Nr. 7.- 1917.

- Unterhaltungsblatt des Vorwärts, 10

Der Erdkrieg.

-

Je länger dieser Krieg dauert, desto tiefer wühlt er sich zehrend in das gesellschaftliche Leben, in die zitternde Menschheitsseele und tief, abgrundtief gräbt er sich ins schügende Erdreich. Noch nie hat ein Böllerkampf seine ehernen Sohlen so wuchtig, fraftvoll in die schwergeprüften Länder geschlagen. Noch nie die gegenwärtige Ericheinung ist ohne Beispiel in der Geschichte. Die ausgebrannten Dörfer und Städte werden eine neue, bessere Gestalt eher wieder annehmen, als die von Spaten, Spighade, Pulver, Minen und Granaten zersprengten und unterhöhlten Fluren, Wälder und Berge. Da sind Spuren eingeprägt, die Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte

überdauern.

Nach einigen Wochen oder Monaten Bewegungskrieg endigte das Wettringen   immer wieder im Erdkriege. Es gab immer wieder furze Perioden, in denen die Millionenheere zu offensiven Aktionen die Unterstände, Gräben und Wehren verließen. Aber das wesent­liche Kennzeichen der kriegerischen Handlung ist und bleibt doch die zur Gefezmäßigkeit gewordene Erdgebundenheit, das absolut not vendige Schußiuchen in der Erde   Schoß; hat die Offensivkraft ihr Ziel erreicht oder ist sie zur Neige gegangen, so muß wieder schüßende Zuflucht ins Erdinnere genommen werden.

Das Schutzsuchen der Millionenheere im Erdboden ist die folge richtige und einzig mögliche Gegentendenz gegenüber den glänzenden Errungenschaften der Waffentechnik; Artillerie, Maschinengewehre, Infanteriegewehr hatten zu Beginn des Weltkrieges einen Ent­widlungsgrad erreicht, der es einfach unmöglich machte, die Regi­menter dauernd schutzlos diesen gewaltigen Berstörungskräften aus zusetzen. Jene im Frieden übliche Prophezeiungen, der moderne Krieg werde infolge der ihm zu Gebote stehenden Bernichtungs­mittel nur Tage oder Wochen dauern, denn so schnell würde das Menschenmaterial erschöpft sein, wären in der Tat zur Wirklichkeit geworden, wenn man nicht ein ausgleichendes und rückwirkendes Gegenmittel gefunden hätte das Erdreich. Dieses Urelement, das den Menschen seit Anbeginn ihres tampferfüllten Daseins Schutz, Existenz, Leben bot, wurde auch zum relativen Erhaltungs­und Rettungsmittel entgegen einer furchtbaren Kriegstechnik.

-

Januar.

gefrönter Höhenzug. Unsere Gräben ziehen sich jenseits des Berges ihm oft gefährdet. Er sucht das Wesen, aber er vergißt, daß das auf halber Höhe hin, während der Gegner auf der ganzen Strede Wesen sich im Bilde, in der Form offenbart. Seine Gedichte im Grunde liegt. Bir müßten also, um zu den Stellungen zu ge- werden leicht zu programmatischen Manifesten, die sich in gestaltloser langen, vor dem beobachtenden Auge des Gegners über den Berg Rhetorit verlieren, und diese Gefahr wird immer stärker bei ihm. hinweg. Tiefe Laufgräben sichern wohl die Hin- und Herbewegungen Man erkannte es an den Schöpfungen, die er am Sonnabend in jedoch nicht völlig. Es fönnen überraschende Eventualitäten ein- der Sezession vortrug, und man erkannte es um so deutlicher, als treten, für die man gesichert sein muß. Diese Sicherheit ist nur ge er schlecht und schreiend, mit überhister Ertase, sprach. Der Weg, währt, wenn wir unter dem Berge durchgehen! Ein Tunnel, der vor ihm liegt, ist der vom Künder zum Gestalter. Er wird die eine Straße durch den Berg! Gestalt doch inniger wollen müssen, wenn er vom Wesen sichtbar langen, wo die wahrhaft Großen stehen. Immerhin er bedeutet und wesenhaft fünden will. Nur so kann er zur Höhe hinauf ge­eine Beriönlichkeit, ein neues Erlebnis der Welt, das Form zu werden begehrt, und das ist es, was die Blicke auf ihn awingt. Von Werfel   erschienen bisher die Gedichtbücher:" Der Welt­freund"," Wir sind" und" Einander" sowie die Troerinnen"( nach P. H.  Euripides  ) sämtlich bei Kurt Wolff   in Leipzig  .

und Monate wird Tag und Nacht hart geschafft. Das Werk gelingt. Pioniere nnd Armierungssoldaten gehen an die Arbeit. Wochen Der endliche Durchbruch bereitet nach der langen Arbeit Genug tuung und Freude. Der Tunnel mißt eine Länge von 400 Meter. Von der Mitte her führen noch zwei Seitenschächte in die Stellung. Das Innere des Tunnels ist mit Mannschafts- und Sanitätsunter ständen und mit Munitionstammern reichlich versehen. Es ist im ganzen eine gewaltige Anlage, die nun aber auch alle gewünschten Garantien bietet; das stärkste feindliche Geschoß kann diesem Berg­tunnel nichts anhaben.

( z)

Kleines Feuilleton.

Franz Werfel  .

F. P.

-

-

Geschriebene Zeitungen.

M

auf den zweiten Tunnel, darüber hinaus auf den dritten, vierten, noch Zeitungen mit der Hand geschrieben. Nicht etwa in den Tagen vor der Erfindung der Buchdrucker­Eine kleine Wegstrede weiter an dem Höhenzuge hin stoßen wir tunst, sondern als es schon längst gedrudte Zeitungen gab, wurden fünften und so weiter! Der Grund dafür lag die Spuren, die er in den europäischen   Boden gegraben, werden bringen, was sich ereignete oder wovon gesprochen wurde; in der Regel Der Krieg wird einmal zu Ende gehen, indes seine Wirkungen, mehr oder minder strengen Zensur standen. Sie durften nicht alles darin, daß die durch Druck verbreiteten öffentlichen Blätter unter einer sich lange nicht beseitigen lassen, überdauern alle die, die diesen fogar das Wichtigste und Interessanteste nicht, dessen Verbreitung den furchtbaren Krieg zu bestehen hatten. Und wenn einst unsere Nach- Behörden oder den Fürsten   nicht erwünscht war. Die Lücke" suchten fahren jene grandiosen Erdwerke betrachten, deren Schöpfung dem unheilvollen Geist der Völfervernichtung entsprang, dann werden sie wurden sie unbeanstandet versandt, bald aber verboten die Re darum die geschriebenen Nachrichtenblätter auszufüllen. Anfangs mit Staunen und Schrecken der vergangenen Kriegsepoche gedenken. gierungen ihre Herstellung und bedrohten sie mit Strafen. Doch nunmehr vertrieb man sie heimlich, und nur um so ausgedehnter wurde das Geschäft mit ihnen. Die Feindschaft der Regierungen gegen die geschriebenen Zeitungen mag oft gehug begründet gewesen sein, indessen weisen viele der jetzt noch erhaltenen Blätter Nach richten und Bemerkungen auf, die nach heutiger Ansicht sehr harm loser Natur sind. Im achtzehnten Jahrhundert nahm die Zahl Wieder ist einmal jüngster Tag in der deutschen Dichtung. Eine der geschriebenen Zeitungen start zu. Nicht nur an den Sitzen der neue Jugend ist da und fühlt sich als Sprecher des Seins. Mit Regierungen und in den großen Städten gab es" Avisenschreiber", Indessen hat die Kriegstechnit, während der Weltkrieg tobt, jedem Geschlechte, das geboren wird, werden Gott   und die Welt meistens Beamte, die zu den diplomatischen Stellen, den Kanzleien feineswegs stillgestanden, sondern weitere enorme Fortschritte ge- neu, und die Jugend hat immer recht; denn sie ist drängende Be- und Aemtern in Beziehung standen, sondern auch in fleineren macht, zu deren Erlangung in friedlichen Zeiten wohl Jahrzehnte wegung des Geistes, der weiter will. Sie ist Auflösung der Er- Orten entstanden geschriebene Blätter, hier besonders aus der erforderlich gewesen wären. Die Wirkung. Durchschlagstraft und starrung und Vormarsch auf dem Wege zum Unbekannten. So Feder von Postbeamten, die durch ihren Dienst von vielerlei Vor­Maffe der Artillerie ist ungeahnt gesteigert worden. Das Flugwefen erleben wir jegt wieder eine neue Revolution in der Literatur. sängen im Lande Kenntnis erlangten. Die Blätter, die ziemlich hat sich zu einem Auskunfts- und Kampfmittel ersten Ranges ent- Junge Menschen erleben die Welt neu und wollen den Dingen ein regelmäßig erschienen und erklärlicherweise recht teuer waren, be­widelt. Neue Waffen sind hinzugekommen, Handgranaten, Minen, neues Gesicht geben. Die Formeln, die vor zwanzig und dreißig standen fait in sämtlichen europäischen   Staaten, trotz aller Verbote Erdsprengungen großen Stils. Das hat naturgemäß bewirkt, daß Jahren gefunden wurden, sind unzulänglich geworden und müssen durch die Regierungen. Diesen Verboten übrigens verdanken wir die vorhandenen Erdfestungen noch besser, planmäßiger, vor allem durch andere, erschöpfendere, erfegt werden, die das Verhältnis der es zum Teil, daß eine ganze Anzahl solcher Blätter erhalten ge­tiefer, immer tiefer gelegt wurden. Die leichten Gräben und Unter- Menschen zum Sein stärker aussprechen. blieben ist. Denn in Preußen z. B. wurde zu Anfang des 18. Jahr stände vom Kriegsanfang haben bedeutend stärkeren Anlagen Platz hunderts auf der Post streng nach ihnen gefahndet und alle ber­machen müssen. Aus den Gräben sind kleine Kanäle geworden, dächtigen Briefe wurden angehalten und geöffnet. Die geschriebenen deren Inneres kunstgerecht mit Holz, Beton und Eisen ausgebaut ist. Zeitungen bestanden bis tief ins vorige Jahrhundert hinein. Nach Ein Netz von solchen 2 bis 21%, Meter tiefen Schüßen- und Lauf­den Freiheitskriegen wurden sie seltener, auch hörten die Ver­gräben bildet ein hervorragendes Verteidigungssystem, setzt eine folgungen durch die Behörden nach jener Zeit allmählich auf. Stompagnie instand, dem anstürmenden Bataillon erfolgreich die Stirr: zu bieten. Rotizes.

-

!!

Derjenige, der hier als Führer angesprochen wird, ist der junge Prager   Franz Werfel  . In ihm ist der Wille zur neuen Synthese am finn- und sichthaftesten. Er hat die zusammenfassende Kraft des Ausdrucs, die Programm bedeutet, und den Mut zu erstem Be­ginn. Die deutsche Dichtung hatte in George und Rilke   eine Höhe der Form erreicht, über die es fein Hinaus mehr gibt. Werfels Dichtung erscheint zunächst als ein Zurüd. Aber es ist ein Zurüd Die alten flach in die Schüßengräben eingefügten Unterstände zu den ersten Quellen, das gleichbedeutend ist mit dem Wieder--Die Arbeiterborlesungen der Sumboldt­find heute so gut wie verschwunden, da deren Bombensicherheit" durch gewinnen einer nenen Ursprünglichkeit des Fühlens und Sehens. Akademie Freie hochschule, die trotz des Krieges mit die massenhaft schwere Artillerie und Minentätigkeit bedroht ist; nament- Wesentlich ist hierbei das starfe Vertrauen auf die Kraft des Ge- wachsendem Erfolge und steigenden Hörerzahlen abgehalten werden, lich die im Nahlampi immer mehr Verwendung findende schwere fühls, das die Worte von selber zur Form werden läßt. Werfel haben wiederum eine Bereicherung erfahren. Sie finden an den Flügelmine durchschlägt 4-6 Meter dide Deckungen mühelos. Aber hat dieses Vertrauen. Er zerbricht die Form, die von gestern ist, Wochenabenden von 8 bis 10 Uhr statt. Außerdem werden an es wurde nun wieder ein besserer Schuh, ein Ausweg gefunden um aus dem unbeirrten Glauben des Anfangs und das Empfinden Sonnabenden wissenschaftliche Abende und an einigen Sonntagen tiefer, tiefer ins rettende Erdreich! Der den Unterstand eriegende neuschöpferisch werden zu lassen. Führungen durch wissenschaftliche Sammlungen veranstaltet. In Stollen kann stufentvets, gleich der in den Keller führenden Treppe, Das Weltgefühl, das in Werfel   empordrängt, ist das Gefühl der Eröffnungsvorlesung am Sonnabend, den 13. Januar, 8 Uhr abends, beliebig weit in die Tiefe getrieben werden; 8-10 Meter und von der Göttlichkeit alles Seins und der Geschwisterlichkeit alles spricht Friedrichstr. 126 Julius Bab   über Volt, Kunst und Theater" mehr Deckung lönnen leicht erreicht werden. Ein derartiger Wefens. Von ihm singen alle seine Rieder. Er ist ein junger, Das Hamburgische Museum kaufte die bekannte Stollen, unten geräumig hergerichtet, mit mindestens zwei liebe und demutumgürteter Bruder des heiligen von Assist. Er Antikensammlung des verstorbenen Joh. Neimers. Ausgängen versehen, wird den üblichen Kanonoden troßen fingt die Schönheit des Mitleids und lehrt das Gesez des Duldens Delar Sauer, der feine Gestalter und Seelenlünder, fönnen. Werden allerdings sämtliche Ausgänge eingedrückt, und Dienens. Ein Novalis des follektivistischen Gedankens, möchte hat fürzlich seinen 60. Geburtstag begangen. Seine weitreichende, mas nur in seltenen Fällen ober in tagelangem Trommel- er alle Getrenntheiten des Wir sind in das alles Jch und Du wenn auch nie laut gewordene Bedeutung fand ihren Widerhall in feuer schwersten Kalibers eintritt, dann heißt es, fidh mit aufhebende Einander" der göttlichen Liebesflut auflösen, und sein der Ehrenvorstellung, die seine Kollegen von der Bühne ihm Spaten und Spigbade aus dem erstidenden Loch heraus arbeiten. Dichten ist Gerichtstag" über das Jch, das an feinen Bedingtheiten widmeten. Eine andere Ehrung bringt ihm ein Gedenkbuch, das u allen Fällen ist das leider nicht mehr möglich. zerfällt und nicht in die Grenzenlosigkeiten des Seins aufgehen will. Siegfried Jacobsohn   bei Defterheld u. Ko. Herausgibt. Es bringt Von Ypern   bis zum Eliaß, von Dünaburg   bis zur rumänischen Gr.preist die Dienenden, die mit abgeschundenen Händen sich irdisch einen Lebensbericht des Künstlers, vom Herausgeber, zahlreiche Grenze( von den fleineren Striegsschauplägen ganz zu schweigen) ist tilgen, himmlisch sich vollenden" und verflucht die Trägheit des Bilder von Sauer und mannigfache Beiträge von Kollegen, der Erdboden mit solchen Gräben und Stollenbauten durchzogen! Herzens und die Eitelkeit des Jch, die die Welterlösung durch die Autoren, Kritikern, Direktoren. Man freut sich, daß auch einmal Die sich beständig ausdehnen zu Straßen und Wandelgängen! reine Liebe hindert. Das bedeutet eine Bodenverschiebung, ausgeführt von Millionen ein so stiller, feiner Mensch zu dem Seinen kommt und gar schon Was Werfel   auszeichnet, ist seine Energie und die Glut feines zu Lebzeiten. Händen und einer hochentwickelten Technik, der in dieser Art nichts Gedankens, die starke Zeugnisfraft seines Menschentums. Er will Ein Arbeiter Sängerbund in der Schweiz  . an die Seite zu stellen ist. Die ägyptischen Despoten ließen nicht Wortemacher sein, sondern Künder; hingegebener Mund der In der Schweiz   werden Versuche unternommen, einen einheitlichen bon Sllaven in jahrzehntelanger Fron steinerne Pyramiden Wahrheit. Er haßt das Wort als solches. Ach, es ist nicht gut zu Arbeiter- Sängerbund zu gründen. Bisher bestanden zwei Verbände: aufrichten, die Feudalherren des Mittelalters stolze Truzburgen sagen, denn wer jagt, berjagt," heißt es einmal; Lügner, die zu der Grütli- Sängerbund und der Arbeiter- Sängerbund. Es wird nun es sind Sandkörner gegen die Erdwerke des Weltfrieges. Worte famen, morden Gott   und uns mit Namen, Namen". Er haßt vorgeschlagen, beide aufzulösen und in einen Schweizerischen   Arbeiter Da erstreckt sich der Front entlang irgendwo ein buchentvald. die Eitelkeit des Wortes. Dies ist sein Zwiespalt, der den Dichter in und Grütli- Sängerbund" zu vereinen.

47]

Ums Menschentum.

Ein Schiller- Roman von Walter von Molo  .

"

"

-

-

,, Tritt her, Maler! So trozig stehst Du da, weil Du Friedrich Schiller   ging festen Willens seinen Gang, unent­Leben auf toten Tüchern heuchelst und große Taten mit vegt rührig, seinem Können zum Durchbruch zu verhelfen. fleinem Aufivand verewigst. Du prahlst mit Poetenhize, der Lug und Trug der gespielten Gleichgültigkeit des ,, nur für Phantasie martlofem Marionettenspiel, ohne Herz, ohne taten- sich schaffenden" Künstlers fannte er nicht, nur vom Leben Ich hab' Ihm zwei Zivilröcke schneidern lassen," brach erivärmende straft; stürzest Tyrannen auf Leinwand; bist empfing er sein stönnen, nur im Leben bewies sich dessen der Vater fachlich das böse, heimtückische Schweigen, für selbst ein elender Sklave! Machst Republiken mit einem Dasein. Er sandte sein Werk nach Mannheim   und bat um Seine Zivilpraxis. Die Poesie wird Er jetzt doch sicher- Pinsel frei;- fannst deine eigenen Ketten nicht brechen! Verwendung bei Herrn von Dalberg, dem Intendanten. In lich beiseite sezen, wo Er anders beffer Geld verdienen Geh! Deine Arbeit ist Gautelwert der Schein weiche der Zwischenzeit, bis die Entscheidung kam, schuf er am der Tat! Ich habe getan, was du nur maltest... Fiesco   und ftritt mit literarischen Regierungsratssöhnen, die ,, D, Herr Professor, einzigtreuer Freund, wann wird endlich des gesitteten Stuttgart   vollste Unterstügung hatten. Er ent

fann?

Ich muß immer in Uniform gehen! Es iſt direkter Be­

fehl vom Herzog."

Ratlos fah Frau Dorothea den Gatten an. Jetzt ist das Geld umsonst in den Wind geworfen." ,, Da kaufest du den Fräuleins eben heuer nichts Neues!" furrte Kaspar Schiller, dem der Herzog jezt nicht hätte be­gegnen mögen. ,, Sie stolzieren so wie die städtischen Damen herum."

-

die Freiheit für mich kommen, wann endlich werd' ich den Worten faltete sein Banner und zog allenthalben zu Feld. Fehler­die Tat folgen lassen und die Stetten brechen, wann endlich behaftet wie jeder Mensch, berechtigter aber durch sein werd' ich sagen können: ich hab' getan, was jetzt der Kiel   flammendes Göttergehirn! bloß malte? Jest muß ich in die Kaserne und das Lazarett Dann war der große Tag: Hemdärmelig faßen sie im abtrampeln und dann ist Wachtparade!" " Ochsen und spielten, wie immer, Manille. Der Leutnant Lehrer und Freunde haben zu stüßen, wenn ein Genie Scharffenstein verlor, weil er nach der Türe schielte und mit wanft, wenn es leidend sich zu neuen Sträften schwingt. Und dem Kopfe, statt beim Startenspiel, bei Schiller   war. Warumt Herr Vater," sagte Friedrich Schiller   hastig, die zwei doch! Wie klein, wie jämmerlich und erbärmlich klein ist das, tam der heute so spät? Hatte ihn wieder die Mutlosigkeit Zivilröde nehm' ich heute abend nach Stuttgart   mit; viel- das der Gehilfe, was ein Mensch dem andern zu tun ver- heimtückisch überfallen? Die untätige Zeit des Wartens, die leicht fann ich sie brauchen." mag! Abel, Petersen und Scharffenstein gaben Geld, Hilflosigkeit dieser wichtigsten Entscheidung gegenüber, zerriß Streicher spielte ihm Slavier vor und die andern verkündeten die Ruhe Schillers, der sich am liebsten selbst den Weg durchs lärmend Friedrich Schillers Ruhm den Stuttgarter   tauben Ohren. Dickicht hieb. Das ging hier nicht. trinkens bezichtigte und mit Bedauern und Entrüstung fon- nungen, Siegen und frühem Tode kraus die Rede war, Ser Doch die hörten bloß den Tratsch, der Schiller des Wein- Der Stapf fang ein wüftes Kriegslied, in dem von Hoff­ſtatierte, daß ein junger Mann, statt zu schlafen, die ganze Petersen trieb eingehende Studien für sein epochemachendes Nacht in seinem Zimmer Lichter brennte. Bis das Buch tam Werk Geschichte der teutschen Nationalneigung zum Trunke", und von Hand zu Hand ging, bis das Ausland sein Wort die andern schrien, tranten und rauchten, daß die Stube wie sprach, bis wie eine Revolte Schillers Worte durch die Jugend der qualmende Vorhof der Hölle Klang. rannten und vornehme Reisewagen eitler Stammbuchbettler ,, Elf Uhr und der Schiller fehlet noch immer!" Wie eine reife Frucht, die vom Baume fiel, so lag das vor Schillers armem Quartier hielten, in dem er von Knack ,, Gewißlich rennet er wieder im Ludwigsburger   Forst gefchaffene Werk; doch der erzitternde, ruheloje Staman wurst, Salat und Begeisterung lebte. Da zog man nachdenk- herum und in seinem Kopf spuken die Eulen und das Käuz­blühte neues Fühlen und Denken, das verlangend ins lich den Stopf von der einen Schulter zur andern und legte lein schreit." Dasein der Wirklichkeit drängte. Fiesco   entstand, wuchs und die Spazierſtockknöpfe wägend an die Nasen. Sollte doch ,, Lasset ihn nur allein; er kommet mächtig vorwärts im trieb neben den Räubern, für die kein Verleger sein Geld vielleicht an dem zügellosen jungen Mann etwas dran sein? neuen Trauerspiel!" hatte wagen wollen. Und Herrn Haugs Zeitschrift nannte gar das Wert ein Phä- ,, Er zerreibet sich im Denken und wird vorzeitig enden; nomen, das größeres Aufsehen noch machen werde? Und werdet fehen!" Herr Haug war Profeffor!

Bange fah ihn die Mutter an, er wich vor ihrem Blick zur Seite. Kaspar Schiller nickte. Vielleicht kann er die Röcke gut verkaufen! Sche er, dort kommet sein jüngstes Schwesterle, das er noch gar nicht kennet! die Hanne!" Friedrich Schiller   lief dem Kinde entgegen und riß es an sich, daß es zu schreien begann. Tief und erlöst atmete die Mutter auf. Er hat doch noch ein gutes Herz!" Staspar Schiller fing die Hand seiner Frau.

*

-

-

"

Die rohnfreie Nacht ward dem Dichter zum Arbeitstag. Verzweifeld rang der unterliegende Leib mit dem Helden geist, der ihn achtlos für sein ewiges Werk als Wurzel und Handlangei nühte und allzu frühe verdarb. Die Furien der In Brodhags Gasthaus Zum Dchsen", unter Bauern Begabung raften, sie jagten den Sieggequälten in Abels und Fuhrknechten, war Friedrich Schillers Hauptquartier. Zimmer. Sein Inneres warf formend die Lavagluten des Dort lasen die Freunde Herrn Wielands Brief, dort begossen Leidens aus das ihn, in der Kerkerhaft seines Mühens, zer- fie mit Landwein den kritischen Sieg ihrer Räuber" in der frallte: Erfurtischen Gelehrten- Zeitung. Das Wert begann zu zünden.

"

"

11

Der alte Elwert faget, eine Stuh verstünde mehr von der Medizin als er. Er gäbe Dosen, daß die Grenadiere in einem Tage gesund oder hin seien!" ,, Schwarzbrot und Freiheit!"

fangenschaft!"

Freiheit im Tode ist besser als Zuckerwerk in der Ge­Forts, folgt)