Nr. 298.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sonabend, 30. Desember.

И

Eine verwickelte und dunkle Geschichte. Nach einer Boche 300 alte von einem Fuß auf den anderen des alten Troesmis ſtehen müſſe. Die Entdeckung erregte in der

Bon Arkadij Awertschenko.

1.

-

-

Der Stiefelhändler Podljukin zog seinen schäbigen, an den Nähten aufgerissenen Ueberrod ohne Kragen an und ging zu Fuß in den Laden des Spezereihändlers Chamom. Er begrüßte ihn und sagte: Brüderchen, gib mir zwei Pfundchen Schinken." Bitte, Brüderchen, für Dich zwei Rubelchen." Was fällt Dir denn ein, noch vorgestern habe ich doch nur 80 Ropeken bezahlt!" Nun, das war vorgestern, und das ist heute," lächelte Chamom ver­schlagen. Nun gut, Bruder Chamom, Du wirst noch an mich denken!" Er verließ den Laden, indem er Zahlen und Ziffern vor fich her flüsterte.

-

2.

"

-

"

Der Kaufmann Chamow zog seinen Ueberrod mit dem Kragen aus Hundefell an und fuhr auf der Straßenbahn zum Stiefel­händler Podljutin:" Tag!" sagte er, als er eintrat. Nun, Täub­chen, zeig mir mal so ein Stiefelchen."" Bitte, bitte," sagte Podljukin, und lief unruhig hin und her." Da ist schon ein Paar, 16 für Sie."" Was 16? Noch vor einer Woche habe ich doch für meinen Onkel bei Dir für 13 Rubel getauft!"" Was heißt denn das, vor einer Woche! Vor einer Woche kostete der Schinken bei Dir auch noch 80 Ropeken." Ach, so willst Du es machen?" Warte nur, bis Du zu mir kommst, ich werde Dir schon einen Dienst erweisen!" 3.

-

Der Kaufmann Podljutin zog seinen neuen Ueberrod mit dem Schaffellfragen an, setzte sich in eine Droschke und fuhr zum Spezereihändler Chamow. Bitte, fünf Pfund Schinken." Bitte fehr, zehn Rubel an der Kasse." Ach, jetzt kostet das Pfund schon zwei Rubel? Vorzüglich, vorzüglich, jezt weiß ich, was ich zu tun habe!"

4.

Der Kaufmann Chamom schickte fich an, zum Stiefelhändler Podljutin zu fahren und warf dazu seinen Biberpelz auf die Schul­tern, jeste seine Zobelmüße auf und rief, als er unter die Türe trat:" Nitifor, vorfahren!" Der wohlgenährte Kutscher   zwickte mit der Peitsche, und das Pferd flog dahin.

Podljukin empfing Chamow sehr stolz: Stiefelchen brauchen Sie? Bitte sehr, 38 Rubel das Paar, taufen Sie nur schnell, später werden Sie auch die nicht mehr kriegen."- Ach, so tommst Du mir," lächelte spöttisch Chamom, natürlich nehme ich die Stiefel­chen, aber ich rate nicht einmal Deinem Bruder mehr, sich bei mir im Laden zu zeigen, ich werde euch schon kommen."

5.

Bobljutin zog seinen Belzmantel an, der mit Silberfuchs ge­füttert war, ergriff seinen Stock mit der dicken massiven Goldkugel und trat unter die Tür: Michail, vorfahren!" Das Automobil fuhr pustend und zitternd vor und blieb auf dem Pflaster stehen. Podljukin fuhr zu Chamow.

-

Zwischen den beiden entwickelte sich folgendes Gespräch:" Ich, Bruder, bin ein gerechter Mensch, Du nimmst mich mit Deinem Schinken, ich Dich mit den Stiefeln, Du mich mit der Wurst, ich Dich mit den Galoschen."" Du wirst uns nicht unterkriegen, bisher hast Du mir für Deine Stiefel 62 abgepreßt, dafür verkaufe ich Dir die Wurst zu 83, Du nimmst 16 von mir für ein Paar Galoschen, und ich verkaufe Dir geräucherte Kalbsbrust zu 18,50." Verbittert schaute einer den anderen an und dann trennten fie fich.

6.

-

-

-

11

tosteten Stiefel zum Beispiel 13 Rubel und jetzt kosten sie 24." schaftliche Musterwirtschaft einrichtete. Die Ruinen der Gegend er­Allerdings," seufzte Publia Owetschkin, entschuldigen Sie!" regten seine Aufmerksamkeit, er fand Inschriften und alte Münzen zog Publia Owetschkin schon seinen Sommer- und aus diesen Funden konnte er schließen, daß er auf dem Boden stampfend, zu Podljukin hin. Ich brauche Stiefel.  "- 50 Rubel." Welt der Archäologen gewaltiges Aufsehen. Ersteigt man aber " Ach!"... Und man trug ihn ohnmächtig ins Hinterzimmer. Die Höhe der Hügel beim alten Troesmis, so erlebt man eine große Die Stiefel nahm er aber doch. Enttäuschung: nirgends steht noch eine Mauer, nirgends ragen mehr Ein fürchterlicher Sturm wütete, als Publia Owetschkin in Pfeiler oder Säulen empor; alles ist dem Erdboden gleich gemacht, seiner Autagsuniform ohne Ueberrock, die Fäuste vor dem Munde, und der Pflug zieht dort seine Furchen. Die weitere Umgebung von zu dem Laden Chamows eilte." Etwas Wurst möchte ich, ein Macin ist in strategischer Hinsicht von größter Bedeutung, und be­Achtelchen!" Hundert!" Was, hundert, wofür denn hun- reits im Jahre 1877, zur Zeit des Russisch- türkischen Krieges hat dert?"-" Hundert, uns ist alles egal, wenn man für Stiefelchen der scharfe Knick der Donau   in der Gegend von Galaz eine be­schon 50 bezahlt, da müssen auch wir, Sie verstehen schon, entschul- deutende Rolle gespielt. Unmittelbar hinter dem Flußlaufe nämlich bigen Sie, wir können uns nicht ausplündern lassen." Und Chamom liegt die Haupteisenbahnlinie. hüllte sich in seinen mit großen Smaragden geschmückten Pelz und Zwischen Macin und der Donau   sind allerdings überall schaute mit strenger Miene auf Bublia Owetschkin. Soll ich denn ausgedehnte Sümpfe und zudem ist das Verhältnis der Sterben?" frug Owetschkin ganz bescheiden." Bitte sehr, nur Uferhöhen an diesem Teile der Donau   anders, als an der mach' ich Sie darauf aufmerksam, daß bei den jezigen Preisen auch rumänisch- bulgarischen Donau  : während weiter oberhalb das ein Sarg nicht leicht zu erschwingen ist, und daß die Gäule, mit rechte Ufer höher ist, als das linke, liegen hier die Dinge um­denen man in die Grube fährt, auch Geld kosten!" gekehrt: da, wo Sereth   und Pruth   in die Donau   münden und der Owetschkin aber war schon alles ganz gleichgültig, er legte sich Strom um das Ende der Dobrudschabügel seine große Windung be­hin, seufzte und starb." Junge," rief Chamom, trag doch dieses schreibt, ist das linke Ufer höher, als das rechte; von der Ein­Opfer der Teuerung hinweg!" Und dann setzte er seine mit einem mündung des Sereth an, der an der Mündung an die 200 Meter gewaltigen, von Rubinen umgebene, mit Brillanten geschmückte breit ist, zeigt das linke Donauufer steile Lehmwände; teils sind die Müße auf und ging spazieren. Ihm folgte für alle Eventualitäten Ufer zerrissen, und stellenweise bilden die Lehmfelsen förmliche Zacken ein im Schritt fahrendes Automobil, in dem Körbe mit Aepfeln, und Schluchtengebiete. ( z) Birnen und Ananas lagen.

7.

-

Mag sagt, daß alles teurer wird, weil die Nachfrage das An­gebot überwiegt. Es werden aber auch solche Waren teurer, wie hänfene Stricke, für die die Nachfrage nicht groß ist. Leider! Die Nachfrage danach sollte eigentlich ganz erheblich größer werden.

*

-

Diese und andere russische Satiren aus der Kriegszeit hat Walther Weibel in einem Büchlein: Herren, Bauern und Beamte"( Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart  , Preis 1 M.) gesammelt. Sie geben ein Bild der russischen Volksseele gesehen mit den Augen des unter Tränen lächelnden Humors, aber auch einer scharfen Satire, die freilich schließlich in einem Nitschewo ( hat nichts zu sagen) endigt.

Kleines Feuilleton.

Macin.

An der Stelle des heutigen Macin lag im Altertum eine Römer­

Der 32. Dezember.

Der 32. Dezember ist durchaus kein Scherz, er eristiert vielmehr wirklich, und zwar handelt es sich dabei um eine Zeitbezeichnung, gegen deren Rechtmäßigkeit und Genauigkeit unter besonderen Be­dingungen allen Kalenderbestimmungen zum Troß kein logischer Einwand gemacht werden kann. Der 32. Dezember existiert, wie die Umschau" bemerkt, tatsächlich für alle jene Leute, die zum Ende des Jahres die Seereise von Ostasien   nach der neuen Welt zurück­legen. Denn da die Dampfer dabei ständig oftwärts fahren, sparen sie auf ihrem langen Wege einen Tag, und wenn daher die Fahrt mit dem Monatsende zusammenfällt, muß in den Schiffsaufzeich­nungen entweder der letzte und erste Tag mit je 36 Stunden ge­rechnet werden, oder aber man trägt, um noch genauer zu sein, den 32. Dezember als den letzten Reisetag in das Schiffsbuch ein.

-

"

Notizen.

Im Herzen von Afrika", Schweinfurths so be­titeltes Reisewert, das vor vierzig Jahren erschien, soll aus der dem Forscher gestern überreichten Stiftung neugedruckt werden.

-

Institut für Meereskunde. Deffentlicher Vortrag. 5. Januar: Direktor F. Hupfeld: Anforderungen an ein deutsches Kolonialreich. Beginn 8 Uhr. Georgenstr. 34/36.

Das

Münchener  

Künstler in den Ausstellungsballen am 300 bringt am Mittwoch, as Marionetten- Theater den 3. Januar 1917, abends 84 Uhr, zur Erstaufführung Mahl­manns König Violon und Prinzessin Klarinette" und Adams Komische Oper: Die Nürnberger Puppe." Figuren und Dekorationen zu beiden Werken schuf Joseph  

"

Wackerle.

-

"

Macin ist der alte türkische   Hauptort des nordwestlichen Zipfels der Dobrudscha  , den das rumänische Heer noch verteidigt. Er liegt unmittelbar an dem rechten Arm, dem Altwasser der Donau  , wo dieser sich aus füdnördlicher Richtung im rechten Winkel nach Westen wendet, um im Bogen auf den Hauptarm zuzuſtrömen, den er un mittelbar unterhalb von Braila   erreicht. Die letzten Ausläufer des Hügellandes der Norddobrudscha schieben sich hier von Südost nach Nordwesten vor, kreuzen die Straße, die von Macin im großen Bogen nach Jiaccea führt und schneiden Macin im Norden von dem gewaltigen Sumpfgebiete ab, das zwischen dem umgekehrten lateini­ichen W liegt, das hier von der Donau   gebildet wird. Fährt man- Der Mineralog Karl Hinge, der seit dreißig Jahren von Braila   das Altwasser der Donau   stromauf- Braila   hat eine an der Universität Breslau lehrte, ist gestorben. Sein großangelegtes regelmäßige Schiffsverbindung mit Macin, so hat man zunächst links Handbuch der Mineralogie" hat es ſeit 1889 auf über 4000 Seiten wie rechts ungeheuer ungeheuer ausgedehnte Sumpfflächen, in denen Text gebracht, ist aber noch nicht abgeschlossen. größere lagunenartige Becken liegen, die durch kleine, in dem Eduard Strauß  , der jüngste der drei Brüder Strauß, jumpfigen Gelär.de sich ansammelnde Bachläufe gespeist werden, der letzte der Wiener   Walzerkönige, ist 81 Jahre alt gestorben. bald erblickt man vor sich das Städtchen Macin, das schön an einer Das neue Rousseau   Museum. Am 21. Dezember Halde liegt und einen durchaus orientalischen Eindruck macht; es wurde in der Genfer   Universitätsbibliothek das neue Rousseau­Lieber Leser! Ich glaube, daß weder Dich noch mich der Kampf allein die beiden schlanken, hochaufragenden weißen Minarets be- Rousseau- Gesellschaft zurück. Der Rat der Stadt Genf   hat die im hat zwar eine rumänisch- orthodore Kirche mit einem Kuppelbache, Museum feierlich eröffnet. Es geht auf die Tätigkeit der dortigen dieser beleidigten Helden interessieren würde, wenn nicht. In diesem Falle bestand das wenn nicht" in dem kleinen herrichen das Stadtbild. Hinter Macin gewahrt man die blauen öffentlichen Besitze befindlichen Handschriften Rousseaus, sowie dessen Beamten Publia Owetschkin, der, Gott   weiß warum, zwischen die Hügel der Dobrudscha  , deren Sand- und Kalksteinfelsen sich bis Büste von Houden überwiesen. dicht an die Donau   heranfchieben. beiden beleidigten Helden geriet. Als er am 20. des Monats sein Armer Teufel, du! Von Peter Sturmbusch, dessen leberrod an und fuhr in der Droschke zum Stiefelhändler die ganze Dalta( Sumpfland zwischen den Donauarmen) beherrscht ihm: Er ist ein Bauernsohn," der wirklich singt, wie der Vogel Gehalt bekam, zog er seinen warmen, mit Schaffell gefütterten feste, das alte Arrubium, das auf seiner Höhe die Donau   und Name erst vor Jahresfrist literarische Beachtung fand, ist jetzt ein Buch Lieder erschienen. Die Wiener Arbeiterzeitung" sagt von Podljutin.' n Paar Stiefel.  "- Bitte sehr, 22 Rubel." Ent- haben muß. Freilich, das Vorgebirge, auf dem die Feste lag, ist schuldigen Sie, aber früher tosteten sie doch 13." billig, auch der Schinten tostete früher 80 Kopelen und jetzt zahlen feit langem abgebaut. Auch die übrigen, aus der Römerzeit er­" Das ist noch selbst heute nicht mehr erhalten; vielmehr wird es als Steinbruch ſingt, der in den Zweigen wohnt." Davon zeugt z. B. folgendes wir schon 1 Rubel 40." haltenen Reste machen einen kümmerlichen Eindruck. Unmittelbar füdlich von Macin durch den lagunenartigen See von der Türken­stadt getrennt, liegen die Ruinen von Troesmis, die im Jahre 1860, zur Zeit der Türkenherrschaft, ein Franzose namens More zufällig aufgefunden hat. Er erhielt nämlich von der türkischen   Regierung ein Ueber wechselseitige Erhaltung der Künste Stück Land in dieser Gegend geschenkt, auf dem er eine landwirt- spricht am 3. Januar Dr. Oskar Walzel im Anwaltshause. raubenden Hetlauf der Leidenschaften kamen sie heim, nur Die Wahrheit? Hast du so viele im Lagerraum Boigeol schmälte und ließ sich nicht bekehren, daß ein zweiter War das nicht Wahrheit, was wir die langen Jahre Goethe, da neben ihm, im gleichen Schlafsaal, erstanden wäre. sprachen?" Ein Schiller- Roman von Walter von Molo  . Vergebens lohte Hoven sein Lob aus; Boigeol schmälte. In" Ich kann dich, Schiller  , nicht immer loben, ich darf ,, D Scharffenstein! Vergiß nicht: du bist mein Freund!" der Sicherheit seines bezwingenden Reichtums trat Schiller   es nicht! Du kannst viel, sehr viel, aber du darfst dich nicht Verloren sprach Frizz Schiller diese Worte in die leere Luft, zum Beweise an, er wußte ja, daß er von feinerem Stoffe überheben!" mit dem siegesstolzen Blicke triumphierend in seinen fernen, wäre als viele'. Geschüttelt von heiligen Schauern, gepackt ,, Scharffenstein!!" unsichtbaren Welten wandelnd. Krampfhaft und bange ging von der Macht der eigenen Gottheit, fest entschlossen, auch Der Boigeol ist ein Neidkragen; das wissen alle! die Brust auf und nieder, vom Ueberschwang der Kraft den Zweifler niederzuringen, las Schiller   noch einmal ein Schiller, ich bin anders; verkenn' mich nicht! Du mußt Kritik umpreßt. Stückt seines Trauerspiels... bertragen, du bist kein Gott! Ueberheb dich nicht, Schiller,

-

Nach einer Woche mußte Publia Owetschkin Schinken kaufen. Er zog einen dünnen Frühjahrsüberrock an und fuhr zitternd vor Kälte in der Straßenbahn zu Chamow." Bitte, etwas Schinken." Bitte sehr, 2,10 das Pfund." Was fällt Jonen ein? Früher foftete es doch einen Rubel?"" Ach, früher! Ja, früher, Herr,

39]

-

-

-

Ums Menschentum.

,, Sag, Schiller, wie ist das mit mir; ich find mich nimmer..."

,, Scharffenstein, bin ich ein Künstler?! " Du weißt, daß ich es stets fagte; auch dann, wenn du selbst zweifeltest. Aber jezt höre einmal mich! Schiller! steig zu mir herunter; ich bin zerfahren und... ,, Was bin ich und was sind die andern!" Zwischen den hellen Betten der zwei Menschen stand etwas

Proletarierlied:

Wie die Lichtlein oben zittern, wie bei einer Totenruh. Deine Christbaumferzen sind es, armer Teufel, du. Und du fizt am Stein und Hungerst und die Seele friert dir zu.. Dein Gebet erstirbt im Munde, armer Teufel, du.

-

Doch Boigeol lachte! Lachte! Und sein Mund zeigte es muß gesagt sein, sonst fällst du zu tief! Du bist auch den Zug des übermächtigen Neides, den er nicht fesseln konnte. nicht im Leben gewesen, du kannst nicht mehr Erfahrung haben " Das ist gemachte Empfindung, besoffene Stimmung! Bald als. wir. Dein Wissen stammt aus Büchern. Schiller, glaub bist du Shakespeare  , bald Schubart, bald Leisewiß! Du mir, mein Herz ist weh zum zerbrechen, ich hab unmenschlich redest dich in ein Fühlen hinein, das dir, dem kalten Egoisten, gerungen, bis ich zur Erkenntnis kam. Sie wuchs nicht rein der nur die Ruhmsucht kennt, nicht innerlich ist. Das ist aus mir, aber jetzt ist sie rein geworden, indem ich die Wahr­nichts! Ich bleib dabei!" heit ihres Wesens erkannte! Glaub' mir! Es muß sein, Und auch deinetwegen: Du hast düsteres, flügelschlagendes auf! Es wehte kalte Schleier über hässigen Sturzsichtigkeit ab. Scharffenstein, sag' ihm, ob ich Fehler und mußt sie bekämpfen!" Nun tam er ins Stolpern, Verächtlich wehrte Schillers Mund die Anwürfe der ge- sonst bin ich am Boden. fie und war Scharffensteins Menschenrecht, das wider nicht so empfand! Schmeiß' ihm die Antwort ins milzfüch die Unfähigkeit, sein Fühlen, und Müssen formend mitzu­er spürte unter des heißgeliebten Freundes verächtlichem Blick, einmal riß das stärkere Fühlen der verehrenden Freundes. tige Antlig und sein Gezeter fällt ab von mir, wie getrockneter teilen; fleinlich lief er und hilflos mit der Rede in die

Schillers gewaltige Herrschaft aufzuspringen suchte. Noch

feele den zornigen Geier nieder. Noch einmal strömte in

bedrecken wollte."

-

"

Scharffenstein! Ich hab dich verloren!" " Schiller  ! Schiller!!"

-

maßlosen Worten die Bewunderung und vergaß noch einmal einer Stimme, die nicht ihm gehörte; er fühlte, daß nun find wild und gehen nicht mit dem Stopfe." Er brach ab, won ,, Du hast nicht recht, Boigeol," sagte Scharffenstein mit geboren zum Afteur; aber du schreieft, und deine Gebärden Wirrnis ein: Du meintest auch. Du läsest gut und seiest das eigene Jch. Doch die Sunte brannte und brannte; immer näher und Schillers großer, fragender und entsetzter Blick in sein Antlik sich selbst entsegi. näher schlich das Feuer dem Herzen. Solange die Kranken- ſtach: es ist wahr, der Schiller übertreibt manchmal! ſtube die beiden umgab, fehlte der glimmenden Flamme der Aber, Boigeol, du hast nicht recht! Er ist begabt!" nährende Sauerstoff. Der Rückhalt fehlte an die tausend Streng dich nicht an," sagte Bo igeol, frag den Elwert Der sah sich nimmer um und schritt hocherhobenen Dinge der Welt, die hilfreich nahten, wenn ein Seelenpalast dem hat er's gerade so gemacht: so lang' er ihn brauchen Hauptes durch den Hof, in dem die Steine grinsten. Zutiefst in Trümmer fiel. Als sie widerwillig, der bittern Ahnung konnte, zu Ludwigsburg  , war er ihm alles; jekt hat er ihn erschrocken standen die andern. Auch Boigeol gelang das boll, wieder in die Gänge und Säle des glänzenden Sterkers nimmer nötig, drum beachtet er ihn nicht."" zynische Lachen nicht, das er sich vorgenommen hatte. Als niedertauchen mußten, da brach lodernd und verheerend das" Boigeol," sagte Scharffenstein und war todblaß, weil Schiller   im dunkeln Tore verschwand, rannte Hoven wider Schadenfeuer aus. der schreckliche, erkennende Blick des zweifelnden Freundes den Scharffenstein an und schrie: Du bist ein Verbrecher! Zumsteeg tomponierte die Gefänge für Schillers brausende nicht von ihm wich, die Zeit verändert manches; be- Und er spie aus vor dem Freunde und stand hiebfertig mit Sinfonie gegen die kleinliche Menschensakung, Abel und Petersen denke das!" strichen, so viel ihnen der heftige Poet, im zügelfreien Be- ,, Streng dich nich an, Scharffenstein; gestern nach der" Laß ihn, Hoven!" sagte Petersen, er leidet ohnehin geisterungslauf des endlichen Erkennens, zugestand. Alles Tanzstunde mit den kommandierten demoiselles( Damen  ), schwer." Scharffenstein begann dem beleidigten Freunde nach­war Stolz und hilfbereite Begeisterung. warst du aufrichtiger. Dich liebt er auch nur, weil er dich zueilen, Petersen fing ihn und hielt den Schluchzenden zurück. jegt braucht, weil du gut zuzuhorchen verstehst." ,, Bleib, Scharffenstein!" Laß' mich!"

Auf einem Sonntagspaziergang im Bopserwäldchen las Schiller   einer kleinen Schar seiner Getreuen das Werk im Waldesrauschen vor. Wie betrunken, taumelnd vom atem- l

Scharffenstein! Du hast mich verraten! Ich seh's!" " Ich hab bloß, Schiller, die Wahrheit geredet...

geballten Fäusten.

,, Bleib, sage ich!"

Forts. folgt.)