Nr. 263.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Bounerstag, 16. November,

Schinkel.

heit des Abschreibens neben dem geistreichen und vergeistigten Historizia- dann erst den Weg um die Südspitze von Grönland   herum nach den mus. Zum dritten: mehrere Blätter zeigen den Entwurf eines gewaltigen verhältnismäßig wohnlichsten Fjorden der Westküste gefunden. Daß gotischen Gedächtnisdomes, den Schinkel für die Mitte des jezigen die Besiedlung Grönlands   nur von dem nahegelegenen Nordamerika  Potsdamer Plages geplant hatte. Man ist zufrieden, daß dieser aus hatte erfolgen können, scheint selbstverständlich. Aber die An­Entwurf, diese Phantasie aus Quadern und Spizen, nicht Wirklich- nahme, daß die Eskimos zuerst nach der Westküste übergesetzt hätten, keit geworden ist. Man besinnt sich, daß diese Ausstellung eine An- könnte als wahrscheinlicher gelten. Hößly bestätigt jedoch die erst regung für die Denkmalsabsichten der allernächsten Zeiten sein soll, genannte Auffassung. Besonders wichtig ist seine Feststellung, daß und wünscht heimlich, daß das Schicksal dieses gothischen Domes die Eskimos echte Mongolen sind und sogar den ältesten, ursprüng recht vielen der kommenden Absichten beschieden sein möchte. Wie lichsten Typus der gelben Rasse vertreten, der heute überhaupt noch peinlich würde heute Schinkels Monument den Potsdamer Platz   ver- zu finden ist. Dadurch ist auch der Zusammenhang der Völker Asiens   und Nordamerikas   gegeben, der schon durch andere Forschungen stellen. über jeden Zweifel festgestellt ist.

Kleines Feuilleton.

Fliegenplage und Biologie.

R. Br.

Die Feldzeitungen.

"

Mit

Franz Kugler   fagt von diesem königlich preußischen Oberlandes­baudirektor: Schinkels äußeres Leben erscheint uns einfach als das eines Geschäftsmannes." In der Tat gibt es aus dem Leben dieses Architekten, der 1781 zu Neuruppin   geboren wurde und 1841 zu Berlin   starb, nichts Merkwürdiges zu berichten. Er hat studiert, machte dann die üblichen Reifen und begann praktisch zu arbeiten. Die Aufträge strömten ihm zu und bald reichte sein Einfluß über die ganze Bautätigkeit der Monarchie. Schinkel war der Architekt des monarchischen Preußen, das sich großgehungert hatte, jenes Preußen, dem Sparta   die Ethik bestiminte. Schinkels Architektur ist steingewordener Parademarsch. In ihrer Schichtheit ist sie heroisch; dem zopfigen Schwulst, der ihr voranging, bewußt ab= Die Feldzeitungen gehören mit zu den Errungenschaften des gekehrt, dient fie mit Anmut der Notwendigkeit. Mit Schinkel beginnt Krieges. Sie dienen der Pflege der Kameradschaft, der geistigen die moderne Baukunst; er ist berufen, den Geist des Eisens zu ent­Erbauung unserer feldgrauen Brüder und sind nicht zulegt ein decken. Als er das neue Echauspielhaus bauen soll, schreibt er an Gs will einem oft nicht in den Kopf, wie bestimmte Leute sich Bindeglied zwischen der Heimat und den Schüßengräben geworden. den König:„ Es ist zu bemerken, daß die Schönheit eines Gebäudes Beit ihres Lebens mit Dingen beschäftigen können, die scheinbar Zurzeit bestehen, wie der„ Korrespondent für Deutſchlands Buch­nicht in dem vorgebrachten Schmud zunächst besteht, sondern vor- nicht den geringsten praktischen Vorteil für uns haben. Wenn einer brucker" mitteilt, etwa 35 deutsche Feldzeitungen, die sich inhaltlich züglich aus der Wahl der Verhältnisse erwächst, welche aber ihren Mineralien sammelt und sich für deren Lagerstätten interessiert, so und technisch meistens als hervorragende Tages-, Wochen- und ersten Grund in der Verteilung und Anordnung des Planes haben, leuchtet einem der Wert solcher Tätigkeit ein. Wie aber soll es sich Monatszeitungen repräsentieren. Die Auflage dieser von Feld. aus dem die Verhältnisse der Profile und Fassaden erst bestimmt rentieren, wenn man ununterbrochen Pflanzen oder gar Käfer grauen für Feldgraue hergestellten Zeitungen richtet sich nach dem werden können." Die Linie, die von solcher Baugesinnung bis in ſammelt? Und doch haben alle Wissenschaften immer wieder ge- Erscheinungsbezirke; mit 100 000 Exemplaren steht die„ Liller Kriegs­die Gegenwart des Peter Behrens   führt, ist deutlich. Wenn zeigt, daß sie es sind, die den Fortschritt bestimmen. Entdeckungen, zeitung" obenan. Von der Gesamtzahl der Feldzeitungen sind 11 Armee­Schlüter die eine, bis zur Mystik gesteigerte, phantasievolle die zunächst nur ein rein wissenschaftliches Interesse hatten, haben zeitungen, 5 Korpszeitungen, 7 Divisionszeitungen, 10 Zeitungen Leidenschaft in die Baustoffe strömen ließ, so war Schinkel ihrem glücklichen Urheber die größte Dankbarkeit der Menschheit ein für fleinere Heeresverbände und 2 Festungstriegszeitungen. der ruhige Sachwalter Der Es sei nur an die Anfänge der Elektrophysik erinnert, einem Formate von 19:23 Zentimeter ist die Düna- Zeitung" die gegensätzlichen Lebensart des getragen. rechnenden Wirklichkeitssinnes. Die deutsche Kunst kreist um diese die zunächst nur wie ein besseres Gesellschaftsspiel betrachtet wurde. Kleinste aller Feldzeitungen, indes die„ Kriegszeitung der XI. Armee" beiden Pole, um die Gothik und die Antife. Die Geschichte der Auch die Zoologie und die Botanik zeitigen nun immer Dinge von mit 21: 29 Zentimeter die kleinste Armeezeitung darstellt. Während deutschen   Kunst ist der Kampf dieser beiden Weltauffassungen; allgemeinſtem Interesse. Man spricht jetzt fogar von angewandter alle Zeitungen, mit Ausnahme der autographisch vervielfältigten für Schinkel strebte, aller Romantik abgewandt, nach der Klarheit einer Botanik und Zoologie und wertet systematisch die Errungenschaften kleinere Heeresverbände, in stehenden Buchdruckereien hergestellt errechneten Form, dennoch liebte er das Abenteuer. Die Heftigkeit, dieser Wissenszweige für die Praxis aus. werden, ist die Wochenschau der 54. Infanteriedivision Jm Schüßen­mit der er die vernünftige Schönheit suchte, war das Gotische in Das folgende kleine Beispiel ist zwar von geringerer Bedeutung, wird graben", das einzige Feldblatt, das seine Druckerei stets bei sich führt Schinkel:„ lleberall ist man nur da wahrhaft lebendig, wo man aber bei jedem Beachtung finden, da es jeden angeht. Gerade weil und im Schützengraben gedruckt wird." An Flanderns   Küste“ iſt Neues ſchafft, überall, 100 man sich ganz ficher fühlt, es jeden angeht, ist dieses Beispiel besser als andere schwerwiegendere, das erste Feldblatt unserer Marine. Gingegangen sind während des hat der Zustand schon etwas Verdächtiges. Ueberall da, und so möge es dazu dienen, einen kleinen Einblick in die praktische Strieges 10 Feldzeitungen, als letzte infolge der Sommeoffensive to man ungewiß ist, aber den Drang fühlt und die Verwertung scheinbar ganz ausgefallener Wissenschaften zu geben." Der Schüßengraben", der für jede Nummer einen neuen Titelfopf, Ahnung hat zu und von etwas Schönem, da ist man wahrhaft Will ein beliebiger Mensch ein Mittel gegen die Fliegenplage ein Motiv aus dem Schüßengraben, hatte. Außer den aufgeführten lebendig." Auch in der herben und knappen Klassik Schinkels, in erfinden, so kommt er zu Fliegenstöcken, Fliegenfallen und ähnlichen Striegszeitungen erscheinen oder sind erschienen noch etwa 40 Feld­dieser dorischen( oder berlinischen) Sachlichkeit, regt sich etwas von Dingen. Um derartiges zu erfinden hat man kein Vorstudium nötig, zeitungen, die für einzelne Bataillone, Stompagnien oder Spezial­mögen solche Apparate auch bestimmte Lebensgewohnheiten der truppen bestimmt sind, zum Teil auch nur bei besonderen Anlässen Zu solchen Eindrücken und Ueberlegungen verhilft uns eine Aus- wie handelt nun aber der Botaniker und Zoologe, an den die ebensolche bei unseren Verbündeten, auch unsere westlichen Gegner Fliegen geschickt ausnutzen, die auch den Zoologen interessieren. herausgegeben wurden. Neben den deutschen   Feldzeitungen bestehen stellung, die das Schinkel- Museum( untergebracht in der Charlotten­burger Technischen Hochschule, geöffnet wochentags von 10-2, Sonn- gleiche Anforderung herantritt? Es gibt einen Pilz, der den Körper verfügen an 50 Feldzeitungen; während in der russischen Armee tags von 10-1) veranstaltet hat: Abbildungen nach Denkmälern. Den Fliegen wie uniere ansteckenden Krankheiten und bereitet, wo daktion der Generalstab des Höchstkommandierenden besorgt. der Stubenfliege als Nährboden braucht. Er verbreitet sich unter nur ein Feldblatt, der„ Nash Westnik", vorhanden ist, dessen Re­die Schinkel aufgestellt hat, und Enttoürfe für solche Bauten. Die Vorführung geschieht mit großer Liebe; es ist versucht worden, neben er auftritt, vielen Millionen den Tod. Es ist das die Fliegen­Könnte man nicht, so fragt sich der Gelehrte, diesen die Arbeiten Schinkels jedesmal das gotische oder das antike Vorr bild zu stellen. Ein Beweis für den historischen Eklektizismus dieses Pilz überall zur Verbreitung bringen, wo man die Fliegen ver­tilgen will? Künstlers, zugleich aber eine Bestätigung seiner gepflegten Meister­Ein anderes sehr einfaches Mittel, das schon gute Erfolge gezeitigt Theaterchronit. Die Kleinen Haustomödien schaft. Es ist sehr interessant zu sehen, wie etwa das Scharnhorst hat, teilte aeder fürzlich in der Zeitschrift für angewandte veranstalten Voltsabende am Freitag und Sonnabend in der Aula Denfmal, das auf dem Berliner   Invalidenfriedhof   steht, aus Entomologie"( Insektenkunde) mit, einer Zeitschrift, die lediglich der der Chamisso- Schule in Schöneberg  , Barbarossaplatz 5. dem Grabe Petrarkas zu Arqua   entwickelt worden iſt, oder ein Sarkophag für die Majorin von Klinggraef aus artig praktische Dinge veröffentlicht. Dem Zoologen ist es bekannt, daß die meisten Fliegen nur die besonnten Stellen der Hauswände Wolfen mit besonderer Berücksichtigung der Beobachtungen unserer Vorträge. Ueber„ Das Entstehen und Vergehen von einer antiken Grabkapelle vor der Porta Latina Schinkel hat sich bewußt an vollendete Vorbilder angelehnt, aufliegen. Nur von hier aus dringen sie dann durch die Fenster. Luftschiffer und Flieger" spricht Dr. Archen hold am Donners­Fenster, die im Schatten liegen, werden von diesen Insekten nur hat sie aber nicht kopiert, hat sie abgewandelt, auch nicht nur ver- als Ausweg ins Freie benugt. Aus dieser Beobachtung ergab sich tag, abends 8½ Uhr, im Viktoria- Studienhaus, Berliner Str. 37/38 ändert, sondern nach dem Rhythmus einer eigenen Idee neu belebt. Die praktische Folgerung, die Fenſter zu schließen, ehe die Sonne( nahe am Knie). Die Antife Schinkels ist spröder, fühler, ängstlicher, dünner, vielleicht ihnen nahe gerückt war. In der Privatwohnung Haeckers bewährte auch intellektueller und literarischer als die des Altertums. Man spürt ein wenig den Professor und Baurat, der in föniglichen sich diese einfache Methode ſehr. Ebenso in einem Lazarett, das sehr Diensten forrekte Arbeit zu leisten hat. Darüber hinaus aber ist in unter der Fliegenplage zu leiden hatte. Weit mehr wirkte diese jeder dieser kalligraphischen Abschriften eines antiken Themas das Maßnahme als alle bisher befannten Hilfsmittel. Gefühl Preußens lebendig, der Instinkt für die Knappheit und eine fühle Leidenschaft für den Wohlflang. Eine Beobachtung, die durch­aus bestätigt wird, wenn wir vergleichen, was Schinkel aus der Gotik zu abstrahieren wußte, z. B. das Denkmal am Berliner   Kreuzberg  aus dem Schönen Brunnen   in Nürnberg.  

der milden Wildheit Dürers.

zu Rom.

best.

Die Herkunft der Eskimos.

-

-

"

Notizen.

Noch ist Bolen nicht verloren. Wenn wir Deutsche   eine Sache noch nicht verloren geben wollen, führen wir häufig die bei uns sprichwörtlich gewordene Nebensart„ Noch ist Polen   nicht verloren an. Dieses Wort hat jetzt durch die Prokla. mierung Bolens zum Königreich eine ganz neue Bedeutung erlangt. Es bildet die Uebersetzung des ersten Verses des polnischen sogen. Dombrowski- Mariches:„ Jeszoze Polska nie zginela" dar. Dieser Vor vier Jahren wurde von Schweizer   Gelehrten eine Forschungs- lieder von einem unbekannten Verfasser ist, bildet die polnische Ant­Dombrowski- Marsch, der eine der bedeutendsten polnischen National­reise nach Grönland   ausgeführt, an der sich als Arzt Dr. Hößly be­Drei Bemerkungen seien hinzugefügt. Zum ersten, auf einem teiligte. Diesem Teilnehmer waren außer feinen eigentlichen Be- wort auf den ihrem beldenhaften Führer Kosciuszko   fälschlich zu­geschriebenen Ausruf Finis Poloniae( Das Ende Polens  ). der Blätter, das einen Grabstein für den General von Köderig rufspflichten die Untersuchungen der Bevölkerung zugewiesen, und er zeigt, steht geschrieben: Rach den Allerhöchsten Bestimmungen fällt hat jetzt in den„ Denkschriften der Schweizer Naturforschenden Gesell- Ein staatliches Theater- und Filmmonopol. die Spize weg". Man sieht, der Baurat Schinkel hat sich vom fchaft" eine Arbeit veröffentlicht, die an die Betrachtung einer Reihe Eine einschneidende Neuerung wird, wenn man einer Mitteilung des König forrigieren lassen; so bestätigt sich die Definition der Archi- von 36 Estimoschädeln aus Dstgrönland anknüpft. Er leitet daraus Journal des Débats  " Glauben schenken darf, in Rußland   auf dem teltur als einer diplomatisch gewählten Diagonale zwischen einer über die Herkunft der Eskimos ab, die schon manche Forscher be- Gebiete der staatlichen Monopolisierung geplant: die Theater- und Mehrheit von Willensäußerungen. Zum anderen: eine Ansichts- schäftigt hat. Die Meinung bedeutender Grönlandforscher ging das Filmbühnen sollen unter ein einheitliches Staatsmonopolgesetz ge­poftfarte zeigt das Tabernakel, das Schinkel über dem Schwedenstein hin, daß die Eskimos von Nordamerika   nach Nordgrönland ein- bracht werden. Damit werden zwei Ziele verfolgt: erstens eine un­bei Lüzen errichtet hat, und im Hintergrund die Gedächtniskirche aus gewandert seien, was ohnehin naheliegt, aber zuerst nach dem von erwartete Bermehrung der Staatseinnahme und zweitens die Mög neuester Zeit, eine völlig mißlungene, blindlings in Stein übertragene ben Europäern erst so spät erreichten Nordgrönland. Sie wären zu- lichkeit ständiger Beeinflussung der Voltserziehung" von der Bühne Nachahmung einer nordischen Holzkirche. Man erkennt die dumme Faul- nächst an der Ostküste entlang nach Süden gewandert und hätten und der Filmleinwand herab.

4]

"

Ums Menschentum.

Ein Schiller- Roman von Walter von Molo  . Gott  ! Was hätte sie jetzt angefangen, wenn's Büble an allzu eligem Darmlauf gestorben wär? 8 weimal war der Bader   schon dagewesen und hatte nicht reüssieren können. Oh, wie sie gebetet hatte, und selbst das Phinele hatte dabei helfen müssen. Natürlich sagte die Großmutter jekt, sie Frik!" hätte dem Frißle geholfen, weil sie ihm bekömmliches Salz in die Milch getan. Wer geholfen hatte in seiner Güte, das wußte sie, der wohnte über den Sternen, der war nicht in Marbach, der war überall zu Haus. Jawohl!

-

-

Nun sah er sie und hob den dunklen Hut und schwenkte ,, Bist ein gehorsames Weib und mir in Sittsamkeit ihn durch die frühlingshelle Sonnenluft zum Willkomm. untertan; ist ein schönes Büble, das du mir getragen haft." Dann blieb er halten und feste den Chapeau fürsorglich Feuerrot schoß das frohe Blut, unter der blauen Haube wieder auf das Puderhaar. Als er damit fertig war, breitete mit den Goldspizen hervor, in ihr Antlik. Kaspar Schiller er die Arme. umschlang seine Frau und füßte sie auf den Mund. Das Phinele " Darf ich?" fragten Phineles Augen. getraute sich nicht zuzusehen. Der Offizier hielt ihrer Mutter Doch schon rannte raschelnd die Mutter und hob jubelnd Stopf an den seinen, daß sich ihr Rothaar mit dem Puder dem Vater sein Büblein entgegen. Kaspar, da ist dein seiner Haare bestäubte." Ist doch wohlig, sein eigen Frauenzimmer im Arm zu haben," sagte er laut Er stand unbewußt stramm, wie man falutierte und und bestimmt, wie er's vom Rommandierenden gewöhnt atmete schwer. Lang sah er dem Kinde in die Augen. Die war. Ich habe die kriegerischen Occasionen allmählich fatt; Derbheit seines Gesichtes vorschwand, die gewölbte Stirn und sie sind nichts mehr vor einen Mann, der in gesegneten Jahren der fluge Blick herrschten im Vaterantlig. Das Phinele ist mit Weib und Kind. Wir haben wieder Schläge gefriegt, studierte das alles aus dem Versteck des mütterlichen Rockes Dorothea. Die Preußen haben merkwürdig nationalen Elan". hervor, den sie fest umklammert hielt. Er seufzte sorgenvoll; erschauernd sah das Phinele, wie die Gib mir das Büble," sagte Kaspar Schiller weich und Feldschärpe auf der Brust schwankte. Ich hab' nicht permission riß die frischgewaschenen Crispins von den breiten Händen.( Urlaub) vor lange; kannst du, Dorothea, mit mir ins Lager Die Eltern! Die fielen ihr jetzt ein. Denen konnte sie Sorgfam hob er mit den sehnigen Armen das Wickelfind an gehen? Du bist ja honett gekleidet!" nun weniger helfen, wenn der Kaspar nach Hause kam. Das seine Brust. Er kam von den kleinen Augensternen nicht mehr Er sah musternd an ihr nieder; sie verstand die Worte plumpste mächtig in ihren Hoffnungstraum und zerschlug den los: das war der, der den Namen Schiller in die Zeit tragen nur allzu gut. glatten Spiegel ihrer Seele. Was tat sie da? Wo war der sollte, wenn er nimmer war?

Fruchtbringend sant der warme Regen zur Erde nieder. Er balgte sich in den Dachrinnköpfen und zählte langsam auf dem Fenstersims die Tropfen vor, wie ein Geizhals das Geld.

"

„ Es ist das Daffeten Kittele," sagte sie schnell, so du

Ausweg? Sie faß in der breiten Bettlade aufrecht und hörte, So ein kleiner Mensch war ein Stück der rätselhaften mir vor elf Jahren als Brautgeschenk verehrtest." Sie strich daß sich ein Wind aufmachte und an die Scheiben fuhr. Das Zukunft, die man nicht leben, nicht einmal ahnen konnte. den Rock und senkte den Blick. Ich hab recht gespart." Wie gab schönes Wetter für morgen, da konnte man schon fröh- Und jetzt hielt man sie leibhaftig im Arm und wußte- wieder ein Schulkind stand sie vor ihm. lich sein. nichts von ihr. Das Büblein schrie.

-

Scheitel und umfingen dann von neuem den Sohn.

-

- Einen Gulden und

" Sparsamkeit ist des minderen Menschen Pflicht, Doro-. Die linke Hand griff fester zu und die Rechte suchte der Stundenlang war Frau Dorothea gewandert, den Säug- Ehegattin Hand. Die fand sich gar bald, weil sie schon thea. Das Phinele hat ein neues Rockzeug an! War das alte auch am Ende?" ling auf dem Arm, das andere Kind an der Hand. Die sehnlich wartete. Zwei Menschenherzen sprachen durch einen Freude hob ihr federnd die Füße, nun stand das junge Weib Händedruck. Nun glitten Vaters Finger auch über Phineles neun Kreuzer hab ich mir den Winter erspart, so ich dir ab­,, Es war reichlich am Ende. und sah die heißersehnte Erscheinung: Bit geschwungenem Stock und zugeknöpftem Rock kam Dorothea," sagte er langsam und feierlich, mir ist ganz liefern will," und sie nestelte hastig am Busentuch. auf der Straße, sicher und breit, eine mittelgroße Offiziers- eigen zumute. Mir ist, als erhielte ich mein eigen Leben noch Er nickte freundlich und wollte endlich die Frage nach gestalt. Der warme Wind blies einen schrägen Blütenregen, einmal zu Besiz, damit ich's diesmal bewußt formen könnte. den alten Kodweiß' tuner sprach nicht gern von Leuten, aus den weiß- und rosafarbenen Ballen der Obstbäume, vor Nun soll was Rares draus werden! Ich will das Büble ge- die niedergingen, außerdem war die Mitgift so klein ge­Er sah den Wandernden nieder. Das gab ein hübsches Bild in die leiten und ziehen und Gott   wird fürs weitere sorgen. Möge wesen! da klang Hufschlag auf der Landstraße. Augen der Frau, wie mit Pastell gefärbelt. Er ihm an Geistesstärke zulegen, was ich aus Mangel an gegen Vaihingen   und befahl eilig:" Nimm das Kind, der Herr Noch sah er sie nicht. Unterricht nicht erreichen konnte! Vielleicht erringt der Sohn, Herzog kommt mit seiner suite!" Tattmäßig schritten die stämmigen Gamaschenbeine, sie was deni Papa verwehrt gewesen; dann hätt' ich es schließ- Eilig schoppte er die Handschuhe auf die Finger und griff marschierten fest darauf los. Die Schöße des blauen Uniform- lich auch bekommen." In ehrfürchtigem Glauben suchten energisch nach dem Degenknauf. Sigt mir der chapeau( ut) rockes flatterten mit dem steifen Zopf um die Wette. seine Augen den blauen Maienhimmel, in dem die Schwalben in der Mitte?" fragte er streng, sein bartloses Antlik war Frau Dorothea fühlte sich mit einem Male in wohliger fonzertierten. Ueber die farbige Blütenpracht und das nun ganz Dienst und Pflicht. Sicherheit. Sie tat die Hand aufs Herz und sah freudig zu, Blättergrün, das ungeduldig aus der dampfenden Erde Die Frau Leutnant neigte den Kopf und stand in demütiger wie ihr Mann näher schritt. Immer näher! Die braven drängte, glitten seine Blicke zur Mutter. Befriedigt fagte er Haltung, als die Pferde angaloppierten. Beine! War die Gicht weg? zu ihr:

-

--

( Forts, folgt)