Nr. 233.1916.
Mittwoch,
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Mito, 4. Oktober.
Herbstausstellung der Gezession.
1914 zu
Hundert Jahre Stethoskop.
Um aber
ein
Er
wurde, konnte auch in diesem Kreise von Fachleuten kein abschließen des Urteil gefällt werden. Es kommt ja auch darauf an, was man Das Stethoskop gehört heute zunt unentbehrlichen Handwerkszeug Es ließe sich vielleicht feststellen, daß die Kriegszeit einen ge- unter Lichtersparnis versteht. Man kann dadurch sparen, daß man wissen, wenn auch keinen entscheidenden Einfluß auf das Arbeiten Verschwendung vermeidet. Es läßt sich aber auch dort einschränken, des Arztes, das Hörrohr ist sein ständiger Begleiter. Die wichtigste der Künstler( nicht auf die Kunst) ausübt. Es mehren sich die Bilder, wo durchaus keine Verschwendung vorliegt. Im Striege ist ganz all- Aufgabe des Arztes ist die Therapie, d. h. die Heilung. auf denen Soldatisches zu sehen ist; einige Waler, die sämtliche gemein der Verbrauch an künstlichem Licht eingeschränkt worden, und zum Ziel zu gelangen, muß er zunächst die richtige Diagnose stellen, Kriegsschaupläße bereist zu haben scheinen, zeigen uns bald neben dieser allgemeinen Einschränkung läuft nun die be- was auch heute noch recht häufig der Aufgabe schwierigerrer Teil Saloniki, Es wird leicht ist. Jeder Fortschritt auf dem Gebiet der Diagnostik zieht daher bald Konstantinopel , bald durch die Sommerzeit. Serbien . Das kann sondere Ersparnis Wenn Licht gespart weite Kreise in das Gebiet der Therapie. Die diagnostischen ganz lustig sein, wie z. B. bei Franz Hedendorf; er sein, hier die Grenzlinie zu finden. gibt Jllustrationen von weithorizontigen, vielbewegten Szenen, wurde, so müßte sich dies am deutlichsten aus einem Vergleich der Hilfsmittel sind daher im Verlauf der Zeiten immer umfangreicher einen tumultischen Naturalismus, gekreuzt mit Bilderbogenstil, von den Gas- und Elektrizitätswerken abgegebenen Energiemengen geworden und haben heute sich schon so ausgedehnt, daß sich daraus so etwas wie einen kosmopolitischen Guckkasten. Wenn er monu mit der Abgabe in den gleichen Monaten des Vorjahres ergeben. Spezialwiffenschaften gebildet haben. Chemische, biologische, insmental werden will, bleiben die Figuren außerhalb der Landschaft Die Zeitschrift Wasser und Gas" stellt nun derartige Angaben zu besondere bakteriologische Methoden, Röntgendurchleuchtung und und das Ganze erinnert an Modellierbogen. Eine andere Art der Kriegs- sammen. Zweifellos hat der Verbrauch an Gas und Elektrizität Röntgenphotographie helfen heute neben dem althergebrachten Verwirkung zeigt sich in einer Steigerung des Pathetischen; es soll der zu Beleuchtungszwecken im Haushalt des einzelnen abgenommen, fahren der Auskultation( Behorchung) und Perkussion( Beklopfung) ift bei den meisten Gaswerken ein Mehrdem Arzte. Es wird schwer, sich in jene Zeit zurückzuversetzen, in malerische Ausdruck für die große Zeit gefunden werden. Zu den trotzdem denen der Arzt seine verantwortungsvolle Tätigkeit ohne diese HilfsBemühungen dieser Gattung gehört der" Luther" von Corinth. absatz gegenüber den Sommermonaten 1913 und Arzt und Man denkt an die Figur aus Strindbergs Drama, dargestellt von verzeichnen. Die Sommerzeit hat danach zahlreiche Gaswerfe mittel ausüben mußte, besonders ohne das Stethoskop. Kayßler: Fresko, durch Munch angeregt. Ein wenig zu deutlich, zwar entlastet, aber feinen Minderverbrauch an Gas herbeigeführt. Stethoskop sind für uns so miteinander verbunden, daß selbst das zu viel Theaterdonner; die Faust auf das Buch geschlagen Der Verbrauch an Gas für Licht und Kochzwecke ist eben in der Kind om Stethoskop den Ontel Doktor erkennt. Und doch sind erst 100 Jahre seit der Erfindung des Stethoskops und im Hintergrund, als schwankendes Teppichgewebe, die feste Kriegszeit durch den Mangel an Petroleum und Spiritus bedeutend Burg. In diese Gruppe Striegspathetik gehört auch Willy gestiegen. In Mannheim ist durch die Sommerzeit der Gas- bergangen. In diesem Zeitraum spielte sich die Entwicklung vom Im Jahre 1816 erfand Jaedel, nicht nach seinen Themen, aber doch durch die Steigerung, verbrauch täglich um 8000 Stubikmeter gesunken, während die Papierrohr zum Telephonstethoskop ab. 111 Frankfurt a. D. monatlich einen Mehr Laennec, Arzt am Necker- Hospital in Paris , das Stethoskop. die er, sichtlich erregt, seinen Dekorationen zufügt. Er hat vier Gasanstalt einer Herzkranken Frau tam Laennec Wandbilder in recht beträchtlichen Abmessungen gemalt; sie sollen verbrauch von 3000 Kubikmeter Gas aufwies. Deutlich zeigt Bei der Untersuchung, den Aufenthaltsraum der Arbeiter in der Stetsfabrik von Bahlsen sich aus allem, wie schwer sogar auf einem Gebiet, auf dem genaue auf den Gedanken, statt sein Ohr direkt aufzulegen, daß er aus Papier drehte, zu benutzen. schmücken. Ob gerade die vorgesehenen Beschauer diesen Bildern Messungen möglich sind, ein abschließendes Urteil zu gewinnen ist. Nohr, nahekommen werden, muß erprobt werden; das Symbolische der Noch viel schwieriger ist die Entscheidung bei allen übrigen im beobachtete, wie er nun alle Geräusche deutlicher hörte, und erkannte riesenhaft gezerrten, in eine düstere Landschaft gestellten Figuren, Zusammenhang mit der Sommerzeit erörterten Fragen, wie dem auch sogleich, daß er damit ein wichtiges Hilfsmittel für die Diagnose ist nicht ganz deutlich, hat aber den Reiz der Gullivergroteske, dazu Einfluß auf die Gesundheit, auf Schule und Schüler, oder gar auf der inneren Krankheiten gefunden hatte. Mit diesem Hörrohr ging etwas Pantheistisches. das Erwerbsleben. Jedenfalls muß man bei der Uebertragung von er weiter an die Arbeit, stellte umfangreiche Untersuchungen an, Noch etwas drittes läßt sich als Gesamterscheinung für das gegen- Schlüssen aus der Kriegszeit auf Friedensjahre sehr vorsichtig sein. ermittelte die Unterschiede in den Tönen und schuf auch deren Benennungen, die heute noch in der ärztlichen Fachsprache gebräuchlich wärtige fünstlerische Schaffen feststellen: der Zug, der schlichten find. Das Originalstethoskop war eine zylindrische Röhre von einem Naturdarstellung zu entrinnen, um sich mit dem Fremdwort Die Todesstätten an der Marne . Fuß Länge. Des einfacheren Transports wegen war sie in zwei Hälften „ Expressionismus" auseinanderzusehen. Ganz harmlose Gemüter Aus Paris waren am Jahrestage der Echlacht an der Marne zu teilen. Selbstverständlich fand auch das Stethoskop seine Widersacher und wollen über sich selber hinaussteigen und möchten so nebenbei ganze Scharen zu den Stätten, auf welchen der Tod im Jahre 1914 so manchen feindseligen Kritiker, aber bald wurde es zum Gemeingut noch etwas ausdrücken, was nicht von dieser Welt ist, reiche Ernte gehalten hat, gepilgert. André Tudescq schildertim„ Journal" der Aerzte, namentlich nachdem Laennec 1819 eine umfangreiche irgend eine Kraft, ein Geheimnis. Dabei gelingt meistens das gegenwärtige Aussehen jener blutgetränkten Felder in folgender wissenschaftliche Arbeit über die Auskultation der Lungen- und Herznur eine mehr oder weniger literarische Ornamentit. Es sind Weise: Abhänge, Ebenen, Sümpfe, das ganze große Schachbrett frankheiten mit Hilfe des Stethoskops veröffentlicht hatte. in diesen Dingen spürbar mehr 3wang und Autosuggestion als Not- der Schlacht ist von der Natur nivelliert worden. Sie allein hat So können wir mitten im Weltkrieg den hundertsten Geburtstag wendigkeit und Geist. Am ehrlichsten von den Versammelten dieses die Wunden der Erde geheilt. Nur ganz scharfe Augen können das, eines der friedlichsten Werkzeuge feiern. Wenn dereinst der Frieden Drdens wirkt Karl Caspar ; Nachwehen von der Wiedergeburt was an die heißen Stämpfe erinnert, entdecken. An der Heerstraße den Aerzten wieder Zeit läßt, die Blicke in die Vergangenheit zu der Gotik, blasser, mystischer Rausch, die Geschichten der Evangelien sieht man hier und da noch eine Pappel mit zersplitterten Aeften. lenken, dann werden sie sicherlich sich auch des hundertsten Geburtsdurch die Briefe des van Gogh gesehen und als Wandoffenbarungen Manchmal fällt einem irgendwo ein festsitzendes, weithin sichtbares, tags des Stethoskops erinnern. mit einer deutlichen Predigtabficht, auf Leinwand für Ausstellungs nicht geplattes Geschoß auf. An einer anderen Stelle läßt ein zwecke gemalt. Es fehlen die Tempel, in denen diese Bilder auf schwarzes Loch, das mitten in einem Baumstamm sizt, langsam den gehangen werden könnten; es tlafft eine Dissonanz. Diese Kunst Lebenssaft des Baumes ausfließen; der Baum weint", erklärt ist vielspältig und blickt sehnsüchtig; insofern gehört sie dem Besseren mir, ohne die Größe seines Wortes zu erfassen, der Bauer, der mir- Vincenz Czerny , einer unserer führenden Chirurgen, in unserer Zeit. als Führer dient. Nicht weit von diesem Baume steht auf einem ist in Heidelberg am 3. Oktober gestorben. Er war am 19. NoDie gleiche Beobachtung, Drang zum Pathos und zur ge- fleinen Hügel eine große Rüfter, tahl, trosilos, we als Streuz ge- vember 1842 in Trautenau ( Böhmen ) geboren, war Assistent beim steigerten Form, gilt für die Plaſtik. Wir treffen hier den Rüdiger schnitt. An dem einzigen Ast, der ihr verblieben, hängt eine schlichte berühmten Billroth in Wien gewesen, hatte 1870/71 ein Lazarett in von Franz Meßner( für Prag bestimmt); der Nibelungenheld Holztafel mit der Inschrift:„ Erinnerung an die Abbrucharbeiter Weißenburg geleitet und war dann Professor der Chirurgie zuerst touchtet mit troẞiger Grimaiſierung, ein Kulturbild für Aldeutsche, von Paris ". Dicht dabei, in einem Gewirr von Buschwert, in Freiburg und seit 1877 in Heidelberg . Die Kunst der Operation zugleich ein wenig erotisch. Davon abgesehen, eine sehr gute plastische schmettern Amseln, Elstern, Finken, trunken gemacht durch die hat er in mannigfacher Weise weiter ausbilden helfen und seine Leistung. Für ähnliche Zwecke nutzt Friz Huf den hellenischen Sonnenwärme, ihre Lieder in die Luft. Der Kanal mit den zahl- Methoden am Kehlkopf, Schlund, Magen, Darm, Nieren und GebärArchaismus; sein schreitender Jüngling erinnert an die Primitivität reichen Krümmungen fließt wieder wie einst dahin. mutter erprobt. Seit 1906 leitete er das von ihm begründete des berühmten Wagenlenfers". Aber viel mehr Jntellektualität und Hier und da eriezt ein nagelneues Holzbrücklein, das unter Institut für experimentelle Krebsforschung, und es ist noch in frischer artistische Zerbrechlichkeit pulsieren durch die Schlankheit dieses step- jedem Tritt laut schallt, die alte Brücke, die in die Lust gesprengt Erinnerung, wie er die Schwierigkeiten beklagte, für dieses segens tischen Körpers. worden ist. Brückenbogen, die den Trümmern römischer Wasser- reiche Werk genügend Mittel zu beschaffen. Kurz vor Ausbruch des leitungen gleichen, führen über den Fluß. Auf den ruhigen Wassern gleiten Strieges war es als Generalarzt des Sanitätsforps zurückgetreten. Flöße und große Barken dahin, und an den stillen, gleichgültigen Ufern Bis in seine letzten Tage war der hervorragende Forscher und Lehrer fißen Fischer mit der Angelrute. Die Ebenen und die Waldlichtungen sind und unermüdliche Stämpfer im Dienste der Menschheit für die Verdie eigentlichen Stätten des Todes: über ihnen liegt die Trauer wundeten tätig. Czerny war Präsident der internationalen Vervon tausend Gräbern. Auf vielen dieser Gräber weht eine Fahne; einigung für Krebsforschung. dort ein altes Fahnentuch, vergilbt oder vom Regen gebleicht; hier Eine Kundgebung für das Groß- Berliner eine nagelneue, farbenfrohe Fahne, die erst gestern aufgepflanzt Volkshochschulwefen veranstalten am 8. Oftober, mittags worden sein mag. Solche Fahnen sieht man beinahe überall 11 Uhr, im großen Saale des Abgeordnetenhauses die vereinigten zwischen den Erdschollen, neben großen Heu- und Strohhaufen. Berliner Volkshochschulen Humboldt- Akademie und Freie Hochschule. Hafer und Rübenfelder sind dicht besät mit Grabkreuzen. Gras Sieben Dozenten werden nach den einleitenden Worten des Vorund Korn aber überwuchern an vielen Stellen die Grab- fizenden Joh. Kaempf die Volkshochschulbewegung von verschiedenen stätten derart, daß aus ihrem leisen Wogen nur noch die Gesichtspunkten aus behandeln. Fahne hervorschaut. Oft stößt man auf eine In- oder Die toten Augen" freigegeben. Die TertAufschrift. Meist ist es eine in die Form einer höflichen Bitte dichtung zu d'Alberts neuer Öper Die toten Augen" von H. H. gekleidete Warnung:„ Ehret die Gräber, schonet die bebauten Felder". Ewers und M. Henry hatten behördlich Anstoß erregt. Sie ist aber nicht selten erhebt sich am Rande eines Waldes ein Beinhaus. Hier jetzt nach entsprechender Aenderung einiger Stellen und Beseitigung ruben 43 französische Soldaten!" verkündet ein ärmliches Holzkreuz. einer Mordtat genehmigt worden. Auf einer anderen Holztafel ist zu lesen: Frau P... aus Paris , Der rechnende Menschenaffe. Von dem Verfasser wohnhaft... würde dem, der ihr einige Nachrichten über ihren des Referats über die rechnende Schimpansin in der Naturw. Sohn August Moritz P..., Soldat im 246. Regiment, 21. Komp., Wochenschrift" werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß sich in gefallen am 6. September bei B... liefern tönnte, sehr dankbar unserm Auszug( in Nr. 227 des Unt.- Blattes") ein erheblicher fein". Aber die große Totenstadt, die weder Zaun noch Mauern hat, Fehler eingeschlichen hat. Die Schimpansin wählt die Karten( mit ist nicht nur ein Wohnort des Todes. Auch lebende Wesen sind hier den Zahlen) nach der unwillkürlichen( nicht: willkürlichen) anzutreffen, Wagen fahren hin und her, Rinder weiden an den Gräbern. Kopfrichtung des Wärters. Aus dem weiteren Zusammenhang des Neue Saat hat den Boden befruchtet..." ( z) Artikels ergibt sich diese Richtigstellung ohnehin von selbst. machen, daß er ihretwegen den vornehmen Platz im Chor ver-| gebeten würde, darauf mußte er durchaus bestehen. Sonst lassen und sich hier heruntergesetzt habe. würden ja die Leute meinen, er sei sich seines Rechts, bor gestimmt wurde, nicht geschickt, Entschuldigungen vorzubringen. Es hätte sich auch gerade jetzt, wo das erste Lied an allen anderen zu kommen, gar nicht bewußt.
Ein Denkmal für Heinrich Heine , das im Hamburger Stadtpark aufgestellt werden soll, und von Hugo Lederer angefertigt ist, muß ein Irrtum sein; diese neue Art plastischer Graphik dürfte nur für ganz fleine Formate sich eignen. Der Künstler scheint den Mizgriff übrigens selbst empfunden zu haben; nur so lassen sich die wulstigen Girlanden am Sockel erklären, das einzige" Plastische" an diesem Werk, das trotzdem den großen Meister des machtvollen Hamburger Bismard erkennen läßt.
Kleines Feuilleton.
Das Ende der Sommerzeit.
R. Br.
Die Sommerzeit ist nun zu Ende. Wenn alle Erfahrungen über die Sommerzeit vorliegen und gesichtet sein werden, wird ein abschließendes Urteil über den Nugen dieser Einrichtung vielleicht möglich sein. Aber auch nur vielleicht, denn der erste Sommer, für den die Sommerzeit galt, war ein Kriegssommer, was leicht zu einem Fehlurteil führen kann, wenn man die Ergebnisse des Kriegssommers ohne weiterrs auf Friedenszeit übertragen wollte. Ein Hauptziel war die Ersparnis an künstlichem Licht. Es wird schwer halten, die Frage, ob diese Ersparnis wirklich erreicht worden ist, genau zu beantworten. Vor wenigen Tagen hat sich die Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft mit der Sommerzeit beschäftigt. So weit das Ergebnis dieser Verhandlungen bekannt
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Jans Heimweh.
Eine Geschichte aus dem Wärmland von Selma Lagerlöf . Das Begräbnis.
Zwar war weder eine Botschaft noch eine Einladung für Jan Andersson in Sfrolyda gekommen, daß er an Björn Hindrikssons Begräbnis in Loby teilnehmen sollte; nein, das war nicht geschehen, aber die Ueberlebenden konnten ja auch nicht recht wissen, ob er sich noch als Verwandter rechnen wollte, seit ihm so hohe Ehren zuteil geworden waren und er in solcher Pracht und Herrlichkeit lebte.
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Notizen.
Aber so etwas geschah auch nicht, o nein, dazu war sicher Nach Schluß des Gottesdieustes, als die Gefährte, die teine Gefahr vorhanden, obgleich er nicht mit den allerersten den an dem Begräbnis Beteiligten gehörten, an der Kirche in das obere Stockwerk gebeten worden war. Selbstverständvorfuhren, ging Jan hin und setzte sich auf den großen Leiter- lich würde er mit dem Pfarrer und den vornehmen Herrwagen, auf dem der Sarg zur Kirche gefahren worden war. schaften zugleich zu Tische sißen, darüber brauchte er sich nicht Jan wußte, der Wagen würde jezt leer auf den Hof zurück zu beunruhigen. fahren, und so nahm er also hier niemand den Platz weg. Björn Hindrikssons Tochter und Schwiegersohn gingen wiederholt vorüber und sahen ihn an, während er da saß. Jan dachte, sie seien vielleicht bekümmert, weil sie ihm nicht einen Platz in einem der ersten Wagen anbieten konnten; aber er wollte ja gar nicht, daß seinetwegen irgendeine VerBjörn Hendrikssons nächste Verwandte würden selbstverschiebung in der Anordnung eintreten sollte. Er war ja doch ständlich ganz vorne in dem Zeichenzug fahren; aber für ihn, der, der er war. den Kaiser, müßte ja dann mit allem Recht dort Plak gemacht Während er so von der Kirche wegfuhr, konnte er nicht werden.
Sie meinten vielleicht auch, es würde ihnen schwerfallen, dies oder jenes umzuorgeln, was nötig wäre, wenn so ein Mann wie er zum Begräbnis fäme.
Sie konnten ja nicht wissen, wie wenig genau er es mit solchen Dingen, auf die andere so besonders viel Wert legen, nahm. Er war ja trotzdem der, der er war. Es fiel ihm nie ein, denen den Platz streitig machen zu wollen, die froh und beglückt waren, wenn sie bei einer Gesellschaft oben am Tische sißen durften.
umhin, daran zu denken, wie er und die kleine Klara Gulla damals nach dem Hofe gewandert waren, um die reichen Verwandten zu begrüßen. Ja, jegt war es anders, jetzt war alles gerade umgekehrt. Wer war jetzt der Reiche und Angesehene? Wer war jetzt der, der den anderen eine Ehre erwies, wenn er sie besuchte?
Still und allein saß er auf einer Bank, denn hier war natürlich niemand, der zu ihm kam und über die Kaiserin mit ihm reden wollte. Ein bißchen bedrückt fühlte er sich jetzt allmählich doch. Als er daheim fortgegangen war, hatte Satrine gesagt, er täte besser, nicht zu dem Begräbnis zu gehen, weil diese Hofbauernfamilie von so altem Geschlecht und so vornehm sei, daß sie sich weder vor König noch Kaiser verbeugte. Jetzt sah es wirklich aus, als sollte Katrine recht bekommen. Alte Bauern, die seit der Erschaffung der Welt auf einem und demselben Hofe ſizen, halten sich für vornehmer, als alle andern Hoheiten.
Es ging nicht so rasch, bis alle ausgesucht waren, die zu der ersten Abteilung der Tischgäste gehören sollten. Die Nachbarsleute, die an diesem Tage den Wirt und die Wirtin vorstellten, gingen lange umher und suchten nach den würdigsten; aber zu ihm, dem Kaiser, kamen sie nicht.
Neben Jan saßen zwei unverheiratete Frauenzimmer, die nicht die geringste Hoffnung hatten, jetzt schon gerufen zu werden, und die sich in aller Ruhe miteinander unterhielten. Sie sagten, wie merkwürdig es doch sei, daß Linnar Björnsson, Björn Hindrikssons Sohn, gerade noch zu rechter Zeit zu Hause eingetroffen sei, um sich mit seinem Vater zu bersöhnen.
Bei der Ankunft im Trauerhause wurden die Gäste zum Um nicht Anlaß zu irgend einem Mergernis zu geben, Ablegen in das große Wohnzimmer im Erdgeschoß geführt. ging er also am Morgen nicht in das Trauerhaus, bevor der Dann trat einer von Björn Hindrikssons Nachbarn, die, wie Leichenzug von dort abgefahren war, sondern wanderte es Brauch und Sitte ist, dazu ausersehen waren, dem Leichen geradenwegs nach der Kirche. Und erst als die Glocken schmaus vorzustehen, herzu und bat die vornehmsten unter läuteten und er sah, wie sich der lange Zug der Leidtragenden den Gästen, in den oberen Stock hinaufzukommen, wo der vor der Kirche aufstellte, trat er vor und nahm zwischen den Mittagstisch gedeckt war. anderen Verwandten Platz. Es war eine recht verantwortungsvolle Aufgabe, die von Das ganze Trauergefolge sah wie etwas bestürzt aus, den Gästen auszuwählen, die zuerst hinaufgehen sollten, denn Es hatte zwar keine eigentliche Feindschaft zwischen den als er herzutrat; aber er war nun schon daran gewöhnt, daß bei so einem großen Begräbnis war es nicht möglich, für alle beiden geherrscht, sondern die Sache verhielt sich folgenderdie Leute von seiner Herablassung überrascht waren, das war Gäste zugleich Plaz am Tisch zu schaffen, sondern es mußte maßen: Vor etwa dreißig Jahren, als Linnart im Anfang der also nichts, um sich daran aufzuhalten. Man hätte ihn sicher in verschiedenen Abteilungen hintereinander gegessen werden. Zwanziger stand und sich verheiraten wollte, hatte er seinen lich in die erste Reihe stellen wollen, aber dazu war jetzt keine Aber es waren viele da, die es für einen großen Beweis von Vater gefragt, ob er ihm den Hof übergeben wolle, oder wie Zeit mehr, denn der Zug hatte sich schon nach dem Grabe in Mißachtung angesehen hätten, den sie nie wieder verziehen man es sonst einrichten solle, damit er, der Sohn, sein eigener Bewegung gesezt. haben würden, wenn sie nicht unter der ersten Abteilung ge- Herr würde. Aber der alte Björn hatte ihm das eine und Als das Begräbnis vorüber war und er mit den Leid- wesen wären. das andere rundweg abgeschlagen. Sein Wunsch war, der tragenden in die Kirche ging und sich auch auf dieselbe Bank Und was nun insbesondere den betraf, der zum Kaiser Sohn sollte wie früher daheim bleiben und erst, wenn der mit ihnen sette, sahen sie abermals etwas verlegen aus. Aber erhoben worden war, so fonnte er ja in vielen Stücken Nach- Alte einmal den Kopf zur ewigen Ruhe niederlegte, den Hof fie tamen nicht so weit, irgend eine Bemerkung darüber zu sicht üben, aber daß er mit der ersten Abteilung zu Tische übernehmen.
( Forts. folgt.)