Nr. 228.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Donerstag, 28. September.

Stadt im Operationsgebiet.

Zwei Jahre find nun schon fast darüber vergangen, daß der Schrecken durch die Stadt schrie: Sie kommen!" Reiterpatrouillen durchsprengten die Straßen, Infanterie rückte nach. Draußen, auf dem Kieselberg", knallten Vorpostenschüsse, Verwundete wurden in die Stadt gebracht. Es waren Stunden atemraubender Spannung, bangendster Erregung. Aber die Schüsse verloren sich in der Ferne. Die Truppen, die fich noch zeigten, zogen singend, in geschlossener Ordnung, durch die Stadt oder bezogen ihr friedliches Quartier. Freilich, zehn, zwölf Kilometer weiter nur kam dann der Kampf zum Stehen. Kaum zehn, zwölf Kilometer entfernt gruben sich Freund und Feind in die Erde und verbissen sich ineinander in zähem Stellungsfrieg. Hier und dort schob sich im Laufe der Zeit die Linie der Gräben ein wenig vor, hier und dort ein wenig zurück. Im großen ganzen aber blieb es wie zuerst.

die Abwehrgeschütze ohne Unterlaß, der Himmel bestirnt sich mit sich die Bahn in das öde Steppengebiet, überschreitet auf einer leichten Schrappnellwölkchen, deutsche Flugzeuge werfen sich den Riesenbrücke den Euphrat  , die Bahngebäude werden zu festungsartigen feindlichen entgegen, Maschinengewehre knattern hoch in den Lüften. Karawansereien, die Anwohner sind Beduinen. Irgendwo zwischen Vor den Haustüren siehen die Zivilisten, aus Dedungen heraus Euphrat   und Tigris   hat die Bahn vorläufig ihr Ende erreicht. Das beobachten die Soldaten. Die Spannung über den Ausgang der Ziel Bagdad  , das märchenschön aus dem Tigris emporsteigt, ist noch Kämpfe überwiegt das Gefühl der Gefahr, von Sprengstücken oder fern.... Wie die große Kulturanlage bereits landwirtschaftlich herunterfallenden Gewehrgeschossen getroffen zu werden oder gar das revolutionierend wirkt, wurde deutlich. Der Dampfpflug und große Opfer eines Bombenwurfs zu werden. Zu rechnen ist aber mit Wasseranlagen ermöglichen reiche Kornerträge, bei Adana   hat sich solchen gefährlichen Grüßen derer da oben immer. die Baumwollernte schnell vervielfacht.

Der Verfasser begnügt sich nicht, der Bahn zu folgen, er macht Abstecher und überquert die Gebirgszüge zu Pferde oder im Wagen, er benutzt die Dienstbahn, um Einblicke in die Bahnanlagen zu ge winnen. Land und Leute werden lebendig, malerische Szenerien wie bedeutsame Kulturtaten sind berücksichtigt. Der Teil des Orients, dem ein guter Teil des Krieges gilt, steigt vor unseren Augen aus der Bergessenheit wieder zum Licht.

Marmelade und Mus.

selbe; mit dem Fremdwort Marmelade bezeichnen wir nur gegen Die beiden Worte Marmelade und Mus besagen eigentlich das­über dem deutschen Worte Mus das feinere und wertvollere Produkt. Lediglich die Zugabe einer bedeutenden Menge von Zucker macht das Mus zur Marmelade. Es ist nun einmal bei uns hergebracht, daß wir das Größere, Wertvollere und Feinere gegenüber dem Ein­facheren mit dem Fremdwort belegen; handelt es sich bei einem handelt es sich aber dabei um Millionen, dann muß das Fremd­Geldgeschäft um Hunderte oder wenige Tausende, so reden wir deutsch von einem Geschäft, einem Kauf oder einem Besizwechsel, wort Transaktion herhalten. Aehnliche Beispiele ließen sich in Menge anführen; mit einem Schlage aber läßt sich die alte Gepflogenheit nicht abändern, und so werden wir auch weiter fortfahren, die Ersatz für die Butter und das Fett als Brotaufstrich dar als das Marmelade von dem Obstmus zu unterscheiden. Infolge thres großen Zuckergehaltes stellt jene tatsächlich einen viel besseren Obstmus.

Als die Deutschen   einrückten, empfing fie Angst und Mißtrauen. Wie hätte es auch anders sein können? Aber der nun schon jahre lange Verkehr hat manchen Argwohn beseitigt, manches Trennende ausgelöscht. Mag immerhin bei den Geschäftsleuten die Notwendigkeit, fich eine kauffähige Kundschaft zu erhalten, den Ausschlag geben, wenn sie heute so oft mit den deutschen Soldaten lachen und plaudern, als wären es alte Bekannte, gute Freunde. Nicht selten sieht man Und allmählich paste fich alles in der Stadt diesem Zustand auch sonst einen Verkehr zwischen Einheimischen und Fremden, der an: die Sicherung und Verwaltung der Stadt durch die deutschen von Haß und Feindseligkeit jedenfalls nichts mehr zeigt. Die Kinder Militärbehörden, das Bild der Straßen, das Leben und Rechnen spielen mit den Soldaten, die Alten unterhalten sich mit ihnen. der Einwohner. Die öffentlichen Gebäude wurden Kommandantur, Es geht ganz gut, troß der Verschiedenheit der Sprache. Vlämisch Feldpostamt, Lazarette, Stabsquartiere, andere Unterkunfts- und Deutsch sind ja freilich auch nah verwandte Mundarten. räume. Und auch die Privathäuser erhielten Zettel an Der jahrelange Verkehr der Einwohner mit den deutschen Eroberern die Türen geklebt, auf denen die Zahl der dort unter- hat dann das Seinige getan, das Sich- Verstehen zu erleichtern. bringbaren Militärpersonen vermerkt stand. Die Straßen mit erstaunlicher Anpassungsfähigkeit haben die Leute am Orte und Plätze belebten sich Häuser füllten sich mit ungewohnten Gästen, täglich passierten eigenartigen hochdeutschen Einschlag gegeben. Ich kam in die Stadt, mit feldgrauen Baſſanten; die deutsche   Ausdrücke aufgenommen, ja, ihrem ganzen Blämisch einen Kolonnen die Stadt, vielfältige militärische Einrichtungen entstanden. ausgerüstet mit ein bißchen Schulkenntnis des Niederländischen  , das Die Fabriken, beim Nahen der Feinde geschlossen, blieben still und sich von dem Vlämischen nur in seiner Färbung ein wenig unter­verlassen. Auch mancher Laden schloß seine Pforten. Unter den scheidet. Ich dachte, meine blämisch- niederländischen Sprachkenntnisse zahllosen Estaminets der Stadt hielt die neue Obrigkeit strenge im Verkehr mit den Stadtbewohnern hier einigermaßen erweitern den übrigen mußte ein großer Teil wenigstens Blafate aushängen: Welt hält sich verpflichtet, dem Fremdling mit seiner Muttersprache zu Musterung. Hier und dort wurde der Betrieb ganz stillgelegt, von zu können. Aber bis jetzt ist nicht sehr viel daraus geworden. Alle Für Heeresangehörige verboten." Was übrig blieb, mußte wohl dienen oder wenigstens mit einem Kauderwelsch, das halb vlämisch, oder übel sein Gesicht den veränderten Umständen anpassen. Der halb hochdeutsch ist, jedenfalls eine ganz eigenartige Mischung, Bedarf der feldgrauen Fremdlinge wurde maßgebend für die Aus- die den Lernenden nur verwirren kann. Die Obstmusbereitung war unseren Vorfahren schon im Mittel­So höre ich bei­lagen der Geschäfte, den Ausschank der Kneipen, die Ankündigungen spielsweise zwalf wooken". Aus meinen Grammatiken weiß ich, 17. Jahrhundert durch die Franzosen übermittelt. Im Jahre 1625 alter bekannt, die Herstellung der Marmelade wurde uns im daß zwölf Wochen" im Niederländischen   twalf weken" heißt. begegnet uns das Wort als französischer Ausdruck zum erstenmal in Schwer lastet der Zustand auf der Bevölkerung: Tausende sind Handelt es sich hier nun um dialektische Abänderungen? Ich unserer Literatur. Die Franzosen hatten die Sache mit dem Namen um ihre gewohnte Beschäftigung gekommen. Nur ein kleiner Teil frage. Aber nein! Auch der Vläme sagt, twalf weten. Um jedoch durch Vermillelung der Spanier von den Portugiesen übernommen. hat im Dienst der deutschen Verwaltungsbehörden oder sonstwie neue den Deutschen   verständlicher zu werden, hat man sich dies zwalf Im Portugiesischen   heißt marmelo die Quitte, und davon wurde Verdienstmöglichkeit gefunden. Tausende von Arbeitern feiern. Und woolen" angewöhnt. Versicherungen, man möchte möglichst viel bas spanisch- portugiesische Wort marmelada   gebildet, das also zu der Arbeitslosigkeit, dem Mangel an Verdienstgelegenheit trat der richtiges, unverfälschtes Blämisch hören, nüßen nicht viel. Höflichkeit ursprünglich Quittenmus bedeutet. Mangel an Lebensmitteln, die Leuerung des wenigen, was vor und Gewohnheit lassen wenigstens diejenigen, die häufiger mit melimelon( zu deutsch   Honigapfel) und davon lateinisch melimelum Die Quitte, die griechisch handen ist. Für das Pfund Butter werden 4 bis 5 M. gefordert, deutschen Soldaten zusammenzukommen pflegen, immer wieder ihre ebensoviel für das Pfund Kaffee, 2 M. und mehr für das Pfund heimatliche Sprache mit fremdem Einschlag gebrauchen. Vielleicht hieß, erfreute sich bei den alten Griechen und Römern einer be Buder. Aftionen sind eingeleitet worden, um dem Elend zu steuern. iuchung werden, wie weit die Zeit der deutschen Invasion in diesen Quitten zu verstehen seien, da man die Apfelfinen oder Orangen im wird es für den Sprachforscher noch einmal eine interessante Unter- sonderen Beliebtheit; man nimmt mit guten Gründen an, daß unter den goldenen Aepfeln der Hesperiden in der griechischen Heraklessage Auf der einen Seite wirkt das belgische Nationale Unter- Gebieten beschränkte oder gar dauernde Nachwirkungen in der Um­stüßungskomitee", wesentlich unterhalten durch freiwillige Beiträge gangssprache der Bewohnerschaft hinterlassen hat. griechisch- römischen Altertum noch nicht kannte. Als Honigapfel" wurde die Quitte im Altertum deswegen bezeichnet, weil man sie bermögender Patrioten, mit gemeindlichen Zuschüssen; Woche um In den Auslagen der Bijouteriegeschäfte steht man vielfach mit Honig einzulochen pflegte; aus dem lateinischen melimelum ent Woche zahlt es an die Arbeitslosen und ihre Familien einige Armbänder und Ninge aus Granatzündern und Führungsringe, das stand der portugiesische Name marmelo für die Quitte; später wurde Franken Beihilfe. Auf der anderen Seite steht das Spanisch Eiserne Kreuz und eine deutsche Inschrift hineingeschnitten. Aus amerikanische   Ernährungskomitee", das auf dem Wege über Holland   einer Kneipe, an der gerade der Weg vorbeiführt, schrillt das fochungen mit Zucker übertragen, in denen die Quitten durch andere der portugiesisch- spanische Name marmelada auf alle ähnlichen Ein­wichtigste Nahrungsmittel ins bejezte Gebiet bringt und in fleinen Orcheſtrion die Melodien deutscher   Gaffenhauer... Freilich, wenn Rationen der Bevölkerung zum Stauf anbietet. Hier können die des Mittags auf dem hübschen Markt, am Fuß des hochragenden Obstarten ersetzt wurden. Besitzer der von dem Komitee ausgegebenen Karten schon das Pfund Belfried, auf dem die deutsche Fahne weht, die deutsche Militär­Reis für 30 Pf. erhalten, das Pfund Maismehl für 20 Bf., das fapelle ihre Weisen erklingen läßt, dann sind es auffällig wenig Pfund Speck für wenig mehr als eine Mark. Brot tostet das Pfund Zivilisten, die der Musit lauschen. Nur ein paar Arbeitslose stehen etwa 25 Pf., Kartoffeln 6-7 Pf., Fleisch ist je nach Qualität mit hier und da an einer Ecke. 1,50 M. bis 2,- M. für das Pfund zu bezahlen. Das Quantum Brot, das jedem für einen Zeitraum von 8 Tagen zusteht, beträgt freilich nur 2500 Gramm, Kartoffeln fann jeder bis zu 275 Gramm am Tage beanspruchen, an Fleisch höchstens 150 Gramm in der Woche.

der Läden.

Glühen vielleicht unter der Asche doch noch mehr Funken, als man zunächst glauben möchte?... ( Schluß folgt.)

Kleines Feuilleton. Die Bagdadbahn  

Notizen.

- Ein Wiedertäuferdrama ist von Walter Treu mund( Robert Nespital: Mitverfasser des von der Berliner Freien Volksbühne zur Uraufführung angenommenen Landarbeiterdramas " Verflucht sei der Acker") vollendet worden. Das dreiaktige Wieder­täuferspiel betitelt sich: Das tausendjährige Reich".

- Volksliederbücher im Felde. Ein von der Stadt Frankfurt dem Kaiser zur Förderung des Volksliedes zur Ver So viel Gutes und Segensreiches die Wohltätigkeitseinrich­fügung gestellter Betrag ist zur Herausgabe der Sammlung Alte tungen der Bevölkerung auch bringen mögen, es bleibt genug Not. und neue Lieder" verwendet worden. Vier schmucke Hefte mit Vor den Massenquartieren der deutschen Soldaten drängen sich Bildern von Ludwig Richter  , Kaldreuth, Slevogt   und Ubbelohde um die Zeiten, wo die Mahlzeiten ausgegeben werden, in dichten sind bereits im Inselverlage erschienen, davon konnten 100 000 Rudeln Frauen, Kinder, alte Männer in zerlumpten Kleidern, Eimer, behandelt der neue Vortrag der Urania, den Rudolf Babel auf Soldaten und ihren Familien überwiesen werden. Blechschüsseln, zerbolzte Kannen in den Händen. Grund seiner Reisen verfaßt und mit sehr sehenswerten Auf­Neues vom sprechenden Film. Alle Versuche, gleich Bahlreich sind die Beschränkungen, die der Kriegszustand dem nahmen versehen hat. Die vielgenannte Bahn hat ja nicht zeitig mit der Handlung der Schauspieler auch die Worte des Dichters bürgerlichen Leben und Verkehr auferlegt. Pünktlich 10 Uhr des nur wirtschaftliche und politische Bedeutung, da sie Klein- dem Ohre des Kinobesuchers zugänglich zu machen, sind vergeblich Abends muß jedermann zu Haus, jedes Haus verschlossen sein. Das asien   und Mesopotamien   dem modernen Wirtschaftsleben erschließen gewesen; selbst der sprechende Film Edisons, der vor wenigen Jahren Weichbild der Stadt darf keiner verlassen, der nicht bei der Kom- und der Türkei   als Rückgrat dienen soll. Sie führt zum Teil als endgültige Lösung der Aufgabe von den Amerikanern ausposaunt mandantur eigens einen Paß dafür erhalten hat. Ausfuhr wie Ein- durch landschaftlich sehr interessante Gegenden, fie berührt wurde, hat sich als wenig brauchbar erwiesen. Ein dänischer Er­fuhr fast aller Waren bedarf der Genehmigung. Nach jeder Richtung Gegenden der größten Kontraste: von der Vorstadt Konstantis finder namens Mjölstrup soll nun, wie aus Kopenhagen   berichtet hin ist vorgesorgt, daß keine Spionage getrieben wird. Alles steht nopels Heidar- Paicha durch das von Türken besiedelte Anatolien   wird, eine praktisch brauchbare Lösung der Aufgabe des fprechenden unter Kontrolle. Es ist eben Krieg. in die fruchtbare Ebene von Konia, dann in Tunneln und Steigungen Films" gefunden haben. Er soll sich dabei. so heißt es, verschiedener Von Zeit zu Zeit grollt deutlich vernehmbar das Brüllen der über das Taurusgebirge nach Adaua. Von hierab wechselt Klima verwickelter Apparate bedienen; worauf die Zusammenwirkung des Geschüße herüber. Bei flarem Wetter freuzen täglich Flieger über und Bevölkerung: Wir sind im Bereich subtropischer Vegetation und Films mit der Sprechmaschine aber beruht, wird vorläufig noch ge­der Stadt; nicht selten passieren ganze Geschwader. Dann ballern unter Kurden und Syrern. Nachdem noch Aleppo   berührt ist, wendet heim gehalten.

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Jans Heimweh.

Gine Geschichte aus dem Wärmland von Selma Lagerlöf  . Die Müze mußte er allerdings abnehmen, denn das tut sogar auch ein Kaiser, wenn er in die Kirche kommt; aber er behielt sie doch so lange wie möglich auf, damit die Leute sie nach Herzenslust betrachten konnten.

Auch von den Leuten, die im Schiff der Kirche saßen, drehten an diesem Sonntag viele den Kopf nach dem Chor. Es war fast, als dächten sie mehr an ihn, als an die Predigt. Aber das mußte man ihnen verzeihen. Sie würden sich schon allmählich beruhigen, wenn sie sich erst an die Anwesen heit eines Kaisers in der Stirche gewöhnt hatten.

Sie waren vielleicht erstaunt, ihn, den armen Jan, so erhöht zu sehen. Aber eines würden sie doch verstehen: der Vater einer Staiſerin mußte ja selbstverständlich selbst Kaiser werden; es konnte gar nicht anders sein.

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worden ist? Und was hab ich getan, um ihren Vater war, weil sie sich über die verschiedensten Hügel und Berg­zu trösten, dem diese Tochter das einzige war, für das er gipfel hinauf und hinunter schlängelte, anstatt sich an den lebte?" Hängen hinzuziehen. Das jezt noch befahrbare Stüd war Der Herr Pfarrer ist noch so neu in der Ge- indes so steil, daß es von den Fuhrleuten gar nicht mehr be­meinde," bersetzte der Reichstagsabgeordnete. Wenn nutzt wurde, dagegen arbeiteten sich die Fußgänger zuweilen hier von Verantwortlichkeit die Rede sein soll, so trifft der noch diese Strecke hinauf, weil sie einen guten Richtweg durch Vorwurf uns andere, die wir mit den Verhältnissen bekannt den Wald bildete. waren, mehr als den Herrn Pfarrer. Aber wer hätte denken Die Straße war an dieser Stelle noch ebenso breit wie können, daß es so schlimm gehen würde? Die jungen Leute eine richtige staatliche Landstraße, auch war sie noch mit müssen ja in die Welt hinaus. Wir andern im Dorf sind schönem gelbem Sties bestreut, ja, sie schien sogar jezt noch auch einst so hinausgeworfen worden, und den meisten ist's schöner als früher, weil sie keine Wagengeleise aufwies und bisher gut gegangen." nicht von Staub und Schmuk starrte.

,, Ach, lieber Gott, hilf mir, daß ich in der rechten Weise mit ihm rede!" flehte der Pfarrer." Daß es mir gelinge, den entfliehenden Verstand festzuhalten."

Doch nun räusperte sich der Küster Svartling, der neben Jan stand, und der Pfarrer drehte sich um. Rasch stand er von seinem Stuhl auf und nahm Jans Hand in seine beiden Hände.

Als Jan nach dem Gottesdienst auf den Kirchenplag ,, Lieber Jan!" sagte er. herauskam, gingen ihm gleich einige Leute entgegen; aber er konnte mit feinem auch nur ein Wort wechseln, denn der Küster Svartling fam sofort auf ihn zu, um ihn im Auftrag des Pfarrers in die Sakristei zu bitten.

Dem Wegrand entlang blühten auch heute noch Feld­blumen der verschiedensten Art, Kälbertropf und Kuckuckskraut und Butterblumen leuchteten in üppiger Fülle. Aber die Gräben waren ausgefüllt, und eine ganze Reihe Tannen hatte sich da angesiedelt. Es waren lauter junge Tannen, alle gleich hoch und von der Wurzel bis zum Gigfel dicht mit Zweigen bewachsen. Ganz nah aneinandergedrückt, wie die Hecke eines Herrenhofes, umfäumten sie die Straße, aber nicht einer von Der Pfarrer war von hoher Gestalt, mit blondem Haar den Zweigen war dürr oder ohne Nadeln. Alle hatten hell­und schönem Gesicht. Wenn er jemand entgegen kam mit grüne Spigen von jungen Trieben, und aus allen Zweigen seiner gütigen Stimme und den milden blauen Augen, aus fang und flang es, und es schwirrte und summte ringsum denen echtes Mitgefühl leuchtete, war ihm nicht leicht zu wie von einer Schar Hummeln, die an einem schönen Sommer­Als Jan und der Küster in die Sakristei traten, saß der widerstehen. Aber hier bei dieser Gelegenheit blieb Jan nichts tag, wenn die helle Sonne vom blauen Himmel herunterscheint, Pfarrer in einem hohen Lehnstuhl, mit dem Racken nach der anderes übrig, als ihn gleich von Anfang an zurechtzuweisen, ihren Baß anstimmen. Zür, und war im eifrigen Gespräch mit dem Reichstags- und das tat er auch. abgeordneten Karl Karlsson. Der Pfarrrr war über irgend Als Jan von Skrolyda an jenem Sonntag von der ,, Hier ist kein Jan mehr, mein guter Pfarrer, sondern Kirche nach Hause wanderte, nachdem er sich zum erstenmal etwas erregt und betrübt, das hörte man seiner Stimme an; jetzt steht hier der Staiser Johannes von Portugallien, und in seinem Staiserstaat dort gezeigt hatte, nahm er den Weg es fehlte nicht viel, so hätte er geweint. " Das sind zwei von den Seelen, die meiner Fürsorge mit dem, der ihm nicht seinen richtigen Namen geben will, über die alte Fahrstraße. Es war ein sonnenwarmer Tag, und als er bergauf anvertraut waren, und die ich habe verloren gehen lassen," mit dem hat er nichts mehr zu schaffen." Danach gewährte Jan dem Pfarrer noch ein leichtes stieg, drang die Musik aus den Tannen ganz laut an sein sagte er. Der Reichstagsasgeordnete versuchte den Pfarrer zu machte kehrt. kaiserliches Kopfnicken zum Abschied, setzte seine Müge auf und Dhr. Darüber wunderte er sich sehr; er meinte, die Tannen trösten. hätten noch niemals in dieser Weise gesungen, und dann kam Und die drei, die in der Sakristei zurückblieben, sahen ihm der Gedanke, er müßte doch eigentlich herausbringen, Aber an all dem Bösen, das in den großen Städten getrieben wird, hat der Herr Pfarrer doch keine Schuld," alle ganz verdukt drein, als er die Tür aufmachte und da- warum sie gerade heute so laut waren. fagte er. Doch der Pfarrer ließ sich nicht beruhigen. Er verbarg fein schönes junges Gesicht in den Händen und weinte.

von ging.

III.

Das Kaiserlied.

Nein, das hab ich allerdings nicht," sagte er. Aber Auf dem bewaldeten Hügel über Loby war noch ein was hab ich getan, um über das junge achtzehnjährige Mäd- Stück der alten Fahrstraße erhalten, die früher von allen chen zu wachen, das schutzlos in die Welt hinausgeworfen Fuhrwerken hatte benügt werden müssen, jezt aber eingegangen

Da er keine Eile hatte, ließ er sich mitten unter ihnen auf dem schönen Kiesweg nieder, legte den Stock. neben sich, nahm die Müße vom Kopf, um sich den Schweiß von der Stirne zu wischen, und blieb dann mit gefalteten Händen ganz still und ruhig liegen, um zu lauschen. ( Forts. folgt)