Nr. 271.- 1916.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sonntag, 26. November.
Die Lebenden an die Toten. Die Lebenden haben der Toten immer gedacht. Pflicht und Bietät, uralte religiös- ethische Grundsäße, Liebe und Treue, tief in der Menschenseele schlummernd, find der unveränderliche Antrieb, den Verblichenen diesen Tribut zu zollen. Aber an diesem dritten Kriegstotensonntag verweilt unser schmerzliches Gedenken weniger bei den wohlgepflegten Totenädern des Heimatlandes, sondern es fliegt stürmisch zu den ungezählten Massengräbern der Schlachtfelder: zu den toten Millionen, die in Ostpreußen und Kurland , Polen und Galizien , auf dem blutgebadeten Balkan, in den Kleinasiatischen Gefilden, am Isonzo , auf dem Karst, die in den Bergen von Verdun , in dem Kreidegrund der Champagne, in den verwüsteten Fluren der Pikardie, in der weiten flandrischen Ebene und auf tiefem Mecresgrunde den ewigen Traum träumen. Zu Freund und Feind! Denn im Tode sind alle gleich und friedlich, und sie alle sind das Opfer des einen waltenden Schicksals. Millionenfacher Schmerz quillt aus den Totenwäldern in Ost und Süd und West und mündet in die brechenden Herzen der Heimatländer.
Marg Kapital" in einer handlichen Ausgabe, würde man es dort sicher auch finden.
Friede wieder da ist und die geplagte Menschheit sich seiner Segnungen wieder erfreut, wird niemand mehr nach Krieg verlangen: Wer im Frieden wünschet sich Krieg zurück, der ist geschieden vom Hoffnungsglüd."
Kleines Feuilleton.
Künstliche Augen aus Gummi.
Ein Werk aber, das man viel häufiger findet, als man vielleicht glauben möchte, ist Goethes" Faust". Sehr vielen hat es über manche trübe Stunde hinweggeholfen. schmadsrichtungen und Weltanschauungen zusammengeführt hat, Dieser Weltkrieg, der so viele mit all ihren verschiedenen Gepredigt gerade jetzt, wo er wieder in seinen Ausgangspunkt zurückgekehrt ist, daß die Zeiten endgültig vorbei sind, wo der Bürger an Sonn- und Feiertagen" aus der Ruhe seiner engeren Umgebung heraus sich über die Weltereignisse als Unbeteiligter unterhalten konnte. Dieser Bürger durfte noch Fried und Friedenszeiten" französischen Erfindern namens Lemaitre und Touillieres nach Nach den„ Deutschen Blättern für Kriegsverlegte" ist es zwei ſegnen, wenn in der Welt draußen alles drunter und drüber ging, langwierigen Versuchen gelangen, einen ganz neuen Ersatz für verwenn hinten weit in der Türkei die Völker aufeinander schlagen". forene Augen zu schaffen. Da Glasaugen unbequem sind, suchten Borbei sind für ihn die Zeiten, wo er beim Sonntagnachmittags- sie einen Ersaß zu finden, der vor allem genügend Elastizität und Spaziergang ausrufen konnte:" Sie mögen sich die Köpfe spalten, weichheit bejizt, um sich der Form der Augenhöhle anzuschmiegen, mag alles durcheinander gehn; doch nur zu Hause bleib's beim und doch gleichzeitig genügend Festigkeit hat, um einen möglichst alten." Heute heißt es vielmehr:„ Ein jeder schlägt und wird er- lebenswahren Eindruck auf den Beschauer hervorzurufen. Im Verschlagen. laufe ihrer Versuche nahmen sie vor allem einen genauen Abdruck Auch im Stellungskriege geht das Erschlagen und Erschlagen- der Augenhöhle, um nach dieser Form ein künstliches Auge herzuUeber dem einst mit allen Schäßen und Fortschritten gesegneten werden, wenn auch in etwas weniger rasendem Tempo, weiter. stellen, das genau für den Betreffenden paßt. Sie lösten die AufEuropa rauschen die schwarzen Schatten des Todes. Jede Hütte, jeder Aber neben die Waffe tritt nun mehr und mehr der Spaten. An gabe, indem sie die sichtbare Seite aus Hartgummi, der vulkanisiert Balast steht in dem Banne des furchtbaren Würgeengels. Schweigen jeden ergeht der Ruf:" Begieb Dich gleich hinaus aufs Feld, fang an und emailliert wird, herstellten. So gelang es ihnen, die natürliche wir heute von den materiellen Verlusten. Die Seelennot der Men- 34 hacken und zu graben." Da darf keiner sagen:" Das bin ich Erscheinung recht gut wiederzugeben; der rückwärtige Teil besteht schen um die Menschen steht himmelhoch über den leblosen Ruinen, nicht gewöhnt, ich kann mich nicht bequemen, den Spaten in die aus weichem Kautschut. Das Auge selbst ist hohl und mit Luft geden verwüsteten Ländern, den Milliarden Staatsschulden. Um ihre Hand zu nehmen." Gar mancher, der sich früher mit ganz anderen füllt. Diese hohlen Augen sollten ihrem Zwed entsprechen. Sie Söhne, ihre Zukunft flagen die Mütter und Väter, um den Gatten Dingen beschäftigt hat, denkt bei der ungewohnten Arbeit an die sind weich und elastisch und sollen sich den natürlichen Bewegungen die Frauen, die Kinder um den Vater und Ernährer, die Bräute be- Worte:" Nicht Kunst und Wissenschaft allein, Geduld muß bei dem anschmiegen, ohne die Augenhöhle zu reizen. Außerdem besiken sie meinen den Liebsten, und der Freund betrauert den Freund. Der Werke sein." Denn wenn jeder bei Wind und Wetter und im den Vorteil, unzerbrechlich zu sein. talte, Majsenernte treibende Sensenmann hat sie alle geschlagen. Und Kanonengebrüll cin bombensicheres Dach über dem Kopfe haben die Zukunft ist finster! Weitere Tausende, Hunderttausende, will, müssen eben alle mitwirken:" Wölben wir in dunklen Grüfte Millionen fann der Schreckliche zerschmettern. troglodytisch unser Haus." Troglodyten sind sie wirklich, unsere Schüßengrabeninjassen, moderne Höhlenbewohner.
Warum und wozu dies furchtbare Geschehen?
An diesem Punkte beginnt die riesengroße Aufgabe der Lebenden, die unabweisbare Pflicht gegenüber den Toten. Wahnsinn scheint über die Kulturwelt gekommen zu sein, Millionenopfer verschlingend. Aber die Lebenden haben darob nicht nur ohnmächtig zu klagen, sondern die Tat allein ist die Rettung. Die Toten fordern die rettende Tat von den Lebenden! Der katastrophale Wahnfinn schlägt in sein Gegenteil um, wenn die Lebenden aus dem ſchließlich überstandenen Unheil die bewußte Erkenntnis schöpfen und den tatkräftigen Willen, der Vernunft und Gerechtigkeit auf allen öffentlichen Lebensgebieten zum Siege zu verhelfen. Auf daß dieser milfürliche Millionentod der letzte jei, daß statt Barbarei, Haß, Feindschaft und Anarchie Humanität, Duldsamkeit, Ordnung und Frieden die Völfer leiten. Das fordern die Toten gebicterisch von den Lebenden das geloben die Lebenden den Toten! ( z)
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Goethes Faust" im Weltkriege.
Bon H. Farwig.
Als noch im Herbst 1914 der stürmische Bewegungsfrieg sich in den immer noch andauernden Stellungsfrieg umwandelte, stellte fich bei den Heeresangehörigen wieder das Bedürfnis ein, sich in den wenigen Mußestunden auch geistig zu beschäftigen. Wie schon in normalen Zeiten dies Bedürfnis sich sehr verschieden äußert, so natürlich auch im Schüßengraben. Sind doch alle Bildungsschichten
hier vertreten, und auch Menschen„ von sehr verschiedenen Jahren",
des Wachstums Bliite" wie auch das reifere Alter.
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Notizen.
Das zum Bau ihrer Unterstände nötige Holz müssen die FeldMusikchronil Das Sonntagskonzert des Schiller. grauen oft selbst fällen und auch an Ort und Stelle transportieren, Theaters am 26. November, mittags 12 Uhr, bringt Komposi und häufig genug mag es heißen:„ Wir brauchen Räume, wir tionen von Bach und Haydn sowie Beethovens Streichquartett fällen Bäume, die krachen, schlagen; und wenn wir tragen, da gibt Op. 95 in F- moll. Zieder singt Sydney Biden. es Stöße." Stunst chronit. Eine Ausstellung und Verlosung von Oft genug wird aber diese friedliche" Kriegsarbeit unter- Gemälden, graphischen Arbeiten, Kunstgegenständen, Schmuck usw. brochen durch tagelanges Artilleriefeuer. Besonders des Nachts zum Besten triegsbeschädigter Künstler findet bei freiem Eintritt in entfährt es dem einsamen Horchposten:" Welch ein greuliches Ent- der Schule Neimann, Landshuter Straße 38, statt. Die Ausseben droht mir aus der finstern Welt." Die in Flandern haben stellung ist geöffnet vom 26. November bis 9. Dezember werftägnicht erst nötig zu fragen:" Sind Briten hier? Sie reisten sonst so lich von 12 bis 6 Uhr, Sonntags von 12 bis 2 Uhr. viel, Schlachtfeldern nachzuspüren..." Heut tämpft der Brite Kunstabend. Hermann Sudermann wird am letzten wieder mal selbst auf Europas Schlachtfeldern. Im Angesicht all Vortragsabend des Berliner Goethebundes( Dienstag, 28. Novem der fremden farbigen Hilfsvölker mag der Krieger auch wohl im ber, 8% Uhr abends) eine noch ungedruckte litauische Geschichte Zorn Mephistos Borte hervorstoßen: Sie streiten sich, so heißt's, Miks Bumbulis" vorlesen. um Freiheitsrechte, genau besehn, sind's Knechte gegen Knechte." - Theaterchronit. Der Deutsche 3hklus" des Ein erheblicher Teil der waffenfähigen Mannschaft ist zurück" Deutschen Theaters" wird vor den Professoren und der Studentengeblieben und arbeitet daheim in Werkstätten, besonders auch in Bergwerken, und schafft das notwendige Metall zutage, dantit: schaft der Berliner Universität zur Darstellung gelangen. Am näch „ nicht Eisen fehle dem stolzen Mann, der allgemeinen Mord ersten Sonnabend wird nachmittags mit Kabale und Liebe " bejann". Wer aber ist dieser fürchterliche Mann? Heute werden wohl die wenigsten Menschen irgendeinen einzelnen, und sei er noch so Das alte Puppenspiel vom Dr. Faust, in anmächtig, für all das Unheil verantwortlich machen wollen, das der nähernd der Form, in der sie der junge Goethe sah, ist jetzt vom Weltkrieg bis jcht gebracht hat und noch weiter bringen wird. Wer Marionettentheater Münchener Künstler dargestellt. Vom Goethewüßte heute nicht, wie nahe die materiellen Interessen, besonders schen" Faust" fällt noch ein Abglanz auf dieses Vorläuferstück. Ein die des Handels, mit dem Kriege verknüpft sind: Strieg, Handel" Faust" ohne Greichen, und statt der hohen Menschenziele ein reliund Piraterie, dreieinig sind sie, nicht zu trennen." giös- moralisches Abschreckungsmittel das fennzeichnet die Ueber all das mag manch einsam des Nachts auf Posten himmelweite Entfernung der beiden Pole. Freilich auch abgesehen ſtehender Krieger nachdenken. Von hier aus werden seine Ge- von dem kulturgeschichtlichen Intereſſe bietet dieser Urfauſt treffdanken immer wieder seinen Lieben, die er daheim zurüdgelassen, liche Gelegenheiten für die barocken Teufeleien und die Humore des Vielleicht wäre es aber doch angemessen, daß die sich zuwenden. Ihnen gilt seine Sorge:„ Man denkt an das, was man verließ." verschiedenen Marionettentheater, die in Berlin spielten und spielen, mehr für Abwechslung sorgten. Sie haben alle drei den Opern und Singspiele, sowie einiges aus den Schäzen von Papa " Faust" auf dem Spielplan. Die Münchener sollten uns mehr Schmid geben.
gonnen.
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Hans Wurst.
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―r.
Meistens wird jeder das, was er zu Hause gewöhnt war, auch im Felde draußen lesen wollen. Meistens; aber doch nicht immer. Gar mancher, der sich sonst mit seichter UnterhaltungsWenn die Sehnsucht nach seinen Angehörigen mal gar zu stark Iettüre die Zeit vertrieb, greift jetzt auch mal zu einem befferen wird, entringt sich seinem Herzen Fausts Stoßseufzer:", fähit Buche. Das ist neben dem Ernst, wozu der Krieg alle mehr oder du, voller Mondenschein, zum letztenmal auf meine Bein..." Alle, meniger zwingt, auch der stillen und emsigen Bildungsarbeit der alle da draußen ersehnen ein Ende dieses unseligen Krieges herbei: Arbeiter, insbesondere unserer Jugendbewegung zu danken, die Schrecken ist genug verbreitet, Hilfe sei nun eingeleitet." Möchte Vorträge Im Institut für Meeresfunde sich in ihrer Wirkung bis in die Schüßengräben hinein bemerkbar doch endlich, so denken Millionen, der Delzweig sich zeigen: Frie- spricht Dienstag Dr. 2. Wagemann über das Deutschtum in Südmacht. Wie man oft genug beobachten tann, läßt man sich in der denszeichen jeder Flur." amerita, Freitag Dr. W. Schrameier über die deutsch - chinesischen Befriedigung seines Lejebedürfnisses auch jest nicht von natio- Weiter schweifen die Gedanken. Wenn der Friede endlich Handelsbeziehung. In der„ Urania " spricht Mittwoch Prof. nalen Motiven beeinflussen. Dort sitt einer in der Hintern Ede wieder da ist, was wird nachher? Wird der Krieg, nach all den Dr. Schlink über„ Unser Flugzeug vor und im Kriege", Donners feines Unterstandes beim trüben Kerzenlicht über Shakespeares unberechenbaren Schäden an Gut und Blut, an materiellen und tag Prof. Dr. Flamm über Unterseeboote". - Ueber„ Uranus und bamlet" gebeugt, während die Kameraden Karten spielen. Hier geistigen Gütern, der Menschheit, den Völkern und Staaten das Neptun" spricht Dr. Archenhold am Dienstag, abends 7 Uhr, in der sehen wir einen anderen bei Rousseaus„ Gesellschaftsverbringen, was man von ihm erhofft hat? Hoffentlich heißt es dann Treptow - Sternwarte. In der Berliner Gesellschaft trag". Auch sonst äußert sich der Bildungshunger sehr mannig nicht: Ein großer Aufwand schmählich ist vertan." für Rassenhygiene wird im Museum für Völkerkunde Mittwoch, faltig: Neben dem neuen Testament" und des Kirchen- Aber eben darum werden die Völker in Zukunft alles daran- abends 84 Uhr. Dr. Mjöen aus Kristiania einen Vortrag über vaters Augustinus Bekenntnifie " bädels Welträtsel" feßen müssen, eine gleich furchtbare Katastrophe, wie sie dieser Krieg" Rassenhygienische Reformvorschläge in Norwegen " halten. Gäste und Darwins„ Abstammung des Menschen". Sätten wir bedeutet, ein für allemal unmöglich zu machen. Wenn endlich der willkommen.
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Ums Menschentum.
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Verbesserung des inneren Zustandes mit dem äußeren. Kein| Schiller mit Nachdruck und zornrotem Gesicht. Ich hab' Zweifel, er flagte sich der Eitelkeit und des Stolzes an, die mich der Richtigkeit meiner Meinung versichert, indem ich ganz er gerade früher geübt hatte. Tieferschüttert griff auch Frih ummerklich, en passant, drüber im Gespräch die Herren MeEin Schiller- Roman von Walter von Molo . Schiller ins eigene Herz. Dort fand er Verstocktheit und manche dikusse Elwert und Reichenbach konsultieret hab'; sie denken Scharf kontrollierte Raspar Schillers Kielfeder die Zeile Lüge aus Not... ebenso!" Er sah böse auf die Uhr und stand auf. Ich geh' entlang und die Lippen murmelten sehr vernehmbar den Was hat Er vor morgen im Latein zu lernen auf- noch ein weniges in den Garten, zu meinen Bäumleins Zert.... Es ist doch wohl kein Mensch ohne Ehrbegierde, gekriegt?" fragte ihn der Vater im neugeschaffenen Gleich- schauen. Will sehen, wie die neu otulierten Fruchtgewächse die einen palpablen( greifbaren) Nußen verspricht. Es gibt gewicht. gedeihen. Phinele, du hilfest, zu deinem eigenen Besten vor nicht bloß einzelne Menschen, sondern ganze Nationen in der Morgen ischt kein Latein, Herr Vater; morgen ischt einst, der maman beim Abwaschen der Teller und pukest das Welt, welche um der Ehre willen alles tun und leiden Deutsch ." Zinn und Er, Frik, darf mit mir kommen, damit Er siehet, fönnen."-Schön gesagt!" lobte er sich selbst und wiegte ,, Es fommet immer mehr in die Mode! Einen ganzen wie man jede Viertelstunde nüßen muß. Dorothea, zufrieden den Kopf, es ist auch brab gesetzet, das kommt von Tag in der Woche wird das Deutsch jetzt schon betrieben, als bürste mir die Gardemontur, um vier Uhr haben wir Mader guten Handschrift." Er wandte sich auf dem Sessel und wär's eine Gelehrtensprach! Sprech' Er nicht so im Dialett; növers im herzoglichen Lustgarten zu machen; es sind zog den Blick in die Länge, ohne ihn von der Zeile loszu- Deutschland ist nicht Schwaben ! Die Zeichen mehren sich. Gäste da!" reißen. Dorothea: Herr Schubart, der fürtreffliche Organist, will „ Wenn du, Frik, jemals zu dem Geiste steigen solltest, auch demnächst Vorlesung halten über einen Herrn Klopstod daß jemand deinetwegen Druderschwärze in Bewegung seket, aus Hamburg , der ein bemerkbares geistlich Lied in deutsch so wird's greulich sein: deine Handschrift ist allzu schlecht und geschrieben hat." flüchtig. Hinc illae lacrymae!"
Nach einigen neuen Zeilengängen hob der Autor schnuppernd die Nase und fragte befremdet:" Riechest du nichts, Dorothea?"
Freilich," sagte die verstört und hilflos, ob ihrer Vergeßlichkeit, die Späßle brennen an." und rannte, mit plötzlich gleich?..." freigewordenen Gliedern, verzweifelt in die Stüche.
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Festen Trittes verschwand er. Die Dekonomischen Behträge" und den Friz nahm er mit in den Garten. ,, Schneid' nur weiter deine Docken aus," sagte die Mutter zu Phinele, die Anstalten traf, der Mutter wirklich zu helfen. Fris Schiller horchte hoch auf. Er vergab Herrn Schubart Du und der Frizz wollet ja doch wieder Theater spielen nach die Waffel- Affäre.„ Erlaubet das der Herzog?" fragte Frau der Schul'; mit dem Geschirr komm' ich schon allein zu End'. Dorothea, der liebet doch nur die Welschen! Er hat erst Aber setz' dich' nein zur Luise, damit sie nicht gar so viel lekthin verfüget, daß, neben Jomelli , der Salzburger Stapell- schreiet; es ist ja grad als wolle sie weg von uns." meister darf nicht aufgeführet werden wie heißet er denn In den sonnigen Gnadentälern flangen jauchzend die Mozart ; übrigens ist die permission( Erlaubnis) noch Osterglocken, auf der grünen Bergeshöhe sang leise und freu,, Du wirst ein tüchtiges Frauenzimmer werden, Christo- nicht herabverlangt vor die Vorlesung! Friz; freß' Er dig der Wind. phine," nickte Vater Schiller seiner älteren Tochter strafend zu, nicht so viel; Er hat jetzt genug!" Kaspar Schiller nahm Fruchtbar und grün lag Alt- Württemberg. ,, wenn du nicht einmal der lieben maman beim Kochen hilfft. seinem Sohne den Teller vor der Nase weg. ,, Meine mediWas seid ihr von heute nichts wert!" Mit Hinc illae sinische memoria( Erinnerung) faget mir, daß sich der junge lacrymae", las er lauernd weiter. Mensch den Magen nicht überfüllen dürfe, soll sein Geist da für hell bleiben. Ein Diener Gottes aber, so du wirst, hat sich vor allem zu gewöhnen, daß er das Jrdische negligiere ( vernachlässige)."
Das Phinele hielt krampfhaft die Pavierfiguren unter der Schürze fest und sah verstimmt zu Boden.
,, wirst du endlich in die Küche gehen!?" herrschte er sie an und hob den Kiel wie einen Speer.
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Die Weiler rauchten mit bläulichen Fähnlein, wie sauberes, spiegelblankes Kinderspielzeug schimmerten und gligerten in der Sonne die Dörfer und Märkte. Mitten durch lief der silberne Neckar und empfing mit funkelndem Blitzen den Wärmeregen des segnenden Gestirns. Fernher winkte die Marbacher Ringmauer. Der Wein stand hügelab, hügelauf in duftender Blüte. Und über all der neugeborenen Frühlingsherrlichkeit hing, wie ein blaues Tuch, der ewige Himmel und predigte Glück.
Frohes Wandern war's mit erhobenem Herzen. Die Frau Hauptmann Schiller erzählte mit beweglichem Ton: und die zweie, so nach Emaus wandelten, waren
Fritz Schiller hob nicht den Kopf, doch etwas unbeeinflußSie lief eilig zur Tür und wäre fast an Frau Dorothea bares in ihm dachte unbeirrt: Der Defan Billing ist dick wie angerannt, was der irdenen Schüssel, die die trug, sicherlich ein Schwein und ist geistlich der Höchste zu Ludwigsburg ! nicht zum Vorteil gereicht hätte. Bescheiden und etwas verlegen, ob des ihrem Manne Man setzte sich zu Tisch. gegenüber ungehörigen Widerspruches suchte Frau Dorothea Vater Schiller begann das Tischgebet zu sprechen. Ernster die verlorene Position ihres Buben zu halten: Bedenke, und machtvoller als sonst flang heute seine Stimme. Ver- Kaspar, der Fritz ist start im Wachsen; er stredet sich aus schwach und weibischen Herzens, sie glaubten nicht, daß der stohlen sah Frik Schiller seinen Vater: die behäbige Selbst- jedem Hösle, so ich ihm mach', und die sind aufs Wachsen ge- Herr erstanden sei. Der Dritte aber, der sich unterwegs zu gefälligkeit schwand, tiefe, schürfende Selbstzerquälung stand richtet! In solcher Zeit brauchet der Körper mehr als der ihnen gesellt, war männlicher und flüger als sie und legte an ihrer Stelle im andächtig erhobenen Antlig. Er bat und Geist, vermein' ich." ihnen alle Schriften aus, die von Jesum gesagt waren... ( Forts. folgt.)
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flehte um Erleuchtung, um Hebung aus der Menschennot, um Wie ich es gesagt habe, so bleibt es!" sprach Kaspar