsperrenbau der Aachener Ingenieur D. Inge, eines Wildbaches durch ein hohes Wehr handelt. Es ist die Tal- auch ein billiges baumwollenes Zeug belegt. Genau so nannte man der während der letzten drei Jahrzehnte namentlich in Rheinland und verre am oberen Ende der Pontaltoschlucht im Ferfinabach bei die neu aufgekommene Bildniskunst à la Silhouette, weil sie gegen­23estfalen zahlreiche Anlagen dieser Art geschaffen hat. Ten An- Trient , deren Anlage auf das Jahr 1537 zurückgeht. In den über dem Porträtieren erheblich weniger foſtete. Die Daguerro­fang machte der Stauweiher zur Versorgung der Stadt Remscheid , Jahren von 1881 bis 1886 wurde auch die im Jahre 1802 ver- typie, aus der dann die Photographie hervorgegangen ist, segte der der 1891 vollendet wurde und eine Willion Kubikmeter Inhalt hat. nichtete Talsperre von Puentes wieder aufgebaut; fie ist jetzt Kunst des Silhouettenzeichnens und Silhouettenschneidens ein Ende, Inges bedeutendstes Werk ist die Talsperre im Urfttale bei Gmünd 72 Meter hoch, ihr Stausee umfaßt aber nur noch 40 Millionen aber noch heute kommt es vor, daß in Wirtshäusern und Cafés ein in der Eifel , die einen Stausee von 45,5 Millionen Kubifmeter Stubifmeter. umherziehender Künstler sich anbeischig macht, für billiges Geld aus Wasser darstellt. Sie war noch vor zehn Jahren die größte Anlage In Deutschland sind besonders im legten Jahrzehnt ganz ge- schwarzem Papier Umrißbilder der Gäste herauszuschneiden. dieser Art in Europa , ist aber jezt längst durch neuere Anlagen in waltige Talsperren geschaffen worden, vor allen Dingen im Sauer- In der Biedermeierzeit machten es sich die Silhouettenschneider, den Schatten gestellt. land, dann aber auch in Schlesien , wo die häufigen Hochwasser- deren Gewerbe damals sehr in Blüte stand, nicht so bequem wie schäden den Staat zu gesetzlichem Eingreifen veranlaßt und zum die noch heute herumziehenden Silhouettenkünstler. Sie seiten viel Bau ciner größeren Zahl von Talsperren geführt haben, zu denen mehr denjenigen, den sie abfonterfeien wollten, vor eine weiße Wand auch die jetzt zerstörte Sperre an der Weißen Desse gehört. Die be- aus Leinwand oder Papier und sorgten dann dafür, daß das deutendste Taliperre in Schlesien ist die Queisttalsperre bei Marklisia mit Schattenbild der Person, die silhouettiert werden solite, auf 15 Min. Kubikmeter und die Bobertalsperre bei Maner mit 50 Mill. die Wand geworfen wurde. Die Umrisse wurden dann auf Kubikmeter Inhalt. Im Sauerlande sind während der letzten Jahr- der Wand mit Kohle nachgezeichnet und mit Hilfe des zehnte nicht weniger als 16 Talsperren geschaffen worden, unter Storchschnabels wurde hierauf das Bild auf die gewünschte denen die Möhne und die Edertalsperre die größten Eurovas find. Größe verkleinert, auf schwarzes Papier übertragen und mit der Die Möhnetalsperre, südlich von Soest gelegen, hat 130 Millionen, Schere ausgeschnitten, so daß also für die naturgetreue Wiedergabe die Edertalsperre, nordwestlich von Bad Wildungen , hat gar 202 des Schattenbildes Gewähr geleistet werden konnte. Millionen Kubikmeter Fassungsraum. Fast 30 Kilometer lang er fireckt sie sich, ein gewaltiger See, durch die Windungen des Eder fluffes; ihr Wasserspiegel von 12 Quadratkilometer Ausdehnung ist größer als der Königssee bei Berchtesgaden .

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Beim Bau einer Talsperre ist in erster Linie darauf zu achten, daß der Untergrund des Stausees fest und undurchlässig ist, damit die Staumauer absolut fest fundamentiert werden kann, und damit Unterwaschungen und Unterspülungen durch den ungeheuren Druck der Wassermassen völlig ausgeschlossen werden. Aus diesem Grunde bevorzugt man bei allen größeren Anlagen auch durchaus den Bau bon Staumauern an Etelle von Dämmen, die in dieser Hinsicht nicht die gleiche Sicherheit bieten. Das hat sich ja auch bei der jüngsten Katastrophe wieder gezeigt." Staumauer erhebt sich stets auf festem und gutem Unter grund, auf dem weder eine horizontale Verschiebung der Heute bedient man sich übrigens vielfach der Photographie, um Mauer noch deren Umlippen durch Unterdruck des Waffers möglich auch Schwarzbilder herzustellen. Bei dieser ist dann die Ver­ist. Die gesamte Staumauer muß auf den entsprechenden Druck der fleinerung mit Hilfe des Storchschnabels natürlich überflüssig. In aufzustauenden Wassermassen beansprucht werden; das Mauerwerk den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts brachte der 1840 in Greifs­ist in schwerem und wetterbeständigem Steinmaterial unter Bes Aber diese gewaltigen Anlagen werden durch andere außerhalb wald geborene und 1871 in Berlin verstorbene Maler Paul Konewka , ein nutzung möglichst elastischen hydraulischen Mörtels herzustellen. An Europas an Größe noch bedeutend übertroffent. Da ist zu Schwager Johannes Trojans, die Kunst der Schattenrißzeichnung zu be­der Wasserseite ist eine künstliche Abdichtung erforderlich, wie man sie nächst der berühmte Staudamm von Assuan in Aegypten , sonderer künstlerischer Entwicklung. Er hat eine Reihe ausgezeichneter zuerst bei der schon erwähnten Remscheider Talsperre erfolgreich an der nach seiner letzten Vergrößerung 2300 Millionen Kubik- Bilder dieser Art zu Goethes" Faust" und zu Shakespeares Sommer­gewandt hat. Gegen den Staufce muß die Mauer Streisbogenform meter Nilwasser aufzufpeichern vermag; er ist heute der nachtstraum" in Holzschnitten herausgegeben. Auch viele Blätter zu erhalten; dadurch bietet sie größere Sicherheit und macht größte der Welt. In Amerika ist es die Pathfinder- Talsperre im Bilderbüchern und zahlreiche Porträts find von ihm ausgeschnitten Formänderungen der Mauer durch Temperatur unterschiede, die nie- North Platefluß( Wyoming ), die 1857 Millionen Kubikmeter Fassungs- und dann vervielfältigt worden. Konewka fand aber keine ihm mals ausbleiben, ohne Bildung von Rissen möglich. Solche Risse vermögen hat und Berieselungszwecken dient. Noch größer ist die irgendwie gleichgeartete Nachfolge, so daß die von ihm geübte Kunst haben sich bei geraden langen Sperrmauern fast überall gezeigt. Roosevelt - Sperre im Salt- River- Tal in Arizona . Ihr Inhalt be- später ziemlich in Vergessenheit geriet. Erst die in den letzten Jahren Wie gewaltig die Abmessungen einer solchen Anlage sind, erkennt trägt 1580 Millionen Rubikmeter, das Staubeden ist 40 Kilometer aufgekommene Vorliebe für den Biedermeierstil und die Biedermeier­man sinnfällig aus den Massen der Staumauer der schon erwähnten lang und hat eine Wasserspiegelfläche von etwa 78 Quadratkilometer. mode hat dem Schwarz oder Schattenbild wieder zu einer beson­Urfttaliperre. Diese Mauer hat an der Sohle einen Durchmesser von Die Mauer ist 86%, Meter hoch und hat etwa 52 Meter größter deren Bedeutung berholfen. 50,5 Meter, eine größte Höhe von 58 Meter und an der Krone Dice . Mit dem Wasserinhalt foll eine Fläche von 970 Quadrat noch 5 Meter Breite, so daß sie Raum zu einer Straße meter bewässert werden, während ein kleiner Teil zur Erzeugung bietet. Die Länge der Staumauer beträgt 228 Meter. Der elektrischer Energie für die erforderlichen Bumpwerke dient. Stausee der Urfttalsperre dient zur Schaffung einer Wasser­fraftanlage von 6400 Pferdestärken in 7200 Arbeitsstunden jährlich; das elektrische Kraftwerk liegt bei Heimbad an der Roer. Der weitere Zweck der Urftalsperre ist die Erhöhung des Nieder­wassers der Roer um etwa 7 Rubifmeter sowie zur Verminderung Von der Kriegskinderspende deutscher Frauen, die im vorigen ihrer größten Hochfluten um etwa 100 kubikmeter in der Sekunde. Jahre zum Besten solcher Kriegerfrauen ins Leben gerufen worden Die Amerikaner sind neuerdings in dem Bestreben, für das teure ist, die während des Krieges Mütter geworden sind, wird jetzt in Mauerwerk einen billigeren Ersatz zu schaffen, dazu übergegangen, der Zeit vom 20.- 26. September eine Kriegsbilderbogen. Talsperren ganz aus Eisen herzustellen. Auch in Giienbeton haben Woche veranstaltet, in der eine Anzahl vortrefflicher von hervor die Amerikaner in jüngster Zeit Staumauern hergestellt. ragenden Künstlern ausgeführte Kriegsbilder in Schwarzdrud überall in Deutschland zum Verkauf gebracht werden.

Der älteste und zugleich auch der größte aller bekannten Stau­seen war der zur Bewässerung der Nilebene von den Aegyptern unter dem Hochwasserspiegel des Nils angelegte Möris- See, der um bas Jahr 2000 v. Chr. erbaut und im dritten Jahrhundert v. Chr. zerstört worden ist. Sein Inhalt wird auf 3 Milliarden Kubikmeter

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Jans Heimweh.

Das Schwarzbild.

Es war ein glüdlicher Gedanke, sich der Mithilfe des Schwarz­oder Schattenbildes zu bedienen. Dieses ist namentlich während der jezigen Kriegszeit zu besonderer Beliebtheit gelangt; überall in den illustrierten Beitungen und Zeitschriften, auf Ansichtskarten, in den hätte. Das wär doch was, worüber es der Mühe wert wär, zu schreiben."

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" Gewiß, wenn's wahr wäre", sagte Statrine ungeduldig. Aber Ihr fikt ja nur da und bildet's Euch ein." Eine Geschichte aus dem Wärmland von Selma Lagerlöf . " So lang man sich noch in Gedanken Festmähler aus­Wir haben ja erst vor vierzehn Tagen in dem Brief an richten tann, so lang ist alles gut," sagte der Alte entschul­den Reichstagsabgeordneten Grüße von ihr bekommen," er- digend. Die schmecken besser als die richtigen." widerte Katrine. " Ihr habt ja in beiden Erfahrung," erwiderte Katrine. Kurz darauf ging der Netstrider seines Weges, und nach­er wieder etwas sagte. Dann fand er es aber wieder ange- dem er gegangen war, schenkte Katrine der Sache keinen ein­messen, das lange Stillschweigen mit einigen Worten zu zigen Gedanken mehr. unterbrechen.

Der Negstricker blies einige Male in seinen Kaffee, ehe]

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Was Jan anbelangt, so hielt er die Sache auch zuerst für nichts als leeres Gerede. Aber als er dann wieder untätig im Bett lag, fing er doch an, sich zu fragen, ob nicht irgendein verborgener Sinn hinter den Worten steden könnte.

Notizen.

- Offizielle Theatertritit. Das Wolfische Bureau besorgt jetzt auch die Theaterkritit. Es verbreitet: Als erste wertvolle Frucht der neuen Spielzeit brachte das Königliche Schau spielhaus Goethes" Egmont " neueinstudiert heraus. Noch dankens werter als die zum Teil hervorragenden Einzelleistungen. die gleichmäßige fünstlerische Höhe der von Dr. Bruck geleiteten Borstellung und ihre pietätvolle Treue gegen Geist und Wort des Dichters."

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Die unabhängige Kritik ist darüber vielfach anderer Ansicht. Aber wie immer die Wertung ausfallen mag, wie fommt ein offizielles Depeschenbureau dazu, solche anonyme, dem Verdacht der Stimmungsmache ohne weiteres ausgefeßte Kunstpolitik zu betreiben? - Vorträge. Im Monistenbund spricht Freitag, den 22. September, abends 8 Uhr, im Humbser- Bräu, Tauentzien straße 7 Dr. Stillich über, Konjunktur Probleme.

von Klara Gulla erhalten habe. Er meinte, er werde seinen Zweck besser erreichen, wenn er denselben Weg gehe, den der andere eingeschlagen hatte.

" Ich hab über das nachgedacht, was Ihr von Klara Gulla erzählt habt, als Ihr das letztemal bei uns waret," fagte er. Der Alte fah von seiner Arbeit auf. Es dauerte eine Weile bis er begriff, auf was Jan anspielte.

Ach, das war ja nur so ein Einfall von mir," sagte er. Nun trat Jan näher und stellte sich dicht neben den Netz­orat neven strider; dann sagte er: Aber es lautete so gut, was Ihr gesagt habt. Und vielleicht hättet Ihr noch mehr zu erzählen gehabt, wenn Katrine nicht so mißtrauisch gewesen wäre."

" Dja, das sind so kleine Freuden, die man sich hier in Askedalarna immerhin leisten kann," entgegnete der Netz­Nun wurde Jan ganz kühn und erfindungsluftig. Ich hab mir gedacht, die Geschichte sei bielleicht damit noch nicht aus gewesen, daß die alte Dame Klara Gulla den Zehnkronenschein schenkte," sagte er. Villeicht hat sie sie auch noch aufgefordert, sie zu besuchen."

,, Sie könnte ja etwas recht Angenehmes erlebt haben, worüber sie gern schreiben möchte," sagte er. Was sollte sie Angenehmes erleben?" wendete Katrine ein. Wenn man sich in einem Dienst abradern muß, ber- Hatte der Netstrider nicht in einem recht sonderbaren geht ein Tag wie der andere." Ton von dem Briefe gesprochen? Hätte er sich so ohne stricker. Der Neßstricker biß ein Stückchen Zucker ab und goß weiteres eine so lange Geschichte ausdenken können, nur seinen Kaffee in großen Schlücken hinunter. Als er das um etwas zu sagen? Am Ende hatte er irgend etwas getan hatte, wurde es wieder so still in der Stube, geradezu erfahren? Am Ende hatte er von Klara Gulla einen Brief unheimlich still. bekommen? ,, Klara Gulla fönnte ja möglicherweise jemand auf der Möglicherweise war ihr wirklich ein so großes Glück Straße angetroffen haben," warf der Netstrider schließlich hin widerfahren, daß sie gar nicht wagte, den Eltern die Nachricht und starrte mit den erloschenen Augen zu Boden. ohne Vorbereitung mitzuteilen? Möglicherweise hatte sie dem Man konnte sich kaum denken, daß er selbst wußte, was er Negstricker geschrieben und ihn gebeten, die Eltern vorzu­fagte. bereiten? Und das war es, was der Netstrider heute abend zu tun versucht hatte, und sie hatten ihn nur nicht verstanden.

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Statrine hielt die Bemerkung keiner Antwort wert. Sie füllte ihm seine Tasse wieder, ohne ein Wort zu sagen. ,, Es wär' ja möglich, daß die Frau, die Klara Gulla auf der Straße getroffen hat, eine alte Dame war, die nicht mehr recht gehen konnte und die eben auf der Straße aus­glitt, als Klara Gulla vorbeiging," fuhr der Netzstricker ebenso geistesabwesend wie vorher fort.

Das wär aber doch nichts, dessentwegen sie einen Brief schreiben sollte", sagte Katrine beinahe ungehalten über seine Hartnäckigkeit.

" Ja, aber denkt doch nur, wenn nun Klara Gulla stehen geblieben wäre und ihr aufgeholfen hätte", sagte der Netz­stricker. Und wenn nun die alte Frau über die Hilfe so froh gewesen wäre, daß sie sofort ihren Beutel herausgezogen und dem Mädchen einen ganzen Behnkronenschein geschenkt

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Morgen kommt er wieder, und dann erfahren wir die Wahrheit," dachte Jan. Allein am nächsten Tage tam der Netstrider nicht wieder und auch am übernächsten nicht. Am dritten Tage konnte Jan seine Sehnsucht nicht mehr bezwingen; er stand auf und ging zu der Hütte des Alten, um zu erfahren, ob seine Worte einen bestimmten Sinn gehabt hätten.

Der Alte war allein zu Hause und arbeitete an einem alten Nek, das ihn zum Flicken anvertraut worden war. Er wurde ganz vergnügt, als er Jan kommen sah, und sagte, die Gicht habe ihn schrecklich geplagt, deshalb habe er in den letzten Tagen unmöglich ausgehen können.

Jan wollte nicht gerade heraus fragen, ob er einen Brief

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" Ja, vielleicht," erwiderte der Netzstricker. ,, Und vielleicht ist sie überdies sehr reich und besitzt ein großes steinernes Haus," schlug Jan vor. " Du, Jan, das ist gar nicht so dumm ausgedacht," meinte der Neßstrider.

Vielleicht bezahlt die reiche Dame auch Klara Gullas Schuld?" fing Jan von neuem an, brach aber wieder ab, weil jetzt des Alten Schwiegertochter in die Stube hereinkam, und Siese wollte er nicht in das Geheimnis einweihen.

" So, Ihr könnt wieder ausgehen, Jan?" sagte sie. Das ist schön, daß es Euch besser geht."

" Das hab' ich meinem lieben DI Bengtsa zu verdanken", erwiderte Jan geheimnisvoll. Er hat mich wieder gesund gemacht." Damit nahm er Abschied und ging. Der Alte starrte ihm noch lange nach. ,, Du, Lisa, ich weiß nicht, was Jan damit sagen will, daß ich ihn gefund gemacht hätte", sagte er. Er wird doch nicht im Ernst meinen ( Forts. folgt.)